Kapitalismus ohne neoliberale Prägung?
Posted by flatter under Politik[75] Comments
08. Nov 2010 23:11
Was also kann man in Deutschland tun, um dem Kapitalismus den Kollaps zu ersparen? Es ist eine Binsenweisheit, dass eine kapitalistische Wirtschaft darauf angewiesen ist, dass das Geld fluktuiert. Nun kann man sich darauf verlassen wollen, dass immer die anderen beim Exportweltmeister ihre Devisen abliefern, wie das schon in den vergangenen Jahrzehnten der Fall war. Das aber ist nicht nur parasitär, sondern auch eine Strategie, deren Gefahren spätestens 2009 offen zutage traten. Die Krise trifft die Exporteure zuerst.
Um also zu einer möglichst stabilen Weltwirtschaft beizutragen, müssen die Handelsbilanzen halbwegs ausgeglichen sein. Je besser die Ressourcen verteilt sind, je geringer die Unterschiede, desto weniger krisenanfällig ist das System.
Das gilt selbstverständlich für die nationalen (Binnen-)Wirtschaften, und auch hier erweist sich Deutschland als unbelehrbarer Freund der unfairen Verteilung. Die Zuwächse und Gewinne können noch so hoch sein, die übergroße Mehrheit der Menschen hat gar nichts davon.
Selbst wer von Gerechtigkeit nicht sprechen mag wie die neoliberalen Anhänger der Ergebnisungleichheit, kann nicht darüber hinwegsehen, dass dies ökonomisch schädlich ist. Ein immer größerer Anteil der Mittel landet bei denen, die es nicht ausgeben können und wird daher der Spekulation zugeführt. Immer weniger bleibt für den Konsum von Gütern und Dienstleistungen, worauf das Wirtschaften fundamental beruht. Es ist ein Irrwitz, dass die Neoliberalen das nicht wahrhaben wollen. Es bleibt aber eine sehr einfache Wahrheit: Auch der Kapitalismus kann nur existieren, wenn konsumiert wird.
Kein Kapitalismus ohne Konsum
Es ist also dafür zu sorgen, dass möglichst viel konsumiert wird. Eine Wirtschaft, die nicht dem Untergang geweiht ist, muss für Konsum sorgen. Soll es eine stabile Wirtschaft sein, müssen möglichst viele konsumieren. Gefährdet wird sie dadurch, dass sich wenige auf Kosten der großen Mehrheit bereichern. Das Potenzial für eine überreichliche Produktion ist vorhanden. Die Frage ist nun, wie man dafür sorgt, dass eine möglichst gerechte Verteilung des Reichtums stattfindet und die notwendigen Ressourcen für Produktion und Dienstleistungen vorhanden sind.
An dieser Stelle hält sich hartnäckig die Legende, niemand würde mehr arbeiten, wenn man die Menschen nicht in Not und Zwang hielte. Nur, wem das Elend droht, der gehe noch arbeiten, und alle müssten arbeiten, damit die Wirtschaft nicht zusammenbricht. Dieser komplette Unsinn ist allein dadurch widerlegt, dass es seit Jahrzehenten florierende Staaten gibt, die sich Massenarbeitslosigkeit leisten. Obendrein brüsten sich ausgerechnet diejenigen, die von ihren Vermögen gut leben könnten, damit, wie hart sie arbeiten würden. Absurder geht es nicht.
Die große Mehrheit der Bevölkerung wird auch dann weiterhin für mehr Wohlstand arbeiten, wenn grundsätzlich die Möglichkeit bestünde, ohne Arbeit ein bescheidenes Auskommen zu haben. Letzteres ohne Zwang und Diskriminierung. Und diejenigen, deren Arbeit nicht benötigt wird, weil für sie ohnehin keine angeboten wird, stellen nicht die geringste Gefahr für eine funktionierende kapitalistische Wirtschaft dar.
Was würde sich also ändern, wenn man ein bedingungsloses Grundeinkommen einführen würde? Hier muss man sich zunächst von der dogmatischen Auslegung dieses Begriffs trennen. “Bedingungslos” heißt zunächst einmal nicht, dass jeder dieses Grundeinkommen beziehen muss. Es heißt lediglich, daß die Bezieher nicht mit Sanktionen belegt werden, wenn sie dafür keine Gegenleistung erbringen müssen. Jeder hat ein Recht auf Leben und Teilhabe. Es soll dafür gesorgt werden. Es ist mehr als genug dafür da.
Faulheit ist keine Gefahr
Es heißt weiterhin auch nicht, dass ein Grundeinkommen an eine bestimmte Form der Finanzierung gebunden ist. Die Finanzierung findet längst statt, es wird nur ständig darüber gezetert und die Bedürftigen dafür beschuldigt, dass andere “für Geld arbeiten müssen.”
Natürlich ist es nicht vollkommen irrelevant, wie Menschen dann dazu motiviert werden, wirtschaftlich verwertbare Arbeit zu leisten. Aber selbst wenn es dafür nur ein Motiv gäbe – zu mehr Wohlstand zu kommen -, sind mehr als ausreichende Mittel dazu da, zur Arbeit zu animieren. Einzige Voraussetzung: Das muss sich lohnen. Man muss sich dafür ‘etwas leisten können’. Der finanzielle Anreiz muss also so hoch sein, dass für den Konsum genug übrig bleibt.
Hier haben wir den Hauptunterschied zum gegebenen Zustand: Es müssen erheblich mehr der vorhandenen Mittel in Löhne und Konsum fließen. Genau dies aber wiederum stabilisiert die Wirtschaft und würde für ein Wachstum sorgen, das heute real zusehends einbricht bzw. nur dadurch in einem Land möglich ist, weil es einem anderen entzogen wird. Hinzu kommt ein Potenzial, das heute noch unterdrückt wird: Die Entfaltungsmöglichkeiten, die damit verbunden sind, dass die Menschen aus anderen Motiven relevante Beschäftigungen aufnehmen. Kompetenzen, die brach liegen, weil die Massen mit Tätigkeiten beschäftigt sind, zu denen sie keine Beziehung haben.
Was heute eine soziale Katastrophe wäre, der ungehemmte Abbau von Arbeiten, die keine menschliche Betätigung fordern, kann bei einer allgemeinen Absicherung umgesetzt werden. Arbeitnehmer müssen sich nicht mehr verbiegen, um “Arbeitsplätze zu erhalten”, sondern sie könnten es genießen, dass weniger Arbeit nötig ist.
Die Geldhalden abschöpfen
Und wo soll das Geld herkommen, dass dazu nötig wäre?
In der Tat kommt man nicht umhin, Reichtum abzuschöpfen – und im Optimalfalle auch zu begrenzen. Es ist ein unfassbarer Skandal, dass schon eine nennenswerte Erbschaftssteuer für Tabu erklärt wird. Wie aber soll die reale Wirtschaft erhalten bleiben, wenn Spekulation stets höhere Gewinne verspricht?
Die Begründungen dagegen sind nicht nur fadenscheinig, sie sind falsch, absurd und das Resultat von Propaganda. Wie soll eine fatale Austrocknung der Wirtschaft verhindert werden, wenn der nachgewiesene Entzug von Mitteln durch Riesenvermögen nicht gestoppt wird? Darauf weiß der Neoliberalismus keine Antwort. Er will sie schlicht nicht hören.
Allein durch zwei prominente Maßnahmen, nämlich eine bedingungslose Grundsicherung und eine Abschöpfung der Geldhalden durch Erbschafts- und Finanzmarktsteuern (oder Vermögenssteuern) wäre eine nach wie vor kapitalistische Wirtschaft erheblich besser gegen Krisen abgesichert. Dass sie ganz nebenbei weniger ungerecht und menschlicher wäre, steht dann noch auf einem ganz anderen Blatt.
Zu den Argumenten, die dagegen aufgeführt werden, werde ich mich in einem Folgeartikel äußern. Ich bitte auch darum, die Diskussion über den Kapitalismus als solchen noch zurückzustellen. Es geht mir darum, einen Gedanken schrittweise zu entwickeln.
November 9th, 2010 at 00:25
Lieber flatter,
an dieser Stelle zur Inspiration gleich die Idee von Sam Pizzigatti (amerikanischer Gewerkschafter, Journalist und Autor), einen “Maximum Wage” kombiniert mit der “Ten Times Rule”. Das Konzept: Die höchsten zulässigen Löhne dürfen maximal das zehnfache des gesetzlich festgelegten Mindestlohns betragen. Damit ist eine unterschiedliche Bezahlung je nach “Leistung”/Anspruch/whatever noch immer möglich, die Geld- und Vermögensspreizung wird jedoch deutlich beschränkt. Wenn die “Leistungsträger” mehr verdienen wollen – bitte sehr, aber dann muss der nationale Mindestlohn eben entsprechend angehoben werden. Geld- und Immobilienvermögen werden darüber hinaus jenseits eines großzügigen Freibetrags rigoros wegbesteuert.
Pizzigatti hat ein hervorragendes Buch geschrieben, Greed and Good, das mit der ganzen neoliberalen Propaganda aufräumt und sie Argument für Argument anhand von Fakten widerlegt. Es ist auf seiner Webseite gratis herunterladbar: http://www.greedandgood.org. Ich kann es nur empfehlen. Viel Erfolg bei der weiteren Dekonstruktion des Kapitalismus,
Frank
(“Der Kapitalismus, der alte Schlawiner, ist uns lang genug auf der Tasche gelegen” – Peter Licht, Lied vom Ende des Kapitalismus)
November 9th, 2010 at 00:42
Ist mir sehr sympathisch, zäumt aber den Gaul von hinten auf.
Die Übung geht in die Richtung, erst einmal zu zeigen, dass ohne Umwälzungen oder “Sozialismus” herausragende Verbesserungen möglich sind – sogar unter Beibehaltung von Riesenvermögen. Da kann niemand sagen, es drohe der Kommunismus.
Was weiterhin daraus folgt, kann dann ohne Angst vor dem Dämon diskutiert werden, auch außerhalb der hiesigen Sphären.
November 9th, 2010 at 01:34
Weshalb sollten die führenden Schichten dieses Landes auf einen “Kapitalismus ohne neoliberale Prägung” verzichten, wo sie doch ökonomisch, machtpolitisch, gesellschaftlich so gut damit seit über 30 Jahren gefahren sind?
Ob diese Schichten je wirklich an die neoliberalen Dogmen geglaubt haben oder nicht, einfach Pustekuchen, sie profitieren ganz einfach von dem mit Hilfe dieser Dogmen, Propaganda zugerichteten Gesellschaft in jeder Form.
Ob innenpolitisch oder außenpolitisch, Deutschlands Eliten sind “wieder wer”, ungleich mehr als noch in den 50er Jahren des vorherigen Jahrhunderts mit ihrem altbackenen Adenauer, dazu mit den “bösen Russen” vor der Nase “mitten in Deutschland”.
Die Mehrheit der arbeitenden Klasse in Deutschland nähert sich gesellschaftspolitisch fast schon wieder jener gesellschaftlichen Ohnmacht an wie in jenen “12 dunklen Jahren”…, fast nur noch reine Verfügungsmasse für die Eliten, das in- u.ausländische Kapital.
Und dieser neue deutschen Kapitalismus, oder sind wir doch ehrlich: IMPERIALISMUS(!), soll vor dem “Kollaps” bewahrt werden vermittels dicker Vermögungs-,Erbschafts und sonstiger Kapitalertragssteuern PLUS einem bedingungslosen Grundeinkommen allein durch “Einsicht” der Herrschenden? (Dieses BGE auch für die Herren Ackermann, Hundt, Keitel, Zimmermann, Sinn…. & Konsorten?)
Zum Konsum, der Binnenkonjunktur: Seit zig Jahren predigen die Jünger Keynes, alle diese selbsternannten Wunderdoktoren des Kapitalismus(ich erspare mir Namen!) in Deutschland dicke Konjunkturprogramme, bessere Lohnabschlüsse, bessere Sozialleistungen für Bedürftige einzig zu dem Zweck, die “Binnenkonjunktur” zu stärken, die Konjunktur “brummen” zu lassen, gar die “Demokratie” zu retten…., einen “menschlichen Kapitalismus”, einen “Kapitalismus mit menschlichen Anlitz” in die Welt zusetzen.
Und wie reagieren unsere maßgeblichen Eliten auf alle diese gutgemeinten Ratschläge aller dieser Wunderdoktoren? Na?
Mit absoluter Ignoranz, Schulterzucken, einem müden Lächeln!
Und warum? Weil sie SELBST gar kein Bedürfnis nach diesen Rezepten haben, einfach WISSEN, einfach Nachrechnnen, wie viel Profit, wieviel innenpolitische und außenpolitische MACHT sie inzwischen zugewonnen haben, wie sie, unsere wieder so mächtigen deutschen Eliten, wieder(wie einst in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts) von den etwas weniger mächtigen Eliten der anderen kapitalistischen/imperialistischen Länder ERNEUT als in Europa FÜHRENDE ELITE anerkannt, oft schon angehimmelt werden.
Der riesige Niedriglohnsektor in Deutschland, Hartz 4, fast totale Kontrolle über die gesamte lohnabhängige Klasse in Deutschland, “Gewerkschaften”, (Robert Lay “inkarniert” als Michael Sommer) die nur noch ein böser Witz sind, D A S, ja das ruft Respekt, Bewunderung und Wille zum NACHEIFERN bei den übrigen herrschenden/ausbeutenden Eliten, Schichten im übrigen Europa hervor, Kollaboration…, DAS wollen die auch bei sich haben, siehe nur dieser kleine schmutzige “Petain” in Frankreich mit seinen nacheifernden “Reformen”. Auch HEUTE gibt es wieder viele “Vichys” in Europa…
Was nun? Was tun?
