Im Anschluß an die Diskussion zum Beitrag von gestern möchte ich einiges klarstellen und konkretisieren:
Ich habe in der Hauptsache zwei Anliegen: Erstens eben Ideen zu sammeln für eine größere politische Resonanz. Ob etwas dabei herauskommt, wird sich zeigen. Es geht dabei nicht um Leserzahlen, sondern um eine andere Qualität der politischen Auseinandersetzung.
Zweitens: Ich kenne viele Blogs, in denen sich hervorragende Kommentare zu politischen Themen finden. Man liest sie meist, weil man wissen will, was der eine oder die andere heute zu sagen hat und freut sich darauf, etwas anderes vorzufinden als Mainstream-Meinung.
Dies findet aber alles außerhalb des politisch-publizistichen Komplexes statt. Während woanders Meinung gemacht wird, können wir sie nur kommentieren.
Es wäre schon etwas anderes, selbst Nachrichtenquelle zu sein. Es wäre etwas anderes, wenn man Nachrichtenquellen mit der eigenen Meinung konfrontieren würde. Politiker sprechen nicht mit Bloggern, das sollte sich ändern. Dies geht aber nur, indem wir Kontakt aufnehmen. Sie kommen nicht von selbst zu uns.
Die Idee eines großen “Hauptblogs” oder “Online-Journals” ist nicht so schlecht, ich halte es allerdings für äußerst schwierig. Was soll dabei herumkommen? Nehmen wir einmal drei existierende Angebote, die bereits eine Menge leisten: Telepolis, Net News Global und die Nachdenkseiten. Letztere haben eine große Reichweite und leisten hauptsächlich, was Blogs auch leisten: Kommentare zu politischen Themen. Telepolis macht achtbaren Online-Journalismus, bei aller Kritikwürdigkeit. Net News Global ist eine Nachrichtenquelle, die erfrischend anders ist als die Holzmedien. Könnten wir das alles besser? Ich fürchte nein.
Hinzu kommt, daß die bloggenden Ego-Shooter ihren Job zum Teil gut machen, aber noch kaum jemand belegt hat, daß er arbeitsteilig ebenso gut ist und man sich nicht in endlosen Debatten zerreibt. Ein Angebot von 100 Kommentatoren zu einem Thema hilft niemandem. Wer wäre auch schon fähig, den Job eines Volljournalisten ganz nebenbei zu erledigen? Viele von uns schreiben besser und lesen mehr als die Holzjournalisten, aber das ist nur ein Kriterium und reicht nicht aus.
So what? Ich möchte mit Leuten diskutieren, die keine Blogger sind. Ich möchte eine Auseinandersetzung mit der Politik da draußen. Das heißt, Kontakt aufzunehmen. Meine Idee, daß wir etwa mit unseren Wahlkreis-Vertretern diskutieren, steht dafür exemplarisch. Nicht in der Art von Abgeordnetenwatch, sondern in einer fairen offenen Debatte, in der wir Fragen stellen, uns die Antworten anhören und darauf reagieren. Die direkte Begegnung Face to Face sollte dabei eine wichtige Rolle spielen, das eine oder andere Telefonat vielleicht. Der Austausch online wird ganz selbstverständlich eine tragende Säule sein.
Es ist nicht so irrsinngig schwierig für mich, ein paar Leute anzurufen und um ein Gespräch zu bitten. Ein Termin pro Monat würde sich sicherlich einrichten lassen.
Es ist allerdings damit zu rechnen, daß sich niemand Zeit für mich nimmt. Die Chancen stünden dann schon besser, wenn es eine Kooperation vieler Blogger gäbe, die ähnliches tun und dies öffentlich machen. Um ein Blog mit ein paar hundert Lesern täglich muß sich niemand scheren. Hundert Blogs wären schon eine kleine Macht. Dies ist eine Idee und sicher nicht das Optimum. Vielleicht ist die Zeit noch nicht reif, vielleicht wird nichts daraus, womöglich hat neimand eine bessere Idee und das Ganze verhallt. Dann kommt hoffentlich irgendwann der Nächste mit der nächsten Idee, und irgendwann ist die Zeit dafür reif.
Es wäre im übrigen gar nicht schlecht, wenn sich jemand vor den Karren spannt, der mehr Ressourcen hat als ich. Außerhalb meines Blogs stehe ich gern in der zweiten oder dritten Reihe.
Die Diskussion ist weiterhin offen. Ideen sind ebenso willkommen wie Vorschläge zur Umsetzung. In einem dritten Teil werde ich später versuchen, die Diskussion zusammenzufassen.
Zur Debatte siehe auch hier
November 10th, 2008 at 00:09
@flatter: OK, dann halt auf diesem Wege…
Es gibt bei der ganzen Diskussion eigentlich drei essentielle Probleme:
1. Eine wirksame Gegenöffentlichkeit muss ja wahrgenommen werden. Dazu bedarf es, wie ja auch schon etliche Male angemerkt wurde, einer mehr oder weniger professionellen PR und einer gewissen Gleichschaltung. Das mag jetzt widersinnig klingen ob der Kritik, die hier und den verwandten Blogs an den Mainstreammedien geäußert werden, aber die Forderung nach Organisation, einheitlichem Auftreten nach Außen, Formulierung von Zielen, Positionierung im politischen Spektrum, etc. stellt ja eigentlich nichts anderes als eine solche dar. Hier kann man sich sehr schnell die Finger verbrennen.
2. Die Blogger-Szene in Deutschland wird von den Mainstream-Medien nicht gerade geliebt – die Gründe hierfür seien dahingestellt – wenn man aber Öffentlichkeit erreichen will, kommt man um diese ja nicht herum. Man braucht also die Aufmerksamkeit, die Berichterstattung derer, die hier und anderswo oft der Kritik ausgesetzt sind.
