Neoliberale Psychose: Wenn der Therapeut spinnt
Posted by flatter under WirtschaftKommentare deaktiviert
05. Dez 2008 0:37
Die ruhige Hand regiert. Das Platzen der Ideologieblase “Neoliberalismus” ist traumatisch, Lethargie das Symptom. Die Therapeuten, selbst ratlos, weil sie die Phase der blinden Euphorie einer kranken Wirtschaftspolitik für pure Gesundheit gehalten haben, moderieren schwerfällig die erste Aufarbeitung der Krise. “Das ist gut, daß Sie etwas tun”, sprechen sie dem Patienten zu, dunkel ahnend, daß sie ihm nicht helfen können.
Die Lethargie des Patienten ist nur das erste Symptom und Heilung nicht in Sicht, weil weder der Kranke noch die Therapeuten annähernd die Ressourcen haben, um Hoffnung gedeihen zu lassen. Der Patient kennt nur die Strategien, die er von seinen Ratgebern übernommen hat. Die Ratgeber selbst haben weder die volle Einsicht in ihr Versagen, noch eine Idee, wie sie ihren Strategiewechsel einem Klienten nahebringen sollen, dessen Ich-Schwäche eklatant ist. Der Patient hat nie selbst gehandelt, sich in die totale Abhängigkeit von seinen Ratgebern begeben und ein völlig eindimensionales Handeln entwickelt.
Daß die politischen Handlanger einer neoliberalen Ideologie ratlos sind, ist verständlich. Daß den gescheiterten Theoretikern immerhin dämmert, daß sie falsch lagen, wäre beinahe löblich. Wenn sie in diesen Zeiten dennoch glauben, sie seien qualifiziert, mit ihrer Behandlung fortzufahren, anstatt endlich abzutreten, zementieren sie die Hoffnungslosigkeit.
Daß dieselben Kostensenkungsapostel und Profitanbeter, die maßgeblich die Krise heraufbeschworen haben, jetzt als Besserwisser in Sachen Konsumförderung auftreten, ist eine geradezu tragische Anmaßung. Wer wirklich Rat sucht, fragt nicht mehr den, der sich als ahnunglos, verbohrt und unverantwortlich erwiesen hat. Dabei reicht es nicht, den dümmsten der Dummen von der Liste der Experten zu streichen, es ist vielmehr an der Zeit, diejenigen um Hilfe zu bitten, die man nie gefragt hat und von denen man eine ehrliche Meinung erwarten kann. Die selbsternannten “Weisen” gehören definitv nicht dazu.
Noch einmal sei daran erinnert, was der dümmste der Dummen noch Anfang 2007 von sich gab:
“Konsum ist schädlich für das wirtschaftliche Wachstum und unnötig für die Konjunktur. Der derzeitige Boom der deutschen Wirtschaft ist der beste Beweis dafür, dass es für eine gute Konjunktur auf eine sofortige Erhöhung der Konsumgüternachfrage gar nicht ankommt.”
Da helfen keine Pillen.
Dezember 5th, 2008 at 09:50
Danke. Du sprichst mir aus der Seele.
Aber hey, jetzt gibt es ja vielleicht eventuell möglicherweise Konsumgutscheine. Oder auch nicht. Aber Koch bürgt für Opel. Das wird es dann rausreißen. Ganz sicher. Denn: Autos kaufen Autos (frei nach dem “Dümmsten der Dummen” – den ich schon vor Jahren für dieses Statement per Mail angepinkelt, aber natürlich nie eine Antwort erhalten habe).
Fazit: Alles wird gut!!!!!!! Macht Euch mal keine Sorgen, wir müssen einfach mehr Kapitalismus wagen.
Wann führen wir eigentlich endlich die Sklaverei wieder ein? Dann haben wir garantiert Essen (Wasser und Brot), ein Dach überm Kopf (Wellblechhütte) und ausreichend Motivation (Peitsche – oder heutzutage eher Taser). Und der schädliche Konsum findet dann auch nicht mehr statt.
Dezember 5th, 2008 at 09:50
Danke. Du sprichst mir aus der Seele.
