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Juli 2006


Und zwar auf dem Informationsschlachtfeld, der gigantischen Quelle für alles Böse. Das Gute ist hier natürlich herausgefordert. Das Pentagon macht sich also Sorgen um den Einfluß von Bloggern auf die Informationen, die im Netz kursieren und will eine eigene Suchmaschine entwickeln, um die Guten von den Bösen zu trennen und diejenigen, die auf Abwegen sind, zurück auf den Pfad der Tugend zu bringen. Das dazu gebildete Team “soll Blogger ‘freundlich’ kontaktieren, wenn sie “‘falsche, ungenaue oder unvollständige Informationen’ [verbreiten]“. Wie freundlich das dann wirklich zugeht, wird man sehen. Allerdings besteht der Verdacht, daß sie es ernst meinen und wirklich glauben, Kritik an den U.S.A. und ihrer Strategie der präventiven Vorwärtsverteidigung sei nur möglich, weil die da draußen nicht bescheid wissen oder dumme Vorurteile haben. Sonst würden sie doch quasi am Rande des Datenhighways stehen und Wimpelchen schwenken zum Gruße des Allbefreiers, des amerikanischen.

Wenn es nach mir geht, jedenfalls. Die Autorin mag andere Gründe haben, ihren Protagonisten zu schlachten. Er hat ihr genug eingebracht, er war der ödeste Charakter in den Büchern, und sie mag es halt, wenn Leute schlechte Laune haben. Spätestens als sie ihren Lesern den Gothic-Schinken “Der Orden des Phönix” vor die Füße geworfen hat, wurde das offenbar. 1000 Seiten schlechte Laune in der Rubrik “Kinderbuch” zigmillionenfach zu verhökern, das ist eine der großen Leistungen der Menschheit. Im nächsten Band ließ sie den Sympathieträger abnippeln, und jetzt ist eben der tumbe untalentierte Typ mit der Blitznarbe dran. Mal sehen, durch wie viele Seiten Stilerbrechen und schale Spannungserzeugung sich die Opfer der literarischen Sadistin diesmal quälen müssen. Sie spielt sich inzwischen auf wie wie ein Despot, der über Leben und und Tod entscheidet:
“Zwei Hauptpersonen werden sterben, eine dritte wurde von mir begnadigt”
Begnadigt, aha. Möge sie der Welt eine weitere Gnade erweisen: Daß dieses zweitklassige Fantasyepos endlich zu einem Ende findet.

Sie bleibt nervig: Werbung im Internet. In der Tat gibt es viele Möglichkeiten, sich durch technische Vorrichtungen den Werbekrempel aus den Augen zu halten. Völlig selbstverständlich schalte ich außerdem längst den Lautsprecher ab, wenn ich surfe. Nun haben aber einige aufwendigere Abwehrmaßnahmen ihre Nachteile, und sie wirken auch nicht immer. Schließlich gibt es immer neue Methoden, die bekannten Schutzwälle zu durchbrechen.
Es ist nichts anderes als Spam. Öffne ich je eine Mail, die ich nicht zuordnen kannn? Kaufe ich irgend einen Mist, weil mir jemand schreibt, ich solle das tun? Fällt mir ein Produkt in positiver Weise auf, indem man es mir multimedial in den Schädel prügelt? Wohl kaum. Die Anbieter müssen umdenken: Niemand hat etwas gegen gute Unterhaltung oder wertvolle Information. In diese Form gegossen, stört Werbung dann auch nicht, sondern wird ggf. sogar als angenehm empfunden.
Unerträglich hingegen ist tumbes ideenloses Geschrei der Marke “Hier bin ich, und du willst mich.” So wie etwa alles, das derzeit mit Fußball daherkommt. Oder das ewige Vorzeigen entblößter Körperteile. Vor einigen Tagen fiel es mir auf: Ich besuchte eine Sportinformationsseite und wurde von einer barbusigen Dame empfangen. Routiniert ließ ich sie vom Bildschirm verschwinden und stellte einige Minuten später fest: Titten wirken nicht mehr. Wenn sie mir ein Schwein präsentiert hätten, wäre ich vielleicht eher aufmerksam geworden. Was lernen wir daraus? Daß Schweine ein supi Eyecatcher sind? Die “Kreativen” scheinen so zu denken, und genau darin besteht das Problem. Leider sind ihnen die Schweine nicht eingefallen, und so bleibt es wohl bei den Ferkeleien, die längst keine mehr sind.

Das neueste Kompromißgewurschtel der Merkeltruppe in den Bereichen Gesundheitswesen und Unternehmenssteuern mag ich kaum kommentieren, immerhin: Es war mit Schlimmerem zu rechnen. Es stimmt ja auch, daß man einer Regierung Zeit lassen muß, um große Reformen zu stemmen, aber sie sollte sich diese auch lassen und erst einmal etwas Vernünftiges aushandeln, anstatt schon einmal die Bürokraten an den Start zu bringen und nachher andere Bürokraten hinterher zu schicken, um die Reform zu reformieren.
Wenn denn die Richtung stimmte, man würde vieles verzeihen. Aber Sachverstand wird in den Mühlen der Regierung und unter Einfluß der unsäglichen Lobbyisten entweder zu Staub zerrieben, oder er schafft es erst gar nicht in den Konferenzraum. Oder, wie der sehr lesenswerte Artikel im Herdentrieb sagt: “Deutschlands Wirtschaftsberatung [ist] ein Sanierungsfall”. Was schade ist, denn so wird ratlos weiterregiert.

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