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fsa

Es geht doch. Okay, es hätten mehr sein können. Es können ja immer mehr sein. Nach eingehender Beratung mit Kollegen und anderen Feinden habe ich dennoch beschlossen, kein Küken zu töten. Auch nichts anderes ‘Süßes’. Vorläufig.

fsa

Wer jetzt ähnlich enttäuscht ist wie ich, sei sich gewiss, dass es noch reichlich Anlass geben wird, die Nichtbeachtung von Aufrufen zu bestrafen. 20.000, heißt es. Ein Anfang.

bcc

Die Stadt Berlin hat sehr spontan auf die Proteste reagiert und erlaubt ab sofort das anonyme Reisen im Stadtgebiet per Blindkopie.

 
Die FAZ hat neulich dargelegt, wie das Obama-Wahlkampfteam den Begriff “Datenschutz” definiert und wie weit sie dabei gehen, um ihren Erfolg zu sichern. Da hatte der wendige Windhund bereits völlig verdrängt, dass er einmal so etwas wie eine politische Position hatte, und zwar dezidiert gegen Überwachung. Solche Positionen hat man ihm wohl abgekauft, nachdem man sie ihm zuvor noch abgekauft hatte.

Das ist aber für mich gar nicht das Interessanteste an der Strategie und den Techniken der Kampagne Obama, die im besagten Artikel zur Sprache kommen – der leider an einer Stelle komplett unverständlich formuliert ist:

Sie [die Strategen] wollten Nichtwähler in den Nachbarschaften in Dankesbriefen nach der Wahl enttarnen. Diesem Vorhaben, „das 25 Prozent Zuwachs“ versprach, setzte eine Morddrohung gegen Mitarbeiter der Kampagne allerdings ein frühes Ende.
Verstehe ich nicht.

Was ich wirklich interessant finde, ist die Art und Weise, wie alles dem Erfolg, der Effizienz untergeordnet wird. Es findet keinerlei inhaltliche Diskussion mehr statt, es wird nicht auf der Bühne darüber gestritten, wer was will, wer was besser kann und wem man seine Einlassungen glauben kann. Es geht einzig um die Zahl, die Parameter, die Wirkung. ‘Wähler’ sollen auf eine Seite gezogen werden, gleich mit welchen Mitteln. Es müssen nur innerhalb der gegebenen Zeit so viele wie möglich sein. Diese Menschen sind keine Wähler, sondern Stimmvieh, Stückgut, Substrat des Produkts “Präsident Obama”.

Keine Information, kein Inhalt, keine Wahl

Sie haben keine Ahnung, nach welchen Kriterien die Kommunikation auf den Weg gebracht wurde, mit der sie zu einer Stimmabgabe überrumpelt werden. Sie wissen nicht, wer der Urheber ist und dass die vermeintlichen Inhalte der Kommunikation darauf abgestimmt sind, sie zu beeinflussen. Brutaler kann man nicht manipulieren. Ein System, das von sich behauptet, es beruhe auf willentlichen Entscheidungen, auf Wahlen, die aus Überzeugungen getroffen werden, ist hier am Ende und löst sich auf in einer einzigen großen Lüge.

Flankiert werden solche Manipulationen durch das, was auch in Deutschland längst die Regel ist, nämlich eine manipulative Redeweise, die den Subtext zum alleinigen Inhalt macht. Das konnte man gestern an Merkel beobachten: Lässt man die Reiz- und Schlüsselwörter aus ihren Beiträgen weg, bleibt sprichwörtlich nichts mehr übrig. Man hätte auch ein Foto von ihr aufstellen können und ein Band laufen lassen, aus dem “Arbeitsplätze, Arbeitsplätze, Arbeitsplätze” erklungen wäre. Wer solche Texte wirklich versteht, weiß, dass sie darauf gedrillt worden ist von Beratern, die diese Assoziation beim Stimmvieh verankern wollen. Das hat nichts mehr mit Politik zu tun, absolut gar nichts.

