Die FAZ hat neulich dargelegt, wie das Obama-Wahlkampfteam den Begriff “Datenschutz” definiert und wie weit sie dabei gehen, um ihren Erfolg zu sichern. Da hatte der wendige Windhund bereits völlig verdrängt, dass er einmal so etwas wie eine politische Position hatte, und zwar dezidiert gegen Überwachung. Solche Positionen hat man ihm wohl abgekauft, nachdem man sie ihm zuvor noch abgekauft hatte.

Das ist aber für mich gar nicht das Interessanteste an der Strategie und den Techniken der Kampagne Obama, die im besagten Artikel zur Sprache kommen – der leider an einer Stelle komplett unverständlich formuliert ist:

Sie [die Strategen] wollten Nichtwähler in den Nachbarschaften in Dankesbriefen nach der Wahl enttarnen. Diesem Vorhaben, „das 25 Prozent Zuwachs“ versprach, setzte eine Morddrohung gegen Mitarbeiter der Kampagne allerdings ein frühes Ende.
Verstehe ich nicht.

Was ich wirklich interessant finde, ist die Art und Weise, wie alles dem Erfolg, der Effizienz untergeordnet wird. Es findet keinerlei inhaltliche Diskussion mehr statt, es wird nicht auf der Bühne darüber gestritten, wer was will, wer was besser kann und wem man seine Einlassungen glauben kann. Es geht einzig um die Zahl, die Parameter, die Wirkung. ‘Wähler’ sollen auf eine Seite gezogen werden, gleich mit welchen Mitteln. Es müssen nur innerhalb der gegebenen Zeit so viele wie möglich sein. Diese Menschen sind keine Wähler, sondern Stimmvieh, Stückgut, Substrat des Produkts “Präsident Obama”.

Keine Information, kein Inhalt, keine Wahl

Sie haben keine Ahnung, nach welchen Kriterien die Kommunikation auf den Weg gebracht wurde, mit der sie zu einer Stimmabgabe überrumpelt werden. Sie wissen nicht, wer der Urheber ist und dass die vermeintlichen Inhalte der Kommunikation darauf abgestimmt sind, sie zu beeinflussen. Brutaler kann man nicht manipulieren. Ein System, das von sich behauptet, es beruhe auf willentlichen Entscheidungen, auf Wahlen, die aus Überzeugungen getroffen werden, ist hier am Ende und löst sich auf in einer einzigen großen Lüge.

Flankiert werden solche Manipulationen durch das, was auch in Deutschland längst die Regel ist, nämlich eine manipulative Redeweise, die den Subtext zum alleinigen Inhalt macht. Das konnte man gestern an Merkel beobachten: Lässt man die Reiz- und Schlüsselwörter aus ihren Beiträgen weg, bleibt sprichwörtlich nichts mehr übrig. Man hätte auch ein Foto von ihr aufstellen können und ein Band laufen lassen, aus dem “Arbeitsplätze, Arbeitsplätze, Arbeitsplätze” erklungen wäre. Wer solche Texte wirklich versteht, weiß, dass sie darauf gedrillt worden ist von Beratern, die diese Assoziation beim Stimmvieh verankern wollen. Das hat nichts mehr mit Politik zu tun, absolut gar nichts.

Wer solchen Irrsinn, derartige Orgien losgelassener Herrschaftstechniken dann noch als “Demokratie” bezeichnet, dem ist nicht mehr zu helfen. Wer meint, dies sei eine “Wahl”, ignoriert völlig, dass es nicht nur an Auswahlmöglichkeiten fehlt, um diesem Begriff eine Bedeutung zu verleihen, er ignoriert ebenso, dass die ganze Veranstaltung darauf angelegt ist, dass den “Wählern” die notwendigen Informationen vorenthalten bleiben. Das ist keine Wahl. Das ist ein Schaulaufen von Trickbetrügern.