Es ist doch vieles besser und toleranter geworden in dieser Gesellschaft. Juden sind so gut wie sicher, und wenn sie angegriffen werden, verurteilt man nicht mehr sie, sondern die Täter. Die Grenzen zu Polen sind offen, und kaum jemand spricht öffentlich über ein Volk von Autodieben, dem man nun die sauer verdienten Volkswagen ausliefert. Selbst die Türken dürfen bleiben, soweit man sie nicht als Muslime betrachtet, sondern als Gastarbeiterfamilien und ihre Folgegenerationen.
Das führt freilich nicht dazu, daß das Auge der Rechten blind geworden sei oder sie ihre Zunge im Zaum halten könnten. Der Beckstein-Nachfolger im bayrischen Innenministerium, Joachim Herrmann, sorgt mit einigen Unions-Kollegen für den rechten Geist im Lande: Er fordert eine Erklärung zum Gewaltverzicht von Muslimen. Der Moslem als solcher ist nämlich ein Gewalttäter, das ist die Message. Wo nun der Sinn einer gegenteilig lautenden Erklärung liegt, erschließt sich meinem bescheidenen Verstand nicht. Viel näher liegt da der Verdacht, daß die Herren im Trüben Fischen.
So sieht es auch Heribert Prantl, der den naheligenden Zusammenhang mit dem Überfall auf einen Rentner herstellt, an dem auch ein junger Türke beteiligt war und stellt fest:
Man ist beinah versucht, von Ministern, die von redlichen Menschen eine solche Gewaltsverzichtserklärung fordern, eine Amtsverzichtserklärung zu verlangen.
Als Blogger darf man sich erlauben, das “beinahe” auszulassen und der Versuchung zu erliegen.