Was die FAZ Georg Paul Hefty anlässlich der arisch-christlichen Tat faseln lässt, zieht einem die Schuhe aus. Zuerst natürlich ist der Täter für ihn ein “Irrer” – das hätte ich gern einmal gelesen, wenn so getan wurde, als sei Terror muslimische Folklore. Täter aus dem Kulturkreis galten bis dato eher als Vollstrecker einer finsteren Rationalität des Bösen.

Dann wirft Hefty dem „Irren“ vor, dass der sich nicht selbst getötet hat. WTF? Weil der Schreiberling sich dann nicht weiterhin anhören muss, was er selbst verbreitet? Weil die Bösen ausradiert gehören? Nein, weil der arme Irre sonst unerträgliche Gewissensbisse hätte! Da ruft der empathische Journalist nach Do-it-yourself-Euthanasie.

Als nächstes wird die Ideologie entschuldigt, in deren Namen der Hass sich freien Lauf verschafft hat. Was hat “Mein Kampf” mit den Nazis zu tun, das ist doch nur ein Buch. Wohlwissend werden nur vermeintlich harmlose Quellen wiedergegeben, auch die FAZ verschweigt den Bezug auf Rechtspopulisten von Wilders bis Broder. Und selbst wenn die wirklich missbraucht worden wären, bliebe die Frage, warum sie denn zitiert wurden.

Wir waren’s nicht

Nicht das geringste Bemühen, nach Spuren zu suchen, die in einer Kultur und ihrer aktuellen Entwicklung liegen. Einer Kultur, die Hass befördert, sogenannte “Notwendigkeiten” oder Sachzwänge über die Würde der Menschen stellt und für die ganze Bevölkerungsgruppen als minderwertig gelten.
Und dann die Konklusion, die nicht fehlen darf, das krönende Stereotyp für den verblödeten Leser, die einfache Lösung, die schon vorher richtig war:

Eine wesentlich ausgebreitete Beobachtung des Internets, das offenbar zum Ankündigungs- und in gewisser Weise sogar zum Übungsfeld von zum Massenmord entschlossenen Wahnsinnigen geworden ist“, ist das gebot der Stunde.
Da kommt das, was ich schon gestern als Karikatur der sprichwörtlich reaktionären Reflexjournaille gezeichnet habe: Kinderpornographie und Massenmord als Krankheit, mit der man im Internet infiziert wird. Das meint dieser Hanswurst ernst.

Die anderen waren’s

Allein die windelweiche Floskel „in gewisser Weise“ deutet schon darauf hin, dass einer nicht so verstanden werden will wie er schwadroniert. Das wird halt irgendwie passend gemacht. Hinter dem schlechten Stil steckt aber mehr: Ein heillos dämliches Weltbild, das sich selbst durch Bomben nicht erschüttern lässt. „Es waren die anderen“, ist stets die Diagnose. Die Therapie ist dann deren Überwachung und Bestrafung. Was anders ist, muss weg. Und jetzt merke er bloß nicht auf, denn genau das ist die Welt des “Manifests”, das ganz zufällig am laufenden Band „konservative“ Quellen zitiert.

Ich ließe mich derzeit nicht mit der FAZ in der Öffentlichkeit blicken. Man würde sich einer zu großen Gefahr aussetzen, für einen Schwachkopf gehalten zu werden.