3. Wer will das lesen? Wenn ich gelegentlich meinen Bekannten via Mail den ein oder anderen Artikel empfehle, bekomme ich als Feedback in der Regel, dass das zu kompliziert, zu anstrengend sei und man gar nicht wisse, was der jetzt denn wolle. Wenn man nun aber so vereinfacht wie sie es gewöhnt sind, ist man schon wieder da, wogegen das man angeht…
November 10th, 2008 at 00:20
Die Idee mit den Interviews ist schon mal gut…
November 10th, 2008 at 00:24
“3.” ist ein sehr guter Hinweis.
In der Binnenorganisation von Blogs kommt bislang gemeinhin gar nicht die Idee auf, wie man auch Menschen erreichen könnte, die nicht so viel komprimierten Inhalt verabreiten können. Ein Bekannter sagte mir neulich, ihm sei Feynsinn zu “textlastig”, er habe den Kopf nicht frei dafür, wenn er abends noch herumsurft. Da ich ihn schätze und weiß, daß er alles andere als dumm ist, nehme ich das ernst.
Keine Panik: Es wird keine Boulevard-Abteilung hier geben. Aber es schadet sicher nicht, gelegentlich Fakten und Kommentar so zu trennen, daß sie leichter zu verarbeiten sind. In der Hinsicht sind uns die Holzmedien noch um Lichtjahre voraus.
Wir werden in einer Nische bleiben und weiterhin höhere Ansprüche haben, aber was hilft es, recht zu haben, wenn niemand einen hört?
Ich werde mir jedenfalls Gedanken machen, wie ich den weniger professionellen Lesern auch etwas bieten kann, ohne mich zu verbiegen. Ganz nebenbei kann dabei die Praxis des Interviews helfen – eine Idee, mit der ich schon länger schwanger gehe.
p.s.: Was nützt ein Telefon, wenn es nicht funktioniert? ;-)
November 10th, 2008 at 06:30
Dein Gedanke kommt wie gerufen, kürzlich saßen wir zu Hause beieinander und kamen zu dem Schluss man müsse etwas tun … in eine Partei eintreten oder eine gründen oder oder …
Ich habe die Diskussion gelesen und nehme dabei folgendes positiv mit:
Deine Idee im realen Leben Kontakt (Gespräch oder Interview) zu Politikern und politisch relevanten Organisationen aufzunehmen finde ich gut.
Für eine bessere Wahrnehmung des Bloggerzusammenschlusses ist Robertos Ideee eines Verbandes (oder Vereins) sicher hilfreich.
Die gemeinsame Stimme des Verbandes zu finden ist natürlich eine sehr schwierige Sache. Ich denke man muss sich diesem Problem stellen und eine einfache Prüfung bei Beitritt ob der Blogger auf der links- oder sozailliberalen Linie liegt reicht m.E. nicht. Wenn es gelingt tatsächlich relevante Öffentlichkeit herzustellen würde uns ein Killerargument begegnen, dass man leicht einfach Opposition spielen kann wenn man immer nur dagegen ist und man selbst kein konstruktives Programm vorlegt.
Ich würde es daher für sinnvoll halten, tatsächlich eine Organisation zu gründen, ein gemeinsames parteien-ähnliches Programm aufzustellen, das Gründungscharta und Linie zugleich ist. Ein solches Programm könnte auch der gemeinsame Nenner für die regionalen stattfindenden Gespräche sein. Jeder der Blogger der unterstützt verlinkt einen Banner und das Programm.
Noch ein Nachgedanke zu einem möglichen Programm: Es wäre ein spannendes Gedankenspiel zu überlegen, was würden wir anders machen wenn man uns ließe …
November 10th, 2008 at 06:54
Schön, wie lebhaft die Diskussion sich hier in den letzten zwei Tagen entsponnen hat.
Feynsinns Standpunkte und die Replik von Oeffinger Freidenker haben mir aus der Seele gesprochen. Nicht so sehr aus der Seele spricht mir dagegen der Trend, viel über Vereine, Parteien und Parteibücher zu diskutieren. Das ist alles nur Parallelwelt, kostet viel Zeit und bringt keinen Deut mehr Aufmerksamkeit. In der Tat, treffen sich drei Deutsche…
Was viele immer noch nicht verstehen, ist, dass sich in dieser Parallelwelt ohnehin nur diejenigen finden, die die gleiche Meinung haben. Bis auf den ersten Aha-Effekt weiss man sowieso, wohin das Boot fährt. Ganz egal, ob man Recht hat, was immer das nun ist.
Nochmal also: Es geht um Öffentlichkeit, um Schwungmasse, um echten Einfluss. Es geht darum, nicht nur aktiver Idealist, sondern auch aktiver Realist zu sein. Dazu sollten nicht Kräfte in sinnlosen Überorganisationen verbraucht werden. Blogger (nur zur Klarstellung: ich bin keiner, vielleicht später mal) sind Freigeister. Das ist ihre Stärke, und das sollte auch so bleiben.
Mein Vorschlag ist daher, massiv über Bookmark-Dienste, Kommentare bei Online-Zeitungen und Foreneinträge Ranking, Beliebtheit und Bekanntheit der wichtigen Blogs zu steigern. Viele Firmen haben Mitarbeiter, die das den ganzen Tag ausschliesslich machen, kein Witz. Und INSM, Bertelsmann und Konsorten sind mit Sicherheit auch dabei. Das ist deren gutes Recht. Wir sollten es auch nutzen.
Gruß von http://www.demokratie-ist-wichtig.de
November 10th, 2008 at 08:43
@Mathes & flatter
Wer will das lesen ?
Oft sind die Texte lang, mit Fremdworten gespickt und eine Trennung von Fakten und Meinungen nicht immer erkennbar.
Meiner Meinung nach aber wichtiger ist die Frage, die sich der Leser stellen sollte: “Was geht mich das an ?”
