Reformieren bis die Aktentasche knarzt
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02. Mrz 2007 13:00
Reform und Schule gehören zusammen wie Ehrlichkeit und Politik. Nachdem internationale Vergleiche eindeutig belegt haben, daß das deutsche Schulsystem nichts taugt, wird wieder reformiert, daß die Aktentasche knarzt. Es handelt sich allerdings um deutsche Reformen, also hektische Betriebsamkeit ohne Mut und Ideen. So bastelt Hessen derzeit an einem Modell, das zwar Schulformen integriert, aber die CDU-Regierung will unbedingt das Gymnasium erhalten. Das stößt zwar auf Kritik, wird sich aber sicher durchsetzen, denn so reformiert man hier: Oberstes Gebot ist immer, Bewährtes zu erhalten. Daß damit der Wurm weiter nagt und eben nie etwas Neues entsteht, ist die Folge.
In der Zeit wirft Martin Spiewak derweil die Frage auf, ob die Reformen nicht zu schnell durchgedrückt werden. Er weist außerdem mit Recht darauf hin, daß im Ausland oft diverse Helfersysteme integriert sind (, die den Lehrern die Arbeit nicht nur erleichtern, sondern auch Synergien nutzen, die hierzulande in der Differenzierung Schule/Jugendhilfe/Freizeitangebote/Tagesstätten aufgerieben werden). Erschreckend ist allerdings der Kernsatz, der zeigt, das auch der Journalist keine Vorstellung davon hat, was eine Reform ist und das System nur aus dem System heraus denkt:
“Denn was machen Beamte, die dem Multitasking der Innovationen nicht gewachsen sind? Sie erledigen ihre Pflicht nur pro forma.” Richtig. So machen Beamnte das. Beamte machen auch keine “Pause”. Sie haben lebenslänglich und daher die Wahl zwischen Dienst (nach Vorschrift) und Frühpensionierung. Warum zur Hölle sind Lehrer dann Beamte? Warum werden sie fröhlich weiter verbeamtet und dazu gar gezwungen, weil ihre Pension, ihr Sold und die Sicherheit der Altersversorgung einfach ein Schlag ins Gesicht der angestellten Lehrer sind? Warum geht man nicht wenigstens hin und bezahlt die angestellten besser?
Reform also: Das Gymnasium soll bleiben, die Jahrgangsklassen sollen bleiben, der Beamtenstatus soll bleiben, die Ausbildung soll bleiben. Dann reformiert mal schön. Bis der Turm endlich umfällt!