Die Landesregierung NRW hat im Rahmen ihrer Kulturrevolution ein konservatives Weltbild mit eifrigem Bürokratismus verbunden, um moderner Bildung gründlich den Garaus zu machen. Das Zentralabitur ist eine dummdeutsche Großtat von Beamten für Beamte, die alles mögliche brücksichtigt, nur nicht die Schüler und ihren Bildungsprozeß.
Wie soll es funktionieren? Immer gut zwei Jahre im Voraus wird das Plansoll per Runderlaß den Schulen verkündet, damit diese ihre Lehrveranstaltungen darauf abstellen. In diesem Rahmen werden inhaltliche Vorgaben gemacht, die zwar nicht nachvollziehbar sind, aber für alle Gymnasien des Landes verbindlich. Ziel dieser Veranstaltung: Bessere Vergleichbarkeit der Leistungen und mehr “Prüfungsgerechtigkeit”. In der Praxis ist das Unfug, denn ein zentral festgellegtes Ziel sagt überhaupt nichts aus über den Weg dorthin. Gute Lehrer machen auch so noch die Arbeit leichter, und ein großes Manko des deutschen Schulsystems, die Ausrichtung auf Leistungsprüfungen statt auf einen reflektierten Bildungsprozeß, wird derart noch verschlimmert. Wenn Pisa eines gezeigt hat, dann, daß die Deutschen nicht fähig sind, aktiv zu lernen, selbst dann, wenn sie Leistungnormen erfüllen. Zu glauben, man könnte einen Bildunsgsstand samt Inhalten vorab festlegen, um die Misere in den Griff zubekommen, ist grotesk. Das Pillepalleabitur, das nicht mehr als durchgekaute Interpretationen von Klassikern abfragt, ist zudem so kreativ wie eingeschlafene Füße. Projektbezogenes Lernen, die Entwicklung eigener Bildunsgwege unter Einbeziehung je aktuellster Informationen, wird derart komplett ausgebremst. Gefragt ist Gefragtwerden und Antworten ausspucken. Genau diese Fähigkeit ist aber längst überentwickelt in diesem Land und zeichnet eben nicht studierfähige Menschen aus. Die Vorbereitung auf die Leistungsprüfung wird nicht einmal dazu führen, daß inhaltliche Defizite in bezug auf den Lernstand vermieden werden. Obendrein kümmert sich aber noch immer niemand um die Fähigkeit zur selbständigen Entwicklung, im Gegenteil: Das würde ja bedeuten, daß Ziele und Wege entsprechend flexibel gestaltet werden müßten. Der große Vorteil des Masterplans liegt einzig in der Verwaltung des Abiturs und der zentralen Kontrolle über Bildunsginhalte. So kommt niemand auf die Idee, abweichende Konzepte zu verfolgen und durch Innovation zu glänzen. Diese absurde Gleichmacherei ist in allerletzter Konsequenz das, was den Sozis immer vorgeworfen wurde. Sie ist dazu erzreaktionär – und wird wie jeder Blödsinn, den die Union ausheckt, won der F.D.P. mitgetragen.
Mai 2007
Hartz IV subventioniert Warmduscher
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11. Mai 2007 12:13
Sogar warmes Wasser dürfen sich die Faulpelze gönnen: Die Kosten dafür muß die ARGE übernehmen. Ein großs Lob der ARGE in Marienberg/Erzgebirge, die einfach eine Pauschale für warmes Wasser von den Unterhaltskosten abgezogen hatte. Diese wunderbare Idee, ein Beispiel für entschlossenes eigenmächtiges Handeln zur Reduzierung von Kosten durch Sozialparasiten, wurde nun vorläufig vom zuständigen Landessozialgericht gestoppt. Gut zu wissen, daß sich tapfere Beamte unbeirrt um die Schikanierung von Arbeitslosen bemühen und nicht etwa versuchen, ihnen Jobs zu vermitteln. Das wäre ja reine Zeitverschwendung.