Wie soll ich mich als Leser betroffen und damit auch interessiert fühlen, wenn ein Blogger über die Finanzkrise, das INSM und die Meinungsmache schreibt ?
Währe der Leser nicht mehr interessiert, wenn ein Blogger ihm einen konkreten Bezug an die Hand geben würde.
Man nehme sich die Regionalzeitung vor und finde vielleicht einen kurzen Bericht, dass das Schwimmbad geschlossen werden muss.
Der Stadtkämmerer hat sich im Cross Border Leasing verzockt.
Hier ergibt sich die Möglichkeit globales Geschehen auf lokale Ebene zu bringen.
Dem Leser können die Zusammenhänge erklärt werden und er wird Interesse an dem Geschehen in Berlin zeigen, wenn in Kleinkleckersdorf Dinge geschehen, die auch ihn interessieren.
November 10th, 2008 at 09:50
flatter, schick mir bitte mal ne mail, kann deine adresse nirgens finden, es gibt da nämlich nocho was anderes…
November 10th, 2008 at 12:12
Den Ansatz, die Politik zu beeinflussen, finde ich gut. Ebenso die Idee, mit Leuten zu reden, die keine Blogger sind. Nur über was?
Dazu bräuchte man erst einmal eine Art Programm, oder ein Manifest (einfacher gesagt: einen Leitfaden). Meiner Meinung nach sollten also zunächst einmal die Blogger sowie ihre Leser darüber diskutieren, was sich in Deutschland ändern soll. Dafür könnte man eine Community, etwa auf Mixxt, anlegen.
Mit den Ergebnissen dieser Arbeit kann man dann raus gehen, Politiker ansprechen, die Presse sensibilisieren, Happenings veranstalten. Zudem sollte das Programm (Manifest…) auch eine eigene Website haben, so dass bei allen Aktionen in der Öffentlichkeit immer auch auf diese (weiterführende) Informationsquelle verwiesen werden kann.
Diese Website könnte sich an Change.gov von Barack Obama orientieren: Einerseits wird erläutert, um was es geht, andererseits kann jeder Vorschläge (“Visionen”) machen. Ein Blog rundet das Ganze ab, in dem über alle wichtigen Aktivitäten laufend berichtet wird.
November 10th, 2008 at 12:20
Es gibt ja in diesem Zusammenhang Ansätze, die unter Begriffen wie
- Peer to Peer Journalismus oder
- Open Source Journalismus
bekannt sind.
z.B. https://en.wikipedia.org/wiki/Open_source_journalism
Da die Begriffe hier in der Diskussion noch nicht gefallen sind, wollte ich die hier nur mal einwerfen. Einfach mal danach googeln.
Es gibt auch Open Source Redaktionssysteme bzw. Weblog-Systeme, die sowas unterstützen.
November 10th, 2008 at 12:59
Hello again
wollte nur kurz auf die wiklich grossartige gegen-öffentlichkeitsarbeit diverser Gruppen während der G8 Proteste hinweisen. Da gab es G8TV, dropping knowledge,move against g8, attac.. ich war echt platt wie genial die organisiert und vernetzt waren. Und welche Potentiale dort freigesetzt wurden, interviews, musik, kunstprojekte, podiumsdiskussionen…Die Berichterstattung und Vernetzung der verschiedenen Aktivisten war wirklich phenomenal!
Es fehlt einfach ein TV Sender mit dem man zusammenarbeiten könnte – vielleicht sollte man sich mal mit den Machern von Zapp und xta 3 austauschen ?
Ansonsten bin selbst ich, als – neudeutsch- ADS gepolte Denkerin, die ihren eigenen Gedanken oft nicht richtig folgen kann, mittlerweile wirklich in der Lage mich mit längeren und anspruchsvollen Texten auseinanderzusetzen. Übungssache und Intesse im Sinne notwendiger Horizontserweitrung zugunsten der Allgemeinheit ;-)
Es hift allerdings sehr, wenn das “Eingangtor” einladend gestaltet ist zb. hat “demokratie ist wichtig”, wie ich finde, wichtige Themen kurz und klar und anschaulich auf den Punkt gebracht um erstmal das interesse zu erwecken, tiefer in die einzelnen themenbereiche einzusteigen
PS
von einer allzu gleichgeschaltenen Gegenöffentlichkeit halte ich allerdings ebenso wenig wie von der des mainstreams
November 10th, 2008 at 13:16
@flatter
so unwichtig sind die Blogger nicht. Die Korrektur der veröffentlichten Meinung hing sicher auch damit zusammen, dass man im Internet eine andere Stimmung beobachten konnte als in den Zeitungen.
Spannend finde ich bei den Nachdenkseiten (z.B. heute) die Wortmeldungen von Habermas und Stiglitz. Warum als Blogger nicht mal ein Interview mit solchen Leuten führen?
Die Idee, bei Politikern nachzufragen und die Antwort zu veröffentlichen ist so gut, dass die direkt schon jemand vor Dir hatte. abgeordnetenwatch.de
Ich würde mir noch fragdieregierung.de wünschen.
Und eine Karte von Kleinbloggersdorf wünsch ich mir noch. Wo die kleineren und größeren Behausungen rechts und links des Weges verzeichnet sind (inkl. der Sackgasse mit pi). Und wo ein kleines Vorschaufenster aufblinkt, wenn ich mit der Maus drüberfahre.
VG
Rudi
November 10th, 2008 at 13:29
eine solche Diskussion habe ich vor einiger Zeit bei Jens Berger, dem spiegelfechet, anzufangen versucht. Leider schien das unter der Leserschaft niemand sonderlich zu interessieren. Sobald es darum geht, die eigene Aktivität über ein bloßes Kommentar zu einem Artikel hinausgehen zu lassen, herrscht betretenes Schweigen. Ich halte das für fatal und frustrierend. Ich selbst bin kein Blogger, aus Zeitmangel. Auf der anderen Seite versuche ich, mich nach Kräften und Möglichkeiten einzubringen, inhaltlich auf Blogs, aber auch als Kommentator in Online-Ausgaben der Mainstream-Zeitungen.
