2007
Yearly Archive
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HintergrundKommentare deaktiviert 07. Okt 2007 12:26
“Robert Salomon und Anderson haben vor allem eine Gemeinsamkeit: Sie drehten beide berüchtigte Sex-Videos, Salomon mit Hilton und Anderson mit ihrem damaligen Ehemann Tommy Lee. Die Streifen verbreiteten sich im Internet in Windeseile.
Anderson trug bei der kurzen Zeremonie im kleinen Kreis Berichten zufolge ein weißes Jeanskleid von Valentino.” [Sueddeutsche]
Ich versteh ja nix von Zelebreties und blonden Klatschspalten. Auch nicht besonders viel von Pornos. Aber ist das jetzt vogue, Klamotten in Bumsstreifen von Societyparasiten präsentieren zu lassen? Viral Marketing ist ja ganz schön banane!
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KulturKommentare deaktiviert 06. Okt 2007 15:36
Noch so ein Artikel, den die Welt nicht braucht über ein weiteres Experiment, das keines ist: In der ZEIT versucht Joachim Marschall zu erklären, warum das Hirn des Menschen ihn zum asozialen Automaten macht, dessen Steuerung nur über Druck und Strafe zu bewerkstelligen sei. Es ist schon putzig, wie immer wieder das Weltgeschehen im allgemeinen und soziale Phänomene im besonderen als quasi schicksalhaft verkauft werden. Die Gene, das Hirn, Veranlagung oder Gottes Wille machen uns zu dem, was wir sind.
Es ist zum Erbarmen: Da weden höchst komplexe Systeme auf ein paar Parameter reduziert, da laufen ein paar Wichtigtuer in weißen Kitteln hin und her, da zeigen Maschinen, möglichst groß und teuer, einige bunte Bilder und da – sehen Sie! – sieht man’s. Das, war schon vorher so klar war, wie das Ja und Amen im Hörsaal. Das, was man genau so sehen wollte.
Im beschriebenen Experiment (ach, lest doch bitte den verlinkten Artikel!) geht es um die Frage, inwieweit sich eine mögliche Sanktion auf die Fairness beim Verteilen von Geld auswirkt. Festgestellt wurde erhöhte Aktivität in Bereichen des Hirns, mit denen einerseits die “Unterdrückung spontaner Impulse in Verbindung gebracht” wird und andererseits “der Ort [...], an dem wir Werte speichern, also unser Wissen darüber, was richtig und falsch ist” vermutet wird. Letzteres ist schon rührend naiv, aber nehmen wir das getrost einmal ernst. Was hieße das?
Es hieße, daß spontane Impulse unterdrückt werden, wenn soziale Widerstände zu erwarten sind. Wow! Das ist ganz großer Forschergeist!
Daraus zu folgern, der Mensch sei quasi auf Strafe angewiesen, um sozial zu funktionieren, ist mutig:
“Die Studie zeige, »warum es wichtig ist, Regelverstöße zu ahnden“; “Erwachsen sein heißt, den Knast zu fürchten”. Das schließen die “Forscher” vor allem daraus, daß die Probanden sich besonders unfair verhielten, wenn ihnen daraus kein Nachteil erwuchs, obwohl sie selbst ihr Verhalten als unfair einstufen mußten. Die simple Frage, inwiefern dieses Verhalten durch eine Sozialisation bedingt sein könnte, die den Probanden den persönlichen Vorteil als Religion vermittelt hat, wird nicht erörtert. Was soll ein Tomograph dazu auch sagen? Anstatt die auffälligsten Aspekte millieubedingten Handelns auch nur warzunhemen, wird eine Typologie aus der hohlen Hand geschüttelt, die jeder Grundlage entbehrt und von “machiavellistischer” “Persönlichkeit” geschwafelt, die einem sicher auch in die Wiege gelegt ist – oder eben nicht.
