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Februar 2008


515 000 000 000 Dollar wird die Bush-Administration in ihrem letzten Jahr für sinnlose Kriege und die Unterjochung der Armen im In-und Ausland ausgeben. Das gigantische Defizit von 400 Milliarden Dollar, das damit aktuell aufläuft, will er ernsthaft und unverblümt durch “Einsparungen” im Bereich sozialer Ausgaben zukünftig eindämmen. Kann ihm im Grunde egal sein, denn weder er noch seine Partei werden die Suppe auslöffeln müssen, die dieser Irrsinn den Amerikanern einbrockt. Zum Schluß noch einmal richtig auf die große Trommel hauen, die Freunde aus dem militärisch-industriellen Komplex reich beschenken, möglichst viele Menschen in möglichst vielen Kriegen möglichst sinnlos sterben lassen. Vor einigen Jahren noch hätte man fanatischer Kommunist sein müssen, um einer amerikanischen Regierung derart reinen Klassenkampf mit allen häßlichen Folgen zu unterstellen. Für das Jahr 2008 haben Realisten schon nichts anderes mehr erwartet. Wenn Bush sagt: “Zwei zentrale Prinzipien haben die Entwicklung meines Haushalts geleitet: für Amerikas Schutz zu sorgen und unseren Wohlstand zu erhalten“, dann ist das die erschütternde Wahrheit. “Amerika” ist ihre Heimat und “unser” Wohlstand ist der der rechten amerikanischen Oberschicht, der wurscht ist, ob die Familien von Kameltreibern oder die Söhne der Unterschicht diesen Wohlstand mit ihrem Leben bezahlen. That’s Business – mit Frieden kann man nicht so viel verdienen. Und an Steuergeldern kann man sich im Frieden schon gar nicht derart schamlos bereichern. Niemand kann den Märtyrern des “Nine Eleven” so dankbar sein wie Bush und seine widerliche Bande von Profiteuren.

“Ein bißchen Krieg gibt es nicht”, meint Christoph Seils in der “Zeit” und legt implizit nahe, deshalb den ganzen auszutragen. “Aus Angst vor den Wählern sagen alle Nein” ist die Zauberformel für ein krudes Demokratieverständnis, das den selbstverschuldeten Sachzwang des Krieges höher schätzt als die Meinung der Bürger.
Eine realistische Strategie jedoch, wie der Anti-Terrorkampf noch gewonnen werden kann, gibt es nicht. Es gibt nicht einmal Exit-Strategie“, stellt Seils fest, kommt aber nicht zu der einzig vernünftigen Schlußfolgerung, daß man einen Krieg, den man nicht gewinnen kann, auch nicht führt. Die Frage nach irgend einem Grund, mit dem sich dieser Krieg rechtfertigen läßt, wird nicht einmal gestellt. Man muß kein Pazifist sein, um diesen Unsinn zu verurteilen. Worum ging es noch gleich? Man will verhindern, daß in Afghanistan Terrorcamps unterhalten werden? Wer glaubt, das sei in Afghanistan nicht mehr möglich, verkennt die Lage. Im Gegenteil werden die Kämpfer der Taliban oder wie sie sich sonst nennen mögen, die Reste der einstmals vom Westen verhätschelten Mudschahedin, sich an echten militärischen Gegnern üben. Die Sterblichkeit ist höher, aber das war den Dschihadisten schon immer egal.
Derweil können diejenigen, die lieber in Ruhe und Abgeschiedenheit das Töten lernen, woanders weiter machen. Der gesamte Nahe und Mittlere Osten, der Kaukasus, Pakistan und die halbe Welt eignen sich als Basis zur Ausbildung neuer Kämpfer. Jeder Krieg, sei es im Irak oder in Afghanistan, liefert Motivation und Menschenmaterial dazu. Jeder von NATO-Truppen erschossene Afghane wirbt durch seinen Tod zwei neue Kämpfer an. Wer also “Nein” sagt zu einer Ausweitung der sinnlosen Scharmützel, tut dies aus guten Gründen, nicht bloß “aus Angst” vor den Wählern. Wie kann man überhaupt so borniert sein, Truppen für einen Krieg anzufordern, der nicht einmal ein Ziel hat?
Allein die Anwesenheit der Besatzer, insbesondere der USA, ist Grund für andauernde Gefechte. Ein Großteil der Afghanen wird es niemals akzeptieren, daß fremde Truppen bei ihnen Polizei spielen. Keine Regierung, die von solchen Truppen gestützt wird, hat beim Volk Autorität. Dieses Dilemma ist nicht aufzulösen, darum ist es kompletter Unsinn, Afghanistan den Frieden durch solche Krieger bringen zu wollen. Das müssen die Afghanen selbst hinbekommen. Aber genau das können wir nicht zulassen. Schließlich ist nur der Westen demokratisch, und nur der Westen kann der Welt die Demokratie bringen. Ganz folgerichtig läßt man sich also auch dadurch nicht irritieren, daß die überwältigende Mehrheit im Westen gegen solche Scheißkriege ist.