Aber hey, jetzt gibt es ja vielleicht eventuell möglicherweise Konsumgutscheine. Oder auch nicht. Aber Koch bürgt für Opel. Das wird es dann rausreißen. Ganz sicher. Denn: Autos kaufen Autos (frei nach dem “Dümmsten der Dummen” – den ich schon vor Jahren für dieses Statement per Mail angepinkelt, aber natürlich nie eine Antwort erhalten habe).
Fazit: Alles wird gut!!!!!!! Macht Euch mal keine Sorgen, wir müssen einfach mehr Kapitalismus wagen.
Wann führen wir eigentlich endlich die Sklaverei wieder ein? Dann haben wir garantiert Essen (Wasser und Brot), ein Dach überm Kopf (Wellblechhütte) und ausreichend Motivation (Peitsche – oder heutzutage eher Taser). Und der schädliche Konsum findet dann auch nicht mehr statt.
Dezember 5th, 2008 at 10:04
Ich glaube nicht, dass Wirtschaftsweise oder die Vorsteher einschlägiger Institute („die Institute sagen übereinstimmend…“) jemals die freiheitlichen demokratischen Regierungen beraten haben. Diese Vorbeter haben eine andere Funktion.
Noch immer gibt es Menschen, die sich in wirtschaftliche Zusammenhänge hinein zu denken suchen, auch, weil dies ja erstrangige gesellschaftliche Zusammenhänge sind. Und schließlich gibt es noch immer Teile der Jugend, die zwecks Erkenntnisgewinn in dieser Sphäre studieren.
Hier ist mancher Erkenntnisgewinn recht einfach zu erzielen, wie vieles einfach erscheint, nachdem man es eingegrenzt und erfasst hat. Das aber, DAS galt es mit unverstehbaren Sprachkonstruktionen, Gebetsmühlenmüll und Nebel werfenden Formeln weitgehend zu verhindern und genau DAS war die Funktion der von Talk zu Talk tingelnden Halbgötter aus dem Wirtschaftsolymp.
Es ist inzwischen vollkommen gleich, ob tatsächlich dumme, tatsächlich kluge oder neunmal kluge Berater einen wie auch immer gearteten Senf an die Wand streichen. Der Kaiser ist nun nackt. Er kann nichts tun und infolge dessen wird er nichts tun und er kann und wird auch nichts verstehen.
Dezember 5th, 2008 at 10:04
Ich glaube nicht, dass Wirtschaftsweise oder die Vorsteher einschlägiger Institute („die Institute sagen übereinstimmend…“) jemals die freiheitlichen demokratischen Regierungen beraten haben. Diese Vorbeter haben eine andere Funktion.
Noch immer gibt es Menschen, die sich in wirtschaftliche Zusammenhänge hinein zu denken suchen, auch, weil dies ja erstrangige gesellschaftliche Zusammenhänge sind. Und schließlich gibt es noch immer Teile der Jugend, die zwecks Erkenntnisgewinn in dieser Sphäre studieren.
Hier ist mancher Erkenntnisgewinn recht einfach zu erzielen, wie vieles einfach erscheint, nachdem man es eingegrenzt und erfasst hat. Das aber, DAS galt es mit unverstehbaren Sprachkonstruktionen, Gebetsmühlenmüll und Nebel werfenden Formeln weitgehend zu verhindern und genau DAS war die Funktion der von Talk zu Talk tingelnden Halbgötter aus dem Wirtschaftsolymp.
Es ist inzwischen vollkommen gleich, ob tatsächlich dumme, tatsächlich kluge oder neunmal kluge Berater einen wie auch immer gearteten Senf an die Wand streichen. Der Kaiser ist nun nackt. Er kann nichts tun und infolge dessen wird er nichts tun und er kann und wird auch nichts verstehen.
Dezember 5th, 2008 at 10:26
Nun gut, Sinn lebt davon, sich irgend einem Mumpitz auszudenken, und das dann zu verkaufen. Das war schon bei einer anderen Ausgeburt seiner Phantasie, der “Basarökonomie” so, und ist diesbezüglich nicht anders. Der Mann ist halt eine Agitprop-Agentur der neoliberalen Trommler.
Was mich mehr ärgert, ist das ihm und seinesgleichen in den Medien immer noch regelmäßig eine Plattform zum Absondern seiner Abstrusitäten gegeben wird.
