In der hiesigen Diskussion um den Zustand der Republik kapriziere ich mich häufig auf eine Art Programm zu Rettung des Kapitalismus vor sich selbst. Dass es dafür zu spät sein könnte, sei jederzeit eingeräumt, dass es unter denjenigen, die wichtige Entscheidungen treffen, zu viele gibt, die weder die Probleme sehen, noch etwas zu ihrer Lösung beitragen wollen, ebenfalls. Was mich ermutigt, ist ein Ansatz, der ‘die herrschende Klasse’, die ‘Elite’ oder die ‘Leistungsträger’ gar nicht stürzen muss. Das hat viele Gründe.
Wenn sie fallen, dann ganz von selbst. Wer wirklich “in den Abgrund” der Krise schaut, sieht ein völlig instabiles System, das diverse Extremwerte überschritten hat. Der Aberglaube vom Wachstum und hohen Gewinnen stößt an die Grenzen der Wirklichkeit. In einer nicht für möglich gehaltenen Weise haben die Staaten und öffentlichen Haushalte die private Gewinnmaschine gerettet. Dies ist in Zukunft nicht mehr möglich – ganz abgesehen davon, dass nur eine kleine Minderheit ein Interesse daran haben kann.
Diese Minderheit, die ihre ökonomischen Interessen bisher durchzusetzen wusste, handelt inzwischen ganz unmitelbar gegen diese. Der Baum, in dessen Krone sie sitzen, ist zu neun Zehnteln durchgesägt. Es ist an der Zeit, ihren Getreuen die Säge aus der Hand zu nehmen.
Weltwirtschaftskriege
Der Kapitalismus hatte viele Krisen dieser Art und nie eine Lösung, bzw. immer dieselbe: Krieg. Das Ende der globalen Wirtschaftskrise ist folgerichtig der Weltkrieg. Danach konnte man zuletzt neue Währungen einführen, die Industrie wieder aufbauen und für ein paar Jahrzehnte wieder auf “Wachstum” setzen. Die nächste Lösung dieser Art kann allerdings die Endlösung der Menschheitsfrage sein. Dazu gibt es Alternativen.
Die Rationalisierungen, vorgeschobene Begründungen, warum es einem großen Teil der Bevölkerung schlecht gehen muss, damit es allen gut geht, brechen zusammen. Selbst wenn man den Reichen und Superreichen ihren Besitzanspruch zugestünde, müsste man erkennen, dass er unter den gegebenen Bedigungen einfach nicht zu halten ist. Was bislang zur Organisation der Wirtschaft und des ‘Arbeitsmarktes’ geleistet wird, taugt nichts.
Wir sehen, dass die Anreize zur Verlagerung von Werten in die völlig unproduktive Finanzwirtschaft zu weit gehen. Daher hat sie sich obendrein zu einem sprichwörtlich kontraproduktiven und schließlich fatalen Faktor entwickelt. Ein ohnehin virtueller Reichtum durch Wertschöpfung im Nirwana droht die Basis von Produktion und Dienstleistungen zu zerstören.
Wir sehen, dass selbst in den besten Phasen der reichsten Länder Massenarbeitslosigkeit herrscht. Es ist daher falsch und unnötig, einem Teil der Bevölkerung die Pflicht aufzuerlegen, sich die Existenz durch Lohnarbeit zu ‘verdienen’, während die Mehrheit längst ohne diese versorgt ist. Dabei ist noch längst nicht das Potenzial zur Automation ausgeschöpft.
Das Paradoxon nutzen
Wir sehen, dass gleichzeitig Arbeitslosigkeit und ein sogenannter “Fachkräftemangel” beklagt werden. Allein dies deutet darauf hin, dass ein Überangebot an Arbeitskräften nötig ist, um den Bedarf zu decken. Hier muss der Markt versagen. Soll man den Menschen zur Last legen, dass sie nicht gebraucht werden und nicht ausreichend geerbt haben, um sich selbst zu versorgen?
Wo der Markt – im übrigen absehbar – versagt hat, muss die Politik wieder ihre Arbeit aufnehmen. Anstatt sich bequem aus der Verantwortung zu stehlen, müssen Konzepte entwickelt werden, wie die paradoxe Situation eines gleichzeitigen Auftretens von Mangel und Überfluss fruchtbar genutzt werden kann. Anstatt Millionen leiden zu lassen und weitere Millionen in Angst zu halten, anstatt Eigentumsansprüche in undurchsichtigen Kreditgeschäften zu vermehren, muss ein Weg gefunden werden, wie Wirtschaften wieder produktiv werden kann und der Allgemeinheit dient. Es muss ein Ende der Umverteilung geben. Wir haben genug Armut und genug Reichtum, das muss nicht weiter forciert werden.
