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Februar 2012


Dass die Behörden DNA-Daten behalten, die sie einmal aufgenommen haben, habe ich mir schon gedacht. Dies ist einer der Gründe, warum ich schon immer den Standpunkt vertreten habe, dass die DNA-Sammelei bei Massen-Gentests alles andere als “Bürgerpflicht” ist. Ich würde mich dem ganz selbstverständlich verweigern, ebenso wie nicht irgendwer meine Fingerabdrücke bekommt, weil ich einer von 2000 Leuten bin, die vielleicht als Täter in Frage kommen.

Anstelle anständiger Fahndung und Auswertung, so glauben einige, sei es geboten, zur hundertsten noch die tausendste Datenbank anzulegen und per Knopfdruck Verdächtige zu produzieren. Das hatte schon immer den Nachteil, dass man ‘Verdächtige’ ohne jeden Zusammenhang zu sonstigen Ermittlungen ‘findet’. Dann steht die meist zufällige Anwesenheit zu Zeitpunkt t an Ort x im Mittelpunkt und nicht konkrete Hinweise auf eine konkrete Person, welche diese ebenso konkret beantworten und ggf. widerlegen kann. Fehlt nur noch eine entsprechend ‘erweiterte Befragungstechnik’ zum ganzen Glück der ‘Aufklärung’.

Wenn sich nun herausstellt, dass derart sensible Daten nach Belieben weiter genutzt werden dürfen, wäre man ja behämmert, wenn man sich freiwillig dazu bereit erklärte, den Genstrip hinzulegen – damit sie einem jederzeit überall nachspitzeln können, wenn sie nur wollen? Und dann kriegt womöglich die Stasi 3.0 das Ganze in die Finger, um künftig noch mehr linke Gewalt® nachweisen zu können? Danke, und nein Danke!

Roberto hat heute eine interessante Reflexion angestellt über die Kategorien “Rechts” und “Links” in der politischen Landschaft. Ich finde das recht inspirierend, wenn ich ihm auch nicht in allen Details zustimme und schon gar nicht das unerträgliche Geschwätz einer Erika Steinbach einer Antwort für würdig halte. Es gibt viele Aspekte, in denen sich “Rechts” und “Links” eindeutig unterscheiden, es wird aber spätestens bei den Begrifflichkeiten zur Beschreibung dieser Differenzen schwierig. Anfang der 90er hat mir mal ein Juso erklärt, für ihn seien die Apparatschiks des Ostblock “rechts” gewesen, weil eben reaktionär. Ein nachvollziehbares Argument einerseits, aber eine so eindeutige Begriffsverzerrung, dass einem an dieser Stelle klar werden muss: Mit einem so schlichten Dualismus kommt man nicht hin.

Wenn ich mich so danach befrage, was für mich den Kern dessen ausmacht, das ich als ‘links’ bezeichne, so passt das ganz gut unter die o.g. Bezeichnung “humanistische Solidarität”. Das sind auch nur Worte, aber es sind erstens meine und zweitens halte ich sie für recht belastbar. Der Kernunterschied zwischen ‘rechtem’ Pseudosozialismus und linkem Streben nach Ausgleich und Gerechtigkeit ist schon vordergründig die Klientel, auf die sich die Rechten beziehen. Es gibt nämlich immer eine. Nation, Rasse, Leistungserbringer – es ist immer nur ein Teil der Gesellschaft, der sich Solidarität im günstigsten Fall ‘verdienen” kann. Im schlimmsten ist der Jude ein Jude und gehört schon daher nicht dazu.

Worte ohne Sinn

Linke Gesellschaftsentwürfe, die immer schon ausdrücklich “internationalistisch” waren, schließen hingegen niemanden aus. Dass der liebe Marx vor das Arbeiterparadies den Klassenkampf gestellt hat, ändert daran nichts. Selbst die Bonzen der Ostnomenklatura betrachteten sich als Werktätige. Nicht einmal dieser Irrsinn ändert aber die Grundannahme: Es geht um alle Menschen. Wenn selbst ein solcher Ansatz zur Diskriminierung missbraucht wird, verdankt sich das wohl gewissen menschlichen Schwächen. Kollegen, Genossen, Arbeiter und Bauern aber als ‘Klassenfeind’ zu entlarven, weil sie die Partei kritisieren, ist jedenfalls so absurd, dass keine Theorie dem etwas entgegen halten könnte. Als Mielke jammerte, er “liebe alle Menschen”, meinte er das wohl ernst, insofern hat er die Worte verinnerlicht. Leider fehlte ihm jeder Sinn dafür.

