Das Hartz-Land: Aufstieg unerwünscht
Posted by flatter under WirtschaftKommentare deaktiviert
22. Okt 2008 1:09
Anfang Oktober habe ich in Aussicht gestellt, einen Artikel über die größte Schrödersche Sünde zu verfassen: Daß es keine Aufstiegsmöglichkeiten mehr gibt. Wohlan!
“HartzIV” bedeutet nicht nur Gängelung für diejenigen, denen es nicht gelingt, einen Job zu finden. Es bedeutet überdies ein großes Hemmnis für gerade diejenigen, die angeblich davon profitieren sollen: Die Fleißigen, Zielstrebigen – die Sorte Mensch, die will, daß es “ihren Kindern einmal besser gehen” soll. Um den sozialen Aufstieg zu schaffen, bedarf es einer passenden Berufswahl, der Wahl einer passenden Arbeitsstelle, an der man seine Stärken nutzen kann. WIe kommt man an eine solche? Man bewirbt sich, wählt aus, probiert aus, schaut sich das eigene Fortkommen an und entscheidet sich eventuell, etwas anderes oder einfach dasselbe woanders auszuprobieren. In den fünfziger bis siebziger Jahren war die Phase des Probierens in der Regel recht kurz, bis man einen Betrieb fand, in dem man viele Jahre, oft ein ganzes Leben lang, beschäftigt war.
Heute ist die Situation anders. Mehr Fluktuation ist die Regel, dazu wird mehr Flexibilität gefordert. Diese Belastung der Arbeitnehmerschaft birgt viele Probleme, etwa die Schwierigkeit, Familien zu gründen oder die generelle Unsicherheit von Jobs.
Auf der anderen Seite birgt ein solcher Arbeitsmarkt die Möglichkeit, sich in unterschiedlichen Beschäftigungen zu versuchen und den Arbeitgeber häufiger zu wechseln. Hier aber schlägt die aktuelle Gesetzgebung gnadenlos zu. Die Flexibilität, die von den Arbeitnehmern verlangt wird, ist dem Gesetz und seinen ausführenden Agenturen selbst völlig fremd. Will sich jemand verbessern und kündigt deshalb eine Stelle, wird ihm das Arbeitslosengeld zumindest gekürzt. In der Regel bedeutet das für Empfänger eines Gehalts, von dem man leben kann, daß sie drei Monate vom Ersparten leben müssen. Dies hat zwar nur am Rande mit “HartzIV” zu tun, hat aber für die tatsächliche “Flexibilität am Arbeitsmarkt” fatale Folgen. Der Druck, eine Stelle zu behalten, weil man sich eine Kündigung nicht leisten kann und eben nicht die Gelegenheit hat, sich halbwegs in Ruhe eine andere Stelle zu suchen, ist eine psychologische Totalblockade. Allein die Aussicht, durch die Ablehnung von Stellen von heute auf morgen arm zu werden, verhindert durchaus berechtigte Versuche, sich zu verändern.
Und selbst, wenn man eine Stelle in Aussicht hat, während man noch beschäftigt ist, wird es äußerst schwierig. Man muß ja die Kündigungsfrist abwarten. So viel Zeit hat der potentielle neue Arbeitgeber aber oft nicht. Es ist also ein Glücksfall, wenn es Menschen noch gelingt, eine bessere Beschäftigung zu finden. Wer kündigt, gilt als Arbeitsflüchtling und wird so behandelt. Selbst wenn der Job unerträglich wird, weil man mit den Kollegen, dem Chef oder den Arbeitsbedingungen nicht zurecht kommt, ist dem so, denn wer kann dies schon nachweisen? Kündigt man nicht, wird man sich einigeln, die Leistung nachlassen und das Beschäftigungsverhältnis für alle Beteiligten zur Qual. Arbeitgeberverbände und neoliberale Politiker rufen gern und laut nach einem “gelockerten Kündigungsrecht”. Hier könnte man lockern – wenn man Arbeitnehmern eine sinnvolle Kündigung ermöglichen würde.
Flankiert wird diese Blockade durch den organisierten Abstieg von ehemaligen Angestellten durch “HartzIV”. Auch und gerade diejenigen, die sich auf ein Leben am Existenzminimum einlassen, dürfen diese Investition in ihre Laufbahn nicht tätigen. Ihre Aussicht besteht darin, in ausbeuterische Beschäftigungen vermittelt zu werden oder sogar ihr Existenzminimum zu verspielen. Sie werden gezwungen und herumgereicht, ihnen wird nicht gestattet, sich auf Angebote zu konzentrieren, die ihren Fähigkeiten und Vorstellungen von einem guten Job entsprechen. Mindestens ebenso hart trifft sie der Status als “Sozialschmarotzer” und der Verlust kultureller Teilhabe. Gerade, wer seinen eigenen Weg gehen will und wirklich das leisten will, was er kann, ist ja selbst schuld – er hätte doch Arbeit haben können. Wer soll unter solchen Bedingungen beruflich vorankommen?
Es gibt so viele Hintergründe, die völlig unberücksichtigt bleiben, was die Entwicklung der Menschen in ihrem Berufsleben massiv behindert.
