wolfskelDie ‘Jamaika Koalition’ im Saarland ist am Ende. Schon die FAZ bemühte jüngst die “Wolf”-Metaphorik, als sie unter dem Titel “Der Mensch ist dem Menschen ein Parteifreund” die Zustände in der Saar-FDP beschrieb. “Homo homini lupus” lautet das Original und bedeutet “Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf”. Es geht um Macht, und da wird dem Wolf als Fabeltier unterstellt, er nutze die Kraft seiner Reißzähne ganz ungehemmt gegen die armen Schafe. Aber das ist nur eine seiner charakterlichen Schwächen.

Der Wolf ist nämlich kein Fuchs. Wäre er einer, er machte sich die Sache nicht ganz so leicht und wüsste, dass anders manchmal besser ist. Nicht bloß, dass da draußen noch andere Wölfe sind und irgendwann einer daher kommt, der stärker ist. Eigentlich, und da bricht jetzt die Metapher, ist der Wolf nur ein Teilzeitraubtier. Ansonsten ist er ein soziales Wesen, und die Wölfe der Demokratie – das vergessen sie zu leichtfertig – haben ihr Gebiss nur geliehen.

Wölfchen der Demokratie

Der Wulff hat sich so benommen, als hätte er von alledem noch nie etwas gehört. Das verleiht ihm sogar etwas Rührendes, denn wenn die Ameise dem Elefanten mit “Krieg” droht, riecht das eher nach Verzweiflung als nach Machtmissbrauch. Auch das, was an Korruptionsverdacht an ihm hängen bleibt, ist nicht einmal zweite Liga. Günstige Kreditzinsen für eine Mittelschichtsbutze, ich bitte Sie! Was soll die Oberschicht darüber denken? Der Mann ist unter den Reichen und Schönen erledigt – nicht, weil er es tat, sondern weil er es nötig hat.

Schrieb ich neulich, “einen besseren Präsidenten kann ich mir nicht vorstellen“, so bestätigt sich das heute und am Beispiel der Saarländer auf den Punkt. Was dort an Gemauschel und Gekeile anstelle von Politik veranstaltet wird, ist exakt das, was der Präsident aktuell repräsentiert. Kleingeistig, kurzsichtig, auf den eigenen Vorteil bedacht und bar jeder realistischen Selbsteinschätzung marodiert dort die politische Kaste durch die öffentlichen Rabatten. Vergnügt durften wir bereits zur Kenntnis nehmen, dass der dortige FDP-Vorsitzende sich und seine Zukunft in die Arme der CDU-Fraktion gerettet hat. Der Rest zerlegte sich in der Folge gegenseitig und selbst.

Dass dabei diverses Geschacher um Pöstchen und Dienstwagen, die keine sind, eine Rolle spielt, ist geradezu komisch, denn solche Kleinigkeiten hat der Grünen-Chef Ulrich vor Jahren schon an sich abperlen lassen. Ich zitiere mich:
Und wenn sich dann herausstellt, daß er [Ulrich] noch bis Anfang Oktober auf der Gehaltsliste des FDP-Chefs Ostermann stand, der auch die Verhandlungen begleitete, fängt es arg an zu stinken. Ganz nebenbei bemerkt ist Ostermann überführter Steuerhinterzieher, Ulrich seinerseits hat sich laut Stuttgarter Zeitung damit hervorgetan, daß er PKWs mit Fraktionsrabatt an Land gezogen und verhökert hat.

Ihr gutes Recht

Nach dem Ende der schwarzgelben Koalition kann der brave Wähler sich jetzt anschauen, welche Variante seiner Irrelevanz demnächst aufgeführt wird. Schwarzrot oder rosagrünrot? Das eine ist die Option für Wahlen, die man sich schenken kann, das andere werden wir nicht erleben, weil die Linke mit mehr als 21% der Stimmen zu viel Einfluss hätte. Für die gilt ja: Je mehr sie wählen, desto weniger darf sie mitspielen. Lediglich der Machtwille des Grünenchefs spräche dafür. Er könnte derart auch den Einfluss der FDP sichern, mithilfe der Linken. Eine bizarre Vorstellung, aber ebenfalls sehr passend in dieses Verständnis von Demokratie.

Aus der Hauptstadt berichtet der Tagesspiegel derweil fröhlich frech von Versuchen der Einflussnahme auf seine Berichterstattung. Auch das ist keine Erfindung des Gescheitelten aus Hannover, es ist vielmehr die Ergänzung zur organisierten Hofberichterstattung, auf die ich hier gar nicht oft genug hinweisen kann (siehe Video). Es sind diese Parteien, es ist dieses Verständnis von Politik, dass sich im Recht wähnt und keine Vorstellung mehr hat von Korruption und davon, wie sie funktioniert. Wozu auch? Sie werden ja trotzdem wiedergewählt.