Der Versuch die Solidarität aller Menschen zu organisieren, ist in der Tat ein hohes Ziel, ein Ideal. Es ist nicht mehr und nicht weniger dazu geeignet, sich in Ideologie zu verstricken als andere Ideen, wenn man sie verwirklichen will. Das zeigt spätestens das rechte Gegenteil, die Macht gewordene Entsolidarisierung, die totale Diskriminierung als Ziel. Jeder kämpft für sich allein und versucht so viele Menschen wie möglich unter sich zu haben. Ungleichheit ist Religion, das Dazugehören wird regelrecht ausgefochten, und die ganz unten werden nicht einmal mehr als (Mit-)Menschen erkannt. In der Tat ist der Faschismus, zumal der deutsche, die konsequenteste Form dieser Ideologie, die am Ende die Artgenossen als Stückgut betrachtet, das nach Gebrauch zu verbrennen ist. Hier kreuzt sich die ‘rechte’ Ideologie dann wieder mit dem Kapitalismus, dessen Vewertungsstreben auch vor menschlichem Leben nicht Halt macht.

Acht Milliarden Geschwister

Das Ideal einer humanistischen Solidarität strebt das Gegenteil an und muss sich dabei vor den Unzulänglichkeiten hüten, die den Menschen, um deren Solidarität es geht, nun einmal gegeben sind. Das ist seine größte Schwäche. Manche wollen nämlich gar keine Solidarität. Viele wollen nicht teilen, und während der ‘Erfolg’ egoistischer Aneignung unmittelbar sichtbar wird, ist ein Sozialverhalten, das auf Gemeinsamkeit setzt, immer auf Hoffnung angewiesen, die Bildung einer kritischen Masse, ab der sich die Zusammenarbeit erst lohnt. Jeder, der dagegen kämpft, jeder, der sich der Solidarität entzieht, gefährdet das Projekt. Man wundert sich, dass überhaupt je so etwas versucht wurde.

Dennoch hat die Evolution gezeigt, dass Kooperation erfolgreicher ist, und das Nötigste haben wir immerhin daraus gelernt. Im Grunde weiß auch jeder, dass Vereinzelung ungerecht ist und man hat vermutlich noch ein archaisches Gefühl dafür, dass der Ausschluss aus der Gemeinschaft einst ein Todesurteil war. Die Geschichte der Kämpfe zwischen Clans, Regionen und Nationen hat außerdem gezeigt, dass Kriege nur Verlierer hervorbringen und es wenigstens rudimentäre Formen einer globalen Solidarität geben muss. Wer aber möchte acht Milliarden Geschwister haben, wenn einem die Nachbarn schon auf den Wecker gehen? Hier muss die Linke ein Problem angehen, dessen Beachtung mir bislang noch nicht aufgefallen wäre:

Es gibt offenbar und aus nachvollziehbaren Gründen das Bedürfnis, sich nicht nur als Person gegen andere Personen abzugrenzen, sondern auch in Gruppen gegen andere Gruppen. Es gäbe sonst vermutlich auch nicht so viele Sportvereine mit teils fanatischen Anhängern. Wenn also die Integration der Menschen in die Menschheit gelingen soll, dann muss es nicht nur die gute Absicht geben, alle zu ihrem Recht kommen zu lassen, sondern auch Grenzen der Solidarität, die nicht gleich Solidarität als solche infrage stellt. Dieses Paradoxon ist ein genuin linkes, denn wer ohnehin keine universelle Solidarität will, löst es durch schlichte Diskriminierung. Von der Lösung dieses Paradoxons wird es abhängen, ob sich eine ‘linke’ Gesellschaft je wird durchsetzen können.

 
Ich habe mich geirrt. Seit mehr als 6 Jahren widersetze ich mich unter dem Deckmantel der Kritik den einfachsten Erkenntnissen. Zum Beispiel dass hohe Löhne und Konsum die Wirtschaft kaputtmachen. Jeder weiß: Wenn die Arbeit weniger kostet, wird alles billiger. Das ist für alle gut. Jeder weiß: Im globalen Wettbewerb® kann nur bestehen, wer nicht von den Lohnkosten in den Ruin getrieben wird. Das haben sogar die Gewerkschaften bemerkt, die ihren moderaten Lohnabschlüssen® für einen stabilen Aufschwung® und das Jobwunder® gesorgt haben. Hätte man auf Leute wie mich gehört, würde in Deutschland heute der Hunger wüten.

