Und noch einmal “Arbeit”
Posted by flatter under Theorie , Wirtschaft[91] Comments
25. Jan 2013 15:58
Wir kommen vom Begriff der Arbeit nicht los, also will ich mich dem auch nicht entziehen und einen weiteren Versuch wagen, ihn zu denken, und zwar von seinen Extremen her. Diese sind aus meiner Sicht: Arbeit als Vernichtungsprozess, Arbeit als Teil einer kapitalistischen Religion, insbesondere im Neoliberalismus, und drittens Arbeit an der Grenze zur bloßen Tätigkeit, wo der Begriff vielleicht überflüssig wird. Das Motiv, das solche Bemühungen trägt, ist immer noch die Frage, inwieweit eine andere Organisation von Arbeit möglich ist, was daraus folgt und wie man dorthin gelangen kann.
Arbeit als Vernichtungsprozess aufzufassen, erscheint extremistisch und klingt in der Erläuterung zunächst kompliziert. Der Gedanke lässt sich aber leicht illustrieren. Zunächst der komplizierte Einstieg:
Aus der “Dialektik der Aufklärung” und deren Gedanken der “Mimesis ans Tote” lässt sich ‘Arbeit’ als Motor des Todes beschreiben. Ist die “Mimesis” die Anpassungsleistung des Menschen und seiner Gesellschaft an die Kunstwelt der Produktion, so ist Arbeit darin dasjenige, was lebendige Natur in totes Material verwandelt. Alles wird umgewandelt, verwertet und in Stückzahlen erfasst. Daher der Gedanke, dass “Arbeit macht frei” die Menschheit in Stückgut und Arbeiter teilte, zwei Seiten desselben Prozesses.
Arbeit vernichtet zwangsläufig Natur, auch wo sie die Grenze zum kapitalistischen Kannibalismus nicht überschreitet. Nicht bloß die Fleischproduktion ist ein selbsterklärendes Beispiel dafür; vor der Arbeit waren die Natur und ihre Ressourcen, danach die Produkte und ihr Verbrauch. Nichtkapitalistische Arbeit kann sich davon unterscheiden, indem sie das Produkt nicht auch noch zur Ware macht, die nämlich gar nicht des Nutzens wegen geschaffen wird, sondern um eines jenseitigen Nutzens willen – dem des Profits.
Arbeit vernichtet
In der aktuellen Ideologie des Kapitalismus, der neoliberalen Religion, ist der Arbeitsbegriff losgelöst von jedem Inhalt, jedem historischen Kontext und der Wirklichkeit zum Dogma geworden, einem durch Wiederholung eingebläuten Glaubensinhalt. Er setzt dabei auf dem lutherschen Begriff der Arbeit auf, der den Grundstein für die Religiosität der Arbeit legte.
Der Begriff bedeutete seinem Ursprung nach Plage, Mühe, die Not eines Entwurzelten, sich durch Tätigkeit am Leben zu erhalten, kurzum: das nackte Sklavendasein. Dem entgegen stand der Begriff des Werkes, auch des Werkens, was die Erstellung eine Gegenstandes (Flechtwerk) durch Handanlegen meinte. Luther fokussierte auf die tätige Mühe als asketische gottgefällige Art zu leben. Dieser Ansatz war in der Tat alternativlos, denn wo immer Profiteure auf den Plan treten, haben sie ein Interesse an dieser unterwürfigen Grundhaltung. Wo “Gott” stand, fand sich alsbald ein Manufakturbesitzer, Fabrikant, “Arbeitgeber”. Die Kooperation zwischen Privateigentum und Religion funktioniert auf dieser Basis perfekt, sie ist das Resultat schierer Evolution.
Der Bezug auf das Werk hingegen musste fallen. Im Werk wird deutlich, dass es ein von Einzelnen oder Gruppen Geschaffenes ist. Es käme die Frage auf, wieso das dann “Eigentum” eines anderen ist. Der Begriff “Werktätige” war daher von der sozialistischen Ideologie klug gewählt.
Ist erst vom Werk nicht mehr die Rede, kann es gern noch abstrakter werden. “Arbeit” ist selbst Ware, übertragbar und mit einem Wert behaftet. Wenn man die Arbeiter also endgültig enteignen will, was ist dann das Ziel? Man nimmt ihnen das Verdienst um das Produzieren und macht ihr Werken zum Abfallprodukt einer fremden Macht.
Kapitalistische Religionslehre
Daher rührt schon der Begriff “Arbeitgeber”. Es gäbe die Arbeit nicht ohne diesen, wird suggeriert. Er “macht” sie, die anderen führen sie nur aus. Das Arbeiten selbst hat überhaupt keinen Wert. Nehmen wir an, Arbeit sei grundsätzlich sozial (was schon nicht der Fall ist), wie kommt dann einer darauf zu behaupten: “Sozial ist, was Arbeit schafft“? Er hat sich an die Stelle des (göttlichen) Schöpfers gesetzt. Alles Gute kommt eben von oben. Der Arbeiter muss nur eines wissen von seiner Arbeit: Sie definiert ihn. Er ist einer, weil er sich unterwirft und die Mühe auf sich nimmt. Der Ratschluss der höheren Macht ist dabei nicht in Zweifel zu ziehen, das wäre Blasphemie. Die Pfaffen dieser Religion sind die PR-Experten und die ihnen zuarbeitenden “Journalisten”.
Wer also die Arbeit verändern will, legt sich mit der Kirche an und gerät zwangsläufig in die Mühlen der Inquisition. Wenn er Glück hat, wird er dabei lediglich dem öffentlichen Diskurs entzogen; hat er Pech, wird er hingerichtet.
Die Konzepte alternativer Gesellschaften müssen sich aufs Werken wie auf die Arbeit beziehen. Sie kommen nicht umhin, auch “Arbeit” einzubeziehen, die aus lebendiger Natur Gebrauchsgegenstände macht und muss Grenzen ziehen, um nicht in der modernen Barbarei zu enden. Sie wird auf der anderen Seite auch nicht umhin kommen, sich vom Arbeitsbegriff abzugrenzen, wie er sich in den vergangenen Jahrhunderten eingeprägt hat. Nach wie vor wird es aber keine Option sein, sich unreflektiert als “Arbeiter” zu gerieren und zu glauben, derart wäre es auch nur möglich, sich von der kapitalistischen Produktion frei zu machen. Wenn das Denken sich schon so verstricken lässt, wird das Handeln nämlich nichts Gutes bewirken.
Januar 25th, 2013 at 16:34
Arbeit als Vernichtungsprozess aufzufassen,…
Seh ich überhaupt nicht extremistisch. Adolf Otto Eichmann, – hat seine Arbeit verdammt ernst genommen. Der Mann ist, -und bleibt, das Paradebeispiel für die Normalisierung auch noch der bestialischsten Unmenschlichkeiten.
Januar 25th, 2013 at 17:51
@fllater
Die Dekonstruktion in Arbeit (kapitalistische Verwertung) und Werken (gesellschaftlicher “Mehrwert”) finde ich sehr Gelungen! Für zukünftige Diskussionen unbedingt zu Memorieren!
Januar 25th, 2013 at 17:53
Auch Günter Anders war der Ansicht, das ‘Personal’ der Vernichtungslager hätte in erster Linie ‘gearbeitet’. Gerade an diesen Beispielen kann man mE sehen, dass und wie in diesem Begriff die ‘Form’ – die rein abstrakte Verausgabung menschlicher ‘Arbeitskraft’ – sowohl den Inhalt als auch den Zweck der Arbeit überlagert und letztlich gegenstandslos macht.
Auch in den heutigen – vom Standpunkt der Bedürfnisbefriedigung vollkommen abgehobenen und ‘leeren’ – Forderungen ‘Arbeit zu schaffen’ spielen Inhalt und Zweck keine Rolle. Keiner der Arbeitsplatzfetischisten macht auch nur geringste Anstalten, die Forderung von daher zu begründen. Arbeit ist genauso Selbstzweck dieser Veranstaltung wie Geld.
Und nicht nur das – tatsächlich ist Arbeit = Geld. Ebenso Kapital und Ware, alles nur ‘Durchgangsstationen’ der Verwurstung von (abstrakter) Arbeit, die sich in einem Äquivalenzverhältnis zum Geld befinden.
