Kultur


Im Interview mit der TAZ spricht Sebastian Dullien von quasi staatssozialistischen Maßnahmen in den USA.

Die FTD berichtet vom Kauf einer Gewerkschaft durch Springers PIN.

Die Sueddeutsche erkennt (exemplarisch für andere Medien auch) Ansätze von systematischem Doping im Radsport. Einzelfälle in der medizinischen Betreuung des T-Mobile-/Telekom-Teams häufen sich. Und Ulle hat noch immer das Verfahren wegen Betrugs an den Hacken.

Toni Garrn, die Schöne vom Jungfernstieg, ist das neue “Topmodel” aus Deutschland. Das Kind ist 16 Jahre alt und folgt dem Trend der Fickmichparfumwelt kleinscher Ästhetik. Daß “Frauen” jung und dünn sein müssen, hat ja schon immer den Verdacht genährt, daß die Herren, die so etwas ins Extrem treiben, eigentlich “Mädchen” meinen, nämlich Kinder. Inzwischen verkaufen sie uns echte Kinder als Frauen, und die Frage ist nur, wo das aufhören soll. Die Sueddeutsche findet nichts daran und bejubelt brav das perverse Spiel, denn es ist ja “unser” neues Topmodel. Wenn man Frau Garrn dann mit 20 in einer Düne von Koks ein letztes Mal ablichten wird, kann man sich wie immer schockiert geben. That’s Business.
Merke: Kinderpornographie ist in Ordnung, wenn das Kind anständig bezahlt wird.

spontit
Nach der Enttäuschung neulich ist heute alles dabei, was investigativen Journalismus ausmacht:
Titten, Porsche, ein süßes Knuddeltier und endlich auch wieder die Hitlers. Anbetungswürdig.

spiegeltit
 
Enttäuschung pur gestern beim Hamburger Boulevardblatt:
Fußball, Titten und ein gefährlicher Kommunist, aber nicht die Spur von Hitler. Öde!