ZEIT online bringt es ganz gut auf den Punkt, was die völlig überzogenen und unsinnigen Durchsuchungen in der “autonomen Szene” bringen, nämlich nichts außer einer großen Alarmübung des Präventionsterrors. Zeitpunkt und Opfer sind gut gewählt, denn es steht ein Ereignis bevor, das spätestens nach dieser Aktion nicht mehr friedlich über die Bühne gehen wird, und die Szene ist durchsetzt von hohlen Krawallmachern, die alles andere sind als Sympathieträger. Beim gemeinen Volk kommt also an, daß alles seine Richtigkeit hat und es nicht die Falschen trifft. Leider ist das Gegenteil der Fall.
Der G8-Gipfel ist ein Politikum, das nicht ohne Resonanz in Form von Protest stattfinden darf. Die Symbolik von Sicherheitszaun und Stacheldraht, die absolut fehlende Transparenz und die Verachtung des Fußvolkes, den dieser politische Opernball ausstrahlt, kann Demokraten nicht gleichgültig sein. “Wirtschaft”, vulgo Kapital (und dessen Eigner) hat sich selten so sichtbar die Priorität vor der Politik gesichert. Dagegen darf man protestieren, und dieser Protest darf organisiert sein.
Die Art und Weise, wie nun dagegen vorgegangen wird, ist atemberaubend anmaßend und zeugt von einem Geiste, der einer Junta gut zu Gesicht stünde. “Terror” nennt man den Protest, und die Konstruktion, mit deren Hilfe hier “Recht” passend gemacht wird, wäre lächerlich, wenn nicht so beängstigend. Irgendwer zündet irgendwo ein Auto an, Wirrköpfe, die entweder so blöd sind zu glauben, das hätte eine politische Wirkung oder einfach Bock auf Krawall haben und sich politisch geben, um diesen Blödsinn halbgar zu rechtfertigen. Wie auch immer man das sieht, mit “Terror” hat das nichts zu tun, und vor solchen Flitzpiepen müssen die grauen Herren in den Panzerlimousinen nicht derart geschützt werden.
Zwei deutliche Signale sendet der Staatsschutz hingegen mit seinen Razzien aus:
Erstens: Das Recht auf Äußerung einer abweichenden Meinung gilt ihnen nichts, und diejenigen, die sie äußern wollen, werden eingeschüchtert.
Zweitens: Es gibt eine allgegenwärtige Bedrohung, der Herr zu werden jederzeit die Mißachtung der Grundrechte rechtfertigt. Terroristen könnten tausende töten, degegen muß der Staat sich wappnen, sagen die “Theoretiker”, i.e. Demagogen. Für dieses Ziel machen sie mobil und hoffen auf die Zustimmung ihrer Wähler. Auf der anderen Seite stehen Vollzugsbeamte bereit, für die jemand des Terrors bereits dann verdächtig ist, wenn er jemanden kennen könnte, der womöglich ein Auto angezündet hat.
Ich bin nicht mehr in dem Alter, in dem man noch Verständnins hat für Kapuzenheinis, die Molotowcoktails für ein politisches Instrument halten. Dennoch müssen selbst jene vor einem losgelassenen Staat geschützt werden und nicht umgekehrt. Die Schäublerepublik 2007 macht uns gerade klar, daß jeder verdächtig ist, und daher auch jeder ein Terrorist.
CDU: National, patriotisch, soldatisch
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08. Mai 2007 23:23
Roland Pofalla, ein politischer Gigant wie vor ihm nur Peter Hintze, hat die ganze schöpferische Kraft, die sich im neuen Grundsatzprogramm der CDU niederschlägt, in Worte gefaßt: “Ohne Vaterlandsliebe, das Bekenntnis zur schwarz-rot-goldenen Fahne und das Beherrschen der deutschen Sprache hält unsere Gesellschaft nicht zusammen“. Vaterlandsliebe! Das ist das erste, was der CDU im Jahr 2007 einfällt, wenn es um Solidarität geht. Das läßt auf große Reformen hoffen, denn Vaterlandsliebe hilft vor allem dann, wenn es nix mehr zu fressen gibt und der Krieg verloren ist. Sie ist die Solidarität der verzweifelten Durchhalter und der Stolz der Unbelehrbaren.