Eben deshalb befinden wir uns in einer substantiellen Krise, wenn die ohnehin ‘tendentiell fallende Profitrate’ nicht mehr (und dieser zweite Faktor ist ebenso wichtig) durch ständig steigende Profitmasse, dh Ausweitung der schieren Menge an wertproduktiver abstrakter Arbeit, (über-) kompensiert werden kann. Denn dann schrumpft auch das Gesamtkapital, egal wie viele Einzelkapitale sich dabei vielleicht immer noch erfolgreich bereichern können. Dann bleibt nur noch das Verheizen der Substanz – Mensch und Natur, aber auch bereits Geschaffenes wie Wissen und Infrastruktur.
Januar 25th, 2013 at 17:57
Was das Werken angeht, so finde ich auch, dass man diesen Begriff (wieder) einführen sollte. Mir will nur noch nicht einleuchten, warum ‘aus lebendiger Natur Gebrauchsgegenstände machen’ erstmal kein Werken sein soll…? Im Gegenteil scheint mir gerade das eine gelungene Definition zu sein.
Januar 25th, 2013 at 18:02
Das war keine Definition mit Anspruch auf Unveränderbarkeit. Man kann auch das als “Werken” bezeichnen, ich halte es aber nach wie vor für wichtig, dass die Grenze gezogen wird – hier zwischen “Arbeit” und “Werken”. Vielleicht gibt es eine, wo Werken zur ideologischen Transformationstätigkeit wird und wieder in ‘Arbeit’ umschlägt, die Herrschaft anstrebt und Unterwerfung ausübt.
Januar 25th, 2013 at 18:21
Ich sehe den Umschlag von Werken in Arbeit dort, wo Tätigkeit in Selbstzweck ausartet. Das ist eben zB der Fall, wo sie einerseits entlohnt wird, andererseits als ‘Warenwert’ komplementär wieder auftaucht und dieses Prinzip ‘flächendeckend’ wird. Zu diskutieren wäre allerdings, ob eine solche Konstruktion zwingend auch in Akkumulation mündet. Mit anderen Worten, welche Rolle dabei der ‘Privatproduzent’ spielt – der ja auch im Realsozialismus eben nicht ‘aufgehoben’ war.
@Wat. – für dich hatte ich hier noch ein Ei gelegt, das du vielleicht mit in die Pfanne hauen möchtest… ;)
Januar 25th, 2013 at 18:39
Ein prima Artikel ! Da hat ja der Luther ganze “Arbeit” geleistet. Somit könnte man Luther ja als einen Gründungsvater des Kapitalismus ansehen.
Zu Arbeit und Werk vielleicht noch ein dritter Begriff, über den man nachdenken könnte, Schaffen.
Hier klingt noch ein wenig das Schöpferische an.
Und nun ja, ich denke der Mensch ist nicht zum arbeiten(produzieren) geschaffen sondern dazu, schöpferisch tätig zu sein.
Januar 25th, 2013 at 19:00
Blickt man zurück in ganz, ganz alte Zeiten, als in der “Urhorde” jeder weitgehend noch für alles ganz alleine verantwortlich war, weil eine Arbeitsteiligkeit noch kaum entwickelt war, dann war dort alles, der Alltag, das Leben ein einziger Kampf ums Überleben – Arebeit eben. Auch später waren die Menschen weit weit geschundener, als man sich das selbst heute noch vorstellen kann.
In den Leibeigenschaften des Feudalismus entwickelte sich das Ausbeutungsprinzip zu voller Blüte.
Das kurze Intermezzo einer humaneren Lebenswelt in Europa, Ergebnis der Klassenkämpfe des 19.-20.Jhdts. – nähert sich nun offensichtlich seinem Ende, und wir fallen zurück in einen neuen Feudalismus.
Wirklich als etwas Böses per se würde ich Lohnarbeit nicht hin stellen wollen. Es kommt doch sehr darauf an, wie Lebens-und Arbeitswelt in einander verflochten sind und wie anerkannt die Arbeit ist. Auch bin ich mir gar nicht sicher, für wie viele unserer häufig anzutreffenden völlig phantasie-und antriebslosen Zeitgenossen ein müßiges Leben mit freiwilliger “Werktätigkeit” verwirklichbar wäre, ohne dass der betreffende dabei völlig versumpft.
Möge mir doch jemand erläutern, auf welche Weise normal begabte Menschen in einer großen Gesellschaft in dieselbe eingebunden werden können, wenn eine Teilhabe über den wirtschaftlichen Prozess “Arbeit” entfiele.
Januar 25th, 2013 at 19:24
Blickt man zurück in ganz, ganz alte Zeiten, als in der “Urhorde” jeder weitgehend noch für alles ganz alleine verantwortlich war, weil eine Arbeitsteiligkeit noch kaum entwickelt war, dann war dort alles, der Alltag, das Leben ein einziger Kampf ums Überleben – Arebeit eben. Auch später waren die Menschen weit weit geschundener, als man sich das selbst heute noch vorstellen kann.
Sorry, aber das möchte ich als historisch und ethnologisch widerlegt bestreiten. Sie waren es weit weniger, als wir uns heute vorstellen wollen (manche würden auch sollen sagen…). Jäger und Sammler etwa verbrachten ‘netto’ ungefähr die Hälfte der Zeit damit, was für uns heute ‘Arbeit’ ist bzw wäre. Das war aber in einer ‘zeitlosen’, vielmehr einfach der Situation folgenden Art und Weise mit Tätigkeiten vermischt, die wir heute als ‘Freizeit’ (ich finde schon das Wort immer wieder verräterisch) bezeichnen würden. Es ist aber mE sehr unwahrscheinlich, dass sie da überhaupt einen Unterschied gemacht oder gesehen hätten. Eher spielend gelebt sozusagen… – guck dir doch mal ‘ne Affenherde an. And Hobbes was wrong as well.
Januar 25th, 2013 at 19:35
Ich nehm das, was Peinhart nimmt.
Januar 25th, 2013 at 19:49
Zuallererst ist der Fetischcharakter der Ware Arbeit zu kritisieren, du hast einige Mechanismen dazu genannt. Desweiteren zielt das tote, auch vergegenständlichende der Arbeit auf die verausgabte Arbeitskraft – was der Arbeit also innewohnt – weniger aufs töten/zurichten ehemals belebter Naturalien zur Herstellung von Produkten. Was mir problematisch scheint, ist, dass du dem Fetisch ein Stück weit aufsitzt, sofern du den Begriff zwar historisch kurz nachzeichnest, aber gerade an der Kritik, meinetwegen Zurückweisung, der historischen Erscheinungsformen sparst, womit nichts als der schale Beigeschmack am Begriff Arbeit haften bleibt. Maguscarolus ist insofern zuzustimmen, dass Arbeit die meinetwegen planvolle Überlebensmühe meint, beim beackern des Bodens bleibt mithin kein Werk (von Dauer) zurück – von Dienstleistungen ganz zu schweigen. Die Dinge verhalten sich weit widersprüchlicher als bisher dargestellt, daher die Rede von Dialektik der Frankfurter. ‘Werken’ scheint mir zu sehr orientiert am Produkt, ‘schaffen’ zu aufgeladen und pathetisch.
Aber ich hatte ehrlich gehofft, du würdest nochmal was in der Rubrik Theorie schreiben, dafür schonmal ein Dankeschön von mir. Ich schreib später mal noch ein bissel mehr zusammen.
Januar 25th, 2013 at 20:39
@flatter
Danke! Super Text, ich glaub’ ich hab’s verstanden.
Die einzige Passage, hinter die ich nicht gestiegen bin ist die: “Wer also die Arbeit verändern will, …” bis “… hat er Pech, wird er hingerichtet.”
Was meinst Du hier?
Januar 25th, 2013 at 20:53
@Peinhart (3)
“Auch in den heutigen – vom Standpunkt der Bedürfnisbefriedigung vollkommen abgehobenen und ‘leeren’ – Forderungen ‘Arbeit zu schaffen’ spielen Inhalt und Zweck keine Rolle. Keiner der Arbeitsplatzfetischisten macht auch nur geringste Anstalten, die Forderung von daher zu begründen. Arbeit ist genauso Selbstzweck dieser Veranstaltung wie Geld.”
Du sprichst mir aus der Seele! Ich hatte von ’90 bis ’03 öfter in USA und mit Amis zu tun. Dieses “create jobs” und “make money” iss mir damals schon wie ‘n Kanonenschuss in die Glieder gefahren.
