Betreffs “Privatisierung“:
… allein das Wort ist ungefähr so sexy wie Roland Pofalla
Aus meinem Lieblingsblog.
Betreffs “Privatisierung“:
… allein das Wort ist ungefähr so sexy wie Roland Pofalla
Aus meinem Lieblingsblog.
“Hillary Clinton ist eine erdige Frau, klug und vernünftig.” Aha. Außerdem ist sie “zäh, hart, mit einer außerordentlichen Steherqualität“. Soso.
“Obama wählen ist” hingegen “wie eine aufregende Affäre“, aber über ihm “ziehen dunkle Wolken auf“.
Und dann holt er sie raus, die Geschichte von dem Mafiamann, mit dem Obama sich befleckt hat, Obendrein hatte der Kontakte zu seinem “irakischen Hintermann, einen Geldgeber aus dem Umfeld von Saddam Hussein“, so Steingart. Diese knallhart recherchierten Fakten sind in den USA seit Jahren bekannt. Obama hat dazu Stellung bezogen, und es ist schlicht irrelevant, zumal für Beobachter aus Europa, wie und zu welchem Preis Obama an sein Haus gekommen ist. Die Verbindung zu Saddam Hussein ist so vage und irrelevant, daß übern Teich schon gar niemand davon spricht. “Niemand” ist nicht ganz richtig. Die ganz Rechten wittern natürlich eine Verschwörung, denn Obama heißt “Barak Hussein”, Obama ist nicht weit von Osama, und das ganze Paket ist eine so konstruiert anrüchige Sache, daß sogar Obamas politische Gegner davor zurückschrecken, davon Gebrauch zu machen.
Anders der Q-Journalist vom Nachrichtenboulevard, der noch immer nicht bemerkt hat, daß er mit seinen tendenziösen Artikelchen der lieben Hillary nicht helfen kann. Niemand liest das, Steingart. Niemand, der einen der beiden wählen könnte. Als nächstes erzählt er uns, ein Präsident Obama lasse heimlich Massenvernichtungswaffen bauen.
Daß der deutsche Magazinleser sich erzählen läßt, was der Neger für ein böser Mann ist – mag sein, daß es funktioniert. Na und? Wen interessiert das? Wen interessiert Gabor Steingart? And what the hell is “der spiegel”?
Da ist der Parteirat den Lautsprechern aus der Schröder-Fraktur dazwischen gegrätscht wie Jürgen Kohler in seinen besten Zeiten. Während die Politikexperten aus der bürgerlichen Schrottpresse seit Tagen aus allen Rohren feuern und ihren Lesern weismachen wollen, Beck zerreiße die Partei, stellt sich heraus, daß diese erstaunlich geschlossen zu ihrem Chef steht. Und das, obwohl er sich einen taktischen Fauxpas erster Güte geleistet hat.
Wenn Steinmeier nun feststellt, die Medienpräsenz der Partei sei verbessungsbedüftig, hat er völlig recht. Er verschweigt allerdings nonchalant, daß die Medien ihn und die alten Schröderianer nach Kräften unterstützen. Bessere Öffentlichkeitsarbeit hieße also in erster Linie für ihn und Freund Steinbrück, sich geschlossen zu halten.
Die Entwicklung ist tatsächlich erstaunlich: Obwohl die Linken aus der SPD zum großen Teil abgewandert sind, stellt sich die “Basis” mitnichten hinter den Kurs der alten Fraktion, der die Mitte schon zu weit links ist. Es zeigt sich, daß Beck in einer ernsthaften Krise unangefochten ist.
Vielleicht habe ich die alte Tante zu früh für tot erklärt, jedenfalls bin ich überrascht. Sie wird sich weiterhin warm anziehen müssen, da muß man sich nur den dröhend hirnlosen Titel des aktuellen “Spiegel” anschauen. Aber es wäre ein Grund zur Freude, wenn sich die Tendenz fortsetzte: Je mehr die Trommelschläger des Schröder-Merkel-Komplexes den neuen Stalinismus heraufbeschwören, desto weniger läßt sich die SPD von diesem Gewäsch beirren. Wenn es Becks Leistung ist, mit stoischer Ignoranz dagegen zu halten, dann gebührt ihm in diesen Zeit schon Respekt für seinen Dickkopf.
Enttäuschung pur gestern beim Hamburger Boulevardblatt:
Fußball, Titten und ein gefährlicher Kommunist, aber nicht die Spur von Hitler. Öde!
Es ist nicht ungefährlich, bei Google bestimmte Schlagworte einzugeben und dann klickiklicki das Angebot heimzusuchen, das scheinbar liefert, was man sucht. Man hinterläßt nämlich Spuren. Und es gibt Grenzen des schlechten Geschmacks. Ich mußte eben zur Keramik sprinten, weil meine Perestaltik nicht recht wußte, wohin mit dem Frühstück.