Zusammenhalt nur unter Schwarzrotgold? Diese zuspätgekommene Schnapsidee versucht, sich dem Fußballervolk anzuschmiegen wie Pickel dem Teenagergesicht. Liebe Christdemokraten, die Party ist vorbei, und ihr wart nicht eingeladen. Ich kenne übrigens eine Menge Leute, die gut zusammenkommen können, ohne sich in eine Fahne einzuwickeln.
Die Beherrschung der deutschen Sprache ist natürlich wichtig. Das heißt nämlich, daß diese Ausländer endlich aufhören sollen, ihren Kauderwelsch zu radebrechen. Sie sollen sich integrieren! Wer in München in den Hauptbahnhof, ääh, einsteigen will, muß die deutsche Sprache so sicher beherrschen wie Bayern, Schwaben, Sachsen und Hauptschüler, ey, isch schwör! Wie wir hören, geht es dabei um “Leitkultur” und “Patriotismus”. Das ist visionär, nicht wahr, das sind die Probleme dieser Zeit!
Dazu paßt auch der Parteiprogramm gewordene Schäuble: Sie [die CDU] spricht sich zudem für eine “wehrhafte Demokratie” aus, in der “Datenschutz nicht zum Täterschutz” werden darf. Die Bundeswehr soll “in besonderen Gefährdungslagen” auch im Innern eingesetzt werden können.” Zusammengefaßt ist das eine hervorragende Vorbereitung auf eine Koalition mit der NPD. Diejenigen in Volk und Nation, die andere Vorstellungen vom Zusammenhalt der Gesellschaft haben, werden hoffentlich nicht so blöd sein, einen derart reaktionären Haufen noch einmal an die Macht zu bringen.
Bush attackiert Old Europe
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08. Mai 2007 0:07
Jetzt geht der Irre zu weit: “Bush würgt Queen bei USA-Besuch.” [edit: Inzwischen nicht mehr aufrufbare Meldung bei FR-Online: “Bush würdigt Queen bei USA-Besuch”, meiner selektiven Wahrnehmung zum Opfer gefallen]
Oder so…
Der Unterschied zwischen “würdigen” und “würgen” ist übrigens ein verstorbenes Mitglied der Royal Family. Zufall?
Via Dr. Dean bin ich auf einen weitschweifigen Artikel von Klaus Merten gestoßen, der die “Lüge” ins rechte Licht zu rücken versucht und (v)erklärt, warum PR gar nicht so schlimm ist. Im Ganzen ist der Artikel langatmig, eine Melange aus kommunikationstheoretischen Versatzstücken und einem Plädoyer gegen die Wahrheit. Die Wahrhaftigkeit simulierende Aufforderung: “Die hier vorgetragenen Argumente sind mitnichten als Freigabe der Lüge, sondern statt dessen als Aufforderung zu einem bewussteren Umgang mit derselben zu verstehen” will ich wörtlich nehmen.
Tatsächlich gibt es Grenzen der Wahrheit, die nur durch Dogmatismus zu halten wären. Irgendwo wird’s relativ, und tatsächlich ist es nicht hilfreich, immer die ganze Wahrheit herauszuposaunen. Die gesellschaftskonzeptionellen Extreme von Wahrheit und Wahrheitsverzicht liegen im Einparteienstaat einerseits und in moderner PR andererseits. Das Oktoberparadebeispiel für die Dummheit der “Wahrheit” ist ihre Festlegung durch das herrschende Dogma. “Die Partei hat immer recht” – exakt das ist die Wahrheit der Realkommunisten, heute noch zu finden in Kuba und Nordkorea. Das Gute daran: Das Dogma bewegt sich nicht, es gibt also gar keine Lügen, sondern nur Verkündung und Ketzerei.