Die geschätzten Kollegen Chat Atkins und Jochen Hoff werfen die Frage auf (Diskussion dazu bei letzterem), wie es um die Verantwortlichkeit von Managern steht. Nicht zuletzt kommt der Zweifel auf, ob und inwieweit die Herren sich im Klaren sind über die Folgen ihres Tuns. Die aktuelle Ideologie des Kapitalismus zeichnet sich in bemerkenswerter Weise dadurch aus, daß die “Argumente” einer Logik, zumindest einer Linie folgen, ohne daß ersichtlich wäre, wer da in wessen Interesse und auf welcher Basis diskutiert und entschiedet. Daß man “Marktgesetze” postulieren und interpretieren kann, ist unbestritten. Aber wer stellt die Fragen nach der Wahrheit, der Relevanz, den Prioritäten und den Folgen? Wo wäre etwa eine Grenze, an der Ökonomie sich vor etwas ihr Äußerem rechtfertigen muß? Und kann sie das überhaupt? Ist es die Aufgabe eines Managers, sich Gedanken über die sozialen Folgen seines Handelns zu machen? Ist es die seines Auftraggebers? Ist es Aufgabe “der Politik”, solche Fragen zu stellen, Antworten zu finden und Entscheidungen daraus abzuleiten? Sind die Vetreter von Eigentümern und Unternehmen darauf zu verpflichten, sich aus der politischen Debatte herauszuhalten? Oder sind sie darauf zu verpflichten, in der Debatte auch solche Aspekte zu berücksichtigen, die nicht mit ihren Interessen und Arbeitsweisen zu vereinbaren sind? Hieße das wiederum, daß unternehmerische Entscheidungen nur mit Rücksicht auf soziale Folgen zu treffen wären?
Ist es darüber hinaus so, daß eine “Globalisierung” wirtschaftlicher Strukturen und Sachzwänge einer sozialen Verantwortung der Unternehmer und Eigentümer entgegenstehen?
Die Sache ist nicht so einfach. Vor allem ist sie nicht so einfach, wie sie von neoliberalen Lautsprechern stets gemacht wird. Schon gar nicht sind solche Vereinfachungen ungefiltert von Parteien und Medien zu übernehmen. Was mir auffällt ist, daß es in der Geschichte der Kulturen immer Philosophien gegeben hat, in deren Mittelpunkt die je aktuellen Fragen der gesellschaftlichen Wirklichkeit standen. Es war jeder Oberschicht ein “Muß”, in solcher Philosophie gebildet zu sein. Daraus resultierte immer zweierlei: Ein (gebremster) Fortschritt des Wissens über das Hier und Jetzt sowie die Ausbildung einer herrschenden Ideologie.
Zu keiner Zeit aber war die herrschende Klasse so ungebildet und tumb gegen ihre eigene Zeit wie heute. Selbst Machiavelli, die geheime Inquisition oder staatstragende preußische “Aufklärer” waren so weit auf der Höhe ihrer Zeit, daß sie ihre ideologischen Pamphlete nah an den Zweifel über ihr Tun heran brachten. Selbst das finstere Mittelalter produzierte en masse Dissidenten in den Reihen derer, die für den Erhalt der Herrschaft zuständig waren. Es gibt philosophische Disziplinen, Schulen und Kategorien für alles, das soziale und politische Relevanz hat: Ethik, Moraltheologie, Rechtsphilosophie, Utilitarismus, Ästhetik, Dialektik, Idealismus… Philosophie eben. Selbst die autoritärsten Herrscher scharten Gelehrte um sich, die noch selbst denken durften. Es hat sie diese wohl beizeiten den Kopf gekostet, aber ihre Wahrheit war dann immerhin ausgesprochen und wirksam.
Und heute? Welche Rolle spielt das Glück des Einzelnen, der Glanz des Monarchen, das Schicksal des Ganzen, das Gute, Wahre und Schöne? Welche Relevanz haben die Menschenrechte, wenn eine unternehmerische Entscheidung getroffen wird? Wer interessiert sich für solche Fragen in Politik und Medien?
Nein, sie wissen nicht, was sie tun. Sie wissen nicht einmal mehr, daß sie es nicht wissen. Die Leistungsträger und ihre Zuträger sind völlig unbeleckt von philosophischer Bildung, und zumindest für dieses Land gilt, daß diese Dummheit längst auch an den “Universitäten” Einzug gehalten hat. “Cogito ergo sum”? Descartes wäre heute ein linksradikaler Kulturpessimist. Man würde ihm ankreiden müssen, er behaupte die Nichtexistenz der Menschheit.
Dabei müßte es nicht einmal “Philosophie” sein, schon gar nicht die große. Ein kleiner Zweifel hier und da wäre völlig ausreichend. Aber den können wir uns wegen der harten Konkurrenz im globalen Wettbewerb nun einmal nicht leisten.

Wenn man wissen will, warum Eon die Kanzlerin verärgert hat, kann man das überall erfahren, nur nicht beim SpOn. Die machen daraus eine Klickstrecke mit 11 “Fragen”, die keiner gestellt hat und Antworten, die niemand liest. Das Ganze unter der Headline:”Verrat im eigenen Lager – wie E.on der Kanzlerin in den Rücken fiel”. Boulevard vom Dümmsten.
In einem anderen “Artikel” ein Schwadronieren darüber, daß die armen Manager gar nichts dafür können, wenn sie Leute entlassen. Das ist halt der Kapitalismus, da gibt es keine Verantwortlichen.
Schließlich das Übliche im Kampf gegen die rote Front, heute Beck-Bashing mit wirklich interessanten Argumenten. Da wird Beck vorgeworfen, er habe “seine Kritiker hinter sich gezwungen“, und als “Kritiker”, der nicht genügend Beachtung finde, wird ausgerechnet Wolfgang Clement ausgegraben. Nee, ist klar, Beck zerreißt die Partei mit seiner autoritären Art. Die Partei, die Schröder in seiner moderaten Art nur im Sinne des Mitgliederwillens geführt hat. Und Wolfgang Clement spricht dieser Partei aus der Seele, sicher. Alles Müller(-Blumencron) oder was?!
Spiegel Online, das geht bald gar nicht mehr. Wer glaubt, diese Leute seien gekauft, muß sich irren. Selbst für wenig Geld kriegt man Besseres an jeder Straßenecke.