Heute passiert mir das nur noch bei “Brot für die Welt” und “Nahrungsmittelhilfe”, denn: Füttern alleine soll ausreichend sein? Ich fasses nich!1!!
Januar 25th, 2013 at 20:57
Wieso? Kein Vogelhäuschen aufgestellt?
Januar 25th, 2013 at 21:26
@Vogel(12): Ich meine das wörtlich. Schon die Linke ist ja so links, dass sie medial gemobbt wird, wie soll es dann erst denjenigen ergehen, die einen radikalen Systemwechsel anstreben?
Woanders ist es regulär gefährlich. Legst du dich in Afrika mit den Ölbaronen an? In Russland mit der Gasmafia? In den USA als armer Schwarzer mit reichen Weißen? Besser, du schießt dann als erster.
Januar 25th, 2013 at 21:31
Was ich ja bereits schrieb.
Januar 25th, 2013 at 21:33
@flatter (15)
Mörsi! Dann hab’ ich Dich richtig verstanden. Ich hab’ darüberhinaus noch nach ‘ner Hintertür gesucht! Doppelsprech, Zwiedenk, Multimein! ;-)
Januar 25th, 2013 at 21:38
@15, … mit den Machthabern…
Januar 25th, 2013 at 21:47
Die Art, wie wir arbeiten, also die Art wie wir (Menschen) uns reproduzieren, bestimmt, in was für einer Gesellschaft wir (zusammen) leben.
Ich hab’ nicht mitgezählt, wie oft ich das schon geschrieben und gesagt habe, ich meine nur zu wissen, daß es mir dabei nicht ein einziges mal gelungen ist, wirklich klar zu machen, was ich damit meine…
Es ist doch, wenigstens für mich, völlig wurscht, wie ich das (gesellschaftliche) Tun/Arbeiten/Schaffen/Reproduzieren nenne, entscheidend ist, wenigstens wieder für mich, was Inhalt dessen ist, also was es ausmacht, der Kern des Ganzen ist.
Wenn wir also den ‘Hickhack’ um die Bezeichnung mal wegließen, kämen wir möglicherweise sogar recht schnell überein (“wir” meint hier @Wat., @Peinhart, @flatter)
Wir trennen uns aller Wahrscheinlichkeit ‘nur’ darin, wie dieses andere möglich wäre – also – was die ‘andere ‘Struktur’ ausmachen könnte und der Knackpunkt, wie wir dahin kämen.
Aufs wesentliche konzentriert, würd’ ich gern nur letzteres diskutieren wollen:
Wie könnte/müßte/sollte diese ‘andere Struktur’ aussehen und wie dahin kommen.
(Edit: Was auch schon einem Salto mortale ähnlich ist, denn wie wir dahin kommen, sagt/macht, wie es dann aussehen wird)
Btw. denn, daß wir immer einen Teil fürs bloße Existieren haben müssen, um dann ‘richtig’ Leben zu können, ist ja wohl usus bei Lebewesen, die ohne ‘Futter’ gar nichts ‘können’.
Insofern finde ich @Peinharts ‘Ausflug’ zu den Sammlern und Jägern etwas, wie soll ich sagen, phantasiebegabt, denn diese wußten noch bei allem was sie taten, daß sie zuallererst ihre Existenz absichern mußten, sorry.
… und das taten sie gemeinsam, ohne je auch nur eine Zeile gelesen haben zu müssen, um sich dann ‘anderen’ Dingen widmen zu können. Ohne das erste, hätte es auch da, niemals das zweite gegeben.
Januar 25th, 2013 at 22:04
Zusatz zu #19: Und wie das erste ‘organisiert’ ist, bestimmt eben, wie das zweite nur aussehen kann.
Januar 25th, 2013 at 22:05
Na klar. Schrift ist ja auch eine Herrschaftstechnik (No Shit).
Januar 25th, 2013 at 22:13
@flatter: Right, it isn’t.
Darum bin ich ja immer so für Wissen und so gar kein Fan von ‘nur’ Wissenschaft, ich hab nichts gegen die Methodik, aber die Konzentration auf ‘weniger als alle’.
Januar 25th, 2013 at 23:20
Hossa, was is denn hier los? Retten uns jetzt die Katholiban vom Fluch der Lohnarbeit?
““Die Notlage der Arbeitslosen und die sich daraus ergebende Gefügigkeit der Betroffenen wurde schamlos ausgenutzt und somit eben nicht nur deren Dienstleistung, sondern sie selbst als Sklaven eines menschenverachtenden Kapitalismus feilgeboten …” Weiter heißt es in der KAB-Pressemitteilung, daß die Hartz-IV-Tombola zugleich “das Los aller Beschäftigten” ausdrücke, die “ihre Arbeitskraft für fremde Geldbesitzer zwecks Vermehrung ihres Kapitals um jeden Preis anbieten müssen”.”
“Denn “letztendlich”, so die Katholische Arbeiterbewegung ganz richtig, ist “das Problem aber nur zu lösen, wenn das System abhängiger Arbeit für fremde Zwecke selbst aufgehoben” wird.”
Quelle: https://www.randzone-online.de/?p=17269
Januar 25th, 2013 at 23:30
@langlode44(23): Ich will ja bei so tollen Geistesblitzen nicht gleich wieder unken, aber die (meine) Erfahrung lehrt mich, mal vorsichtig anzufragen, wer denn dieses System abhängiger Arbeit für fremde Zwecke überwinden (Edit: sorry, aufheben) kann.
Vorsichtig deshalb, weil ich gleich wieder Angst um meine Augen, wegen der ‘Auskratzerei’, haben muß ;-)
Januar 25th, 2013 at 23:48
@Wat.
Den letzten Satz find ich schon bemerkenswert, nur is die Frage ob sich die KAB aus dem System Kath. Kirche
herauslösen kann oder nich, denn sonst wird se untergebuttert, um nich zu sagen vernichtet.
Und es is ja nichts dagegen einzuwenden dass die Lohnklasse sowas wie moralische Stütze von verschiedenen Seiten bekommt. Wichtiger wärs die Lohnklasse täts verstehen was die anderen da meinen…
Januar 25th, 2013 at 23:56
@langlode44(25): Ich bin mir ja nicht mal sicher, ob die KAB überhaupt die (Du nennst sie) Lohnklasse meint, als die, die das verstehen müßten…
Ich hab’ hier ja vor allem Angst um meinen Satz Augen, weil ich ja immer noch und immer wieder der Auffassung bin, daß die einzigen, die das System abhängiger Arbeit für fremde Zwecke aufheben können, die sind, die in diesem System so arbeiten müssen – die Arbeiter selber.
… aber wenn ich das sage… ich geh’ besser in Deckung^^
Januar 25th, 2013 at 23:58
@maguscarolus #8:
Ich empfehle dir mal Peter Kropotkins “Gegenseitig Hilfe in der Tier- und Menschenwelt”.
“Blickt man zurück in ganz, ganz alte Zeiten, als in der “Urhorde” jeder weitgehend noch für alles ganz alleine verantwortlich war, weil eine Arbeitsteiligkeit noch kaum entwickelt war, dann war dort alles, der Alltag, das Leben ein einziger Kampf ums Überleben – Arebeit eben. Auch später waren die Menschen weit weit geschundener, als man sich das selbst heute noch vorstellen kann.”
Vielleicht nicht ganz.
Januar 26th, 2013 at 00:12
@Wat: Zu Marx`Zeiten war die Lohnklasse das Proletariat schlechthin. Aber das hat sich doch massiv gewandelt. Auch in den sog. Boomregionen (China usw.)
verschiebt sich das Verhältnis von `echten Proleten`zu
Lohnempfängern doch heftig.
Ich seh da meine vier Mädels, Lohnempfänger, aber keine Proleten mehr.
In D sind noch etwa 11 % aller Leutz wertschöpfend tätig, also etwa 9 Mios. Aber Lohnempfänger gibts mehr als 40 Mios. Darauf will ich hinaus. Das mein ich damit. Die Bezahlerei mittels aufgeblähtem Kredit können mir da weglassen.
Mir persönlich täts schon gefallen wenn das bekloppte “arbeiiiiden müssen die…” ersetzt würde
durch “Einbringen ins Gemeinwohl”, womit wir wieder beim Thema wären…
Januar 26th, 2013 at 00:17
@langlode44(28)
Daß der Prolet nur der Industriearbeiter ist, ist eine ‘Erfindung’ Lenins.
