Kultur


 
Ruhe!

Die Ruhe am Karfreitag überhaupt rechtfertigen zu müssen, ist für mich eine Zumutung“, meint irgend ein Pfaffe in Hessen. “Strengere Kontrollen” fordern die Kirchen dort in bezug auf die Karfreitagsruhe. Ja sicher, wir haben keine anderen Probleme, und dass der Staat die absurden Rituale der Kirche mithilfe von Ordnungsamt und Strafrecht durchsetzt, bedarf keiner Rechtfertigung. Nicht in Hessen, da ticken die Uhren ja noch ganz anders. Wer am Karfreitag tanzt, ist ohnehin ein Terrorist. Wir dürfen aber weiterhin ruhig schlafen, denn Volker Bouffier wacht über das Land. Die vorbeugende Sicherungsverwahrung für Karfreitagstänzer ist auf dem Weg.

Stückgut auf der Volkswaage

“Wir sind das Volk. Wir sind ein Volk” steht auf einem Mix aus Küchenwaage und Satellitenschüssel aus der Feder von Albert Speer. Das Ding soll ein Denkmal sein und zu Ehren der Einheit in die blühende Landschaft gegossen werden. Darauf kann das völkische Stückgut sich dann wägen lassen. Ein würdiges Sinnbild für die Nation. Was regen sich die Leute jetzt auf, bloß weil es blödsinnig, plump und hässlich ist? Passt doch!

Realgrünismus

Speichel Inline ist in den 80ern angekommen und entdeckt “Fundis” bei den Grünen. Neben den Realos, versteht sich. Die Nomenklatur, eine Erfindung der Kampagne gegen die Linken bei den Grünen, hat vor Jahrzehnten schon zur Entledigung der sogenannten “Fundis” geführt und vor allem die Partei von deren politischen Vorstellungen gesäubert. Den braven Funktionär Trittin, der lediglich rhetorische Einwände hatte gegen Sozialabbau und Angriffskriege, als Fundamentalisten zu bezeichnen, ist ganz das Niveau des Kampagnenmagazins. Mit “Nachrichten” hat das herzlich wenig zu tun.

Eine Rückkehr des Joschka Fischer in die Politik ist ausgeschlossen“, sagt Joschka Fischer in dem Zusammenhang. Dass im Zuge einer möglichen Kanzlerkandidatur Junker Joschka an den Ring geführt würde, war schon klar. Der fanatische Narziss spricht inzwischen von sich regelmäßig in der dritten Person. Es wird gemunkelt, er sieze sich inzwischen und gebe sich Adelstitel. Bundeskanzler? Warum nicht?

wenn schon der Gitarrist von ‘Slime’ bei Jauchs “Wer wird Millionär” auf dem Stuhl sitzt – übrigens nicht als Promi.
Welch ein Abgesang!

 
kong
 
Ein Liegestuhl mit Sonnenschirm mitten auf einer Müllhalde. So zu sehen auf dem Plattencover “Crisis what Crisis” von der Popband “Supertramp” in 1975. In den frühern 80ern kamen massenweise Endzeitfilme in die Kinos und auf Video, wir hatten uns schon halbwegs mit dem nuklearen Holocaust abgefunden. Es war eine gute Zeit für Rock’n Roll, Punkbands gründeten sich überall, andere machten “Neue Deutsche Welle” oder New Wave, alles ging. Danach kamen zwei Jahrzehnte Kommerzpop, Castingopfer und Bullshit, und das Supertramp-Cover zeige ich hier nicht, weil ich sonst die Contentmafia an den Hacken habe.

Ich bin zwar furchtbar alt inzwischen, würge aber immer noch regelmäßig Frau Stratmann, die Japanerin, die seit 25 Jahren für mich weint, wenn ich ich sie schlage. Angefangen habe ich einfach, indem ich mir eine Klampfe gekauft und drei Akkorde gelernt habe. So war das damals. Wir hatten ja nichts – keine Castingsshows, kein Stylinggel, kein Singstar. Also sind wir in den Bunkern geblieben und haben selbst gespielt. An den letzten Gig kann ich mich schon nicht mehr erinnern. Ich glaube, damals gab es noch kein Internet. So lange ist das her.