Mir ist in den vergangenen Tagen aufgefallen, daß es nicht immer hilfreich ist, über ein Thema so viel wie möglich zu wissen oder gar eine Ausbildung vorweisen zu können, die jemanden als “Experten” ausweisen. Selbstverständlich ist ein gewisses Grundwissen Voraussetzung zur sinnvollen Teilnahme an einer Diskussion. Mindestens so nützlich ist meist eine solide Allgemeinbildung, wenigstens aber die Fähigkeit und der Wille sich “schlau zu machen”, wenn es in die Tiefe geht.
Etwas ganz anderes als die Kenntnis von Hintergründen sind die Fähigkeit und der Wille, zu überzeugen. Hier stehen gerade die (gern selbsternannten) Experten oft in einem fahlen Licht. Wenn jemand etwa anbringt, er sei seit zweiundneunzehn Jahren in der IT-Branche tätig, womöglich gar selbständig, dann ist das schlicht kein Argument dafür, einen relevanten Wissensvorsprung zum Thema “Internet” zu haben. Nicht nur ein studierter Wirtschaftswissenschaftler kann fundiert zum Thema “Marktwirtschaft” argumentieren. Im Zweifelsfall wird aber das angebliche Expertentum selbst häufig zum (Totschlag-)Argument. Um es auf den Punkt zu bringen: Ein Experte, der nicht überzeugend argumentieren kann, ist keiner. Jedenfalls nicht im Rahmen einer Diskussion. Er mag sich selbst ein äußerst fundiertes Bild der Lage machen, aber wenn er es nicht vermitteln kann, ist er fehl am Platze.
Im bezug auf Nachrichten und ihre Auswertung sind Blogger ein zurecht selbstbewußtes Völkchen, das sich von Journalisten die Welt nicht vorkauen läßt. Für viele ist die Unzufriedenheit mit der Qualität journalistischer Erzeugnisse ja gerade der Grund, selbst zu publizieren. Inwieweit dieses Selbstbewußtsein im Einzelfall simple Selbstüberschätzung ist, will ich nicht diskutieren. Es ist mir allerdings daran gelegen, daß die Öffentlichkeit der Laien, die Blogs darstellen, das Gegenteil von Expertentum und Stellvertreterpublizistik ist. Wir sind keine ausgebildeten Informationsarbeiter, sondern äußerungsfreudige Menschen, die ihre Gedanken kundtun und austauschen. Das hat vor allem den Vorteil, daß wir uns auf einem großen Forum der Konkurrenz um Überzeugungen stellen müssen. Es macht da keinen Sinn, möglichst vielen Leuten irgend einen Blödsinn unterzujubeln. Das haben verdammt viele Blogger nicht kapiert, vor allem diejenigen, die glauben, es hätte eine Bedeutung, soundsoviele Links vorweisen zu können oder mehr Leser zu haben als andere. Letzteres ist auf lange Sicht natürlich ein Kriterium, aber nur dann, wenn die Besucher wirklich lesen wollen, was man schreibt. Sie mit ganzjährigem Karneval anzulocken oder immer dieselben Claqeure zu versammeln, sticht nicht. Das kann das lokale Anzeigenblättchen besser.
Was mich erfreut, sind gute Argumente, wohlgesetzte Spitzen und vor allem die richtigen Fragen. Wenn ich sehe, daß jemand eine Meinung hat und sich kultiviert zu streiten weiß, bin ich da, wo ich hin will. Leute, die immer schon die Weisheit mit Löffeln gefressen haben oder ihr häßliches Ego mit dem öligen Lappen polieren, öden mich an.
Also: Immer her mit den Neugierigen, die trotzig den kleinen Sinn im großen Ganzen suchen!

