Der Morgen nach dem Abendland
Posted by flatter under Best of , Kultur[71] Comments
26. Dez 2010 15:41
In einem auch im Ganzen interessanten Interview mit der TAZ legt Uwe Lehnert den Kern des politischen Christentums bloß:
“Nach meiner Erfahrung sind die meisten Kirchgänger Traditionschristen. Sie machen mit, was sie mal gelernt haben, finden das ganz schön und sehen keinen Grund, daran etwas zu ändern. Ihr Christentum besteht aus einer allgemeinen Gottgläubigkeit und dem Wunsch, als guter Mensch zu gelten.”
Dieser auf den Punkt gebrachte biedermännische Prozess der Anpassung an eine Gesellschaft ist der Kern des Konservativismus. Er versucht nicht etwa etwas zu erhalten, das er zuvor als wertvoll erkannt hat, sondern beruht auf zwei Wünschen: Ich will dazugehören und ich will, dass sich nichts grundlegend ändert.
Diese Wünsche und ihre Projektionen sind ungemein stabil, und sie vermögen sich gegen Wirklichkeit bis zur Paradoxie abzuschotten. Auch dies ist bereits im christlichen Grundgerüst angelegt:
“Dieser Opfertod soll mich von meinen Sünden befreien. Das ist steinzeitliches Denken. Damals brachte man den Göttern Opfer, um sie gnädig zu stimmen, in ganz dramatischen Situationen opferte man sogar den Erstgeborenen. Heute noch so zu denken, finde ich geradezu absurd. Fällt einer allmächtigen Gottheit nichts anderes ein als eine grausame Hinrichtung, um sich mit uns zu versöhnen?”
Warum sollte ihr, wenn sie damit so erfolgreich ist? Wäre der christliche Sadomasochismus wie alle anderen Produkte dieser Art nur für Erwachsense freigegeben, hätte sich diese Religion bereits erledigt. Das “steinzeitliche Denken” aber, mit seinen Drohungen, starken Reizen und Absurditäten, ist bestens dazu geeignet, Kinderpsychen zu programmieren. Allmacht und Paradoxie, das sind die Bausteine der grundlegenden Prägungen – einschließlich der traumatischen.
Steinzeitliches Denken
Was so angelegt ist, wird man nicht mehr so schnell los. Es fordert Wiederholung und Ritual, und siehe da: Alles schon fertig vorbereitet und aufgetischt. Der Leib Christi, Amen!
Längst aber sind solche Wunschkonstellationen nicht mehr auf die Kirchen angewiesen. worüber diese ja auch laut zetern. Dazugehören und sich nicht auf veränderte Realitäten einlassen müssen, dieses gemütlich-reaktionäre Weltbild wird reichlich bedient, absurd bis zur Lähmung zwar, aber immer gern genommen. “Zeitungen”, Werbung, Politiker und Lobbyisten verkaufen und versorgen uns täglich mit Formeln, die auf jede Lebenslage gleich passen. Eigentlich nämlich gar nicht, aber wer fest steht im Glauben, den ficht das nicht an.
Wer sich daher wundert, wie sehr sich scheinbar gegensätzliche Gesellschaftsentwürfe in der Realität ähneln und sich auf die Dauer immer mehr annähern, der muss zur Kenntnis nehmen, das hier archaische Kräfte im Spiel sind, die zu unterschätzen ein großer Fehler wäre. Zuallererst ist die Kränkung hinzunehmen, dass der Verstand nur ein Symptom ist und nicht Herr im Hause.
Schon Freud hat die Konstruktion der Realität als Alternative zur Halluzination beschrieben. Wohlgemerkt: Die Halluzination hat die älteren Rechte. Erst durch die Abwehr des Wunsches, um dessen Erfüllung er mit dem Traumbild ringt, entsteht der Verstand. Er ist aber Sklave des Wunsches und Instrument zu dessen Erfüllung. Die Erfindung der “Vernunft”, des sich selbst leitenden Verstandes, ist ein Hirngespinst.
Vernunft, ein Hirngespinst
Es gilt also, ein Konstrukt zu finden, das möglichst alle Instanzen bei Laune hält. Wenn der Verstand nichts mehr zu meckern hat, ohne dafür betäubt zu werden, ist ein Optimalzustand gegeben.
Das Gebilde, das die äußerst unterschiedlich motivierten Anteile der Psyche versöhnen soll, hat Max Weber “Theodizee” genannt. Darunter ist eigentlich zu verstehen, wie die Religionen es fertig bringen, allmächtige Götter mit einer oft grausamen und ungerechten Wirklichkeit in Einklang zu bringen. Aber dahinter steckt mehr als bloß eine Frage der Religionssoziologie. Es gibt für alle Gemeinschaften und Gesellschaften ein schillerndes Regelwerk, das ‘Gut’ und ‘Böse’, ‘Zugehörig’ und ‘Fremd’ festlegt. Man schöpft quasi seine Identitäten daraus. Im Grunde ist da alles verhandelbar – zum Beispiel, wer Deutscher ist oder Schalker, Christ oder Rapper, Punk oder Banker. Es muss aber für jede Gruppe und damit Identität etwas geben, was sie tun und lassen muss.
Die (christliche) Religion hat dieses Spiel zur absoluten Sinn- und Inhaltslosigkeit perfektioniert. Der Erlöser ist schon lange tot und wird nicht wiederkehren. Im Diesseits gibt es entweder keinen Lohn oder er ist umso gottgefälliger, je mehr man scheffelt ohne etwas davon zu haben. Und für beides gilt: Jeder strickt sich das so zurecht, wie es ihm passt. Gott sieht zwar alles, aber er ist unfassbar gleichgültig. Das sind inzwischen auch seine Schäfchen. Eine soziale Kontrolle findet immer weniger statt. Es gibt für alles Entschuldigungen. Die 68er waren’s.
Du Opfer!
Auf dieser Basis blüht die geilste und dümmste denkbare Paradoxie: “Denke nur an dich, dann ist allen geholfen”. Dieses Leitbild ist so denkwürdig krank und unsinnig, dass ein ungetrübter Verstand sofort Alarm schlagen würde. Aber mei, absurd war schon immer hoch im Kurs bei uns. Es ist zwar völlig spinnert, aber es schmiegt sich dem eingespielt reaktionären Grundraster hervorragend an: Die Ordnung ist per se richtig. Oben ist oben, unten ist unten, und jeder kriegt, was er verdient. Alle dürfen vom Paradies auf Erden träumen, es gibt sie wirklich, die Milliardäre. Niemandem kann ein Vorwurf gemacht werden, wenn er rücksichtslos aufwärts strebt. Schuldig, eigenverantwortlich, sind allein die Opfer. Sie leiden zurecht, womit das große Dilemma perfekt gelöst ist.
Diese Halluzination wird zusammenbrechen, weil die Wirklichkeit am Ende doch immer siegt. Zur Not entledigt sie sich gleich der ganzen Menschheit. Der Neoliberalismus wird dann vermutlich mit wehenden Fahnen und einem beherzt gegrölten “Unentschieden!” untergehen.
Wer etwas anderes will, muss sich allerdings deutlich machen, dass jede Änderung auf Widerstand stoßen wird, allein weil sie eine ist. Er wird beachten müssen, dass ihm ohne ein großes Versprechen niemand folgen wird. Wer er es ehrlich meint, muss beides schaffen: Eine neue Illusion und den Blick für die Realität. Der Konkurrenz reicht derweil die erste Hälfte.
Dezember 27th, 2010 at 00:21
OK, ist Weihnachten…Pathos-Days für den ungläubigen Flatter… Amen.
Dezember 27th, 2010 at 01:46
Unter diesem Artikel ist der Kommentar wohl eher unpassend. Ich hätte ihn unter dem letzten erwartet.
Dezember 27th, 2010 at 01:58
“Jeder strickt sich das so zurecht, wie es ihm passt.”Hm, ich glaube, das können die durchschnittlich … auch ohne Religion, oder?
Dezember 27th, 2010 at 04:35
Auch als gläubiger Christ darf man das lesen und in seinem Herzen bewegen.
Das ist große Aufklärung!
Vielen Dank lieber Flatter. Und mögest Du in den Himmeln auf immer verweilen.
;-)
Dezember 27th, 2010 at 08:34
“Diese Halluzination wird zusammenbrechen, weil die Wirklichkeit am Ende doch immer siegt.”
Nicht nur, dass der Verstand – eher der Intellekt – nicht Herr im Haus ist, gibt es auch nicht DIE offensichtlich gewünschte objektive, für alle gültige Wirklichkeit. Alle Wirklichkeiten sind konstruiert und sozusagen “Halluzinationen”. Ich würde eher sagen Illusionen. Was dabei wirklich ist, sind die Erfahrungen, die man in diesen Wirklichkeiten macht.