Ich habe jetzt nicht viel Zeit, da bei der Arbeit. Aber dazu eine Stichworte in losem Zusammenhang:
Das Projekt sollte langfristig angelegt sein, sich nicht von kurzfristigen Mißerfolgen ablenken lassen.
Es sollte so offen sein, dass jede(r), der nach eigenen Möglichkeiten teilnehmen will, sich irgendwie einbringen kann.
Es sollte aber so geschlossen sein, dass gemeinsame Ziele definiert werden können, die für alle verbindlich sind. Es macht keinen Sinn, sich so strukturell zu öffnen, dass der Kern für die eigene Spaltung mitangelegt wird.
Interessant finde ich zB readers edition in seiner offenen Form. Gegen eine grundsätzliche Offenheit spricht aber die Geschlossenheit einer politischen Grundrichtung.
Gibt es eine Möglichkeit, diese wichtige Diskussion, die flatter angestoßen hat, schon mal sozusagen zu institutionalisieren, ihr eine Form zu geben, so dass sie jedenfalls weitergeführt wird. Man kann sich schon überlegen, wie man sich öffnet, dh Interessierten die Möglichkeit gibt, mitzumachen bzw die Diskussion zu verfolgen. Auch diese Diskussion vernetzen?
bis später
November 10th, 2008 at 14:07
Ich finde, was Blogger tun können, ist das Niveau der eigenen Diskurse zu erhöhen, eigenständige Perspektiven zu formulieren und kluge Forderungen zu stellen. Nicht immer nur der Presse hinterherdackeln, sondern selber recherchieren, agieren statt reagieren. Ansonsten: einfach weiter so. Blogs lesen nicht viele wie die Bild, aber viele Opinion Leader und Journalisten, Studenten und Intellektuelle lesen Blogs. Und die gerade Jüngeren diskutieren und bloggen mehr und mehr.
November 10th, 2008 at 14:43
@salvo
Gute Ansätze – die Grundfrage, die man sich stellen sollte, ist: Was und wen wollen wir erreichen? Diese Frage ist nicht so banal, wie sie klingt. Wenn wir im Sinne einer Gegenöffentlichkeit einen Kontrapunkt zu den Massenmedien schaffen wollen, müsste das Projekt möglichst groß angelegt sein – womit ich natürlich nicht finanzielle oder organisatorische Dinge meine, sondern schlichtweg “Reichweite”. Wenn man allerdings Reichweite hat, kommen Störenfriede – das siehst Du bei den Foren der großen Zeitungen, bei TP und mittlerweile sogar schon in meinem Blog. Eine Diskussion unter “politischen Connaisseuren” ist dann aber nicht mehr möglich, wenn man das Niveau hochhalten will und(!) gleichzeitig jedem die Teilnahme einfach machen will. Dies ist die alte Bloggergretchenfrage ;-)
Wenn ein solches “Gerüst” Erfolg hat, stehen einem viele Möglichkeiten offen.
November 10th, 2008 at 15:02
@1) Mathes: zu dem dritten Punkt kann ich nur die Frage einwerfen, warum die B*ld wohl so erfolgreich ist? Die B*ld schreibt halt auf einem Niveau, was fuer die Mehrzahl der Deutschen ausreichend ist?! Ich will damit natuerlich nicht sagen, dass wir auf diesem Niveau einen Blog anlegen sollten. Vielleicht kann man trotzdem von dem Konzept der Zeitung etwas lernen?
November 10th, 2008 at 15:30
Ja, am Anfang stehen viele Fragen:
die eine Frage ist, wenn wollen wir erreichen. Die andere Frage ist, womit wollen wir jemanden erreichen? Und wieder eine andere ist wozu?
Wenn die Ausgangsforderung heißt: Blogger in die Politik. Was wird hier unter Politik verstanden? Parteipolitik wohl nicht, dh Politik, wie sie für einen parteipolitischen oder sonst organisierten Aktivisten bedeutet.
Stärkung einer Gegenöffentlichkeit zum herrschenden politischen Diskurs. Ist das was damit gemeint ist? Will man nur Gegenöffentlichkeit bilden, aber selbst keine politische Programmatik haben, stellt sich dann die Frage, in welchem Sinne man Gegenöffentlichkeit bildet, denn die wäre dann an sich die Rolle eines Beobachters des politischen Diskurses, der nur darauf achtet, dass es fair zugeht, dh dass alle politischen Richtungen in der Maintream-Öffentlichkeit gleichermaßen behandelt werden? Oder orientieren wir uns doch an einer politischen Grundrichtung, sind also, wie auch immer definiert, programmatisch?
Vielleicht steht am Anfang auch hier die Erstellung eines Fragekatalogs, an Hand dessen man sich selbst finden kann.
Ich hoffe, ich mach das nicht zu kompliziert.
November 10th, 2008 at 17:28
Hallo allerseits
einen auch im mainastream beachteten Blog, der großartig gegenöffentlichkeit herstellt, gibt es bereits. Er heißt nachdenkseiten.de ;-)
Was ich mir vorstelle: Einen Blog zu pushen, auch über Zugriffszahlen, der sich auf bestimmte Themen fokussiert – und irgendwann zu einer solchen Größe in der Blogosphäre wird, dass er zähneknirschend auch vom Mainstream wahrgenommen werden muss.
ich stelle mir so etwas vor wie einen “Kampagnenbeobachter”. Also so etwas wie der (wunderbare!) Bildblog, aber nicht auf “BILD” bezogen, sondern darauf, Kampagnen, zum Beispiel jene gegen Ypsilanti, kritisch zu kommentieren, Widersprüche herauszuarbeiten etc.
