Als ich zuletzt für ein ordinäres Brötchen 30 Cent zu zahlen hatte, stutzte ich doch gewaltig. Es ist offenbar nicht nur ein gefühlter Anstieg bei den Preisen für Lebensmittel; im letzten Jahr sind die Kosten für alkoholfreie Getränke und Lebensmittel um 4,1 Prozent gestiegen. Wir werden das im Auge behalten müssen. Was als Begründung unter anderem in der Frankfurter Rundschau angeboten wird, ist der übliche neusprechliche Sermon der ökumenischen Vereinigung deutscher Marktanbeter, hier aus der Abteilung klassische Schizophrenie für Grobgehobelte:

neben den steigenden Kosten auch harter Wettbewerb“, heißt es dort.

Wie kommt schon wieder diese verdammte Axt in meinen Schädel? Es wird teurer wegen steigender Kosten, aha. Ich hätte gern den zuständigen Experten gesprochen, sofort!
Und “harter Wettbewerb” führt also zu – höheren Preisen?! Der Wettbewerb®, der eigentlich im Dienste der Erlösungslehre für alle gut ist und sonst immer niedrige Preise bewirkt, weil viel Wettbewerb® viel Angebot bedeutet und das eben viel billig? How comes? Das kommt wohl von daher, wo für dieselbe Industrie “stabile Umsätze” und eine “angespannte Ertragslage” Arm in Arm übder die intellektuellen Stoppelfelder hoppeln ohne sich dabei die Extremitäten aufs schmerzhafteste zu verrenken.

Wettbewerb, Werbewett, Wertbewebb

Suchen wir ein wenig Sinn im Unsinn: Tatsächlich steigen die Preise lokal, während mehr exportiert wird, weil sich im Ausland noch höhere Profite erzielen lassen – trotz zusätzlicher Transportkosten. Woanders ist es also noch teurer, und womöglich steigen die Preise anderswo noch schneller an. Nun sorgt die soziale Marktwirtschaft®, von Ketzern auch nach wie vor verdammter Kapitalismus genannt, dafür dass dort investiert und abgesetzt wird, wo der Profit am höchsten ist und vor allem so gehandelt, dass es den Profiten dient. Wenn das dann mit künstlicher Verknappung einhergeht, dann ist das eben so.

Nun treffen da drei äußerst unansehnliche Schwestern aufeinander, nämlich die neue Attraktivität des Lebensmittelmarktes® und die mangelnde Profitaussicht in anderen Branchen, auf die allseits gut gelaunt schon die magersüchtige Lohnentwicklung wartet.
Meine Kristallkugel sagt, das sei ein ganz böses Omen, eines von der Art, die man besser verschweigt, wenn man das Menetekel entziffert hat. Vielleicht ist das alles ja doch nur ein Irrtum.