Kann, könnte man den Kapitalismus trotzdem für die Masse der Lohnabhängigen WIEDER ein wenig erträglicher machen, weniger brutal, weniger Arbeitnehmerverachtend/Arbeitnehmerunterdrückend? Sicherlich!
Aber durch keine Appelle an die “Vernunft” oder den “Sachverstand” unserer Eliten und aller ihrer dienenden Helfershelfer= Politiker, Medienbüttel und sonstigen Schmarotzer, keine Bitten, keine noch so “wohlmeinenden” Betteleien.
Sondern einzig durch konsequente Gegenwehr, Widerstand, bis hin zu realen glaubhaften Drohungen, diese Herrschaften “zur Not” zu entmachen, zu enteignen und davonzujagen.
Mit Konsens-Gesülze, Lobpreisungen des “sozialen Friedens” und ähnlichen Quark lassen diese Herrschaften sich jedenfalls nicht beeindrucken.
Und womit könnte ganz konkret der Anfang gemacht werden? 1. Ende der “Lohnzurückhaltung” und Einführung eines Mindestlohnes von minestens 10 EUR pro Stunde, 2. Forderungen nach kräftigen Erhöhungen des ALG I und II, eventuell auch sofortige Abschaffung von Hartz 4, ein normales ausreichendes ALG für ALLE Arbeitslosen, Arbeit suchenden 3. Forderung nach einer echten dicken Progressivsteuer auf ALLE leistungslosen Einkommen, 4. Forderung nach einem echten demokratischen Bildungswesen für ALLE Heranwachsenden, d.h. sofortige Abschaffung dieses schmutzigen selektiven 3 – bis XXX “gliedrigen” Bildungswesens, Einrichtung von Ganztagsschulen…
Diese Forderungen wären sicherlich für manche “linke”… “akademische” Doktrinäre harmlos, “systemimmanent”(in puncto Bildung in vielen anderen eur.Ländern schon lange Realität). ABER sie könnten geeignet sein, viele viele Menschen besonders aus der große Masse der arbeitenden einfachen Bevölkerung aus dem politischen KOMA zu reißen, sie zu animieren, zu einem aktiven gesellschaftlichen Bewusstsein und HANDELN zu kommen.
Irgendwo muss jedenfalls der Knackpunkt sein, den gegenwärtigen versteinerten gesellschaftlichen Zustand zu beenden.
Wer bessere Ideen hat, dann bitte……
November 9th, 2010 at 01:53
Noch ein kleiner Nachtrag zu Gewinnen, Profiten: Sie sollten unbedingt derart (neben guten Löhnen) steuerlich abgeschöpft werden, dass sie den Unternehmern weitgehend die Möglichkeit nehmen, mit Hilfe dieser Profite übermäßigen politischen Einfluß zu gewinnen, andereseits ihnen aber genügend Spielraum lassen sollten zur Erhöhung der Produktivität der Unternehmen.(So lange jedenfalls noch Produktionsmittel in Privateigentum akzeptiert werden, vorerst sicherlich akzeptiert werden müssen)
November 9th, 2010 at 04:08
@Bakunin
Du willst ‘etwas’ erreichen, das geeignet ist ‘Menschen aus ihrem politschen Koma zu reißen’ – und Du meintest, daß dazu keine ‘wohlmeinenden Betteleien’ und Appelle helfen; nur konsequente Gegenwehr.
^^ Fällt Dir was auf?
November 9th, 2010 at 05:37
Hi flatter,
Ich war drauf und dran, dir den BGE-Post von Spiegelfechter und den Artikel der NRhZ hier zu verlinken, aber so wie ich den letzten Absatz verstehe, kennst du die bereits. Dann bin ich mal sehr gespannt, denn eine substantielle Widerlegung hab ich bisher noch nicht zu Gesicht bekommen.
November 9th, 2010 at 08:01
In meinen Augen muss man es nur unattraktiv machen viel Vermögen zu besitzen. Wenn man eine Obergrenze von 10 Millionen Euro an Sach- und Geldvermögen pro Person als Maximum festlegen würde, dann könnte niemand von Gleichmacherei sprechen. Es wäre immer noch viel Geld. Der Rest ist dann mit 100% zu besteuern. Letztenendes ist Besitz nichts gottgegebenes. Garantiert wird er vom Staat und dem Volk das in ihm lebt. Nun stelle ich mir die Frage warum in einer Demokratie eine Mehrheit einer Minderheit die Mehrheit garantiert. Wir alle garantieren den Superreichen ihr Vermögen, um dafür ausgebeutet zu werden. Der Vorteil der Begrenzung liegt auf der Hand. Die Konzentration der Macht wird begrenzt. Ähnliches sollte bei Unternehmen eingeführt werden. Denn mit kleineren Unternehmen würde auch die Preisbildung auf den Märkten wieder besser funktionieren. Es gäbe keine großen Konzerne mehr, welche Rabatte fordern können die vollkommen unrealistisch sind. Ein “to big to fail” gäbe es auch nicht mehr. Im kapitalintensiven Forschungsbereichen könnte man durch universitäre Forschung unterstützen. So könnte es funktionieren. Die praktischen Probleme liegen in der Festlegung der Obergrenze und der Durchführung der Reformen.
November 9th, 2010 at 09:04
@chriwi
Diese Vorschläge hast du aus dem Buch von Christian Felber.Es heißt “Neue Werte für die Wirtschaft” und
stammt aus der Zeit vor der großen Krise.Vieles was
dort geschrieben steht wurde noch vor kurzem verlacht
und ins Reich des Utopischen verbannt.Es gibt viele
gute und richtige Ansätze von vernünftigen Leuten die
man heute nachlesen kann. Es wird an der Gier und am
Machthunger scheitern!
Wie heißt es so schön: “Für die Bedürfnisse der
Menschheit hält die Erde mehr als genug bereit, aber
nicht für die Gier..”
Es geht immer um den Nachbarn! Der soll sehen was ich habe.Ich bin cleverer, fleißiger,klüger.Das soll
man doch bitte auch sehen!DAS ist es worum sich der
menschliche Geist dreht.Ich bin Erster,Bester,Größter
eben reicher.Mein Auto, meine Jacht,mein Tempel…
November 9th, 2010 at 09:14
Bakunin: Das hört sich aber wiederum mehr nach gewerkschaftlichen Wohlfühlpaket an, nicht nach Revolution. Es erinnert mich sehr an den alten DKP-Plunder.
“ABER sie könnten geeignet sein, viele viele Menschen besonders aus der große Masse der arbeitenden einfachen Bevölkerung aus dem politischen KOMA zu reißen, sie zu animieren, zu einem aktiven gesellschaftlichen Bewusstsein und HANDELN zu kommen.” Dieses Anbiedern an die Arbeiterklasse als potenziell revolutionäres Kollektiv kann auch nach rechts losgehen.
Es war nämlich der zuschauende Pöbel, der applaudierte, als in Rostock-Lichtenhagen die Unterkünfte der Asylbewerber brannten und er wird es wieder sein, wenn Linksradikale, Autonome, Anarchisten, mithin so das ganze emanzipatorische “Umwälzerpack” auf Lkw verfrachtet und für unbestimmte Zeit in eine GESA gebracht werden. Hat nicht der neueste Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung festgestellt, dass die SPD die Partei ist, die den größten Mitgliederanteil mit rassistischer Einstellung hat (22 %)? Die TU Berlin hat ermittelt, dass es im DGB 26 % sind.
Solange die Eigentumsfrage nicht gestellt wird, versinken Deine Forderungen im Reformismus.
Wir beide waren schon mal etwas weiter fortgeschritten in der Diskussion bezüglich der Systemkritik und der daraus resultierenden revolutionären Praxis.
November 9th, 2010 at 09:20
Die Frage: Welche Staatswirtschaft?
a) Der größte Betrug des Liberalismus ist die Behauptung, der Markt reguliere sich selbst (Der Staat solle sich heraushalten und ‘die Wirtschaft’ machen lassen’). Denn mit dieser Behauptung wird logisch unterstellt, daß ein heutiger Wirtschaftsmarkt (z. B. ein nationaler Markt) ein stabiles System sei – etwa wie ein hängendes Pendel, welches sich in der Tat, einmal aus dem Gleichgewicht gebracht, ganz von selbst wieder ins Gleichgewicht bringt.
Die heutigen Märkte sind jedoch labile Systeme – etwa wie ein stehendes Pendel, welches, einmal aus dem Gleichgewicht gebracht, sofort bzw. immerfort von rechts oder von links zurückgestoßen werden muß, will man eine rasch eskalierende Katastrophe verhindern.
Denn einmal macht der größere Anbieter den kleineren kaputt, wenn der Staat nicht fortlaufend eingreift. Und zum anderen kommt es immer wieder zu einer schädlicher Übermacht im Verhältnis Anbieter zu Abnehmer (“Abnehmer” kann sowohl ein Konsument wie aber auch ein industrieller Abnehmer sein). Dieses Prinzip “fortlaufender Eingriff” durch den Staat kennt die Menschheit schon seit vielen tausend Jahren: Auf dem Gebiet des Rechts nämlich. Denn durch die Einführung von Gesetzen wirkte man dem schädlichen “der Stärkere hat Recht” entgegen (Dor war Ziel natürlich die “Gerechtigkeit” – und nicht “blühende Landschaften”, wie hier).
“Labile” System sind übrigens nicht böse – sie funktionieren nur eben anders als “stabile”
b) Grundlage der wirtschaftlichen Steuerung des nationalen Marktes durch den Staat ist die Tatsache, daß der Markt den Staatsbürgern gehört. Ich schließe hier an den preußischen Merkantilismus an, nach welchem alle Bürger gleichsam als Mitglieder einer Kaufmannsgesellschaft angesehen wurden, welche auf die ertragreiche Bewirtschaftung des Martes durch den Staat und auf die Ausschüttung des Gewinns ANSPRUCH hatten. Die Fürsorge für die Armen war also nicht “Almosen”. Vielmehr waren sie auch als mittelose Bürger völlig gleichrangige Gesellschaftsmitglieder, die Anspruch auf anteilige Auszahlung des jährlichen Staatsgewinns hatten.
c) Die Staatswirtschaft und “Der Markt”: Wie sollte der Eingriff in den Markt erfolgen?
Der “Markt” ist d i e Haupteinnahmequellen der Bürgerschaft. Mitnichten ist dies die Erbschaftsteuer oder gar das Belangen von Steuerflüchtlingen. Und mit der fortschreitenden Automation wird in absehbarer Zeit auch die Lohnsteuer erheblich an Bedeutung verlieren – ganz besonders bei erheblicher Arbeitslosigkeit.
aa)Selbstverständlich muß es so was wie Kartellgesetze geben (aber bitte wenigstens so kraftvoll wie in den USA – und nicht so zahnlos wie bei uns!).
bb) Ich gehe hier aber nur auf flatters völlig richtigen Aspekt ein, daß der Staat auch Geld “abschöpfen” muß. Das Abschöpfen ist nicht ‘böse’: Jeder Radioempfänger hat einen fetten Kondensator und eine Spule. Und da wird der Kondensator ständig mit Elektronen vollgestopft – nur um diese nach der Umpolung der Spule wieder abzugeben. Ein “Schwingungskreis” eben. Mit der Staatswirtschaft ist es nicht anders: Sie muß Geld nehmen, um Geld geben zu können.
Bisher wird Geld genommen nach dem Prinzip der “Mehrwertsteuer”. Diese wurde in den 1920er Jahren erfunden. Sie besagt, daß zum Beispiel jemand der eine große Rolle Draht hat und daraus nun Büroklammern biegt, einen “Mehrwert” geschaffen hat, der nun zu besteuern ist. Dieser Ansatz ist jedoch unsinnig und verkennt den Grund staatlicher Steuererhebung.
cc) Unter Aufgabe der “Mehrwertsteuer” wäre eine “Marktnutzungsabgabe” einzuführen. Denn die Staatsgemeinschaft bietet den Anbieter wie den Abnehmern einen intakten Markt an. Dafür ist zu zahlen. Wer für einen ausländischen Markt produziert, muß diese Steuer nicht zahlen (nicht in unserem Markt jedenfalls).
Produkte, die ins Ausland gehen, sind mit einer Steuer zu belegen, die berücksichtigt, daß der inländische Hersteller einen intakten Staat nutzt (“Staatsnutzungsabgabe”), mit hoch ausgebildeten, kaufkräftigen, krankenversorgten, sozial befriedeten – und militärisch beschützten (hihi!) – Bürgern.
d) Daß das Vorstehende keine Theorie ist, zeigt uns die m. E. vorbildliche Staatswirtschaft im Schweden der 1950ger, 1860ger und 1970ger Jahre. Trotz eines bedauerlich kleinen Marktes von nur etwas mehr als 7 Millionen Einwohnern erzielten die Schweden damals das höchste Bruttosozialprodukt in ganz Europa. Dies war auch ein ‘erlebtes’ Bruttosozialprodukt – anders als z. B. in den USA, wo – trotz damals ebenfalls ansehnlichem Bruttosozialprodukts – sehr viele Bürger aufgrund der asymmetrischen Verteilung nicht in den Genuß des Wirtschaftsgewinns kamen.