Zur Illustration: Ich selbst befinde mich aktuell in dieser Situation. Nach elf Jahren in einem Beruf, für den ich qausi nebenbei qualifiziert bin, weil ich als promovierter Geisteswissenschaftler auch im (sozial-)pädagogischen Bereich tätig sein darf, habe ich ziemlich fertig. Ich leite ein Team von derzeit vier Mitarbeiter/innen an der Front, die diese Gesellschaft durch ihre sprichwörtliche Kinderliebe geschaffen hat. Ich stelle fest, daß ich meinen Job nicht mehr als sinnvoll betrachte. Nicht, weil die ganze Branche überflüssig wäre, sondern, weil mein konkretes Aufgabengebiet letztendlich ein Feigenblatt ist. Was Schule, einzelne soziale Hintergründe und die Realität meines Klientels kaputt machen, ist durch die von mir verantwortlich durchgeführten Maßnahmen oft nicht einmal mehr zu reparieren. Ich glaube, wir machen einen geilen Job, aber das ist einfach nicht ausreichend. Wie gehe ich damit um? Ich werde ordentlich bezahlt (wenngleich die 80km zur Arbeitsstelle eine Menge meines Gehaltes auffressen), und es ist durchaus erträglich, da, wo ich bin. Soll ich aber tumb meinen Streifen durchziehen, darauf warten, daß meine Motivation völlig aufgebraucht ist und meine Kollegen irgendwann mit einer “Null-Bock”-Haltung infizieren? Es gibt noch einige Gründe mehr, “nein” zu sagen, aber diese gehören nicht hierher.
Ich habe mich also entschlossen, etwas anderes zu suchen. Mein Ausstieg steht quasi fest, er könnte allerdings daran scheitern, daß ich nicht bereit sein werde, selbst zu kündigen. Die Folgen dieses Details werden unter Umständen zu einem absurden Theater führen.
Nun sind die allermeisten Arbeitnehmer nicht so entschlossen, das Richtige zu tun, und sie haben meist auch deutlich schlechtere Aussichten, damit nicht im totalen Absturz zu enden. Ihnen ist jede Aussicht genommen: Zu einer Betriebsgemeinschaft zu gehören, in der man sich einrichten kann, wie in einer funktionierenden Ehe, ist Schnee von gestern. Freude am Beruf und der Tätigkeit gilt nichts im Angesicht von Hartz. Auf Veränderung steht die Höchsttrafe. In diesem Land ist der Versuch verboten, sich einen Beruf zu suchen. Eine Tätigkeit, die als Teil des eigenen Lebens angenommen werden kann, die der Gemeinschaft, den eigenen Interessen und einem bißchen Wohlstand dient, ist von Gesetztes wegen irrelevant. Man hat dem Profit zu dienen – entweder dem eigenen oder dem der anderen. Dieser Zustand ist sogenannten “Sozialdemokraten” zu verdanken, die inzwischen nur noch eines können: So zu tun, als könnten sie mit Geld umgehen. Menschen und ihre Lebenswelt kommen in ihrem Wirken nicht mehr vor. Die Ironie besteht darin, daß diese Menschenverachtung just in ein nachhaltiges wirtschaftliches Desaster führt.
Oktober 22nd, 2008 at 02:42
“Man bewirbt sich, wählt aus, probiert aus, schaut sich das eigene Fortkommen an und entscheidet sich eventuell, etwas anderes oder einfach dasselbe woanders auszuprobieren. In den fünfziger bis siebziger Jahren war die Phase des Probierens in der Regel recht kurz, bis man einen Betrieb fand, in dem man viele Jahre, oft ein ganzes Leben lang, beschäftigt war.”
Na ich weiss nicht, ob Du das nicht ein bisschen zu rosig siehst. Mit meinen persoenlichen Erfahrungen stimmt das so jedenfalls nicht ueberein. Allerdings bin ich auch kein promovierter Geisteswissenschaftler, sondern ein aus heute eher als “bildungsfern” – wenngleich unzutreffend – abqualifizierten Verhaeltnissen stammender Schlosser mit Hauptschulabschluss (gewesen). Und die realitaet war, wer die erste Lehre abbrach, der hatte schon damals ziemlich schlechte Karten, eine zweite Chance zu bekommen .. da war also nichts mit rumprobieren und einen “Beruf” (mit gesellschaftlich akzeptierter Qualifikation) suchen.
Was allerdings tatsaechlich (Pobwohl es auch damals bereits eine 4-woechige Sperrfrist bei eigener, einvernehmlicher oder “selbstverschuldeter” Kuendigung gab) “einfacher” war, war (partiell) auszusteigen statt aufzusteigen – also sich ueber einen laengeren Zeitraum durchs Arbeitsamt gesponsorten Selbstfindungsaktivitaeten hinzugeben und irgendetwas im (halben) “off” normaler Strukturen zu (ver)suchen. Aber selbst das bedeutete schon dazumal, die als “sicher” geglaubte Rente fruehzeitig in Frage zu stellen. Ausserdem sanken mit der Dauer der Absenz vom Arbeitsmarkt zunehmend die Chancen wieder einen halbwegs adaequaten Job zu finden. Es galt und gilt vermutlich immer noch: die einmal erworbene(n) Qualifikation(en) verlor(en) mit laengerer Arbeitslosigkeit oder Berufsabwesenheit zunehmend ihren Wert. Pi mal Daumen: hatte die Ausbild 3,5 Jahre gedauert, dann galt man nach einem ebenfalls 3,5 Jahre waehrenden Zeitraum der (ausbildungs)beruflicher Absenz – egal wie man diese Zeit gefuellt hatte – als “ungelernt” und bekam dementsprechend “gut” dotierte Angebote.
