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Juni 2011


 
udo So, die Editierfunktion für die Kommentare läuft wieder. Ich mache mir hier und da Gedanken über das Design und habe eine beinahe komplette Kopie auf Basis eines neueren Themes erstellt. Neuere Erweiterungen und Features sind hier sonst kaum mehr integrierbar. Die Feinjustierung wäre allerdings noch einiges an Arbeit, und ich frage mich, ob Spielereien wie eine dynamische Blogroll und andere spaßige Widgets das Risiko wert sind, ein seit Jahren gepflegtes Design zu wechseln.

Andererseits bin ich nämlich eher panisch, den ganzen Ajax-Schnickschnack zu nutzen, der mir vermutlich mal den Hack mit dem unsichtbaren Benutzer beschert hat. Die aktuelle Plattform hat überdies den Vorteil, dass ich mich inzwischen ganz gut damit auskenne und weiß, wie und wo ich moderate Änderungen vornehmen kann. Kurzum: Sagt mir, dass ich das lassen soll. Verbesserungsvorschläge sind natürlich auch willkommen.

A propos Blogroll: Da finden sich zwei neue Einträge: “Kritik und Kunst” ist wieder drin und Burkhard Schröder, bei dem ich seit Jahren unregelmäßig reinschaue und zuletzt eben regelmäßiger. Was auch zeigt, dass ich nicht so irrsinnig viel Neues entdecke, bei dem ich hängen bleibe.

Bei der Gelegenheit bitte ich auch wieder um Vorschläge zum “Feynsinn Underdog”, dem Blog-Award der objektivsten Jury dieser Welt. Nachdem im letzten Jahr erstmalig ein bis dahin unbekanntes Blog das Rennen gemacht hat, zudem eine Autorin, muss das ja nicht einreißen. Dem gemäß dürfte diesmal wieder die Inzucht walten. Es sei denn, es gäbe einen wirklich überwältigenden Kandidaten irgendwo da draußen …

Bei dem Begriff könnte man es bewenden lassen. Lohnsklaverei ist real, und die verstrahlten Wanderarbeiter der Kernreaktor-Putzkolonnen sind nur ein Beispiel von vielen. Wer jetzt mit dem Argument kommt, die paar Millisievert mehr oder weniger seien der Rede nicht wert, hat den Kern der Sache nicht kapiert: Es gibt Dreck, tief, widerlich und giftig, manchmal auch tödlich, den wollen wir nicht mal in einer versiegelten Mülltonne vor unserer Tür haben. Andere lassen wir darin waten.

“Es gibt doch Arbeit!”, tönen die Selbstgefälligen so gern, die solche nie erledigen würden, die es da noch gibt. Nein, schaut’s euch an: Selbst solche Jobs sind schon vergeben. Dabei geht es uns noch verdammt gut, internationale Solidarität können wir uns schon gar nicht leisten, wir konkurrieren nämlich im globalen Markt. In Rio und Mexiko leben sie auf Müllhalden, da müssen wir uns schon gut überlegen, ob wir die Grenzen der Zumutbarkeit nicht noch viel zu hoch ansetzen.

Die einen steh’n im Dunkeln

Die betroffenen Arbeiter glauben vermutlich noch, der Job sei ‘gut bezahlt’. Sie machen sich wahrscheinlich nicht die Mühe, Euro in Sievert umzurechnen und den Betrag zu ermitteln, der für sie tödlich wäre. Wäre das schon Reichtum? Noch weniger kommen sie aber auf die Idee nachzufragen, was ihr “Arbeitgeber” zur gleichen Zeit ‘verdient’, ohne dafür einen Finger krumm zu machen – geschweige denn Gift zu atmen oder fleißig seltene Isotope zu sammeln. Nur die einen steh’n im Dunkeln – und leuchten.

Je näher man hinschaut, desto deutlicher tritt hervor, wie wir alle doch teilhaben am Wachstum. Bei den einen wächst das Einkommen, bei den anderen die Tumoren. Das Schöne: Beides sieht man nicht, und wenn es doch mal rauskommt, hat das alles seine Ordnung. So ist halt der Wettbewerb, das ist das Risiko. Alles andere wäre Sozialismus.

Schon eineinhalb Jahre ist es her, als ich nur den Kopf schüttelte und mir dachte: “Ja, das seid ihr: Emporkömmlinge, die sich für etwas Besseres halten. Radfahrer, die nach unten treten und nach oben buckeln. Leute, die die Herrschaft nie infrage stellen und jene Sklaven, die noch unter ihnen stehen, verachten”.

Gemeint war damit die Formulierung Sigmar Gabriels, die SPD sei die “Partei der Aufsteiger”. Dieser Titel der Entsolidarisierung klebt zurecht an ihnen, womit sich die Sozen endgültig von der Arbeiterschaft verabschiedet haben. Vor allem von dem Teil, der kein Glück hat, der ausgebeutet oder schlicht nicht gebraucht wird. Letzteres trifft seitdem umso mehr für die SPD zu.

Der ebenso charismatische wie sympathische Wahlprofiteur Olaf Scholz, der nicht wissen kann, wie ausgerechnet er zu einem solchen Erfolg kommen konnte, legt aktuell nach und erweitert eine schon armselige Formel um eine nicht minder wahrheitsfreie Variante. Nunmehr heißt es also, die Partei sei die “der fleißigen Leute”.