Kompliziert sind aufgeklärte Zivilisationen, in denen es einen Kampf um Erkenntnis gibt, insofern auch um Wahrheit. Liberal ist die Gesellschaft, die unterschiedlichste Modelle von Wirklichkeit frei gegeneinander antreten läßt. Um nicht zu einer psychotischen Kultur freier Lügner zu verkommen, bedarf die Konstruktion von Wirklichkeiten aber der Grenzen, die ihr im besten Fall ein sozialer Konsens setzt. Wie auch immer Wahrheit als begrenzte Wirklichkeit zustande kommt, sie ist natürlich weniger flexibel als Lüge. Lüge darf alles, Wahrheit recht wenig. Insofern ist die von Wahrheit abgekoppelte Kommunikation unschlagbar flexibel, schnell und effizient. Sie ist das perfekte Vehikel der beschleunigten Tauschwirtschaft – allerdings nur für den Täuscher und nur befristet. Fortgesetzte Täuschung nämlich führt zum Ausschluß aus dem Kreis der Tauschenden, sofern sie bemerkt wird.
Hier nun kommt PR ins Spiel. Sie ist im Idealfall die fortgesetzte Täuschung, die kein Mißtrauen erregt. Sie transportiert Inhalte frei von einer Bindung an ideelle Werte, mit denen sie freilich dennoch hantiert. Was gestern mit XY der Renner am Markt war, ist heute ohne XY der letzte Schrei im Umweltschutz. PR hat kein Gedächtnis, kein Gewissen, keine Pflicht. Sie ist das Gegenteil von Wahrheit, die wiederum an Rituale, Instanzen, Behörden, womöglich an Bürokratie gebunden ist. Das macht Wahrheit so träge und really not sexy. Der Reiz der Lüge und ihrer Professionalisierung ist also nachvollziehbar. Wer ihm erliegt, muß sich dennoch damit abfinden, daß er als Abschaum der Menschheit bespuckt und geächtet wird. Es geschieht ihm recht, und keine noch so geniale Kampagne kann das ändern.
Wenn Braun Schweigen verordnet
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04. Mai 2007 23:27
Erst jetzt wurde ich durch Die ZEIT auf eine Geschichte aufmerksam, die schon vorher in der TAZ veröffentlicht wurde: Der OB der Stadt Braunschweig, Gert Hoffmann (CDU), fühlt sich bemüßigt, seinen satirischen Kritiker Hartmut El Kurdi zu verfolgen, indem er etwa allen Mitarbeitern der Stadtverwaltung verbietet, Veranstaltungen zu besuchen, bei denen El Kurdi auftritt. Die fürwahr braunen Methoden, jemanden zum Schweigen zu bringen, sind nicht das einzig Komische zwischen Kalau und Schilda. Wirklich belustigend wird die Sache erst dadurch, daß der Ursprung der ungleichen Auseinandersetzung darin liegt, daß El Kurdi sich anmaßte, mehrfach an Hoffmanns Vergangenheit als NPD-Mitglied zu erinnern. Dies zeugt nicht nur von Unverschämtheit, sondern es ist auch völlig überflüssig. Schließlich hat Hoffmann nur die Partei gewechselt. Infam wäre die Behauptung, seine Überzeugung hätte sich je geändert.
Über den Film “Taxi to the Dark Side” läßt der Malzahn sich schreiben, ganz so, wie wir ihn kennen: Außer Attitüde bietet er vor allem brodereskes Geschwafel, Gegenaufklärung, die erst so tut, als hätte sie etwas zu berichten, um dann den Leuten das Maul zu verbieten. Sie könnten sonst gefahr laufen , die Verbrecherbande der verantwortlichen Administration beim Namen zu nennen. Es geht um Guantanamo. Dort verschwinden Menschen. Sie werden entrechtet, geschunden und ermordet. Das alles kennen wir von Unrechtsstaaten und Diktaturen, heute ist das Alltag in den von den U.S.A. in aller Welt errichteten Lagern. Darüber berichtet der o.g. Film, und der Malzahn stellt fest: Das darf der Film. Er stellt hingegen nicht fest, daß innerhalb der Grenzen der Diplomatie (die für die Bush-Administration ohnehin nichts gelten) dieses schreiende Unrecht nicht mehr kommunizierbar ist. Er stellt nicht fest, daß die Mörder und ihre Befehlshaber geächtet gehören. Er stellt nicht fest, daß solche Unmenschen keine Freunde mehr sein können.