Zeit für ganz großen Blues

Inzwischen ist die Zeit wieder reif für den ganz großen Blues. Sehr ernsthaft mache ich mir Gedanken über den real Big Bang, den Crash, der alles verändern wird. Dem Euro gebe ich keine fünf Jahre mehr, dem aktuellen Bankensystem sicher keine zehn. Wer soll sagen, was dann kommt und wie es vonstatten geht? Wenn hier die Guttenbergs in den Hubschrauber steigen, um ihr Altenteil in Saudi-Arabien anzutreten, wird es sicher keine friedliche Ablösung geben. Der Deutsche kann das nicht ab, wenn sich etwas ändert. Dann muss wenigstens irgend etwas abgefackelt werden, ein paar arme Teufel abgemurkst, die am wenigsten dafür können und irgendwas Nationales ganz schnell wieder Weltmeister werden.

strat2Der Kongress ist ein Experiment, das diese Stimmungslage einfängt und die Gegenwehr schon einmal mit dem fröhlichen Abgesang verbinden kann. Auf der einen Seite die versprengte wahre Opposition der Gegenöffentlichkeit, auf der anderen Seite die “echte Bundeskanzlerin” und andere Künstler, die besseres zu tun wissen als die schlimmen Zustände zu beweinen.

Es geht nicht um eine Message, um die Wiederholung der Anklage gegen den Kapitalismus. Natürlich werden sie sich vorstellen, die unabhängigen Publizisten der Blogsphäre und die Aufdecker diverser Skandale, die “Whistleblower”. Natürlich wird man sich die Frage stellen, wohin es geht mir der Aufklärung, und ob das wohl so sein muss, gleichzeitig APO und Alternative zum ‘Qualitätsjournalismus’ zu sein.

Vor allem aber geht es darum, neue Töne und Bilder zu finden, nicht immer bloß Worte und Einspieler vom Elend nebenan bis zum finalen “Guten Abend, das Wetter”. Der Kongress ist Konzert, Rock’n Roll, Ausstellung, Lesung, Party und Gesamtkunstwerk. Wann hat es das zuletzt gegeben? Ich war noch furchtbar jung, so viel ist sicher.

[update: Die Ticketpreise wurden gesenkt!]

In einem auch im Ganzen interessanten Interview mit der TAZ legt Uwe Lehnert den Kern des politischen Christentums bloß:

Nach meiner Erfahrung sind die meisten Kirchgänger Traditionschristen. Sie machen mit, was sie mal gelernt haben, finden das ganz schön und sehen keinen Grund, daran etwas zu ändern. Ihr Christentum besteht aus einer allgemeinen Gottgläubigkeit und dem Wunsch, als guter Mensch zu gelten.”

kreuzschau

Dieser auf den Punkt gebrachte biedermännische Prozess der Anpassung an eine Gesellschaft ist der Kern des Konservativismus. Er versucht nicht etwa etwas zu erhalten, das er zuvor als wertvoll erkannt hat, sondern beruht auf zwei Wünschen: Ich will dazugehören und ich will, dass sich nichts grundlegend ändert.
Diese Wünsche und ihre Projektionen sind ungemein stabil, und sie vermögen sich gegen Wirklichkeit bis zur Paradoxie abzuschotten. Auch dies ist bereits im christlichen Grundgerüst angelegt:

Dieser Opfertod soll mich von meinen Sünden befreien. Das ist steinzeitliches Denken. Damals brachte man den Göttern Opfer, um sie gnädig zu stimmen, in ganz dramatischen Situationen opferte man sogar den Erstgeborenen. Heute noch so zu denken, finde ich geradezu absurd. Fällt einer allmächtigen Gottheit nichts anderes ein als eine grausame Hinrichtung, um sich mit uns zu versöhnen?