Wer solchen Irrsinn, derartige Orgien losgelassener Herrschaftstechniken dann noch als “Demokratie” bezeichnet, dem ist nicht mehr zu helfen. Wer meint, dies sei eine “Wahl”, ignoriert völlig, dass es nicht nur an Auswahlmöglichkeiten fehlt, um diesem Begriff eine Bedeutung zu verleihen, er ignoriert ebenso, dass die ganze Veranstaltung darauf angelegt ist, dass den “Wählern” die notwendigen Informationen vorenthalten bleiben. Das ist keine Wahl. Das ist ein Schaulaufen von Trickbetrügern.

 
Argh. Ich habe mir gerade einmal zwanzig Minuten dieser Muppets Show mit Steinbrück und Merkel angetan. Das Schlimmste ist, dass jetzt Scharen sogenannter “Journalisten” das ernst nehmen und ‘analysieren’ werden. Das Zweitschlimmste ist, dass die anderen so tun werden als ob. Neu dabei ist dieser Alleinentertainer Raab, der mit ganz großer Geste ganz kleinen Geist ins Studio bläst und noch blödere Fragen stellt als der Rest einer völlig inkompetenten Riege von Kleiderständern. Als ginge es darum, wer die geilste Käppi trägt und der coolste Typ ist, werden tatsächlich Attribute wie “toll” mit Kanzlerkandidaten assoziiert und so getan, als sei der Bundeskanzler der Bestimmer im Turnraum.

Derweil sehen die Kandidaten fast noch besser aus, weil sie, entsprechend eingeölt, immerhin regelmäßig darauf verweisen, dass sie auf so manches ja gar keinen Einfluss haben. Leicht haben sie es nicht zuletzt, weil ihnen so peinlich dumme Fragen gestellt gestellt werden wie die, wann und wie sie denn “Schulden zurückzahlen” wollten. Was sind das für Leute, die derart überhaupt keine Ahnung von Volkswirtschaft haben? Darüber streiten sich nicht einmal Keynesianer mit Marxisten, dass das ebenso illusorisch wie irrelevant ist, aber alle im Studio tun begeistert so, als wüssten sie da was Besseres. Wenn diese Idioten schon unsere politische und publizistische Elite sind, kann es ja nicht mehr lange dauern, bis wir erlöst werden. Wohl dem, der rechtzeitig katholisch geworden ist.

Kopf. Tisch. Kopf, Tisch. Kopftisch, Kopftisch Kopftisch …

Das Erbärmlichste an der ganzen Veranstaltung ist diejenige, die unter den Ahnungslosen die eifrigste ist und nichts, aber auch gar nichts anderes als ihren kreuzdämlichen Neusprech anzubieten hat. Schon nach fünf Minuten hatte ich zehn Striche bei “Arbeitsplätze”, was also die Vokabel ist, die man ihr eingetrichtert hat so oft zu wiederholen, dass jeder mit rasselnden Ohren und brummendem Schädel umherläuft und nur noch ‘Merkel-Arbeitsplätze’, ‘Merkel-Arbeitsplätze’ nachlallen kann. Steinbrück legt derweil immerhin eine gewisse Eloquenz an den Tag und sendet differenzierte Botschaften aus. Er ist halt ein geborener Verlierer.

Dieser ganze Mist ist so unfassbar nichtssagend, dass ich Kopfschmerzen bekomme. Genau das ist obendrein der Vorteil der Bleiernen – nicht die Kopfschmerzen, das andere. Sie haspelt vor sich hin, stammelt “Arbeitsplätze, Arbeit, Eigenverantwortung, soziale Marktwirtschaft, Leistung, Reformen, Reformdruck”, der ganze Schmand, mit dem wir seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten eingecremt werden, ohne Sinn und Verstand, Punkt und Komma. Daneben hat sie grad noch ein paar Institutionen auswendig gelernt; “Troika, EZB, Kommission” (welche ist schon egal), fügt dann an: “mit denen ich als Bundeskanzlerin …”, und schon ist das Prädikat des Satzes verzichtbar, er hat ja eh keine Aussage.

“Uiuiui”, sagt sich der zufriedene Bundesbürger, der eben vom Kleiderständer gehört hat, er sei zu 78% zufrieden mit Leiharbeit, Minijobs und Hartz IV, dafür aber ohne Rente oder Zukunftsaussichten, “Uiuiui, die kennt sich aus”, und ist gleich auch zu 78% zufrieden mit dieser bodenständigen und doch so so sachverständigen Kanzlerin.

