Im Anschluß an die Diskussion zum Beitrag von gestern möchte ich einiges klarstellen und konkretisieren:
Ich habe in der Hauptsache zwei Anliegen: Erstens eben Ideen zu sammeln für eine größere politische Resonanz. Ob etwas dabei herauskommt, wird sich zeigen. Es geht dabei nicht um Leserzahlen, sondern um eine andere Qualität der politischen Auseinandersetzung.
Zweitens: Ich kenne viele Blogs, in denen sich hervorragende Kommentare zu politischen Themen finden. Man liest sie meist, weil man wissen will, was der eine oder die andere heute zu sagen hat und freut sich darauf, etwas anderes vorzufinden als Mainstream-Meinung.
Dies findet aber alles außerhalb des politisch-publizistichen Komplexes statt. Während woanders Meinung gemacht wird, können wir sie nur kommentieren.
Es wäre schon etwas anderes, selbst Nachrichtenquelle zu sein. Es wäre etwas anderes, wenn man Nachrichtenquellen mit der eigenen Meinung konfrontieren würde. Politiker sprechen nicht mit Bloggern, das sollte sich ändern. Dies geht aber nur, indem wir Kontakt aufnehmen. Sie kommen nicht von selbst zu uns.
Die Idee eines großen “Hauptblogs” oder “Online-Journals” ist nicht so schlecht, ich halte es allerdings für äußerst schwierig. Was soll dabei herumkommen? Nehmen wir einmal drei existierende Angebote, die bereits eine Menge leisten: Telepolis, Net News Global und die Nachdenkseiten. Letztere haben eine große Reichweite und leisten hauptsächlich, was Blogs auch leisten: Kommentare zu politischen Themen. Telepolis macht achtbaren Online-Journalismus, bei aller Kritikwürdigkeit. Net News Global ist eine Nachrichtenquelle, die erfrischend anders ist als die Holzmedien. Könnten wir das alles besser? Ich fürchte nein.
Hinzu kommt, daß die bloggenden Ego-Shooter ihren Job zum Teil gut machen, aber noch kaum jemand belegt hat, daß er arbeitsteilig ebenso gut ist und man sich nicht in endlosen Debatten zerreibt. Ein Angebot von 100 Kommentatoren zu einem Thema hilft niemandem. Wer wäre auch schon fähig, den Job eines Volljournalisten ganz nebenbei zu erledigen? Viele von uns schreiben besser und lesen mehr als die Holzjournalisten, aber das ist nur ein Kriterium und reicht nicht aus.
So what? Ich möchte mit Leuten diskutieren, die keine Blogger sind. Ich möchte eine Auseinandersetzung mit der Politik da draußen. Das heißt, Kontakt aufzunehmen. Meine Idee, daß wir etwa mit unseren Wahlkreis-Vertretern diskutieren, steht dafür exemplarisch. Nicht in der Art von Abgeordnetenwatch, sondern in einer fairen offenen Debatte, in der wir Fragen stellen, uns die Antworten anhören und darauf reagieren. Die direkte Begegnung Face to Face sollte dabei eine wichtige Rolle spielen, das eine oder andere Telefonat vielleicht. Der Austausch online wird ganz selbstverständlich eine tragende Säule sein.
Es ist nicht so irrsinngig schwierig für mich, ein paar Leute anzurufen und um ein Gespräch zu bitten. Ein Termin pro Monat würde sich sicherlich einrichten lassen.
Es ist allerdings damit zu rechnen, daß sich niemand Zeit für mich nimmt. Die Chancen stünden dann schon besser, wenn es eine Kooperation vieler Blogger gäbe, die ähnliches tun und dies öffentlich machen. Um ein Blog mit ein paar hundert Lesern täglich muß sich niemand scheren. Hundert Blogs wären schon eine kleine Macht. Dies ist eine Idee und sicher nicht das Optimum. Vielleicht ist die Zeit noch nicht reif, vielleicht wird nichts daraus, womöglich hat neimand eine bessere Idee und das Ganze verhallt. Dann kommt hoffentlich irgendwann der Nächste mit der nächsten Idee, und irgendwann ist die Zeit dafür reif.
Es wäre im übrigen gar nicht schlecht, wenn sich jemand vor den Karren spannt, der mehr Ressourcen hat als ich. Außerhalb meines Blogs stehe ich gern in der zweiten oder dritten Reihe.
Die Diskussion ist weiterhin offen. Ideen sind ebenso willkommen wie Vorschläge zur Umsetzung. In einem dritten Teil werde ich später versuchen, die Diskussion zusammenzufassen.

Zur Debatte siehe auch hier