Im damaligen Schweden wurde übrigens die “Marktnutzungsabgabe” über sehr hohe Einkommenssteuersätze realisiert – das würde ich heute (wegen der durch die Automation stark veränderten Verhältnisse) anders machen.
Die Staatswirtschaft sehe also wie folgt aus: Hohe Zollmauer um den Markt (der national aber auch übernational sein kann – mit Skandinavien, BeNeLux und Franreich könnten wir doch gleich e i n e n Markt machen) und h o h e V e r t e i l u n g s q u o t e an die Bürger.
Daß das Vorstehende keine Theorie ist, zeigt uns die m. E. vorbildliche Staatswirtschaft im Schweden der 1950ger, 1860ger und 1970ger Jahre. Trotz eines bedauerlich kleinen Marktes von nur etwas mehr als 7 Millionen Einwohnern erzielten die Schweden damals das höchste Bruttosozialprodukt in ganz Europa. Dies war auch ein ‘erlebtes’ Bruttosozialprodukt – anders als z. B. in den USA, wo – trotz damals ebenfalls ansehnlichem Bruttosozialprodukts – sehr viele Bürger aufgrund der asymmetrischen Verteilung nicht in den Genuß des Wirtschaftsgewinns kamen.
Noch in den 60er Jahren glaubten wir durchaus nicht, daß das Rentenalter immer weiter angehoben wird. Vielmehr sahen wir damals eine Zukunft voraus, in der uns die Roboter/Automation alle Arbeit abnehmen würde: Jeder würde in den Genuß der Automation kommen. Die Gefahr werde vielmehr sein, so dachten wir, daß:
“Baumeln die Arme schlaff am Körper, auch die Beine haben nichts mehr zu tun, das erledigen Maschinen”. Guckst Du: https://www.myvideo.de/watch/7253723/Zager_Evans_mit_In_The_Year_2525
e) Gegenargument 1: Ein nationaler Markt ist viel zu klein.
Nein! Das damalige Schweden hatte nicht mehr Bevölkerung (“Marktteilnehmer”) als Bayern. Trotzdem hatte kein Land ein größeres Pro-Kopf-Bruttosozialprodukt (bis auf arabische Miniländer mit gigantischen Ölreserven).
Gegenargument 2: die Hohe Zollgrenze macht er erforderlich überall z. B. kleine Büroklammer-Fabriken zu errichten. Das ist unökonomisch. E i n e große globale Fabrik ist viel kostengünstiger.
Nein! Der Kostennachteil vieler Fabriken wird durch den Vorteil intakter Markt- und Sozialsystem mehr als aufgewogen.
Außerdem: Auch unser Körper besteht nicht aus e i n e r Zelle. Das hat Mutter Natur schon aus Sicherheitsgründen so gemacht. Globale Wirtschaftsformen können auch zum globalen Untergang führen. Die Indus- (“Harappa”) Kultur ist für mich ein Beispiel historischer “Globalisierung” und dessen gefährlicher Preises.
November 9th, 2010 at 09:36
Dass ‘bedingslos’ hieße, das jeder dieses Einkommen beziehen muss, ist in dieser Formulierung etwas ungewöhnlich. Es hieße aber wohl immer noch, dass jeder dieses Einkommen beziehen kann. Dann stellt sich freilich die Frage, warum er verzichten sollte, wenn’s ihm denn schon angeboten wird. Denkst du da an irgendwelche steuerlichen Regelungen, die ein BGE für bestimmte gut ‘verdienende’ Kreise unattraktiv machen sollen?
Die andere Frage ist, ob die (implizite) Krisenanalyse, dass die ‘Realwirtschaft’ durch die marodierende ‘Finanzwirtschaft’ behindert bzw ausgeblutet wird, stimmt. Die Trennung ist somewhat künstlich, bei einem ‘funktionierenden’ Kapitalismus käme man kaum auf die Idee einer solchen Trennung, dort präsentiert sich das Geschehen eher als ein geschlossenes funktionales Ganzes. Warum ist nun also seit etwa Ende 70er immer mehr und mehr Geld in die Anlagesphäre geflossen, und fanden entsprechend weniger ‘Realinvestitionen’ statt? Mehrere Modelle, von Keynes bis zur sog. ‘Wertkritik’, geben eine Stagnation der Renditen oder auf gut marxsch den Fall der Profitrate als Hauptgrund an. Die systemimmanente Reaktion darauf waren einerseits Ausweichen in die Spekulation, aber eben auch Drücken der Löhne und Lohnquoten. Kann man das nun einfach wieder ‘umkehren’, und die ganze Chose funktioniert dann wieder? In Deutschland könnte man das, wenn man die unselige Exportfixierung aufbricht, sicher bis zu einem gewissen Grade ‘geraderücken’, aber für den Kapitalismus ‘insgesamt’? Schon Keynes hat das bezweifelt und vorgeschlagen, dass dann der Staat und/oder öffentliche Körperschaften diejenigen Produktionsbereiche übernehmen müsste, die dann für die ‘Privaten’ mangels Rendite uninteressant geworden sind.
Das wäre dann aber auch ein leicht verändertes Szenario, dass die Wirtschaft sozusagen aufspalten würde in einen öffentlichen ‘Basissektor’ und einen ‘Luxussektor’, der, weiterhin privat organisiert, immer noch genug abwürfe. Und das wiederum eröffnete einen anderen Pfad unabhängig von einer monetären Grundsicherung. Wobei ein BGE durchaus als Übergangslösung zum Tragen kommen könnte – aber eben mit einer klaren Perspektive einer Transformation zumindest erstmal des Basissektors. An die im Eingansbeitrag angedeutete einfache ‘Umkehrung’ glaube ich nicht, man käme höchstens zurück in eben den (für den Kapitalismus) prekären Situation, die den ‘Neoliberalismus’ erst hervorgebracht hat. Fazit: ohne eine weitergehende Perspektive kann ich mir ein BGE nicht anders denken als als nochmals reduzierte Armutsverwaltung, selbst wenn es gelingen sollte, einen ‘guten Start’ hinzulegen. Die Dynamik der kapitalistischen ‘Gesetze’ würde schon dafür sorgen.
November 9th, 2010 at 09:45
Wenn ich es richtig verstehe, geht es im Artikel um Möglichkeiten, das System bei “laufendem Betrieb” umzugestalten. Dazu ist es nach meinem Erachten zu spät. Beleg: Krise des Geldsystems, anschließend Feuerwehreinsätze an den Brandherden. Danach Bekämpfung der Brandursachen durch geordneten Rückzug und Gebet.
Da ist nichts mehr aufzuhalten. Trotzdem ist es wichtig, dass sich immer mehr Menschen Gedanken um den Fortgang machen. Der Artikel spricht vom Irrwitz, vom unfassbaren Skandal. Ich meine, dem unfassbaren Skandal und dem Irrwitz folgt der Zerfall. Nach dem es aber auch einen Fortgang geben wird. Und dazu werden vorausgedachte Konzepte eine überlebenswichtige Rolle spielen.
November 9th, 2010 at 10:20
Einspruch Euer Ehren snozin!
Der Kapitalismus ist ein Pudding, den du nicht an die Wand nageln kannst.
Abgesehen davon: wir brauchen den Markt als Mechanismus. Wenn man den Neoliberalismus anschaut fällt auf, dass er an den Monetarismus eines Milton Friedman, dem großen Mastermind, anknüpft, der unter anderem die Einführung einer negativen Einkommensteuer -also das BGE- vorschlug. Nach dieser Lehre sollte das Wachstum (das mensch nicht unhinterfragt lassen sollte) dadurch gewährleistet werden, dass immer eine dem Wachstum entsprechende Geldmenge zur Verfügung stehe. Das Geldmengenwachstum müsste demnach den jeweiligen marxistischen Mehrwert abdecken. Der Mann hat wohl Gesell gelesen – Keynes ja auch, der meinte, die Menschheit würde einmal mehr von Silvio Gesell als von Karl Marx lernen. Richtig so. Setzen wir bei der Geldschöpfung an. Schaffen wir ein System, in dem die Geldmenge mit der Zinsfunktion als Staatseigentum in die Betriebe diffundiert, die “Betriebe sich selbst gehören”, also dergestalt auch gegen Heuschreckenangriffe gestählt sind, und der Diskontsatz unter Null sinken kann.
Dazu:
(Der Text stammt aus dem Frühjahr 2009)
“Vorschlag eines Verfahrens zur alternativen Kapitalallokation
Angesichts der aktuellen Gefahren von Liquiditätsfallen und Schuldendeflationen in nahezu allen Volkswirtschaften und einem gleichzeitigen Überhang an Kapital, das gehortet oder für unproduktive Wetten verwendet wird, ist die Gestaltung eines innovativen Mechanismus zur Allokation von Kapital eine Zielsetzung, die nicht nur einen Ausweg aus der Krise der Industrieländer sucht, sondern auch Elend, Hunger und politische Destabilisierung in den Entwicklungs- und Schwellenländern vermeiden oder zumindest mindern soll.
Es wird vorgeschlagen, dass eine neuartige besondere Unternehmenssteuer erhoben und dem versteuerten Unternehmen die Möglichkeit eingeräumt wird, vermittels direkter Beteiligung an Investitionen anderer Unternehmen diese Steuer zu senken. Die Höhe dieser Steuer richtet sich nach dem Gewinn, der pro Beschäftigtem erzielt wird. Für die Auktion der Beteiligungen an den Kreditvergaben ist eine Börse einzurichten.
Auf diese Weise tragen Unternehmen, die durch gesamtwirtschaftlich erwünschte Produktivfortschritte gesellschaftlichen Nutzen erschaffen, die dabei gleichzeitig entstehenden und bisher externalisierten sozialen Kosten.
Die Kreditanforderungen, die mit dieser Börse bedient werden, müssen von einer staatlichen Agentur zertifiziert sein. Die Zentralbank, an die diese neue Steuer zu entrichten ist, erhebt gegebenenfalls ein variables Aufgeld auf die Finanzierung der Investition vom Kreditnehmer, das konjunkturabhängig ist. Die Anrechnungssätze auf die Steuer des Kreditgebers sind immer konjunkturabhängig zu gestalten. Der Kreditnehmer kann zudem eine spätere Erfolgsbeteiligung zusagen. Die Zentralbank schöpft Geld, indem sie bei dieser neu geschaffenen Kreditbörse als zusätzlicher Kreditgeber auftritt.
Die Steuer kann in Schritten ansteigend eingeführt werden, so dass die Zentralbanken in der Finanzkrise zunächst als direkte Kreditgeber agieren – dies als Alternative zum Bailout von Geschäftsbanken. Der Vorschlag kann an Aktualität gewinnen, falls es im Verlauf der Krise durch Kreditausfälle zu einem weiteren Einbruch im Bankensektor kommt. Selbstverständlich bedeutet er nicht nur einen Eingriff in die Geldschöpfung, sondern entspricht auch einer Umlaufsicherungsabgabe für Geldvermögen von Unternehmen.
Der Vorschlag zielt sowohl auf Vollbeschäftigung wie Geldwertstabilität. Er kann innerhalb der Realwirtschaft und insbesondere der Industrie deshalb konsensfähig werden, weil er verspricht den Kreditbedarf antizyklisch zu befriedigen und Finanzdienstleister, die ihm wie alle anderen Unternehmen unterworfen sind, zwingt, Kredite zu geben, so dass akkumulierendes Kapital aus dem Sektor der Finanzwirtschaft in die Realwirtschaft zurück fließt. Langfristig kann der Mechanismus eine Finanzierung von Gesellschaften über Aktien ablösen. Die unversteuert verbleibenden Gewinne können dann von den Unternehmen, deren Fremdfinanzierung gemäß den Anforderungen der Zertifizierung jederzeit gewährleistet ist, als Dividenden ausgezahlt werden. Es könnte also eine innovative Kapitalgesellschaft als juristische Person entstehen, bei der Arbeitnehmerbeteiligung als Gegenleistung für den Erhalt von Zentralbankkredit durchgesetzt wird.
Das Modell ist gleichermaßen für eine Kapitalallokation in Volkswirtschaften, in denen Banken Zins erheben, wie in Volkswirtschaften mit Zinsverbot, für kompetitive Unternehmen in Privat- oder auch öffentlichem Besitz in marktwirtschaftlichen, gemischten oder auch sozialistischen Volkswirtschaften geeignet – die Dividenden sind in den letzteren Fällen an die Beschäftigten auszuzahlen.”
Ätsch – ich wiederhole mich halt gern!
Dazu noch eine Schlussanmerkung: die Deutsche Börse AG richtet in Ländern mit Zinsverbot Börsen ein, die die Scharia beachten. KnowHow ist also vorhanden. Auch die KfW, die das alte Marshallplanvermögen verwaltet, würde gerne Kredite direkt vergeben, anstatt Geschäftsbanken zwischen zu schalten, die eine Vergabe geförderter Kredite an Unternehmen oft mit aufgenötigten Forderungen nach zusätzlichen eigenen Finanzdienstleistungen belasten.
Das fand ich heute auch interessant:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=7276
https://www.dbresearch.de/MAIL/DBR_INTERNET_DE-PROD/PROD0000000000264591.pdf
Nun ja, mit dem Investmentbanking einer DB wär ´s dann natürlich Essig…
November 9th, 2010 at 10:36
altautonomer meint: “Wir beide waren schon mal etwas weiter fortgeschritten in der Diskussion bezüglich der Systemkritik und der daraus resultierenden revolutionären Praxis.”
Nun, das stimmt, und dort können wir auch – ganz UNTER UNS – durchaus stehen bleiben.