Warum sollte ihr, wenn sie damit so erfolgreich ist? Wäre der christliche Sadomasochismus wie alle anderen Produkte dieser Art nur für Erwachsense freigegeben, hätte sich diese Religion bereits erledigt. Das “steinzeitliche Denken” aber, mit seinen Drohungen, starken Reizen und Absurditäten, ist bestens dazu geeignet, Kinderpsychen zu programmieren. Allmacht und Paradoxie, das sind die Bausteine der grundlegenden Prägungen – einschließlich der traumatischen.

Steinzeitliches Denken

Was so angelegt ist, wird man nicht mehr so schnell los. Es fordert Wiederholung und Ritual, und siehe da: Alles schon fertig vorbereitet und aufgetischt. Der Leib Christi, Amen!
Längst aber sind solche Wunschkonstellationen nicht mehr auf die Kirchen angewiesen. worüber diese ja auch laut zetern. Dazugehören und sich nicht auf veränderte Realitäten einlassen müssen, dieses gemütlich-reaktionäre Weltbild wird reichlich bedient, absurd bis zur Lähmung zwar, aber immer gern genommen. “Zeitungen”, Werbung, Politiker und Lobbyisten verkaufen und versorgen uns täglich mit Formeln, die auf jede Lebenslage gleich passen. Eigentlich nämlich gar nicht, aber wer fest steht im Glauben, den ficht das nicht an.

Wer sich daher wundert, wie sehr sich scheinbar gegensätzliche Gesellschaftsentwürfe in der Realität ähneln und sich auf die Dauer immer mehr annähern, der muss zur Kenntnis nehmen, das hier archaische Kräfte im Spiel sind, die zu unterschätzen ein großer Fehler wäre. Zuallererst ist die Kränkung hinzunehmen, dass der Verstand nur ein Symptom ist und nicht Herr im Hause.

Schon Freud hat die Konstruktion der Realität als Alternative zur Halluzination beschrieben. Wohlgemerkt: Die Halluzination hat die älteren Rechte. Erst durch die Abwehr des Wunsches, um dessen Erfüllung er mit dem Traumbild ringt, entsteht der Verstand. Er ist aber Sklave des Wunsches und Instrument zu dessen Erfüllung. Die Erfindung der “Vernunft”, des sich selbst leitenden Verstandes, ist ein Hirngespinst.

Vernunft, ein Hirngespinst

Es gilt also, ein Konstrukt zu finden, das möglichst alle Instanzen bei Laune hält. Wenn der Verstand nichts mehr zu meckern hat, ohne dafür betäubt zu werden, ist ein Optimalzustand gegeben.

freudmindDas Gebilde, das die äußerst unterschiedlich motivierten Anteile der Psyche versöhnen soll, hat Max Weber “Theodizee” genannt. Darunter ist eigentlich zu verstehen, wie die Religionen es fertig bringen, allmächtige Götter mit einer oft grausamen und ungerechten Wirklichkeit in Einklang zu bringen. Aber dahinter steckt mehr als bloß eine Frage der Religionssoziologie. Es gibt für alle Gemeinschaften und Gesellschaften ein schillerndes Regelwerk, das ‘Gut’ und ‘Böse’, ‘Zugehörig’ und ‘Fremd’ festlegt. Man schöpft quasi seine Identitäten daraus. Im Grunde ist da alles verhandelbar – zum Beispiel, wer Deutscher ist oder Schalker, Christ oder Rapper, Punk oder Banker. Es muss aber für jede Gruppe und damit Identität etwas geben, was sie tun und lassen muss.