Dies alles ist möglich, und zwar ohne Mauer und Stacheldraht, Gleichmacherei oder Kommunismus – der ohnehin nur noch in den wirren Köpfen verknöcherter Reaktionäre herumspukt.
Was man konkret dazu tun kann, werde ich in den kommenden Tagen darlegen. In den Kommentaren darf dem selbstverständlich schon vorgegriffen werden.
November 4th, 2010 at 15:38
Mir scheint, die Einsicht, umdenken zu müssen, ist noch nicht zu allen vorgedrungen. Wenn man sich Brüderles neues industriepolitisches Grundsatzpapier ansieht, wird einem kalt. Ausser “schneller, höher, stärker” und einem “weiter so” ist darin nicht viel zu finden. Das sie den noch mal aus der Mottenkiste geholt haben, war eindeutig ein Schritt in die falsche Richtung.
November 4th, 2010 at 17:00
Um die Einsicht zum Umdenken zu fördern sollte man an erster Stelle vermitteln, was Exponentielles Wachstum ist und wie es mit unserer wirtschaftlichen Realität zusammen hängt.
November 4th, 2010 at 17:14
Naja, als Programm hätte ich den Abgleich zwischen öffentlicher Wahrnehmung und realem Zustand im Auge, damit die Politik erst mal gezwungen werden kann, ihre Arbeit wieder aufzunehmen, – und auf Programme zu reagieren. (Bevor alles zu spät ist.) Solange Figuren wie v.d.Leyen öffentliche Wahrnehmung an der Realität vorbei produzieren, ist das ein ziemliches Schachmatt-Spiel. Aber offen … für jede Idee.
November 4th, 2010 at 18:04
Das Volk ist dazu da den sogenannten Eliten den roten Teppich auszurollen und für deren Annehmlichkeiten zu sorgen.
November 4th, 2010 at 18:12
Analysen und Lösungsvorschläge finden sich hier:
Urs P. Gasche/Hanspeter Guggenbühl
Schluss mit dem Wachstumswahn
https://www.rueggerverlag.ch/page/verzeichnis/detail.cfm?id=739
”
1. Das Wachstum basiert auf Pump
Verschuldung sprengt Grenzen
Doppelte Absturzgefahr
Subventionen fördern den Leerlauf
Verbilligte Energie
Unsinnige Transporte
«Horribles Jahr für Luftfahrt»
Staat stützt Ausbeutung
4. Kaufbefehle für Konsumenten
Mehr Konsum, weniger Nutzen
Kaufbefehle verweigern
7. Die Alternativen
7.1 Eine ökologische Steuerreform einleiten
Mit Abgabe umlenken
Mit Ertrag umverteilen
Wirkung reicht über Energie hinaus
7.2 Wachstumsfördernde Subventionen abbauen
Verkehrstarife erhöhen
Landwirtschaft und Tourismus
Verursacherprinzip durchsetzen
7.3 Anreize für kürzere Arbeitszeiten schaffen
Anreize in Holland
Flexible Arbeitszeiten
Kurzarbeit während eines Einbruchs der Konjunktur
7.4 Den Kapitalmarkt regulieren
Endlich das Eigenkapital vorschreiben
Kapitalgewinne statt Arbeit besteuern
7.5 Erbschaften besteuern, um Renten zu sichern
7.6 Das Wachstum der Bevölkerung stoppen
Auch Industriestaaten einbeziehen
BIP total contra BIP pro Kopf”
November 4th, 2010 at 19:34
Es ist kein Irrtum, kein Missverständnis ökonomischer Zusammenhänge, es ist Absicht.
Die herrschende Klasse der Superreichen will die Masse der Bevölkerung in Armut und Elend treiben. Zu nichts anderem taugt der Neoliberalismus und genau dafür ist er da.
Man wird die herrschende Klasse mit freundlichehn Argumenten nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Und ja, Öko ist auch ein Teil dieser Strategie, denn den Konsum der Massen kann dieser Planet einfach nicht bewältigen, so die Lehre dieser Diener der Superreichen. Darum HartzIV und Klimaschutz.
November 4th, 2010 at 19:57
“Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit” Häh!?
Warum nur denke ich da gleich an des seeligen Jaroslav Haseks “Partei zur Förderung des Fortschritts in den Schranken des geltenden Rechts”?
Jedenfalls bin ich neugierig auf weiteres.
