Selbst eine Parteiendemokratie, die weitgehend auf Alternativlosigkeit gebaut ist, kann einem ganz schön blöd kommen. Niemand kann es besser wissen als die FDP-Funktionäre, dass ihre Klientel allein sie nicht in die Parlamente wählen kann. Das sind einfach zu wenige. Zuletzt scheinen die Wirtschaftsliberalen doch glatt vergessen zu haben, dass Korruption eine Fassade braucht. Eine Pizzeria ohne Tische und Stühle, ach ja, und in der es gar keine Pizza gibt, ist zur Geldwäsche nicht ganz so gut geeignet. Ähnlich verhält es sich mit der FDP: Kein Programm, keine Themen, nicht einmal halbwegs attraktive Lügen sind mehr auf Lager. Wer soll so etwas wählen?

     senke

Wir sind keine Ein-Themen-Partei“, meint der neue Vorturner Rösler. Richtig, Kollege. Hieße es doch “Thema” im Singular, aber selbst das findet sich nicht. Welches Thema denn auch?
Selbst zum Namen seiner Partei, auf den sich Rösler in seiner Verzweiflung beruft, fällt ihm nichts ein. Freiheit, das ist wenn man Fleisch essen darf, ohne dass einem die Vegetarier auf den Keks gehen. Da hat doch einer das Ohr am Puls der Zeit.

Der Mann, der vor einem knappen Jahr noch erklären konnte, wieso höhere Beiträge mehr Nettolohn ergeben – weil gleichzeitig die Steuern wichtiger Klienten gesenkt werden – hat also erkannt, dass Steuersenkungen, die nicht einmal stattfinden, kein Wahlkampfschlager mehr sind. Was er nicht erkannt hat: Die Substanz seiner Partei ist (meist) legale Korruption. Das Programm allein dazu angetan denen zu geben, die schon reichlich haben. Rösler scheint der erste Vorsitzende zu sein, der das tatsächlich nicht weiß.

Vom Bock zum Gärtner und zurück

Westerwelle hat es sich zu einfach gemacht und zu bequem. Der letzte und größte Erfolg ein Paradoxon im Geld/Politik-Kontinuum: Die Finanzkrise hat den Bock ein letztes Mal zum Gärtner gemacht. Ausnahmsweise waren es aber einmal offenbar die Wähler, die den Politikern eine Falle gestellt haben. Der Bock wird geschlachtet, nachdem ihm – sogar zurecht – die Schuld auferlegt wurde für das ganze Desaster. In dessen kopflosem Kadaver sucht der Veterinär wider Willen jetzt nach Material, das noch irgendwie brauchbar aussieht. Ob Klonen hilft?

Die FDP hat geschafft, was zuvor der SPD schon gelungen war: Sie weiß nicht mehr, wer sie noch wählen könnte und wer die Geschichten erzählen soll, die da draußen noch wer glaubt. Auf Stein gebaut haben diese Experten schon lange nicht mehr, und zuletzt fliegen ihnen auch noch die billigen Kulissen um die Ohren.

Dazu gehört übrigens auch das Märchenschloss von den “Bürgerrechten”. Die sind alles andere als ein “Alleinstellungsmerkmal”, der eh nur so genannten “Liberalen”. Im Gegenteil, da sei nur an Ingo Wolfs Verfassungsschutzgesetz in NRW erinnert oder an all die rechten Scharfmacher, mit denen sie schon koaliert haben. Nein, die “Freiheit” der FDP ist allein die des Privateigentums. Irgendwer hat das ausgeplaudert. Das ist ihr Problem.