In der Tat ist es aber so, dass man heute noch weniger riskieren kann als dazumal, will man nicht zugleich riskieren, auf immer ins beruflich/gesellschaftliche “off” gekickt zu werden.
Oktober 22nd, 2008 at 02:42
“Man bewirbt sich, wählt aus, probiert aus, schaut sich das eigene Fortkommen an und entscheidet sich eventuell, etwas anderes oder einfach dasselbe woanders auszuprobieren. In den fünfziger bis siebziger Jahren war die Phase des Probierens in der Regel recht kurz, bis man einen Betrieb fand, in dem man viele Jahre, oft ein ganzes Leben lang, beschäftigt war.”
Na ich weiss nicht, ob Du das nicht ein bisschen zu rosig siehst. Mit meinen persoenlichen Erfahrungen stimmt das so jedenfalls nicht ueberein. Allerdings bin ich auch kein promovierter Geisteswissenschaftler, sondern ein aus heute eher als “bildungsfern” – wenngleich unzutreffend – abqualifizierten Verhaeltnissen stammender Schlosser mit Hauptschulabschluss (gewesen). Und die realitaet war, wer die erste Lehre abbrach, der hatte schon damals ziemlich schlechte Karten, eine zweite Chance zu bekommen .. da war also nichts mit rumprobieren und einen “Beruf” (mit gesellschaftlich akzeptierter Qualifikation) suchen.
Was allerdings tatsaechlich (Pobwohl es auch damals bereits eine 4-woechige Sperrfrist bei eigener, einvernehmlicher oder “selbstverschuldeter” Kuendigung gab) “einfacher” war, war (partiell) auszusteigen statt aufzusteigen – also sich ueber einen laengeren Zeitraum durchs Arbeitsamt gesponsorten Selbstfindungsaktivitaeten hinzugeben und irgendetwas im (halben) “off” normaler Strukturen zu (ver)suchen. Aber selbst das bedeutete schon dazumal, die als “sicher” geglaubte Rente fruehzeitig in Frage zu stellen. Ausserdem sanken mit der Dauer der Absenz vom Arbeitsmarkt zunehmend die Chancen wieder einen halbwegs adaequaten Job zu finden. Es galt und gilt vermutlich immer noch: die einmal erworbene(n) Qualifikation(en) verlor(en) mit laengerer Arbeitslosigkeit oder Berufsabwesenheit zunehmend ihren Wert. Pi mal Daumen: hatte die Ausbild 3,5 Jahre gedauert, dann galt man nach einem ebenfalls 3,5 Jahre waehrenden Zeitraum der (ausbildungs)beruflicher Absenz – egal wie man diese Zeit gefuellt hatte – als “ungelernt” und bekam dementsprechend “gut” dotierte Angebote.
In der Tat ist es aber so, dass man heute noch weniger riskieren kann als dazumal, will man nicht zugleich riskieren, auf immer ins beruflich/gesellschaftliche “off” gekickt zu werden.
Oktober 22nd, 2008 at 10:25
für mich hat sich der geschilderte umstand so dargestellt:
nach der ausbildung nicht übernommen worden, keine adäquaten stellen in aussicht (allgemeine wirtschaftliche entwicklung, da half auch meine hochqualifizierte ausbildung nicht weiter) erstmal arbeitslos gemeldet, für ein studium beworben, zusage bekommen. dann ging es über das studienvorbereitende praktikum welches mir vom arbeitsamt verboten wurde mit der aussage:”dann stehen sie ja für die zeit des praktikums gar nicht dem arbeitsmarkt zur verfügung!”
ich forderte vom aa eine liste freier stellen, auf die ich mich bewerben könnte, machte illegal mein praktikum, die liste kam, natürlich nur aus stellen bestehend die einfach nicht in frage kamen (völlig andere berufe), dann nahm ich mein studium auf.
ich konnte mich also nur durch “illegales” handeln weiterqualifizieren und hatte strafzahlungen zu leisten, da ich mich nicht zu “bewerbungstraining-maßnahmen” bereit erklärte…
völlig absurd, aber wie gewollt war der druck auf mich hoch.
Oktober 22nd, 2008 at 10:25
für mich hat sich der geschilderte umstand so dargestellt:
nach der ausbildung nicht übernommen worden, keine adäquaten stellen in aussicht (allgemeine wirtschaftliche entwicklung, da half auch meine hochqualifizierte ausbildung nicht weiter) erstmal arbeitslos gemeldet, für ein studium beworben, zusage bekommen. dann ging es über das studienvorbereitende praktikum welches mir vom arbeitsamt verboten wurde mit der aussage:”dann stehen sie ja für die zeit des praktikums gar nicht dem arbeitsmarkt zur verfügung!”
ich forderte vom aa eine liste freier stellen, auf die ich mich bewerben könnte, machte illegal mein praktikum, die liste kam, natürlich nur aus stellen bestehend die einfach nicht in frage kamen (völlig andere berufe), dann nahm ich mein studium auf.
ich konnte mich also nur durch “illegales” handeln weiterqualifizieren und hatte strafzahlungen zu leisten, da ich mich nicht zu “bewerbungstraining-maßnahmen” bereit erklärte…
völlig absurd, aber wie gewollt war der druck auf mich hoch.
Oktober 22nd, 2008 at 10:58
@Roger Beathacker:
Der Abbruch einer Ausbildung ist natürlich noch problematischer. Ohne Ausbildung den Job zu wechseln, ging natürlich nur in Zeiten der Hochkonjunktur.
