famvid

Die Trennung von Bürger und Staat ist längst vollzogen. Nicht nur die Neoliberalen, denen der Staat so lange Feind ist, wie er nicht nützliches Vehikel zum Schutz ihres Eigentums sein darf, auch der bravste Bürger hat inzwischen eine Sicht auf den Staat und seine Einrichtungen, der von der Grundeinstellung geprägt ist, er habe nichts mit ihm zu tun. Nicht ganz: Er tut so manches, aber wie es scheint grundsätzlich gegen seine Bürger.

Die Repräsentanten dessen, was da “Demokratie” heißt – eigentlich ein Paradoxon, denn wenn das Volk herrscht, was braucht es da Anführer? – machen in keiner Weise den Eindruck, sie wollten etwas für ihre Bürger tun. Sie versuchen, das in albernen Werbespots zu behaupten; Werbespots, die nichts anderes sind als Puddingreklame, bloß für Politik, und da kann es schon mal passieren, dass der Pudding der FDP derselbe ist wie der der NPD. Denn vor der Wahl sind wir alle glücklich.

Politik wie Pudding

Vor der Wahl sind auch immer die anderen schuld. Die Bleierne kann sich zwar wirklich darauf berufen, dass sie nichts gemacht hat, aber der SPD in die Schuhe zu schieben, diese sei schuld am Eurobeitritt Griechenlands, darauf musst du erst einmal kommen. Und stetig ächzt die Scheune. Merkel weiß, dass es Goldman Sachs war und ihr umtriebiger Satellit Papademos, die Griechenland in den Euro getürkt haben, jener Papademos, der dafür später Regierungschef von Merkels Gnaden werden durfte. Wobei “Merkel” eigentlich für “Banken” steht.

Heute hörte ich einen Bericht aus Griechenland, das ja ganz toll vorankommt mit dem Schuldenabbau. Ein Restaurantbesitzer klagte sein Leid über etwas, das ich “staatliche Schutzgelderpressung” nenne. Früher kam alle paar Pfingsten mal einer vom Amt vorbei, trank einen Ouzo, nickte und ging wieder. Inzwischen tauchen diese Typen alle zwei Wochen auf, stellen z.B. fest, dass eine Quittung für 10 Jahre alte Sitzkissen fehlt oder haben noch effizientere Ideen:

Jeder gegen jeden

Sie stellen fest, dass die Gäste erst am Ende des Verzehrs ihre Rechnung bekommen, anstatt für jedes Getränk und jede Speise einen eigenen Bon auf den Tisch gelegt zu bekommen. Das ist ungesetzlich und kostet dann eine saftige Strafe. Dieses Restaurant ist natürlich nicht das einzige, dem es so ergeht. Auf diese Weise kommt der Staat zu Geld, das er den Banken geben kann – ganz ohne die Leistungsträger zu belasten.

Irgendwann werden die Leute übereinander herfallen. Sie haben gelernt, sich mit dem Kapital zu arrangieren, sind von ihm abhängig, dienen ihm und haben keine Idee, wie sie anders leben und überleben sollen. Wie sollen sie auch, wenn ihnen selbst diejenigen, die sie für ihre Repräsentanten halten, verhökert werden wie Sahnequark. Wenn jeder nur gelernt hat, wie er sich irgendwie selbst durchbringt, bestenfalls noch die eigene Sippschaft. Wenn sie keinen Gegner sehen, den sie besiegen müssten, um etwas zu ändern. Dann geht’s halt jeder gegen jeden.