Thema der Woche in der hehren Blogosphäre könnte “Marions Kochbuch” und der Abmahnwahn sein. Stattdessen kotzen sich aber Blogger unterschiedlicher Selbstwahrnehmung vor die Füße, was sie so voneinander halten. Hintergrund ist eine originelle Abmahnung, nachdem ein Blogger einen Screenshot won einer Fernsehsendung gepostet hat, in der der Abmahnwahn gewisser Lebensmittelfotografen thematisiert wurde.
Ein anderer Blogger versucht seitdem, Lebensmittelbilder im Netz so anzubieten, daß sein Angebot bei Google den Bildern der Abmahner den Rang ablaufen. Ob das eine gute Idee ist, kann man diskutieren. Ob es schlau ist, Bilder über die Google-Bildersuche zu suchen und sie zu posten, kann man auch diskutieren. Ob es nicht grundsätzlich zu gefährlich ist, Bilder aus dem Netz zu laden und sie zu posten, ebenfalls. Meinungen dazu gibt es reichlich, und die werden kundgetan. Vieles, was da in Kommentaren abgelassen wird, ist naiv. Die meisten Kommentatoren haben offensichtliche Schwierigkeiten, alle Aspekte zu berücksichtigen, die da eine Rolle spielen: Urheberrecht, Persönlichkeitsrechte, Gerechtigkeit, Abmahnwahn, Solidarität und so weiter. Verständlich, daß da häufig nicht ausreichend differenziert wird. Die Leuz geben halt ihren Senf dazu ab. Verkürzt dargestellt, gibt es zwei äußere Standpunkte und entsprechende Fraktionen: Die einen betonen, daß es unerträglich ist, wie jemand mit einem Bild von einem Brötchen tausende Euros per Abmahnungen verdienen will, weil das tolle Brötchen illegal woanders gepostet wird. Sie wollen etwas tun gegen diesen Nepp und fordern Solidarität für die Opfer dieser legalen Abzocke.
Die anderen betonen, daß jemand, der nicht kapiert, daß Bilder im Netz grundsätzlich nicht frei zur Verfügung stehen, ziemlich dämlich ist. Ihr Mitgefühl hält sich in Genzen, und sie halten Solidarität mit diesen Deppen für fehl am Platze. Obendrein sei eine Aktion, die Google manipulieren soll, völlig daneben.
Beide Positionen haben einiges für sich, so weit der Diskussionsansatz.
Was aber tatsächlich in den Kommentaren abgeht, ist genau die Form von Bloggermobbing, die am Ende Blogger als solche diskreditiert, weil ihnen scheinbar an der Sache weniger gelegen ist, als an pfauenhafter Rechthaberei und primitivster Restkommunikation. Bedauerlicherweise zeigt sich m.E. dabei, daß selbst Blogger, denen es um die Kultur der Blogs zu tun ist, ihrer arroganten Ader Vorrang einräumen vor der Rolle, die sie eigentlich hätten: Nämlich zu moderieren, wenn ein Riß durch die Bloggerszene geht.
Geradezu schockiert bin ich allerdings über einen Umstand, der mir neu ist: Da bloggen gewisse Leute mit großem Erfolg, die bei jeder Gelegenheit den Hammer rausholen, um andere mundtot zu machen. Ihre Methode ist erschreckend simpel: Sich an Top-Blogger ranzecken, immer fein die Großen verlinken, ihnen nach dem Mund reden, ihre Themen aufnehmen, bis sie endlich lobend erwähnt werden. Derart kommen sie zu einem gewissen “Rang” in der Szene. Schaut man genauer hin, haben sie nicht viel zu sagen, aber sie schwimmen auf den großen Wellen mit. Zum Teil haben sich diese Menschen in der Vergangenheit schon unfaßbare Blößen gegeben. Und genau diese Charaktergrößen sind die ersten, die nicht genehme Kommentare löschen oder Links von ihnen unangenehmen Blogs blockieren. Letzteres ist eine Unsitte, die derzeit um sich greift, leider auch bei Leuten, die das gar nicht nötig haben.
Ich finde diese Kinderkacke äußerst ärgerlich. Daß eine halbwegs sachliche Auseinandersetzung gerade dann auf breiter Front verweigert wird, wenn es nicht gegen irgend einen äußeren Gegner geht, sondern gegen Bloggerkollegen, geht mir schwer auf den Sack. Andererseits fühle ich mich bestätigt auf meinem Weg, hier mein Ding zu machen, niemandem in den Arsch zu kriechen und mich im Zweifelsfall auch von Leuten abzugrenzen, die vielleicht einmal meine Freunde werden können. Aber erst, wenn es wirklich so weit ist.

p.s.: Ich verlinke ganz bewußt nicht auf die Pöbeleien, von denen ich hier rede. Die findet man auch so.

