Kultur


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Wie nötig Doping im Radsport ist, beweisen derzeit wieder einmal alle Beteiligten, deren intellektuelle Leistungsfähigkeit dringend der Nachhilfe bedarf. Gebt ihnen endlich die richtigen Drogen, damit sie aufwachen!
Wie ich bereits in meiner Serie zum Doping im Radsport ausgeführt habe, ist die Zerlegung des Problems in immer neue “Einzelfälle” an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Aktuell ist es Sinkewitz, der erwischt wurde, was wiederum ARD und ZDF zu einem scheinheiligen Ausstieg aus der Berichterstattung bewegt.
Es schickt sich mit Valverde gerade jemand an, die Tour de France zu gewinnen, der ein guter Kunde bei Fuentes war und somit beweisbar gedopt hat. Aber auch das ist ein Einzelfall, der nicht ins Gewicht fallen sollte. Die Heuchelei hat mit der hundertsten Auflage des “sauberen” Radsports einen weiteren Alpenpaß der Bigotterie im Visier. Das T-Mobile-Team war schon wieder sauber. Es ist sehr zu begrüßen, daß sie so schnell auf dem Boden der Tatsachen gelandet sind, denn nur so bewegt sich die Szene milimieterweise auf die unumgängliche Wahrheit zu: Alle dopen, und Doping ist unvermeidlich.
Ceterum censeo: Laßt sie dopen! Die Abwehrschlachten gegen leistungssteigernde Mittel sind ähnlich dumm wie weiland der Versuch, Spitzensportler als Amateure zu halten. Die Frage kann nicht mehr sein, wie man Doping verhindert. Wenn man die bereits eingetretene totale Unglaubwürdigkeit rückgängig machen will, wenn nicht nur noch diejenigen in den Siegerlisten stehen sollen, die zufällig nicht erwischt wurden, gibt es nur eine Möglichkeit: Eine Liste erlaubter leistungssteigernder Mittel, die verbotenes Doping unattraktiv machen. Und wenn man schon dabei ist, etwas zu verändern, sollte man alle diejenigen rausschmeißen, die seit Jahren und Jahrzehnten mit ihrer Dummheit und Heuchelei den Sport ruiniert haben. Fangt am besten mit dem Vollhorst Scharping an. Er ist das Paradebeispiel für einen, bei dem auch Hirndoping nicht mehr hilft.

Während uns Ratzingers Verein dauernd mit Moral kommt, pflegt man in dieser “Kirche” eine Mentalität, daß mir das Kotzen kommt. Wie die FTD meldet, zahlen Versicherungen allein der Erzdiözese Los Angeles 227 Millionen Dollar für die Schadensbegleichung in Fällen von Kindesmißbrauch. Weiter heißt es: “Insgesamt hat die katholische Kirche in den USA damit über 2 Mrd. $ an Entschädigungen aus Missbrauchsfällen gezahlt.”
Der jahrzehntelange, vertuschte und gedeckte Mißbrauch hat nicht etwa dazu geführt, die perverse Sexual-”moral” dieser Sekte zu hinterfragen, er hat nicht einmal dazu geführt, daß die Kleider tragenden Drecksäcke davon Abstand nehmen, die Welt über Tugend und Sittsamkeit zu belehren. Hinzu kommt, daß Millionen Menschen dieser Kirche spenden, hierzulande gar Steuern zahlen, um mit anzusehen, wie ihr Geld für Mißbrauchsversicherungen und Entschädigungen draufgeht.
Zu schlechter Letzt noch ein Hinweis: Die 2 Milliarden Dollar beziehen sich nur auf die USA und nur auf aufgedeckte Fälle, in denen Entschädigungen gezahlt werden. Wer nun glaubt, dergleichen seien unglückliche Einzelfälle, dem ist nicht mehr zu helfen.
Und jetzt, ihr Schäfchen? Reicht das langsam oder zahlt ihr immer noch Kirchensteuer?

kleinhund Der Preisträger steht fest. Er wird sich wahrscheinlich nichts daraus machen, von einem echten Underdog ausgezeichnet zu werden, aber es läßt sich nicht vermeiden.
Er ist A-Blogger. Seit Jahren dabei, immer aktuell. Wie es sich für ein gutes Blog gehört, geht es vor allem um Politik und die Netzwelt. Allerdings nicht um die Selbstreferenz der Blogger, Anfeindungen, Beweihräucherungen und Cliquengehabe, sondern um Nützliches und Wissenswertes. Ab und an etwas über Bücher und dies und das, aber im Ganzen politisch. A-Blogger, wie gesagt, aber bei Technorati weit abgeschlagen zwischen Hunde- und Katzenblogs. Er macht sich nichts aus “Awareness”. Nicht zu fassen! Das meist unterschätzte Blog des Jahres 2007: Demnächst in diesem Kino!

