Da es nicht viel Neues gibt im Augenblick, das nicht woanders besser aufgehoben wäre, im folgenden einige Gedanken zur Überlegenheit der bloggenden Spezies. Zuvor allerdings noch der Hinweis, daß die ZEIT sich heute intensiv mit Insi© beschäftigt. Für Blogger nix Neues, aber der Qualitätsjournalismus braucht ja seine Zeit.
Womit wir beim Thema wären: Vielleicht lese ich in der falschen Ecke der Blogsphäre, aber ich bin unzufrieden mit uns. Wenn ich nach politischen Blogs suche, finde ich nach wie vor nicht viele, vor allem nur wenige, die ich für lesbar halte. Streng genommen wären es extrem wenige, aber warum sollte ich Bloggern gegenüber strenger sein als gegenüber den Großen aus Papier, Funk und Fernsehen?
Ein wenig Selbstkritik tut allerdings beizeiten auch not. Was mich anbelangt, so ärgere ich mich oft darüber, wenn ich unnötigerweise zu einem Vokabular greife, das nur im Ausnahmefall zur Anwendung kommen sollte. Beispiel: Wenn ich Ex-Kanzler Schröder als einen “Schleimbeutel (unter Putins Fittichen)” bezeichne, so hat das zwar noch eine gewisse metaphorische Rechtfertigung, aber es trägt nicht zur Qualität des Artikels bei. Im Gegenteil ärgert es mich, weil ich mir einen solchen Jargon anderenorts auch verbitten würde.
Ich will nicht päpstlicher als sein der Papst und billige uns deratriges durchaus zu. Das sollte allerdings nicht dazu führen, daß wir unsere Worte nicht mehr wägen. Es gibt hier nebenan zum Beispiel einen, dem ich fast alles derartige nachsehe. Er zieht eben erklärtermaßen “mit dem Breitschwert” umher. Dennoch hat sein Blog Qualitäten, die ich schätze. Es scheint allerdings inzwischen Adepten zu geben, die es genau so machen, ohne derartige Qualitäten zu haben. Ärgerlich.
Ebenso scheint mir ein gewisser Trend zu radikalen politischen “Lösungen” und Theorien vorzuherrschen, den die Autoren gar nicht nötig haben. Ihre Schlüsse bleiben oft weit unter dem Niveau ihrer Argumentationen.
Schließlich, das hängt auch damit zusammen, machen sich Verschwörungstheorien breit, die im politischen Diskurs eine ganz fatale Wirkung entfalten können. Das Mögliche und das bereits Wirkliche sind unter der Koalition der Paranoiden nämlich schon so weit gediehen, daß dessen Überhöhung nur nach hinten losgehen kann. Wir sollten sehr vorsichtig sein, wenn wir Informationen verarbeiten und Szenarien daraus entwickeln. Da draußen gibt es eine Menge Leute, die uns nur allzugern das Etikett “Irre” aufpappen möchten. Wir sollten es ihnen nicht zu leicht machen.