November 4th, 2010 at 20:01
Der Artikel ist über das ganze hinweg eine am Ende positive Betrachtungsweise, der man ‚gute Wünsche mit auf den Weg geben’ möchte. Ich gehe ebenfalls davon aus, dass eine Mehrheit derer, die ich die Elitären nenne, längst erkannt hat, dass keine Ordnung mehr in das System gebracht werden kann. In diese und deren Situation versuche ich mich hineinzuversetzen. Sie haben in den Abgrund geschaut, aber durch die Inanspruchnahme der Dienste einer nachdrängenden zweiten elitären Schicht keinen Schaden genommen. Gerade diese zweite Schicht ist zum Teil zu Reichtum gekommen. Beispiel eines relativ kleinen Fisches, den ich dieser ‚zweiten Schicht’ noch nicht einmal zurechnen würde: Heute war zu lesen, dass der „Insolvenzchef“ des Unternehmens Karstadt mit 43 Millionen nach Hause gegangen ist. Frage im Flüsterton: könnte so weitere Nachfrage am „Markt“ für Insolvenzen entstehen?
Alle zu Tage getretenen personellen Skandale sind bereits jetzt weit unter dem Teppich, ein paar Krümel lugen noch hervor, das heißt, der Ertrag ist in trockenen Tüchern. Welchen Anreiz sollte es geben, das Gebäude, zu dem man den Zugang hat, vor seinem Einsturz weitere Male leer zu räumen, wenn es mit fremden Schätzen so lange es geht wieder aufgefüllt wird? Das Gegengewicht zu diesem Geschehen habe einmal im Sächsischen Landtag live beobachten können. Es ging um die Ausgliederung des Ministerpräsidenten und Finanzprofessors Georg Milbradt aus dem Apparat. Das war schlicht und einfach Reinstraumdemokratie auf einer schauerlichen Bühne. Herr Milbradt vermochte sich noch einige Wochen zu halten.
Ich meine, dass sich mir der ‚Bau’ der ausgelösten Finanzkrise weitgehend erschlossen hat, einschließlich der wichtigsten Werkzeuge, die das Pyramidenspiel ermöglicht haben. Ich sehe nicht, wie mit den Billionen anders verfahren werden sollte als: Neues Spiel. Die Gefahr liegt in dem Augenblick, in dem das virtuelle Geld in Gestalt eines Tsunamis auf die real vorhandenen Werte zurollen wird, so noch welche vorhanden.
November 4th, 2010 at 20:37
Hi flatter
wie heißt denn das zeugs, welches dich solche sachen schreiben lässt? Das mag ich auch! Hat bei mir vielleicht ganz andere wirkungen und die neben auch.
echt moderat. alle achtung.
November 4th, 2010 at 20:58
Die herrschende Klasse und ihrer Polit-Helfershelfer sind derart verkommen und irre an ihrer eigenen Hybris geworden, daß sich nix tun wird. Sie werden sehenden Auges in den Untergang gehen, weil sie in ihrem Wahn daran glauben, wieder einmal ungeschoren davonkommen zu können. Du machst dir da wahrscheinlich überflüssige Arbeit – aber lesen werde ichs trotzdem ;-)
November 4th, 2010 at 21:28
Tut mir leid, aber es hat schon soviele gegeben, die das versucht haben, warum soll es diesmal klappen??
Wegen dem Internet?!
Mal abgesehen von den politischen Blogs (von denen es auch genügend total perverse gibt) ähnelt das Internet eher einem interaktivem RTL als einer Bibliothek für die gesamte Welt.
In letzter Zeit schon mal im Kommentarbereich von YouTube gelesen; Nazis, Feuchtträumer und LOLies.
Eine Gegenöffentlichkeit aufzubauen ist damit wohl ein Nischenprojekt für eine Handvoll Politgeeks.
Das war eigentlich auch die einzige Trumpfkarte, der Rest ist BILD, BamS und Glotze :P
Aber nehmen wir nur mal an diese Gegenöffentlichkeit erreicht die Menschen und führt zu einer neuen Politik, denkt ihr dann, dass eine neue Führungsriege die Welt in ein Schlaraffenland verwandeln würde?
Ich glaube es wird sich dann das alte Spiel wiederholen; Idealismus – Ernüchterung – Zynismus.
Wollt ihr den Menschen ändern?
Ich sollte Motivationstrainer werden, was? ;)
P.S.:
Gut natürlich ist das System kaputt, keine Frage…
Aber die Eliten werden eine Verblödungsmaschinerie aufbauen, wie es die Welt noch nicht gesehen hat.
Und da kann der Finanzkapitalismus noch so oft scheitern, dann wird das kranke System I durch ein noch größeres und noch kränkeres System II gerettet und dieses wird dann etc.
