Netzwelt


Werter Kollege Frank Lübberding, ich bin an zwei Stellen nicht wirklich einverstanden mit deinem Statement zur “Öffentlichkeit” der Blogs.

scherekopfNur muss niemand die Demokratie retten, solange morgens nicht die Geheimpolizei klingelt“, ist ein schwacher Anspruch an Demokratie. Ist es nicht vielmehr so, dass die Geheimpolizei irgendwann ziemlich sicher dort Türen eintritt, wo zuvor demokratische Institutionen und nicht zuletzt der Geist der Demokratie vernachlässigt wurden? Ist alles eine Demokratie, wo nicht die Gestapo wütet? Und schließlich: Reicht es schon, etwas irgendwie noch als “Demokratie” bezeichen zu können oder darf man auch nach Gerechtigkeit und Legitimität fragen?

Bildquelle: Wikimedia Commons / TheBrain

Der Begriff “Öffentlichkeit”, zu der du auch Blogs (ausdrücklich die Nachdenkseiten) zählst, beschreibt ein weites Feld. Natürlich sind Blogs ein Teil der Öffentlichkeit. Das Beharren auf ein “Gegen” kommt aber nicht von ungefähr. Es ist eine Anleihe von Macht und Gegenmacht und verweist daher auf eine oppositionelle Stellung zur organisierten Öffentlichkeit der klassischen Medien. Der Begriff “Gegenöffentlichkeit” konnte sich allein deshalb etablieren, weil es nachweislich Auslassungen und merkwürdige Übereinkünfte in den Massenmedien gibt, die ein einseitiges Bild von Wirtschaft und Gesellschaft erzeugen. Die Studie von Hans-Jürgen Arlt und Wolfgang Storz (pdf, knapp 300 Seiten) etwa ist ein deutliches Dokument dieses Umstands.

Allerdings ist der Begriff nicht glücklich gewählt, denn eigentlich ist es die ‘Gegenöffentlichkeit’, die wirklich öffentlich, weil offen ist. Im Gegensatz zu den medialen Wirtschaftsbetrieben sind Blogger unabhängig. Sie vertreten ihre Meinung und kaschieren nicht unter dem Deckmantel der Neutralität Interessen Dritter, von denen sie geleitet werden. Sie stehen als Autoren für ihre Inhalte. Öffentlicher geht es nicht. Dem gegenüber stehen Medien, die entscheiden, was der Leser wissen muss und was er nicht wissen muss (siehe Video). Solche Medien sind offenbar allzuoft gegen Öffentlichkeit.

Soll es also wirklich Öffentlichkeit sein, und zwar eine, die nicht autokratisch reguliert ist, müssen Medien und Autoren weitest möglich unabhängig sein. Vielleicht ist es besser, darüber zu debattieren, wie solche Unabhängigkeit wieder hergestellt werden kann. Denn ohne unabhängige Medien wird es im Fall des Falles gar nicht mehr möglich sein, die Demokratie zu retten.

Ich blogge dann mal den Kongress. Oder so. Bis neulich!

“penis enlargement” meint:

I am a poor man from the African region, I need money to survive by comment on your blogs …

Großartig.

Eine “Vertraulichkeitsklausel” müssen potentielle Kunden von Facebook unterschreiben, wenn sie Einblick in die Geschäftszahlen nehmen wollen. Das ist wirklich grandios: Während die ausgesaugten Datenspender, vulgo “User”, auf jeden Schutz ihrer Intimsphäre verzichten müssen, damit der Rubel der Zuckerbergs rollt, soll niemand wissen dürfen, was der Meister für seine Beute einheimst. Installiert wird derart die Doppelgardine mit der Goldkante: Eine für die User, denen vorgegaukelt wird, Facebook sei kostenlos und eine für mögliche Shareholder, die nicht wissen können, was wirklich hinter dem angeblichen Milliardenwert steckt.

timegatesNa klar, niemand muss sich bei Facebook anmelden, jeder kann entscheiden, was er von sich preisgibt, so die Argumentation der Betreiber und ihrer Fans. Das ist aber blanke Augenwischerei, denn das Geschäftsmodell beruht ebenso auf dem Gegenteil wie die Funktionalität der Plattform. Nur weil der Umgang mit persönlichen Daten auf beiden Seiten – höflich formuliert – fahrlässig ist, findet man sich dort. Dass man “sich findet”, finden die Naivlinge, sie sich dort tummeln, supi. Ihnen wird aber vorenthalten, was ihre Daten ‘wert’ sind, in Euro und Cent. Schon gar nicht machen sie sich klar, was die Weitergabe dieser Daten zur Folge haben kann. Ist doch alles so schon bunt und lustig. Wer da Bedenken äußert, ist ein Miesmacher. Wir feiern hier ‘ne Party und du bist nicht dabei, ätsch!