Ich behaupte ja auch gar nicht, die Möglichkeiten zu wechseln seien damals besser gewesen. Es ist eben nur so, daß sie heute besser sein müßten, damit unter den veränderten Bedingungen ein Aufstieg noch möglich ist, der – was ich nicht angemerkt habe – früher häufig innerbetrieblich stattfand. Heute sind die Beschätigungszeiten ja oft kürzer als der Beförderungszyklus.
Oktober 22nd, 2008 at 10:58
@Roger Beathacker:
Der Abbruch einer Ausbildung ist natürlich noch problematischer. Ohne Ausbildung den Job zu wechseln, ging natürlich nur in Zeiten der Hochkonjunktur.
Ich behaupte ja auch gar nicht, die Möglichkeiten zu wechseln seien damals besser gewesen. Es ist eben nur so, daß sie heute besser sein müßten, damit unter den veränderten Bedingungen ein Aufstieg noch möglich ist, der – was ich nicht angemerkt habe – früher häufig innerbetrieblich stattfand. Heute sind die Beschätigungszeiten ja oft kürzer als der Beförderungszyklus.
Oktober 22nd, 2008 at 11:20
als Ergänzung zur Anmerkung von Roger Beathacker: Ich denke heute wird die Flexibilität mehr gefordert als früher, gleichzeitig sind die Hürden für Veränderung höher geworden.
@flatter … wie wahr, ich war vor einigen Jahren in meiner alten Stelle am Punkt der Unerträglichkeit angekommen und bin in die Selbstständigkeit umgestiegen. Die Vorstellung des sozialen Abstiegs der mir – dank Hartz – bei einem Scheitern meiner Unternehmung bevorstünde lässt mich gelegentlich schlecht schlafen. Leider bin ich kein Leistungsträger, dass mir der Staat bei einer Pleite aushelfen würde. Heute würde ich mir den Umstieg vielleicht verkneifen.
Oktober 22nd, 2008 at 11:20
als Ergänzung zur Anmerkung von Roger Beathacker: Ich denke heute wird die Flexibilität mehr gefordert als früher, gleichzeitig sind die Hürden für Veränderung höher geworden.
@flatter … wie wahr, ich war vor einigen Jahren in meiner alten Stelle am Punkt der Unerträglichkeit angekommen und bin in die Selbstständigkeit umgestiegen. Die Vorstellung des sozialen Abstiegs der mir – dank Hartz – bei einem Scheitern meiner Unternehmung bevorstünde lässt mich gelegentlich schlecht schlafen. Leider bin ich kein Leistungsträger, dass mir der Staat bei einer Pleite aushelfen würde. Heute würde ich mir den Umstieg vielleicht verkneifen.
Oktober 22nd, 2008 at 12:58
Hallo zusammen,
so sieht es aus.
Auch bei mir – Jahrgang 1970 – und unfreiwillig öfters arbeitslos gemeldet, bis zur Einführung von HartzIV.
Ich machte einen Handel mit meinem Vater, der selbständiger Unternehmer in der Tourismusbranche war, wonach ich ihm als geringfügige Hilfskraft im Geschäft helfe – so wollte ich HartzIV umgehen.
Damals konnte ich nicht ahnen, dass dies ein fataler Fehler war – mein Vater starb vor 2 Jahren und hinterließ eine relativ zerstrittene Erbengemeinschaft, die nur durch seine Witwe – meine Mutter – zusammengehalten wird.
In der Welt der HartzIV-Schöpfer kommen derartige Schicksalsschläge einfach nicht vor.
Mein Problem ist nun folgendes:
Ich arbeite – ziemlich unsicher – im ehemaligen väterlichen Unternehmen, meine jüngste und die zweitälteste Schwester drohen mir – in Anwesenheit des Steuerberaters der Familie – schon mit der Geschäftsübernahmen, d.h. eigentlich macht meine Arbeit hier keinen Sinn mehr, und ich stehe vor der Lage nun bald keine Stelle mehr zu haben, und da das Haus zur Erbmasse gehört wohl auch kein Dach mehr über dem Kopf.
Erbengemeinschaft eben, wo sich jeder sich selbst der Nächste ist.
Meine Mutter, wie schon erwähnt, hält alles noch beisammen, aber wie lange ist fraglich.
Ich kenne meinen Wert auf dem Arbeitsmarkt, mehrmals unfreiwillig Lücken im Lebenslauf heißt doch menschlicher Abfall. Oder?
Zum Freitod fehlt mir der Mumm…
Wie’s weitergeht keine Ahnung, nur soviel der tradionelle Bewerbungsweg hilft mir nicht weiter, da ich dort regelmäßig Absagen ernte und unseriöse Branchen (z.B. wie mein Schwager, den ich nicht ausstehen kann – schmieriger Typ – Versicherungsbranche liegen mir nicht – bin zu ehrlich für…)
Gruß
Bernie
Oktober 22nd, 2008 at 12:58
Hallo zusammen,
so sieht es aus.
Auch bei mir – Jahrgang 1970 – und unfreiwillig öfters arbeitslos gemeldet, bis zur Einführung von HartzIV.
Ich machte einen Handel mit meinem Vater, der selbständiger Unternehmer in der Tourismusbranche war, wonach ich ihm als geringfügige Hilfskraft im Geschäft helfe – so wollte ich HartzIV umgehen.