Und die Menschen werden sich diesen Systemen ergeben, nicht weil sie dumm sind, sondern weil es gesünder ist; auch geistig.
Warum gibt es – als Beispiel – Religionen?
Der Ursprung jeder Religion liegt im schamanischen Drogenmissbrauch, im Rausch.
Deshalb flüchten sich die Menschen in neue Drogen (Pharma freut’s), sie ändern sich nicht.
Einer dieser Räusche ist auch der Nationalismus und weil es so passt zum Thema Religion, Verblödung und Medien:
“Wir sind Papst”
November 4th, 2010 at 21:52
@Benjamin
Du Schwarzseher, mach’s Licht an und bleib mal gelassen. “Wir” haben doch erst begonnen! Gesellschaftliche Veränderungen dauern halt länger als eine PC-Reparatur.
November 4th, 2010 at 22:06
Igitt, verschone mich mit deinem aggressivem Optimismus! ;D
“Erst begonnen”???
Wieso denkt eigentlich jeder, seine Zeit und seine Leute wäre etwas besonderes und alle davor waren und sind nur Höhlenmenschen?
Und gesellschaftliche Veränderungen sind mir egal.
Wie oben erwähnt ist das ein Auf und Ab.
Leute, die in den 90ern noch liberal waren, zeigen sich mir gegenüber plötzlich als “Klartexter” (Thilo /;-=( Sarrazin lässt grüßen)
Sind mir alle zu manipulierbar.
Hey bin ich ja auch! Deswegen macht mir das ja zu schaffen :/
“PC-Reparatur”??
Denkst du ich bin ein unrealistischer Nerd?
November 4th, 2010 at 23:25
Den Glauben, dass im Lande was besser wird, habe ich, wenn ich mich so umschaue, verloren. Dabei denke ich weniger an die sogenannte Elite die mir sorgen bereitet (das sind relativ wenige), ich denke vielmehr an die Masse der Leute, ob in Deutschland, USA, Frankreich oder gar in Großbritannien. Ich möchte es mal so sagen, erst wenn die Auflagen und Quoten von BILD, Welt, Focus, RTL, Sat1, der Wills, Plasbergs und anderen drastisch zurück gehen, wird mein welkes Pflänzchen Hoffnung sich vielleicht wieder erholen. Als “Berufsdemonstrant” in Stuttgart freue ich mich zwar, dass so viele auf die Straße gehen, aber wenn die politische Hoffnung auf den Grünen beruht, sehe ich schwarz, trotz eines Boris Palmer. Schließlich haben die Grünen die Deregulierungen unter Gerhard Schröder alle durchgewunken.
November 5th, 2010 at 00:07
hajomueller meint:
November 4th, 2010 at 23:25
“Den Glauben, dass im Lande was besser wird, habe ich, wenn ich mich so umschaue, verloren. Dabei denke ich weniger an die sogenannte Elite”…..
(Bakunin)…als vielmehr an die mindestens noch immer halbe wahlberechtigte Bevölkerung, der es noch immer in diesem Lande gut geht, folglich von der Oma bis zum Enkel weiter fleißig CDU/CSU/SPD/FDP/GRÜNE wählt?
D A N N…, ja dann liegst du völlig richtig!
Dieser Teil IST die eigentliche Stütze der wahren Herrschenden, Reichen, Eliten dieses Landes, diese teils reale, teils auch nur eingebildete “Mittelschicht” = Spießbürgerschaft.
Diese (noch)vor Satt- u.Zufriedenheit LAUT “CDU/CSU/SPD/FDP/GRÜNE” (manchmal “Farben” wechselnd) RÜLPSENDE ziemlich kompakte konservativ bis reaktionäre breite Wählermasse ist DAS schwere POLITISCHE BLEIGEWICHT diese Landes.
So lange es dort zu keinen wesentlichen Erschütterungen, Rissen, Selbstzweifeln kommt, so lange können und dürfen die eigentlichen Herren und Eliten dieses Landes weiter herrschen und absahnen und kaufen und manipulieren und divide et impera spielen wie bisher.
Diese deutschen Mittelschichten und Kleinbürger/Spießbürger: Sie waren zu allen Zeiten die eigentlichen KNAPPEN der deutschen Eliten, und ebenso verhält es sich im übrigen Europa.
Daher besteht zumindest momentan auch wenig Hoffnung auf tiefgreifende politische Veränderungen.(Nebenbei: Die ganzen “Bankenrettungen” dienten u.a. auch der politischen Ruhigstellung dieser Schicht, der Beschwichtigung der gerade dort so beheimateten sozialen Absturz- bzw. Verlustängste!).