Dezember 5th, 2008 at 10:26
Nun gut, Sinn lebt davon, sich irgend einem Mumpitz auszudenken, und das dann zu verkaufen. Das war schon bei einer anderen Ausgeburt seiner Phantasie, der “Basarökonomie” so, und ist diesbezüglich nicht anders. Der Mann ist halt eine Agitprop-Agentur der neoliberalen Trommler.
Was mich mehr ärgert, ist das ihm und seinesgleichen in den Medien immer noch regelmäßig eine Plattform zum Absondern seiner Abstrusitäten gegeben wird.
Dezember 5th, 2008 at 11:55
Kaboom: Auch die Medien hatten ja Anteil. Jetzt ist die Meinungsaktie “neoliberal” zu penny-stocks verkommen.
Ich bleibe dabei: Was wir derzeit an aggressiven oder abstrusen Reaktionen auf die krise durch die neoliberals sehen – Reinhard Mohrs geistig alkoholisierte Albernheiten etwa oder Sinns Geschwätz, er sei Opfer – ist die Wut des Kindes, das, weil es verloren hat, das Spielbrett umstößt und das Spiel zertrampelt.
Dezember 5th, 2008 at 11:55
Kaboom: Auch die Medien hatten ja Anteil. Jetzt ist die Meinungsaktie “neoliberal” zu penny-stocks verkommen.
Ich bleibe dabei: Was wir derzeit an aggressiven oder abstrusen Reaktionen auf die krise durch die neoliberals sehen – Reinhard Mohrs geistig alkoholisierte Albernheiten etwa oder Sinns Geschwätz, er sei Opfer – ist die Wut des Kindes, das, weil es verloren hat, das Spielbrett umstößt und das Spiel zertrampelt.
Dezember 5th, 2008 at 15:42
Immerhin, sie sind Professoren und behaupten von sich, Wissenschaftler zu sein.
Theologie ist übrigens auch eine Wissenschaft.
Dezember 5th, 2008 at 15:42
Immerhin, sie sind Professoren und behaupten von sich, Wissenschaftler zu sein.
Theologie ist übrigens auch eine Wissenschaft.
Dezember 5th, 2008 at 17:11
Was macht es denn aus, zu verlieren, wenn andere dafür bluten müssen? Sinn und Co werden weiterhin ihre Pfründe zu sichern wissen… und das kotzt mich an der Sache am meisten an.
Dezember 5th, 2008 at 17:11
Was macht es denn aus, zu verlieren, wenn andere dafür bluten müssen? Sinn und Co werden weiterhin ihre Pfründe zu sichern wissen… und das kotzt mich an der Sache am meisten an.
Dezember 5th, 2008 at 18:05
@Frantireur
zunächst mal: Kein Einwand, sehe ich genau so.
Jedoch: Sozialdarwinismus gab und gibt es immer.
Neoliberalismus war “Sozialdarwinismus mit gutem Gewissen”… Wir zocken nicht nur ran, wir haben auch noch Recht dabei. Und dieses gute Gewissen ist eben vorbei.
Dazu kommt: Warts mal ab, wen man alles erwischt. Inzwischen stellt selbst Prantl, SZ, so langsam die Frage nach dem Staatsanwalt. Das wird sich verstärken in dem Maß, wie die Krise an Fahrt “gewinnt” und bei den Menschen ankommt. Denn im Gegensatz zum Aufschwung wird die Krise wirklich bei den Menschen ankommn, und zwar mit Macht…
Dezember 5th, 2008 at 18:05
@Frantireur
zunächst mal: Kein Einwand, sehe ich genau so.
Jedoch: Sozialdarwinismus gab und gibt es immer.
Neoliberalismus war “Sozialdarwinismus mit gutem Gewissen”… Wir zocken nicht nur ran, wir haben auch noch Recht dabei. Und dieses gute Gewissen ist eben vorbei.