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Jeder weiß, dass Investoren® ein gutes Klima brauchen. Die Märkte® müssen das Vertrauen® haben, dass der Staat systemrelevante® Banken nicht im Regen stehen lässt, die Lohnnebenkosten® niedrig hält und die Leistungsträger® nicht bestraft. Selbst der größte deutsche Philosoph stemmt sich gegen deren Enteignung. Was habe ich mir eingebildet, dagegen zu polemisieren, ich, der ich nicht einmal habilitiert bin?

Völlig isoliert und geächtet

Ginge es nach Miesmachern wie mir, die deutsche Industrie wäre ins Ausland abgewandert, die Räder stünden still, die Fabriken leer, und es gäbe einen Generalstreik für die Ausweisung der Miesmacher oder wenigstens ihre Internierung. Man könnte mich ja nach Russland schicken oder nach China, denn außenpolitisch stellte ich ebenfalls die Freundschaft mit den Westmächten infrage und hätte riskiert, dass mein Vaterland völlig isoliert und von aller Welt geächtet dastünde.

Ich gestehe: Ich wurde fehlgeleitet und infiltriert, habe mit sinistren Verschwörern, Sozialisten, Marxisten und selbsternannten Freigeistern diverser Fraktionen unter einer Decke gesteckt und sogar dem Systemwechsel das Wort gesprochen. Was Wunder, dass ich zur Krönung seit Jahren die Abschaffung der Geheimdienste forderte. Ein Feind der Geheimdienste, ein Feind der Leistungsträger, das ist ohnehin eins.

Zweitausend zersetzende Artikel sind mehr als genug. Ich will künftig Buße tun, jeden Tag einen Sozialschmarotzer verfluchen, mein Glück im Wettbewerb® versuchen und einfacher, niedriger, gerechter® schreiben. Ich will einsehen: Eigennutz ist Gemeinnutz® und alles tun für Vollbeschäftigung® und Wohlstand®, indem ich mein Eigentum nutzen und mehren werde. Ich will zurückkehren in die Gemeinschaft der sozialen Demokraten, die wissen: Sozial ist, was Arbeit schafft®.

Eine Frage hätte ich da allerdings noch: Bekomme ich jetzt einen Bonus, eine Abfindung und eine Pension? Eine urheberrechtliche Lizenz zum Gelddrucken? Sonst müsste ich mir das eventuell doch noch einmal überlegen. Und, sagen wir, die nächsten zweitausend subversiven Artikel raushauen.

 
UNO: Wer hat den Längsten

Das gibt es doch gar nicht, dass im Nahen Osten Unrecht geschieht und eine darauf bezogene Resolution durch ein Veto gestoppt wird. Okay, die Amis machen das jedesmal, wenn Israel die Menschenrechte wieder einmal großzügig auslegt, aber diesmal sind es doch die Bösen, gegen die es sich richtet. Daher können Russland und China sich auch nur querstellen, weil sie selbst böse sind.

Dabei erklärt Herr Westerwelle das doch so plausibel:
Allein in der letzten Nacht sind hunderte von Menschen getötet worden” und
“Es geht nicht darum, eine militärische Intervention vorbereitet werden soll

Nun wissen die Russen wohl, dass solche Aussagen bislang schon immer gelogen waren. Konkret ist die Aussage auch noch so dumm, dass es jeder wissen kann, denn wenn eines sicher ist in Syrien, dann dass nichts sicher ist. Die Nachrichten von dort sind mit größter Vorsicht zu genießen und die vom Vortag allemal. Aber es reicht für die Folklore, die man hier veranstaltet, um dem Tagesschauer zu erklären, wer die Guten sind und wer die Bösen.

Russland und China machen deutlich, dass sie den Amerikanern und ihren Fifis gar nichts mehr glauben und dass sie mächtig genug sind, ihre eigene Suppe zu kochen. Russland verhandelt derweil noch und könnte sogar als “Good Cop” zum Erfolg beitragen. Scheinbar will das aber niemand. Um Assad und die Syrer geht es da zuallerletzt, Schwanzvergleich ist angesagt.

Christizistische Fundamentalisten auf dem Weg zur Weltherrschaft?