Statt dessen Stereotypen, Popanz und ein Feindbild, das seinen Nutzer wieder einmal seiner unerträglichen Blödheit überführt:
“Bevor aber das alte Europa angesichts solcher Bilder wieder in antiamerikanischen Jubel ausbricht, muss man den Unterschied zwischen europäischer Denunziation und amerikanischer Aufklärung betonen. Diese schwere filmische Attacke auf die US-Administration geht von Amerikanern aus, die sich um ihr Land Sorgen machen.”
Der Malzahn ist der letzte, der die halbschwachsinnige Parole des sogar von Bush geschaßten Rumsfeld nicht nur wiederholt, sondern sie ernst meint. “Denunziation” ist es, wenn ein Europäer die Mörder “Mörder” nennt. Und weiter geht’s:
“Die Nörgler in Europa, die seit Jahren das dumme Lied vom amerikanischen Faschismus singen, sollten sich deshalb nicht zu früh auf Gibneys Film freuen. Sie haben zur Aufklärung der amerikanischen Verfehlungen in Afghanistan und im Irak so gut wie nichts beigetragen.”
“Nörgler” sind also diejenigen, die an dem bißchen Abschaffung der Menschenrechte etwas auszusetzen haben. Könnte man doch auch mit Humor nehmen. Wer nicht selbst vor Ort ist und “aufklärt”, muß sich mit Folter und Mord abfinden.
Zu früh gefreut! Wer freut sich worüber? Allmählich gleitet das Gelaber ins Psychotische ab. “Das dumme Lied vom amerikanischen Faschismus“? Da ist er, der ewige dumme Antifaschist, dem einzig einfällt, Amerika zu kritisieren. Malzahn, du Karikatur eines Westentaschenjournalisten, deinen Antiamerikaner gibt es nur beim Broder. Wenn du schon Mist abschreibst, dann sag doch wenigstens, von wem! Und ausgerechnet angesichts einer Wirklichkeit, die dem Faschismus so erschreckend nahe kommt, daß selbst gesetzte bürgerliche Freunde Amerikas entsetzt sind, erklärt dieser Hanswurst alle Kritik aus Europa zu hohlem Antiamerikanismus. Mit dieser Bewerbung hätte Claus Christian ein Praktikum bei Mc Carthy bekommen. Als Journalist hat er den endgültigen Offenbarungseid geleistet, und der SPIEGEL, so muß ich feststellen, ist in der Tat zu einem Spielplatz für hirntaube Schmierfinken verkommen. Einen noch, zum Abschluß:
“Der Film berichtet, argumentiert, klagt an – und ist aufgebaut wie das flammende Plädoyer eines zornigen Staatsanwalts – wie man ihn nur in den USA finden kann.”
Früher mußten Spiegel-Redakteure belesen sein. Heute sind lächerliche Kriecher gefragt, die offenbaren, daß sie ihre Bildungsinhalte aus Krimiserien beziehen. Malzahn berichtet nicht, argumentiert nicht, klagt nicht an. Er schwafelt.
Erst schreiben, dann vertreiben
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02. Mai 2007 23:54
Eine lustige neue Rechtspartei formiert sich in Hamburg, mit dabei alte Zossen der Schillpartei, Law-and-Order Kusch und Udo Ulfkotte, Ex-Redakteur der FAZ und Paranoia- “Terrorismusexperte”. Ulfkotte ist ein besonderer Journalist. Zwar verlor er eine Klage, weil er nicht nachweisen konnte, vom Shellkonzern nicht geschmiert worden zu sein, andererseits veröffentlichte er ein Buch, in dem er Kollegen Lügen und Betrug vorwarf – was in vielen Fällen den Nachweis vermissen ließ. Neben solch einträglichem und populärem Schaffen machte er sich um das Schüren der Ängste verdient, die er nunmehr politisch zu bekämpfen vorgibt. Effizient! Daß Ulfkotte Ausländer haßt eine kritische Haltung gegenüber Islamisten hat, versteht sich. Diese Mischung hat sich bislang ganz gut gemacht in Hamburg. Dumm nur, daß OB von Beust (CDU) als potentieller Koalitionspartner sicher keine Lust hat, sich noch einmal von einem Rechtsaußen wegen seiner sexuellen Orientierung anpinkeln zu lassen. Von daher hat das Kasperltheater nicht viel Aussicht auf Erfolg.
