Fortan verzichten die USA also auf den dankbarsten Buhmann der letzten Dekade. Osama Bin Laden wird nicht mehr aus der Dose springen und kleine Kinder oder deren Großeltern erschrecken.
Wozu so ein Wahlkampf doch gut sein kann: Obama ist zweifellos clever und setzt auf die Karte, die immer geht. Das Militär im Einsatz für das Gute und Gerechte, Symbolpolitik, leichter Erfolg. Da können noch so viele in Unschuldige in Guantanamo gefoltert werden oder der präsidiale Haushalt von halbirren Teetrinkern zerbombt werden, am Ende zählt die große Pose.

Eine letzte Audiobotschaft hätten wir noch gern, in der Osama (der seit Obama hierzulande oft Usama genannt wird) seinen Tod bestätigt. Die Echtheit wird wie immer zertifiziert von Geheimdiensten, so geheim, dass sie sich selbst kaum kennen. Die adäquate Verschwörungstheorie wäre wohl die, dass ein neuer verheerender Anschlag her muss, ein neuer USA-mare, der wieder chice Videobotschaften schicken kann. Michael Moore wurde vorgeschlagen, der aber sieht nicht gefährlich aus und ist nicht sexy genug. Vielleicht hat Muammar ja noch einen Großneffen von Format?

Für die Scharfmacher und Bürgerrechtsgegner ist das natürlich eine traurige Nachricht, dass der Terrorpop seinen größten Star und Popanz verloren hat. So wird das nichts mit der Hausdurchsuchung auf Zuruf, obwohl inzwischen der Besitz von Nagellackentferner, Grillanzündern und Lötkolben bereits als Vorbereitung zum Genozid gilt. Dann noch einen Witz über das Tor zur Hölle gemacht, und schon gibt es zu trinken, bis jede gewünschte Wahrheit aus einem heraus sprudelt.

hoellBrave new World! Wer hätte noch vor sagen wir 20 Jahren gedacht, dass wir so bald wieder über solche Formen internationalen Humors schmunzeln dürfen? Landserwitze am Hindukusch gehören ja auch noch dazu, obwohl sich bald niemand mehr erinnert, was wir dort eigentlich zu suchen haben.

Mal sehen, ob das “Netzwerk” al Qaida jetzt zusammenbricht und sich als ebenso spukhaft erweist wie sein Oberbefehlshaber. Oder ob wir bald alle dazu gehören – wir, die wir uns eines Lötkolbens schuldig gemacht haben.