Nur: Was nützt es, die Leute mit Forderungen zu behelligen, die sie auf Grund ihrer ganzen bisherigen Entwicklung und Beeinflussung gar nicht verstehen, nachvollziehen können?
Die große Masse der Lohnknechte KANN und WIIL gegenwärtig in vielen Fällen gar nicht über den Kapitalismus, die Eigentumsfrage hinausdenken, wünscht sich nur bessere Verhältnisse IM Kapitalismus, mehr “soziale Gerechtigkeit”, wie auch immer definiert.
Ist es da nicht doch sinnvoll, ZUNÄCHST mal bei diesem Bewusstseinsstand anzuknüpfen und zu sehen, wie weit man auch SO kommen kann?
Große Hoffnungen auf ein Einlenken unserer macht- und profittrunkenen Herrschenden mache ich mir keine, aber darauf, dass die Leute weniger durch Belehrungen als durch aktives Handeln, d.h. Eintreten für vernünftige Forderungen schnell mit den Herrschenden und ihren ideologischen und medialen “Sirenen” in Konflikt kommen und so zu LERNEN beginnen, wer “Feind” und wer “Freund” ist, gerade auch in puncto wieder aktiverer Gewerkschaften.
Dort sollten zunächst mal alle “Ämter” mit Leuten besetzt werden, die dazu auch taugen und JEDERZEIT von den Mitgliedern der Gewerkschaften in einer Versammlung ABGESETZT werden können. Ganz passend dazu hätten auch alle bisherigen “Gewerkschafter” aus den Aufsichtsräten von Banken und Konzernen zu verschwinden, in nicht wenigen Fällen auch ganz aus den Gewerkschaften verjagt.
Wirkliche Mitbestimmung muss direkt in den Unternehmen vor Ort erkämpft werden.
Das Ziel einer Überwindung, letztlichen Abschaffung des ganzen Kapitalismus ist nach wie vor richtig, aber dafür benötigt man auch gangbare Wege, massenhafte Mitstreiter, und diese müssen erst mal gewonnen werden.
Noch so kluge kleine “reine” Sekten werden jedenfalls nichts bewirken.
November 9th, 2010 at 11:02
@Peinhard (11): Was das Beziehen (müssen) des BGE anbetrifft, so liegt mir daran, den Grundgedanken zu entfrachten und die gröbsten Argumente aus der Debatte zu nehmen. Wie oft lese ich, es sei doch völlig sinnlos, Millionären Sozialhilfe zu zahlen, die wollten das doch auch gar nicht. Jo mei, dann kriegens’ die halt net.
Wichtiger ist aber der andere Aspekt: Du sagst, der Staat müsse die Bereiche finanzieren, die keine ausreichende Rendite abwerfen. Auf derlei Argumente werde ich noch kommen. Vorab dazu: Wenn wir bald jeden 3. jungen Menschen in der Altenpflege brauchen (jadoch, das ist eine Phantasiezahl), dann darf ohnehin “der Staat” das finanzieren. Schon allein deshalb muss er sehr viel selbstbewusster besteuern, weil das sonst nur durch Sklavenarbeit möglich ist. Und vor allem darf er nicht profitable Bereiche “privatisieren”, sondern muss die Gewinne selbst machen, da er ja auch die Verluste bzw. die unrentablen Bereiche finanzieren muss.
November 9th, 2010 at 11:15
flatter meint:
November 9th, 2010 at 11:02
@Peinhard (11):
“Und vor allem darf er nicht profitable Bereiche “privatisieren”.. Ja, ein Zurückführen vieler dieser asozialen Privatisierungen der letzten Jahre könnten ebenfalls gute Forderungen sein, da die sozialen und finanziellen Nachteile vielen Menschen schon lange dämmern….(in manchen Städten tut sich sogar schon was in dieser Richtung!)
Machen kommunale Betriebe Gewinne, kommen diese viel eher den Bürgern in ihrer Gesamtheit wieder zu Gute als private Gewinne, die “sonstwohin” transferiert werden.
November 9th, 2010 at 11:32
hallo flatter,
es ist doch schon so, daß das problem kapitalismus neoliberaler prägung nicht zusammen mit deutschland beziehungslos im raum schwebt. das wird ja beim lesen des artikels auch deutlich.
was mich seit einiger zeit umtreibt: es gibt – im lande und auch global – eine (vermögende oder sonst wie sozial/monetär begünstigte) minderheit, die unter dem stichwort “existenzMINImum” den mehrheit vorschreiben will, von welchem geld sie zu leben hat.
wäre es nicht nur gerecht, würde diese mehrheit nun demokratisch beschliessen (können), wie das existenzMAXIMUM aussehen könnte?
müssen denn wirklich 5 Prozent der Leute einen teuren Sportwagen fahren, weil das zwar als Freiheit verkauft wird, aber Menschen und die Natur zerstört?
endet die freiheit des einzelnen (also auch das recht auf freies privates eigentum) nicht dort, wo sie den anderen bedroht?
denkt man mal zuende, das alles, was sich materiell besitzen lässt, nur durch 1. die erde und 2. eine masse von anderen “hergestellt” werden kann, aber genau diese beiden durch die freiheit des einen, unendlich viel besitzen zu können, zugrunde geht, ja da muss einem doch einmal auffallen, das privateigentum in der heute entgrenzten form teil des problems und nicht der lösung ist.
oder?
November 9th, 2010 at 11:49
Ich will gar nicht diskutieren, sondern mich mal wieder für Deinen Artikel bedanken!!!
(Fühl mich reich beschüttet – und das soll kein Honig um´s Maul sein.)
November 9th, 2010 at 12:44
Flatters (guter) Artikel und die anschließenden Kommentare finde ich interessant und hilfreich. All die Diskussion aber findet irgendwo im Niemandsland statt. Wieviele Menschen stöbern in Flatters-, Bergers-, Nachdenkseiten-Blog oder anderen kritischen Blogs. Ich sage immer, es ist kein Prozent der Bevölkerung. Die Wirklichkeit ist eine andere, was ja auch in den Kommentaren immer wieder anklingt. Mit Ideen wie diese hier veröffentlichten macht man sich zum Außenseiter, wird entweder belächelt oder man verliert einen Teil seiner Bekannten.
Die Frage, wie kann man Menschen, die zwar wissen, es läuft in unserer Gesellschaft etwas mächtig aus dem Ruder, aber glauben, die Elite wird doch hoffentlich dies auch merken und dagegen steuern und dann wird alles wieder gut, wie kann man denen solch “revolutionäre” Gedanken ohne Abwehrhaltung näher bringen? Die setzen in Sachen Aufklärung voll auf ihre Tageszeitungen und würden vermutlich nach dem Ausflug auf die Feynsinn-Seite sich sofort die Augen ausspülen lassen.
Solange wir aber so ein kleines Häufchen bleiben, auch die Stuttgart 21 Demonstranten sind eigentlich eine kleine Minderheit, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich an der Freude der meisten Deutschen, “wir sind Exportweltmeister oder nahe dran”, auch nur das Geringste ändert.
November 9th, 2010 at 12:47
# Wat. meint:
November 9th, 2010 at 04:08
@Bakunin
“Du willst ‘etwas’ erreichen, das geeignet ist ‘Menschen aus ihrem politschen Koma zu reißen’ – und Du meintest, daß dazu keine ‘wohlmeinenden Betteleien’ und Appelle helfen; nur konsequente Gegenwehr.”
^^ “Fällt Dir was auf?”
JA! An dieser Frage glaube ich erkennen zu können, dass du – möglicherweise? – ein paar Problemchen mit dem dialektischen Denken haben könntest!
Bewegung, Bewegung, Durchdringung von Gegensätzen, Verkehrungen von Ursachen und Wirkungen, hin und wieder zurück…., beinahe analog zur Komplementarität in der Quantenphysik.
Aber: Ich erhebe keine Ansprüche auf absolutes Wissen, absolute Wahrheiten, hast du bessere Ideen, dann her damit!
MOMENTAN können wir ohnehin nur diskutieren…
November 9th, 2010 at 12:47
“Bedingungslos” heißt zunächst einmal nicht, dass jeder dieses Grundeinkommen beziehen muss. Es heißt lediglich, daß die Bezieher nicht mit Sanktionen belegt werden, wenn sie dafür keine Gegenleistung erbringen müssen.”
Das ist doch ein vernünftiger Punkt. Grundeinkommen als Sicherungsnetz nicht unbedingt als zusätzliches Geschenk an Begüterte.
Will sagen, Sanktionsfreiheit ist mir wichtiger als wirkliche Bedingungslosigkeit. Bedürftigkeit sollte schon eine Rolle spielen….als grundlegende Bedingung. Der Begriff der Bedürftigkeit gehört allerdings überarbeitet.
November 9th, 2010 at 12:59
hajomueller meint:
November 9th, 2010 at 12:44
“Flatters (guter) Artikel und die anschließenden Kommentare finde ich interessant und hilfreich. All die Diskussion aber findet irgendwo im Niemandsland statt.”…. – den “unendlichen Weiten” der virtuellen Welt.(erlaube ich mir hinzuzufügen)
Ja, leider!
Ein wichtiges Problem sehe ich aus eigener Erfahrung heraus immer wieder auch in der Sprache.
Wir alle müssen ganz einfach lernen, was vor beinahe 500 Jahren schon Martin Luther wusste und beherzigte: Dem Volk aufs Maul schauen.
Also nicht verquast “akademisch” hochmütig “wissend” die Leute belehren wollen, sondern mit ihnen auf gleicher Augenhöhe in der normalen Alltagssprache kommunizieren.
Auch die “normalen” Leute sind nicht dumm, sie stören sich aber oft an einer Sprache, einem Gestus, der sie instinktiv fühlen lässt, von oben herab angesprochen, behandelt zu werden.
DAS sollten und MÜSSEN viele unserer “Aufklärer” noch lernen.
November 9th, 2010 at 13:19
Der Vorschlag, doch jedermann/frau eine Grundversorgung zu gewährleisten, ist auf den ersten Blick sympathisch. Machbar wäre das locker: Durch die Automation seit, sagen wir mal, 1950 haben wir eine derartige Wertschöpfung und Produktivität, daß so was – nach Überwindung des Widerstandes entgegenstehender Machtgruppen – sicherlich möglich und auch mit ordentlichen Staatsfinanzen vereinbar wäre.
Nur: im alten Rom gab es genau das. Die Kleinbauern verarmten damals und verloren Haus und Acker, weil sie nicht mit den billigen Getreideimporten aus Nordafrika (die “Kornkammer” Roms) mithalten konnten. Ebenfalls konnten sie nicht mit ihren benachbarten Großgrundbesitzern mithalten, da diese mit einem Heer von Sklaven, konkurrenzlos günstig produzieren konnten. Eigene Sklaven konnte sich die Kleinbauern nicht leisten.
Diese Kleinbauern machten den größten Teil der “proletarii” oder des “plebs” aus. Sie wurden versorgt, sowohl mit Lebensmittel wie auch mit Unterhaltung. Daher der Begriff “Brot und Spiele”.
Aber sie waren praktisch vom politischen Prozeß ausgeschlossen. Ja, es gab den “Volkstribun”. Aber recht eigentlich war dieser nur ein Konkurrent zu den anderen aus der herrschenden Kaste von “nobiles” und “equites” (praktisch “Adlige” und “Großbürgerliche”).
Wenn man unsere deutschen Mitbürger kennt, weiß man genau, daß ‘Stütze’-Bezieher eigentlich (durch ihren sozialen Abstieg oder die gescheiterte Lebensplanung) gedemütigt sind und kaum noch politische Aktivität entfalten.
Im alten Rom war es so und auch bei uns ist es so. Und auch in der französischen Revolution ist zwar der Zug der “Fischverkäuferinnen” zum Schlosse des Königs bekannt. Aber dies HATTEN einen Job. Daß hingegen einkommenslose Bettler oder Gelegenheitsarbeiter, die allenfalls gelegentlich eine Sous durch Hoffegen, Lastentragen o. ä. einnahmen, politisch beteiligt waren oder sich politisch beteiligten, halte ich für unwahrscheinlich. Allenfalls, daß sie “Rache” nahmen als die Revolution bereits gesiegt hatte.
Die Wiedereinführung einer grundversorgten plebs führt notwendig zur Verkarstung der Gesellschaft.
November 9th, 2010 at 13:56
@Necsolicedit: eine interessante These, die allerdings auf ein lösbares Problem hinweist.
Was mich gleichermaßen inspiriert und frustriert, ist dass in den paar Kommentaren hier schon mehr Politik gedacht wird als unsere Volksvertreter seit Jahrzehnten hinbekommen. Bizarr.
November 9th, 2010 at 14:22
Tief beleidigt von @ noch Einer ziehe ich mich in meinen Pudding zurück. Um im Bild zu bleiben, sehe ich eher ein paar Nägel im ausgebreiteten Pudding auf der längst umgefallenen Wand.
Aber im Ernscht: Eine prächtige Ideenvielfalt tut sich auf. Dass aus der Blütenpracht keine Ernte entstehen kann, sieht wohl jeder selbst.
Zur Erzielung wenigstens eines “Anschauungsnutzens”
brauchte eine solche Diskussion Regeln. Sehr strikte Regeln, meine ich. Und bin damit im übertragenen wie im Wortsinn wohl als erster am Ende des Diskurses angekommen.
November 9th, 2010 at 14:49
@Bakunin:
Dem Volk aufs Maul schauen.