Beim ollen Rauschebart ist der Prolet der produktive Lohnarbeiter – und das ist jeder Lohnabhängige, der seine Arbeitskraft verkaufen muß und verkaufen kann, daß der Kapitalist daraus (s)einen Mehrwert zieht.
Ich bin zZt. zb. auch mal wieder ‘richtiger’ Prolet – meine Hände habe ich dabei entweder auf der Tastatur oder in den Haaren zum Raufen…
Januar 26th, 2013 at 00:27
@Wat Nro. 29: “…der produktive Lohnarbeiter – und das ist jeder Lohnabhängige…” nein, liebe Wat. Der Öffentliche Sektor ist kein Kapitalist, auch nicht der ideelle Gesamtkapitalist. drei meiner 4 Mädels sind im öffentlichen Sektor beschäftigt, die vierte kellnert,
grenzwertig…, aber niemals wertschöpfend, denn darauf kommts an…
Januar 26th, 2013 at 00:30
Stimmt @langlode44(30), lohnabhängig Beschäftigte im öffentlichen Sektor sind unproduktive Lohnarbeiter. Sie müssen ihre Arbeitskraft verkaufen, konnten sie verkaufen, zehren dann aber Mehrwert und schaffen keinen.
Darum ist ja eine Krankenschwester im Städtischen Klinikum unproduktiver Lohnarbeiter, die gleiche aber, bei einem privaten Klinikriesen oder einem kleinen Pflegedienst, produktiver Lohnarbeiter, also Prolet. ;-)
Januar 26th, 2013 at 00:44
@Wat Nro. 31: Es nutzt dem Großkapital letzlich nichts wenn der Staat über Kreditausweitung die Geldmenge erhöht, das entwertet nur die Kapitale, und die Großkotze wissen das auch, ob Davos oder Bilderberger…, nur Schauspielerei…, die Herrschaft gilts zu sichern, sonst nichts…
Januar 26th, 2013 at 00:53
@langlode44(32): Das hat Herrschaft nunmal so an sich, das hat die kapitalistische oder auch bürgerlich-demokratische, ist ja das selbe, nicht für sich allein gepachtet…
Ich muß aber in die Heia, darf morgen wieder arbeiten müssen. Gut’s Nächtle.
Januar 26th, 2013 at 08:31
Fangen wir also damit an, die Kirche zu ignorieren (es gelingt mir zunehmend gut) und die Begriffe Arbeitgeber und Arbeitnehmer auszutauschen. Für weitere Details empfehle ich flatters “alten” aber hoch aktuellen Beitrag der aj schon fleißig kommentiert wurde.
Ich für meinen Teil muss noch ein wenig Natur vernichten, dafür werde ich nach dem Frost an die 350 Bäumchen pflanzen – versprochen.
Januar 26th, 2013 at 08:46
Wenn ich mir diese Diskussion hier reinziehe, kommt mir das kalte Grinsen. Nee, liebe Leute, mit euch ändert sich bestimmt nichts, wenn hier noch dämlich gefragt, wer denn die Zustände eigentlich ändern soll. Marx hätte vielleicht gesagt: Du selbst, Mensch, du Dussel. Aber nicht allein, sondern zusammen mit den anderen armen Schweinen.
Januar 26th, 2013 at 08:56
@Sylvia(35): Mit Verlaub, ich muß hier so dämlich fragen, denn wenn ich hier sag(t)e: die Arbeiter, dann krieg(t)e ich hier jedesmal nen Vortrag, daß die gar nichts ändern… a) weil sie zu doof sind b) weil diese (meine) Auffassung nur Ideologie ist und c) die Arbeit ja abgeschafft gilt.
… kann mich nicht erinnern, daß Du mir da zur Seite gesprungen wärst.
Btw. So ungefähr hat er das gesagt und sich strikt dagegen gewehrt, daß Menschen dazu Vordenker und Vorturner brauchen.
Januar 26th, 2013 at 10:24
Natürlich könnten auch die Arbeiter die Arbeit abschaffen. Trotzdem würde ich sagen, dass der grosse Meister sich hier historisch verschätzt hat. Seitens gewisser Kreise ;) wird sogar vermutet, dass er seine Krisentheorie auch deshalb nicht durchgängig entwickelt hat, weil seine Hoffnungen auf der proletarischen Revolution ruhten, und es seiner Ansicht nach zu einer irgendwie ‘finalen Krise’ gar nicht mehr kommen würde, weil schon vorher Schluss gemacht werden würde. Sieht aus heutiger Sicht eher wie ‘hat nicht sollen sein’ aus.
Stattdessen hat die Arbeiterbewegung, wie ich hier ja schon schrob, etwas ganz anderes bewirkt, nämlich die volle Integration des Arbeiters als ‘bürgerliches Subjekt’. Und damit die ‘Aufgabe’ als ‘revolutionäres Subjekt’ sozusagen hintertrieben. Mehr noch, niemand scheint heute mehr an ‘Hauptsache Arbeit’ zu kleben als eben die ‘Arbeiterklasse’. Das Schlimmste, was ihr heutzutage zustossen kann, ist denn ja auch nicht mehr die Ausbeutung. Sondern im Gegenteil nicht ausgebeutet zu werden.
Januar 26th, 2013 at 11:49
Das ist der interessante Punkt: Die Integration als bürgerliches Subjekt. Die bröckelt nämlich gerade im “Westen”, während sie woanders noch gar nicht stattgefunden hat. Die Lage ist daher hoffnungsloser als je zuvor: Wohin die Arbeiter früher (teils) strebten, da kommen sie heute her. Die Welt, in der sie ‘gebraucht’ werden, aufgehoben sind, müssen sie sich selbst schaffen, und zwar gegen die etablierten Strukturen. Dafür gibt es ja den ganzen Zwiesprech und das Getue; damit sie es nicht bemerken.
Januar 26th, 2013 at 15:54
@35
Die Entsolidarisierungskampagnen der neoliberalen “Elite” waren erfolgreich, und mittlerweile ist weitgehend das “wir” durch das “ich” ersetzt. Wie oft schon sah ich Leute, die auf Grund ihrer prekären Situation wahrhaftig allen Grund gehabt hätten, Anschluss an eine Solidargemeinschaft zu suchen, nur blöd lachen, sobald so etwas wie “Gewerkschaft” oder “Genossenschaft” zur Sprache kam.
Januar 26th, 2013 at 17:02
>>> Wie oft schon sah ich Leute, die auf Grund ihrer prekären Situation wahrhaftig allen Grund gehabt hätten, Anschluss an eine Solidargemeinschaft zu suchen, nur blöd lachen, sobald so etwas wie “Gewerkschaft” oder “Genossenschaft” zur Sprache kam.
JA
das ist es. Das ist das Deprimierendste.
Januar 26th, 2013 at 18:39
@11 cb
“‘schaffen’ zu aufgeladen und pathetisch.”
In meiner alten Heimat hat keiner gearbeitet, die haben immer nur “geschafft”. Irgendwie war da alles mögliche “schaffen”. Auf die Frage “Was schaffst du gerade?” konnte als anerkannte Antwort vom Nasebohren über Heimwerkeln bis zu “Ich bin auf der Arbeit” (in der Firma) alles erwiedert werden. Die Saarländer kommen mir aber überhaupt nicht pathetisch vor, aufgeladen eher, aber nur wenn man sie schwer provoziert. ;-)
Die Unterscheidung zwischen produktiver oder unproduktiver Lohnarbeit dürfte für diejenigen, welche mit ihrem Lohn gerade noch über die Runden kommen oder auch jederzeit “freigesetzt” werden können, jedoch eine arg theoretische Spitzfindigkeit sein. Interessanter als solche ausgereiften Diskussionen wäre es, den Leuten klarzumachen, dass sie es bei der mittlerweile erreichten Produktivität und Allgemeinbildung wirklich “in der Hand” haben, sich eine “andere Welt” zu schaffen. Das ginge dann sogar ohne “Klassenbewusstsein” und irgendwelche neuen “Oberindianer”.
cu
renée
Januar 26th, 2013 at 19:00
@ flatter: Zum Thema (bürgerliches) Subjekt hat mal auf wiesaussieht.de ein Kommentator nen recht netten Text verlinkt. (Rechts oben ist ein *.pdf download, liest sich besser.)
https://www.ca-ira.net/verlag/leseproben/breuer-aspekte_lp-formierung.html
Ich würde gerne noch was zum ursprünglichen Text sagen, die Konzepte Mimesis und Mimikry bei Horkheimer/Adorno sind nicht gerade das, was man ausgereift nennen kann, zudem ziemlich ambivalent. Ich weiß nicht mehr ob erst in ‘Negative Dialektik’ oder auch schon in ‘Dialektik der Aufklärung’, aber letztendlich kommt Mimesis gerade in den wenigen hoffnungsvollen Zusammenhängen vor, eine kurze Internetsuche zeigt auch, dass sie eine positive Rolle in Adornos Kunsttheorie spielt.