Damals konnte ich nicht ahnen, dass dies ein fataler Fehler war – mein Vater starb vor 2 Jahren und hinterließ eine relativ zerstrittene Erbengemeinschaft, die nur durch seine Witwe – meine Mutter – zusammengehalten wird.
In der Welt der HartzIV-Schöpfer kommen derartige Schicksalsschläge einfach nicht vor.
Mein Problem ist nun folgendes:
Ich arbeite – ziemlich unsicher – im ehemaligen väterlichen Unternehmen, meine jüngste und die zweitälteste Schwester drohen mir – in Anwesenheit des Steuerberaters der Familie – schon mit der Geschäftsübernahmen, d.h. eigentlich macht meine Arbeit hier keinen Sinn mehr, und ich stehe vor der Lage nun bald keine Stelle mehr zu haben, und da das Haus zur Erbmasse gehört wohl auch kein Dach mehr über dem Kopf.
Erbengemeinschaft eben, wo sich jeder sich selbst der Nächste ist.
Meine Mutter, wie schon erwähnt, hält alles noch beisammen, aber wie lange ist fraglich.
Ich kenne meinen Wert auf dem Arbeitsmarkt, mehrmals unfreiwillig Lücken im Lebenslauf heißt doch menschlicher Abfall. Oder?
Zum Freitod fehlt mir der Mumm…
Wie’s weitergeht keine Ahnung, nur soviel der tradionelle Bewerbungsweg hilft mir nicht weiter, da ich dort regelmäßig Absagen ernte und unseriöse Branchen (z.B. wie mein Schwager, den ich nicht ausstehen kann – schmieriger Typ – Versicherungsbranche liegen mir nicht – bin zu ehrlich für…)
Gruß
Bernie
Oktober 22nd, 2008 at 13:08
Noch was:
Ich habe mich bis zur Fachhochschulreife weitergebildet, sogar einen halbherzigen Studienversuch – BWL Management – hinter mir (ich brach ab, da dort schon 1997 gepredigt wurde, was heute zusammenbricht: Die neoliberale Ideologie des absoluten Gottes namens “Gewinn”). Mein eigentlicher Wunschberuf “Beamter im gehobenen-nichttechnischen Dienst” wurde wegen Notendurchschnitt nichts, und nun kommt noch die generelle Altersbegrenzung im öffentlichen Dienst (mit 32 Jahren für nicht-schwerbehinderte Schluß mit dem Traum Beamter zu werden) hinzu – ich bin übrigens ausgebildeter Verwaltungsfachangestellter im Öffentlichen Dienst und wurde nach der Lehre nicht übernommen, d.h. mir wurde die Möglichkeit der Berufserfahrung genommen und ich fühle mich manchmal wie der berühmte Hauptmann von Köpenick, nur heißt es bei mir “Ohne Berufserfahrung keine Stelle…” Nur wie soll ich Berufserfahrung erlangen, wenn man mir die Möglichkeit dazu im vorneherein verweigert?
Eine Umschulung übrigens – in einen völlig anderen Beruf – wird mir von seiten des Arbeitsamtes bzw. nun der Arbeitsagentur auch verweigert – aus Kostengründen….
Für eine erneute Berufsausbildung bin ich zu alt….
Alles Dinge, die ich nicht hören will, aber leider immer wieder hören muss – egal von welcher Seite.
Am Schlimmsten finde ich aber, wenn meine Verwandtschaft meint “selber schuld”….
Fazit:
Ich wollte halt was Besseres werden, und bin tief gefallen, da ich die Verhältnisse in Deutschland einfach nicht wahr haben wollte – nämlich, dass es immer noch heißt “Schuster bleib bei denen Leisten..” – wie der alte Spruch so treffend ausdrückt…
Gruß
Bernie
Oktober 22nd, 2008 at 13:08
Noch was:
Ich habe mich bis zur Fachhochschulreife weitergebildet, sogar einen halbherzigen Studienversuch – BWL Management – hinter mir (ich brach ab, da dort schon 1997 gepredigt wurde, was heute zusammenbricht: Die neoliberale Ideologie des absoluten Gottes namens “Gewinn”). Mein eigentlicher Wunschberuf “Beamter im gehobenen-nichttechnischen Dienst” wurde wegen Notendurchschnitt nichts, und nun kommt noch die generelle Altersbegrenzung im öffentlichen Dienst (mit 32 Jahren für nicht-schwerbehinderte Schluß mit dem Traum Beamter zu werden) hinzu – ich bin übrigens ausgebildeter Verwaltungsfachangestellter im Öffentlichen Dienst und wurde nach der Lehre nicht übernommen, d.h. mir wurde die Möglichkeit der Berufserfahrung genommen und ich fühle mich manchmal wie der berühmte Hauptmann von Köpenick, nur heißt es bei mir “Ohne Berufserfahrung keine Stelle…” Nur wie soll ich Berufserfahrung erlangen, wenn man mir die Möglichkeit dazu im vorneherein verweigert?
Eine Umschulung übrigens – in einen völlig anderen Beruf – wird mir von seiten des Arbeitsamtes bzw. nun der Arbeitsagentur auch verweigert – aus Kostengründen….
Für eine erneute Berufsausbildung bin ich zu alt….
Alles Dinge, die ich nicht hören will, aber leider immer wieder hören muss – egal von welcher Seite.
Am Schlimmsten finde ich aber, wenn meine Verwandtschaft meint “selber schuld”….
