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Der sogenannte “Friedensnobelpreis” entwickelt sich zu einer neuen Kunstform des Abgesangs. Den Preisträgern wird eine Art “Hätte schön werden können” hinterhergeworfen, die Auszeichnung sollte als Kranz abgelegt werden am Grab der ungenutzten Möglichkeiten und gebrochenen Versprechen. Als Maxime der Veranstaltung schlage ich vor: “Friede ist unsere Waffe. Krieg ist alternativlos. Wir sind die Guten.”.

Spätestens seit 1973 braucht man zwei paar Handschuhe, um diesen Preis anzunehmen. Damals wurde der Protagonist des Vietnamkriegs Henry Kissinger für das Massenschlachten in Vietnam geehrt, nachdem es beendet worden war. Die Kommission kam zu der Entscheidung möglicherweise während der erfolgreichen Vorbereitung des Pinochet-Putsches in Chile, an der Kissinger mutmaßlich beteiligt war. Seitdem muss man sich fragen, ob das ein Witz sein soll, ein zynischer Kommentar zum Weltgeschehen.

Mit der vorzeitig herausgespritzten Ehrung des ersten “Commander in Chief” Barak Obama mauserte sich die Veranstaltung zu einem Fanal der Hoffnungslosigkeit. Vielleicht sitzen dort Visionäre, die wissen, wann es am schönsten ist und nur noch schlimmer wird. Obama wurde für Versprechen belohnt, die er nicht einhielt. Immerhin hat er sich nicht geschämt, den Preis anzunehmen, den auch ein unter Druck zurückgetretener Rassist wie Frederik Willem de Klerk bekommen hatte. Als erster schwarzer Präsident muss man sich mit den Herrenmenschen auf Augenhöhe bewegen, ja sicher.

Es war so schön …

Nun also die EU, in einer Phase des rasanten Abbaus von demokratischen Rechten, der Verarmung ganzer Völker inmitten obszönen Reichtums und dem Aufflammen bürgerkriegsähnlicher Zustände. Europa war ein recht friedlicher Kontinent, lasst uns das feiern, ehe die Ausgangssperren verhängt werden oder die Innenstädte gesperrt werden, sobald ein namhafter Politiker unterwegs ist. Noch ist es schlimmer in vielen Ländern Afrikas oder zum Beispiel in Mexiko. Doch, es war schön hier. Preiswürdig schön.

Selbstverständlich ist diese Äußerung wieder so eine Meinung von einer Kreatur aus der Gosse bzw. einer “schrägen Figur vom rechten oder linken Rand“, wie der Lohnschreiber Christian Rickens für das Stürmergeschütz der Demokratie schreibt. Es ist längst keine Begleiterscheinung mehr, sondern eine tragende Säule der Verrohung, dass Artikel aus den politischen Redaktionen zum publizistischen Mobbing verkommen sind.

Mit der Macht eines großen Verlags wird den Lesern ganz deutlich gesagt, was sie nicht denken dürfen, wenn sie noch dazugehören wollen. Es ergeht ein Verbot der Kritik bei Androhung des Ausschlusses aus der Gesellschaft. Der letzte Akt der Toleranz besteht in der Formulierung “schräge Figur vom Rand”. Das ist doch allemal demokratischer als “Ratten und Schmeißfliegen”. Danke dafür!