Nach der Tour de Farce im letzten Jahr, die Resultat der Inszenierung einer spanischen Ermittlungsbehörde und ihrer Helfershelfer war, ist beinahe ein Jahr vergangen, und alles, was inzwischen passiert ist, hat dazu beigetragen, daß “Radsport” immer tiefer in den Sumpf des Irrsinns gerät. Jan Ullrichs Karriere ist ruiniert, derzeit ist Basso reif, und ihnen werden Tröpfchenweise weitere Helden der Berge folgen. Das Vorgehen ist abstrus: Eine ominöse Hitliste Verdächtiger (!) wird abgearbietet, wer dabei ist, ist Glücksache, und am Ende der großen Rundfahrten stehen Leute auf dem Podium, von denen jeder annehmen muß, daß sie im Nachhinein disqualifiziert werden oder halt besonders clever geschummelt haben. Während gegen die Fahrer das Prinzip “Schuldig bei ausreichendem Verdacht” gilt, wird das System noch immer nicht hinterfragt, geschweige denn fände sich auch nur einer, der ehrlich wäre.
Fakt ist, daß seit Jahren, vermutlich seit Jahrzehnten, niemand mehr die Tour de France gewonnen hat, der nicht gedopt war. Jeder Insider weiß das, aber alle tun so, als gäbe es “Einzelfälle”. Selbst die tapferen Nestbeschmutzer, die gegen (frühere) Kollegen aussagen, tragen also zur Verfälschung der Wirklichkeit bei. Die Leistungen, die die Großen des Radsports erbracht haben, zumindest bei den großen Rundfahrten, sind ohne Doping nicht möglich. Es waren aber diese unglaublichen Leistungen, an denen sich alle ergötzt oder bereichert haben: Teams, Sponsoren, Medien, Zuschauer und Ärzte. Die einzigen, die recht wenig davon hatten, waren und sind die Radsportler selbst. Ihnen wäre es recht, wenn sie sich nur quälen müßten und nicht auch noch chemisches Training bräuchten. Sie sind die ersten, die die Konsequenzen tragen, egal, ob sie erwischt werden oder nicht. Im Blickpunkt der ewigen Ermittlungen ist ein Arzt, der wohl gutes Geld am Doping verdient hat und beinahe alle Spitzenfahrer betreute. Er scheint gut gewesen zu sein. Die Fahrer haben ihm vertraut, und offenbar ist ihm keiner tot von Rad gefallen. Das spricht für ihn. Seltsam auch, daß nur dieser eine im Rampenlicht steht. Gab es sonst keinen? Ist es besser, zu einem Quacksalber zu gehen, der dieselben Mittel verabreicht, aber weniger kompetent ist? Wenn man nicht erwischt werden will, schon. Dunkeldoping ist angesagt.
Ich kann nicht verstehen, warum sich noch immer keine Fahrergewerkschaft findet, die dafür sorgt, daß die Szene endlich professionell arbeiten kann und der “Betrug” in geordnete Bahnen kommt. Was nicht wirklich nachweisbar ist, muß freigegeben werden. Generell muß Doping erlaubt sein, denn man kann es nicht verhindern. Eine rote Liste verbotener Substanzen soll es weiterhin geben, aber deren Nachweis muß unter sportlich tragbaren Bedingungen möglich sein. DNA-Tests und Hausdurchsuchungen gehören definitiv nicht dazu. Wenn man wissen will, wie Tests verbessert werden können, muß man wissen, wie sie verwässert werden. Das wissen die am besten, die es schon immer gemacht haben. Fragt sie! Eine Generalamnestie ist hier das einzige Mittel, um endlich die nötigen Informationen zusammenzubringen. Nur wenn die Opfer – die Fahrer – nicht zu Tätern gemacht werden, ist Aufklärung möglich. Nur in vernünftigen Grenzen ist der Kampf gegen Doping sinnvoll. Das heißt auch, daß er nur dann Sinn macht, wenn man ihn nicht endgültig gewinnen will.