Es ist nicht notwendig, den Kirchen ihr naives Gottesbild vorzuwerfen. Die Kirchen waren schon immer Machthaber, die ihren Gläubigen ihre eigene Illusion verpasst haben. Das ist die klassische Gehirnwäsche und dieser Vorgang wird von allen benutzt, die Andere auf ihre Linie bringen wollen…
Leider kann ich diesem Artikel in keinem Punkt zustimmen. Der “tote (wieder auferstandene) Erlöser” ist eine Mythologie. Die Bergpredigt z.B. sagt alles Wesentliche, was ein Mensch wissen muss. Buddha hat alles Wesentliche gesagt, was ein Mensch wissen muss, um sich selbst zu erkennen. Und der “dümmste Satz: Denke nur an dich, dann ist allen geholfen.” ist wahr, denn erst wenn ein Mensch ins Zentrum seiner Selbst kommt, kann er allem Anderen sozusagen ein Licht (und eine Hilfe) sein, denn dann erkennt er die Vernetzung von allem mit allem… Wenn dies nicht der Fall ist, führen die Blinden die Blinden, was man ja allenthalben beobachten kann. Auch in diesem Artikel…
Dezember 27th, 2010 at 09:08
“Der Erlöser ist schon lange tot und wird nicht wiederkehren.”
Ich behaupte das Gegenteil.
Die Zeit wird zeigen, wer recht hat. ;-)
Dezember 27th, 2010 at 10:09
Den Paragraphen “Du Opfer!” möchte ich mir glatt samt überschrift gerahmt an die Wand nageln.
Ich glaube, das mache ich auch.
Dezember 27th, 2010 at 10:49
Theodizee: Leibniz! (https://de.wikipedia.org/wiki/Theodizee)
– im übrigen: brillant!
Dezember 27th, 2010 at 11:07
Brilliant formuliert, Danke, auch an Uwe Lehnert unbekannter Weise für ein paar “Fakten” aus der Praxis. Alles nichts Neues für mich, habe ich so in ähnlicher Form (weniger feynsinnig ;-) ja auch schon geschrieben, muss ich aber verlinken.
“Wer etwas anderes will, muss sich allerdings deutlich machen, dass jede Änderung auf Widerstand stoßen wird, allein weil sie eine ist. Er wird beachten müssen, dass ihm ohne ein großes Versprechen niemand folgen wird. Wer er es ehrlich meint, muss beides schaffen: Eine neue Illusion und den Blick für die Realität. Der Konkurrenz reicht derweil die erste Hälfte.”
Ja leider, was könnte man jetzt hierzu alles sagen, allein, es muss getan werden. (Ich möchte mich hier nicht weiter auf Freud einlassen). Bisher haben es nur Religionspropheten und monströse Verbrecher soweit geschafft, mit mehr oder weniger “Erfolg”. Auf die Vernunft und die Aufklärung braucht man jedoch nicht zu warten, dies wäre wie auf einen Messias immer noch zu hoffen (das tut nicht einmal die katholische Kirche hinter vorgehaltener Hand) oder die göttliche Apokalypse (nicht zu verwechseln mit einer “universalen” Apokalypse, die wahrscheinlicher sein dürfte – spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,735253,00.html – als viele glauben).
Daher trotzdem,
“Die Welt braucht endlich einen Führer”
Dezember 27th, 2010 at 11:45
Nachtrag
@flatter einen genialen Propagandaministrator wüßte ich bereits, allein ihm fehlt der (r)echte Glaube :-)
Dezember 27th, 2010 at 11:49
Ein schöner Artikel!
Die Religion per se ist schon ein Problem; aber auch diese Sicht einer Welt, die sich nicht zu ändern habe. Ob die Vernunft ein Hirngespinst ist? Cogito ergo sum: ich bezweifle alles, außer dass ich bezweifle. Damit kann man wohl was anfangen. Es ist nicht DIE Antwort – aber es gibt auch nicht DIE Frage.
Es fällt mir auf, dass eine Quelle (? oder Erklärung?) des hartnäckigen Vorhandenseins zumindest des deutschen Konservatismus (und anderer, noch weniger wünschenswerter Haltungen) darin liegen könnte, dass in Deutschland kaum richtige Großstädte existieren. Das ganze Land fast besteht aus lauter kleineren bis mittleren Ortschaften. Ich bin der Meinung, dass da ein Zusammenhang ist, obwohl Großstädte zweifelsohne nicht die Antwort wären, da der Konservatismus (und die anderen wenig wünschenswerten Geisteshaltungen) durchaus in solchen auch zu Hause ist. Aber um wieviel mehr muss diese Haltung gedeihen in einem Land der Kleinsozietäten, der kleinen Orte, wo jeder über jeden Bescheid weiß oder wissen will, wo der tägliche Terror des sozialen Drucks so richtig zustande kommt? Und auffällig ist auch, dass dort dieser Konservatismus sich besonders gut beobachten lässt – unter anderem.
Dezember 27th, 2010 at 12:15
@bl (5): Nein, nicht “Intellekt”, sondern Verstand. Den Unterschied zur “Vernunft” hat Kant dargelegt. Ferner geht es um Halluzination, die als ausdrückliche Alternative zur Verwendung des Verstandes fungiert, mithin unterhalb der Sphäre des Bewusstseins liegt. Hier wird noch keine Realität konstruiert, sondern es geht allein um Wunscherfüllung. Der Konstruktivismus behauptet übrigens auch nicht, Realität werde nur um der Wunscherfüllung willen geschaffen.
Natürlich ist der Auferstandene Mythologie, ich sage ja gerade, dass es solche braucht, damit Religion wirkt – auch die neoliberale. Die Bergpredigt ist nur ein Text (übrigens ein wirrer und wütender), keine Religion.
Und wer “nur an sich denkt”, gelangt also “ins Zentrum seiner selbst”? Dazu sage ich dann mal nichts mehr.
Da bin ich lieber “blind”. Allerdings führe ich niemanden hier. Ich drohe auch ausdrücklich nicht mit Auferstehung.
Dezember 27th, 2010 at 12:21
Ich denke aus dem christl. Traditionalismus ist auch die immer gegenwärtige Alternativlosigkeit erwachsen. Verbunden mit der Bequemlichkeit, ständig nur vereinfachende Dinge zu akzeptieren, anstatt eine wirklich alternative Vorgehensweise in Betracht zu ziehen. Was aber leider auch Visionäre ständig dazu verführt, grundlegend neues schaffen zu wollen, aber dabei genauso ständig übersehen zu wollen, dass die Fehler des Alten, die Vision überrollen werden.
Der Witz liegt für mich im generellen Nutzen von Religionen. Dieser ist es Antworten zu liefern, – wo Fragen hingehören.
Dezember 27th, 2010 at 12:21
@wivo(8): Ganz richtig, aber erst Weber hat die prägende Funktion der Theodizee für die Gesellschaften erkannt und nachgewiesen.
Dezember 27th, 2010 at 14:34
Ich bin betroffen. In meiner unmittelbaren Nähe, einem Nachbarkaff, soll ein Bibelpark errichtet werden.