Die (christliche) Religion hat dieses Spiel zur absoluten Sinn- und Inhaltslosigkeit perfektioniert. Der Erlöser ist schon lange tot und wird nicht wiederkehren. Im Diesseits gibt es entweder keinen Lohn oder er ist umso gottgefälliger, je mehr man scheffelt ohne etwas davon zu haben. Und für beides gilt: Jeder strickt sich das so zurecht, wie es ihm passt. Gott sieht zwar alles, aber er ist unfassbar gleichgültig. Das sind inzwischen auch seine Schäfchen. Eine soziale Kontrolle findet immer weniger statt. Es gibt für alles Entschuldigungen. Die 68er waren’s.

Du Opfer!

Auf dieser Basis blüht die geilste und dümmste denkbare Paradoxie: “Denke nur an dich, dann ist allen geholfen”. Dieses Leitbild ist so denkwürdig krank und unsinnig, dass ein ungetrübter Verstand sofort Alarm schlagen würde. Aber mei, absurd war schon immer hoch im Kurs bei uns. Es ist zwar völlig spinnert, aber es schmiegt sich dem eingespielt reaktionären Grundraster hervorragend an: Die Ordnung ist per se richtig. Oben ist oben, unten ist unten, und jeder kriegt, was er verdient. Alle dürfen vom Paradies auf Erden träumen, es gibt sie wirklich, die Milliardäre. Niemandem kann ein Vorwurf gemacht werden, wenn er rücksichtslos aufwärts strebt. Schuldig, eigenverantwortlich, sind allein die Opfer. Sie leiden zurecht, womit das große Dilemma perfekt gelöst ist.

Diese Halluzination wird zusammenbrechen, weil die Wirklichkeit am Ende doch immer siegt. Zur Not entledigt sie sich gleich der ganzen Menschheit. Der Neoliberalismus wird dann vermutlich mit wehenden Fahnen und einem beherzt gegrölten “Unentschieden!” untergehen.

Wer etwas anderes will, muss sich allerdings deutlich machen, dass jede Änderung auf Widerstand stoßen wird, allein weil sie eine ist. Er wird beachten müssen, dass ihm ohne ein großes Versprechen niemand folgen wird. Wer er es ehrlich meint, muss beides schaffen: Eine neue Illusion und den Blick für die Realität. Der Konkurrenz reicht derweil die erste Hälfte.

privateDas sagten sich wohl Ende der 90er alle, die ‘groß im Internet’ waren. So entstanden vielbesuchte Chats u.a. bei Verlagen, Providern und Fernsehsendern. Das musste man haben, denn das Internet war die Zukunft. Hunderttausende meldeten sich in einzelnen Communities an, der cassiopeia-chat mit Gästebüchern und Foren war der Renner.

Nachdem das alles ein paar Jahre gelaufen war und sich echte Gemeinschaften entwickelt hatten, denen ein paar tausend bis zehntausend Chatter angehörten, kamen Zweifel am Erfolg auf. Man stellte fest, dass die Zahlen trogen. Hunderttausende Karteileichen, Probleme mit der Betreuung und nicht das große Geschäft. Außerdem galt Chatten nicht mehr als der neueste Schrei. “Community” in dieser Form war aus, weil sie nie gewollt war. “Business” war gewollt, und dazu taugte es nicht. Wenige Jahre später schlossen Anbieter wie Pro7 und GMX ihre ‘Communities’ wieder.

Chatsterben

Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Aufwand an Personal und Serverleistung nicht durch Werbung refinanziert worden ist, die Einnahmen blieben aber offenbar weit hinter den Erwartungen zurück. Außerdem erwiesen sich die Communarden als wilder Haufen, der so gar nicht den makellosen Gestalten aus der Werbung entsprach. Eher schon denen, die bei den Castingshows in der ersten Runde rausfliegen.