Fazit:
Ich wollte halt was Besseres werden, und bin tief gefallen, da ich die Verhältnisse in Deutschland einfach nicht wahr haben wollte – nämlich, dass es immer noch heißt “Schuster bleib bei denen Leisten..” – wie der alte Spruch so treffend ausdrückt…
Gruß
Bernie
Oktober 22nd, 2008 at 13:16
Sorry, aber eins hätte ich fast vergessen, dank euch, und anderer aufklärerischen Seiten im Internet, ist mir auch folgendes klar, dass ich in einem Punkt wohl wirklich selbst schuld bin – ich war nie in einer Partei oder in einer Gewerkschaft, d.h. ich liebte schon immer meine Unabhängigkeit in dieser Hinsicht.
Warum ich dies so schreibe?
In meinem Heimatbundesland, Baden-Württemberg, ist es nun einmal so, dass man “Vitamin B” haben muss um auf dem Rathaus bzw. dem Landratsamt zu landen, d.h. wenn du in der CDU/FPD bist kein Problem und bist du noch in der ÖTV – heute Verdi – genannt ausgesorgt.
Gibt schon ein Buch zum Thema von einem gewissen Buchautor namens Josef-Otto Freudenreich, aber ich weiß dies von meiner eigenen Lebenserfahrung her.
Die Berufsschulkollegen von mir, die immer schon in Verdi und der CDU/FDP waren, arbeiten allesamt in den Rathäusern und Kommunalverwaltungen hier -
Die anderen – incl. mir – suchen sich gefälligst etwas anderes bzw. wechseln gleich den Beruf – oder landen eben im gesellschaftlichen Abseits.
Ungerecht?
Tja, so läuft der Hase in Baden-Württemberg…
Gruß
Bernie
Oktober 22nd, 2008 at 13:16
Sorry, aber eins hätte ich fast vergessen, dank euch, und anderer aufklärerischen Seiten im Internet, ist mir auch folgendes klar, dass ich in einem Punkt wohl wirklich selbst schuld bin – ich war nie in einer Partei oder in einer Gewerkschaft, d.h. ich liebte schon immer meine Unabhängigkeit in dieser Hinsicht.
Warum ich dies so schreibe?
In meinem Heimatbundesland, Baden-Württemberg, ist es nun einmal so, dass man “Vitamin B” haben muss um auf dem Rathaus bzw. dem Landratsamt zu landen, d.h. wenn du in der CDU/FPD bist kein Problem und bist du noch in der ÖTV – heute Verdi – genannt ausgesorgt.
Gibt schon ein Buch zum Thema von einem gewissen Buchautor namens Josef-Otto Freudenreich, aber ich weiß dies von meiner eigenen Lebenserfahrung her.
Die Berufsschulkollegen von mir, die immer schon in Verdi und der CDU/FDP waren, arbeiten allesamt in den Rathäusern und Kommunalverwaltungen hier -
Die anderen – incl. mir – suchen sich gefälligst etwas anderes bzw. wechseln gleich den Beruf – oder landen eben im gesellschaftlichen Abseits.
Ungerecht?
Tja, so läuft der Hase in Baden-Württemberg…
Gruß
Bernie
Oktober 22nd, 2008 at 14:15
Sehr guter Beitrag, welcher den Kampfbegriff der “Flexibilität” als einseitiges Ausnutz-Verhältnis enttarnt.
Die Flexibilität die nämlich immer wieder beschworen wird, gilt in erster Linie nur für den Arbeitgeber! Der Arbeiter hat sich dem zu fügen, wie der Chef ihn eben “gebogen” (flexibel) haben will. Echte Flexibilität, wie es Flatter beschrieben hat, im Sinne von ausprobieren, testen usw. dafür wird dem Arbeiter keinen Raum gegeben. Das fängt schon in der Schule an, geht übers Studium bis hin zum Arbeitsleben: Wer sich testet, ausprobiert – wird nicht als flexibel gelobt, sondern als unselbstständig, wechselhaft und nicht bodenständig!
Ich habe letztens erst wieder ein Gespräch mit einer guten Freundin gehabt die gerade zu studieren anfangen wollte, sich jedoch nicht entscheiden konnte, welches Fach sie genau nehmen sollte. Als ich ihr daraufhin sagte, sie solle ein paar Fächer ausprobieren, testen, sich reinsetzen usw. – war sie geschockt:”Das ist doch Zeitverschwendung. Ich such mir ein Fach aus und zieh es möglichst schnell durch, damit ich noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt habe”, war ihre Antwort. Ich vermute dieses Denken ist weit verbreitet: Bloss nichts ausprobieren! Bloß keine Zeit “verschwenden”.
Oktober 22nd, 2008 at 14:15
Sehr guter Beitrag, welcher den Kampfbegriff der “Flexibilität” als einseitiges Ausnutz-Verhältnis enttarnt.
Die Flexibilität die nämlich immer wieder beschworen wird, gilt in erster Linie nur für den Arbeitgeber! Der Arbeiter hat sich dem zu fügen, wie der Chef ihn eben “gebogen” (flexibel) haben will. Echte Flexibilität, wie es Flatter beschrieben hat, im Sinne von ausprobieren, testen usw. dafür wird dem Arbeiter keinen Raum gegeben. Das fängt schon in der Schule an, geht übers Studium bis hin zum Arbeitsleben: Wer sich testet, ausprobiert – wird nicht als flexibel gelobt, sondern als unselbstständig, wechselhaft und nicht bodenständig!