Es ist auch nicht unerheblich zu erwähnen, dass für Marx wie die Frankfurter jedwede Rückwendung zur vermeintlich bloßen Natur überhaupt nicht in Frage kommt, einer Verklärung als ursprünglicher harmonischer Einheit eine deutliche Abfuhr erteilt würde, was an der verkürzten Darstellung hier schlechterdings nicht zu begründen ist. Kurz sei da nur angemerkt, dass dem entwurzelten, zur Arbeit gezwungenen Sklaven der von der Natur genausoweit entfernte Herr entspricht, der allenfalls die Leerstelle der verlorenen spielerischen Leichtfertigkeit überkompensieren kann und so grausam wird.
Aus der Etymologie dürfte dann doch wohl ersichtlich sein, dass das Sklavische der Arbeiter etwas Wahres des Gegebenen trifft und schon deswegen dem utopischen “Werktätigen” vorzuziehen ist, ansonsten versuchten wir, den marxschen Satz umzudrehen, um mittels des Bewusstseins das Sein zu bestimmen. Dieser Versuch ist größtenteils gescheitert. Wenn du dann im Nachgang aber den sozialen Arbeit”geber” als (sprachlich weltweit einzigartige) Verdrehung zu Recht diffamierst, gehört dazu (als Kehrseite ein- und derselben Medaille), die Verachtung des Sklavischen mit zu diffamieren. Dabei ist das faschistische Zerrbild selbst, nicht Arbeit in Stellvertretung des Zerrbildes zu denunzieren.
Das zuletzt scheint mir äußerst wichtig, denn wenn du von einer historisch-materialistischen Argumentation her eine direkte Überleitung zu einer faschistischen Parole machen kannst, liegt das an einer Verkürzung des Erstgenannten. Die Anpassungsleistung ist offensichtlich eine unfreiwillige Selbstzurichtung und eine durch und durch zwiespältige Sache, auch und besonders wenn es sich rein negativ “anfühlt”, aber sie steht vor allem in keinem direkten Begründungszusammenhang mit der Vernichtung von Natur. Die Verstrickungen hier sind auflösbar, zumal das Konzept Natur Produkt begrifflicher Anstrengung ist, es scheint mir allerdings der Fall zu sein, dass es um das mit Natur gemeinte (Adornos “Inkommensurables”) geht.
Puh, ich hoffe du oder jemand anders kann damit was anfangen.
Grüße
Januar 26th, 2013 at 19:05
@ renée: Hehe, natürlich ist der Begriff dann schwer ironisch aufgeladen. ;) Selbstverständlich hast du Recht, es kommt auf einen relativ vernünftigen Umgang an.
Und womöglich gehts ohne Klassen- nicht aber ohne Selbstbewusstsein, und schon gar nicht ohne Zusammenhalt – da is Klassenbewusstsein nicht die schlechteste Synthese. ;)
Beste Grüße
Januar 26th, 2013 at 19:24
arbeit – muss ja.
Januar 26th, 2013 at 20:11
@cb – Durch wieviele offene Türen bist du gerannt, um schliesslich doch an der Laterne zu landen…? ;) Natürlich müssen wir den marxschen Satz ‘umdrehen’, wenn wir eine fetischistische Gesellschaftordnung überwinden wollen. Der Satz beschreibt doch nur ein Charakteristikum derselben, so wie der Begriff ‘Arbeit’, mitsamt sklavischen Elementen, auch nur die spezifische Art umfasst wie in dieser eben unbewussten Selbstverwurstung eines Hirngespinsts sich reproduziert wird. Beide hoffentlich nicht für die Ewigkeit gültig. Aber beide doch nur bewusst zu überwinden.
Oder war das jetzt meine Laterne…?
Januar 26th, 2013 at 20:35
@reneé(41)
Sorry, aber die Gelegenheit war halt günstig und schien mir passend, mal so ein klitzekleines Bisken Theorie zu verbraten… in der Dosierung wirds kaum schaden, dafür aber möglicherweise doch mit dem einen oder anderen Ansatz ‘Linker aufräumen’.
Naja, ohne Klassenbewußtsein wirds nicht gehen, allerdings verstehe ich darunter auch nicht, daß da wer nun bücherhoch und seitenlang was herbeten kann, wie Du sicher schon bemerkt hast.
Wenn ich hier in einer Raucherpause sage: Die sollen sich nicht so aufspielen, schließlich ernähre ich die, nicht die mich – ernte ich hier allerdings ‘nur’ zustimmendes Nicken.
Klar, die einen hatten das in der Schule und andere Eltern und Großeltern, die das schon in der Schule hatten.
Fehlt also noch was – das “Wir”.
… und das schaffen wir eben nicht durch immer wieder betonte Abgrenzung, dafür aber in ge- und versuchter Gemeinsamkeit.
Bin halt naiv – keiner ohne Macht über andere beschließt auf Dauer Unsinn… wird schon, aber eben nicht von allein.
Edit: Bewußt ander(e)s machen, heißt für mich – bewußt ander(e)s machen… nicht ständig zerreden, was denn nun sein sollte/müßte, ohne je mal praktisch anzufangen.
Januar 26th, 2013 at 20:59
@flatter: Deine #38 gibt mir Hoffnung auf positive Diskussionsaussichten ;-)
Januar 26th, 2013 at 21:18
“Der Bezug auf das Werk hingegen musste fallen”
Wieso das denn?
Nachdem Leiharbeit irgendwie nicht mehr sexy ist, geht doch alles per Werkvertrag? ;-)) Das war jetzt Ironie, muss man ja leider dazusagen.
Das Lustige an dieser Werkvertrags-Mode, die einen Begriff, der eigentlich etwas Ganzheitliches, mit einer gewissen Freiheit geschaffenes (Kunst)werk meint, orwellesk auf den Sub-sub-sub-Unternehmer (den “Arbeitskraftunternehmer”) bezieht, ist, dass die Wirklichkeit sich nicht ganz so leicht verdrehen lässt wie die Begriffe. Ein Beispiel für die Folgen, die daraus resultieren, es dennoch zu versuchen, ist die babylonische Sprachverwirrung, im Ergebnis derer z.B. ein Flugplatz zwar mehrmals bezahlt, aber nicht gebaut ist. Der einfache Arbeiter, dem ein “Werk” vergütet wird, damit man ihn nichtmal gegen Unfälle, geschweige denn Krankheit und Alter zu versichern braucht, und dessen Vergütung ihn nicht in die Lage versetzt, dies selbst für sich sicherzustellen, schafft kein Werk, sondern ist Amöbe in einem übergroßen Ganzen, auf das er nicht nur keinen Einfluss hat, sondern dass er auch nicht überschaut, nicht überschauen muss, nicht überschauen soll. Er ist nicht mehr, er ist weniger als der letzte “abhängig Tätige”, also als der Arbeitnehmer. Mehr noch als diesem geht ihm seine Arbeit und ihr Ergebnis am Arsch vorbei. Sein “Werk” wird so mickrig vergütet, dass er nur noch auf eine einzige Weise für sich sorgen kann: durch Pfusch und Beschiss. Am Ende zahlt der, der sich einreden ließ, billig sei billig: Der Kunde.
Januar 26th, 2013 at 22:00
@cb (42): “um mittels des Bewusstseins das Sein zu bestimmen.” Das ist aber genau das, was freizusetzen Utopie anstrebt. Zu denken, das sei eine Einbahnstraße, ist nicht nur deterministisch; es ist auch die berühmte “Friedhofsbank”. Setzten wir uns hin und warten, bis wir dran sind? Es geht doch gerade darum, das Sein zu verändern (auch zu diesem Verb gibt es einen Satz vom Bärtigen), und zwar bewusst. Das ist Dialektik – Sein und Bewusstesein durchdringen sich. Ich bin nicht Marxsit genug, um beurteilen zu können, ob er Hegel wirklich nur invertiert hat oder korrigiert. Die Frankfurter, denen ich darin folge, sehen da hingegen keine einseitige Ausrichtung.