Ich komme zu nichts, ich habe Urlaub. Mehrere Artikel spuken in mir und drohen mit Überlänge, mein nächstes unveröffentlichtes Buch ruft mich vergeblich, und die Späße in der Blogosphäre bescheren mir Besucherrekorde. Ich danke euch für eure Geduld! Daher wieder nur ein Häppchen, damit ihr mir nicht vom Fleisch fallt:

Hochkonzentriert an meinem Wasser saugend hing ich heute (also quasi gestern) vor der Glotze und hörte mir an, wie ein berufsjugendlicher “Personal Trainer” faselte, Buddhismus fände er ganz Klasse, aber nur ein bißchen, nicht zu streng, versteht sich. Da kann die PR-Brangsche noch ein weites Feld besetzen: Religion als Accessoir – der Personal Style Hype im nächsten Jahr?

hundEs ist gar nicht so einfach, das Blog zu finden, das den Underdog verdient. Zwar gibt es eine ganze Reihe wenig beachteter Blogs, aber so recht herausstechen will bislang keines. Gleichwohl gibt es derzeit einen Favoriten. Der kommt zwar nicht an Feynsinn heran, das mit 19 verlinkenden Blogs bei etwa 1% seiner wahren Größe steht, aber noch ist flatter ja in der Jury. Eine Woche lang nehme ich noch gern Vorschläge entgegen, dann werde ich in Klausur gehen, um einige Nachnominierungen vorzunehmen und schließlich den Sieger auszumauscheln. Die Drohung, dieses Spiel fortan jedes Jahr zu treiben, meine ich übrigens sehr ernst.
Ach, und dann ist da noch der Publikumspreis, der Grimme unter den Underdogs. Die Würfel hierzu sind bereits gefallen, das Votum eindeutig. Gratuliert wird dann in zwei Wochen, genauer: Am 14.07..

Ein recht kluger Artikel von Jörg Lau zum Thema “Islam in Deutschland” findet sich in der aktuellen Printausgabe der ZEIT. Zurecht weist er etwa darauf hin, daß die “christliche” Kultur sich erst durch Jahrhunderte von Krieg und Kampf zu der aufgeklärten Gesellschaft entwickelt hat, die sie heute auch ist. Allerdings muß das Argument erweitert werden: Es gibt im Abendland diverse Mechanismen, in denen sich das Unbehagen in dieser Kultur Ausdruck verleiht. An vorderster Stelle sind die Symptome von Gleichgültigkeit über Konsumwahn bis hin zu extremistischen Erscheinungen von der (nicht-)Bewältigung des Todes als Gewissheit geprägt. Religiosität hilft dem Westmenschen meist nicht mehr, und er hat sich so in die Sphäre von Produktion, Erwerb und Konsum eingebettet, daß es ihm völlig fremd erscheint, daß andere Menschen dieses “Leben” in Bausch und Bogen ablehnen. Vor allem ist ihm eine tiefe Beziehung zur Realität des eigenen Todes völlig abhanden gekommen. Das hat zur Folge, daß es ihm “wahnsinnig” erscheint, sein Leben für etwas einzusetzen. Die Bequemlichkeit und kurzatmige Lust der automatisierten Gesellschaft ist an sich Religion geworden, unvereinbar mit Idealen. Diese haben sich längst vor der Sphäre des Materiellen zu verantworten, wo eine islamisch geprägte Geisteshaltung sogar die Materialität des eigenen Körpers noch dem (religiösen) Ideal unterordnet. In diesem Sinne ist eine urreligiöse Geisteshaltung der dekadenten Konsumideologie turmhoch überlegen. Wüst gestaltet sich dieser Gegensatz, wo die Welten aufeinanderprallen. Das ist selbstredend im “modernen” Christentum ebenso zu beobachten wie im Islam, der sich der materialistischen Moderne ja auch nicht entziehen kann. Auf beiden Seiten wird der Konflikt nicht wirklich ausgetragen. Es geht um Leben und Sterben. Was ist ein würdiges Leben, was ein würdiger Tod? Die Antworten, die die Kultur gewordene Hilflosigkeit den Menschen anbietet, sind erbärmlich. Es ist an der Zeit, bessere zu suchen.

Nachdem die Jünger McKinseys durch die Goethe-Institute marodiert sind, wird dort jetzt kräftig gespart, vor allem an Kultur und Personal. Obendrein sollen künftig “Erfolgskontrollen” durchgeführt werden, auf deren Basis die weitere Budgetierung zu entscheiden wäre. Wie man nun in haushaltsrelevanten Zeitabschnitten den Erfolg von Kulturtransfer überprüfen soll, bleibt das Geheimnis der Beratungssekte. Den einzelnen Goethe-Instituten wäre solchermaßen angeraten, auf Lesungen und Theater zu verzichten und stattdessen die Mangabots von Tokyo Bordell in ihrem Namen auf Tour zu schicken. Das wäre dann sicher ein riesiger Erfolg.
Daß zeitgenössiche Ökonomen nicht mehr wissen, was eine Investition ist, kennt man ja schon. Daß der Primat des Politischen längst neoliberaler Schaumschlägerei geopfert wurde, ebenfalls. Wenn aber jetzt in den Nischen der Kultur, die eben eine Schutzzone gegen diesen geistigen Raubbau bleiben sollte, ebenfalls der totalitäre Geist sinnfreier Effizienz einzieht, ist eines der letzten Refugien des Humanismus’ bedroht. Wer kommt auf solch abartige Ideen?