Keine Hintergründe a la Schopenhauernietzscheadornomarx, sondern hart, fit, faktensatt.
Ich wäre bereit mich dort zu engagieren.
Wie sieht es die geneigte Gemeinde?
lg
Hartmut
November 10th, 2008 at 17:38
Hey Feynsinn,
ich habe dich direkt mal verlinkt. Zu mehr bin ich derzeit nicht willens. Es sieht aktuell mangels Zeit schlecht aus für meinen Syndikalismus …
Grüße
November 10th, 2008 at 18:28
Ich finde Jens’ Idee eine gangbare Lösung. Hier könnte man wirklich, vielleicht sogar wirklich mit einem explizit auf Januar-Oktober 2009 beschränktem Projekt, etwas erreichen.
November 10th, 2008 at 18:53
Neben der Diskussion über Art und Weise einer Kampagne oder wie auch immer gearteten Aktion, wäre es interessant zu erfahren, wer der hier an der Diskussion beteiligten denn was zu leisten bereit und imstande wäre? Dazu gehört neben der Kernleistung (ich meine gute Artikel schreiben…) auch organisatorisches und technisches. Also, wer kann
- Schreiben und Recherchieren (andersrum…)
- Gestaltung (Logo, Webseiten, also Web und Print)
- Administration (Domain-Verwaltung, E-Mail, Server-Kram)
- Spezialkenntnisse, die gebraucht werden könnten
Und dann ist da noch die fast wichtigere Frage: wie organisiert sich dann die Gruppe selbst, wer koordiniert? Das dann alles noch ohne ausufernde Diskussionen. Wie also kann die “interne” Diskussion gelenkt und geführt werden, gibt es Beschlüsse, Mehrheitsentscheidungen, etc.?
Mich beschleicht schon beim Schreiben der paar Zeilen hier das Gefühl eines kaum zu überschauenden Bergs von Arbeit? Wer hat die Zeit dafür?
@anobo
Das Konzept der Bild ist so erfolgreich, dass es so falsch nicht sein kann. Allerdings war das nicht meine Frage oder mein Hinweis. Ich wollte darauf aufmerksam machen, dass es schnell passiert, dass man durch Vereinfachung (die ich oftmals bezüglich der Aussenwirkung für sinnvoll halte) einen Weg einschlägt, den man anderen eben inhaltlich vorhält. Die dann folgende Diskussion darüber, warum die eigene Vereinfachung denn richtiger ist als die von Bild und Co. möchte ich mir jedenfalls ersparen. Sie wird nämlich auch vereinfacht geführt. Was dabei rauskommt: ein paar linke Spinner (arbeitsscheues Gesindel wird auch schnell ausgemacht) machen im Internet in diesen neumodischen Blogs die Welle und versuchen die demokratieverteidigende Presse zu diskreditieren.
Ach, bevor ich es vergesse: ich biete Programmierung (HTML, PHP, SQL, JavaScript) und Administration an. Schreiben überlasse ich denen, die bewiesen haben, dass sie es können.
November 10th, 2008 at 19:08
https://wahljahr2009.blog.de/
Ich kann dort co-Autoren ohne Ende einrichten. Ihr braucht einfach nur einen kostenfreien blog.de-Zugang.
Es geht mir nicht um mich. ich übertrage gerne die admin-Rechte. Oder wir nehmen einen anderen blog-Anbieter. oder sonstwas.
Aber bevor das hier wieder einschläft, presch ich einfach mal vor.
Bei Streitereien: einfache Mehrheit.
Gerne erarbeite ich eine Einführung gemeinsam mit anderen.
mfg
hartmut
November 10th, 2008 at 19:15
hallo zusammen,
ich verfolge diese Diskussion schon seit heute morgen fasziniert. ich bin jetzt seit jahren eifriger leser der einschlägigen blogs, bisher allerdings noch nicht aktiv gewesen.
Ich war eigentlich spontan von Jens’ Vorschlag begeistert und wäre da auch gern bereit in irgendeiner Form mitzuhelfen.
Ich glaube auch dass es viele gibt die sich gerne engagieren möchten aber den großen Aufwand neben ihrem eigentlichen Beruf etc. scheuen. Wenn es eine Platform gäbe auf der viele unkompliziert partizipieren können, kann ich mir schon vorstellen dass großer Zuspruch herrscht.
lg
Marco
November 10th, 2008 at 19:26
endlich! genial was hier entsteht, bin ganz sicher da wird was draus!
also, ich koch Kaffee und rühre ordentlich die Werbetrommel !
November 10th, 2008 at 19:30
Hier mal ein erster Entwurf, man kann es “Kurzmanifest” nennen. Streichungen und Ergänzungen erbeten. Wenn am Ende des prozesses von meinen Worten nicht ein Semikolon mehr bleibt, habe ich mein Ziel erreicht ;-)
Im Blog – folgt URL/Titel – haben sich Bloggerinnen und Blogger verschiedener Couleur zusammengetan, um gebündelt daran zu arbeiten, für das Wahljahr 2009 eine Gegenöffentlichkeit herzustellen.
Es geht uns nicht um Parteipolitik.
Es geht uns darum, den Mythen, Kampagnen und Ausstreuungen, die die Mainstream-Medien derzeit in großer Zahl transportieren, etwas entgegenzusetzen. Nur zwei Beispiele unter unzählig vielen: Wenn BILD in Person Müller-Voggs uns Angela Merkel andient als eine Politikerin, die seit Jahren heftig für eine Regulierung der Finanzmärkte gestritten habe, während sie tatsächlich natürlich objektiv die politische Verantwortung für massive Deregulierung trägt, wenn die INSM uns als Gremium von nur an der Sache orientierten Experten verkauft wird, während es sich in Wahrheit um eine Lobby-Orga handelt, die nicht einmal davor zurückschrecjkt, in die scripts von TV-Vorabendserien hinein zu redigieren, dann ist ein Zustand erreicht, den wir für nicht mehr tragbar halten. Hier sind Transparenz und Aufklärung vonnöten.
mals so erste Formulierungen…
ich mach da alles mit, es muss auch nicht blog.de sein.