Aber “das Volk” spricht viele Sprachen. Ist eine Gesellschaft nicht eine Masse vieler Einzelner?
“Das System” (mal als Variable für alle ritualisierten Erscheinungen mit dem nachfolgend beschriebenen Beigeschmack) erzeugt eine Spaltung, die bis zu den meisten dieser Einzelnen vordringt. Der Einzelne ist zwar körperlich unteilbar, aber innerlich zerrissen. Wenn sich die meisten Einzelnen im Widerstreit ihrer unzähligen Ich-Gedanken (will, muss, darf nicht, kann, soll, habe, werde usw.) verheddern, wie soll dann erst ausserhalb des Geisteslebens eine Einheit entstehen?
Das Wissen ist doch längst verfügbar.
Kleinster Nenner sind die körperlichen und seelischen Grundbedürfnisse:
satt, warm, zugehörig.
Solange dies der Einzelne aber nur für sich beansprucht, wird er kaum sich aufraffen können zur Solidarität mit den Anderen.
November 9th, 2010 at 15:26
@#24 flatter
“dass in den paar Kommentaren hier schon mehr Politik gedacht wird als unsere Volksvertreter seit Jahrzehnten hinbekommen.”
Stimmt Dein/Ihr prachtvoll Artikel und wirklich sinnige Kommentare (gibts ja auch nicht immer).
Am wenigsten verstehe ich die LINKE. Die will ja keine Planwirtschaft (mehr). Was ich ihr auch abnehme. Zugleich ist sie aber auch völlig unbelastet vom liberalen Mist.
WARUM MACHT SIE DENN NICHTS DARAUS?
November 9th, 2010 at 15:47
Zum BGE: es muss schon heissen: Jeder muss es bekommen…
denn sonst ergibt sich schon wieder die Frage nach der Berechtigung des Bezugs. Das BGE ist zudem die Lösung für die Stabilität von Löhnen, wer das BGE bezieht und damit klarkommt, kann nicht zur ausbeuterischen Arbeit gepresst werden.
Kommen wir zur jetzt noch fehlenden Akzeptanz einer solchen Veränderung: Grundsätzlich scheint es zu spät zu sein, das herrschende System zu ändern. Es sei denn, es änderte sich etwas bei den Eliten oder Reichen, wie immer ihr sie nennen wollt. Hierzu kann es durchaus einen Grund geben und dieser liegt schon in den Naturgesetzen begründet: Wir stellen uns vor, Reichtum sei ein runder heißer Kern ähnlich einer Sonne. Diese repräsentiert die Geldmacht. Um diesen Kern herum sind folgende Machteliten angesiedelt: die Verwertungsmacht – Konzerne und Finanzen, die Verteilungsmacht-Politik und die Wissensmacht – nationale und internationale Wissenseliten.
Die Geldmacht steuert das wirtschaftliche Geschehen global zu ihrem Nutzen der Vermehrung ihres Reichtums. Die Verteilungs-, die Verwertungs- und die Wissensmacht verstehen sich als Zulieferer der Geldmacht ohne jemals in den inneren Kreis aufgenommen zu werden. Dennoch wird das Streben in den inneren Kreis aufgenommen zu werden ständig gefördert.
Im Klartext heißt dies: Die Verteilungsmacht sorgt dafür, dass es Gesetze gibt, von denen der innere Kern profitiert. Die Verwertungsmacht wird auf Leistung und Wachstum getrimmt und bleibt so lange aktiv, bis die Geldmacht profitablere Geschäfte machen kann oder davon überzeugt ist, dass ein anderer lukrativere Geschäfte akquiriert. Und die Wissensmacht sorgt dafür, dass der wissenschaftliche Nachwuchs überhaupt nicht mehr auf den Gedanken kommen kann, ein anderes System könne ein besseres sein. So saugt diese Sonne ressourcen und Energien auf bis sie eines Tages – ja was?- implodiert. Die Frage ist also nur: wann sieht der heiße Kern ein, dass es keinen Sinn macht weiteren Reichtum anzuheufen zumal es sich bei diesem Reichtum doch nur um virtuelle Summen dreht?
November 9th, 2010 at 15:52
@Kritiker des Bösen (8)
Ich habe das Buch nie gelesen. Es erscheint mir nur vernünftig.
November 9th, 2010 at 17:05
Na, na, na @Bakunin – man sollte nicht mit Steinen werfen, wenn man selbst im Glashaus sitzt ;-)
@altautonomer hat im Prinzip schon geantwortet.
Ansonsten sag ich Dir nur, es ist trotzdem nicht leicht, genau mit den Leuten, die man erst aus dem politischen Koma ‘erwecken’ will, diese selbst zu erwecken.
Klar, hol Menschen ab, wo sie sind – aber nicht als Herdenführer, das rächt sich bitter.
Entweder wir schaffen es, ihnen tatsächliches eigenes Nachdenken ‘bei zu biegen’ oder … wir müssen leider warten, bis sie das Leben dazu zwingt. Wenn wir wirklich an (erwachsene) Menschen glauben, müssen wir sie auch so ‘behandeln’
Enten eller.
November 9th, 2010 at 17:50
@Bakunin
Finde interessant und richtig was du schreibst. Natürlich bleibt die Eigentumsfrage die entscheidene. Egal ob hier manche im Forum schreiben; “Kapitalismus ja, aber bitte nicht mehr so arg…”
Die Tendenz hin zu einer Umverteilung von Reich nach Arm würde ja schon der Abschaffung des Kapitalismus gleichkommen, da die Eigentumsfrage fern vom Markt geregelt werden würde.
Nur an einem Punkt müssen wir genauer diskutieren; wenn “Gut Zureden” nicht hilft, wählen gehen nicht hilft, Streiks nicht helfen (Hartz IV-Empfänger gibt es zu Genüge, zur Not wird in Rumänien weiter produziert), was hilft dann?! Gewalt? Ist es wirklich das worauf, wir, die dieses System satt haben, uns einstellen müssen? Kann man ja mal ehrlich als bloße Frage diskutieren. Herr Ackermann, Frau Mohn und usw. usw. geben ihre Position nicht freiwillig auf. Unsere Dienstleister im Bundestag wollen auch ihren Job behalten… also was bleibt da noch übrig? Eine Sitzblockade mehr oder weniger nimmt doch keiner mehr Ernst. Konsumstreiks dann wohl schon eher. Aber wer organisiert die? Facebook? Und wer kann sich Konsumstreiks bei ALDI, LIDL und co. überhaupt leisten?
Scheiße diese Endlosschleifen. Also wie siehts aus?! Wachrütteln! Wie?
November 9th, 2010 at 18:20
@sommer:
die frage der gewalt stellt sich für mich nicht.
warum?
wenn an einer stark befahrenen straße 30 einzelne gleichzeitig bei rot über die strasse gehen, werden die autos anhalten.
wenn an einer stark befahrenen straße ein einzelner bei rot über die strasse geht, kann es passieren, dass er überfahren wird.
wenn ein einzelner oder eine minderheit von einzelnen davor angst hat, und deshalb mit gewalt die ampel zerstört, wird die mehrheit der einzelnen schockiert aufschreien, nach der polizei rufen – alles wird seinen gewohnten gang gehen.
es muss also einen gemeinsamen impuls einer mehrheit geben. dieser punkt wird kommen. erst dann wird eine umwälzung auch akzeptiert werden, weil sie friedlich und mehrheitlich gewollt abläuft.
wenn ein oder mehrere einzelne die (innere) anspannung vorher nicht mehr aushalten und zur gewalt greifen, unterscheiden sie sich in ihrem vorgehen in nichts von jener minderheit (elite), die heute mit (seelischer) gewalt der überwältigenden mehrheit (der weltbevölkerung) ihre vorstellungen aufdrücken will.
November 9th, 2010 at 18:24
Der Kapitalismus wird sich nicht abschaffen lassen, solange die Menschen nicht von etwas anderem überzeugt sind. Daher bin ich der Ansicht, dass man zuerst die neoliberalen Hirnwaschmaschinen überwinden muss. Das wiederum fängt bei den Argumenten an. Ich weiß gar nicht, ob es mir recht wäre, wenn ein ~BGE eingeführt und Reichtum abgeschöpft würde. Lieber wäre mir noch, die Leute wüssten, dass das funktionieren würde und trotzdem nicht gemacht wird.
November 9th, 2010 at 19:06
Zum Grundeinkommen:
Das wird (denke ich) kommen.
Zur Besteuerung dieses Geldberges:
1) Wer soll das bitte durchsetzen? Ackermann-Gast Merkel? Die Linkspartei?? Chuck Norris???
2) Selbst wenn Deutschland gerechter würde und dieser ganze wertlose Geldberg vernünftig investiert würde (sehr viele “würde”, wie?) dann ist das immer noch blutiges Geld
Ja ich weiß… DIE Leier schon wieder
Es ist allg. bekannt, dass ein Großteil des “deutschen” Reichtums darauf fußt Waffen in andere Länder zu schaffen.
Dann natürlich die ganzen Umsätze durch Ausbeutung von Schuhflickern etc.
Es ist nicht unser Geld, was hier verteilt werden soll. Es gehört uns nicht!
3) Soll das eigentlich dann ein deutscher Sonderweg sein? Da machen doch die ganzen Steueroasen nie mit!
Meine Meinung :/
November 9th, 2010 at 19:07
@flatter # 33
Ich weiß gar nicht, ob es mir recht wäre, wenn ein ~BGE eingeführt und Reichtum abgeschöpft würde. Lieber wäre mir noch, die Leute wüssten, dass das funktionieren würde und trotzdem nicht gemacht wird.
Keine Sorge (behaupte ich ganz kühn)
Dreist wenn sie das “BGE” einführten, würde es niemals ein BGE sein.
Geht nicht, gibt es zwar nicht – aber wirkliches BGE von dem man nicht nur (und das auch noch immer schlechter mit der Zeit) vegetieren kann – führte einen Kapitalismus an seinen “Schmelzkern”
Es ist ja nur meine eigene (Un-)Geduld, die mir ab und zu Schmerzen bereitet.
Ich bin mir sicher – ob ‘die’ das BGE einführen oder nicht – Menschen erkennen über kurz oder lang, wer ihnen wirklich gegen das Bein p…
Ich hätte eben nur ganz gern auch, daß sie wissen, weshalb das so ist und daß das nichts mit gut und schlecht erzogen zu tun hat.
(‘Die’ jagen uns eh in so prekäre Lagen, daß ‘wir’ uns eh nur in Kooperation helfen können oder krepieren)
November 9th, 2010 at 20:02
hatte neulich ein kleines gezoffe mit einer kollegin, die in einer ähnl. situation ist wie ich. sie rennt auch zwischen 2 jobs hin u. her, hat zudem noch ein krankes kind, das viel betreuung braucht. egal was ich anmerkte, immer bezog sie alles auf sich, meinte sie müsse ja auch rumrennen, sich abrackern etc…grad so als hätten wir hier einem wettbewerb wer schlecher dran ist, Dabei hat mich das offen gestanden gar nicht interessiert, soll heißen ich gab ihr gerne ihren “schlechter dran Satus”. ich wollte ihr lediglich ein paar beispiele nennen, bezüglich der asozialität, kriminalität und familienfeindlichkeit der aktuellen agenda. das ganze artete fast in streit aus, weil sie einfach nicht begreifen wollte, auf was ich hinaus wollte. dann fing sie auch noch von Indien an und den Armen dort, sie hat wie ich schon in Asien gelebt. ich war irgendwann völlig frustriert, mich noch nicht mal mit jemandem verständigen zu können, der in der selben situation ist wie ich. sie widersprach sich auch ständig und ich war dann irgendwann mal wieder zu emotional aufgebracht, um das Gespräch noch fortzusetzen. ich musste erstmal die räumlichkeit wechseln, später haben wir uns dann noch kurz geknuddelt und sie hat festgestellt, dass wir ja doch in einem boot sitzen.
worum aber ging es? darum, dass kritik von vielen leuten sofort als “jammern” ausgelegt wird, dass die beschreibung der realität(!) für “Jammern” gehalten wird. Dagegen will man sich dann abgrenzen, indem man rumrudert wie blöde, sich zwar auch irgendwie selbstbemitleidet, aber doch immerhin sein bestes gibt und nicht jammert! Man jammert nich, ist aber unglücklich und frustriert und tut so, als hätte man dafür einen Orden verdient. Dabei hätte ich persönl. mit dem Rudern gar keine Probleme. Soll heißen, ich finde das arbeiten und jobs ganz o.k. Was ich nicht o.k finde, ist dass es offensichtlich nie genug sein kann, dass offensichtlich nie genug gerudert werden kann, dass immer einer mit der Peitsche dasteht und dich antreibt, noch mehr zu rudern.Es geht doch nicht darum, dass der Einzelne das beste aus seiner Lage macht und dann ist gut. Ich weiss ja aus Erfahrung, dass ich immer irgendwie klar komme. finde immer wieder eine Alternative, einen Ausweg, Hilfe etc. Hätte ja also von dem her auch kein Grund zu klagen. Aber wie kann ich es akzeptieren, dass mich jemand mit der Peitsche antreibt? Wie kann ich mich damit abfinden? Ne, ich sollte mehr meditieren und mich in Gelassenheit üben, kam dann auch noch. Der Buddhismus würde helfen. Ich kenne nun den Buddhismus schon viele Jahre und habe viel Zeit mit Buddhisten verbracht, auch schon viel meditiert – gelassen bin ich immer noch nicht, daran muss ich sicher noch arbeiten. Aber auch wenn ich das eines Tages noch auf die Reihe kriege, werde ich mich deswegen noch lange nicht auspeitschen lassen, geschweigen denn, still schweigend dabei zusehen, wie andere Menschen täglich ausgepeitscht werden. Das wird dann ja grade noch akzeptiert, dass man sich für andere einsetz. Dann gilt man als sozial, allerdings nur wenn man spendet. Wer nix zu spenden hat und die Dinge beim Namen nennt, jammert.