Wenn das Wissenschaft ist, schlage ich ein weiteres Experiment vor: Den Probanden werden Schmerzen zugefügt, und der Tomograph zeigt an, ob diese als Reaktion im Hirn sichtbar gemacht werden können. Sollte sich dieses verifizieren lassen, wäre bewiesen, daß nicht die Folter für den Schmerz verantwortlich ist, sondern das Hirn. Der Mensch ist eben so veranlagt, daß er Schmerzen empfindet. Daher ist es unvermeidlich, ihm welche zuzufügen. Im Zusammenhang mit der Notwenidgkeit von Strafe ist das ein besonders gewichtiger Aspekt. Wer schnell die Wahrheit sagt, hat früher frei, und die terroristsichen Lügner müssen nachsitzen. Hei, die Wissenschaft ist doch ein fröhliches Geschäft!
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PolitikKommentare deaktiviert 04. Okt 2007 14:07

Am mehr oder weniger verschwiegenen Free-Myanmar-Tag bin ich einer von denen, die ihre Solidarität zwangslos streuen und das tun, was sie immer tun. Mich erinnert die Aktion an meine Schulzeit, in der einst eine “Kulturwoche” eingeführt wurde. Eine Woche Kultur, danach ging’s ohne weiter. Burma, Birma, Myanmar ist nicht die Welt. Bürgerrechte werden allerorten mit Füßen getreten, hier einige aktuelle Beispiele:
In Texas wurde just eine Hinrichtung vollstreckt, weil die Beamten, die für die Bearbeitung eines Aufschubs zuständig gewesen wären, “Feierabend!” schrien, die Kugelschreiber fallen ließen und pünktlich um 17 Uhr ihre Aktentaschen aus dem Büro schleppten. 20 Minuten Dienstverlängerung war ihnen nicht zuzumuten. Da sieht man’s wieder: Das Böse hat keine Chance, wenn sich alle an die Statuten halten.
Wie die “Welt” berichtet, sei China für etwa 90% der Hinrichtungen weltweit verantwortlich. Da geht keiner mehr auf die Straße. Die Olympiade kann kommen.
In den USA ist die Zahl der Hinrichtungen von 60 auf 35 pro Jahr zurückgegangen. Das mag ein Trost sein, denn ansonsten sieht es nicht gut aus für die Menschenrechte dort. A propos Olympiade: Wurde 1980 die Olympiade in Moskau noch boykottiert, weil die bösen Sowjets damals in Afghanistan die Regierung Nadschibullah militärisch unterstützten, fährt man heute zu den lieben Kollegen nach Peking und läßt derweil selbst in Afghanistan und anderswo foltern. Die traurige Geschichte eines Justizministeriums, das gegen alle richterlichen Beschlüsse foltern läßt, findet sich mit Datum von gestern in der “Dallas Morning News”. Nach außen verurteilte das Ministerium offiziell die Folter, förderte sie aber fleißig in geheimen Stellungnahmen. Dies ist vor allem der Verdienst des korrupten Ex-Ministers Gonzales. Unter dessen Ägide wurde auch dafür gesorgt, daß entgegen höchstrichterlichen Urteilen weiter gefoltert wird, allerdings in “secret” places” – Folterkeller befreundeter Diktaturen.
Die Lightversion exakt dieser Politik, Umsetzung des Feindrechts, Mißachtung von Gerichtsurteilen und “übergesetzliche” Politik, haben wir hier auch. Ich betrachte es weiterhin als meine Aufgabe, dazu beizutragen, daß sich die Schädiger des Rechtsstaats damit nicht durchsetzen. Auch an Tagen wie diesem.
