Ach, herrlich, es gibt noch verlässliche Instanzen in dieser schnellebigen Welt. Wie etwa Reinhard Müller in der FAZ fabuliert, die “Macht der RAF” sei “ungebrochen”, das ist ganz großes Kino der alten Schule. Der Mann meint das ernst. Er sieht in der aktuellen Debatte die “Republik erzittern” vor der “Mörderbande”. Schon in den Siebzigern wiesen sich die mit der rechten Gesinnung dadurch aus, daß sie nicht “RAF” oder “Baader-Meinhof-Gruppe” sagten, sondern “Baader-Meinhof-Bande“. Der kompetente Kriminologe weiß also: Es handelt sich hier um Bandenkriminalität. Alles Müller oder was?
Aber es geht ja nicht um Kriminologie, es geht um Gerechtigkeit. Daher palavert Müller auch herum, was wohl wäre, wenn Peymann einem Säuglingsmörder eine Stelle angeboten hätte, räsoniert über “Mengenrabatt” für “Massenmörder”, vergleicht die RAF-Täter mit NS-Verbrechern und läßt “sogenannte Intellektuelle” auflaufen, die für die “monströsen Taten” “Verständnis” haben . Die Schreibe ist einfach geil, und ich werde demnächst öfter bei der FAZ vorbeischauen, denn dort bekommt man Geschichte live geboten von Leuten, in deren Köpfen sich seit Jahrzehnten nichts mehr bewegt hat. Lesenswert!
Kultur
Während die Extremisten in den westlichen Regierungen Deutschland darauf vorbereiten, daß der Muslim das Tor zur Hölle aufstößt (oder zumindest das einer US-Botschaft), befassen sich die Hüter der Christenheit ganz akademisch mit dem Highway to Hell: Sie haben nunmehr beschlossen, selbst nicht mehr ans Fegefeuer zu glauben. Ungetaufte Kinder dürfen jetzt aufatmen, ehe sie sterben, und auch der Ablaßhandel hat sich damit wohl endgültig erledigt. Wo wären wir heute, hätte es diesen nicht gegeben? Gutenberg, Fugger, Medici, die Säulen der Wall Street quasi, sie wären ohne Fegefeuer nicht errichtet worden. Das alles wurde schmählich der Vergessenheit überantwortet. Sic transit gloria mundi!
Nachrufe werden geschrieben. Das ist nicht einfach, wenn über Tote nur Gutes zu sagen ist, wie Reinhard Mohr meint. Er geht trotzdem zu weit, denn ein toter Nazi bleibt ein Nazi. Der Nachrufer mag ja betonen, daß Filbinger noch etwas anderes war und sich nach dem Krieg diese und jene Meriten verdient hat. Aber jemanden, der 1933 schon Nazi war und wenige Tage vor Kriegsende noch an einem Todesurteil “mitgewirkt”, es unterschrieben hat, einen “Mitläufer” zu nennen, wirft ein Problem auf: Wer soll denn dann noch ein echter Nazi gewesen sein?
Und dann dieses windelweiche Blabla: “Er hat, wie hier und da bezeugt wird, sogar versucht zu helfen und zu mildern.” Hier und da wird bezeugt, und das nennt der “Spiegel” Journalismus. “Versucht zu helfen” – hat wohl nicht so geklappt, irgendwie mußte er dann doch junge Männer an den Galgen bringen. “Zu mildern” – Ja, unter Filbinger war der Tod sicher sanft und mild.
Schwamm drüber. Ich wollte schon abschließend fordern, sie sollten Mohr keine Nachrufe mehr schreiben lassen, weil er das auch nicht kann. Aber wenn man sich den Laden so anguckt: Wer kann da überhaupt noch etwas?
Seit die Demokraten den US-Kongreß (und den Senat) erobert haben, darf in den USA wieder gedacht, geforscht und auch das veröffentlicht werden, was der Bush-Administration nicht in den Kram paßt. Wie Wissenschaft zugunsten von Glaubensbekenntnissen zurückgedrängt wurde, wird derzeit öffentlich. Es findet sich kaum ein Gebiet, auf dem nicht gekaufter und zusammengepfuschter Blödsinn als neueste Erkenntnis verbrämt wurde. Noch einige Jahre weiter, und die Amerikaner wären belehrt worden, daß die Sonne sich um die Erde dreht.
Damit sank das Niveau der Forschung in den Staaten auf einen Stand, der hierzulande angestrengt von Beamten und Lobbyisten der Autoindustire verteidigt wird. Fragt sich nur, wann die endlich abgewählt werden.