Teils log sie noch, teils fiel sie hin

mutanteDDas wiederum ist Propaganda in Reinkultur, teils log sie noch, teils fiel sie hin. Das soll der Agenda2010-Zyniker dann mal den Leiharbeitern und Minijobbern erklären, die sich für das Nötigste abrackern und sich damit nicht einmal eine Rente auf Sozialhilfe-Niveau erwirtschaften. Verschweigen will er selbstverständlich auch, dass die anstrengungslosen Einkommen aus Finanzgeschäften erst durch Schröder und Eichel so lukrativ wurden, dass es sich kaum mehr lohnt, jemanden zu beschäftigen. Und ganz selbstverständlich verabschieden sich diese Besseresser auch damit von all denen, deren Fleiß nicht mehr gefragt ist. Für die ist kein Platz mehr an der Sonne der Herrschaft à la SPD.

Damit hat eine immer größer werdende Klientel ihre politische Heimat verloren – wie halbgar auch immer der Einsatz der “Sozialdemokraten” für die Arbeiterschaft gewesen sein mag, früher mussten jene diese zumindest noch verraten, heute haben sie sich vollends abgewendet. Wehe, wenn die Restwählerschaft das auch noch merkt oder schlicht ausstirbt!

Wer nichts hat, ist faul

Ein Blick nach Südeuropa lässt ahnen, wohin die Reise geht. Mit Teils über 20% Arbeitslosigkeit und – wie in Spanien – gar 40% bei den Jüngeren, ist das Desaster vorprogrammiert. Bis zu 80% der neueren Beschäftigungsverhältnisse im Südwesten sind prekär. Derweil wird hier darüber lamentiert, ab welchem Alter die Südeuropäer ihre Rente nicht bekommen. Was hierzulande galt, soll auch Europa- ach was, weltweit gelten: Wer nichts hat, ist halt faul.

Frau Merkel schämte sich nicht, das ganz persönlich zu verbreiten, wider alle Fakten, der Beispiele sind es unzählige. Das Ziel der Veranstaltung liegt dann wohl beim flächendeckenden Mindestlohn – für 31 Cent, wie unsere amerikanischen Vorbilder das jüngst durchgesetzt haben.

Wer von Revolution träumt, sollte besser nicht auf die deutsche Jugend setzen. Die ist aus guten Gründen entweder zu satt oder zu dumm zum Widerstand. Der kleine Rest, der sich trotz guter Bildungschancen ein soziales Gewissen erhalten hat, füllt keine Turnhalle.
Es sind die anderen, auf die man setzen muss. Der demographische Wasserkopf, die Leute, die zigmillionenfach im Alter von der Stütze leben werden. Die Massen, denen man alles nehmen wird, was sie noch haben, ehe sie in die Sozialrente gehen. Die nicht einmal mehr viel Leben zu verlieren haben. Vor denen hätte ich zukünftig Angst.

Und zwar im Namen des Liberalismus. Brillant.

p.s.: Derweil sehen die Obamas den Preis der Freiheit bei 31 Cent/Stunde.

 
bioquakeEin 45-jähriger Mann wurde von Betrunkenen angefallen und zu Tode geprügelt, gazettelt es heute. Ein sehr deutscher Offizier verstarb durch Freiheit am Hindukusch. Zwanzig Opfer wurden von der Gurkengrippe dahingerafft.

Wie viele Todesopfer hat ein durchschnittlicher “Vatertag”? Nicht zu reden von Silvester oder Karneval, den Festen der Komafahrer und Amoksäufer. Wie viele Soldaten starben beim unsachgemäßen Reinigen einer überflüssigen Dienstwaffe? Wie viele Menschen werden täglich durch Viren und Bakterien dahingerafft, von denen der Rest der Menschheit nie etwas erfährt? Und wozu diese Relativierungen?

Das ist ganz einfach: Wer sich einmal mit den Geschehnissen auf einer handelsüblichen Isoliertstation oder Virologie befasst hat, weiß, das dort die Rettung des Journalismus lockt. Es gibt wirklich widerliche Keime, die nicht minder eklige Symptome hervorrufen, entsezliche Todeskämpfe und höchst interessante Resistenzen. Wieso hat das bis heute kaum jemanden interessiert? Weil die Erreger der Erregung noch nie mit einer Gurke assoziiert wurden?

Apokalyptische Bedrohung

In der Tat ist die Bedrohung apokalyptisch, allein die Gefahr von Panik oder Gewächshausschlägereien immens in einer Zeit, da das Entgegenkommen eines mit einer Gurke ausgestatteten Mitbürgers als bewaffneter Angriff gewertet werden kann – womöglich muss. Da hilft dann kein Beten mehr, wie Herr de Misere Frau Käßmann bereits deutlich zu machen wusste.

Richtig, die spanischen Gurken sind raus aus dem Rennen, jedenfalls als Alleinstellungsmerkmal für den vegetarischen Gefährder. Man muss die Warnung folgerichtig ausweiten: Obst und Gemüse eignen sich generell als Verursacher eines grausamen Todes, nur mindestens zweiminütiges Duschen bei mindestens siebzig Grad kann dann noch helfen. Tägliches Pasteurisieren der Familie wird daher empfohlen, zusätzlich zu einfachen Gebeten. Von Verzehr wird derweil generell abgeraten. Aus hygienischen Gründen wird bis auf weiteres auch jede Entwicklungshilfe eingestellt.

Die Gurke des Tages ist also leicht bis mittelschwer mit einem durch Schnelltest nachgewiesenen Dingsbums beaufschlagt, aber “genetisch entschlüsselt”, wie wir jetzt wissen. Aha. Es sind Aminosäuren, auch das noch! Meiden Sie Basenpaare, hinter den vermeintlich zärtlichen Cousinen verbergen sich womöglich Ehecschützen. Bleiben Sie zuhause, nehmen Sie keineswegs an Kundgebungen auf öffentlichen Plätzen teil, fahren Sie trotz halbgarer Entwarnungen nicht nach Spanien, gehen Sie nicht über “Los”, behalten Sie diese Psychose, bis Sie aus dem Gefängnis freikommen.

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