Lange Rede kurzer Sinn – es ist mir nicht gelunen den Kern des Ganzen auszuarbeiten und klar darzulegen. Daran muss ich wohl auch noch arbeiten. Wer also glaubt, Mensch müsse nur in Not geraten um zu begreifen, was abgeht, täuscht sich. Die Not allein macht noch keinen Weisen. Solidarität kann auch ad abusrdum geführt werden, näml dann, wenn sie so interpetiert wird, dass ich selbst eben genauso zu leiden habe wie die Ärmsten der Armen. Und nicht dahingehend, die Armut und Entrechtung abzuschaffen.
November 9th, 2010 at 20:54
@flatter, #33,
Das wiederum fängt bei den Argumenten an.
Damit Argumente funktionieren, bedingt es der Tätigkeit des denkens. Was denkst du, wieviel Prozent der Menschen noch denken [können] ?
November 9th, 2010 at 21:16
Necsolicedit meint: “Die Wiedereinführung einer grundversorgten plebs führt notwendig zur Verkarstung der Gesellschaft.”
Ein sehr wichtiger Gedanke zur Einführung eines wie immer gearteten BGE.
Aber so ganz neu auch wieder nicht, denn die weitgehende politische Indifferenz war gerade in den unteren Einkommensgruppen, bei den alten Sozialhilfeempfängern und jetzt ganz aktuell bei den Hartz 4 Langzeitarbeitslosen schon immer sehr hoch.
Diesen “plebs” hat es schon immer gegeben, doch mit einem BGE würde er allerdings noch weiter und mächtiger aufgebläht, die “repräsentative Demokratie” so noch weiter ausgehöhlt und entwertet.(siehe nur aktuelle Wahlbeteiligungen, deren Sinken schon seit Jahren)
November 9th, 2010 at 21:23
Was ist schlimmes daran,wenn Menschen einfach nur ruhig und friedlich ihr Leben leben wollten?
Betonung auf “wollten”, nicht “müssen”.
November 9th, 2010 at 21:26
Was mich gleichermaßen inspiriert und frustriert, ist dass in den paar Kommentaren hier schon mehr Politik gedacht wird als unsere Volksvertreter seit Jahrzehnten hinbekommen. Bizarr.
Bizarr? Keineswegs. Ein Großteil der heutigen Politik ist doch so genannte Symbol- und Darstellungspolitik. In der Politikwissenschaft (vgl. z.B. Ulrich Sarcinelli) ist das alles bekannt und dokumentiert und wird mit einem Achselzucken als ebenso systemrelevant bezeichnet, wie die Banken.
Die Folge ist ebenfalls klar: wir sind mitten in der Post-Demokratie, genauer: Illiberale Demokratie, auch das alles dokumentiert, vgl. Claus Offe u.a.
Jeder Ruf nach Volksentscheiden wird mit einem “Zuviel-Volk-ist-auch-nicht-gut” quittiert, die dreistesten Entscheidungen der letzten Monate – ohne Beteiligung “des Volkes” – heute auf den NachDenkSeiten.
Und Peter Samol fasst bei krisis.org zusammen:
Nach der Wahl ist das Wahlvolk für die anstehenden Entscheidungen überflüssig.
November 9th, 2010 at 21:31
@ Wat 39
könnte ja passieren, dass die dann ihre eigene “Politik” machen, sich energetisch autonomisieren, gemeinsam Gemüse oder gar Hanf anpflanzen, ihre Kinder gegenseitig betreuen und zudem noch das Interesse am Fachkräftemangel der Rüstungsindustrie verlieren etc ppp…
November 9th, 2010 at 21:34
Alle kommen an den Punkt, an dem sie wieder denken können. So jedenfalls meine Überzeugung oder wenigstens Hoffnung.
Aber nicht durch Theorien, und schon gar nicht durch Diskussionen.
Fangen wir also an zu diskutieren… Nichts wird gehen in der Geldwirtschaft ohne die Negation des Sparens, mithin ohne den negativen Zins.
November 9th, 2010 at 21:42
werf hier mal eben noch einen artikel von Wolfgang Storz ein, aus meiner Pro und contra Sammlung Grundeinkommen
https://www.chrismon.de/4439.php
November 9th, 2010 at 21:53
sommer meint:
November 9th, 2010 at 17:50
@Bakunin
“Finde interessant und richtig was du schreibst. Natürlich bleibt die Eigentumsfrage die entscheidene.”
Ja, aber ganz konkret die Eigentumsfrage bei den Produktionsmitteln, einschließlich des Grund und Bodens im größeren Umfang.
Darum dreht sich natürlich alles in dieser Gesellschaft.
Die Frage des Eigentum zum rein persönlichen Gebrauch, Bedarf können wir hier gleich völlig ausschließen, dieses Eigentum hat selbst ein J.W. Stalin akzeptiert! ;-)
Aber beim Eigentum an den Produktionsmitteln gibt es gewaltige Unterschiede, die dann auch verschieden angegangen werden müssten, besonders in zeitlicher Reihenfolge.
Also: können oder müssen sofort ALLE Produktionsmiitel vergesellschaftet, d.h. zunächt mal verstaatlicht werden?
Oder würde es erst mal ausreichen, die am meisten konzentrierten Produktionsmittel zu vergesellschaften, in öffentliches Eigentum zu überführen, einschließlich des Bankensektors?
Wenn man nun bedenkt, dass diese Produktionsmittel nur einer sehr kleinen Minderheit MEHRHEITSMÄßIG gehören, da erübrigt sich die “Frage der Gewalt” bei einer Enteignung fast schon von selbst.(Natürlich könnten auch angemessene Entschädigungen gezahlt werden, wie auch immer)
Also: Ob Bahn oder Post, das Gesundheitswesen, der Bankensektor, Energieversorgung, dazu die Großindustrie, ebenso die gegenwärtigen Oligopole im Handel in gesellschaftliches, öffentliches Eigentum überführen, DAS wäre schon mal ein ganz wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Das daneben noch immer massenhaft verbreite Kleineigentum an Produktionsmitteln, dass sich in den Händen einer sehr breiten(!) Bevölkerungsmasse befindet, dies würde noch sehr lange dort verbleiben, übertriebene Hast bei der Vergesellschaftung dort würden alles wieder zunichte machen.
Diese Masse der Kleineigentümer könnte und würde sich auch verstärkt genossenschaftlich organisieren(wie zum Teil schon heute in verschiedenen Bereichen)), ganz frei, ohne Zwang.
Auch hier ist kaum Zwang, gar “Blutvergießen” vorstellbar um etwas zu bewirken.
Nun scheint ja alles ganz kinderleicht zu sein, und morgen früh könnte es gleich losgehen, oder doch nicht so easy?
Wenn alles nur einer kleinen Minderheit, deren gewaltiges(!) Eigentum an Produktionsmitteln und Grund und Boden weggenommen werden soll, die große Masse der Kleineigentümer aber völlig “unbehelligt” bleiben soll, WER könnte sich dann diesem im Grunde “leichten Akt” massiv entgegenstellen?
Natürlich, der “ideelle Gesamtkapitalist”, der BÜRGERLICHE STAAT!
Er ist der letztliche Garant selbst der ungeheuerlichsten Eigentums”Ansprüche” einer winzigen, superreichen, abzockenden, nur noch ausbeutenden Elite, verteidigt diese bis aufs Messer.
Es müsste folglich an dieser Stelle schon klar sein, wie vorgegangen werden müsste bei einer Umwälzung der gegenwärtigen ungerechten, geradezu grotesken Eigentumsverhältnisse gerade auch im Produktionsmittelbereich…, den Rest überlasse ich der politischen Phantasie und Vorstellungskraft aller Interessierten, darunter auch die Frage, ob DIESER Staat für so eine wichtige Aufgabe überhaupt geeignet wäre?
November 9th, 2010 at 22:00
Nur @snozin # 42
Wozu dann Geldwirtschaft^^
November 9th, 2010 at 22:05
Natürlich, der “ideelle Gesamtkapitalist”, der BÜRGERLICHE STAAT!
Unterschätze nicht die Kleinbürger – auch die gefühlten – diese verteidigen noch Eigentum, das schon lange nicht mehr ihres ist oder noch nie war (Die Bank hat’s ihnen nur noch(!)nicht so deutlich gesagt)
Die Trennung nach Produktionsmitteleigentum und persönlichem halte ich für richtig, nicht aber die nach groß/klein oder so ähnlich…
November 9th, 2010 at 22:10
@existenzmaximum
Aber der gemeinsame Impuls braucht doch trotzdem allgemein anerkannte Etappenerfolge. Ich meine; DDR 89; Bei den Demonstrationen in Leipzig waren nicht viel mehr Menschen auf der Straße als heute. Gegen G8 demonstrierten nochmehr. Sie sind ja da, die Massenproteste, sie werden aber eben im Unterschied zu damals nicht mehr anerkannt als Massenproteste. Die Gegner von Stuttgart 21 werden doch nur bedingt Ernst genommen. Wenn eine bedeutende Zeitung drucken würde : “Der große Umsturz ist da!”… die Sache sähe anders aus. Stattdessen reden alte Männer bei Anne Will darüber ( schon die Themensetzung ist eine Herabstufung ) ob “Deutschland seine Zukunftschancen blockiert?”. Massenproteste finden statt, aber was in der Öffentlichkeit passiert ist grauer Alltag. Hinter herunter gelassenen Rollos zittern sie vielleicht, die Merkels, die Ackermänner, die Mappus’. Aber solang die Protestler davon nichts mitbekommen, solange keine Ausweitung der Proteste. Das ist vielleicht vergleichbar mit Napoleon in Russland; eine wirkliche Konfrontation findet nicht statt. Also auch kein Einlenken. Und kein Einlenken, kein Teilerfolg ( Nichteinmal die Abrissarbeiten in Stuttgart wurden unterbrochen) Und kein Teilerfolg, kein zusätzlicher Zulauf. Das ist (noch) die Krux an den gegenwärtigen Protesten, die Versicherung einer realen Wirkung der stattfindenden Proteste.
89 hat die Tagesschau gejubelt, und schon allein der Akt war kriminell, aber kein Schuss fiel. Das reichte aus um feststellen zu können; Gemeinsam können wir das bestehende Recht aushebeln. (Aber dazu musste es nur friedlich bleiben)
Oder noch weiter zurück; Ghandi und sein Salzmarsch, auch eine kriminelle Handlung. Aber erst in dem Moment in dem man etwas bestrafbares tut mit der Kraft einer Masse und dann die Strafe ausbleibt, in diesem Moment weiß man: Die Machtverhältnisse wurden nachhaltig infrage gestellt. Zu den angemeldeten Demos in Stuttgart liegt da ein himmelweiter Unterschied. Diese Demonstrationen stellen auf Grund ihrer Form die Machtverhältnisse nicht in Frage. Sie sind formal rechtsgültig. Das Problem liegt nicht darin, dass zu wenig Menschen auf die Straße gehen, das Problem liegt darin, dass sie sich, während sie demonstrieren, nicht auch massenhaft strafbar machen. Und diesem Umstand friedlich zu begegnen und dafür braucht es Ideen. Welche Performance, könnte eine Demo vortragen, die zwar strafbar, aber friedlich ist, aber die Strafe auf Grund der Masse unmöglich macht und genau damit die Machtverhältnisse nachhaltig in Frage stellt. Inhalt und Form der Demo sollten außerdem zusammenfallen.
November 9th, 2010 at 22:15
Wat. meint:
November 9th, 2010 at 22:05
“Unterschätze nicht die Kleinbürger – auch die gefühlten… ”
Diese Kleinbürger sind in der Tat das politische Bleigewicht dieses Staates, seine zahlemäßig wichtigste Stütze, ebso die der Eliten.
Und es ist extrem konservativ, ängstlich, hält sich gerne an die “Macht”, die gerade vorherrscht.
In der Tat neben dem Staat ein weiterer wichtiger Faktor.
Wie könnte es, wenn schon nicht gewonnen, dann wenigstens politisch neutralisiert werden?
November 9th, 2010 at 22:26
@ snozin No 25
>>>>>>>>dass aus der Blütenpracht keine Ernte entstehen kann, sieht wohl jeder selbst<<<<<<<<<<<
Und wer schrieb, dass unsere Diskurse im Niemandsland stattfinden? Danke an flatter für dieses Niemandsland!
Klar, Ideen sind wie Arschlöcher. Jeder hat eines, keiner will eines sehen. Politik ist nicht lösungsorientiert sondern wiederwahlorientiert und machtorientiert. Nur komische Ideen wie die ökologische Steuerreform haben sich ausgebreitet. Dumm gelaufen, dass eben diese wie bei den Schildbürgern verlief, die das Licht in Säcken ins Rathaus mit den vergessenen Fenstern schleppen wollten. Es gibt noch komischere Ideen wie die der genetischen Überlegenheit Sarrazins (und die Drohung deren Ausbreitung – man stelle sich vor: geklonte Sarrazine) die einer sicheren Endlagerung, die eines BGE…
November 9th, 2010 at 22:29
@Bakunin # 48
Haste ne leichtere Frage – dann die bitte zuerst^^
Nee, ich schreib mal wenigstens was mir dazu durch den Kopf geht:
‘Der Kleinbürger’ hat prinzipiell Angst vor “unten”.
