Daß die DAX-Konzerne trotz guter Gewinne massiv Stellen abbauen, berichtet Spiegel Online und formuliert: “Der Aufschwung geht an den deutschen Belegschaften vorbei.” Das stimmt ganz und gar nicht, wie etwa der Herdentrieb verdeutlicht. Der Zusammenhang zwischen Wachstum und Beschäftigung bleibt evident. Allerdings zeigt sich wieder, daß mittlere und kleine Betriebe für die Beschäftigung sorgen. Martin Kannegiesser schiebt das Elend auf die quasi normale Flurbereinigung und erklärt, “eine Firma könne auch bei günstiger Ertragslage nicht Mitarbeiter behalten, die sie nicht brauche“. Das klingt sehr plausibel, ist aber blanker Unsinn. Soziale Marktwirtschaft stellt an dieser Stelle nämlich die Frage, wie man die vorhandenen Mitarbeiter zumindest kostenneutral einsetzt. Bei noch besserer Auftragslage hätte man überdies motivierte und eingespielte Leute, die man eben doch braucht. Gewinne kann man auch so noch machen, und die reichen den nicht börsennotierten Gesellschaften derzeit. Wenn man allerdings selbst bei günstiger Ertragslage den Hals nicht voll kriegt oder einem gierige Großaktionäre im Nacken sitzen, ist das etwas anderes.
Was lehrt uns das? Es macht keinen Sinn, bei Großkonzernen ans Gerechtigkeitsgefühl zu appelieren. Konzentrieren wir uns lieber auf die Dynamik der Wirtschaft unterhalb der Konzerne, die in puncto “Gewinne” ein immer höheres Plansoll zu erfüllen haben. Hier herrscht noch ökonomische Rationalität, und hier ist der erste Arbeitsmarkt. Dem wird häufig viel zu wenig Beachtung geschenkt.