Ich halte das nicht mehr aus. Ich bin raus.

 
famvid

Die Trennung von Bürger und Staat ist längst vollzogen. Nicht nur die Neoliberalen, denen der Staat so lange Feind ist, wie er nicht nützliches Vehikel zum Schutz ihres Eigentums sein darf, auch der bravste Bürger hat inzwischen eine Sicht auf den Staat und seine Einrichtungen, der von der Grundeinstellung geprägt ist, er habe nichts mit ihm zu tun. Nicht ganz: Er tut so manches, aber wie es scheint grundsätzlich gegen seine Bürger.

Die Repräsentanten dessen, was da “Demokratie” heißt – eigentlich ein Paradoxon, denn wenn das Volk herrscht, was braucht es da Anführer? – machen in keiner Weise den Eindruck, sie wollten etwas für ihre Bürger tun. Sie versuchen, das in albernen Werbespots zu behaupten; Werbespots, die nichts anderes sind als Puddingreklame, bloß für Politik, und da kann es schon mal passieren, dass der Pudding der FDP derselbe ist wie der der NPD. Denn vor der Wahl sind wir alle glücklich.

Politik wie Pudding

Vor der Wahl sind auch immer die anderen schuld. Die Bleierne kann sich zwar wirklich darauf berufen, dass sie nichts gemacht hat, aber der SPD in die Schuhe zu schieben, diese sei schuld am Eurobeitritt Griechenlands, darauf musst du erst einmal kommen. Und stetig ächzt die Scheune. Merkel weiß, dass es Goldman Sachs war und ihr umtriebiger Satellit Papademos, die Griechenland in den Euro getürkt haben, jener Papademos, der dafür später Regierungschef von Merkels Gnaden werden durfte. Wobei “Merkel” eigentlich für “Banken” steht.

Heute hörte ich einen Bericht aus Griechenland, das ja ganz toll vorankommt mit dem Schuldenabbau. Ein Restaurantbesitzer klagte sein Leid über etwas, das ich “staatliche Schutzgelderpressung” nenne. Früher kam alle paar Pfingsten mal einer vom Amt vorbei, trank einen Ouzo, nickte und ging wieder. Inzwischen tauchen diese Typen alle zwei Wochen auf, stellen z.B. fest, dass eine Quittung für 10 Jahre alte Sitzkissen fehlt oder haben noch effizientere Ideen:

Jeder gegen jeden

Sie stellen fest, dass die Gäste erst am Ende des Verzehrs ihre Rechnung bekommen, anstatt für jedes Getränk und jede Speise einen eigenen Bon auf den Tisch gelegt zu bekommen. Das ist ungesetzlich und kostet dann eine saftige Strafe. Dieses Restaurant ist natürlich nicht das einzige, dem es so ergeht. Auf diese Weise kommt der Staat zu Geld, das er den Banken geben kann – ganz ohne die Leistungsträger zu belasten.

Irgendwann werden die Leute übereinander herfallen. Sie haben gelernt, sich mit dem Kapital zu arrangieren, sind von ihm abhängig, dienen ihm und haben keine Idee, wie sie anders leben und überleben sollen. Wie sollen sie auch, wenn ihnen selbst diejenigen, die sie für ihre Repräsentanten halten, verhökert werden wie Sahnequark. Wenn jeder nur gelernt hat, wie er sich irgendwie selbst durchbringt, bestenfalls noch die eigene Sippschaft. Wenn sie keinen Gegner sehen, den sie besiegen müssten, um etwas zu ändern. Dann geht’s halt jeder gegen jeden.

 
proveWashington bereitet sich auf begrenzte Luftschläge vor, um Nachahmer abzuschrecken“, salbadert die Presse.
Wer oder was ist “Washington”? Ein General, eine Stadt, ein Bundesstaat? Nein, es ist das Konglomerat aus Kapital, Militär und US-Regierung, das Interessen mit aller Brutalität verfolgt, dabei kein Mittel scheut und über die Hintergründe ihrer Kriegsverbrechen notgedrungen immer dreister lügt. Die Presse hilft dabei, so gut sie kann, weil sie sonst in bestimmte Kreise vermeintlich keinen Zutritt mehr hat. Dass man sich den verschafft, wenn man etwas auf sich hält, haben sie dort vergessen. Sie lassen sich lieber aushalten und schlürfen Schampus aus den Schuhen ihrer Koksnutten.

