“Hättest du geschwiegen, du wärst Philisioph Philosoph geblieben”. Sloterdijks Geschwätz in der FAZ ist weder ein Zeugnis ökonomischen Sachverstandes, noch ist es auf einem Niveau, das noch mit viel Mühe als “theoretisch” oder “philosophisch” betrachtet werden kann.
Das Problem bei solchen Texten ist, das man nicht weiß, wo man anfangen soll, weil sie durchtränkt sind vom Unsinn.

Es beginnt mit der Unterstellung, “moderne”, bald aber auch “linke” Theorien, zumal der Marxismus, seien geprägt von der
Respektlosigkeit vor dem geltenden Recht, insbesondere dem bürgerlichsten der Rechte, dem Recht auf die Unverletzlichkeit des Eigentums.”

Wirr. Die Moderne hat eine ganze Reihe völlig anderer Theorien parat. Also meint er doch die “linken”, “sozialistischen” oder “anarchistischen”? Die wären dann in diesem Sinne gleich? Und auf welches “Recht” bezieht er sich dann? Gibt es kein Recht in sozialistischen Staaten? Oder ist Recht nur dann eines, wenn es das Eigentum bedingungslos schützt?
Für letztere Interpretation spricht die Formulierung “Unverletzlichkeit des Eigentums”. Wo gibt es das denn? So weit gehen nicht einmal die radikalsten Neoliberalen, Eigentum zum Unantastbaren zu machen. Wovon redet der Mann?

In seinem Amokritt durch die Geschichte der Ökonomie wirft er Marx eine “klug konfuse” Werttheorie” vor. Konfus ist diese Formulierung wie auch viele andere in seinem Text. Eine klitzekleine Bemerkung, wie das denn zu verstehen ist, wäre hilfreich gewesen. Ich kann es mir zwar ggf. denken, aber genau so mag ich mich eben nicht auseinandersetzen.

Die völlig unkritische Zitierung “liberaler” Theoreme, deren Herkunft meist schleierhaft bleibt, wird mit Halbsätzen garniert, die den Schluß zulassen, Sloterdijk stimme dem neoliberalen Mainstream zu. So malt er etwa die Krake “Staat” an die Wand und sieht eine “unerhörte Aufblähung der Staatlichkeit in der gegenwärtigen Welt“.
Fragt man sich zuallererst, ob das wirklich das gegenwärtige Problem der Wirtschaft ist. Historisch betrachtet, ist es aber erst recht völliger Mumpitz. “Staatlichkeit” in wirtschaftlicher Hinsicht kennt aus der Geschichte absolute Zinsverbote ebenso wie erdrückende Steuern. Staatlichkeit, die übers Ökonomische hinausgeht, war omnipräsent bereits in den antiken Weltreichen. Wo ist jetzt also die “unerhörte Aufblähung”, die Sloterdijk ausgerechnet in einer Zeit globaler Deregulierung erkennen will?

Das Böse schlechthin ist der weiter mit reichlich Seitenwind durchs Gelände torkelnden Weisheit die Einkommenssteuer, eine “Schröpfung”, an der “Wohlhabende” “zugrunde” gehen.
Wie der kleine Peter die Welt sieht, verrät er uns ganz ausdrücklich:

Voll ausgebaute Steuerstaaten reklamieren jedes Jahr die Hälfte aller Wirtschaftserfolge ihrer produktiven Schichten“.

Es gibt also produktive Schichten, die Wirtschaftserfolge erzielen. Selbst ein Simpel, der sich das so zurecht legt, dürfte fragen, wie denn die Unproduktiven produktiver werden könnten und ob das vielleicht etwas mit fehlenden Mitteln zu tun hat. Das ist aber wohl zu kompliziert für Talkshow-Philosophen. Sloterdijk beläßt es freilich nicht bei diesem miefigen Argument. Um sich inmitten einer gruseligen Attüde, die Vokabeln wie “pantagruelisch(e) Schulden” hervorbringt, dem Liberalala gänzlich anzuschmiegen, geht er noch einen Schritt weiter:
Die “Plünderung der Zukunft” ist ihm am Werke, wo solche Schulden gemacht werden.

Es wäre mir äußerst sympathisch, eine philosophische Anstrengung zu kommentieren, die sich des Problems von Zins und Schuld annähme. Aber auch hier ist einfach einfach einfach, und es ist, Abrakadabra, der Staat, dessen Schröpfungen uns die Zukunft nehmen. Nicht etwa ein Zinsmarkt, dessen Gewinnversprechen jede reale Produktivität lähmt, ist das Problem, sondern ein Staat, der Wohlhabende unproduktiv macht und die Zukunft zerstört.

Letzteres ist endgültig jeder Philosophie unwürdig. Der Staat, selbst wenn er dies wollte, wird die Zeit nicht anhalten. Sloterdijk preßt in eine seiner wirren Aufzählungen das Wort “Währungsreform” und zeigt damit eigentlich auf, daß “der Staat” im Zweifelsfall sogar die Möglichkeit hat, das ganze Schuldenkarrussell außer Kraft zu setzen. Theoretisch jedenfalls. Eine Währungsreform kennt der Autor aber nur als “Enteignung”.

Muß ich schließlich auch noch fragen, bei wem und unter welchen Umständen ein Staat sich verschuldet? Wer davon profitiert und wer das alles bezahlt, “enteignet” wird?
Ist der Mann so naiv, völlig bekokst oder hat er hat er andere Gründe, einen solchen Schwachsinn zu verzapfen?
Vielleicht treibt ihn ja seine ganz persönliche Zukunftsangst. Da richtet er sich lieber als Philosoph zugrunde und verdingt als sich Nützlicher Idiot derer, die noch immer ihre Schäfchen ins Trockene gebracht haben.

p.s.: Zum Thema “Landraub” werde ich mich in den kommenden Tagen noch äußern.