Der “Spiegel” verkaufte sich zuletzt so schlecht wie seit fünf Jahren nicht mehr. Der Einbruch im letzten Quartal 2007 ist erschreckend, sollte er sich als Trend fortsetzen. Was genau zum Absatzrückgang von 20% bei den Einzelverkäufen geführt hat, ist noch Gegenstand von Spekulationen. Allerdings darf man wohl davon ausgehen, daß dem Spiegel die Leser davonlaufen, weil er schlicht nicht gut genug ist.
Angesichts fehlender Alternativen in der deutschen Medienlandschaft bedeutet diese Abstimmung an der Kioskkasse, daß “Spiegel-Leser” die Nase voll haben von einem Blatt, in dem immer derselbe gefärbte Mumpitz steht. Wo der Möchtegern-Aristokrat und seine Kreaturen von Broder über Malzahn bis Steingart Artikel verbraten haben, über denen man spontan eingeschlafen wäre, hätte man sich nicht so ärgern müssen über die Lesermißachtung, die sich in ihren Verblödungsattacken Ausdruck verlieh. Zuletzt wollte man nur noch wissen, wie sie ausgeht, die Seifenoper um Aust, Kleber oder sonstwen. Und wenn man darüber etwas erfahren wollte, mußte man eh woanders lesen. Selbst die dümmste deutsche “Zeitung” wußte mehr darüber, als der Spiegel seinen Lesern zumuten wollte.
Die letzte Schlacht wird jetzt vor den Gerichten geschlagen. Aust will eine höhere Abfindung, als ihm bislang angeboten wurde. Ich werde mir daran ein Beispiel nehmen. Erst wirtschafte meinen Laden so richtig runter, verzocke die Reputation, von der wir jahrelang gezehrt haben, und wenn ich dann vor die Tür gesetzt werde, fordere ich ein paar Millionen mehr für mein zukünftiges Nichtstun. Das ist dann ja immer noch billiger, als mich weiter zu beschäftigen.
Was Aust da macht, ist sein gutes Recht. Das Peinliche ist allerdings, daß er damit am Ende zur Karikatur der Ideologie wird, die er beim Spiegel zuletzt aggressiv gepflegt hat. Ein Gutes könnte das sogar haben: Vielleicht gelingt es ihm so, auf seine noch angestellten Getreuen aufmerksam zu machen, von denen auch nichts Besseres zu erwarten ist. Die könnte man dann in einem Aufwasch gleich mit vor die Tür setzen.

Der SPIEGEL bekommt zwei Chefredakteure. Ob das schlingernde Schiff damit einen Kurs findet und auch hält, der den Seelenverkäufer wieder nach vorn bringt, ist eine spannende Frage. Daß Müller von Blumencron dabei ist, war nach dem Desaster bei der Suche nach einer externen Besetzung schon zu erwarten. Die Besetzung mit Georg Mascolo als Proconsul ist eine originelle Lösung.
Georg wer? Daß der “Spiegel” einen starken Hang zu US-Themen hat (und auch zu äußerst amerikafreundlicher Berichterstattung), erklärt zum Teil diese Entscheidung. Daß Mascolo gerade nicht zu den Hurra-Amerikanern gehört, sondern sich in der Vergangenheit sehr kritisch gegenüber der Bush-Administration geäußert hat, gibt Anlaß zur Hoffnung. Ich habe keine Ahnung, ob dieses Team fähig ist, dem Blatt wieder Qualität und Charakter zu verleihen. Immerhin: Es hätte definitiv schlimmer kommen können.

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