Meine Tochter nannte mir eben auf Zuruf (“Sag mal ein seltsames Wort!”) dieses feyne kleine Wörtchen. Es handelt sich dabei eigentlich um einen Napfkuchen, Tochter nannte ihn auch “Vanillevieh”. Vanille gehört nicht unbedingt zum Gugelhupf, aber als “Vanillevieh” ist der Googlehupf, auch “Googlehoopf”, eine Kreation, die bahnbrechende Theorien zu erzeugen imstande sein dürfte. “Napfkuchen” seinerseits kann vieles sein – etwa eine Süßspeise, die als Ausschuß der Konsumgesellschaft in Futtertrögen landet. Wenn das Volk nicht einmal mehr Kuchen fressen kann, muß der Hund eben ran.
Der echte Googlehupf aber, der wie so oft zuoberst auf Wikipedia verweist, ist die “Herstellungs- und Prüfungsbeschreibung für eine universelle Feuerwehrschutzkleidung”. Hupft man also von Link zu Link, landet man statt am Kuchenbuffet bei den Helden des Alltags, denen ich auf diesem Wege eine virtuelle Köstlichkeit zukommen lassen möchte. Es sei ein Vanillevieh, das aus dem Napf sich nährt, dem es entstammt. Ein kleines Küchenwesen, daß mit großen treuen Augen über uns wacht, auf das nichts anbrennt. Ein scheues Etwas, das viel zu oft viel zu schnell und achtlos verdrückt wird, das sich selbstlos für uns verkrümelt, ohne daß ihm je eine Kirche geweiht würde.
Liebenswert, umso mehr, als daß es tapfer die Last trägt, schamlos benutzt zu werden. Nicht zuletzt als Zeilenschinder eines uninspirierten marginalen Bloggers.

Sie hat “von nichts gewußt“, ihre Unterstützung für Koch war “taktisch motiviert“, sie geht “gestärkt” aus der Sache hervor: Angela Merkel. So sieht es jedenfalls Corinna Emundts von tagesschau.de. Ist das schon Zynismus? Oder funktioniert so tatsächlich das Prinzip Merkel: Keine Meinung, roboterhaft gestammelte Formeln mit dem Ziel, niemandem auf die Füße zu treten, aalglatte Pflege der Hausmacht und ein Gefühl dafür, immer im richtigen Moment jemandem den Vortritt zu lassen – wenn es auf den Fettnapf zugeht?
Merkel hat es wohl geschafft, zumindest die Journaille davon zu überzeugen, sie sei nur pro forma gegen kriminelle Ausländer gewesen. Weil sie sonst dem Parteifeund in den Rücken gefallen wäre. Was hätte sie sonst tun können? Zum Beispiel widersprechen, wenn sie denn anderer Meinung wäre. Das hätte Charakter und Anstand bewiesen. Oder, wenn denn offener Widerspruch zu weit ginge, ein beredtes Schweigen. Das hätte man ihr als “weise” auslegen können. Stattdessen ihr Wort von wegen “keine Tabus”, und im Nachhinein soll auch das keine Zustimmung gewesen sein.
Merkel kann tun und lassen, was sie will, es wird ihr als taktisches Geschick ausgelegt. Wer so etwas schreibt, ist embedded, korrupt oder strunzdumm. Und es ist die Art Zynismus am Werk, die den Hofschranzen gar nicht mehr auffällt, während es den verstandesbegabten Beobachter zur Keramik treibt. Da kann die politische Aussage noch so schäbig sein, da kann dem Trieb zum Machterhalt jede menschliche Regung zum Opfer fallen – am Ende soll nur das Geschick im Ränkespiel zählen, wird nur die taktische Linie bewertet. Ein Hoch auf Angela, Königin der der Intriganten!
Diese Frau ist Bundeskanzlerin. Wir sollten uns schämen.

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