Dann aber kam Web zwonull. Das musste auch jeder haben. Man wusste zwar nicht, was das war, ließ sich aber von Sascha Lobo erzählen, dass am Ende des neuen Regenbogens wieder ein Eimer Gold stehe. Das neue Internet, interaktiv, authentisch, jugendlich, wartete nur darauf, von hippen Slogans und gefaketen Elogen über alle möglichen Produkte überflutet zu werden. Interaktiv, so stellten sich die Inhaber von Callcenters und Anbieter von Warteschleifen wohl vor, das ist, wenn man die Leute vollquatscht und die dann freiwillig mehr davon verlangen.

Web zwonull

Blogs waren der erste Hype. Unternehmen mussten jetzt auch welche haben, weil die Leute da so schön aktiv sind und diskutieren. Dass sie zuallererst interessiert sein müssen, was an zweiter Stelle eine gewisse Qualität verlangt, hatten ihnen die Berater verschwiegen. Ehe sie aber noch zu irgend einer Erkenntnis gelangten, wurden sie schon auf die jetzt aber ganz sicher ganz viel Gold bescherenden neuen Plattformen getrieben, vor allem Twitter und Facebook. Daran verdienen sie auch wirklich eine Mörderkohle – Twitter und Facebook. Was ein Unternehmen da verloren hat, wissen sie genauso wenig wie vorher von den Chats, Foren und Blogs. Dabei sein ist alles.

verberg

Auf der anderen Seite der Trends stehen die User, die ebenfalls wie blöde durchs Netz ziehen und sich alle paar Jahre anderen an den Hals werfen, ihre Daten für umme verschleudern und stets auf den größten Haufen … laufen. Verstehen muss man das nicht, es ist halt der Herdentrieb, und das Vieh auf Stampede hat sich noch selten Gedanken darüber gemacht, wem die Rennerei nützt – oder schadet.

Der Rest sinnentnehmenden Lesens

Unter die Hufe kommt dabei allmählich auch der letzte Rest sinnentnehmenden Lesens, denn obwohl jeder Mensch auch ein Texter ist auf diesen Spielwiesen, werden die AGB und sonstige Verpflichtungserklärungen nicht einmal mehr in der plakativen Kurzfassung gelesen. Oder hat sich eine neue Leidenschaft entwickelt, die ich an mir noch nicht entdeckt habe: Sich hemmungslos verkaspern zu lassen? So hat das derzeitige “Muss-ich-dabei-sein”-Angebot nr. 1, Facebook, auf der Eingansseite angenagelt:

Facebook ist kostenlos und wird es auch immer bleiben.

Um die Ecke heißt es dann:

Wir garantieren nicht, dass die Facebook-Plattform stets kostenlos sein wird.”

Aha. Immer, aber nicht stets. So sieht er aus, der postmoderne Lügendetektor. Wer sich so frech hinter den Serverschrank führen lässt, ist hier willkommen. Zieht euch aus, spreizt die Beine, wir wollen mit euch reden.

Zieht euch aus

Erstaunlich ist auch, für was die User sich und ihre Privatsphäre da hergeben. Dass die Software nicht so irre originell ist, zeigen schon die flugs hochgezogenen Plagiate, die an rasender Inkompetenz und einem misslungenen Marketing scheitern. Was Facebook bietet, kann eh jede Blogsoftware, und man könnte völlig unabhängig woanders dasselbe haben. Aber nein, “ich bin bei Facebook”, wissen die Avantgardisten der Kommunikationsgesellschaft.

Ihr seid nirgends. Ihr ladet eure Daten auf einen Server. Der speichert die noch ganz woanders und macht Datenabgleiche, für die selbst Polizisten verhaftet würden, vorab, flächendeckend und ungefragt. Das Ergebnis serviert er euch als “eure Freunde”, zu denen jeder gehört, dem ihr einmal eine Mail geschrieben habt. Das ist eure “Community”. Anstatt eine eigene Klitsche aufzumachen und Links auf die privaten Seiten eurer Freunde zu setzen, lasst ihr euch von einem privaten Geheimdienst vernetzen.