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PolitikKommentare deaktiviert 04. Okt 2007 0:05
“Unpopulär” nennt SpOn die Entscheidung des US-Präsidenten, die Krankenversicherungen für arme Kinder nicht weiter zu finanzieren. Es sei “zu teuer”. Sicher, das Geld wird für den Irakkrieg gebraucht, an dem die Bushmänner so vortrefflich verdienen. So stecken sich Cheney und die korrupte Truppe in Washington Geld in die Tasche, das nicht nur mehr mit den Toten im Irak bezahlt wird, sondern auch mit immer größerem Elend im eigenen Land. Ist das “unpopulär”? Nein, es ist bewundernswert zynisch.
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KulturKommentare deaktiviert 02. Okt 2007 23:46
Da es nicht viel Neues gibt im Augenblick, das nicht woanders besser aufgehoben wäre, im folgenden einige Gedanken zur Überlegenheit der bloggenden Spezies. Zuvor allerdings noch der Hinweis, daß die ZEIT sich heute intensiv mit Insi© beschäftigt. Für Blogger nix Neues, aber der Qualitätsjournalismus braucht ja seine Zeit.
Womit wir beim Thema wären: Vielleicht lese ich in der falschen Ecke der Blogsphäre, aber ich bin unzufrieden mit uns. Wenn ich nach politischen Blogs suche, finde ich nach wie vor nicht viele, vor allem nur wenige, die ich für lesbar halte. Streng genommen wären es extrem wenige, aber warum sollte ich Bloggern gegenüber strenger sein als gegenüber den Großen aus Papier, Funk und Fernsehen?
Ein wenig Selbstkritik tut allerdings beizeiten auch not. Was mich anbelangt, so ärgere ich mich oft darüber, wenn ich unnötigerweise zu einem Vokabular greife, das nur im Ausnahmefall zur Anwendung kommen sollte. Beispiel: Wenn ich Ex-Kanzler Schröder als einen “Schleimbeutel (unter Putins Fittichen)” bezeichne, so hat das zwar noch eine gewisse metaphorische Rechtfertigung, aber es trägt nicht zur Qualität des Artikels bei. Im Gegenteil ärgert es mich, weil ich mir einen solchen Jargon anderenorts auch verbitten würde.
Ich will nicht päpstlicher als sein der Papst und billige uns deratriges durchaus zu. Das sollte allerdings nicht dazu führen, daß wir unsere Worte nicht mehr wägen. Es gibt hier nebenan zum Beispiel einen, dem ich fast alles derartige nachsehe. Er zieht eben erklärtermaßen “mit dem Breitschwert” umher. Dennoch hat sein Blog Qualitäten, die ich schätze. Es scheint allerdings inzwischen Adepten zu geben, die es genau so machen, ohne derartige Qualitäten zu haben. Ärgerlich.
Ebenso scheint mir ein gewisser Trend zu radikalen politischen “Lösungen” und Theorien vorzuherrschen, den die Autoren gar nicht nötig haben. Ihre Schlüsse bleiben oft weit unter dem Niveau ihrer Argumentationen.
Schließlich, das hängt auch damit zusammen, machen sich Verschwörungstheorien breit, die im politischen Diskurs eine ganz fatale Wirkung entfalten können. Das Mögliche und das bereits Wirkliche sind unter der Koalition der Paranoiden nämlich schon so weit gediehen, daß dessen Überhöhung nur nach hinten losgehen kann. Wir sollten sehr vorsichtig sein, wenn wir Informationen verarbeiten und Szenarien daraus entwickeln. Da draußen gibt es eine Menge Leute, die uns nur allzugern das Etikett “Irre” aufpappen möchten. Wir sollten es ihnen nicht zu leicht machen.
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PolitikKommentare deaktiviert 01. Okt 2007 23:18
kann das Grundgesetz derzeit leider nicht angewandt werden. Bitte wenden Sie sich in blindem Vertrauen an ihren Spitzel.
Aber Nein, das tut ja alles nicht weh, denn normalerweise erfahren die Bürger nichts davon, daß sie verdächtigt werden. Nichts zu verbergen? Vor uns jedenfalls nicht!