“Andrea Nahles Titten” ?! Wer sucht denn sowas?
Die geschätzten Kollegen Chat Atkins und Jochen Hoff werfen die Frage auf (Diskussion dazu bei letzterem), wie es um die Verantwortlichkeit von Managern steht. Nicht zuletzt kommt der Zweifel auf, ob und inwieweit die Herren sich im Klaren sind über die Folgen ihres Tuns. Die aktuelle Ideologie des Kapitalismus zeichnet sich in bemerkenswerter Weise dadurch aus, daß die “Argumente” einer Logik, zumindest einer Linie folgen, ohne daß ersichtlich wäre, wer da in wessen Interesse und auf welcher Basis diskutiert und entschiedet. Daß man “Marktgesetze” postulieren und interpretieren kann, ist unbestritten. Aber wer stellt die Fragen nach der Wahrheit, der Relevanz, den Prioritäten und den Folgen? Wo wäre etwa eine Grenze, an der Ökonomie sich vor etwas ihr Äußerem rechtfertigen muß? Und kann sie das überhaupt? Ist es die Aufgabe eines Managers, sich Gedanken über die sozialen Folgen seines Handelns zu machen? Ist es die seines Auftraggebers? Ist es Aufgabe “der Politik”, solche Fragen zu stellen, Antworten zu finden und Entscheidungen daraus abzuleiten? Sind die Vetreter von Eigentümern und Unternehmen darauf zu verpflichten, sich aus der politischen Debatte herauszuhalten? Oder sind sie darauf zu verpflichten, in der Debatte auch solche Aspekte zu berücksichtigen, die nicht mit ihren Interessen und Arbeitsweisen zu vereinbaren sind? Hieße das wiederum, daß unternehmerische Entscheidungen nur mit Rücksicht auf soziale Folgen zu treffen wären?
Ist es darüber hinaus so, daß eine “Globalisierung” wirtschaftlicher Strukturen und Sachzwänge einer sozialen Verantwortung der Unternehmer und Eigentümer entgegenstehen?
Die Sache ist nicht so einfach. Vor allem ist sie nicht so einfach, wie sie von neoliberalen Lautsprechern stets gemacht wird. Schon gar nicht sind solche Vereinfachungen ungefiltert von Parteien und Medien zu übernehmen. Was mir auffällt ist, daß es in der Geschichte der Kulturen immer Philosophien gegeben hat, in deren Mittelpunkt die je aktuellen Fragen der gesellschaftlichen Wirklichkeit standen. Es war jeder Oberschicht ein “Muß”, in solcher Philosophie gebildet zu sein. Daraus resultierte immer zweierlei: Ein (gebremster) Fortschritt des Wissens über das Hier und Jetzt sowie die Ausbildung einer herrschenden Ideologie.
Zu keiner Zeit aber war die herrschende Klasse so ungebildet und tumb gegen ihre eigene Zeit wie heute. Selbst Machiavelli, die geheime Inquisition oder staatstragende preußische “Aufklärer” waren so weit auf der Höhe ihrer Zeit, daß sie ihre ideologischen Pamphlete nah an den Zweifel über ihr Tun heran brachten. Selbst das finstere Mittelalter produzierte en masse Dissidenten in den Reihen derer, die für den Erhalt der Herrschaft zuständig waren. Es gibt philosophische Disziplinen, Schulen und Kategorien für alles, das soziale und politische Relevanz hat: Ethik, Moraltheologie, Rechtsphilosophie, Utilitarismus, Ästhetik, Dialektik, Idealismus… Philosophie eben. Selbst die autoritärsten Herrscher scharten Gelehrte um sich, die noch selbst denken durften. Es hat sie diese wohl beizeiten den Kopf gekostet, aber ihre Wahrheit war dann immerhin ausgesprochen und wirksam.
Und heute? Welche Rolle spielt das Glück des Einzelnen, der Glanz des Monarchen, das Schicksal des Ganzen, das Gute, Wahre und Schöne? Welche Relevanz haben die Menschenrechte, wenn eine unternehmerische Entscheidung getroffen wird? Wer interessiert sich für solche Fragen in Politik und Medien?
Nein, sie wissen nicht, was sie tun. Sie wissen nicht einmal mehr, daß sie es nicht wissen. Die Leistungsträger und ihre Zuträger sind völlig unbeleckt von philosophischer Bildung, und zumindest für dieses Land gilt, daß diese Dummheit längst auch an den “Universitäten” Einzug gehalten hat. “Cogito ergo sum”? Descartes wäre heute ein linksradikaler Kulturpessimist. Man würde ihm ankreiden müssen, er behaupte die Nichtexistenz der Menschheit.
Dabei müßte es nicht einmal “Philosophie” sein, schon gar nicht die große. Ein kleiner Zweifel hier und da wäre völlig ausreichend. Aber den können wir uns wegen der harten Konkurrenz im globalen Wettbewerb nun einmal nicht leisten.