Die Überlegenheit des Christentums
Posted by flatter under KulturKommentare deaktiviert
23. Feb 2007 12:54
Zeigt sich schon daurch, daß sogar katholische “Geistliche” Experten in puncto Kinder, Erziehung und Mutterschaft sind. So geistert derzeit ein Wort des Bischofs Mixa durch die Gazetten, das die Kompetenz der vorgeblich asexuellen kleidertragenden Männer einmal mehr unter Beweis stellt. Frauen, die die Gelegenheit haben, ihre Kinder schon vor dem dritten Lebensjahr stundenweise betreuen zu lassen, seien “Gebärmaschinen”. Daran muß die Kirche natürlich Anstoß nehmen, losstürmen und ein herrliches Eigentor schießen. Gebärmaschinen? So what, ist das nicht gottgefällig? Ist es nicht, meint der Mixa, reine Gebärmaschinen sind nämlich untauglich für Küche und Kirche. Das ist zwar ein wunderbarer Blödsinn, aber “Empörung”, von der allenthalben die Rede ist, sollte das doch wohl nicht auslösen. Im Gegenteil ist die Erwähnung der Meinungen jener Freaks, die nicht erst seit Nikolaus von Berufs wegen eine Schnur um den Sack tragen, schon zu viel Aufmerksamkeit. Ich frage ja auch nicht die Schwulenverbände oder den Tierschutzverein, wie viele Kinderkrippen sie für notwendig halten.
Warum der Muselman schon immer Terrorist war
Posted by flatter under KulturKommentare deaktiviert
23. Feb 2007 12:40
Und wie kulturell unterbelichtet, dafür gibt es ein schönes Beispiel in der ZEIT.
Der Sex Appeal der Auschwitzlüge
Posted by flatter under KulturKommentare deaktiviert
17. Feb 2007 0:29
Christoph Seils wirft in der ZEIT die mutige Frage auf, ob es richtig sei, Das Leugnen des Holocaust unter Strafe zu stellen. Er bewertet die Meinungsfreiheit höher als die Gefahr, die von ein paar “irren” Neonazis ausgeht und meint, daß auch das unerträgliche Geschwafel der Braunen straffrei bleiben solle. Auf der ethischen Ebene stellt sich hier die Frage, ob es richtig ist, wenn der deutsche (!) Rechtsstaat darauf verzichten soll, ein Tabu zu bewahren, gegen das zu verstoßen nur Menschen einfällt, die fest entschlossen sind, den Boden der Zivilisation zu verlassen. Vor allem stellt sich die Frage, ob das Strafrecht die richtige Weise des Umgangs damit ist. Bis hierhin würde ich Chrsitoph Seils zustimmen, mehr noch: Ausgerechnet § 130 StGB, der vormals als “Anreizung zum Klassenkampf” und im Appendix, dem 130 a, als Keule gegen jede oppositionelle politische Äußerung und Bewegung dienen kann, ist ein denkbar ungeeignetes Mittel, auf überzeugende Weise den Rechtsstaat zu schützen. Dem Gedenken der Opfer nützt das sicher nicht.
Eine Einschränkung stellt allerdings der genaue Wortlaut des Volksverhetzungsparagraphen dar, der nicht das reine Leugnen unter Strafe stellt, sondern das Leugnen in in einer Weise, “die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, öffentlich oder in einer Versammlung“. Sensibel angewandt, könnte diese Rechtsvorschrift also dafür sorgen, daß jemand, der erfolgreich braunen Mob rekrutiert und aufhetzt, dafür bestraft wird, und daß ein Indikator für solche Hetze das Leugnen der NS-Verbrechen ist. Es entspricht nicht der Wirklichkeit, darüber zu diskutieren, ob das Leugnen des Holocaust durch die Meinungsfreiheit gedeckt ist bzw. ob letztere ein zu hohes Gut ist, um derart eingeschränkt werden zu dürfen. Diese Diskussion könnte man um den § 130, insbesondere um den 130 a, durchaus führen. Aber es wird nach dem Wort des Gesetzes niemand dafür bestraft, daß er wirres Zeug redet. Nicht einmal, wenn er braunes Zeug redet.
Daß ein Nazi wie Zündel, der die Hetze zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat, durch eine Verurteilung nach § 130 StGB zum “Märtyrer” wird, halte ich ebenfalls für eine unzutreffende Behauptung. Solche tumben Schreihälse sind immer die Helden der Bewegung, egal, ob sie ihren Mist vor einem Gericht oder sonstwo auskippen. Daß ein Rechtsstaat schließlich eine Grenze zieht, deren Überschreitung er sich nicht bieten läßt, weil sie eben nicht nur gegen jeden Rest von Anstand verstößt, sondern auch genau in der Weise den Pöbel aufhetzt wie es dereinst die echten Braunen taten, ist keine Einschränkung der Meinungsfreiheit.
Nachtrag: Daß das Urteil gegen Zündel auch ohne den Passus betreffs “Leugnen” auskäme, sieht die Sueddeutsche(Heribert Prantl) ebenso.