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PolitikKommentare deaktiviert 01. Okt 2007 17:07
Ermächtigung auf Raten: Putin geht in die Duma und erwägt, Ministerpräsident zu werden. Wenn denn der künftige Präsident einsieht, wer dann nach wie vor das Sagen hat. Als nächstes werden dann Kompetenzen vom Präsidenten auf den Ministerpräsidenten übertragen, und schließlich wird ein Amt geschaffen, das beide bisherigen Aufgaben verschmelzt. So kann Putin sogar bei Aufrechterhaltung des Maximums von zwei Amtszeiten weitere 20 jahre regieren. Eine lupenreine Demokratie!
Was hat das mit Deutschland zu tun? Eine ganze Menge. Noch immer sitzt ein Schleimbeutel unter Putins Fittichen, der dieses Land einmal regiert hat und es für seine Aufgabe hielt, seinem Freund Vladimir den finalen Persilschein auszustellen. Die Partei, der er nach wie vor angehört und deren Vorsitzender er war, regiert noch in Deutschland. Sollte es der SPD nicht gelingen, ihrem Exchef gewaltig in den Hintern zu treten, was schwierig werden dürfte mit dem noch von ihm rekrutierten Personal, macht sie sich außenpolitisch unglaubwürdig. Das wiederum schadet ihr innen-wie außenpolitisch. Steinmeier wird dann endgültig zum Staatssekretär im Ministerium Merkel. Und was will man schon zu Myanmar sagen, wenn man Russlands kapriziöser Interessenpolitik nicht glaubwürdig widersprechen kann?
Hinzu kommt ein weiterer schwerer Schlag gegen die universalen Rechte: Man läßt Bush gewähren, man läßt Putin gewähren, dann muß man auch China gewähren lassen. Vielleicht liegt das sogar im Interesse einer Merkel-Doktrin, die das Feindrecht als innenpolitische Option entdeckt hat. Auf der Strecke bleiben die Menschenrechte und die Rechtsstaatlichkeit insgesamt. Schritt für Schritt.
Es ist die Aufgabe der deutschen Öffentlichkeit, eine glasharte Kritik an Putins Vorgehen zu fordern. Weder Merkel noch Steinmeier dürfen jetzt ein Blatt vor den Mund nehmen. Sonst kann man sich die ganzen Solidaritätsadressen an Länder, in denen die Unterdrückung nicht mehr kaschiert wird, nämlich auch sparen.
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PolitikKommentare deaktiviert 29. Sep 2007 18:25

Die bislang beste Verschwörungstheorie, der ich je begegnet bin, wird derzeit im Politblog diskutiert. Sie ist deshalb so gut, weil sie eine Theorie ist. Es fragt sich allerdings, warum die Story nicht auch von anderen an die ganz große Glocke gehängt wird – denn dort gehört sie hin.
Daß man die Geschichte für wahr halten kann, spricht Bände: Verlorengegangene Atomsprengköpfe, eine Revolte in der US Air Force, ein gescheiterter Angriffsplan gegen Iran. Diese filmreife Geschichte kann man für wahr halten, weil es seit Bush Junior keine Politik mehr gibt im Westen, geschweige denn Diplomatie. Den verheerenden Umgang mit einer Demokratie, politischen Gegnern, den Mitbürgern, ehemals befreundeten Regierungen und Journalisten illustriert aufs Deutlichste und sehr bedrückend Seymor M. Hersh in der ZEIT. Nichts ist unmöglich unter dem Bush-Regime. Nichts, außer Vertrauen. Selbst die fundamentalen Grundzüge menschlichen und politischen Anstands sind ausgelöscht. Deshalb muß man aufhorchen, wenn es Fakten gibt, die auf den nächsten Coup hindeuten.
Die kürzlich vor der UN und in der westlichen Öffentlichkeit angeleierte Kampagne gegen Iran ist beunruhigend, nicht zuletzt, weil gleichzeitig Israel gegen Syrien in Stellung geht.
