Daß die DAX-Konzerne trotz guter Gewinne massiv Stellen abbauen, berichtet Spiegel Online und formuliert: “Der Aufschwung geht an den deutschen Belegschaften vorbei.” Das stimmt ganz und gar nicht, wie etwa der Herdentrieb verdeutlicht. Der Zusammenhang zwischen Wachstum und Beschäftigung bleibt evident. Allerdings zeigt sich wieder, daß mittlere und kleine Betriebe für die Beschäftigung sorgen. Martin Kannegiesser schiebt das Elend auf die quasi normale Flurbereinigung und erklärt, “eine Firma könne auch bei günstiger Ertragslage nicht Mitarbeiter behalten, die sie nicht brauche“. Das klingt sehr plausibel, ist aber blanker Unsinn. Soziale Marktwirtschaft stellt an dieser Stelle nämlich die Frage, wie man die vorhandenen Mitarbeiter zumindest kostenneutral einsetzt. Bei noch besserer Auftragslage hätte man überdies motivierte und eingespielte Leute, die man eben doch braucht. Gewinne kann man auch so noch machen, und die reichen den nicht börsennotierten Gesellschaften derzeit. Wenn man allerdings selbst bei günstiger Ertragslage den Hals nicht voll kriegt oder einem gierige Großaktionäre im Nacken sitzen, ist das etwas anderes.
Was lehrt uns das? Es macht keinen Sinn, bei Großkonzernen ans Gerechtigkeitsgefühl zu appelieren. Konzentrieren wir uns lieber auf die Dynamik der Wirtschaft unterhalb der Konzerne, die in puncto “Gewinne” ein immer höheres Plansoll zu erfüllen haben. Hier herrscht noch ökonomische Rationalität, und hier ist der erste Arbeitsmarkt. Dem wird häufig viel zu wenig Beachtung geschenkt.
März 2007
Reformieren bis die Aktentasche knarzt
Posted by flatter under PolitikKommentare deaktiviert
02. Mrz 2007 13:00
Reform und Schule gehören zusammen wie Ehrlichkeit und Politik. Nachdem internationale Vergleiche eindeutig belegt haben, daß das deutsche Schulsystem nichts taugt, wird wieder reformiert, daß die Aktentasche knarzt. Es handelt sich allerdings um deutsche Reformen, also hektische Betriebsamkeit ohne Mut und Ideen. So bastelt Hessen derzeit an einem Modell, das zwar Schulformen integriert, aber die CDU-Regierung will unbedingt das Gymnasium erhalten. Das stößt zwar auf Kritik, wird sich aber sicher durchsetzen, denn so reformiert man hier: Oberstes Gebot ist immer, Bewährtes zu erhalten. Daß damit der Wurm weiter nagt und eben nie etwas Neues entsteht, ist die Folge.
In der Zeit wirft Martin Spiewak derweil die Frage auf, ob die Reformen nicht zu schnell durchgedrückt werden. Er weist außerdem mit Recht darauf hin, daß im Ausland oft diverse Helfersysteme integriert sind (, die den Lehrern die Arbeit nicht nur erleichtern, sondern auch Synergien nutzen, die hierzulande in der Differenzierung Schule/Jugendhilfe/Freizeitangebote/Tagesstätten aufgerieben werden). Erschreckend ist allerdings der Kernsatz, der zeigt, das auch der Journalist keine Vorstellung davon hat, was eine Reform ist und das System nur aus dem System heraus denkt:
“Denn was machen Beamte, die dem Multitasking der Innovationen nicht gewachsen sind? Sie erledigen ihre Pflicht nur pro forma.” Richtig. So machen Beamnte das. Beamte machen auch keine “Pause”. Sie haben lebenslänglich und daher die Wahl zwischen Dienst (nach Vorschrift) und Frühpensionierung. Warum zur Hölle sind Lehrer dann Beamte? Warum werden sie fröhlich weiter verbeamtet und dazu gar gezwungen, weil ihre Pension, ihr Sold und die Sicherheit der Altersversorgung einfach ein Schlag ins Gesicht der angestellten Lehrer sind? Warum geht man nicht wenigstens hin und bezahlt die angestellten besser?
Reform also: Das Gymnasium soll bleiben, die Jahrgangsklassen sollen bleiben, der Beamtenstatus soll bleiben, die Ausbildung soll bleiben. Dann reformiert mal schön. Bis der Turm endlich umfällt!
Schäuble des Tages: Der Nigger
Posted by flatter under HintergrundKommentare deaktiviert
01. Mrz 2007 12:28
Der Stadtrat von New York will das Wort “Nigger” verbieten. Das sei zwar, so die RP, “symbolisch” gemeint und habe keine “rechtlichen Folgen”, aber es ist nun offiziell definierte Politische Korrektheit. Schön, daß die schwarze Minderheit derart vor Diskrimnierung geschützt wird. Dumm, daß die schwarze Minderheit selbst längst am häufigsten den Begriff verwendet, um offensiv eine wenn auch zweifelhaft trotzige Identität damit zu behaupten. So lange der “Nigger” nur aufgehängt wurde, stieß sich niemand am Wort, jetzt, da er sich selbst so schimpft, tritt erst das ganze Grauen dieser furchtbaren Vokabel zutage. Da muß man sie natürlich verbieten, das hätte der Schäuble ganz genau so gemacht. Nicht gleich strafrechtlich verfolgen, da wäre der Schäuble konsequenter, aber der New Yorker weiß, daß der “Nigger” dann schnell sehr ungemütlich wird, also beläßt man es bei der Feststellung: Der “Nigger” ist verboten. Es gibt aber einen dritten Weg, den die geschäftstüchtige Gesellschaft sicherlich bald beschreiten wird: Einfach den “Nigger” urheberrechtlich schützen lassen und jeden abkassieren, der ihn ungefragt in der Öffentlichkeit nennt. “Nigger”, schwarz auf weißem Grund, eingetragenes Warenzeichen der White Slaveholders Inc..