https://www.extratipp.com/nachrichten/regionales/aufreger/schoepfung-faehrt-achterbahn-1057698.html
Alle Kulturen erfanden jeweils Gott, das ist wohl ein menschliches Urbedürfnis, die Religionen sind Bedürfnisanstalten. Als agnostischer Schalk högt man sich einen: da sind die Juden, die noch auf den Messias warten, die Christen, die den Messias schon hatten, und die Muslime, für die Jesus nur einer der Propheten ist, Mohammed aber der größte von allen. Besonders inkonsequent sind die Christen: nachdem Abraham, der Begründer der erwähnten drei semitischen Religionen, von Gott davor bewahrt wird, seinen Erstgeborenen zu opfern, muss bei ihnen gleich Gottes Sohn geopfert werden – absurd, welch ein Rückschritt. Den menschlichen Reformrebbe aus Nazareth kann mensch durchaus aufgrund der Bergpredigt als Radikalpazifisten, Ghandi, Sozialisten und Anarchisten sehen, doch sieht mensch lieber weg. Das erklärt den Hass der wiedergeborenen Christen: sie sind sich die wahren Christen, denn sie waren zuvor selber Sünder, stehen der Sünde mitleidlos gegenüber und morden. Die rassistisch unterlegten Kriege, die der Massenmörder und wiedergeborene Christ George W. Bush im Irak und in Afghanistan führte und die weiter geführt werden, lassen sich mit der archaischen Idee erklären, dass Gott die unschuldigen Opfer im Himmel entschädige für den hohen Preis, den der Kreuzfahrer den Arabern für ihre Bekehrung auferlegt. So sahen es die Hexenverbrenner, so sehen es zeitgenössische Christen in den USA. Bush spricht selbst von “a new crusade”, der historische ist der erste staatlich organisierte Genozid, der der Shoa voranging. Die Shoa wiederum ging auf die Hetze Martin Luthers zurück, der dazu aufrief, Synagogen zu verbrennen und später, zum Entsetzen Thomas Müntzers, die “Bauern wie die Hunde zu erwürgen”. Nazis waren vor allem in den protestanischen Gegenden aktiv, insbesondere unter Baptisten. Es waren auch mehr Protestanten und weit weniger Katholiken, die Hexen verbrannten und ganze Landstriche entvölkerten in der frühen Neuzeit. Luther empfahl für Frauen, die missgebildete Kinder gebahren, die Wasserprobe. Heute erzählen US-amerikanische baptistische Lehrerinnen ihren gläubigen Kinderchen auf Haiti, ihr Unglück sei dadurch verschuldet, dass sich Haiti vor 250 Jahren dem Satan verschrieben habe. Haiti war vor 250 Jahren das erste Gemeinwesen, das sich selbt vom spanischen Sklavenjoch befreite. In den USA gedeiht die kreationistische Lehre, nach der die Welt wenige tausend Jahre alt sei und Noach gemeinsam mit Dinosaurieren eine Bootspartei machte (und dies ist kein Scherz meinerseits). Die Irrationalität solcher Verblender findet man bei Osama bin Laden, Cheney, Bush, Luther, Hitler, Stalin. Der HASS, der durch diesen Freizeitpark verbreitet werden soll, lebt weiter. Wir stehen ihm machtlos gegenüber.
Postskriptum: was mich zur Zeit besonders aufregt, ist die aktuelle Platitüde von der “christlich-jüdischen Wertegemeinschaft”, die unseren Kulturkreis präge – weshalb die Muslime außen vor zu bleiben hätten. Wäre ich Jude, würde ich auf einen deutschnationalen Muslimhetzer und Antisemitismusrelativierer wie Seehofer spucken … ursprünglich hat diese Anmaßung wohl der Wulfredenschreiber ausgeheckt.
@ flatter: Der letzte Absatz Deines Artikels ist bedenkenswert.
Dezember 27th, 2010 at 15:19
@flatter (12) “Nein, nicht “Intellekt”, sondern Verstand. Den Unterschied zur “Vernunft” hat Kant dargelegt.” flatter
Der Artikel zeigt keinen Verstand, weil er NICHTS versteht. Und, wie ich schon schrieb, ist alles in dieser materiellen Welt Illusion (Halluzination). Das einzig Wahre ist man selbst und seine Erfahrungen. Und Menschen handeln immer aufgrund von Wünschen. Von was auch sonst…
Die sogenannte “Auferstehung” ist ein Symbol für die Erweiterung des Bewusstseins, für die Überwindung von Leiden und der ganzen Bedingtheit, die in einer als materiell begriffenen Welt herrschen und es ist eine “Auferstehung” zu Lebzeiten. Man muss nicht das Kind mit dem Bad ausschütten. Man muss nur verstehen – sich selbst verstehen. Gnothi seauton.
Ich weiß, dass das “an sich selbst denken” verdammt wird – vordergründig. Tatsächlich leben wir in einem Raubtierkapitalismus, in dem jeder an sich selbst denkt, aber eben nur materiell. Ein Mensch, der wirklich ins Zentrum seiner Selbst kommt, wird keine Menschen ausrauben oder schädigen. Im Gegenteil, er wird ein Beispiel für eine überlegene Kultur sein…
Aber so lange die Angst herrscht – die Mutter aller institutionalisierten Religionen und Regierungen – so lange gibt es auch keine sinnvollen Veränderungen. Deshalb ist es so notwendig, zu sich selbst zu kommen, um diese Ängste zu erkennen und aufzulösen…
Dezember 27th, 2010 at 15:52
“Der Artikel zeigt keinen Verstand, weil er NICHTS versteht”
Auf diesem Niveau diskutiere ich nicht.
Dezember 27th, 2010 at 15:54
Dezember 27th, 2010 at 15:55
@bl
bl steht für blabla?
Hebe dich hinfort du quantum allen NICHTS.
Eigentlich schade um die Zeit, aber ich konnte nicht anders, sorry flatter
Dezember 27th, 2010 at 16:08
flatter kam mir ohnehin schon zuvor :-)
Eines der größten Übel nach rassistischen VolksverFührern, größenwahnsinnigen Welteroberern, schizophrenen Imperatoren, Neoliberalen, Erzkapitalisten, Wahlzombies, Sanktfloriansjüngern, “Gläubigen”, Esoterikern und (jetzt wird’s hart) “Fans” jeglicher Art sind psychozentrische Blablaisten.
Da sind mir doch Donaldisten tausendmal lieber.
Dezember 27th, 2010 at 16:09
@bl
Öhhhm. Das klingt nach einer ganz eigenen Religion. Merkst du nichts? Du erklärst dir die Welt selber. Wie alle Religionen auch. Wenn alles Illusion ist, kannst du dich und deine Erfahrungen nicht selber ausnehmen, und es als “wahr” deklarieren, – weil es dir gerade so gefällt. Aber mit der Angst, stimme ich dir zu. Vermute aber, dass du selber nicht frei davon bist. Denn wie du selber schreibst, – Menschen handeln aufgrund von Wünschen, …. z.B. denen den ständigen Widersprüchen aus dem Weg zu gehen.
Atheisten, Theisten und Esoteriker haben eines gemeinsam. Sie können ihr Zeugs nicht beweisen. Da hilft weder Intellekt, noch Verstand. Also polarisiert man, und stellt sich auf eine Seite. Dahinter steckt nichts anderes als Angst, – vor der Unsicherheit, Haltlosigkeit, und auch dem Nihilismus.
Die größten Tierfreunde findest du mitunter bei den Steakessern. Sprich mal einen davon darauf an.
Oder die Klassiker der ästhetisierten Biologisten auf die Frage, warum die Ausscheidungs- und Fortpflanzungsorgane die selben sind. Pikiertes Schweigen im Labor.
Immer wenns unbequem wird, wird erklärt. Das ist müßig.
Dezember 27th, 2010 at 16:34
@bl, 16
Ich teile den Gedanken, daß buchstäblich alles in dieser materiellen Welt Illusion ist (wenngleich ich es für notwendig hielte, “Illusion” durch “Phänomen” zu ersetzen). In der Konsequenz bedeutet dies, daß das Selbst selbst “nur Ort” einer Abbildung ist. Alles braucht eine Relation, irgendeinen Vergleich, um das Potential der kategorisierbaren Erscheinung, des Phänomens, zu besitzen. Wer zu sich selbst kommt, oder nicht allzuweit davon weggeleitet wurde, wird entdeckt haben, daß in der Tat zwei Stimmen den einen Gedanken bilden, der in Wort oder Schrift und in die Tat, die konkrete Handlung fließt (zum Phänomen wird). Heute ist Dialektik ein keineswegs unbekannter Begriff, aber durchaus nicht konsequent angewandt auf Grundsätzliches.
Folgende Schlußfolgerung kann so nicht richtig sein:
“Das einzig Wahre ist man selbst und seine Erfahrungen.”
@flatter
Ich weiß ja nicht, wer das Thema philosophisch wie bereits behandelt hat, aber bei mir ist es so; daß ich zunächst nur an mich selbst denke. Das allein erlaubt mir, meine Handlungsmaximen aus dem einzigen Sinnspruch, den mir meine weise Großmutter hinterlassen hat, “Was Du nicht willst, daß man Dir zu, das füg’ auch keinem andern zu”, zu entwickeln.
Ich habe diesen Gedanken als tief empfunden und sehr ernst genommen. Und so sehr ich auch darüber nachgegrübelt habe, ein besserer Grund für Empathie, Behutsamkeit, Liebe und Freundschaft, ist mir nicht begegnet. Ich muß mich selbst lieben können. Ich muß mich mir gegenüber verantworten, keinem Tribunal, keinem Gott. Was soll an dem Gedanken “geil” und “dumm” sein – wenn nicht viel eher die Perversion dieses Gedankens als Lügen-Methode, Masche, Phrase oder Propaganda?
Dezember 27th, 2010 at 17:00
@horatio (bitte nicht ganz so ernst nehmen ;-)
Rekursive Grenzschlüsse. Wäre ich sehr vorsichtig damit. Ist ein wenig wie mit dem Satz “Alles ist relativ”. Wenn alles relativ wäre, gebe es nichts, was zueinander in Relation zu setzen wäre. Da dies aber geht, ist eben nicht alles relativ.