Mein Gott, seid ihr eine dankbare Kundschaft!

Die unangenehmen Nebenwirkungen der Verwaltigungen von Kindern lasten nicht so sehr auf der katholischen Kirche, daß das Geschäft dadurch allzusehr beeinträchtigt würde. Shit happens. Unterdessen tun sich an einer anderen Baustelle weitere Imageprobleme auf: Wenn es mit der Reinwaschung der Träger dessen, was sie kapriziös “Würde” nennen, nicht klappt, dann vielleicht mit der von gutem Geld. Kaum nachzuvollziehen, denn die Schweizer-garde haben sie seit 500 Jahren schon in ihren Diensten, warum sollen sie dann nicht auch Schweizer-geschäfte machen? Man gönnt sich ja sonst nichts.

Homosexualität hingegen geht nicht, zumindest nicht in erwachsenen Beziehungen und auf Basis gegenseitiger Zuneigung und Freiwilligkeit. Das ist eine Sünde, die nicht ins Schema der noch sanktionierbaren Abartigkeit paßt. Selbst die Beichte kommt dem nicht mehr bei. Dabei sollten Leute, die sich mit einem Mann in Frauenkleidern in einen Schrank setzen und diesen dann “Vater” nennen, um ihm Schweinereien zu erzählen, doch ein wenig Toleranz üben. Pustekuchen.

Vielleicht liegt ein Grundmißverständnis von ‘Gutmenschen’ darin, daß ihnen ein Wesenszug fehlt, der andererseits weit verbreitet ist. Der Begriff “Gutmenschen”, eine gern gebrauchte Vokabel in rechtsradikalen Kreisen, belegt schon alle diejenigen, die sich nicht der Hatz gegen einzelne Bevölkerungsgruppen anschließen mögen. Verklammert wird er stets mit Stereotypen von naiven, verweichlichten und völlig weltfremden Figuren, die selbst Kinderschänder liebhaben, wenn man denen nur ansieht, daß sie einer ‘Fremdrasse’ angehören.

Es mag dementgegen aber durchaus eine Form des Gutmenschentums geben, dem vor allem Linke (wenn auch wahrlich nicht alle) anheim gefallen sein dürften, ein Phänomen, das gewisse Vorstellungen und Denkprozesse erschwert: Es ist die völlige Unfähigkeit, die Lust an der Verfolgung von Menschen nachzuvollziehen. Der elementare Sadismus, der nach Strafe giert und ‘Täter’ braucht, um ‘schuldige’ Opfer quälen zu dürfen.

Keine Diskussion um die Folgen kriminellen oder sonstwie schadhaften Verhaltens, ohne daß schärfere Strafen verlangt werden. Kein Kapitalverbrechen, ohne das jemand nach der Todesstrafe schreit. Dabei spielen Argumente gar keine Rolle, die ohnehin seit Jahrzehnten dieselben sind. Die “Diskussion” erfüllt per se schon den Hauptzweck, umso besser, je unsachlicher und aggressiver sie geführt wird. Es werden wenigstens verbal die schlimmsten Vergehen zelebriert, wiederholt und en Detail besungen, denen dann noch einmal mit der Grausamkeit der Strafe begegnet werden muß.

Was sich da Bahn bricht, hat Freud in “Das Unbehagen in der Kultur” treffend umschrieben. Ein Aufsatz, den ich immer wieder empfehlen kann. An dieser Stelle geht es mir aber nicht um eine Analyse des Phänomens, sondern um ein Empfinden, das dem beikommt. Was ist das für ein Gefühl, sich lustvoll vorzustellen, wie die Rache am Delinquenten vollzogen wird? Was ist das für ein Vergnügen, Menschen zu ächten und sie der Verfolgung anheim zu stellen? Wenn ich sehe, wie sich immer wieder Leute eifernd dafür engagieren, daß man anderen an den Kragen geht, fehlt mir jeder Zugang zu dieser Haltung.

