Da ist der Parteirat den Lautsprechern aus der Schröder-Fraktur dazwischen gegrätscht wie Jürgen Kohler in seinen besten Zeiten. Während die Politikexperten aus der bürgerlichen Schrottpresse seit Tagen aus allen Rohren feuern und ihren Lesern weismachen wollen, Beck zerreiße die Partei, stellt sich heraus, daß diese erstaunlich geschlossen zu ihrem Chef steht. Und das, obwohl er sich einen taktischen Fauxpas erster Güte geleistet hat.
Wenn Steinmeier nun feststellt, die Medienpräsenz der Partei sei verbessungsbedüftig, hat er völlig recht. Er verschweigt allerdings nonchalant, daß die Medien ihn und die alten Schröderianer nach Kräften unterstützen. Bessere Öffentlichkeitsarbeit hieße also in erster Linie für ihn und Freund Steinbrück, sich geschlossen zu halten.
Die Entwicklung ist tatsächlich erstaunlich: Obwohl die Linken aus der SPD zum großen Teil abgewandert sind, stellt sich die “Basis” mitnichten hinter den Kurs der alten Fraktion, der die Mitte schon zu weit links ist. Es zeigt sich, daß Beck in einer ernsthaften Krise unangefochten ist.
Vielleicht habe ich die alte Tante zu früh für tot erklärt, jedenfalls bin ich überrascht. Sie wird sich weiterhin warm anziehen müssen, da muß man sich nur den dröhend hirnlosen Titel des aktuellen “Spiegel” anschauen. Aber es wäre ein Grund zur Freude, wenn sich die Tendenz fortsetzte: Je mehr die Trommelschläger des Schröder-Merkel-Komplexes den neuen Stalinismus heraufbeschwören, desto weniger läßt sich die SPD von diesem Gewäsch beirren. Wenn es Becks Leistung ist, mit stoischer Ignoranz dagegen zu halten, dann gebührt ihm in diesen Zeit schon Respekt für seinen Dickkopf.