November 10th, 2008 at 19:30
Den “Kampagnenbeobachter” finde ich super im doppelten Sinn: Die Wahlkampagnen und Wahlversprechen kritisch-analytisch begleiten. Dazu aber auch Medienkampagnen dokumentieren. Der Hammer ist doch, daß Spon behauptet, in Hessen gäbs keine Verschwörung und keine Antikampagne und nur Spinner glaubten sowas. Da mit Fakten, Linksammlungen und Medienanalysen nüchtern-sachlich gegenhalten zu können, das wärs. Ein Spin-early-warning-system. Gastbeiträge Prominenter und von Sozialwissenschaftlern. Weniger so eine Linksammlung wie die NDS, weil die gibts ja schon. Es wird sicher einige solche Wahl-Blogs geben, auch kommerzielle, daher möglichst breite Kooperation prominenter Blogger über Grenzen hinweg. Vorbilder: Huffington Post?
November 10th, 2008 at 19:38
spin-early-warning-system gefällt muir ausgezeichnet. die copyrights an dem begriff hätt ich gerne ;-)
Im Ernst: Ja, exakt so etwas schwebte mir auch vor. nochmals besten dank an den Ideengeber.
November 10th, 2008 at 20:06
Begriff und Wortmarke “spin-early-warning-system” ist hiermit unter creative commons lizenz gestellt.
November 10th, 2008 at 20:31
Mir schwebt da immer noch so eine Art Journal vor, und um den Gedanken fortzuführen
gehe ich ein kleines Stück weiter ins Detail.
Leute wie flatter vermögen einen Sachverhalt oder auch einen schlechten Witz, der als politische Aussage eines plappernden Apparatschiks daherkommt, in zwei, drei Sätzen auszuleuchten bzw. bloßzustellen. Das genügt oft, zum eigenen Nachdenken anzuregen.
Die Gliederung des „Journals“ sollte dann an anderer Stelle die Möglichkeit bieten, zum Sachverhalt bzw. Gegenstand des „schlechten Witzes“ an anderer Stelle mehr zu erfahren. Ein
dritter Ort könnte schließlich Raum für die Fortführung der Diskussion durch Hinweise und Kommentare geben. So hätte man, angepasst an die Interessen des potenziellen Nutzers, und auch angepasst an seine verfügbare Zeit, einen Übersichts- einen Ergänzungs- und einen Erweiterungsteil im Angebot.
Ohne nähere (umfangreiche) Begründung gehe ich MAL EINFACH SO davon aus, dass es allerhand Leute gibt, die auf so etwas warten.
November 10th, 2008 at 20:34
Vielleicht wäre es nicht schlecht, erstmal ein Blogaggregat zu bilden, wie es das bei den Rechten bereits gibt. Dort müssten alle wirklich liberalen und linken Blogger gesammelt werden.
November 10th, 2008 at 20:46
snozin, wäre das nicht aber fast schon eine zeitung mit Kommentarfunktion? meine ich nicht böse, ich frage nur.
Ich habe mir jetzt auch mal das hier gesichert:
https://wahljahr09.wordpress.com/
- blog.de ist etwas unflexibel, ich bekomme meinen privaten Kram (zB meine privaten blog.de-Freunde) nicht weg von der Site etc. es müsste bei meinem blog.de-passwort bleiben (und das kann ich schlecht rausrücken ;-) ), deswegen besser über wordpress. da waren einige domains zur wahl übrigens schon weg ;-)
Ich würde gerne möglichst schnell loslegen. Siehe Termin Hessen-Wahl. Aus einem ganz einfachen wordpress-blog kann dann ganz schnell alles andere auch entwickelt werden. oder, snozin?
admin-passwort für obigen wordpress-blog sollte Feynsinn erhalten, weil es seine Idee war.
November 10th, 2008 at 21:02
Ich habe mir auch schon so etwas ausgedacht gehabt, was so ähnlich klingt wie das System von snozin (oder so wie ich das verstehe). Das würde ich aber eher als ein System zur Beobachtung von öffentlichen Meinungsäußerungen bezeichnen.
Das System würde:
- Meinungsäußerungen von Parteien, Personen etc. dokumentieren (Person X hat … gesagt)
- die Reichweite der Meinungsäußerung (Erwähnung dieser Meinungsäußerung in Zeitung A B und C, sowie TV D) feststellen
- verwandtes Sammelthema zu dieser Meinungsäußerung (beispielsweise Problem zu der in der Meinungsäußerung erwähnten Lösung)
- zu diesem Sammelthema/Problem dann genauere Informationen
- Historie welche Meinungen wie häufig in einem bestimmten Zeitraum von z.B. Mitgliedern einer Partei geäußert wurden (bzw. welche Lösungsvorschläge von der Partei wann wie häufig in der Vergangenheit erwähnt wurden)
…
November 10th, 2008 at 22:03
Wenn man mit einer gewissen Portion “skeptischem Optimismus” bezüglich der Realisierungschancen und nicht mit allzu viel Euphorie und zu hohen Erwartungen an das Projekt “Blogger in die Politik” herangeht, könnte vielleicht noch etwas daraus werden.
November 10th, 2008 at 23:10
Hi Jolly ;-)
Hallo ups:
alles prima, alles schick. Ich würde jetzt aber doch recht gerne schnell loslegen mit dem Wahl- und Kampagnenbeobachtungsblog. (Der kriegt dann auch ne schicke Blogroll ;-) )
Da es Feynsinns Idee war, sollte er die admin-rechte kriegen, wenn es Dir an Zeit/Lust fehlt, bin ich in Gottes, 23Teufels und Nietzsches Namen bereit, meinen mehr oder weniger ehrenwerten Namen fürs Impressum rauszurücken.
also: mailt mich einfach an hartmutfinkeldey @web.de (ohne Pause dazwischen natürlich). Jetzt nicht noch tagelang rumeiern. Am schlimmsten wären jetzt ellenlange Diskussionen übers Logo oder so ähnlich.
