Ganz im Sinne des Meinungstankers INSM interpretiert das Handelsblatt “Freiheit”, im besonderen die der Meinung. Es soll nicht frei sein, was nicht den Kotau vor dem Eigentum leistet. Diese ideologische Pervertierung des Freiheitsbegriffs habe ich bereits an anderer Stelle diskutiert. Jetzt schlägt ein Verlag zu, der es für “Journalismus” hält, eine Meinung seines Autoren zu unterdrücken, nachdem sie bereits veröffentlicht wurde.
An der Blogbar ist zu lesen, was Harald Uhlig widerfuhr und warum er ganz folgerichtig sein Blog schließt. Dieser Frontalangriff auf die Meinungsfreiheit belegt in unüberbietbarer Deutlichkeit, wie weit der Journalismus hierzulande heruntergekommen ist. Wer nicht vorauseilenden Gehorsam leistet, soll mundtot gemacht werden. Dieser Fall wird mehr Aufmerksamkeit erregen, als der Artikel ohne die Attacke des Verlags auf seinen Autoren je hätte bekommen können. Ob diese strunzdumme Maßnahme einer diktaturwürdigen Unterdrückung sich dennoch auszahlt, wird sich zeigen. Sie ist ein Präzedenzfall des korrupten Geschäfts mit der öffentlichen Meinung. Wie weit dieser Skandal über die Blogosphäre hinaus Wellen schlagen wird, ist eine Frage. Eine andere ist die nach der Macht einer Gegenöffentlichkeit. Harald Uhlig ist kein Niemand, den man einfach kaltstellen kann. Er hat nicht die Macht einer Holtzbrinck-Verlagsgruppe, nicht die der Mohns oder Springers. Er hat nur eine Stimme, die sich Gehör verschaffen kann und wird.
Die Brutalität, mit der der politisch-publizistische Komplex derzeit zu Werke geht, zeigt uns einmal mehr die Grenzen auf. Was bleibt, ist die Hegemonie über eine Freiheit, die sich auf die Suche nach der Wahrheit beruft, anstatt sie der herrschenden Ideologie zu übereignen. Darin besteht die Macht der Gegenöffentlichkeit. Sie ist einmal mehr gewachsen. Machen wir das Beste draus.

[update:] Harald Uhlig bloggt jetzt hier.