Ich habe letztens erst wieder ein Gespräch mit einer guten Freundin gehabt die gerade zu studieren anfangen wollte, sich jedoch nicht entscheiden konnte, welches Fach sie genau nehmen sollte. Als ich ihr daraufhin sagte, sie solle ein paar Fächer ausprobieren, testen, sich reinsetzen usw. – war sie geschockt:”Das ist doch Zeitverschwendung. Ich such mir ein Fach aus und zieh es möglichst schnell durch, damit ich noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt habe”, war ihre Antwort. Ich vermute dieses Denken ist weit verbreitet: Bloss nichts ausprobieren! Bloß keine Zeit “verschwenden”.
Oktober 22nd, 2008 at 16:16
@epikur: Bezogen aufs Studieren sieht’s ja noch schlimmer aus: Kein BAFöG, Kein HartzIV, nur eine Chance, und zwar in der Regelstudienzeit. Studieren ist die beste Möglichkeit, zu verhungern – es sei denn, man ist eben reich.
Oktober 22nd, 2008 at 16:16
@epikur: Bezogen aufs Studieren sieht’s ja noch schlimmer aus: Kein BAFöG, Kein HartzIV, nur eine Chance, und zwar in der Regelstudienzeit. Studieren ist die beste Möglichkeit, zu verhungern – es sei denn, man ist eben reich.
Oktober 22nd, 2008 at 16:47
Hallo Epikur,
ja so sieht es aus, aber auch früher – nicht erst heute – war es, ohne entsprechende Unterstützung (ich meine diesmal nicht das finanzielle sondern andere “Stützen” für einen studierwilligen Sohn aus Arbeitnehmerkreisen) im Bekannten-oder Verwandtenkreise, siehe mein Beispiel, fast unmöglich zu studieren.
Es ist eben erst nicht seit heute so, dass nur die studieren, die es sich irgendwie “leisten” können.
Auch früher war es schon ungerecht, wie mein Beispiel zeigt, auch hinsichtlich des finanziellen.
Die Studiengebühren, die niedrigen BaföG-Sätze heutzutage, sind natürlich absolut tödlich, im Gegensatz zu damals, wo es “nur” finanzielle Engpässe für Menschen aus “bildungsfernen Schichten” gab, und die psychologische Unterstützung für den Studi ganz fehlte in arbeiternahen Verwandten- und Bekanntenkreisen.
Mir wurde schon der Satz an den Kopf geworfen: “Wie schafft es so einer wie du, die Fachhochschulreife zu erreichen.” Die Antwort von mir kam prompt “durch viel lernen”….
Gruß
Bernie
PS: Auch mein Vater war damals keine große Hilfe, im Gegenteil, er wollte seinen möglichen Nachfolger immer die Ablehnung von Beamten und “Studierten” spüren lassen….ja, er haßte die regelrecht…
Oktober 22nd, 2008 at 16:47
Hallo Epikur,
ja so sieht es aus, aber auch früher – nicht erst heute – war es, ohne entsprechende Unterstützung (ich meine diesmal nicht das finanzielle sondern andere “Stützen” für einen studierwilligen Sohn aus Arbeitnehmerkreisen) im Bekannten-oder Verwandtenkreise, siehe mein Beispiel, fast unmöglich zu studieren.
Es ist eben erst nicht seit heute so, dass nur die studieren, die es sich irgendwie “leisten” können.
Auch früher war es schon ungerecht, wie mein Beispiel zeigt, auch hinsichtlich des finanziellen.
Die Studiengebühren, die niedrigen BaföG-Sätze heutzutage, sind natürlich absolut tödlich, im Gegensatz zu damals, wo es “nur” finanzielle Engpässe für Menschen aus “bildungsfernen Schichten” gab, und die psychologische Unterstützung für den Studi ganz fehlte in arbeiternahen Verwandten- und Bekanntenkreisen.
Mir wurde schon der Satz an den Kopf geworfen: “Wie schafft es so einer wie du, die Fachhochschulreife zu erreichen.” Die Antwort von mir kam prompt “durch viel lernen”….
Gruß
Bernie
PS: Auch mein Vater war damals keine große Hilfe, im Gegenteil, er wollte seinen möglichen Nachfolger immer die Ablehnung von Beamten und “Studierten” spüren lassen….ja, er haßte die regelrecht…
Oktober 22nd, 2008 at 18:47
@bernie
Das ist ein zusaetzliches und eher wenig beachtetes Problem, wenn Kinder aus der “Unterschicht” aufs Gymnasium gehen und studieren. Es kommt u.U. zu einer Art Entfremdung zwischen ihnen und ihren Angehoerigen – sie hoeren auf, dieselbe Sprache zu sprechen. Die “Zurueckgelassenen” frustriert das – und sie koennen meist auch keine Hilfe sein – im Gegenteil – sie braeuchten selbst welche.
Oktober 22nd, 2008 at 18:47
@bernie
Das ist ein zusaetzliches und eher wenig beachtetes Problem, wenn Kinder aus der “Unterschicht” aufs Gymnasium gehen und studieren. Es kommt u.U. zu einer Art Entfremdung zwischen ihnen und ihren Angehoerigen – sie hoeren auf, dieselbe Sprache zu sprechen. Die “Zurueckgelassenen” frustriert das – und sie koennen meist auch keine Hilfe sein – im Gegenteil – sie braeuchten selbst welche.