“Begrenzte Luftschläge”, das ist was? Eine Brötchentüte knallen lassen? “Begrenzt” bedeutet schlicht “ziellos”. Unbegrenzte Kriegszüge sind noch selten geplant worden. Es bedeutet – es ist ja sogar die Rede von zwei Tagen – dass man im vollen Wissen um die Sinnlosigkeit und in dem Bewusstsein, damit nichts erreichen zu können einfach irgendwo Bomben abwirft. Es wird reichlich Tote geben, die nichts mit alledem zu haben oder haben wollen, danach schaut man mal.

Zwiesprech, auf den Punkt gebracht

“Nachahmer abschrecken”? Nachahmer von was? Obama hatte deutlich gesagt, was irgendwer zu tun hat, um seinem Militär einen Vorwand zu liefern, Leute zu töten. Dies genau ist passiert. Und davor also, dass jemand dem US-Militär einen Vorwand zur Bombardierung von Städten liefert, wollen sie jetzt abschrecken? Wie soll das gehen? Was soll dabei herauskommen? Dass künftig jeder präventiv erschossen wird, der solche Vorwände zu liefern imstande ist? Nehmen wir für eine Sekunde an, Assad persönlich hätte den Befehl zu einem Giftgasmord erteilt. Würde er sich dann davon abschrecken lassen, indem jemand seine Landsleute tötet?

Es hieß zunächst, die UN sollte den Fall untersuchen. Dann, als Assad dem zustimmte, hieß es, es sei zu spät für eine Untersuchung durch die UN. Dann seien die UN-Fahrzeuge durch Sniper angegriffen worden. Welches Interesse sollte Assad daran haben? Kerry verzapft inzwischen die hundertste Version der Geschichte vom Schaf und dem Wolf und lässt wissen, es sei egal, wer den Giftgasmord begangen habe. So wird dann fast wieder ein Schuh draus.

Die Briten, die längst im Enddarm der Bushs und Obamas sesshaft geworden sind, beeilen sich, laut Hurra zu schreien und loszumarschieren. Die “Geheimdienste” der NATO, ein unkontrolliertes Faschistenpack, das jetzt die Gründe liefert für eine willkommene Ablenkung von all ihren Schweinereien, die derzeit bekannt werden, finden in den angeschlossenen Regierungen jeweils ein passendes Arschloch, das die dazugehörigen Befehle herausfurzt. Wahrheit? Drauf geschissen! Rechtsstaatlichkeit? Leck’ mich! Demokratie? Fickt euch selber! Völkerrecht? Wir rammen euch euer Völkerrecht in den Arsch. Wir sind’s, die Guten!

 
fyMax hat heute seine Wahlempfehlung abgegeben, und es ist auch für mich an der Zeit, meine persönliche Entscheidung zur Diskussion zu stellen. Bekanntermaßen habe ich mich vor der letzten Bundestagswahl an einer Kampagne zur Wahl der “Linken” beteiligt, und meine Gründe waren denen von Max extrem nahe. Kann ich alles unterschreiben. Das Dilemma besteht nun darin, dass die Beteiligung an einer solchen Wahl generell infrage steht. Am Ende muss man sich entscheiden, ohne mit Sicherheit sagen zu können, welcher Weg der bessere ist, von “richtig” und “falsch” einmal ganz zu schweigen.

Es ist richtig zu sagen, dass der Beobachterstatus einer Partei wie “die Linke” dafür sorgt, dass Informationen ans Licht kommen, die sonst nur schwieriger zu erheben sind, vielleicht gar nicht zu bekommen. Man muss sich aber auch darüber im Klaren sein, dass die Wahl von Abgeordneten nicht zu diesem Zwecke geschieht und sie eben noch andere Konsequenzen hat. Nicht zufällig hatte ich zuletzt gehadert, ob ich nicht die Wahl der FDP empfehlen sollte, damit das Maximum an Korruption und ideologiefester Inkompetenz den entsprechenden Ausdruck erfährt. Hat ja auch so geklappt.