Wenn alles Illusion wäre, wäre der Gedanke dass alles Illusion wäre, eben auch Illusion……
Warum tun sich die Menschen so schwer damit, einfach zu sagen, – “Ich weiß es nicht”?
(*duck und wech*)
Dezember 27th, 2010 at 17:01
@horatio:
Wir können auch über Solipsismus reden oder andere Spielarten, das führt aber weit vom Thema ab.
Ich habe ja keinen Aufsatz geschrieben, die Formulierung “Denke nur an dich, dann ist allen geholfen” soll daher im verkürzten Zusammenhang verstanden werden. “Nur an dich” heißt eben “nicht an die anderen”. Das ist dann kein ‘intelligenter Egoismus’ mehr, der per se die anderen in den Gedanken ans Selbst einschließt. Das ist der “alles für mich und nach mir die Sintflut”-Egoismus. Da ich an der Stelle von Neoliberalismus spreche, bedarf das eigentlich keiner weiteren Erläuterung.
Dezember 27th, 2010 at 17:51
@flatter, 24
“Da ich an der Stelle von Neoliberalismus spreche, bedarf das eigentlich keiner weiteren Erläuterung.”
Vielleicht stimmt das ja nicht.
Der folgende Absatz erschien mir nicht klar:
“Die (christliche) Religion hat dieses Spiel zur absoluten Sinn- und Inhaltslosigkeit perfektioniert. Der Erlöser ist schon lange tot und wird nicht wiederkehren.”
Würde man an dieser Stelle durch ein unbestimmtes Ereignis abgelenkt oder erschossen, hätte man womöglich gelesen, daß die Religionen behaupten, es gäbe keinen jüngsten Tag, keinen Tag der Abrechnung, der uns ja zu Lebzeiten zur bedingungslosen Demut verpflichtet.
Wenn man dann, wiedergeboren, weiterliest:
“Im Diesseits gibt es entweder keinen Lohn oder er ist umso gottgefälliger, je mehr man scheffelt ohne etwas davon zu haben.”
- ist dies wiederum die Erinnerung daran, daß “eines Tages” sehr wohl darüber geurteilt werden wird, wie gottgefällig (i.e. selbstlos) das Leben war.
Aus diesen Sätzen folgt dann “die geilste und dümmste denkbare Paradoxie”.
Das leuchtete mir, so kann ich es vielleicht erklären, “als Kadenz” nicht ganz ein. Ich habe mich dabei bemüht, genau hinzulesen.
Dezember 27th, 2010 at 18:14
@22, antiferengi
“Wenn alles relativ wäre, gebe es nichts, was zueinander in Relation zu setzen wäre.”
“Alles” meint hier bereits sichtbare (beobachtbare) und damit abbildbare Dinge. Die Gesamtheit dessen, was die Eigenschaft hat, überhaupt potentiell beobachtbar zu sein (wenn einer hinguckte).
Beobachtbar, weil projizierbar, ist nur etwas, das in irgendeinem Verhältnis, in Relation zu etwas anderem steht. Ohne einen Maßstab macht es keinen Sinn, eine skalare Größe wie Länge zu formulieren. Und es ist richtig zu sagen, daß es “nichts” ist, was zueinander in Relation zu setzen ist, weil ein Einzelnes solange ein Nichts ist, bis es nicht durch einen möglichen Beobachter als Relation in Erscheinung zu treten vermöchte.
Dezember 27th, 2010 at 18:22
Immer diese doofe Philosophie, jede Menge Worte keine Fakten – Gruß an Markwort!
https://de.wikipedia.org/wiki/Nihilismus
Das geht auch an Herrn unbequemer, der meinte, ich kenne seine Großtante nicht. Mensch sollte nicht alles so wörtlich nehmen, schließlich war auch mal der Biber Fastenspeise, weil er ein Fisch ist.
Dezember 27th, 2010 at 18:31
@horatio: “weil ein Einzelnes solange ein Nichts ist, bis es nicht durch einen möglichen Beobachter als Relation in Erscheinung zu treten vermöchte.”
Das ist auch so eine Religion. Materialisten sind da ganz anderer Ansicht. Ich übrigens auch.
Dezember 27th, 2010 at 18:37
Kant, Weber, Konstruktivismus (Luhmann/Watzlawick) – heidernei, lieber Flatter, du wirfst mit Intellektualismen ganz schön um dich. Bin mir unsicher, ob Immanuel, Max, Niklas (Luhmann), Paul (Watzlawick) und wer noch so alles genannt oder ungenannt durch deinen Post schwirrt, deiner Analyse und den daraus gezogenen Folgerungen folgen würden. Mir scheint, du machst eine große intellektuelle Gemüsesuppe, ganz nach deinem Geschmack. Du pickst dir überall das heraus, was der Konstruktion deines Weltbildes dient, welches im Übrigen sehr abendländisch geprägt zu sein scheint. Im Abendland gelten Egoismus und Altruismus als Gegensatzpaare. In östlichen Philosophie gehören sie zusammen. Dort dient man sich selbst indem man der Gesellschaft dient und umgekehrt. Denn wir sind alle eins und alles hängt mit allem zusammen. Buddha und Jesus/Bergpredigt haben tatsächlich alles Wichtige gesagt, was ein Mensch wissen muss, um sich und der Welt zu dienen. Ich wünsche einen besinnlichen und im Herzen friedlichen Jahresausklang. LG mayarosa
Dezember 27th, 2010 at 19:06
“Große intellektuelle Gemüsesuppe, ganz nach [meinem] Geschmack”? Yapp. Und ich hoffe doch, dass jeder der Genannten etwas dagegen hätte. Ich würde es allerdings nicht “Weltbild” nennen, da bleibe ich bei der Kritischen Theorie. Ich will nur spielen.
Dezember 27th, 2010 at 19:38
@28, flatter
“Das ist auch so eine Religion.”
Warum der Ton von Religion? Reflexion ist und will keine Religion sein.
Wenn ich ein Phänomen vergegenwärtige, dem ich z.B. die Eigenschaft der Länge zuschreiben will, muß ich gleichzeitig etwas vergleichbares erfahren, das davon unterscheidbar (kurz oder lang, kürzer oder länger) sei. Ohne Maßstab keine Möglichkeit logisch zu sein.
“Ort” an sich ist überall und nirgends. Erst das Vorhandensein weiterer “Orte” schafft Beziehungen und Wirkungen – Emanenz ist zwar populär aber deswegen noch nicht ganz falsch; wir können darüber nachdenken. Warum das als eine erkenntnistheoretisch vulgär-religiöse Rüpelei verstehen?
Selbst das stumpfeste Metall vermag -potentiell- zu glänzen. Oder wissen die Materialisten da mehr?
LG
Dezember 27th, 2010 at 20:17
@ Mayarosa
Dös ging wohl eher gegen Adam Smith als gegen Bhudda. Wie auch immer, ein nettes neues bloglink…
Dezember 27th, 2010 at 20:45
@horatio
Icke bin zwar kein Materalist, aber Metall kann erst ab einem gewissen Reflektionsvermögen glänzen. Dazu muss es poliert werden, was natürlich eine Potenz ergibt, die bereits vorher da ist. Auch nur eine Relation zwischen “vor” und “nach” einer Handlung, Beobachtung oder Erkenntniss. Aber neben allen metaphysischen Gedanken, ist Lichtgeschwindigkeit ganz physikalisch “nicht” relativ, weil endgültig. Ob sie nun einen Ort hat, wo man es messen kann, oder nicht. Oder weil es überhaupt gemessen wurde. D.h. es gibt Relationen, die unabhängig von der eigenen Interpretation oder Existenz existieren. Ob dies nun Illusion ist, oder nicht. Natürlich kann man jetzt weiter argumentieren, weil keiner das “dahinter”, oder “warum” kennt, aber darum geht es ja. Warum etwas erklären, was im Moment nicht erklärbar ist? Woher kommt dieser Wunsch, die Dinge erklären zu wollen, bevor sie beobachtbar sind?
Ist ja nur eine Frage.
Dezember 27th, 2010 at 21:15
antiferengi meint:
Dezember 27th, 2010 at 20:45
@horatio
“Warum etwas erklären, was im Moment nicht erklärbar ist? Woher kommt dieser Wunsch, die Dinge erklären zu wollen, bevor sie beobachtbar sind?
Ist ja nur eine Frage.”
Ja, eine sehr gute Frage!
Vielleicht rührt der Wunsch, Dinge “erklären” zu wollen, von denen man noch nie eine Beobachtung gemacht hat daher, dass man mit Hilfe derartiger “Fragen” ganz und gar unverdächtig Dingen, Verhältnissen, Beobachtungen aus dem Wege gehen kann, welche entweder einfach nur unangenehm sind oder deren Erklärung, deren Verständnis mitunter persönliches Handeln, persönliche Haltung einnehmen “erheischen” könnte?