Ich muß dennoch zur Kenntnis nehmen, daß dem eben so ist. Und komme zu dem Schluß, daß alles Argumentieren im Umkreis dieser Spielform der Aggression vergeblich bleiben muß. Einer Aggression, der sich jeder spontan anschließen kann, der ähnliche Neigungen hegt. Alles, was es braucht, ist die halbwegs funktionierende Definition einer Gruppe von Menschen und eine Schuld, die man ihnen zuweist. Damit geht alles, von verbal geäußerter Verachtung bis zum Genozid. Da hilft dann auch kein Lamentieren mehr, da gibt es nur noch ein unbeugsames “Nein!”, ein kultiviertes Tabu. Wer daran rüttelt, will zurück zur Barbarei.

Wir gelten als faul, verlottert und ausschweifend. Wer die Nacht zum Tag macht, geht ständig feiern, säuft und kriegt morgens nicht den Arsch aus dem Bett. Er ist ein gesellschaftlich bestenfalls geduldetes Subjekt, denn er hat es nicht drauf: Wer feiern kann, kann auch arbeiten. Dann muß man halt mal auf Schlaf verzichten.

Ämter nützen gern ihre Macht, Termine nicht zu vereinbaren, sondern zu diktieren. Am besten so früh wie möglich. Es gibt immer Menschen, die gern “lange” schlafen, denen kann man schon mal die Ruhe nehmen, das macht sie aktiv. Die Schule beginnt um acht, und wenn es opportun erscheint, gibt es dann auch schon mal eine Doppelstunde Sport zum Beginn. Wer da noch im Halbschlaf taumelt, muß sehen, wie er mitkommt. Ein guter Deutscher ist er schon mal nicht.

Diese ganze Haltung, mit der Spätaufsteher wie ich ständig konfrontiert werden, strotzt nur so vor gröbstem Umfug. Das beginnt mit dem Blödsinn des “langen” Schlafens. Viele von uns schlafen nicht mehr als der Durchschnitt, einige weniger, das ist völlig normalverteilt. Wir schlafen einfach später und müssen uns dafür nicht rechtfertigen. Vor niemandem.

Ein wenig Verstand könnte Abhilfe schaffen um zu begreifen, was gerade diejenigen auszeichnet, die abends nicht ins Bett kommen und morgends nicht heraus. Es gibt unterschiedliche Gründe, warum sich ein halbwegs gangbarer 24-Stunden-Rhymthmus einstellt, der eben nach hinten verschoben ist. Vor allem ein Phänomen ist für mich aber das interessanteste, nicht zufällig, da es mich selbst betrifft. Seltsamerweise sind 24 Stunden einfach nicht genug. Am Wochenende, das kenne ich seit meiner Kindheit, werden die Tage und Nächte länger. Freitags geht es später ins Bett, samstags viel später raus. Samtstag nachts wird es dann gern noch einmal später und sonntags wird bis mittags geschlafen.

Ich habe bis auf die Zeit im Zuvieldienst – da habe ich einige Monate quasi gar nicht mehr geschlafen – nur Jobs gemacht, die später anfingen. Etwas anderes war die Zeit mit meiner kleinen Tochter, da konnte ich aber ihre Schlafphasen nutzen, um mich selbst noch mal ein Stündchen hinzulegen.
Das alles klingt wie eine Rechtfertigung, was ebenfalls kein Zufall ist, denn gemeinhin gelten wir ja als schlechte Menschen, von denen man eine Entschuldigung für ihr Dasein erwartet. Daß wir erst zu großer Form auflaufen, wenn ihr längst schlaff vor dem großen Verblöder hängt, wird gemeinhin unterschlagen. Erst eine “Nachtschicht”, lohnabhänig, schlecht bezahlt und für den Segen irgendeiner Firma, gibt uns wieder das Recht, später aufzustehen.