Politisch dürfte kein Zweifel daran bestehen, daß Bush die Entscheidung im Nahen Osten sucht. Das war die Vorgabe für den Irakkrieg, und nach dessen scheitern kann sie nur noch durch den ganz großen Schlag erreicht werden. Bush hat nicht mehr allzuviel Zeit, um seine desaströse Amtszeit noch zu wenden. Cheney und die anderen Profiteure haben nicht mehr viel Zeit, sich mit Steuergeldern einzudecken. Der Krieg ist in ihrem Interesse.
Die israelische Regierung unter dem unsicheren Hampelmann Olmert wird sich keiner Aggression entgegenstellen, die in Washington geplant wird. Sie wird ihren strategischen Vorteil suchen und nutzen, sollte es soweit kommen.
Zwei Faktoren bleiben übrig, die den Krieg verhindern können: Die Öffentlichkeit, worunter auch befreundete Regierungen zu verstehen sind, und das US-Militär.
Auch dieser Gedanke macht die Verschwörungstheorie plausibel: Die Generäle haben keine Lust, den Plänen eines Wahnsinnigen zu folgen, und das letzte Aufgebot in Gestalt des Operettengenerals Petraeus repräsentiert nicht die US-Armee. Das sinnlose Sterben für irrwitzige Ziele aufgrund haarsträubender Vorstellungen macht Generäle und Privates nicht länger stolz. Sie ahnen, daß sie für ein Verbrechen verheizt werden. Die Verbündeten haben nicht mehr als Häme für die Bush-Administration übrig.
Bush hat alles entzweit und zertrampelt, was eine westliche Kultur und Zivilisation war. Darum muß heute mit allem gerechnet werden. Das hat auch damit zu tun, daß er auf zuwenig Widerstand der westlichen Regierungen gestoßen ist. Und selbst nachdem die Welt genau weiß, mit wem sie es zu tun hat, nachdem Bush sogar seine konservativen Wähler laufen gehen, nachdem die US-Armee offenbar meutert, die treuen Verbündeten aus London den Fedehandschuh werfen, gibt es eine, die den Knall noch immer nicht gehört hat: Angela Merkel. Ihr Innenminister läßt sich in Washington von den neuesten Waffen einer Diktatur begeistern, und sie selbst läßt sich für jeden außenpolitischen Mist gebrauchen, den die Bushmänner aushecken. Ihr Außenminister scheint derweil übrigens keine Meinung zu haben. Seinen Job hat sie ja längst übernommen.
So würde es mich dieser Tage nicht wundern, wenn Dinge passierten, die man noch vor einigen Jahren nicht zu denken gewagt hätte. Und daß man in Deutschland davon vollkommen überrascht wird.
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WirtschaftKommentare deaktiviert 27. Sep 2007 23:39
Hilfe, SpOn betreibt kommunistische Gewerkschaftspropaganda! Hätten sie doch nur Henkel, Stihl oder Westerwelle gefragt, ehe sie den Standort Deutschland schon wieder kaputtmachen. Eine “Rolle rückwärts”, so stellt der Spiegel nämlich fest, machen viele mittelständische Betriebe, die zunächst der Propaganda ihrer Verbände auf dem Leim gegangen waren und Produktionszweige ins Auslang verlagert hatten. Schließlich ist Deutschland zu teuer, und niedrige Kosten sind der einzig seligmachende Faktor im betriebswirtschaftlichen Credo des Neoliberalismus’. Pustekuchen! Daß Qualität nicht für nen Appel und ein Ei zu haben ist, hätte man schon vorher wissen können. Daß es Sinn macht, an einem Standort zu bleiben, den man kennt, ebenfalls. Aber es gibt Irrtümer, die lange nicht kommunizierbar waren, weil es eben der Wirtschaftsreligion hiesiger Lautsprecher und ihrer naiven Büttel in den Parteien widersprochen hätte.