A propos Weltmacht USA: Wenn Mitt Romney Präsident würde, hätten wir eine perfekte Mischung aus christlichem Fanatismus, obszönem Steuersparmodell und Hyperkapitalismus, also einen echten Repräsentanten der herrschenden Dekadenz. Sehr passend auch die Heuchelei der sogenannten “Tea Party“, deren Zulauf offenbar demographisch bedingt ist und, mit Verlaub, gewisse Thesen bezüglich des Anteils der Idioten im Volk zu bestätigen scheint. Übrigens ist der Titel sehr gut gewählt: Nach der “Boston Tea Party” haben uns die britischen Weicheier dieses Gesocks hinterlassen und sich feige aus der Verantwortung gestohlen. George III hat sich damit einen Platz in der Hall of Shame der historischen Versager redlich verdient.

FAZ Propagandaabteilung neutralisiert Schirrmacher

Lange nichts vom Neurenegaten Schirrmacher gelesen, dafür stopft die FAZ ihren Lesern jüngst im Staccato den Hals mit Jubelpropaganda und feiert täglich ein sogenanntes “Jobwunder” Man sollte diese Hofschreiberlinge mit solchen Jobs belohnen, die durch die Agenda entstanden sind, wie zu loben sie sich nicht entblöden können. Für den jetzt höheren Mindestlohn von 6,53 im “Sicherheitsgewerbe” zum Beispiel. Das sind fast 1100 Euro brutto bei 40 Std./Woche für die Leute, die auf das Geld der Reichen aufpassen. Okay, man fragt sich jetzt, wer die größere Macke hat: Die PR-Abteilung bei der FAZ oder die Dödel, die das Geld nicht einfach mit nach Hause nehmen.

p.s.: Klaus Baum hat auch etwas zum Jobwunder.

Keiner kauft die Linke

Wo er recht hat, er mal wieder recht: Oskar Lafontaine formuliert einen der besten Gründe, die Linke zu wählen: “Nur die Linke will wirklich regulieren, weil sie nicht durch Spenden von der Allianz oder der Deutschen Bank korrumpiert ist.” Bleibt allerdings die Frage, wie sie regierungstechnisch mit denen umgehen will, die eben siehe oben.

Wird Griechenland unabhängig?

Einen echten Schuldenschnitt gab es nach dem Zweiten Weltkrieg, in den Deutschland damals nicht ganz unverschuldet hineingeraten ist. Unter anderem Griechenland verzichtete auf Zinsen und Reparationen. Nun gut, das war etwas anderes, schließlich waren die Deutschen ja nicht faul gewesen. Heute liegt der Fall anders, darum erpresst Bankenbüttel Juncker noch ein bisschen nach. Wer nimmt denn Geld von so welchen? Denen schmeißt man eher ein Schwert vor die Füße oder gleich woanders hin.

Unsere sauberen Vorbilder

Deniz Yücel ist ein Dampfplauderer, und manchmal landet er einen Treffer. Seine Galerie der vorbildlichsten Vorbilder unserer Bundespräsidenten ist stilsicher und blutrünstig. Wir war’n im Widerstand!

 
tipoWeiterhin ganz weit vorn: Der hessische Tierschutz bei der Bekämpfung der moralischen Abgründe, die uns aus der Hölle und dem Internet beschert werden. Ein Renner meiner Google-Zuläufe war lange “Sex mit Tieren”, schon vor zwei Jahren wies ich auf das brennende Thema hin, und schon damals sollte der Sex mit Tieren verboten werden. Man fragt sich, warum die Koalition christlich-liberaler Nächstenliebe noch nicht tätig geworden ist. Im Internet lassen sich die Schänder anstacheln, bis sie dann durch die Straßen ziehen und über unsere Tierkinder herfallen. “Es gibt mittlerweile Tierbordelle in Deutschland“, sagt die Landestierschutzbeauftragte Madeleine Martin. Dies nämlich verbirgt sich hinter solch harmlosen Begriffen wie “Bauernhof” oder “Zucht”.

Das Internet bietet eine zusätzliche Verbreitungsplattform” solcher Bordelle, weiß die Expertin. Die Vergewaltiger schrecken nicht einmal vor der Schändung ungeborenen Lebens zurück. So wird in der Szene von “Vögeln” gesprochen, bei dem “Eierlecken” als akzeptierte Praxis gilt. Nur durch härtere Strafen und ein rigoroses Durchgreifen kann dem Einhalt geboten werden. Wer hier noch die Freiheit des Internets über den Schutz unschuldigen Lebens stellt, gehört nicht mehr zu einer zivilisierten Gesellschaft. Während wir täglich irrelevante Nachrichten hören über alternativlose Sparmaßen und uns das Gejammer angeblich von Armut bedrohter Sozialversager anhören müssen, werden unbemerkt die Säulen unserer Kultur eingerissen. Ein Dank an CDU, FR und Frau Martin für ihren tapferen Einsatz.