Eine parlamentarische ‘Demokratie’, die man satirisch nicht mehr einholen kann – ich habe das hier beschrieben – zwingt zu der Einsicht, dass eine Wahl nicht mehr stattfindet. Reduziert auf die Möglichkeit zur Einflussnahme in dem Sinne, dass man entweder die Einheitsfront wählt oder diejenigen, die nicht mitspielen dürfen, ist diese Veranstaltung ohnehin eine Farce. Ich gebe überdies zu bedenken, dass durchaus die Möglichkeit besteht, am Ende doch in eine sog. “rot-grün-rote” Koalition zu schlittern. Dies würde bedeuten, dass ‘die Linke’ demselben Korruptionsprozess unterworfen würde wie zuvor SPD und Grüne. Diese Strategie liegt auf der Hand, sie wird über kurz oder lang umgesetzt werden, wenn die Verhältnisse sich nicht völlig verändern.

Satire, Farce, Realität

Ich zitiere mich kurz:
Habe ich mir einen Quatsch zusammenphantasiert: Einen Sozen-Kanzler, der Arbeitslose schikaniert bis aufs Blut. Lässt Gesetze von einem Industriemanager machen, der seinen Betriebsrat korrumpiert, indem er ihn in den Puff mitnimmt. Einen SPD-Vorsitzenden, der unter dem Beifall seiner Genossen ausruft: “Wer nicht arbeitet, muss auch nicht essen”. Einen SPD-Sozialexperten, der eine neue Rassentheorie auflegt und dabei von Ausländern schwafelt, die Erbgutschäden in die Gesellschaft tragen.

Inzwischen habe ich das starke Bedürfnis entwickelt, unter diesen Umständen nicht noch einmal in dasselbe Programm einzusteigen und mir vorzumachen, man könnte das Schlimmste verhindern, indem man glaubt, ‘Sand im Getriebe’ zu sein. Zudem ist die Wahrnehmung des aktiven Wahlrechts immer auch eine Legitimation des Prozesses. Was da geschieht, hat aber nichts mehr mit Demokratie zu tun, nicht einmal ansatzweise, und ist auch mit dem Wortlaut des Grundgesetzes nicht mehr in Einklang zu bringen. Ich muss mich dem jetzt verweigern.

Das ist keine Enthaltung, sondern ein entschiedener Wahlboykott. Wenn ich das schon nicht ändern kann, will ich wenigstens nicht mehr so tun, als hielte ich das auch nur entfernt für akzeptabel. Ich höre jetzt schon die Stimmen derer, die uns vormachen, eine solche Verweigerung sei quasi extremistisch und antidemokratisch. Diesen Stuss erwähne ich exakt deswegen, weil das gemeinhin genau die sind, die eine Wahlpflicht in staatssozialistischen ‘Demokratien’ schrecklich finden. Überzeugend finde ich da eher schon die Aussage, dass wer sich an solchen ‘Wahlen’ beteiligt, nachher kein Recht hat sich darüber zu beschweren, dass er betrogen wird. Das nämlich ist das Programm.

 
In England sind sie jetzt also soweit, dass Faschisten von der Geheimpolizei in die Verlage einfallen und dort Menschen zu absurden Taten zwingen; dass Menschen in Sippenhaft genommen werden, weil ihre Lebenspartner als Journalisten ungesetzliche antidemokratische diktatorische Machenschaften aufdecken. Wir sprechen hier von Journalisten, die ihren Job machen. Diese werden behandelt wie Terroristen, ihre Arbeitswerkzeuge wie die Waffen des Feindes.

Als mit voller Zustimmung – mehr noch: Unterstützung – sämtlicher “Bündnispartner” die Menschenrechte im Gebiet der NATO außer Kraft gesetzt wurden, als Folter und Mord alltäglich wurden, hat sich das Establishment des selbsternannten “freien Westens” damit sediert, es seien ja nur Terroristen, die man behandelt wie Vieh. Damit war bereits die Unteilbarkeit der Menschenrechte geschleift und somit ihre Geltung Vergangenheit. Die Reaktion: Kein politisches oder publizistisches Erdbeben, kein Aufbegehren, sondern das Einsetzen einer politischen Propaganda, die eifrig mitschrieb und verbreitete, was die eingebetteten Regierungssprecher dazu verlautbarten.