Entweder also er erlebt sich selbst doch mal ganz unten oder er wird von oben nach unten getrieben.
So nen ‘armer Kleinbürger’ – also auch die verbliebenen Nationalen ‘größeren’ Kapitalisten – sonst wäre sie ja international Tätige – kämpft um seinen Status – dazu braucht er die anderen (sorry) Blöden, die ihn wie er sich selbst für was Besseres und seinen Status für was erstrebenswertes halten.
Zwei Möglichkeiten – Du ‘wartest’ bis sich die Kapitale in ihrem Konkurrenzdruck weiter killen – was meinst Du, weshalb sich ein Hr. Grupp mit TalkShows abgibt – oder ‘wir’ zeigen denen mal ganz nett – was ‘die’ ohne uns sind…
Neutralisieren – ginge für mich nur so – irgendwie finde ich das Wort doof.
Wichtig ist doch, wir müssen erstmal nicht alle erreichen – wenn wir wenigstens den bis jetzt Neugierigen schon mal die Zusammenhänge erklären könnten – das wäre doch schon nen lohnendes Ziel.
Der kritische Punkt eben – der liegt nicht bei Hundert – der ist vielleicht schon bei 5 – 10 %
November 9th, 2010 at 22:29
@ Bakunin
Ja… sehe ich alles ganz genauso. Natürlich sind die Produktionsmittel das entscheidende. Und der bürgerliche Staat, unsere bürgerliche Gesetzgebung ist von Bürgern für Bürger. Der Bürger heißt nun aber so eben Bürger, weil er etwas besitzt. Einen besitzlosen Bürger gibt es nicht. Dann währe er zumindest im klassischen Fall kein Bürger. Deswegen ist es ja auch vor dem Gesetz schlimmer ein Polizeiauto anzuzünden als Körperverlletzung an einem Polizisten zu begehen.
Aber wie nun sich dem Staat entgegenstellen?
Naja…ich habe mich unter 47 dazu geäußert. Ist wahrscheinlich besser als Gewalt.
Nur das Prinzip sollte klar sein, erst indem wir uns massenhaft kriminell machen und eine Strafe “schwierig” oder allgemein keine Zustimmung zu finden droht und deshalb ausbleibt. In diesem Moment fordern wir den Staat heraus. Mir brav angemeldeten Demos hat das nun aber eben nichts zu tun. Auch nicht damit auf einen Impuls, der ja schon längst da ist!, zu warten.
Was wir jetzt brauchen ist Kreativität und Überzeugungskraft vor Ort. Ich denke da an Stuttgart.
November 9th, 2010 at 22:42
Wißt ihr, womit ich das eine ums andere Mal schon schocken konnte?
Wenn da mal wieder einer auf die faulen Grieche etc.pp fluchte, denen ‘wir’ ja das Geld hinten reinschieben, dann antwortete ich bis jetzt:
Der Grieche sieht davon genauso wenig wie Du, statt dat Du sagst, will ich auch – maulste rum.
Willst doch sonst auch immer mehr oder warum guckste Schnäppchen?
November 9th, 2010 at 23:01
Zur Frage einer Demonstrationsform in Sturgaart: Bürger pflanzten 50 Bäume auf dem gerodetem Parkstück und werden wegen Sachbeschädigung verfolgt.
Eine andere Demonstrationsform: Schottern. Sitzblockaden sind statthaft, Schottern angeblich eine kriminelle Tat mit 5jähriger Höchststrafandrohung. Findet Schottern allerdings an einer gesperrten Strecke statt, dürfte das den Bahnverkehr nicht gefährden – es wäre eine symbolische Handlung, die der Sitzblockade gleichzusetzen wäre. Keine Ahnung, was die Gerichte entscheiden. Ausweitung der Kampfzone…
Schön, dass wir -noch- in einem Rechtsstaat (?) leben und solche Urteile könnten ihn bestärken. Sie werden kaum gesprochen werden, sehr unwahrscheinlich. Der “Herbst der Entscheidungen” war gut vorbereitet, herbeigeschrieben von der Hofjournaille, die der Königin zunächst mal Durchsetzungsschwäche unterstellte. Es ist fraglich, ob die Polarisierungspolitik, die die Tigerente derzeit betreibt, nicht eben deshalb aufgeht, weil demonstriert wird. Den braven Bürger -den von unten- nervt es. Krakehlen. Immer die, die alles wollen: Atomausstieg, BGE, ihre Ruhe in ihren Stuttgarter Hanglage-Villen, also keine Baustelle, etc., keine Kopfpauschale, die so billig ist, aber Kippen und Schnaps für Hartzvierler….
November 9th, 2010 at 23:10
50 Wat meint….
Deiner Charakterisierung unseres Klein- bzw. Spießbürgertums – wozu wir auch den größten Teil des Bildungsbürgertums hinzuzählen können – kann ich voll zustimmen.(Das Klein- bzw. Spießbürgertum als politischer, ökonomischer und nicht zuletzt kultureller WURMFORTSATZ der jeweils Herrschenden Klasse und aller deren Würdenträger)
Wer es noch ausgiebiger mag, kann sich ja Heinrich Manns unsterblichen Diederich H. zu Gemüte führen! :-)
Was aber die politische Neutralisierung, zumindest zeitweilig angeht, so könnte diese nach meiner unmaßgeblichen Meinung nur stattfinden in einer ganz besonders schweren gesellschaftlichen Krise, die gerade auch die Reproduktion und damit alle sozialen Sicherheiten des Kleinbürgertums aufs heftigste bedroht, und die von ihm so angebeteten, angehimmelten Eliten(wozu die Spießer in aller Regel auch die “Politik” zählen!) plötzlich mit ihrem Latein am Ende sind, deren sonstige “Macht & Herrlichkeit” ins Wanken käme..
In so einem “idealen” Fall könnte sich die ganze Wut, aber auch Verachtung des Klein -u. Spießbürgertums auch mal gegen “oben” wenden, gegen die Eliten, und dann wären diese zumindest zeitweilig ihrer neben dem bürgerlichen Staat mächtigsten gesellschaftlichen Stütze beraubt, ein kurzes Zeitfenster täte sich so auf und gäbe Zeit und Raum für rasche konsequente Entscheidungen….
November 9th, 2010 at 23:35
@Bakunin – ich spreche auch immer von den ‘gefühlten’ Kleinbürgern.
Wieviel ‘Geist’ davon steckt noch in den Köpfen von uns ganz normalen Lohnarbeitern?
Du kannst ein vorhandenes Bewußtsein nicht überrumpeln, es nicht umerziehen, es zwingen etwas anderes zu tun.
Das heißt: Können könntest Du schon, aber Du machst dabei nicht nur die anderen unglücklich.
Tschuldigung, wenn das hier jetzt nach Bremse klingt, will ich ganz bestimmt nicht.
Nur, ich hatte ‘meine DDR’ schon – auch wenns mir da oberprächtig ging – nochmal das Ganze – Nee, nicht wirklich.
Ich würde mich da nur einer überwältigenden Evidenz beugen (müssen).
November 9th, 2010 at 23:42
“Überwältigende Evidenz”, ist die etwa nicht in Bakunins Referaten zuhause?
November 9th, 2010 at 23:51
55 Wat…
Die DDR war Produkt/Ergebnis in allen ihren Facetten von geschichtlichen Umständen, die heute nicht mehr gegeben, einfach nur noch Vergangenheit sind.
Eine “Neuauflage” ist daher schon mal völlig ausgeschlossen.
Neue Zeiten verlangen auch eine neue Politik, neue Wege.
Dabei kann Bewährtes durchaus wieder zur Anwendung kommen, aber eben nur Bewährtes, Gutes!
Und hat es das nicht auch in der DDR gegeben, ebenso in den anderen damals embryonal-soz. Staaten?
Was das kleinbürgerliche Bewusstsein selbst in der Lohnarbeiterschaft betrifft, d,accord!
Doch wie könnte das nicht so sein in einer bürgerlichen Gesellschaft mit dem Fetisch Geld als der oberste Lebensmaxime?
Davor ist niemand gefeit.
Aber wir alle können diesen dümmlichen, manchmal auch anmaßend polternden Spießer in uns selbst in die Schranken weisen, durch Wissen und Erkennen zum Schweigen bringen, uns doch ganz und gar nüchtern sehen als das was wir doch in Wirklichkeit sind: Nämlich keine Bürger, keine Lohnabhängige ausbeutende Bourgeois, bestenfalls Kleinkrämer, ob mit materiellen oder geistigen Produkten hantierend, i.d. R. eben Leutchen von “unten”.
November 9th, 2010 at 23:52
Nee, @flatter, diese Referate beißen sich ‘nen ordentliches Stück mit meiner ‘Altersweisheit’. ;-)
Vor zwanzig Jahren, vielleicht sogar noch vor einem, hätte ich ihm unumwunden applaudiert.
November 9th, 2010 at 23:56
Wir köcheln hier sehr im eigenem linken Saft. Als ich Herbst ´80 in Polen war, war die Solidarnocs eine revolutionäre Jugendbewegung (für mich als Studenten)die bestimmt keine Restauration des Kapitalismus wollte. Heute fehlt die Systemalternative. Wohin wollen wir? Eine bürgerliche Wut, die sich Bahn bricht, ist mir lieber in parlamentarischen Bahnen.
Es gibt auch diesen rechten Saft. Den Saftladen hatten wir auch schon.
November 9th, 2010 at 23:59
@Bakunin – Geschichte wiederholt sich nicht.
Es wäre keine deckungsgleiche Neuauflage – aber was sollte wirklich an diesem, noch dazu nur nationalen Versuch, denn so neu sein?
Daß nicht die Partei, dafür aber ‘Experten’ oder die ‘Richtigen’ immer Recht haben?
Bleibt mir in der Sache das selbe…
Und so lange wir in Werten denken, ja auch nur denken – egal ob Sachen oder ‘nur’ Menschen-Fähigkeiten – wird das alles, aber kein Fortschritt oder wirklich Nach-Kapitalismus.
Zumal, so richtig autoritär müßte es ja vorläufig dann auch sein – wo wäre in dem Denkansatz je die Möglichkeit ohne noch ne … Revolution mal auf was wirklich Freies?
November 10th, 2010 at 00:31
60 Watt….
Jede neue, veränderte, bessere Gesellschaft kann immer nur aufbauen auf den Trümmern einer vorangegangenen, mit allen ihren Menschen wie sie eben sind, deren Marotten, deren Gesetzen, deren Bräuchen…, Einrichtungen…
Und wie soll man etwas “Freies” aufbauen auch nur der Möglichkeit nach können ohne zuvor denen die Macht genommen zu haben, die bisher alle Freiheit nur für sich “gepachtet” haben? Nur durch das Schwenken von Blumensträußen etwa?
Ganz ohne eine vorübergehende Authorität wird das alles nicht zu machen sein.
Und noch etwas, was uns die Geschichte lehren kann: In den meisten Fällen sind eben nicht die Revolutionen blutig, sondern fast immer nur die mitunter diesen folgenden Konterrevolutionen, konterrevolutionären Restaurationsversuche.
Und wie kann man diesen am besten vorbeugen? Auch wieder mit Authorität, frühzeitigen entschlossenen Handeln….
Aber hoppla! Wir sind ganz unmerklich vom eigentlichen Thema abgeschweift und in eine (imaginäre?) Zukunft hinein. Nämlich, wie könnte ganz aktuell der gegenwärtige Kapitalismus durch vernünftige Forderungen wieder oder vorläufig ein wenig erträglicher gemacht werden, WAS wäre da vielleicht möglich, etc…? Schließlich leben wir alle ja nicht ewig, für die Zukunft haben wir Nachkommen…, vielleicht finden die dann gute Lösungen…
November 10th, 2010 at 00:43
@Bakunin:”Ganz ohne eine vorübergehende Authorität wird das alles nicht zu machen sein.”
AUA! Werter Bakunin, was das “Vorübergehende” anbetrifft, das kannst du dir schon bei “Star Wars” angucken. Da lauf ich Koma. Read my fuckin’ Lips (jaja, das ist sehr unappetitlich): Das Problem beim Umsturz ist , dass sich immer die schiere Brutalität durchsetzt und eine schlecht kontrollierte Machtgier durch eine unkontrollierte ersetzt wird. Btw: Das ist Deutschland hier.
November 10th, 2010 at 00:47
@bakunin # 61
Und noch etwas, was uns die Geschichte lehren kann: In den meisten Fällen sind eben nicht die Revolutionen blutig…
Ja, das waren dann aber auch nicht ‘nur’ Revolten.
Wir sprechen doch sonst auch so annähernd eine Sprache, also wirst Du sicherlich verstehen, wenn ich sage – da waren dann die Produktivkräfte auch so weit entwickelt, daß es gar nicht mehr anders ging, als die Produktionsverhältnisse ‘umzustürzen’.
Hier will aber noch ‘keiner’ die Lohnarbeit in Frage stellen, das Wertgesetz auf den Müll werfen oder gar als Deko den Parlamentarismus abschaffen…
November 10th, 2010 at 00:53
62 flatter meint…..
Mit kaum noch kontrollierter Machtgier müssen auch jetzt schon viele Menschen leben, Gesetze schützen diese Machtgier, geben ihr einen Heiligenschein von “Recht”!
