Thema der Woche in der hehren Blogosphäre könnte “Marions Kochbuch” und der Abmahnwahn sein. Stattdessen kotzen sich aber Blogger unterschiedlicher Selbstwahrnehmung vor die Füße, was sie so voneinander halten. Hintergrund ist eine originelle Abmahnung, nachdem ein Blogger einen Screenshot won einer Fernsehsendung gepostet hat, in der der Abmahnwahn gewisser Lebensmittelfotografen thematisiert wurde.
Ein anderer Blogger versucht seitdem, Lebensmittelbilder im Netz so anzubieten, daß sein Angebot bei Google den Bildern der Abmahner den Rang ablaufen. Ob das eine gute Idee ist, kann man diskutieren. Ob es schlau ist, Bilder über die Google-Bildersuche zu suchen und sie zu posten, kann man auch diskutieren. Ob es nicht grundsätzlich zu gefährlich ist, Bilder aus dem Netz zu laden und sie zu posten, ebenfalls. Meinungen dazu gibt es reichlich, und die werden kundgetan. Vieles, was da in Kommentaren abgelassen wird, ist naiv. Die meisten Kommentatoren haben offensichtliche Schwierigkeiten, alle Aspekte zu berücksichtigen, die da eine Rolle spielen: Urheberrecht, Persönlichkeitsrechte, Gerechtigkeit, Abmahnwahn, Solidarität und so weiter. Verständlich, daß da häufig nicht ausreichend differenziert wird. Die Leuz geben halt ihren Senf dazu ab. Verkürzt dargestellt, gibt es zwei äußere Standpunkte und entsprechende Fraktionen: Die einen betonen, daß es unerträglich ist, wie jemand mit einem Bild von einem Brötchen tausende Euros per Abmahnungen verdienen will, weil das tolle Brötchen illegal woanders gepostet wird. Sie wollen etwas tun gegen diesen Nepp und fordern Solidarität für die Opfer dieser legalen Abzocke.
Die anderen betonen, daß jemand, der nicht kapiert, daß Bilder im Netz grundsätzlich nicht frei zur Verfügung stehen, ziemlich dämlich ist. Ihr Mitgefühl hält sich in Genzen, und sie halten Solidarität mit diesen Deppen für fehl am Platze. Obendrein sei eine Aktion, die Google manipulieren soll, völlig daneben.
Beide Positionen haben einiges für sich, so weit der Diskussionsansatz.
Was aber tatsächlich in den Kommentaren abgeht, ist genau die Form von Bloggermobbing, die am Ende Blogger als solche diskreditiert, weil ihnen scheinbar an der Sache weniger gelegen ist, als an pfauenhafter Rechthaberei und primitivster Restkommunikation. Bedauerlicherweise zeigt sich m.E. dabei, daß selbst Blogger, denen es um die Kultur der Blogs zu tun ist, ihrer arroganten Ader Vorrang einräumen vor der Rolle, die sie eigentlich hätten: Nämlich zu moderieren, wenn ein Riß durch die Bloggerszene geht.
Geradezu schockiert bin ich allerdings über einen Umstand, der mir neu ist: Da bloggen gewisse Leute mit großem Erfolg, die bei jeder Gelegenheit den Hammer rausholen, um andere mundtot zu machen. Ihre Methode ist erschreckend simpel: Sich an Top-Blogger ranzecken, immer fein die Großen verlinken, ihnen nach dem Mund reden, ihre Themen aufnehmen, bis sie endlich lobend erwähnt werden. Derart kommen sie zu einem gewissen “Rang” in der Szene. Schaut man genauer hin, haben sie nicht viel zu sagen, aber sie schwimmen auf den großen Wellen mit. Zum Teil haben sich diese Menschen in der Vergangenheit schon unfaßbare Blößen gegeben. Und genau diese Charaktergrößen sind die ersten, die nicht genehme Kommentare löschen oder Links von ihnen unangenehmen Blogs blockieren. Letzteres ist eine Unsitte, die derzeit um sich greift, leider auch bei Leuten, die das gar nicht nötig haben.
Ich finde diese Kinderkacke äußerst ärgerlich. Daß eine halbwegs sachliche Auseinandersetzung gerade dann auf breiter Front verweigert wird, wenn es nicht gegen irgend einen äußeren Gegner geht, sondern gegen Bloggerkollegen, geht mir schwer auf den Sack. Andererseits fühle ich mich bestätigt auf meinem Weg, hier mein Ding zu machen, niemandem in den Arsch zu kriechen und mich im Zweifelsfall auch von Leuten abzugrenzen, die vielleicht einmal meine Freunde werden können. Aber erst, wenn es wirklich so weit ist.

p.s.: Ich verlinke ganz bewußt nicht auf die Pöbeleien, von denen ich hier rede. Die findet man auch so.