Dazu gehört zuallererst der Unterschied zwischen Propaganda und Wirklichkeit. Die Behauptung, “die Wirtschaft” müsse nachgerade ins Ausland fliehen, weil dort alles besser sei, war schlicht falsch. Grundfalsch. Sie diente einzig dem Drücken von Löhnen hier, in dem Glauben, derart die Margen steigern zu können und damit keinen weiteren Schaden anzurichten. Tatsächlich aber hatte das Ganze böse Nebeneffekte. Es wurden nämlich nur noch sogenannte Ökonomen und Manager gehört und gefördert, die tumb auf die Kostenseite schielten und hysterisch den Untergang heraufbeschworen, wenn irgendwer vermeintlich einen Euro zuviel investierte. Sie hatten immer recht, denn was man nicht ausgibt, spart man ja. Wer hält schon mit Visionen dagegen und vertritt die völlig richtige Auffassung, daß höhere Investitionskosten sich nicht nur rechnen können, sondern zu stabileren Gewinnen führen? Einer solchen Prognose fehlt nämlich oft eine Kalkulation in Euro und Cent. Sie ist reine Überzeugungsarbeit, die nichts zählt(e) in diesem Land.
Immerhin gibt es jetzt durch die Rückkehrer und ihre Erfahrungen einige Argumente mehr gegen Lohndumping, hektisches Outsourcing und die begleitende Propaganda. Nicht nur massive Qualitätseinbußen stellten sich ein, sondern auch logistische Probleme und solche, die völlig vor die Tür gekehrt worden sind: Soziale Aspekte des Wirtschaftens. SpOn versteckt diesen Aspekt in dem Satz: “Zudem wirken ganz profane Dinge wie mangelnde Loyalität zum Unternehmen oder hohe Krankenstände nachhaltig negativ“. Die Loyalität zum Unternehmen, die hierzulande seit den 80ern mit aller Macht vor die Wand gefahren wurde, ist kein mickriger Kostenfaktor. Nicht nur, daß niedrigere Krankenstände ein gewaltiger Kostenfaktor sein können – sie werden nur erwähnt, weil sie bezifferbar sind und so vermeintlich die “Loyalität” zu einer berechenbaren Größe machen. Nein, ein sozial vernetzter Standort, Schnittstellen zwischen Unternehmen und der Lebenswelt ihrer Mitarbeiter und Kunden sind ein Stabilitätsfaktor, der schändlich unterschätzt wird. Weil er eben nicht bezifferbar ist. Die Religion des Shareholder Value zeigt erste wirtschaftliche Symptome des Versagens. Es ist jetzt an der Zeit, den Leuten zu Erklären, was “Stakeholder Value” bedeutet und endlich umzudenken.
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PolitikKommentare deaktiviert 26. Sep 2007 20:53
…heißt von Peking lernen. Oder so. Die Russen sind knochentrocken in der Formulierung ihrer außenpolitischen Ansichten und zeigen den Amis, was es heißt, sich wie eine Großmacht zu verhalten. Nachdem schon die Chinesen die abgedroschene Phrase von der “Einmischung in innere Angelegenheiten” in Anschlag gebracht haben, weil Merkel den Dalai Lama hofierte, holen die Russen diesen Holzhammer hervor, damit niemand auf die Idee kommt, die widerliche Militätjunta von Myanmar zu derbe zu kritisieren. Zwar ist das beides komplett durch den Wind, aber es verzichtet dankenswerterweise auf PR-Offensiven und Lügentürme nach Art der Bush-Administration. China und Russland argumentieren nicht, sie diktieren. Das ist übersichtlich.
Sie können sich dann zwar über jede Argumentation hinwegsetzen, aber sie können sie nicht ungesagt machen. Im Falle Russland/Myanmar hat die Sache etwas regulär Komisches. Die “inneren Angelegenheiten” Myanmars nämlich sind also die Sache Russlands?
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