Dazu kommt: Warts mal ab, wen man alles erwischt. Inzwischen stellt selbst Prantl, SZ, so langsam die Frage nach dem Staatsanwalt. Das wird sich verstärken in dem Maß, wie die Krise an Fahrt “gewinnt” und bei den Menschen ankommt. Denn im Gegensatz zum Aufschwung wird die Krise wirklich bei den Menschen ankommn, und zwar mit Macht…
Dezember 5th, 2008 at 18:46
Prantl stellt die Frage nach dem Staatsanwalt?
Ich würde eher nach den Psychologen schreien, und geschlossenen Anstalten für Zocker schreien.
Heute las ich etwas interessantes über Spielsüchtige in echten Spielcasinos, und mir fiel schlagartig der Zusammenhang zur hochaktuellen Finanzkrise, mancher nennt die schon “Weltwirtschaftskrise II” (z.B. https://www.jjahnke.net), ein, und der zentrale Fehler der Bundesregierung.
Dort stand – frei nach meinem Gedächtnis – Spielsüchtigen kein Geld mehr geben, die verspielen es sofort wieder.
Kommt einem dies nicht seltsam bekannt vor, wenn man nach Bankbrokern frägt, die aus der Finanzkrise offensichtlich nichts gelernt haben, und weiterzocken als wäre nichts gewesen? Trotz, oder gerade wegen, 500 Milliarden-Euro-Rettungspaket der Bundesregierung.
Daher schickt Ackermann & Co. in die Therapie – am Besten in eine geschlossene Suchtklinik für Spielsüchtige….
Dort können die keinen Schaden mehr anrichten….
Mfg
Junger
Dezember 5th, 2008 at 18:46
Prantl stellt die Frage nach dem Staatsanwalt?
Ich würde eher nach den Psychologen schreien, und geschlossenen Anstalten für Zocker schreien.
Heute las ich etwas interessantes über Spielsüchtige in echten Spielcasinos, und mir fiel schlagartig der Zusammenhang zur hochaktuellen Finanzkrise, mancher nennt die schon “Weltwirtschaftskrise II” (z.B. https://www.jjahnke.net), ein, und der zentrale Fehler der Bundesregierung.
Dort stand – frei nach meinem Gedächtnis – Spielsüchtigen kein Geld mehr geben, die verspielen es sofort wieder.
Kommt einem dies nicht seltsam bekannt vor, wenn man nach Bankbrokern frägt, die aus der Finanzkrise offensichtlich nichts gelernt haben, und weiterzocken als wäre nichts gewesen? Trotz, oder gerade wegen, 500 Milliarden-Euro-Rettungspaket der Bundesregierung.
Daher schickt Ackermann & Co. in die Therapie – am Besten in eine geschlossene Suchtklinik für Spielsüchtige….
Dort können die keinen Schaden mehr anrichten….
Mfg
Junger
Dezember 5th, 2008 at 22:30
Da helfen wirklich kein Pillen, sondern nur hartnäckiges Gegenargumentieren, um die in die Irre geführte Bevölkerung auf andere Sichtweisen aufmerksam zu machen. Sisyphus soll ja ein glücklicher Mann gewesen sein. ;-)
Dezember 5th, 2008 at 22:30
Da helfen wirklich kein Pillen, sondern nur hartnäckiges Gegenargumentieren, um die in die Irre geführte Bevölkerung auf andere Sichtweisen aufmerksam zu machen. Sisyphus soll ja ein glücklicher Mann gewesen sein. ;-)
Dezember 5th, 2008 at 23:52
@Markus
Du hast auch wieder recht, aber ich würde noch einen Draufsetzen, da ich jeden Tag gegen sprichwörtliche Windmühlen in meiner näheren Umgebung ankämpfe – Auch Don Quichote La Mancha ist da ein gutes Vorbild, um mit dem neoliberalen Irrsinn jeden Tag zu kämpfen – eben gegen Windmühlen, wie bereits erwähnt….
Mfg
Junger
Dezember 5th, 2008 at 23:52
@Markus
Du hast auch wieder recht, aber ich würde noch einen Draufsetzen, da ich jeden Tag gegen sprichwörtliche Windmühlen in meiner näheren Umgebung ankämpfe – Auch Don Quichote La Mancha ist da ein gutes Vorbild, um mit dem neoliberalen Irrsinn jeden Tag zu kämpfen – eben gegen Windmühlen, wie bereits erwähnt….
Mfg
Junger