Ist die ganze wunderbare Metaphysik nicht ein angenehmer Fluchtort, ein wunderbarer Ort des angenehmen Verweilens für alle, die tief im Grunde ihres Herzens satt und zufrieden mit dieser Welt sind?
Sattes zufriedenes Rülpsen auf “hohen intellektuellen Niveau”….., natürlich nur ein Verdacht meinerseits, manchmal exakt, manchmal weniger, manchmal wohl auch gar nicht zutreffend.
Aber auch umgekehrt: Könnte diese Flucht nicht gelegentlich auch Ausdruck einer tiefen persönlichen Verzweifelung sein?
Ein jeder wird das letztlich für sich persönlich beantworten müssen.
Dezember 27th, 2010 at 21:29
Pfarrer zum Kapitalisten: “Halt du sie arm, ich halt sie dumm”
Das war gestern.
Der Anfang aller Religionen ist der Wunsch den stärksten Vater zu haben und sich zu betäuben…
Die meisten Götter sind Überväter und die ersten Schamanen waren zugleich die Drogendealer des Dorfes.
Aber was ist heute übriggeblieben?
Für den Rausch sind Bild, BamS und Glotze zuständig.
Und der Übervater ist je nach Generation Papa Schlumpf, der “Prof” an der Uni oder die alten klugen Männer in den Politquasselshows…
Das ist recht dürftig als Ersatz weshalb man ordentlich an Drogen nachschenkt; Psychopharmaka, “Lebenshilfe” in Taschenbuchformat und DSF nach Mitternacht.
Die Kirche wird hier nicht mehr benötigt, da man billigere Massenbespassung gefunden hat.
Man hält aber an der Kirche fest, da man ein Chiffre braucht um seinen Fremdenhass (gegen Türken, Araber) als christlich-jüdischen Kulturkampf gegen den Faschislam aufzubauschen. Als Chiffre um einmal im Jahr auf heile Welt zu machen und als Chiffre “Heimat”, damit manche glauben, es wäre so wie früher.
Oder frag mal irgendeinen Kirchgänger am 24.12. was “gebenedeit” heißt!
Eben.
Die Kirche hat keine Macht ist allenfalls EIN Mittel zur Ruhigstellung der Mächtigen unter vielen; und das sind die Kapitalisten, denen die Religion am A… vorbeigeht.
Kapitalist zum Pfarrer: “Das ist Chefsache! Ich wüsste allerdings was DU halten kannst^^”
Dezember 27th, 2010 at 21:40
Benjamin meint:
Dezember 27th, 2010 at 21:29
Pfarrer zum Kapitalisten: “Halt du sie arm, ich halt sie dumm”
Ein wunderbarer Satz!(Bak) :-)
“Das war gestern.”(Ben)…. nicht besser: eher überwiegend?(Bak)
“Der Anfang aller Religionen ist der Wunsch den stärksten Vater zu haben und sich zu betäuben…”(Ben)
Das ist leider falsch!
Der Anfang aller Religionen war der Animismus, der Glaube an die Beseeltheit der ganzen äußeren Natur.
Der “stärkste Vater” war später die monotheistische Religion überwiegend partriachalisch organisierter Gesellschaften, Klassengesellschaften natürlich….
Dezember 27th, 2010 at 21:42
@33, antiferengi
Wir wollen uns nicht gegenseitig quälen, aber zu behaupten, erst ab einem gewissen Reflektionsvermögen könne etwas glänzen ist naiv. Solange es kein schwarzer Körper ist, welche es nicht gibt, “glänzt” es. Und sei es noch so gering – auf die Relation in Raum und Zeit kommt es an. Now you see it, now you don’t.
Und natürlich: wäre die Lichtgeschwindigkeit unbegrenzt, also keine endliche Konstante, gäbe es keine zeitliche Abfolge, weil alles gleichzeitig stättfände; und erst damit wäre Relation hinfällig. Die Lichtgeschwindigkeit ist daher ein en passant der Relation und umgekehrt. Die Lorentz-Transformation braucht irgendeine endliche Geschwindigkeit, nicht eine von überbestimmbarer Größe. Ich komme damit nicht auf die Idee, Erscheinungen über ihre Erscheinung hinaus erklären zu wollen.
Dezember 27th, 2010 at 23:33
bl/5: wenn in dieser Welt nur einen anderen “führen”, “erleuchten” oder auch nur auf die Sprünge helfen dürfte, der selbst mit sich in der Mitte steht, dann gnade uns Gott. Oehm… ach ja, gibs ja nich. Ich hab selber lange Zeit vertreten, dass man sich nur neben andere stellen sollte, wenn man mit sich selber stehen kann. Ist einfach Quark. Kaum einer von uns kann das. Oder er glaubt es nur. Glauben, da ist es ja wieder.
Die Realität ist einfach. Der Mensch ist natürlich unvollkommen. Er ergänzt sich in der Gruppe. Ob er das sinnvoll oder unheilvoll tut, liegt an der Gruppe (und vielen anderen Faktoren).
Dezember 28th, 2010 at 02:00
Herr Liebreiz meint:
” Der Mensch ist natürlich unvollkommen.”
Was für eine Einsicht, ein “Evergreen” aus Religions- u.Philiosophiegeschichte seit gut 3000 Jahren!
In der Tat, jedes andere Säugetier, ja selbst jedes Reptil, jedes Insekt kommt “vollkommener”(genetisch vorgeprägte, geschlossene Verhaltensprogramme, so der Verhaltensforscher KONRAD LORENZ)auf die Welt als …. “der Mensch”!
Aber…, aber.., verehrter Herr, war und(!) ist nicht gerade diese “Unvollkommenheit” des Menschen DIE Grundlage aller seiner bisherigen und weiteren Entwicklungsmöglichkeiten?
(Kleiner Nachtrag: Während wir uns die Köpfe über die “Unvollkommenheit” des “Menschen” zerbrechen führt ein anderer “unvollkommener” Mensch, eine der vielen Hand-Puppen des nationalen als auch international agierenden “globalisierenden” Kapitals, gerade in der neuen Berliner Reichskanzlei hausend, dieser uckermärkische “wandelnde Hosenanzug” …. “Deutschland” … “gestärkt aus der Krise”…, mit noch mehr Leiharbeit, noch mehr Niedriglöhnern, noch mehr befristet Beschäftigten, flankiert von einem DGB-Sommer, der “Deutschland” ein… (möglicherweisde(!?).. “Goldenes Jahrzehnt” prophezeit….)
Dezember 28th, 2010 at 05:52
@antiferengi “Das klingt nach einer ganz eigenen Religion. Merkst du nichts? Du erklärst dir die Welt selber. Wie alle Religionen auch. Wenn alles Illusion ist, kannst du dich und deine Erfahrungen nicht selber ausnehmen, und es als “wahr” deklarieren” antiferengi
Selbstverständlich erkläre ich mir die Welt selbst. Wer soll sie sonst erklären. Das ist ja seit langem das Drama des Menschen: Seine Autoritätshörigkeit. Lieber glaubt er irgendwelchen Lehren als auf sich selbst zu hören, seiner Intuition und seinen Gefühlen zu trauen. Die Wenigsten wagen es, selbst zu denken, sondern geben sich ungehemmt der Gehirnwäsche diverser Lehren hin, seien es nun Kirche, Wirtschaft oder Politik. Und diese Indoktrination verkaufen sie dann als DIE Wirklichkeit. Witzig!
Übrigens funktioniert dieser Bewusstseinsbereich aufgrund von Glauben: Was ich glaube, nehme ich für wahr… Der Begriff “Wahrnehmung” drückt dies eigentlich deutlich genug aus.
Und: Die Materie, inklusive des Körpers, ist die Illusion. Eine Holographie. Das Selbst ist wahr. Oder anders gesagt: Das Bewusstsein ist konkret. Die Materie virtuell.
Und noch etwas: Metall (jede Materie) glänzt (reflektiert) zu einem gewissen Grad. Sie ist eine Reflektion des Bewusstseins und wenn sie nicht reflektieren würde, könnte man sie auch nicht (für) wahr-nehmen.
Dezember 28th, 2010 at 06:01
@Herr Liebreiz: “Die Realität ist einfach. Der Mensch ist natürlich unvollkommen. Er ergänzt sich in der Gruppe. Ob er das sinnvoll oder unheilvoll tut, liegt an der Gruppe (und vielen anderen Faktoren).” Herr Liebreiz
Der Mensch ist vollkommen. Diese Vollkommenheit ist nur nicht vollkommen bewusst. Aber es ist bei der Entfaltung des ganzen Potentials hilfreicher, sein “Licht nicht derart unter den Scheffel zu stellen”, dass die Entfaltung zu mühsam oder fast gänzlich verhindert wird. Und natürlich “ergänzt er sich nicht in der Gruppe”. Das ist höchstens eine Projektion.