Da ich offen bekennender DAU bin: auf wordpress kann man co-Autoren einrichten – oder etwa nicht?
November 10th, 2008 at 23:17
Danke für das Angebot der Admin-Rechte, aber noch bin ich nicht so weit. Für mich ist noch nichts entschieden.
November 11th, 2008 at 07:10
Ich möchte mich nochmal zu Wort melden – sorry wenn es etwas skeptisch klingt. Ich habe gestern den ganzen Tag gegrübelt, die Diskussion gelesen und kann jetzt erst fassen was mir eigentlich fehlt.
Es gibt bereits die Inseln der alternativen Information und Interpretation derselben – ich denke an die Nachdenkseiten und weitere einschlägige Blogs. In der Gesamtbilanz ist die Leserschaft allerdings zu gering um realpolitisch Wirkung zu erzielen.
Ziel der “Blogger in die Politik” Aktion sollte es sein “Wirkung zu erzielen” – oder ?
Wie soll die Wirkung aussehen?
Wenn ein signifikanter Teil der Wähler erreicht wird, diese beginnen einer alternativen Denkweise zu folgen sollte es sich im Wahlergebniss oder in Änderungen innerhalb der Parteien niederschlagen. Sei es, dass die Linken stärker als die SPD werden oder in der SPD der linksliberale Flügel wieder mehr Gewicht bekommt. Das wäre die Maximalvision politischer Wirkung.
Unabhängig davon, dass diese Maximalvision nur schwierig zu erreichen sein wird, frage ich in die Runde ob dies wirklich ein gemeinsames Ziel ist?
…
November 11th, 2008 at 09:15
also, ich selbst würde mich auf ein solches Ziel einlassen können. Ich selbst gehe auch davon aus, dass eine Gegenbewegung
Es wäre interessant harauszufinden, wie diese Form der oppositionellen Kampagnenbildung in den USA funktioniert hat. Ihr verdankt Obama immerhin seinen Wahlsieg. Und daran waren Blogger maßgeblich beteiligt. In meinen Augen wird eine inhaltliche, also politische, Orientierung notwendig sein, da das Projekt ansonsten nicht genügend Bindungskraft haben wird. Die Leute wollen wissen, wofür sie sich einsetzen sollen. Projekte, die den real existierenden Betrieb der politischen Entscheidungsbildung sich nur von außen, politisch neutral, zu beobachten und nach demokratischeren Prinzipien zu optimieren vornehmen, gibt es schon: zB abgeordnetenwatch. Die Frage ist, ob sich die Blogger, die immerhin in ihrem eigenen organisierten Bereich, über eine Art ‘absoluter’ Gestaltungsmacht verfügen, sich auf die Relativierung einer solchen Macht einlassen wollen. Da würde sich zeigen, ob sie auch außerhalb der Tätigkeit einer dezidierten aber relativ wirkungsarmen Instanz der Kritik an gesellschaftlichen Realitäten auch
zur aktiven Veränderung derselben willens sind. (Sicher, sie tragen jetzt schon zur Veränderung bei, aber es geht darum diese Wirkung zu verstärken.)
Die Idee, die Marcel zB vom teilweise realisiert hat, eine Art kritisches Wörterbuch des parteipolitischen Establishments ist von der Form sehr gut. Ich würde das weiter ergänzen um ein allgemeines politisches Wörterbuch, das alle Begriffe kritisch hinterfragt, die im medialen Diskurs und den ideologischen Gehal, so eine Art Gegenprojekt zum virtullen Wirtschaftsvokabular der INSM zB.
Selbst kein Blogger, kann ich hier wieder nur meine Mitarbeit, in welcher Form auch immer, anbieten. Im gewissen Sinne versuche ich das schon beim Spiegelfechter durch Recherchearbeit zu seinen Artikeln.
November 11th, 2008 at 11:09
[...] Aber dergleichen habe ich ja auch nicht versprochen. Die Diskussion ist weiterhin offen, hier im Beitrag von gestern, und vor allem überall da draußen. Rock on! Dieses Werk ist unter einer Creative [...]
November 11th, 2008 at 12:20
noch eine Bemerkung dazu:
Ganz gleich, ob etwas Neues entsteht oder nicht, man sollte sich nicht entmutigen lassen. Das, was Rebecca Solnit, über die Arbeit der politischen Aktivisten schrieb, die langfristig Obamas Wahlsieg mit ermöglicht haben, gilt auch für die kritische Arbeit der Blogger:
“A lot of activists expect that for every action there is an equal and opposite and punctual reaction, and regard the lack of one as failure… But history is shaped by the groundswells and common dreams that single acts and moments only represent. It’s a landscape more complicated than commensurate cause and effect. Politics is a surface in which transformation comes about as much because of pervasive changes in the depths of the collective imagination as because of visible acts, though both are necessary. And though huge causes sometimes have little effect, tiny ones occasionally have huge consequences… History is like weather, not like checkers. A game of checkers ends. The weather never does.”
November 11th, 2008 at 23:39
Wie Wirkung erreichen? Wie die kritische Blogger-Szene mit den kritischen Menschen außerhalb der Blogs in Verbindung bringen? Wie diejenigen erreichen, die den Glauben an die Veränderbarkeit unserer Gesellschaft verloren haben? Mindestens seit 1982, als die “geistig-moralische Wende” durch Kohl eingeleitet wurde, wird ausgegrenzt, gespalten, von unten nach oben verteilt, und Rot-Grün hat weitergemacht, wo Kohl nach 16 Jahren gestoppt wurde. Bildungsnotstand, höchste Kinderarmut seit Bestehen der Bundesrepublik etc. Verwundert, dass gerade jüngere Menschen unter 30 Jahren immer weniger an die Urnen gehen?
