PIN – neue Dimensionen der Ausbeutung
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15. Dez 2007 0:35
Es ist, als ob das letzte Gefecht anstünde. Der Untergang der PIN-Group soll noch einmal gestoppt werden, begleitet von dem wohlbekannten Krach, den “Unternehmer” einer gewissen Losigkeit im Umgang mit Human Ressources immer schlagen, wenn es um ihre Geschäfte geht. In den blechernen Klang tatsächlicher und nur vorgetäuschter Katastrophen stimmt auch wieder die Garde der F.D.P. ein, hier besonders erwähnenswert das krächzende Falsetto des Guido Westerwelle: Mindestlöhne und DDR, das sei ein und dasselbe, “nur ohne Mauer”.
Ja, so wird es sein: Wenn wir Mindestlöhne einführen, kehren Stacheldraht und Schießbefahl zurück, Stasi und Staatsrat, Planwirtschaft und Unterwerfung. Genau wie in den anderen 18 europäischen Staaten, in denen Mindestlöhne gelten. Solche Worte findet die Prominenz der politischen Wirtschaftselite als Reaktion auf ein Phänomen, das sie offenbar für schützenswert hält: Ausbeutung. PIN versucht alles, um gegen geltendes Recht weiter Hungerlöhne zu zahlen: Die Gründung einer “Gewerkschaft” von ihren Gnaden, damit die Gesellschaft mit sich selbst Tarifverträge abschließen kann. Den Mißbrauch eines gigantischen Medienkonzerns, der seine Lügen aus durchsichtigen Motiven unters Volk streut. Derart die Mißachtung geltender Gesetze und nicht zuletzt die Pflege einer menschenverachtenden Ideologie.
Die neuste Wende, die noch gar keine Beachtung findet, setzt dem Ganzen aber die Krone der Unverschämtheit auf: Günter Thiel, Vorstandsvorsitzender der PIN Group, will den Laden übernehmen, und zwar für “einen symbolischen Kaufpreis“. Das könnte Schule machen und wäre eine erstklassige Beschäftigung für Manager, die ebenso skrupellos wie unfähig sind. Die PIN-Group ist hoch verschuldet, es ist die Rede von Insolvenz. Der Mann, der völlig unabhängig von Mindestlöhnen, die ja nie bezahlt wurden, seine Gesellschaft in den Abgrund geführt hat, will jetzt genau davon profitieren. Was soll man sich auch die Mühe machen, eine Firma anständig zu führen, wenn man von systematischem Gemurkse viel mehr hat? Noch einmal im Klartext: Da wird ein Unternehmen gegründet, das dann aufgrund von schweren Fehlern des Managements in die Krise trudelt. Der Verantwortliche, der damit viel Geld verdient hat, kauft das Unternehmen zu einem Spottpreis, nachdem er selbst dafür gesorgt hat, daß es nichts mehr wert ist. Womöglich bettelt er noch um Subventionen, völlig selbstlos natürlich, denn es geht ja um “Arbeitsplätze”. Um solche Arbeitsplätze, die der Steuerzahler ohnehin subventioniert, da viele der Mitarbeiter zusätzlich von Sozialleistungen abhängig sind.
Damit das alles nicht auffällt, rührt man die ganz große Trommel der bösen “Mindestlöhne” und findet bei den üblichen Verdächtigen Mitstreiter, die das sanktionieren und ihre Wähler nach Strich und Faden belügen.
Die einzigen, denen allmählich ein Licht aufgeht in der Koalition der Hirnlosen, sitzen ausgerechnet im Springer-Konzern. Die Sache wird nun auch Springer-Chef Mathias Döpfner zu bunt, der Thiels Geld gern nimmt, aber nicht, um sich veralbern zu lassen:
“Der hierfür angemessene Weg” sei aber nicht die Übernahme, sondern “allein die Erhöhung des gezeichneten Gesellschaftskapitals“. Wäre ich auf diesem Schiff gewesen, ich hätte mich schon lange nach einem Rettungsboot umgeschaut. Nicht so Westerwelle und seine Komparsen. Sie setzten wie immer darauf, daß man ihre Inkompetenz für höhere Logik hält.
Vom Lebensalltag der ausgebeuteten Mitarbeiter spricht derweil noch niemand.