Steinhöfel ist kein Arschloch
Posted by flatter under KulturKommentare deaktiviert
01. Feb 2007 12:43
Einmal muß ich seinen Namen nennen, und zwar um ein großes Mißverständnis auszuräumen, das viele Blogger nach wie vor multiplizieren: Die Mär vom “Arschloch”. Es ist ja nicht völlig unrichtig zu behaupten, er habe sich selbst als ein solches bezeichnet. Und auch auch ich wäre dem beinahe auf den Leim gegangen, hätte ich nicht neulich erstmalig über diesen Vorwurf nachgedacht. Was steckt dahinter? in einem Artikel des STERN 3/2000 läßt sich der Besagte in einer als Interview verkauften Beweihräucherung sagen: “Natürlich bin ich ein Arschloch. Und zwar für rechtskräftig verurteilte Markenpiraten, unlautere Wettbewerber und Ruf-Schmarotzer. Die kriegen von mir eins auf die Mütze.”
Das bezieht sich ergo nicht auf seine Person, sondern auf seine Funtkion als Bluthund des Saublöden Marktes, für den er ganz legal die anwaltliche Lynchjustiz, vulgo “Abmahnungen” organisiert. Nun ist es auch nicht ganz falsch zu behaupten, viel mehr sei der Mann nicht, schon gar nicht als Gegenstand öffentlicher Wahrnehmung.
Da der Begriff “Arschloch” in seiner sozialen Dimension nicht wirklich definierbar ist, schlage ich vor, nach einer besseren, treffenderen Bezeichnung für das zu suchen, was die Koketterie zu der Selbstbezeichnung “Arschloch” veranlaßt hat. Im Artikel des Stern wird das Bild des erfolgreichen (Ex-)Junganwalts (mit 23 fährt er einen Porsche), der nebenbei auch erfolgreich schauspielert und eben ein harter Kerl sei, gezeichnet. Er sei ja so ganz anders als die Kollegen in den Lodenmänteln, die “schon auf der Uni aussehen wie ihre eigenen Väter“. Da muß einiges aufgeklärt werden:
“Mit 23 einen Porsche” bedeutet nicht in erster Linie “erfolgreich”, sondern “phantasielos, materiell orientiert – ein Angeber”. Wem schon mit Anfang 20 zur Identitätsfindung nichts besseres als ein Schwanzersatz einfällt, den muß man nicht wirklich beneiden.
Lodenmänntel – ein Hinweis auf den Kern der Sache. Die Jungs mit den Lodenmänteln, das sind nämlich nicht die Anwälte, das sind Jäger! Jene Helden also, die aus dem sicheren Dickicht auf chancenloses Wild ballern und sich nachher als Sieger im Kampf ums Dasein feiern lassen. Da ist er cooler – er gibt seine Tarnung auf und schießt mit Waffen am Rande der Legalität. Er beharrt auf die Regeln, die er durch sein Tun selbst aushöhlt und lebt davon, Schwächere niederzubügeln – ganz öffentlich.
Der harte Mann, der gnadenlose, ist schließlich hart vor allem gegen andere. Streitet er sich mit Größeren, sind die natürlich sofort die ungerechten Bösen, die ihn “vernichten” wollen, wie dereinst die Telekom (siehe Stern-Artikel).
Sieht so ein “Arschloch” aus? Was haben wir da? Einen Angeber, der die Regeln, als deren Hüter er sich ausgibt, verbiegt, wenn es ihm paßt, der nach unten tritt und nach oben buckelt, der paranoid reagiert, wenn er an einen starken Gegner gerät und sich dabei noch als harten Hund verkauft?
Das ist doch eher die Wikipedia-würdige Umschreibung des Begriffs “Spießer”.
Irakkrieg kurz vor dem Erfolg
Posted by flatter under KulturKommentare deaktiviert
29. Jan 2007 0:54
Was mag “Journalisten” dazu bewegen, Artikel über den Krieg im Irak zu schreiben? Die meisten werden wohl den Befehl ausführen, Agenturmeldungen aufzubrühen und so zu tun, als hätte das etwas zu sagen. Sie bekommen Geld dafür, warum sollten sie es also nicht tun? Ein verantwortlicher Redakteur hingegen heißt so, weil er das, was rausgeht, zumindest akzeptiert.
Wie kommt es dann also zu Überschriften wie “Mehr als 100 mutmaßliche Extremisten im Irak getötet” ? Im Rahmen des sinnlosen Gemetzels, bei dem niemand mehr durchblickt, wer von wem warum getötet wird, bei dem ganz sicher ein kleiner Schreiber an seinem Schreibtisch in Deutschland nicht weiß, was da abgelaufen ist, hat es, wenn es denn stimmt, über einhundert Tote gegeben. Die Opfer dieses Massakers werden posthum als “mutmaßliche Extremisten” diskreditiert. Welchen Sinn macht das? Liegt in diesem Status, gegen den sie sich nicht mehr wehren können, der gute Grund für ihre Tötung? Sind die Toten alle gleichermaßen selbst Mörder, zumindest potentielle? Sind sie nicht vor allem weitere Opfer, tote Menschen? Nein, sie sind “mußtmaßliche Extremisten”. So klingt pure Kriegspropaganda, und es sollte niemandem, der solch extremen Mist publiziert, gestattet werden, sich Journalist zu nennen.

