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Oktober 2006


Friedrich Karl Flick ist tot.
Das teilte sein Vermögensverwalter heute in Wien mit.” Zutiefst bedauerlich, daß der Mensch, mag er ein guter oder ein schlechter gewesen sein, selbst im Tod keine Rolle spielt. Sein Vermögen ist es, für das sich etwas geändert hat.

War das schön, als man noch diskutierte, wie man das Gesundheitssystem verbessern könnte! Als dann klar wurde, daß die große Koalition eine Reform versuchen würde, gab es schon gute Gründe, sich Sorgen zu machen. Je klarer wurde, daß es einen Kompromiß gäbe, desto schneller schwand die Hoffnung auf ein taugliches Resultat. Seit Tagen habe ich mich um einen Kommentar gedrückt, denn die Erkenntnis, daß am Ende nur irgend ein Kompromiß gesucht wurde, der schon gar keinen inhaltlichen Bezug mehr zum Vorhaben hat, macht Kritik schwer. Sie ist von nörglerischer Totalablehnung kaum mehr zu unterscheiden. Die professionellen Kollegen sehen das aber genau so, wie die Presseschau beim SPIEGEL zeigt. Man wünschte sich, die Parteien hätten sich nicht geeinigt. Von daher ruht die Hoffnung jetzt auf den (CDU-) Ministerpräsidenten, denen nicht nur ihre Kanzlerin zuwider ist, sondern auch diejenigen in der Bundesregierung, die die Entscheidungen treffen. Wer immer das sein mag.

Airbus muß sparen. Man hat das eine oder andere Fiasko auszubügeln, das das Management dem Konzern beschert hat. Und siehe da – in der Fertigung sollen keine Stellen abgebaut werden, denn so ein Ding setzt sich ja nicht von selbst zusammen, und man kommt schon den Aufträgen nicht nach.
In der Verwaltung, da schon, aber man fragt sich: Wieso arbeiten da Leute, die man nicht braucht? War das bis jetzt ein Luxus, einfach ein bißchen mehr verwalten?
Und dann der Klopper: Bei “Material und Qualitätsmanagement” soll gespart werden. Gibt es dieselbe Materialqualität auch preiswerter? Warum hat man dann nicht gleich günstiger eingekauft? Ist Qualitätsmanagement nicht nötig? Ich glaube, ich möchte nicht mit einem Ding fliegen, bei dem an dieser Stelle Abstriche gemacht wurden.
Das Ganze sieht doch arg so aus, als würde man schlicht an der Qualität sparen. Man hätte besser, wie so oft, rechtzeitig am Management gespart.

In Österreich ergibt sich dieser Tage die Möglichkeit, daß der “konservative” noch-Kanzler Schüssel eine Koalition mit den Rechtsradikalen eingeht. Diese sind dort die “Freiheitlichen”, ehemalige Liberale also, und deren noch weiter rechts angesiedelte Abspaltung, die BZÖ. Niemand würde die Hand dafür ins Feuer legen, daß Schüssel den rechten Brandstiftern nicht den Hof macht, wenn es seine Macht erhält. Spannender aber ist für mich die Frage, wie sich der Liberalismus in Zukunft entwickeln wird. Auch in Deutschland wurden und werden Figuren wie Möllemann oder von Stahl zumindest geduldet. Die Rhetorik beschränkt sich auf (neo-)wirtschaftsliberale Plattitüden, und ein eigentlich liberales Programm im Sinne einer Idee findet sich seit Jahren nicht.
Linksliberales Gedankengut scheint sich auch international allmählich vollständig zu den Grünen zu flüchten. Diese haben das noch nicht wirklich gemerkt, ebensowenig wie die Liberalen je bemerkt hätten, wie gut sie sich mit ihrem Lieblingsfeind ergänzen könnten. Stattdessen legen die Restliberalen die Politik lahm und erzwingen Koalitionen, die sie selbst am wenigsten wünschen können. Aus Angst vor dem attribut “sozial” rücken sie quasi automatisch nach rechtsaußen. Die Karriere des “Liberalismus” in Österreich sollte die Freiheiltichen in Deutschland zum Nachdenken anregen – darüber, wer wirklich Freund ist und wer Feind.

Da lacht der Hartzer:

“Der Übergang in eine andere Staats- und Gesellschaftsordnung und der Strukturwandel in der Wirtschaft in den neuen Bundesländern sind gelungen ­ soweit für solche Aufgaben nicht die Kräfte und Anstrengungen von Generationen nötig sind.
An vielen Orten der ehemaligen DDR zeigen sich die blühenden Landschaften.”
Helmut Kohl in RP-online.

Ein Tag, an dem schon die Topmeldungen nicht viel hergeben. Heute keine Empörung. Eine klitzekleine Meldung bei der TAZ über weitere Massenerfassungen von DNA-Proben hätte mehr Aufmerksamkeit vedient. Aber in diesen Zeiten ist Freiheit die Freiheit der gläsernen und unverdächtigen. Su-shee hat dieser Tage darauf aufmerksam gemacht. (ebenso im darauf folgenden Artikel “Das mit dem Verbergen”). Im Gegensatz zu ihr bin ich allerdings der Ansicht, daß gerade Blogs die Möglichkeit bieten, gezielt Risiken einzugehen. Es stimmt zwar, daß man im Jahr 2006 vorsichtig mit seinen persönlichen Daten umgehen muß, aber es gibt durchaus auch die Möglichkeit, offensiv zu handeln. Nicht nur das gezielte Streuen von Falschaussagen (wie schon beim weichen Volkszählungsboykott) ist eine Strategie gegen die Datensammelwut, sondern auch die vernetzte Reaktion auf Ereignisse, die in der Mainstream-Öffentlichkeit nicht stattfidet.
Natürlich ist es auch richtig, festzustellen:
“Schade, leider können wir diese Diskussion nicht führen, weil niemand
sicher stellen kann, dass durch die Preisgabe dieser persönlichen
Fragen in der digitalen Öffentlichkeit niemand von uns Schaden erlitte.”
Aber auch hier muß ich ansatzweise widersprechen. Manchmal muß man nämlich ein solches Risiko eingehen und darf nicht darauf zählen, daß man sicher ist vor denen, die so um unsere Sicherheit bemüht sind.

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