Unkontrollierte Macht lässt sich eigentlich nur mit demokratischer Kontrolle verhindern, der jederzeitigen Absetzbarkeit von Personen durch Versammlungen von Menschen, die diese Personen, welche vorübergehend Macht ausüben müssen, dafür vorübergehend authorisieren.
In der Pariser Kommune von 1871 hatte man solche Fragen ganz gut im Griff, aber leider nur bis zu ihrer Niederwerfung….
November 10th, 2010 at 01:01
63 Wat sagt: “Hier will aber noch ‘keiner’ die Lohnarbeit in Frage stellen, das Wertgesetz auf den Müll werfen oder gar als Deko den Parlamentarismus abschaffen…”
Genau!
Deshalb können augenblicklich sinnvollerweise auch nur Forderungen, Vorschläge gebracht werden, die dieser Tatsache Rechnung tragen, alle auf dem Boden eben dieses realen deutschen Kapitalismus.
Also Mindestlöhne, Mindestrenten, ordentliches ALG, vernünftige Vermögens- als auch Kapitalsertragssteuern, Erbschaftssteuern, besseres Bildungswesen, mehr Volksentscheide…, evtl. auch ein BGE…???, und DANN kann man ja weitersehen!
Doch ich sagte ja schon vorher, wir sind ein wenig abgeschweift!
November 10th, 2010 at 01:16
Ach Bakunin, was willste machen in deiner Wut?
Machste was, gibt ´s Tote. Tote Bakunine, keine anderen.
Ein bissel Terrorismus, ein blutiger Studentenulk, Flugzeuge ins Haus, 3500 Tote -also ungefähr so viele wie bei Noriegas Verhaftung- sind gut als vorgeschobener Grund für die nächsten zwo Millionen. Rassisten, Amis, Fundamentalisten christlichen und islamischen Bekenntnisses, die die draufhauen sind immer die Gleichen. Da braucht ´s uns nicht dazu.
November 10th, 2010 at 01:18
@64:
Ich habe oft den Satz gehört: ” Ihr habt ja den Krieg nicht erlebt”. Inzwischen habe ich eine recht plastische Vorstellung davon, was das meinte. Nenne mich einen Idioten, aber bei allem Dreck, aller Angst und Wut, die ich hier erlebe, bin ich entschieden der Meinung, dass die Gesetze auch uns, dich und mich, schützen. Und ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Macht, Geld zu scheffeln und Leute zu schlechten Bedingungen in Arbeit zu zwingen, noch ein relatives Paradies sind im Vergleich zu dem, was wir erleben würden, wenn umstürzlerische “Autoritäten” den Laden übernähmen.
Und was glaubst du wohl, wer diese Autoritäten wären? Die Philosophenkönige? Welche “Gesetze” hätten wir dann? Es wäre ein einziges Morden, und jeder, der die Autoritäten in Zweifel zöge, würde den nächsten Tag nicht erleben.
p.s.: Jetzt geh ich mal im Bett rein.
November 10th, 2010 at 11:42
Ich möchte für mich selbst diese Debatte hier mit folgendem Gedanken abschließen:
Bevor wir überhaupt anfangen darüber zu diskutieren was dem Kapitalismus folgen könnte, wie, was, in welcher Form, sollten wir nicht zunächst mal dafür eintreten, aus diesem Lande ein ganz normales bürgerlich-demokratisches zu machen, mit einem Parlament, dass diesen Namen einigermaßnen verdient, ebensolchen Gewerkschaften, mehr direkte Mitbestimmzng der Bevölkerung, Ende des millionenfachen Lohndumpings, von Harz 4, Rückgängigmachung vieler Privatisierungen, Wiedererstarkung kommunalen Eigentums und noch einer Menge anderer Dinge?
Die neoliberalen Einpeitscher und ihr verheerendes Wirken wieder zurückzudrängen, wären das nicht alles Gebote der nächsten Zeit? Könnten dafür nicht viele Menschen poitisch mobilisiert werden?
Abstrakte, politisch-philosophische Diskussionen über wünschenwerte “Endzustände” gehen den meisten Menschen doch völlig am Ar… vorbei, sie haben sich um wichtigere Dinge zu kümmern.
In diesem Sinne…
November 10th, 2010 at 14:47
Die “Eigentumsfrage”
Ich schätze Lafontaine dafür, daß er bei der Wiedervereinigung für ein vorübergehendes wirtschaftliches Zweikreissystem (hier BRD, dort DDR) war. Das war auch allein richtig. Auch war er entschieden gegen den verbrecherischen Jugoslawienkrieg (oft fälschlich: “Kosovo-Kampagne” genannt).
Aber Lafos entsetzliche “Eigentumsfrage” (jetzt wieder: https://www.jungewelt.de/2010/11-10/066.php ) zeigt, daß der Mann nicht fürs Nachdenken geschaffen ist. Dann müssen aber eben andere aus der LINKEn daran. Aber wo sind die??
Es g i b t kein “Eigentum”, daß für ein gerechtes wie auch erfolgreiches Staatswirtschaftssystem relevant wäre. Denn die Sozialisten verstehen unter Eigentum ja Eigentum an “Sachen”, beweglichen und unbeweglichen (Immobilien).
Das Karl Marx das Eigentum für wichtig ansah, sehe ich ein. Damals hatte der Kapitalist Papa Engels eine Fabrik. Und da gehörte ihm auch alles bis zur letzen Schraube. Und auch das reaktionäre “Großgrundbesitzertum” hatte Eigentum an Land und Boden.
Aber schon Karl Marx hätte merken müssen, daß man nicht von ‘Grußgrundeigentümern’ sondern von “Großgrund- b e s i t z e r n” sprach. “Besitz” also Herrschaftsmacht/Verfügungsberechtigung war das entscheidende – nicht das Eigentum!
Heute haben noch mal die Fabrikanten “Eigentum” an ihrer Produktionsstraße. Diese Maschinen, Roboter und Automaten werden nach Möglichkeit geleast. Warum denn auch sollte man gutes Kapital in der Produktionsstraße binden?
Auch die Verbrecher von Goldman-Sucks haben nicht “Eigentum” an Sachen. Mühelos könnten die sich Teile von Kanada zulegen oder einen größeren Teil der globalen Tankerflotten zulegen. Aber nix davon. Das wollen die gar nicht. Wenn man Goldman-Sucks enteignen würde, hätte man natürlich in Manhattan ein Filetgrundstück, vielleicht auch noch eins in London. Aber das wär’s dann auch. Gut: Dann hätte man noch jede Menge Büromaterial: Unzählige Computer, Bürostühle und -tische und Kugelschreiber; und auch ein paar Executive-Limousinen und -flugzeuge. Aber das wär’s denn auch. Und der Verkaufserlös dieser Sachen würde die von Goldman-Sucks beherrschten Werte noch nicht einmal a n n ä h e r n d erfassen!
Wirtschaftliche Verhältnisse beruhen heute allerorts auf Eigentum an FORDERUNGEN – n i c h t auf Eigentum an SACHEN! Wenn Goldman-Sucks seinen Kunden Giftpapiere (z. B. gebündelte Schrottanleihen) verkaufte, wettete Goldman-Sucks gleich erfolgreich dagegen. Diese Wette war aber – nachdem sie erfolgreich war – eine FORDERUNG, kein Sacheigentum!
Auch wenn man ein fettes Bankkonto haben sollte: Daß ist kein Sacheigentum, sondern ein FORDERUNGSeigentum! Als Friedrich Engels die Firma des Vater verkloppe und mit dem Erlös in England sehr erfolgreich mit Aktien spekulierte, hatte er lauter Aktienpapiere in Händen. Das war natürlich SACHeigentum am jeweiligen Papier. Aber der Papierwert war doch äußerst gering! Die Einschaltung eines materiellen Aktien-Papiers (Sacheigentum) diente letztlich nämlich nur der Beweisbarkeit der praktisch allein relevanten FORDERUNGseigentümerschaft.
Daß diese “Forderungswelt” so unheimlich ‘luftig’ oder substanzlos ist, ist nicht gleich schlecht oder “böse”. Aber natürlich kann in so luftigen Verhältnissen unheimlich betrogen und beschissen werden. Hier, müssen endlich nahtlos wirkende scharfe staatliche Kontrollinstrument geschaffen.
Daß wahnsinnig betrogen wird, gibt sogar ein Greenspan zu – leider nur englisch: https://dailybail.com/home/bombshell-video-greenspan-admits-to-rampant-fraud-illegal-ac.html
.
Wie ‘luftige’ Verhältnisse zum Betrug genutzt werden, kann man in diesem Spottvideo sehen – “Banksterism in One Lesson” (Bankster = Mischwort aus “Banker” und “Gangster”):
https://www.youtube.com/watch?v=KCIistRibVM&feature=player_embedded .
November 10th, 2010 at 17:09
Dann mal auch ‘mein’ Abschluß hierzu:
@flatter# 67
“bin ich entschieden der Meinung, dass die Gesetze auch uns, dich und mich, schützen. Und ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Macht, Geld zu scheffeln und Leute zu schlechten Bedingungen in Arbeit zu zwingen, noch ein relatives Paradies sind im Vergleich zu dem, was wir erleben würden,…”
Noch.
Halte es meinetwegen für Unkerei, aber es wird der Zeitpunkt kommen, an dem Du auch das nicht mehr sagst – weil die Realität dann eine andere ist.
Dieser Neoliberalismus ist ja nun nicht einfach mal so eine nur vorübergehende Zwischenvorstellung um ‘Abwechslung’ in den Kapitalismus-Ablauf zu bringen – er ist notwendig, dieses Dingens von Kapitalismus so lange wie möglich am Laufen zu halten, für die, die da profitieren wollen – und um das weiter zu können, gibts noch viel weniger ‘nette’ … Herangehensweisen.
Ein weidwundes Tier schlägt auch so lange es geht um sich und will nicht ‘einsehen’, daß es das zeitliche segnet.
Also – es kommt noch dicker – viel dicker.
Bei entsprechender Gegenwehr wäre höchstens die Frage, wie groß die Brocken mit einem Mal eingeworfen werden – aber sie werden eingeworfen werden (müssen!)
Es geht einzig um Macht.
“Es wäre ein einziges Morden, und jeder, der die Autoritäten in Zweifel zöge, würde den nächsten Tag nicht erleben.”
Das gilt ‘hier’ wie ‘da’.
… wenn man weiterhin nicht generell ‘autoritäre Instanzen’ abzulehnen lernen würde – in dem mit anderen SELBST getan würde…
(In irgendeiner intergalaktischen Zeitrechnung schaffen ‘wir’ das ja vielleicht mal – oder gehen vor die Hunde)
November 10th, 2010 at 17:20
@Wat.: Ich sehe es genauso, dass der Neoliberalismus nicht bei dem stehen bleibt, was wir heute erleben, und ich kann meine Meinung durchaus der je gegebenen Wirklichkeit anpassen.
Ich bin allerdings nicht davon überzeugt, dass der NL den “Kapitalismus so lange wie möglich am Laufen zu halten” in der Lage ist – im Gegenteil. Ebensowenig wie die spanische Inquisition die Herrschaft des Katholizismus retten konnte, kann der NL den Kapitalismus stabilisieren. Dabei ist zu beachten, dass die Ideologie diesmal nicht an den Menschen scheitern muss, die sie nicht mehr akzeptierten. Er wird sich vielmehr ökonomisch selbst erledigen.
November 10th, 2010 at 18:26
@flatter # 72
“Er wird sich vielmehr ökonomisch selbst erledigen.”
Alles hat(te) sich bisher irgendwann mal ökonomisch ‘selbst erledigt’.
Aber die ‘Rentiers’ werden eben nicht ‘sanft entschlafen’
Die Politische Macht ‘hält’ länger, als die Ökonomische Macht – sie wird irgendwann infrage gestellt werden (müssen)
November 11th, 2010 at 09:29
Ein passender Artikel dazu findet sich übrigens in der FAZ. Dass ich noch mal Nils Minkmar zusttimmen würde – wer hätte das gedacht?
November 11th, 2010 at 10:44
@flatter(67)
An das Gute in Umstürzen glaube ich auch nicht. Dein Ansatz der Evolution statt Revolution gefällt mir hingegen sehr. :)
November 14th, 2010 at 09:40
In gewisser Hinsicht erleben wir doch gerade den Umsturz, Bakunin.
Natürlich etwas feiner und auch ferner der direkten Gewalt, aber nichtsdestoweniger wirksam. Banken, Konzernvorstände, Pharmalobbyisten (usw. usf.) schreiben mittlerweile entscheidende Teile der Gesetze selbst, entmachten damit Parlament und Bevölkerung, und im Grunde genommen die Gesetzgebung selbst, da sich diese zunehmend zu einer Art Selbstverwaltung der Wirtschaftseliten entwickelt.
Sie könnten natürlich stattdessen Söldner finanzieren, die Bevölkerung und abweichende Meinungen terrorisieren, alle staatlichen Organe zerschlagen oder deren Kontrolle übernehmen mittels “revolutionärer Gewalt”.
Das wäre dann in etwa das, was du vorschlägst, Bakunin. Und natürlich haben in einer revolutionären, gewalttätigen Situation vor allem diejenigen das Sagen, welche dank ihrer Ressourcen mit Waffen überlegen sind.
Ich frage mich nur, warum du dir sowas wünscht. Pardon, aber ist es vielleicht die Spätpubertät? Falls ja, dann mach lieber Musik oder etwas anderes Kreatives denn Politik. Sorry to have said that.