“Zurück zur Natur” ist keine Option, richtig. Vielmehr gilt hier Adornos Wort von der Philosophie, die überdauert, weil sie nicht verwirklicht ward. Böse gelesen, müsste ich sonst die Sklaverei aus Respekt vor den Sklaven perpetuieren.
Januar 26th, 2013 at 22:00
@48,
wie, das ist jetzt aber nicht dein Ernst: Der “Arbeiter” hat auch noch Schuld am Nichtbau des Flughafens? Betreibt Sabotage durch mangelhafte Ausführung um sich zu bereichern? Nicht versichert?
Ich glaub, ich spinne…
Januar 26th, 2013 at 22:05
@Sinnfrey (48): Das ist doch auch feines Kabarett: “Werkvertrag” – du unterwirfst dich nur bis zur Fertigstellung des Werkes, bist also von vornherein als Ersteller desselben aus dem Rennen. Du läufst quasi nur durch. Das Werk ist Teil deines Vertragspartners, eine so innige Beziehung von Ausbeuter und Produkt, das es nicht mehr nur Eigentum ist, sondern Glied der Körperschaft. Faszinierend.
Januar 26th, 2013 at 22:08
@Wat.(47): Yap! Das ist eine Idee, vielmehr eine Perspektive, auf die ich durch die Diskussionen hier gekommen bin. Dafür bin ich euch sehr dankbar. Mal schauen, was draus wird, wenn es ein wenig in mir gärt.
Januar 26th, 2013 at 22:28
@Kaluptikus(50): Keine Ahnung, ob du spinnst, aber was du da bekritelst, steht nicht in dem genannten Kommentar.
Januar 26th, 2013 at 22:32
@flatter(52): Auf den Gärungsprozeß bin ich gespannt, also auf die Zwischenergebnisse – wenns soweit ist, laß dann mal gucken.
… ich gäre ja auch noch – in der eigenen Suppe wird das bei mir möglicherweise dann irgendwann kein gären mehr, eher ‘nur’ schmoren und das ist langweilig ;-)
Januar 27th, 2013 at 02:28
@46 Wat.
“Wenn ich hier in einer Raucherpause sage: Die sollen sich nicht so aufspielen, schließlich ernähre ich die, nicht die mich – ernte ich hier allerdings ‘nur’ zustimmendes Nicken.”
Solche Erfahrungen habe ich bisher leider noch nicht machen dürfen, etwas das jenseits von Gemotze über bescheuerte Vorgesetzte und Politiker lag habe ich noch nicht gehört. Kann aber auch daran liegen, dass ich seit Jahren nicht mehr im “Regelvollzug” gearbeitet habe, vielleicht bröckelt da ja mittlerweile etwas von der Systemtünche und die Leute kriegen einen klareren Blick auf die wahren Gegebenheiten.
“Klar, die einen hatten das in der Schule und andere Eltern und Großeltern, die das schon in der Schule hatten.”
Huch, hab’ ich da in der Schule was verpennt, oder was meinst du damit.
cu
renée
Januar 27th, 2013 at 02:47
@renée(55): Menno, dat Wat. iss ausm Osten, da jabs dat tatsächlich in jeder Schule.
Und die Raucherpausen jetzt sind auch (territorial) im Osten…
Du hast da nüscht verpennt, hier gabs nur einen Saarländer und das warst definitiv nicht Du ;-)
Januar 27th, 2013 at 06:54
Zurück zur Natur ist keine Option – aber (wieder) spielen lernen, das wär mE schon eine.
Januar 27th, 2013 at 12:33
Wird doch reichlich getan: Börse, Monopoly, Wettbewerb und so.
Januar 27th, 2013 at 12:35
Es wird aber die einzige Option sein, die klappt. Zumindest langfristig gesehen. Das Spielen wurde indes nur von wenigen verlernt. Das andere Leute an anderen Spielen sich vergnügen (die Dir oder mir nicht gefallen) ist auch nix Neues. Aber als Spielleiter bestimmen sie zunächst das Spiel.
Januar 27th, 2013 at 13:13
Für die Option, das Spielen wieder zu erlernen, ich finde ja, das haben wir niemals verlernt, mußt Du Dir erst die freie Zeit erkämpfen…
Btw. Die, die Zeit haben, haben den Kopf nicht frei, können ihn gar nicht frei haben – und die, die den Kopf frei gemacht haben konnten, haben keine Zeit mehr für was anderes.
… Auf Deutsch: Erst mußt Du fressen, dann kannste lieben.
Januar 27th, 2013 at 15:26
@ Wat: Erst mußt du fressen, dann kannste lieben.
Das ist eine Umschreibung des Ist-Zustands, da kamen auch schon andere drauf (ich nehme an, du beziehst dich da auf ein bekanntes Bonmot). Ist ja auch keine falsche Feststellung so weit. Wenn wir aber was anderes als den Ist-Zustand wollen, dann sollten wir evtl. diese Feststellung auch mal einer Inspektion unterziehen.
Wenn ich erstmal, vollkommen ohne Liebe, ans Fressen denke, dann denke ich an mein Fressen. Die anderen tun das jeweils für sich genauso. Ich will ja aber nicht nur heute fressen, sondern auch morgen und nächstes Jahr und am liebsten bis ich hundert bin. Die anderen wollen das auch. Im Wissen um diese Konkurrenz kann ich mich jedoch ausschließlich ums Fressen kümmern, ohne auch jemals an die Liebe zu denken und das nach dieser Logik ja auch vollkommen zu recht.
Hab ich die Liebe von Anfang an im Gepäck, dann komme ich evtl. auch auf andere Lösungen, wie ich fressen kann. Ich habe dann vllt sogar genügend Muße und Zeit, mir zu überlegen, wie denn auch die anderen fressen können. Wenn der Knoten erstmal geplatzt ist, dann ist viel möglich, v.a. angesichts dessen, dass inzwischen ja tatsächlich die technischen Voraussetzungen gegeben sind, dass jeder zu fressen hat (das meint nun natürlich nicht nur Nahrungsmittel, bei dir wohl auch nicht).
Genau aus diesem Grund kann ich mich deiner Forderung nach “erstmal eine bestimmte Art von Reproduktionsbedingungen, dann folgt der Rest von alleine” nicht anschließen. Das erscheint mir genauso hoffnungslos, wie zu warten, dass nach dem Fressen tatsächlich die Moral (oder Liebe, oder was man sonst sagen möchte) kommt und nicht etwa erstmal die Gier und die Angst zu kurz zu kommen.
Ich finde es auch durchaus nicht egal, wie man “Arbeit” nun nennt. Klar kann ich Arbeit auch “Gummibärchen” nennen, wenn ich nix anderes darunter verstehen möchte, als bisher unter Arbeit, dann ist diese Umbenennung absoluter Schwachsinn. Will ich aber was ganz anderes sagen und letztendlich auch leben als das was “Arbeit” heute meint, dann ist es durchaus fruchtbar, einen neuen Begriff zu suchen, sich ihm von außen zu nähern, indem ich bestimme, was ich möchte, woon ich ihn abgrenzen möchte, etc. Das ist eine ganz andere Art von Denken als das bloße Benennen oder Definieren und ich fände es sehr schade, das als bloße Klugscheißerei oder Wortklauberei abzutun (man merkt schon arg, dass mir der Adorno im Kopfe rumgeht, ne *g*).
Ich werfe hier mal den Begriff “Kultur” in den Ring. Er leitet sich von “Pflege” ab und umfasst ursprünglich auch sowas wie z.B. Ackerbau. Ich finde, damit kann man insofern viel anfangen als dass es mit diesem Begriff möglich ist, viele Probleme zu integrieren, die sich nicht auf die Reproduktion allein beschränken, aber schon auch mit ihr zu tun haben, z.B. Integration, Lernen, Kunst, Ökologie, usw.. Andererseits ist dieser Begriff natürlich nicht vollkommen neu und unbesetzt und in seiner großen Reichweite, wenn man ihn möglichst weit fassen möchte, dann auch wieder sehr anfällig für allerlei Missverständnisse und Missinterpretationen.