Dieses Niveau der ‘Kritik’ und Bewertung eines Phänomens im Web findet sich allzuhäufig auch in den Massenmedien. Einmal mehr tut sich der “online-first”-’Freitag’ hervor mit einer erschütternden Inkompetenz in Sachen Internet. Katrin Schuster vergleicht dort für ein sogenanntes “Medientagebuch” Google mit Facebook und behauptet ernsthaft:

Auf Facebook muss ich nichts suchen

Zudem geht es längst nicht mehr um das Suchen, sondern um das Finden; ein weiteres Problem also für Google. [...] Oft genug nervt die Google-Suche nur noch, weil man nach drei, vier Ergebnisseiten immer noch nicht da angelangt ist, wo man hinwollte; weil man nur auf andere trifft, die dieselbe Frage haben [...] Auf Facebook dagegen muss ich nichts suchen, da kuratieren meine so genannten Freunde die Informationen für mich.

titten2Das ist natürlich genau die Art von Suchabfrage, die man braucht. Warum kommt Google nicht auf diese großartige Idee? Nachdem Schuster also offenbart, dass sie nicht den Grips hat, eine Suchmaschine mit brauchbaren Anfragen zu füttern, empfiehlt sie die Wohlfühl-Informationen der Datenraub-Community. Man will schließlich irgend etwas finden, das irgendwie mit irgendwem zu tun hat. Bei Google findet man hingegen nur das, was mit den eingegebenen Schlagwörtern zu tun hat. Das ist blöd und langweilig.

Mir ist völlig klar, dass ich mich mit meinen andauernden Rufen nicht beliebt mache und muss sogar davon ausgehen, dass die Mehrheit meiner Leser einen Facebook-Account hat. Es geht mir auch nicht darum, jeden zum Deppen zu stempeln, der sich dort angemeldet hat. Auch mein Ärger über die lieben Zeitgenossen, die meine private Emailadresse dort verbreiten, wird irgendwann verraucht sein.

Wer aber von Meinungsmache, neoliberaler Marktmacht und Abbau von Bürgerrechten spricht, kann nicht schweigen, wenn die Machenschaften von Facebook verharmlost und verherrlicht werden. Diese Unmündigkeit ist selbstverschuldet. Und spätestens, wenn sich ausgerechnet dieser digitale Menschenhändler für seine Geschäftszahlen eine Intimsphäre ausbedingt, ist es doch an der Zeit, sich die eine oder andere Frage zu stellen?

Es gibt freizügige Auslegungen von Urheberrechten, es gibt blauäugigen Umgang mit Copy&Paste, man kann auch quasi aus Protest vor der Vermarktung “geistigen Eigentums” bewusst gegen Lizenzbestimmungen verstoßen. Über all dies lässt sich streiten. Es gibt da draußen aber einen Freak, einen derart dreisten Contentdieb, das ist schon eine Klasse für sich.

Er hat unter anderem Hunderte (!) Artikel von Feynsinn und Duckhome geklaut, ohne auch nur einen Link zu setzen. Er bringt es sogar fertig, sich in Kommentaren als Autor eines Artikels auszugeben, den er bei Feynsinn geklaut hat. Weitere Blogs, bei denen er sich bedient (die Liste ist natürlich nicht vollständig):

sprengsatz.de
guardianoftheblind.de
oeffingerfreidenker.blogspot.com
politblogger.eu
trueten.de
robinwood.de
utopia.de
linksunten.indymedia.org

Was ich über ihn weiß, der seine Lagerhalle für Diebesgut “Kulturblog (Frankfurt/Oder)” nennt, ist dass er in Frankfurt/Oder sitzt oder dorther stammt. Sein Nick “c3f2o” – er tritt auch als “cccf2o” auf, dürfte ein weiterer Etikettenschwindel sein. Das Kürzel “c3f2m” steht nämlich für “CCCFfm” oder “Chaos Computer Club Frankfurt/Main”. Dementsprechend steht c3f2o wohl für CCCFfo, dasselbe in Frankfurt/Oder. Der CCC hat natürlich noch nie etwas von dem Kerl gehört und ist überhaupt nicht amüsiert, mit solchen Figuren in Verbindung gebracht zu werden. Vermutlich gibt sich unser Wicht als ganz große Nummer aus, Supercheckerchef vom CCC und Speerspitze der linken Bloggerszene. Ist er nicht süß.

Eines seiner Blogs wurde bereits gesperrt, nachdem ich vergeblich versucht hatte, über den Hoster mit ihn Kontakt aufzunehmen. Sprechen kann der kleine nämlich noch nicht, auf Kommentare meinerseits reagiert er auch nicht. Seine hübsche .tk-Domain in Tokelau ist er auch wieder los, nur sein WordPress-Blog hat er noch. Na ja, er wird ohnehin seine Datenbank-Dumps haben und immer wieder immer mehr geklaute Inhalte posten. So etwas gibt es halt im Netz.