Alles liegt im Auge (im Glauben) des Betrachters. Auch die Gruppe.
Dezember 28th, 2010 at 08:42
39. Bakunin: Als selbständig Religionsbefreiter kann ich mit dem Thema eigentlich nichts anfangen. Da ist es bei Jürgen Fliege im Gemeindecafe sicher spannender. Deshalb danke ich Dir für Deinen (leider erfolglosen) Versuch, das Thema wieder zu “erden”. (PS.: In früheren autonomen Zusammenhängen nannten wir das “!Kopfwichserei”!)
Tschuldigung feynsinn!
Dezember 28th, 2010 at 09:15
Bakunin – das ist mir klar und irgendwie habe ich ähnliches bereits zu anderen Themen angesprochen. Die Frage nach der Praxis der Veränderung.
bl – Spiegelneurone?
Dezember 28th, 2010 at 09:20
Kopfwichserei! – statt Handeln – und gleichzeitig leben unvorstellbar VIELE noch im Elend!
Mir sind auch die meisten “Philosophen” zuwider – nur, dass es mal gesagt wurde
@Bakunin 34+39: wir sind leider in der absoluten Minderheit gegenüber Wahlzombies und Kopfwichsern
und weg
Dezember 28th, 2010 at 12:23
Gibt es also kein Recht auf Sehnsucht nach Heiligem?
Dezember 28th, 2010 at 12:54
45.Mondoprinte meint:
Dezember 28th, 2010 at 12:23
“Gibt es also kein Recht auf Sehnsucht nach Heiligem?”
Und ob! Um das “Heiligtum” des Privatbesitzes an Grund und Boden, Produktionsmitteln und Banken, Geld und Geldforderungen, Aktien usw. wurde eine ganze “Kirche” namens “Rechtsstaat” herum errichtet mit dem einzigen Sinn und Zweck, gerade dieses “Heiligtum” für alle Zeiten gedeihen(“Wachstum”!,”Konjunktur”!…) zu lassen und zu beschützen.
Selbst von Zeit zu Zeit gewaltige “Opfergaben” vor allem pekunärer Art fehlen nicht um diesem “Heiligtum” zu huldigen.
Und da sage noch einer, es gebe keine Sehnsucht mehr nach “Heiligem”!
In der Umgangssprache nennt man es allerdings eher etwas “profaner” Eigentum….., ja ja, ganz richtig gelesen: ganz einfach nur – Eigentum(Zahnbürsten natürlich ausgenommen!)….
“Heilige” Grüße von B. ! :-)
Dezember 28th, 2010 at 13:21
@Nocheiner: Ich wollte gar nicht auf Religionskritik oder Kapitalismuskritik eingehen, sondern mich auf das für mich Wesentliche konzentrieren. Buddha und Jesus sind Wesentlicher als Smith, das ist zumindest meine Meinung ;-)
@Flatter: Natürlich schreibst du mit einem Weltbild in dir drin, wie ich und jeder andere Mensch auch. Dieses Weltbild prägt unser ganzes Denken und Handeln, aber es ist uns nicht immer bewusst. Vieles reflektieren wir nicht oder erst dann, wenn es mit einer völlig anderen Art zu denken und zu handeln konfrontiert wird. Mir wurde zum Beispiel bewusst, dass wir uns hierzulande nie die Hände über Kreuz geben, als ich einem afrikanischen Land damit konfrontiert wurde, dass es alle gemacht haben und ich es einfach nicht konnte. Meine Hand zuckte zurück und wartete bis sich die anderen Händepaare gelöst hatten. Ein Wert, dem ich gehorchte, ohne dass er mir bewusst war.
Ich möchte dir ein Buch empfehlen, wie wir unsere Wirklichkeit erleben und erfinden, ein postmortales Best-Off-Paul-Watzlawick: “Wenn du mich wirklich liebtest, würdest du gern Knoblauch essen”. LG
Dezember 28th, 2010 at 13:52
Rubber Bot meint:
Dezember 28th, 2010 at 09:20
“@Bakunin 34+39: wir sind leider in der absoluten Minderheit gegenüber Wahlzombies und Kopfwichsern”
Mal von den “Kopfwichsern” abgesehen können wir uns einen kleinen Trost dennoch gönnen: Ganz unabhängig von den in den “Meinungsumfragen” mal so und mal so hochgejubelten Systemparteien nimmt die absolute Zahl der Wahlzombies seit Jahren kontinuierlich ab.
Bei der letzten Bundestagswahl brachten es diese Systemparteien(CDU/CSU/SPD/FDP/Grüne)-Wahlzombies noch gerade mal auf knappe 52% aller Wahlberechtigten.
Dezember 28th, 2010 at 14:22
Die Analyse bringt es doch auch nicht viel weiter als den status quo in ein Phantasma des Unbewußten zu verlagern. Damit bietet man dem Status quo noch eine Erklärung und wenn ach eine schiefe. Der Kapitalist ist Analcharakter, der Gläubige sucht den verlorenen Mutterschutz oder den immaginierten Vater, ja und dann, die Banalisierung des Komplexen tut dem Komplexen keinen Abbruch. Die endlose Rückführung von allem und jedem auf infantile Psychodynamik weitet dessen Macht noch aus. Mit der umfänglichen Vereinzelung kommt die Analyse ohnehin in ihre eigene Wahrheit und hebt sich auf. Dort weiß sie nicht mehr weiter, dort wird sie ontologisch aufgerollt von ihrem pluralisierten Objekt. Wie metaphysischen Ansätze zersprengen sie sich selbst an der Pluralität der Wirklichkeit. Ihre basale Reduktion des Auf-den-Begriff-bringen wird selbst zum singulären Akt, der grob und archaisch wirkt im Angesicht der unendlichen Entitätskonstellationen. Zu einem Herrschaftsakt werden sie so in einem Male. Noch gröber der Religion. Die Wirklichkeit, die sie als Kitt in ein Bild zu bringen meinte, hat sich ihr multiaxial entzogen. Als Relikt geistert sie weiter umher, wird zum Brauch, zum Instrument der Interessen. Der Gott ist zu schwach, als dass er in seiner Isomorphizität noch erlebte Wirklichkeit auf einen Sinn zusammenführen könnte. Aus allen Nähten platzt die Fragwürdigkeit heraus, selbst ein Kind kann den Papst vor religiös unbeantwortbare aber unabweisbare Fragen stellen. Die kirchlichen Erklärungsbehälter sind voll und quillen über. Dann muss man sich an die Wirklichkeit machen, dem Dogma eine Wirklichkeit erbauen. Dann wird man politisch, instrumentell. Was ist denn der neue Papst anderes? Den Erfolg des Dogmas sichern. Am Erfolg des Unternehmens arbeiten. Das Dogma als corporate identity. Die Kirche ist ein Konzern mit unvergleichbarer Geschichte. In seine Wahrheit gekommen, wird er zu dem, was er sein kann, ein verwaltbares Objekt. Jeder Installateur glaubt an sein Unternehmen wie der Papst an die Kirche. Das Phnomen des Glaubens ist ein Zeitproblem: die nicht bestimmbare Zukunft läßt uns Objekte und Objekteigenschaften fantasieren, die diese Lücke vernebeln. Einst der einzige Gott, heute jedes beliebige Objekt.
Dezember 28th, 2010 at 15:45
@horatio(31): Die Dinge existieren auch, ohne dass ihnen jemand Eigenschaften attestiert oder sie in eine Ordnung fügt. Das ist die Hybris des Idealismus, so zu tun, als sei die Welt erst mit den Menschen entstanden.
In der Praxis äußert sich das so, dass alles Unbekannte, Fremde, Andere entweder der Ordnung angepasst oder ausgesondert wird. Ich mag daher diesen Ansatz nicht.
@mayarosa: Irgendwo ist der Punkt, wo der Begriff “Weltbild” leer und sinnlos wird. Wenn wir uns darauf einigen, dass Wirklichkeit konstruiert ist, sollte dass reichen. “Weltbild” wird nicht zufällig häufig synonym mit “Ideologie” verwendet. Es ist die Vorlage, der die Realität angepasst wird, anstatt die Vorstellung von der Welt den Erfahrungen anzugleichen. Nicht jedes Erklärungsmodell und auch nicht die Gesamtheit der Modelle ist ein Weltbild.
@Bakunin, Altautonomer, RubberBot:
Ich bin bekennender Kopfwichser und finde Ressentiments gegen Intellektuelle abscheulich. Denken tut niemandem weh, nicht denken schon. Der Antagonismus zwischen Theorie und Praxis, ein Mythos, dessen sich vor allem die Rechten gern bedienen, ist ein Konstrukt.