Januar 27th, 2013 at 15:57
Das mit dem Fressen und der Moral ist auch bereits eine Kapitulation vor der Selbstvernichtung. In der größten denkbaren Not – die am Ende immer eine empfundene ist – stürzt sich der Mensch aufs Fressen und wird dem anderen zum Wolf. Genau dieses Empfinden von Not produziert der Kapitlaismus permanent (der sog. Realsozialismus hat sich reilich dieses Motivs ebenso bedient). Es ist immer Krieg, Kampf, Bedrohungslage, Wettbewerb. Das ‘fitteste’ Land der Erde, vulgo Exportweltmeister, alarmiert seit Jahrzehnten seine ‘Bürger’ mit der Angst vor dem wirtschaftlichen Untergang; die Globalisiserung! Die Japaner! Die Tigerstaaten! Die Chinesen! Die Märkte!
Jeder wird aus der Not, dass ihm morgen alles weggenommen wird, zum Akkumulator. Heute zusammenraffen, was morgen bestimmt furchtbar knapp wird. Moral kommt, wenn alles gut ist. Wenn wir gewonnen haben. In einer fernen, fernen Zukunft.
Januar 27th, 2013 at 15:57
@Wat. et al – Was ich meinte war natürlich ‘spielerisch zu arbeiten’. Die Dichotomie von ‘erst die Arbeit, dann die Freizeit’ muss mE genauso fallen wie die zwischen Produzent und Konsument, privat und öffentlich, Wirtschaft und Politik usw usf. Warum soll ich nicht ‘spielerisch’ auch in der ‘Arbeit’ mein Vergnügen finden, sie mit Muße durchsetzen etc, statt erst irgendetwas Lästiges hinter mich zu bringen, und mich dann auf Deubel komm raus gefälligst zu amüsieren? Da sähe ich das Pläsier nicht ein… und das mit der Affenhorde war auch durchaus ernst gemeint. Die Produktivität erlaubt es allemal. Und wäre es nicht auch ganz einfach leichter, die Produkte ‘spielerischen Vergnügens’ einfach so wegzugeben als die des ‘sauren Schweisses’? Und bevor das kommt – manche spielen auch ganz gerne in der Kanalisation. Echt jetzt.
Januar 27th, 2013 at 16:07
@ flatter und Peinhart: Auf das wollte ich auch hinaus. Muss ich wohl noch ein bisschen üben, damit es am Ende auch rüberkommt. Hab ja grade die Zeit dazu, zum draußen Spielen ist das Wetter eindeutig zu abartig.
Januar 27th, 2013 at 16:14
Schon verstanden. Aber warum sollte man etwas Richtiges nicht auch dreimal oder mehr ausdrücken…? ;)
Bei euch da oben auch schon Schneeregen?
Januar 27th, 2013 at 16:17
Schneeregen ist ein totaler Euphemismus. “Grauweiße Scheiße mit spitzen Nadeln” würd ich dazu sagen. Mein Sonntagsspaziergang wurde für mindestens eine Woche vertagt *g*
Also ruhig ein bisschen streiten hier, mir ist langweilig…
Januar 27th, 2013 at 17:36
Wenn ‘Du’ insgesamt die Voraussetzungen ‘geschaffen’ hast, daß Du auch Spielen kannst, dann und erst dann, wird sich die Durchmischung ‘ergeben’.
Btw. Klügere Geister als ich bezeichnen das als Produktivkraftentwicklung. ;-)
Edit: Für “Du” sollte eigentlich “Wir” stehen, aber ich kann immer so schlecht für andere sprechen… und für ‘andere’, die eh anders ‘ticken’ als ich, schon gar nicht^^
Edit2: Siehe #20
Januar 27th, 2013 at 17:47
@ Wat.: Mal blöde gefragt: Warum? Warum das Konditional, wer legt das fest, ist das schonmal so vorgekommen?
“Is so, wegen is so” ist mir immer ein bisschen zu wenig Begründung.
Ich hab so wenig Ahnung von Marx, dass ich mich hier auf ganz dünnem Eis bewege, aber ist die Produktivkraft nicht inzwischen so hoch entwickelt, dass die Durchmischung dann langsam mal losgegangen sein müsste, wenn sie sich automatisch ergeben soll?
Januar 27th, 2013 at 17:51
@Amike(68): Hätten wir denn (insgesamt) schon die Zeit (an jedem Tag), um uns fast nur ums Spielen zu ‘kümmern’?
Januar 27th, 2013 at 18:01
@ Wat.: Das ist eine Fangfrage, da erstens Gummi (Was genau ist denn “fast nur Spielen”?), zweitens ignoriert sie die bereits ins Spiel gebrachte Möglichkeit, dass eine Trennung à la “Erst die Arbeit, dann das Vergnügen” unnötig sein könnte, und drittens wird das niemand empirisch erheben können. Wer die Mittel dazu hätte, hat niemals das Interesse, sowas zu tun.
Januar 27th, 2013 at 18:11
@Amike(70)
“Wer die Mittel dazu hätte, hat niemals ein Interesse, sowas zu tun.”
Sorry, dachte Du kannst auch rechnen, hätte nicht gedacht, daß Dir das Mittel fehlt :-P
Lege alle derzeit geleisteten Arbeitsstunden um, kommste auf ca. 5 Stunden Arbeit an 5 Wochentagen, für alle, die hier schon arbeiten plus die, die es gern wollen würden.
Dreist wenn Du jetzt hingingest und mal eben 1,5 h pro Tag rausnimmst, weil Du meinst, daß ist nur ‘kapitalistischer Verwaltungsshit’, den es nicht mehr bräuchte, brauchste dann aber eben Zeit, daß Du Dich selbst in die Bestimmung über das, was ‘passieren’ soll, einbringst – Schlafen mußte irgend wann auch und kleine Hobbies haste da bestimmt trotzdem schon.
Aber daß Du fast nur für die ‘Hobbies’ leben kannst, da sind wir noch lange nicht.
Da steht nicht nur eine ganze Gesellschaftsordnung dagegen, auch wir selbst, als die Produktivkräfte.
Januar 27th, 2013 at 18:14
Wir hätten auf jeden Fall die Zeit, uns den Aufgaben gelassen genug zu widmen, dass der Spaß daran nicht auf der Strecke bleiben muss. Es gibt da sogar vom ollen Keynes eine Schrift ‘Ökonomische Möglichkeiten unserer Enkel’ osä, in der er allen Ernstes wähnt, man müsse dem ‘alten Adam’ seine Arbeitswut und -zentriertheit sogar aberziehen, ihn langsam entwöhnen sozusagen. Daraus stammen auch die gern ironiefest aber spöttisch zitierten Ideen, die Menschen Pyramiden bauen oder sie Löcher graben und wieder zuschütten zu lassen. Der größte Teil der gegenwärtig verrichteten Arbeit ist un- oder sogar kontraproduktiv. Allein für das Handling von Geld würde ich 30-40% ansetzen (und nochmal 10-20% bei jedem ‘privat’ und in der ‘Freizeit’).
Januar 27th, 2013 at 18:17
@ Wat.: Na, sone Rechnung hätte ich auch aufstellen können. Ein bisschen zählen hier und vermuten da und fertig ist die Laube. Damit wirste aber keinen überzeugen können, weder Leute, die glauben, die Produktivkräfte seien schon weit genug entwickelt, noch die, die meinen, man müsse täglich im Schweiße seines Angesichts usw.
Nee, liebe Wat., das ist mir zu wenig. Und du ignorierst auch weiterhin die Möglichkeit, dass Spiel und Arbeit zusammenfallen könnten.
Januar 27th, 2013 at 18:18
@Peinhart(72)
Ja, ja, prophylaktisch, pothetisch… bleibts aber auch, so lange Du meinst, das geht ‘nur’ über den Kopf.
Ich hab keinen Grund anzunehmen, daß Du es anders meinst, oder haste ne Idee hier schon mal angerissen, wie dahin kommen?
… dafür höre ich immer, was dann sein soll(te) – Super – da hätte ich auch noch ‘nen paar Wünsche offen, sorry.
Januar 27th, 2013 at 18:21
@Amike(73)
“könnte”
Determinismus iss aber nich…
(Ansonsten siehe bitte #74)
Januar 27th, 2013 at 18:26
@ Wat.: “könnte” ist also seit neuestem Determinismus? Ich fürchte, ich bin Hoecker und hiermit raus.
Januar 27th, 2013 at 18:30
@Amike: Quak, aber zu “könnte” gehört doch auch ein “wie”, oder sehe ich das falsch?
