Steinhöfel ist kein Arschloch
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01. Feb 2007 12:43
Einmal muß ich seinen Namen nennen, und zwar um ein großes Mißverständnis auszuräumen, das viele Blogger nach wie vor multiplizieren: Die Mär vom “Arschloch”. Es ist ja nicht völlig unrichtig zu behaupten, er habe sich selbst als ein solches bezeichnet. Und auch auch ich wäre dem beinahe auf den Leim gegangen, hätte ich nicht neulich erstmalig über diesen Vorwurf nachgedacht. Was steckt dahinter? in einem Artikel des STERN 3/2000 läßt sich der Besagte in einer als Interview verkauften Beweihräucherung sagen: “Natürlich bin ich ein Arschloch. Und zwar für rechtskräftig verurteilte Markenpiraten, unlautere Wettbewerber und Ruf-Schmarotzer. Die kriegen von mir eins auf die Mütze.”
Das bezieht sich ergo nicht auf seine Person, sondern auf seine Funtkion als Bluthund des Saublöden Marktes, für den er ganz legal die anwaltliche Lynchjustiz, vulgo “Abmahnungen” organisiert. Nun ist es auch nicht ganz falsch zu behaupten, viel mehr sei der Mann nicht, schon gar nicht als Gegenstand öffentlicher Wahrnehmung.
Da der Begriff “Arschloch” in seiner sozialen Dimension nicht wirklich definierbar ist, schlage ich vor, nach einer besseren, treffenderen Bezeichnung für das zu suchen, was die Koketterie zu der Selbstbezeichnung “Arschloch” veranlaßt hat. Im Artikel des Stern wird das Bild des erfolgreichen (Ex-)Junganwalts (mit 23 fährt er einen Porsche), der nebenbei auch erfolgreich schauspielert und eben ein harter Kerl sei, gezeichnet. Er sei ja so ganz anders als die Kollegen in den Lodenmänteln, die “schon auf der Uni aussehen wie ihre eigenen Väter“. Da muß einiges aufgeklärt werden:
“Mit 23 einen Porsche” bedeutet nicht in erster Linie “erfolgreich”, sondern “phantasielos, materiell orientiert – ein Angeber”. Wem schon mit Anfang 20 zur Identitätsfindung nichts besseres als ein Schwanzersatz einfällt, den muß man nicht wirklich beneiden.
Lodenmänntel – ein Hinweis auf den Kern der Sache. Die Jungs mit den Lodenmänteln, das sind nämlich nicht die Anwälte, das sind Jäger! Jene Helden also, die aus dem sicheren Dickicht auf chancenloses Wild ballern und sich nachher als Sieger im Kampf ums Dasein feiern lassen. Da ist er cooler – er gibt seine Tarnung auf und schießt mit Waffen am Rande der Legalität. Er beharrt auf die Regeln, die er durch sein Tun selbst aushöhlt und lebt davon, Schwächere niederzubügeln – ganz öffentlich.
Der harte Mann, der gnadenlose, ist schließlich hart vor allem gegen andere. Streitet er sich mit Größeren, sind die natürlich sofort die ungerechten Bösen, die ihn “vernichten” wollen, wie dereinst die Telekom (siehe Stern-Artikel).
Sieht so ein “Arschloch” aus? Was haben wir da? Einen Angeber, der die Regeln, als deren Hüter er sich ausgibt, verbiegt, wenn es ihm paßt, der nach unten tritt und nach oben buckelt, der paranoid reagiert, wenn er an einen starken Gegner gerät und sich dabei noch als harten Hund verkauft?
Das ist doch eher die Wikipedia-würdige Umschreibung des Begriffs “Spießer”.