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Ein fulminanter Griff ins Klo gelingt der FAZ, deren Feuilleton zuletzt löblich in Erscheinung getreten war, das sich aber mit dem wirren Aufruf zu einer weichen Zensur um Kopf und Kragen deliriert. Was Evgeny Morozov, der mir bislang unbekannt war, da auftischt, ist die Art inquisitorischer Wissensverwaltung, die unter dem Deckmantel moderner Erkenntnisproduktion ausdrücklich zur Unterdrückung abweichender Weltbilder aufruft. Wäre diese Herrschaftspraxis nicht mit dem Ende des Mittelalters zurückgedrängt worden, hätte sich die Wissenschaft, auf die sich Monzorov beruft, nie entwickeln können.

Orthodoxie vs. Esoterik

Schon der Aufhänger, sogenannte Impfskepsis, enthüllt peinlichst die propagierte Orthodoxie. Die “Impfskeptiker” im Netz hätten wohl kaum derart populär werden können, hätte nicht die Industrie mit ihren dümmlichen Angstkampagnen so überaus lukrativ die öffentliche Meinung manipuliert. Der Schulterschluss käuflicher “Wissenschaftler” mit den milliardenschweren Profiteuren hat sinnvollen Impfkampagnen in einem Maß geschadet, die keine Pseudo- oder Alternativmedizin zustande gebracht hätte.

Das Beispiel “9/11″, ein zum dezentralen Weltkrieg missbrauchtes Ereignis, deren Hintergründe alles andere als geklärt sind, ist nicht glücklicher gewählt. Verschwörungstheorien gibt es viele. Erfolg haben aber nur die, denen gesicherte Erkenntnis nicht die Stirn bieten kann. Nur in einem Umfeld von Propaganda und Lüge können wirre Theoreme gedeihen. Kritik setzt bei der Produktion gültiger Erkenntnis an, nicht bei der vermeintlichen Konkurrenz durch das Böse und Falsche.

Als jemand, der schwer gegen den Mainstream gebürstete Diskussionen anstößt, sind mir die Spinner, Esoteriker und Halbhirne, die einen verdummenden Wissenschaftsbetrieb durch noch blödere Ideologien zu ersetzen versuchen, nicht sympathischer als den Vertretern der quasi offiziellen Meinung. Im Gegenteil. Da es aus einer weit verbreiteten Perspektive nahe zu liegen scheint, meine Arbeit mit den Ergüssen der umtriebigen Lallbacken in einen Topf zu werfen, die im Netz sehr aktiv sind, ärgert mich das regelmäßig und heftig.

Macht vs. Meinung

Dann gehe ich aber doch bitteschön nicht hin und fahre Kampagnen gegen die Zirkel der Alternativen unter den Schwachmaten. Ich fordere vielmehr dazu auf, dass sie ihren Stuss frei vertreten und verbreiten dürfen. Das genau bedeutet nämlich Meinungsfreiheit. Sie hört nicht dort auf, wo Menschen ihrem Irrglauben frönen, sondern sie hört dort auf, wo jeglicher Glaube mit den Mitteln unkontrollierter Macht die Diskurse infiltriert. Die Kraft des besseren Argumentes scheitert nämlich an der Macht, die hinter den schlechteren steht, nicht an deren Inhalten. Es sind mit Gewalt durchgesetzte Absichten, die der Aufklärung im Wege sind, nicht der Zauber diabolischer Abweichler.

Eine weitere Front, an der Zensur und Propaganda mit herrschaftlicher Kontrolle über deren technische Basis die Meinungsvielfalt zu planieren versucht, ist das Letzte, was die Welt braucht. Diesen Gewaltakt unter dem Banner der Aufklärung zu begehen, wirft ein grelles Licht auf das, was dem Begriff einmal mehr angetan wird. Es leuchtet umso kürzer, je erfolgreicher derlei Versuche sind, alles, was nicht in der Spur läuft, in Dunkelheit zu tauchen. Zensur bleibt Zensur, auch wenn es grober Unfug ist, dem man den Mund verbietet.

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