Mumpitz. Es ist einer der typischen deutschen Neidkomplexe. Da könnte jemand mehr, schöner, besser länger schlafen als ich. Das geht gar nicht! Daß Spätaufsteher erst einmal genau so müde sind wie Frühaufsteher, will denen erst recht nicht in dem Kopf. Für sie ist das ein Skandal, jedenfalls für diejenigen, deren höchstes Ideal in eben dem Gebuckel besteht, was ihnen als “gute Arbeit” eingeschärft wurde. Das ist putzig.

Als 28-Stunden-Mensch bin ich obendrein belastbarer, effizienter und flexibler als die acht-bis-siebzehn-Uhr-Männlein. Ginge es ums Arbeiten, die Argumente wären auf meiner Seite. Es geht aber nicht darum. Ich arbeite, um zu leben und meide Tätigkeiten, die mir nicht zusagen. Ich sage das nicht, weil ich faul, unsozial oder weltfremd wäre. Ich bin einfach nur nicht doof.

Als einer von denen, die auf einem zu kleinen Planeten leben oder einem, der sich halt zu schnell dreht, kann ich trotzdem gut mit den Anderen leben. Denen, die halt lange vor meinem Erwachen ganz normale Geräusche machen. Sie dürfen mich getrost auch wecken, wenn sie mich dann wieder schlafen lassen. Sie dürfen mir sogar eine Frage in der Erwartung einer knappen Antwort stellen. Versucht nur nicht, dann mit mir zu diskutieren. Was ich in einem solchen Fall von euch übrig lasse, kann gern um 01:00 mit mir weiter streiten. Aber das wollt ihr sicher nicht.

Ich hatte mich zu den Touren, die reiche Teens neuerdings zur Bestätigung ihrer Weltherrschaft unternehmen bereits geäußert. Gelingt der Schwachsinn, brüsten sie sich mit Weltrekorden, die sie – ja sicher! – ganz für sich allein beanspruchen. Die öffentlich eingetrübte Wahrnehmung lanciert das dann auch dementsprechend. So gilt bis heute den meisten Halbgebildeten “Sir” (Ja Sir!) Edmund Hillary als Erstbesteiger des Mt. Everest, während Tenzing Norgay deutlich weniger bekannt ist. Der hat ja auch nur die Klamotten geschleppt.

Zurück zu der Göre, die nicht weniger als “die Welt” umrunden will. Wenn der Sturm kommt, gibt es also eine Sicherheitskapsel, GPS und Notfallzentrale. Am Ende kommt eine Hubschrauberstaffel als Kavalerie und sorgt dafür, daß die hohe Tochter nicht in der Gefahr umkommt, in die sie sich begeben hat.
Wo sind eigentlich die Denkmäler für die tapferen unfreiwilligen Seeleute, die von irgend einem afrikanischen Strand aufgebrochen und in Richtung Lampedusa gepaddelt sind? Ach nee, die werden ja ins Meer geworfen.

Die Geschichtsschreibung sollte eine eigene Sparte einrichten für die Celebrities, deren Ruhm wie alles andere in ihrem irrelevanten Leben einzig auf ihrem Geld beruht. Die Höchstleistungen gelangweilter Vollidioten sind eine symbolträchtige Kategorie menschlicher Unzulänglichkeit. Das Interesse für solch sinnfreien Einsatz aller denkbaren Ressourcen in undenkbaren Dimensionen steht prototypisch für das tiefe menschliche Bedürfnis, sich verblöden zu lassen. Während der kleinste Respekt vor dem Nächsten argwöhnisch verweigert wird, kann der Kotau vor den Scheinriesen nicht tief genug sein. Eine tragikomische Spezies. Beam me up!

haben ja doch etwas gelernt. Den einen schieben die Pfaffen ihr ungewaschenes Genital ind den Mund, den anderen einen Knebel. Das nenne ich überlegene Moral.

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