Ach, herrlich, es gibt noch verlässliche Instanzen in dieser schnellebigen Welt. Wie etwa Reinhard Müller in der FAZ fabuliert, die “Macht der RAF” sei “ungebrochen”, das ist ganz großes Kino der alten Schule. Der Mann meint das ernst. Er sieht in der aktuellen Debatte die “Republik erzittern” vor der “Mörderbande”. Schon in den Siebzigern wiesen sich die mit der rechten Gesinnung dadurch aus, daß sie nicht “RAF” oder “Baader-Meinhof-Gruppe” sagten, sondern “Baader-Meinhof-Bande“. Der kompetente Kriminologe weiß also: Es handelt sich hier um Bandenkriminalität. Alles Müller oder was?
Aber es geht ja nicht um Kriminologie, es geht um Gerechtigkeit. Daher palavert Müller auch herum, was wohl wäre, wenn Peymann einem Säuglingsmörder eine Stelle angeboten hätte, räsoniert über “Mengenrabatt” für “Massenmörder”, vergleicht die RAF-Täter mit NS-Verbrechern und läßt “sogenannte Intellektuelle” auflaufen, die für die “monströsen Taten” “Verständnis” haben . Die Schreibe ist einfach geil, und ich werde demnächst öfter bei der FAZ vorbeischauen, denn dort bekommt man Geschichte live geboten von Leuten, in deren Köpfen sich seit Jahrzehnten nichts mehr bewegt hat. Lesenswert!