Und wenn das “Könnte” nur von Oben oder dem Kopf kommen soll, wären wir aber tatsächlich mindestens bei Ho(nn)ecker…
Januar 27th, 2013 at 18:39
@ Wat.: Die Möglichkeit des “wie” ist aber gar nicht da, wenn das “könnte” direkt schon verworfen wird. Ich hab auch niemals behauptet, schon zu wissen, wie sowas funktioniert, aber wenn ich mir das Denken aus Angst vor einer Kopfgeburt verbiete, dann kann ich ja auch niemals auf eine Antwort kommen.
Ich bin halt der Meinung, dass es offenbar Mauern zu geben scheint, die härter sind als Köpfe und dass es nicht reicht, wenn ich meinen Kopp da nun auch noch gegen kloppe, in der Annahme, dass der schon härter sein wird als die Köpfe all derer, die das auch schonmal versucht haben. Und als Alternative bleibt mir da halt erstmal nur das Denken. Sollten sich die Umstände ändern oder das Denken dazu führen, dass ich mich auf eine bestimmte und konkrete Art von Praxis festlegen möchte, dann werde ich das sicherlich tun.
Aber “einfach mal machen” ohne einen blassen Schimmer zu haben, was eigentlich ich mache, scheint mir unter meiner Würde als denkfähiges Wesen (und das sind alle Menschen, nicht nur ich). Ganz abgesehen davon, bin ich natürlich nicht befreit von jeglicher Praxis, ich kann mich noch nicht von Luft ernähren und selbst wenn, wäre ja zu befürchten, dass die demnächst auch privatisiert wird.
Januar 27th, 2013 at 18:46
Ich hab nicht die leiseste Absicht, (mir und anderen) das Spinnitisieren zu verbieten…
Natürlich braucht es Wunschkataloge von Träumen als Voraussetzung überhaupt mal ‘ausscheren’ zu können.
(Ich hab nur ‘gemeutert’, weil mich das Gefühl beschlich, daß das eher so Träume sind, was andere machen sollen – Edit: Damit ‘Ihr’ was machen könnt)
Januar 27th, 2013 at 18:50
@ Wat.: Na, also sowas steht bei mir definitiv nicht drin, ich weiß ja nichtmal für mich selber bescheid, da werd ich den Teufel tun und das für andere wissen.
Ich denke, wir haben recht unterschiedliche Prämissen, die wir bereit sind anzunehmen und selbst, wenn wir mit der gleichen Logik operieren (was ich annehme, bin mir aber nicht ganz sicher), kommen wir jeweils woanders raus. Ich hoffe mal, dass wir beide noch weit genug dem Suchen zugeneigt sind und wenig genug dem Gefundenhaben, dass wir uns darüber weiter sinnvoll austauschen können. Müssen ja nichtmal an der gleichen Stelle rauskommen, aber komplett aus den Augen verlieren fänd ich auch irgendwie schade.
Januar 27th, 2013 at 19:00
Iss schon ok @Amike – nen büschen gezofft haben wir uns immer, und uns immer auch irgendwo wieder gefunden.
Ab und an muß ich aber auch mal ‘deutlicher’ werden (dürfen).
Bei mir ist beim Pferd halt ‘immer’ woanders vorne und die Zahlen 1 und 2 für die Schrittfolge scheine ich auch anders zu setzen.
Ich hätte eben gern erstmal die Arbeit frei, bevor ich übers ‘nur’ Spielen rede(n kann).
Januar 29th, 2013 at 10:40
Kleine Materialliste zur Schätzung des tatsächlichen ‘stofflichen’ Reproduktionsaufwandes. Oder hatten wir das schon? Weitere ‘Einsparungen’ würden sich mE auch noch ergeben, wenn wir zB nicht wie dort vorgeschlagen das Auto optimieren, sondern Mobilität neu denken. Aber auch die simple Übernahme der technisch-industriellen Einrichtungen sehe ich kritisch, da wird sich wohl eher ein leichter Produktivitätsrückgang ergeben, wenn auch die ‘Arbeit’ sich an menschlichen Bedürfnissen orientieren soll und nicht länger an betriebswirtschaftlicher ‘Rationalität’.
Januar 29th, 2013 at 21:32
Schmerz, lass’ nach!
“Brauchen wir ein Anti-Stress-Gesetz?
Ja, denn das aktuelle System ist auf Ausbeutung ausgerichtet, sagt Tina Groll. Bloß nicht, mündige Arbeitnehmer brauchen keine Bevormundung, entgegnet Sybille Klormann.”
https://www.zeit.de/karriere/beruf/2013-01/pro-contra-stress-arbeit
Jetzt stellt sich für mich die Frage, ob Fräulein Groll dumm oder zynisch ist.
Dumm, falls “Ja, denn das aktuelle System ist auf Ausbeutung ausgerichtet … und mit einer Anti-Stress-Verordnung kann man die Ausbeutung abschaffen.”
Zynisch, falls “Ja, denn das aktuelle System ist auf Ausbeutung ausgerichtet … und mit einer Anti-Stress-Verordnung kann man die Ausbeutung verlängern, also verbessern.”
Wobei die zweite Alternative die sozialdemokratischere wäre.
Januar 30th, 2013 at 11:10
Die einzig sozialdemokratische. Nicht weniger zynisch oder dumm ist aber ihre ‘Gegenspielerin’. Denn ‘mündig’ – auch in der Form ‘mündiger Bürger’ oder ‘mündiger Verbraucher’, überhaupt ‘der freie Wille’ – bedeutet hier und jetzt nichts anderes als ‘den Systemimperativen gehorchend’.
Januar 30th, 2013 at 12:08
“dumm und zynisch”
(OT) Neulich las ich einen Artikel über immer wieder auftretende Erdbeben in der Nähe der holländischen Stadt Groningen. Wurde deren Stärke vor ein paar Jahren noch mit 2 Kommairgendwas bewertet, ist inzwischen die Rede von möglichen Beben um den Wert 5 (auf der oben offenen usw.).
Als direkter Verursacher wird die Gewinnung von Schiefergas in der Gegend benannt, die eigentlich kein tektonisch aktives Gebiet darstellt.
Irgendein Heini meinte, dass es selbstredend besser sei, mit dem Fracking aufzuhören, aber dass der Stopp “wirtschaftlich unvernünftig” wäre.
Die logarithmische Arschlochskala scheint in allen Richtungen eine offene zu sein. Jedenfalls weiß ich nicht mehr, wie man solche Äußerungen, vor allem aber dieses Treiben, überhaupt noch sinnvoll kommentieren soll.
Naja, zu meiner Schulzeit gab es noch den Begriff “dummfrech”.
Ach, und in Spanien wurde diese Tage seitens der Regierung die Genehmigung erteilt, im gesamten Naturschutzgebiet Doñana mit den Arbeiten zum Fracking zu beginnen.
Januar 30th, 2013 at 12:39
Tja, da hatten wir immer gedacht, die Erde würde von Atombomben zerrissen – und jetzt kommen die mit diesem Fracking daher. Trotzdem enthält die Aussage dieses Heini sogar Hoffnung – immerhin ist da schon mal ein Widerspruch ausgedrückt. An solch Zipfeln muss man ziehen…
Februar 1st, 2013 at 21:35
gelöscht, der säzzer.
Februar 1st, 2013 at 21:43
@Stefan Wehmeier: Geile Schreibe. Bist Du so ‘ne Art Nationalsozialist? Na, ist ein bißchen gemein, aber was willst Du eigentlich sagen? Terrorismus, systemische Ungerechtigkeit, zivilisiert…jo geh fort.
Februar 1st, 2013 at 21:52
@Stefan Wehmeier: Ist Zeit, dass du den Unterschied zwischen meinem Blog und deinem erkennst.
Februar 1st, 2013 at 22:12
@flatter: Ich reagiere deshalb so empfindlich, weil ich öfter Diskussionen führe mit Leuten, die die 60 schon weit hinter sich gelassen haben und meinen, die Welt über die “wahren Geschehnisse” aufklären zu müssen.
Der von Ahnung weitestgehend befreite Herr K. wird das natürlich alles für die nachfolgenden Generationen festhalten.
Februar 1st, 2013 at 22:22
Nö, ich wollte mich da gar nicht einmischen und Herr A. geht mir am K. vorbei. Ich habe Herrn Wehmeier allerdings schon ein paar mal gesagt, dass ich diesen Kram hier nicht zu promoten gedenke, zumal der Zusammenhang ja offenbar völlig irrelevant zu sein scheint.