Versagt

Uneingeschränkte Solidarität” gegen die Terroristen (und mit den Mördern und Folterern, nicht mit deren Opfern), “Freiheit am Hindukusch verteidigen” gegen den Terror, “das Land aufbauen” gegen den Terror, “Handelswege sichern” gegen den Terror, so die Begründung für den nicht erklärten Weltkrieg, zeitlich und räumlich unbegrenzt. Die Begründung ist die Karikatur einer solchen, schon immer von Diktaturen in Anschlag gebracht und literarisch längst in allen Facetten durchgekaut, von der Dystopie “1984″ bis zum Science-Fiction-Kitsch “Star Wars”.

Es sind immer Rebellen, Terroristen, Fremdrassen, die das Reich des Guten bedrohen. Jeder weiß, wie das geht, und die Mächtigen tun’s. Immer ganz vorn dabei die Presse, allen voran die deutsche, von denen einer, der sich das von außen anschaut, sagt:
Die gesamte politische Klasse Deutschlands benutzt eine Art sterilisierter Lego-Sprache, in der vorfabrizierte Phrasen aus hohlem Plastik zusammengesteckt werden.”

Zu dieser “politischen Klasse” gehören ausdrücklich die Medien und ihre Verkündungsgehilfen, die keine Zusammenhänge herstellen, keine Hintergründe beleuchten, schon gar nicht historisch, und die eben nicht einmal mehr die Sprache haben, um so etwas zu formulieren. Dass sie nicht fähig sind, ökonomische Zusammenhänge auch nur zu denken, ist eine Sache. Dass sie aber nicht einmal, nirgends, die Frage stellen, in welcher Beziehung die furchtbare Erosion der Rechtsstaatlichkeit zur Krise des Kapitalismus steht, das ist das Mal ihres totalen Versagens.

 
Es ist wieder die schaurig-schöne Zeit, da allüberall an den Laternen die Politiker hängen und uns träumen lassen. Zumeist sind es Albträume, nicht bloß weil man weiß, welche Fachspezialisten sich da um Pöstchen und Pfründe bewerben und was einem blüht, wenn man deren Gefasel zuzuhören genötigt wird. Nein, es reicht oft der bloße Anblick, und ich stricke noch immer an einer halbwegs passablen Verschwörungstheorie, die zu erklären imstande wäre, wieso eine Branche, der die PR längst in jede Ritze und Fuge gekrochen ist, uns solche Gesichtsgrätschen zur “Wahl” stellt.

Der CDU-Dödel, den sie bei uns ausstellen, hat das, was eine äußerst unprofessionelle Kinderärztin vermutlich meinte, als sie ernstes den Terminus “Kinderschänderaugen” intonierte. Das ist böse und gemein, aber der Typ ist so ein Visagenzombie, dass ich mir die Decke übern Kopf ziehen möchte, wenn ich an das obendrein an Totenstarre gemahnende Resultat eines dilettantischen Photoshoppings denke. Was wollen die ‘Kreativen’ uns damit sagen? “Wählt das, danach dann habt ihr vor nichts mehr Angst”?

Einer geht noch

Es gibt zahlreiche und hinreichend deutliche Kommentare zum Niveau der diesjährigen Alternativlos-Tombola mit dem garantierten Hauptpreis für alle: Miss Austerity, die Bleierne, Bankzinsenluder, gemeinsame Endlösung und geschlossenes Entsorgungskonzept für Demokratie, Sinn und Verstand. Was dazu an Staffage aufgefahren wird, da liegt der Unterschied zur echten Feudalherrschaft, ist nicht mehr üppiges Buffet, Fasanenkleid, saftige Trauben zwischen Tafelsilber in goldenem Schnitt, sondern pampiger Mikrowellenfraß auf schmierigem Plastiktisch in Betonlandschaft. Dafür mehr als reichlich, all you can’t eat. Politisches Fastfood bis zum Erbrechen.