Das Dumme ist, dass ich an diesen Spaßvogel nur herankomme, wenn ich Strafanzeige erstatte und die Staatsanwaltschaft sich die Kontaktdaten von einem seiner Webhoster holt. Noch bin ich nicht soweit, vielleicht haben andere ja weniger Humor.
Sollte allerdings jemand wissen, wer dieser erbärmliche Vogel ist, möge er dazu beitragen, dass die Welle der Lächerlichkeit über ihm zusammenbricht und seine Angeberexistenz im Web ersäuft.

p.s.: Der Artikel erscheint gleichlautend auf duckhome.

Rotten.com war gestern. Wer wissen will, wie heute die Gosse des Internets aussieht, schaue sich dieses “Unternehmensblog” an, in dem sich Gehirngewaschene und Claqueure der peinlichsten Sorte den Anus pudern. Hard stuff.

5Ich gratuliere mir einmal wieder. Vor fünf Jahren schrub ich den ersten Artikel, dieser hier ist bereits der 1568te. Meine Kristallkugel hat ihren Job wieder einmal hervorragend erledigt, es ist mir im letzten Jahr nicht gelungen, die Zahl der Leser zu verdoppeln. Allmählich komme in den Bereich von Zuwächsen wie bei der Deutschen Bank, wenn das so weitergeht. Die gute Nachricht: Es wird weiterhin gelesen und kommentiert. Ob Ackermann selbst hier hereinschaut, weiß ich nicht. Immerhin: Die INSM liest mit, soviel ist amtlich. Auch der eine oder andere Journalist keilt hier gelegentlich zurück. Vielen Dank für so viel gefühlte Relevanz!

Das kommende Jahr wird spannend. Ich habe inzwischen mein Angestelltenverhältnis beendet und versuche, mich als selbständiger Lohnschreiber durchzuschlagen. Wie einige schon bemerkt haben, haben mich bereits die ersten Schritte dazu vollkommen korrumpiert. Wer den Niedergang dieses Blogs erleben möchte, dessen Betreiber sich künftig für Geld zu niederen Diensten verdingt, ist herzlich eingeladen. Man kann die Dekadenz förmlich greifen. Wer das verpaßt, hat’s nicht erlebt.

Erst einmal aber wird gefeiert. Ich danke mir für mein eifriges Mitteilungsbedürfnis, meinen Lesern, womit auch immer die Leserinnen gemeint sind für ihre treue Treue, den Komentatoren für Kritik, Lob und eine insgesamt erfreuliche Diskussionskultur sowie ein paar Trollen für das dekorative Beiwerk als Bestätigung der Regel. Ach so, und natürlich danke ich auch den Flattrern und Spendern für das Taschengeld.
Bleiben Sie mir weiterhin gewogen und verschafft der Gegenöffentlichkeit noch mehr Öffentlichkeit. Sie wird es brauchen.

Yapp. Ich bin ein wenig übermütig und trage mich mit dem Gedanken, auf dem neuen Server ein paar Sachen auszuprobieren, die ich zuletzt abgeschaltet habe. Mein Blog ist einfach viel zu lange nicht mehr gehäckt worden.
Ganz oben auf der Liste steht, jadoch – auch wieder eine Editierfunktion für Kommentare. Was wollt ihr sonst noch so? Maoam?

Das war eine interessante Erfahrung heute. Wenn man dem Grauen nicht nur beiwohnt, sondern ihm tief ins Auge schaut. Ich meine natürlich die Bundestagssitzung. Sich nicht nur die Hauptredner anzuhören, sondern alle und das auch noch aufmerksam, ist extrem anstrengend. Das Ganze auch noch ab neun Uhr morgens, wenn das Hirn noch weit vom erwünschten Zustand erntfernt ist.

Nach all den Stunden an den Rechnern und im Blog habe ich jetzt keine Lust mehr zu recherchieren und zu tippen. Das ist auch gut so, zumal der Artikel von gestern es gar nicht verdient hat, von untalentierten Rednern in den Schatten gestellt zu werden. Herzlichen Dank an die Kommentatoren, die mein Leiden geteilt und gemindert haben.

Angesichts der Nachrichtenlage, die mir heute vor allem abverlangt, mich zu der rassistischen Dauererektion eines gewissen “Sozialdemokraten” eben nicht noch einmal zu äußern, habe ich ein wenig am Blog gebastelt.

Es gibt jetzt diesem Spenden-Button in der Sidebar für Leute, die es zu gut mit mir meinen. Ich finde Paypal äußerst suboptimal und meditiere noch über bessere Möglichkeiten. Wer mir sehr gewogen ist und weder das noch flattr bedienen möchte oder kann, mag mir gern mitteilen, per Mail an [Autor] @ [url] oder in einem Kommentar, wenn er oder sie mir per Überweisung huldigen möchte.

Wer das alles furchtbar findet oder sonstwie ganz allgemein etwas anzumerken hat, mag dies hier als Kommentar hinterlassen.

Ich habe die Kategorie “best of” (auch in der Sidebar zu finden) mit vorläufig 21 Artikeln gefüllt, von denen ich vor allem die älteren zur Muße und Lektüre empfehle. Mein Favorit ist immer noch der Oldtimer aus vor-Blog-Zeiten. Haben Sie Spaß!

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