Oktober 22nd, 2008 at 18:59
Hallo Roger Beathacker,
sehe ich genauso.
Die Entfremdung fängt übrigens schon – bei Gymnasiaten und sich bis zur Fachhochschulreife weiterbildenden – in der Schulzeit an. Die Angehörigen können, oder wollen, oft nicht weiterhelfen, z.B. beim Lernen von weiterführenden Fächern. Der Betreffende muß da schon selbst durch – ein Satz, den ich oft von Angehörigen gehört habe, und den andere – insofern die natürlich Eltern haben, die “bildungsfern” sind – leider nur allzu oft unterstreichen dürften. Die “Unterschichts”eltern haben da eben das Problem, dass du schreibst, die Hilfe mit der neuen Situation umzugehen fehlt denen völlig, und strauchelt das Kind, trotz lernen, bekommt man natürlich die volle Härte der proletarischen Intoleranz zu spüren – frei nach dem Motto: “Ich hab’s ja gleich gewußt…”
Man wird als zu faul hingestellt, dabei fehlt oft das Verständnis, dass Kinder aus der “Unterschicht” – wie mein Beispiel zeigt – eben keinerlei Unterstützung haben und selbst durch müssen. Geht es gut – ok, wenn nicht…dann wehe dir Gott…
Gruß
Bernie
Oktober 22nd, 2008 at 18:59
Hallo Roger Beathacker,
sehe ich genauso.
Die Entfremdung fängt übrigens schon – bei Gymnasiaten und sich bis zur Fachhochschulreife weiterbildenden – in der Schulzeit an. Die Angehörigen können, oder wollen, oft nicht weiterhelfen, z.B. beim Lernen von weiterführenden Fächern. Der Betreffende muß da schon selbst durch – ein Satz, den ich oft von Angehörigen gehört habe, und den andere – insofern die natürlich Eltern haben, die “bildungsfern” sind – leider nur allzu oft unterstreichen dürften. Die “Unterschichts”eltern haben da eben das Problem, dass du schreibst, die Hilfe mit der neuen Situation umzugehen fehlt denen völlig, und strauchelt das Kind, trotz lernen, bekommt man natürlich die volle Härte der proletarischen Intoleranz zu spüren – frei nach dem Motto: “Ich hab’s ja gleich gewußt…”
Man wird als zu faul hingestellt, dabei fehlt oft das Verständnis, dass Kinder aus der “Unterschicht” – wie mein Beispiel zeigt – eben keinerlei Unterstützung haben und selbst durch müssen. Geht es gut – ok, wenn nicht…dann wehe dir Gott…
Gruß
Bernie
Oktober 23rd, 2008 at 00:59
Sehr guter Artikel. Auch wenn es nie rosig war in diesem Land mit “zwischenzeitlichem Aussteigen”, unter der Hartz-Verbrecher-Gesetzgebung ist es gar nicht mehr möglich. Wer z.B. im Jobcenter aufmuckt und sich sperrt, der kriegt dann einfach eine Menge “Vermittlungsvorschläge” mit Rechtsfolgebelehrung, auf die er sich bewerben muß, da ihm ansonsten wegen “Verweigerung” Leistungskürzungen drohen. Und was das für “Vermittlungsvorschläge” sind, brauche ich wohl kaum zu erwähnen (Zeitarbeit, Hilfsarbeit u.ä.). Da bleibt kein Raum mehr, sich um eine Arbeitsstelle zu bemühen, die wenigstens halbwegs der eigenen Qualifikation entspricht bzw. interessant sein könnte, um das ein paar Jahre lang zu machen. Es geht längst nicht mehr um die Frage, mit Hilfe einer Arbeit “Sinn zu stiften” für sich selbst – seltsamerweise ist das aber immer noch das Argument der ganzen Betrüger in der Politik, wenn sie all die miesen, unterbezahlten Jobs verteidigen als “Fortschritt” bei der “Bekämpfung” von Arbeitslosigkeit. Zum Kotzen, das Ganze.
Oktober 23rd, 2008 at 00:59
Sehr guter Artikel. Auch wenn es nie rosig war in diesem Land mit “zwischenzeitlichem Aussteigen”, unter der Hartz-Verbrecher-Gesetzgebung ist es gar nicht mehr möglich. Wer z.B. im Jobcenter aufmuckt und sich sperrt, der kriegt dann einfach eine Menge “Vermittlungsvorschläge” mit Rechtsfolgebelehrung, auf die er sich bewerben muß, da ihm ansonsten wegen “Verweigerung” Leistungskürzungen drohen. Und was das für “Vermittlungsvorschläge” sind, brauche ich wohl kaum zu erwähnen (Zeitarbeit, Hilfsarbeit u.ä.). Da bleibt kein Raum mehr, sich um eine Arbeitsstelle zu bemühen, die wenigstens halbwegs der eigenen Qualifikation entspricht bzw. interessant sein könnte, um das ein paar Jahre lang zu machen. Es geht längst nicht mehr um die Frage, mit Hilfe einer Arbeit “Sinn zu stiften” für sich selbst – seltsamerweise ist das aber immer noch das Argument der ganzen Betrüger in der Politik, wenn sie all die miesen, unterbezahlten Jobs verteidigen als “Fortschritt” bei der “Bekämpfung” von Arbeitslosigkeit. Zum Kotzen, das Ganze.