Unter den Einäugigen muss es aber immer noch die taubstummen Blinden geben, die ihr eigenes Gekreische nur deshalb noch selbst ertragen, weil sie es nicht mehr wahrnehmen, seit sie den Knall nicht mehr hören. “Keine neuen Schulden, keine neuen Steuern“. Super. Außerdem keine Inflation, keine Deflation, keine Absatzprobleme oder Gewinnwarnungen mehr. Nur noch Wachstum, Wachstum, Wachstum!!1! Sowie einen Bagger mit Licht, ein Feuerwehrauto und eine neue Mami, die mich liebhat. Dann der hier: “Die Mitte entlasten!” Wenn ich das brauche, gehe ich pissen und mache kein langes Gewese darum. Welche Partei solchen Schmarrn für “Politik” hält, das liegt auf der Hand. Es sind die mit dem direkten Draht zur “Elite”, die das gern obendrein durch Steuern finanzieren. Na dann wählt mal schön!

 
snasmEs schließt sich derzeit eine Truppe zusammen, die “Politik” in der Endzeit einer parlamentarischen Rumpfdemokratie nur mehr als lästige Beschwichtigung eines dummen Pöbels betrachtet. Die Parallelen zur DDR nach dem vierzigsten Jahrestag werden immer deutlicher. Zur Erinnerung: Auch die war eine parlamentarische Demokratie, Das zweite “D” stand sogar dafür, es gab mehrere Parteien, die aber durch das Machtgefüge auf eine Einheitsmeinung festgelegt waren.

Alternativlos hieß damals: “Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf“. Das graue verstaubte Politbüro und die von dort herab organisierte Hierarchie produzierte nur noch Luftblasen und halluzinierte sich eine beinahe perfekte Welt, an die man fest zu glauben hätte. Dass es in der DDR schon formidable Traktoren gab, hätte Erich wissen müssen. Am Ende reichten ein paar Bananen im Regal und 100 DM Cash, um dem autoritären Staatssozialismus und seiner Fassadendemokratie den tödlichen Tritt zu verpassen.

Authentisch hohl

In dieser Endzeit waren längst bestimmte Charaktere zurecht geschliffen worden, deren Kernkompetenzen in konsequenter Realitätsverweigerung und dem Aufsagen sinnfreier Sprüche zur Lage der Nation bestanden. Wer in einem verkrusteten System Karriere machen will, muss sich willenlos anpassen können und seine Energie ganz auf die Rituale reaktionärer Verkündung ausrichten. Eine Meinung findet nicht statt, die Inhalte, die zu verteidigen man vorgibt, sind im Grunde beliebig und werden vom System vorgegeben. Diese müssen dann nur mit dem Anschein tiefster Überzeugung vorgetragen werden. 2+2=5, weiß die Physikerin.

Eine Angela Dorothea Kasner ist in diesem System aufgewachsen, war Jungfunktionärin in der FDJ, vermutlich IM der Stasi und eben vollständig integriert. Dass sie jemals Zweifel am unbesiegbaren Sozialismus gehabt hätte, ist nicht überliefert. Die Kompetenzen, die sie dabei entwickelt hat, konnte sie im Schatten des nächsten Meisters reaktionären Aussitzens üben, bis sie selbst die nächste Endzeit eines Systems moderieren durfte. Deshalb erscheint bei ihr die Beliebigkeit so überzeugt. Man hält sie zurecht für authentisch, weil sie eine leere Hülle ist, so hohl wie die Phrasen, die ein maroder Kapitalismus ihr in den Mund legt.

In ihrem Schatten wiederum wächst die nächste Generation solcher Schlafwandler auf. Pofalla als ihre rechte Hand ist die inkarnierte Ätherbetäubung. Ihm ist vollkommen egal, welches Niveau die Bodenlosigkeit der von ihm vorgetragenen Lügen als nächstes unterschreitet. Er weiß sich im Bunde mit den Guten und Gerechten. Der Mann glaubt das, was er sagt. Er hat in seinem Leben noch nie an der Herrschaft gezweifelt und steht jetzt in ihrem direkten Schlagschatten, dem schönsten Platz auf Erden.

Same Procedure

Die andere Variante verkörpert Christian Lindner, einer der ganz Eifrigen. Sein Talent liegt darin, das Absurde gerade so zu verstärken, dass es in die nächste Ebene steigt. Wenn eine Wirtschaft den Bach runter geht, begegnet er dem mit Optimismus. Wenn man bis zum Würgen satt ist, sorgt er für einen kleinen Nachschlag, der die Brechgrenze noch einmal erweitert. Was fällt ihm ein zu Prism und Tempora? “Staatsversagen“, weil der “Datenmarkt besser reguliert werden” müsse. und zwar so, “wie das auch bei den internationalen Finanzmärkten versucht wird“.