Feynsinns Gedanken gehen m.E. in die richtige Richtung, und es geht auch nur, wenn ihr Blogger in Kontakt geht mit anderen kritischen Freigeistern, die außerhalb des Internets aktiv sind, ob in Parteien oder Kultur.
Es gibt gute politische Ansätze sowohl bei de SPD-Linken, bei den Grünen, bei der LINKEn, in den Gewerkschaften, bei attac und so weiter. Auch das ist nicht alles so einfach, wie schwarz-grün in Hamburg, die Abhängigkeit von Atom-, Automobil- und Chemieindustrie einzelner Gewerkschaften, die Netzwerker und Seeheimer in der SPD eindrucksvoll zeigen.
Meines Erachtens wäre jetzt mehr Gegenöffentlichkeit traumhaft, aber so schnell verändern sich die Strukturen nicht. Klar, ein Interview mit Thomas Schäfer-Gümbel hat wohl kaum Einfluss auf den wahlausgang in Hessen, aber warum nicht? Schließlich gibt es in der Hessen-SPD Ansätze für eine andere Politik als Merkel-Müntefering forever.
Kleine Utopie: Wenn 2013 eine Spitzenkandidatin Andrea Nahles vereint mit Oskar Lafontaine und Cem Özdemir – gestützt auf fortschrittliche Teile der Gewerkschaften, ein Netzwerk aus Bloggern und Kulturschaffenden, attac usw. glaubhaft für eine neue, zukunftsfähige Politik stehen, für mich wäre das ermutigend im Vergleich zu dem, was ich da draußen in der realen Welt ertragen muss.
Und ein letzter Gedanke, noch völlig unausgegoren. Beruflich betreue ich Jugendliche und junge Erwachsene, die, wenn sie ins Internet gehen, eher in Communities wie den Lokalisten landen statt sich auf die Suche nach politischen Blogs machen. Vielleicht recherchieren sie nochmal was bei wikipedia und hören/sehen einen Song bei youtube. Wie kann man diese erreichen?
November 12th, 2008 at 10:06
man muss bedenken, dass die “öffentliche Meinung” langfristig durch die Bewußtseinsarbeit von im Hintergrund wirkendenden Organisationen beeinflußt wurde und weiter werden wird. Die Profis, die sich für solche Arbeit verkaufen, wissen, dass solche Veränderungen nur langfristig durch fortwährende Beeinflussung auf allen Ebenen erreicht werden, bei jungen Menschen eher als bei älteren. Deshalb der Schwerpunkt solcher Kampagnen auf Schulen, Unis, ja sogar Kindergarten.
@42
zu Deiner kleinen Utopie. Man sollte sich vor Personen in Acht nehmen, die wie auch immer in die politischen Führungsebene gekommen sind. Gerade Özdemir ist mit Vorsicht zu genießen:
https://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28061/1.html
November 12th, 2008 at 11:47
@43 d’accord, ich wollte das auch nicht so verstanden wissen, dass ich auf mich auf diese drei genannten Personen festgelegt habe.
Aber zur Veränderung bedarf es selbstverständlich Personen, die versuchen, in Wahlkämpfen und darüber hinaus parlamentarische Mehrheiten dafür zu organisieren, und die werden nach wie vor zunächst in den Parteien nach oben kommen müssen…
November 12th, 2008 at 12:04
Im folgenden die Gedanken, die mich beschleichen, wenn ich an solch ein Projekt denke. Das sind vielleicht keine im konkreten Zusammenhang konstruktiven, sondern vermutlich wieder ein ganz anderes paar Schuhe. Aber was solls:
Ich glaube die Bloggergemeinschaft braucht nicht mehr Text, sondern weniger. Insofern brauchts weder ein Blogaggregat noch ein System, was zusätzlich eine Menge Text produziert. Eher ein “Auswahl- und Reduzierungssystem”. Was Menge und Prägnanz des Textes betrifft scheint mir der Verweis auf die Bildzeitung im übrigen vielleicht kein unbrauchbarer. Jedenfalls: einfach nur ein Blog aufmachen halte ich für wenig erfolgsversprechend – man sollte sich eher über Formen der kollaborativen Arbeit, der Filterung, der Qualitätskontrolle, der Sortierung, der Recherchierbarkeit und des Reviews auseinandersetzen.
Was mir übrigens eher gefallen würde, wär ein Archivierungssystem für all diese Meldungen, die isoliert nicht viel bedeuten, aber zusammen ein Puzzlebild ausmachen, z.B. alle Meldungen dazu, wie sich der Überwachungsstaat auswirkt, wie von der INSM manipuliert wird oder wie Anti-Terror-Gesetze missbraucht werden etc. Eigentlich eher Basisarbeit, die anderen Leuten Argumentationshilfen zu verschiedenen konkreten Themen und Fragen bereitstellt. Ich denke da z.B. an all die über “Politically Incorrect” zusammengetragenen Informationen, die aber schlecht in einer kurzen Zeit nach konkreten Fragestellungen zu recherchieren sind oder all die Meldungen, die täglich bei fefe über den Schirm rauschen und dann wieder verschwinden. Ablegen, einordenen, verschlagworten, gruppieren – wenn das jetzt nicht zu deutsch klingt. Aber – das ist jetzt wieder eine völlig andere Idee.
November 12th, 2008 at 14:16
Meine Antwort:
https://kritik-und-kunst.blog.de/2008/11/12/projekt-wahljahr09-5023545
November 12th, 2008 at 14:50
[...] Feynsinn und nochmal Feynsinn [...]
November 16th, 2008 at 00:05
[...] in die Politik, Blogger in die Politik II und [...]