atomerkel

Die bislang beste Verschwörungstheorie, der ich je begegnet bin, wird derzeit im Politblog diskutiert. Sie ist deshalb so gut, weil sie eine Theorie ist. Es fragt sich allerdings, warum die Story nicht auch von anderen an die ganz große Glocke gehängt wird – denn dort gehört sie hin.
Daß man die Geschichte für wahr halten kann, spricht Bände: Verlorengegangene Atomsprengköpfe, eine Revolte in der US Air Force, ein gescheiterter Angriffsplan gegen Iran. Diese filmreife Geschichte kann man für wahr halten, weil es seit Bush Junior keine Politik mehr gibt im Westen, geschweige denn Diplomatie. Den verheerenden Umgang mit einer Demokratie, politischen Gegnern, den Mitbürgern, ehemals befreundeten Regierungen und Journalisten illustriert aufs Deutlichste und sehr bedrückend Seymor M. Hersh in der ZEIT. Nichts ist unmöglich unter dem Bush-Regime. Nichts, außer Vertrauen. Selbst die fundamentalen Grundzüge menschlichen und politischen Anstands sind ausgelöscht. Deshalb muß man aufhorchen, wenn es Fakten gibt, die auf den nächsten Coup hindeuten.
Die kürzlich vor der UN und in der westlichen Öffentlichkeit angeleierte Kampagne gegen Iran ist beunruhigend, nicht zuletzt, weil gleichzeitig Israel gegen Syrien in Stellung geht.
Politisch dürfte kein Zweifel daran bestehen, daß Bush die Entscheidung im Nahen Osten sucht. Das war die Vorgabe für den Irakkrieg, und nach dessen scheitern kann sie nur noch durch den ganz großen Schlag erreicht werden. Bush hat nicht mehr allzuviel Zeit, um seine desaströse Amtszeit noch zu wenden. Cheney und die anderen Profiteure haben nicht mehr viel Zeit, sich mit Steuergeldern einzudecken. Der Krieg ist in ihrem Interesse.
Die israelische Regierung unter dem unsicheren Hampelmann Olmert wird sich keiner Aggression entgegenstellen, die in Washington geplant wird. Sie wird ihren strategischen Vorteil suchen und nutzen, sollte es soweit kommen.
Zwei Faktoren bleiben übrig, die den Krieg verhindern können: Die Öffentlichkeit, worunter auch befreundete Regierungen zu verstehen sind, und das US-Militär.
Auch dieser Gedanke macht die Verschwörungstheorie plausibel: Die Generäle haben keine Lust, den Plänen eines Wahnsinnigen zu folgen, und das letzte Aufgebot in Gestalt des Operettengenerals Petraeus repräsentiert nicht die US-Armee. Das sinnlose Sterben für irrwitzige Ziele aufgrund haarsträubender Vorstellungen macht Generäle und Privates nicht länger stolz. Sie ahnen, daß sie für ein Verbrechen verheizt werden. Die Verbündeten haben nicht mehr als Häme für die Bush-Administration übrig.
Bush hat alles entzweit und zertrampelt, was eine westliche Kultur und Zivilisation war. Darum muß heute mit allem gerechnet werden. Das hat auch damit zu tun, daß er auf zuwenig Widerstand der westlichen Regierungen gestoßen ist. Und selbst nachdem die Welt genau weiß, mit wem sie es zu tun hat, nachdem Bush sogar seine konservativen Wähler laufen gehen, nachdem die US-Armee offenbar meutert, die treuen Verbündeten aus London den Fedehandschuh werfen, gibt es eine, die den Knall noch immer nicht gehört hat: Angela Merkel. Ihr Innenminister läßt sich in Washington von den neuesten Waffen einer Diktatur begeistern, und sie selbst läßt sich für jeden außenpolitischen Mist gebrauchen, den die Bushmänner aushecken. Ihr Außenminister scheint derweil übrigens keine Meinung zu haben. Seinen Job hat sie ja längst übernommen.
So würde es mich dieser Tage nicht wundern, wenn Dinge passierten, die man noch vor einigen Jahren nicht zu denken gewagt hätte. Und daß man in Deutschland davon vollkommen überrascht wird.