Das umfasst den ganzen religiösen Irrsinn, der dem noch lebenden Verstand so qualvoll zusetzt: Staat schlecht, Markt gut, alles Markt. Der Salto, in einem Satz Regulierungen zu fordern, sie gleichzeitig aber abzulehnen, indem der “Versuch” augenzwinkernd als Show für die Deppen da draußen markiert wird, das ist regulär virtuos. So kreativ kann Schwachsinn sein. Wir wollen die totale Überwachung kaschieren? Tun wir so, als wollten wir Google kontrollieren! Wenn der Markt dann einmal mehr seine Überlegenheit belegt, wird man einsehen, dass das alternativlos ist, denn die Soziale Marktwirtschaft® in ihrem Lauf …

 
frogIch habe hier schon eine Menge über Doping (im Radsport) geschrieben, weil ich mich mit der Materie ganz gut auskenne und mir alle Jahre wieder den Skalp von der Fontanelle kratze angesichts der hirnrissigen Berichterstattung über “Sünder”, “Einzelfälle” oder “sauberen Sport”. In diesem Zusammenhang habe ich am Rande stets darauf aufmerksam gemacht, dass es sich beim Leistungssport nicht bloß um Wettkampf handelt, sondern vielmehr um ein Geschäft, mit allen dazugehörenden Widrigkeiten. Es sind Interessen im Spiel, Verwertungsinteressen, es geht um Geld. Das der Teams, der Medien, der Sponsoren, der Zulieferer und ganz am Ende der Nahrungskette das der Sportler.

Jüngst wurde öffentlich, wie die Infrastruktur der vorgeblich ehrenamtlichen westdeutschen Sportverbände und ihrer Dopingforschung dasselbe Geschäft betrieben haben wie andere nationale Verbände auch. Im Radio hieß es dazu kürzlich, es habe hier “kein Staatsdoping” gegeben wie in der DDR. Das ist so dämlich, dass man es getrost als “neuen Tiefpunkt” bezeichnen darf und das Recht auf drei Weizen hat, um das noch zu ertragen.

Breitmaulfrösche? Gibt’s hier nicht

Es ist gerade der gängigen kapitalistischen Ideologie unerträglich, dass der geheiligte “Wettbewerb” sich auf allen Ebenen als das entpuppt, was er ist: Betrug, Ausbeutung, Fassade, Mittel zum Zweck der Kapitalisierung. Es gibt keinen fairen Wettbewerb, keine gleichen Bedingungen, keine Transparenz, schon gar nicht Ehrlichkeit, Rücksicht oder Fairness. Jeder betrügt wie er kann, ob Investmentbanken, die alles manipulieren, was angeblich neutrale Vertragsbasis ist, und zwar systembedingt je reicher, desto ungehemmter. Es kann sich nicht jeder leisten, Rohstoffpreise oder Ratings zu manipulieren, und es kann auch nicht jeder die besten Sportler täglich mit den wirksamsten Wundermitteln vollpumpen.

Ein Staatsdoping findet also nicht statt, es machen sich nur alle Institutionen, staatlich, “gemeinnützig” oder privat, zum Zuträger des Big Business. Dass Jugendliche in staatlich geförderten und ‘beaufsichtigten’ Programmen gedopt wurden, ist kein Staatsdoping, das ist fairer Wettbewerb®. Wer sich nicht erwischen lässt, ist so lange ein sauberer Sportler®, bis er eben erwischt wird. Dann ist ein Sünder®, den man vielleicht noch mal brauchen kann, wenn er bereut und danach wieder als sauberer Sportler® zurückkehrt und schwört. Wird er noch einmal erwischt, ist er ein Betrüger®.

Der Wettbewerb® an und für sich ist nämlich fair® und wird nur durch Sünder und Einzelfälle verunreinigt, auch bekannt als schwarze Schafe®. Ein systematischer Betrug, ein systemischer gar, muss ausgeschlossen werden. Das wäre nämlich Sozialismus, und der kennt ja gar keinen fairen Wettbewerb®.

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