Helmut Markwort, der Erfinder von Helmut Markwort, außerdem Gründer des Focus und Werbemännchen für den Focus, überzeugter Markwortianer und immer nah dran an unerreichten FaktenFaktenFakten, ist heute auch eine Jury. Er ist die Ein-mann-Jury für einen Literaturpreis, den “Ludwig-Börne-Preis”. Als solche fühlt er sich bemüßigt, den Broder auszuzeichnen. Wie er das begründen will, ist unerhört irrelevant, aber daß er es tut, zeichnet ihn als das aus, was er eben ist: Ein unsympathisches Schlitzohr, das ausgezogen ist, dem “Spiegel” den Rest zu geben. Prompt fällt der drauf rein und läßt eine unerträglich schleimige Eloge auf Broder vom Stapel. Die fünfte Kolonne der Bush-Administration blamiert sich mal wieder, und Markwort hat gut lachen: Selbstherrlichen Blödsinn in die Welt pumpen können sie beim Focus nämlich auch, und der ist obendrein viel bunter. Wer braucht da noch den “Spiegel”?

Nachdem ich ohne jedes Bedauern den Grimmepreis ablehnen mußte, weil mein Blog nicht “vorbildlich und modellhaft” für deutsche Fernsehsendungen ist, mußte ich mir etwas anderes ausdenken. Aber eins nach dem anderen!
Ich erlaube mir, darauf hinzuweisen, daß ich hiermit meinen 500. Eintrag schreibe, was ich so nicht habe kommen sehen, als ich im September 2005 aus einer Laune heraus bei blogg.de “Feynsinn” an den Start gebracht habe. Seit Ende letzten Jahres gibt es “feynsinn.org”, und ich erfreue mich langsamen, aber stetigen Wachstums.
Im Grunde habe ich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann, um Aufmerksamkeit zu erregen. Stöckchen warf ich achtlos weg, in anderen Blogs kommentiere ich äußerst selten und ich führe keine Blogumschau. Zur Selbstbezüglichkeit der Blogsphere habe ich quasi nichts aufzubieten, und es wird mir gern mit Nichtverlinkung gedankt.
Wo wir dabei sind: Danken will ich schon vor der Preisverleihung, nämlich meinen zum Teil sehr treuen Lesern, denen, die mein völlig unerhebliches Blögchen trotzdem verlinken und allen, die mir gewogen sind.
Zur Sache: Ich habe mich sehr gefreut, als eine Kommentatorin bei “Welt-Online” auf dieses Blog aumerksam machte und meinte, es werde zu wenig beachtet. Das brachte mich schließlich auch auf die Idee, einen eigenen Preis auszuloben, den
Feynsinn Underdog Award. Meine Leser sind aufgefordert, mir Blogs zu empfehlen, die gemessen an ihrer wahren Bedeutung in der Wahrnehmung der Blogöffentlichkeit sträflich vernachlässigt werden. Die Jury bin ich. Bestechung zwecklos, ich besitze bereits alles, was in dieser Welt unterschätzt wird. Das meist vernachlässigte Blog wird also mit diesem Preis ausgezeichnet:
hund
Bei nur einem Vorschlag gehe ich selbst mit dem Köter gassi.

Die Situation an deutschen Hochschulen ist äußerst zufriedenstellend: Schon beim Hochschulzugang wurde ordentlich gesiebt, so daß Akademikerkinder eine fünfmal bessere Chance aufs Abitur haben als die Kinder Unstudierter. Was dann noch übrig bleibt, federt der soziale NC locker ab. Schon die Lebenshaltungskosten sind durchs BAFöG nicht zu tragen. Pöbelkinder müssen also nebenbei arbeiten gehen. Wen das nicht abschreckt, der wird doppelt geschröpft: Das Studium dauert für Werktätige oft deutlich länger, und die inzwischen fast flächendeckend eingeführten Studiengebühren sind happig. Auch an Kredite kommt nicht jeder ran, und wenn doch, wird der Spaß nur noch teurer.
Derart wird gesichert, daß nicht unzufriedenes, emotional aufgeladenes Pack an unseren Unis herumlungert, sondern nur diejenigen, von denen man erwarten darf, daß sie die Hand nicht schlagen, die sie so prächtig nährt. Was will man mehr?

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