Dezember 28th, 2010 at 15:47
Tja, das Geschäftsmodell Kirche hat sich seit mehr als 2000 Jahren bewährt.
Passend zum Artikel:
https://www.faz.net/s/RubA5A53ED802AB47C6AFC5F33A9E1AA71F/Doc~EF50567505D344EB7A8DF1EF6EE8176FE~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Echt mal dreist und rücksichtslos. Aber so kennt man diese Organisation ja.
Edit: Mist, kann meine Bescheinigung auch nicht mehr finden. Ist schon mehr als 15 Jahre her.
Dezember 28th, 2010 at 16:29
@flatter(50)
Ich habe Kopfwichser nicht nur zum Spass in Gänsefüßchen gesetzt. Hätte ich es nicht getan müsste ich mich ehrlicherweise selbst dieser “Species” zuordnen.
Unsere Zivilisation, unsere erreichte Kultur, bei allen Unzulänglichkeiten…, alles verdanken wir auch mutigen “Kopfwichsern”, Menschen, die ihre Köpfe gebrauchten um die Welt zu vertehen, für ihre Erkenntnisse, ihre Einsichten sogar oft ihr Leben opferten.
Wir alle schöpfen und zehren noch heute von ihren Leistungen, ihrem Mut, ihrer Standhaftigkeit.
Intellektuellenfeindlichkeit per se ist daher auch für mein Verständnis abscheulich, barbarisch.
Ich könnte an dieser Stelle so viele Namen anführen, doch lassen wir es, wir alle hier kennen sie mehr oder weniger.
Und dennoch ist der Begriff des “Kopfwichsers” nicht ganz ohne Bedeutung, ohne Inhalt.
Wer ihn verwendet möchte eine Aussage machen, eine Aussage über Menschen, die denken und erklären, aber letztlich nur, um um alles herum zu schleichen wie die Katze um den heißen Brei, um bloß nicht mit den “harten” Realitäten, den wirklichen Mächten dieser Welt anzuecken, kleine feige Spießer, mitunter auch nur vor selbstangedichteter “geistiger Größe” beinahe berstende Gecken…, nur noch Karikaturen wirklicher Intellektueller, wirklicher Aufklärer.., oft ökonomisch völlig(Lohnknechte, Tintenkulis) abhängig von bestimmten staatlichen Einrichtungen oder Stiftungen privater Mäzene, manchmal auch nur von Papas Geldbeutel….
Solche Leute kann man auch gut und gerne als Gaukler bezeichnen, Menschen, die anderen etwas vormachen mit dem Ziel, sie so davon abzuhalten, die Wirklichkeit zu sehen, zu erkennen.
Und derartige Leute, Gaukler, Betrüger, eingebildete Gecken, Beleidiger jeglicher menschllichen Intelligenz, darf man wenigstens polemisch durchaus als “Kopfwichser” bezeichnen.
In diesem Sinn stehe auch ich voll zu diesem Begriff – aber nur in diesem!
Dezember 28th, 2010 at 17:24
@flatter, 50
“Das ist die Hybris des Idealismus, so zu tun, als sei die Welt erst mit den Menschen entstanden.”
So habe ich es ganz und gar nicht gemeint(!). Ich dachte, tatsächlich, an Mach’s Erwiderung auf Newtons’s rotierenden Eimer: daß wesentliche Eigenschaften des Einen erst dadurch existieren, daß es die Anderen gibt.
Ich bin überzeugt, daß der Baum, wenn er umfällt, ein Geräusch macht, auch wenn keiner hinhört. Eine “Welt drumrum” muß es allerdings geben, damit ein Baum überhaupt umfallen kann. Nicht mehr wollte ich sagen. Ich hätte vielleicht darauf hinweisen sollen, aber das eigentliche Thema schien doch ein anderes zu sein, und ich wollte keine überflüssigen langen Posts senden.
Dezember 28th, 2010 at 17:34
76. The Stone Mind
Hogen, a Chinese Zen teacher, lived alone in a small temple in the country. One day four traveling monks appeared and asked if they might make a fire in his yard to warm themselves.
While they were building the fire, Hogen heard them arguing about subjectivity and objectivity. He joined them and said: “There is a big stone. Do you consider it to be inside or outside your mind?”
One of the monks replied: “From the Buddhist viewpoint everything is an objectification of mind, so I would say that the stone is inside my mind.”
“Your head must feel very heavy,” observed Hogen, “if you are carrying around a stone like that in your mind.”
Dezember 28th, 2010 at 17:54
@flatter (50) Dies war nicht gegen Intellektuelle generell gerichtet, wie Bakunin schon bemerkte, ich fand den Ausdruck einfach nur gut, er richtete sich hier auch eher gegen eine bestimmte Art des Denkens, nicht gegen das Denken an sich, insofern war diese Unterstellung wohl ein etwas vorschneller Schluß, auf den Rest des Vorhaltes gehe ich nicht weiter ein, dies war abseits des Niveaus eines flatter.
@Bakunin (48) Die Wahlzombies werden zwar immer weniger, aber leider ist dies nicht generell Ergebnis einer zumindest bescheidenen “Erleuchtung” der Betreffenden. Und allemal besser wäre es zudem, zur Wahl zu gehen und den Wahlzettel durchzustreichen, solange es die “Alternative” noch nicht gibt, siehe meine einsame Aktion “Geht wählen, streicht ihn durch”.
Dezember 28th, 2010 at 17:56
Es ist zwar noch ein bissel hin bis Ostern, but here it comes: always look on the bright side of life…
https://www.youtube.com/watch?v=WlBiLNN1NhQ
Mit lG unter anderem auch an Paul Watz.
@51 Bluntman
War es nicht der Nuntius Pacelli, der das Konkordat in Berlin mit Hitler aushandelte, das bis heute gilt, nach dem wir Kirchensteuern berappen? Jener Pacelli, der als Papst bei der Rettung der Juden so kläglich versagte -nur dem Rest, der noch in Rom übrig war- , der über die Shoa detailliert informiert war, als Monsignore Dr. Tiso, slowakischer Präsident, seine Juden nach Auschwitz deportieren ließ? Der später die Rattenlinie der Odesssa einrichten ließ?
https://de.wikipedia.org/wiki/Jozef_Tiso
https://de.wikipedia.org/wiki/Alois_Hudal
Mensch sollte immer davon ausgehen, dass die Beiträge in wikipedia sehr interessegetragen moderiert sind. In diesem Falle schreibt wohl die Heilige Inquisition, respektive moderner: Glaubenskongregation, mit.
https://de.wikipedia.org/wiki/Organisation_der_ehemaligen_SS-Angeh%C3%B6rigen
https://de.wikipedia.org/wiki/Stille_Hilfe_f%C3%BCr_Kriegsgefangene_und_Internierte
https://de.wikipedia.org/wiki/Rattenlinie
Dezember 28th, 2010 at 18:01
Ergänzung zu 55. Ich streiche den letzten Halbsatz des 1. Absatzes bzgl. flatter. Hach, bin ich manchmal empfindsam, … :-)
Dezember 28th, 2010 at 18:58
Nivea muss ich eh neue kaufen.
Dezember 28th, 2010 at 19:40
Ulrike Meinhof hat gesagt: “Theorie ist eine Waffe, und Waffen läßt man nicht liegen.” Intellektuellenfeindlichkeit ist eines der rechten Charakteristika und hat nichts zu tun mit der Kritik an philosophischen Diskussionen, in denen die Peanuts noch einmal in feine Scheibchen geschnitten werden, wobei den Diskutanten sowohl die politische Praxis als auch der Kontakt bzw. die Einbindung ein soziale Bewegungen zu fehlen scheint. Dies ist so nach 1 Jahr abgesonderter eigener Kommentare in den Portalen diverser Alphablogger mein Eindruck.
Als unregelmäßig noch aktiver autonomer Antifa in eine rechte Ecke gestellt zu werden, ist ja vielleicht noch zu verkraften. In einem der linksliberalen Premium-Bloggs als “rotlackierter Faschist” bezeichnet zu werden (keine Editierung), dagegen angesichts meiner politischen Biografie ein NoGo. Dort ist für mich Ende der Diskussion.
Wenn linksliberale Blogger und ihre Fangemeinde nichts verändern sondern eher in dem Verdacht stehen, sich gegenseitig selber zu bestätigen, bekommt das Ganze für mich eine rein akademische Note.
Dezember 28th, 2010 at 20:37
Gings hier je um etwas anderes als um die akademische Note? Haben wir etwas verändert? Haben wir je etwas demaskiert das nicht schon nackt war? Wieviele Hartz-IV-Empfänger schreiben hier dankbar, dass sie dank uns neuen Mut zur Veränderung oder Widerstand gefasst haben?
Oder habe ich etwas übersehen? Haben wir einen ernstnehmbaren Arbeitskreis? Wurden hier schon Strategien diskutiert?
Dezember 28th, 2010 at 20:49
Konstruktiver Vorschlag an evtl. Interessierte: Hin und wieder auch mal einen Blick auf “indymedia” werfen.
Dezember 28th, 2010 at 21:04
@altautonomer: “in eine rechte Ecke gestellt” habe ich ja niemanden, sondern nur auf eine Polemik adäquat reagiert. Ich lese nämlich Kommentare so, wie man auslegen kann, auch wenn ich es selbst nicht so täte. wer aber diejnigen wären, die “nur denken” und nicht handeln – was hier von der Aktivistenfront häufiger angequengelt wird – müsste man erst einmal definieren. Alles andere gerät schon in die Gefahr einer allgemeinen Theoriefeindlichkeit. Wenn ich dann formuliere “dessen sich vor allem die Rechten gern bedienen”, impliziert das ausdrücklich, dass es auch nicht-Rechte gibt, die solches tun.
Im übrigen würde mich als Betablogger interessieren, was genau ein linksliberales Premium-Blog ist.
Dezember 28th, 2010 at 21:06
@ altautonomer & Herrn Liebreiz
Indymedia ist bekannt und Ihr paternalistischer Ton versus Hartzvierlern kotzt Brocken. Die stinkelangweilige Diskussion um Glauben/Erkenntnistheorie/Lorentzfunktion macht Einen zwar gähnen, aber was soll ´s. Und Ulrike hätte ein paar Waffen besser auch liegen lassen sollen!
Dezember 28th, 2010 at 21:24
Nocheiner:
[...]und Ihr paternalistischer Ton versus Hartzvierlern kotzt Brocken[...]
Ist Ihnen unwohl? Welch innerer Zwiespalt reitet Sie denn? Ich hatte zwei Jahre lang nahezu siebenhundert Betroffene des Leistungsbezuges nach SGB II am Tisch zu sitzen. Ich schäme mich noch heute für diesen gut bezahlten, völlig sinnlosen, zynischen Job. Aber eines war nicht zu übersehen. Die meisten waren in einen künstlich von außen erzeugten Lebenskampf verstrickt, der sie nicht mal im Ansatz >hier< her geführt hätte.
Die Leute finden nicht hier her. Da ist der Kopf damit beschäftigt aus der permanenten Fallenstellerei der Ämter zu entkommen, während an allen Ecken Wasser ins Schiff läuft. Und wenn? Was finden sie hier? Erkenntnis? Ne – Leute die dämlich quatschen, aber nichts erkennbares tun.
Dezember 28th, 2010 at 21:57
@ Herrn Liebreiz
Das sollten Sie näher erklären. Waren Sie Fallmanager bei der Arge?
Dezember 28th, 2010 at 22:07
Dann hätte ich nicht knapp 700, sondern allenfalls 100 gehabt. Der Definition nach ist ein Bezieher von Leistungen nach SGB II ein Kunde bei dem die klassische Strategie der Arbeitsvermittlung versagt hat mithin ein Kunde mit multiplen Vermittlungshemmnissen, also einer der eines Pap oder Fallmanagers bedarf.
Meines Erachtens nach brauchen Menschen aber nicht einen Fallmanager, sondern eine Gesellschaft die es zulässt, dass so etwas mit Menschen gemacht wird.
Dezember 28th, 2010 at 22:21
Es stimmt, dass bei beschwerdeinkompetenten, depressiven Hartzvierlern (ich nannte an dieser Stelle Arnold Dübel einen solchen) ein Defizit an eigener Wut besteht; vielmehr sind sie fremder Wut ausgesetzt. An dieser Stelle ist bereits viel über ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) diskutiert worden, auch von mir. Zum SGBII hat die Geheimrätin interessantes geschrieben. Wahrscheinlich ist es so, dass, sofern immer mehr intellektuell ausgebildete (der Schwerpunkt liegt auf “ausgebildet”) Menschen in das ALG II fallen, diese die Interessen der Unterschicht, die “Deutschland abschafft”, vertreten werden. Hier in Darmstadt tut dies die Galida, die in Römerkostümen in die FDP-Ortsstelle ging, begleitet vom Hessischen Rundfunk, der filmte, um gegen den Begriff “spätrömische Dekadenz” Stellung zu beziehen. Die FDP ist doof genug, den Haken zu schlucken, klagte wegen Menschenraubes und der Strafprozess ist anhängig vor dem Landgericht. Asterix und Obelix werden als Publikum erscheinen und die Bänder des Hessischen Rundfunks die Doofen blamieren.
Aber, wer weiß?! Vor Gericht und auf hoher See….
Was meinten Sie mit “innerer Zwiespalt”, der mich reitet? Ich bin ganz bei mir. Aber nicht bei Ihnen.
https://galida.wordpress.com/2010/03/28/fdp-zeigt-spatromische-dekadenz-aktion%C2%B4-der-galida-als-freiheitsberaubung-an/
https://de.indymedia.org/2010/09/289011.shtml
Dezember 28th, 2010 at 22:45
Die Gesellschaft ist heterogen. Natürlich werden auch mehr und mehr Menschen in den Leistungsbezug treten, die durchschauen und sich zu wehren wissen. Zeitgleich wird aber auch das Prekariat (hässliches Wort) wachsen. Die Frage ist wer gewinnt. Die Medien/Politmaschine oder der zur Disposition stehende Mensch. Ich diskutiere am nichtdigitalen Gegenüber oft gegen Ressentiments an, die erstaunlicherweise bei mindestens gebildeten, oft studierten, jungen und modernen Menschen gegen Leistungsempfänger vorherrschen. Selbst mit beispielreicher, bildhafter aber sachlicher Sprache bleibt bei den meisten ein “aber”. Und wenn gar nichts mehr hilft kommt eben die Feststellung, dass “die Gesellschaft nicht bluten muss, weil einer in der Schule zu faul war”. Im Fernsehen läuft Brot&Spiele, in der Arena wird das Assischlachten gestartet, damit sich die Couchlöwen einen auf ihre Vorurteile schleudern können (entschuldigen Sie bitte) und jede Dokumentation über den Rand der Gesellschaft, die auch nur halbwegs Wert hat, wird zu unsinnigen Zeiten gesendet.
Diese Menschen müssen für sich selber sprechen. Aber vielleicht müssen wir sie wieder ins Boot holen.
Ach ja – der Zwiespalt? Können Sie mit dieser Welt gut leben? Ich meine nicht das monetäre Auskommen. Ich kann hier nicht faul vor dem Schreibtisch rumsitzen, leicht bezahlten Kaffee schlürfen und theoretisch die Welt bejammern. Das reicht einfach nicht. Auch nicht individuelle, unentgeltliche Beteiligung an Hilfestellungen für Betroffene. Das ist nötig, ich mach das gerne, es kuriert aber nicht die Ursachen. Und schon gar nicht meine Überreizung wenn ich mich durch verlogene Medien wühle – es gibt für den Kopf keine Gummistiefel. Und nur weil man weiß, dass der propagandistische Schmutz eben Schmutz ist, nimmt einem das nicht den Schmutz von den Schultern. Ich fühle mich verantwortlich.
Dezember 28th, 2010 at 22:51
Ich korrigiere mich, Her Liebreiz, ich bin absolut bei Ihnen.
Dezember 29th, 2010 at 08:47
feynsinn: Möchte doch noch auf die Fragen antworten.
1. Linksliberal als Abrenzung zu “libertär” und linksradikal. Davon ist in Blogs wie ad sinistram, Spiegelfechter und diesem nichts zu spüren. Jens Berger könnte im Kontext seines Interviews unter “Über mich” auch als linksliberal gelten.
2. Zum Thema Premium-Bloggs sehe ich mir die “Mädels” auf der Homepage von “Der Kongress bloggt” an, um bei den “Mitwirkenden” Bloggern mein vorurteilsbeladenes ;-) Ranking wiederzufinden.
Dezember 29th, 2010 at 13:01
Da bin ich keineswegs beleidigt, bezeichne ich mich doch selbst auch gelegentlich als “linksliberal”. Ob alles Premium ist, das sich zu einer Gala einfindet, ist wieder ein anderes Thema.
Übrigens höre ich von politisch nicht so vorverbildeten Leuten oft, ich sei ja “ganz schön links”. Alles eine Frage der Perspektive. Bislang hat noch kein Club wirklich versucht, mich einzukaufen oder zu adoptieren. Damit lebe ich ganz feyn.