November 5th, 2010 at 01:27
Weniger konkrete, aber ein paar grundsätzliche Ansatzpunkte finden sich in einem der letzten Texte Howard Zinns.
https://ossietzky.net/6-2010&textfile=948
Ich meine speziell die ca. unteren 5 bis 6 Absätze, die durchaus auch auf Deutschland und all die anderen ‘Vorzeige’-Demokratien übertragbar sind.
Ohne dass wir massiv und massenhaft unserer Bürgerpflicht nachkommen, wird garnix…
November 5th, 2010 at 03:49
Ich befürchte, Sie unterliegen einem Denkfehler.
Es gab schon einmal eine Währungsreform. Meine Eltern verloren ihre Ersparnisse, aber die mit Grundbesitz und den Waren, zu Reichtsmark produziert und gelagert, wurden dann für DM verkauft.
Der Egoismus und die Gier würden jederzeit diese Möglichkeit erneut zum Zuge kommen lassen.
Und damit das erneut erfolgen kann, darum wird auch das Bildungssystem vernachlässigt. Dumme sind leichter zu manipulieren, und wer die TV-Landschaft betrachtet, der muss erkennen, wohin diese Volksverblödung führen wird.
Zu Zuständen, wie sie nun teilweise in den USA zu erkennen sind. Wie gesagt – die dümmsten Kälber – und viele Menschen werden zu Kälbern erzogen.
Einstein hatte Recht – mit der Dummheit. Selbst “gebildete” Menschen können irren.
Ich befürchte, Sie irren sich nun ebenfalls.
November 5th, 2010 at 06:16
auch ich würde ja deinen optimismus gern teilen.
aber soo blöd, daß sie das ende des derzeitigen systems nicht erkennen, sind die wahrhaft herrschenden nicht.
massenelend ist gewollt und stört die “elite” auch nicht, solange das volk ruhig bleibt, notfalls mit nachhilfe durch gewehre.
und solange die spießbürgerliche mittelschicht ruhig bleibt oder nur murrt, ändert sich nichts!
und da letztere in den letzten 30 jahren massiven desinformations. und verblödungskampagnen ausgesetzt war – die allerdings auch erfolgreich waren – wird diese gruppe auch weiterhin ruhig und staatstragend bleiben, selbst wenn auf den 2.wagen verzichtet werden müsste.
und wenn man sich dann noch die immer aggressivere militärische ausrichtung der usa und der eu betrachtet, dann ist auch der ausweg klar, den unsere eliten ins auge gefasst haben: krieg!!
leider.
November 5th, 2010 at 09:40
” Anstatt sich bequem aus der Verantwortung zu stehlen, müssen Konzepte entwickelt werden, wie die paradoxe Situation eines gleichzeitigen Auftretens von Mangel und Überfluss fruchtbar genutzt werden kann. Anstatt Millionen leiden zu lassen und weitere Millionen in Angst zu halten, anstatt Eigentumsansprüche in undurchsichtigen Kreditgeschäften zu vermehren, muss ein Weg gefunden werden, wie Wirtschaften wieder produktiv werden kann und der Allgemeinheit dient.”
Na denn mal los. Da bin ich aber neugierig. Aber bitte aus den alten Erfahrungen lernen: Keine Kompromisse (das ist immer die sozialverträgliche Variante der Herrschenden), kein Vergessen, wer uns die Suppe eingebrockt hat, keine Kooperation, keine Bettelei. Wenn ich aber feststelle, wie in Blogs wie diesem, den Ruhrbaronen (da macht man sich über die RZ und die Roze Zora lustig), z. B. die Gewaltdiskussion vermieden bzw. nur brav auf dem Boden der Legalität geführt (die Definitionsmacht der Staates wird erst gar nicht infrage gestellt)wird,und die Hoffnung vieler sich auf die Partei DIE LINKE konzentriert, frage ich mich bestürzt, wie die neuen Konzepte denn aussehen sollen.
Glaubt denn jemand im Ernst, dass das Kapital und seine Helfershelfer sich entspannt ins Fenster legen und zusehen, wie DIE LINKE mit der geballten Überzeugungskraft der besseren Argumente, Flugblättern, Demonstrationen, Petitionen, Abstimmungen und Wahlen mit anschließender Regierungsbeteiligung den Herrschenden mal so eben ganz demokratisch die Privilegien wegnimmt?
Schon jetzt brechen prominete Hoffnungsträger der LINKEN ihre Prinzipien auf. Gesine Lötzsch redet auf der letzten Pressekonferenz von “völkerrechtswidrigen” Kriegen, die die LINKE auf keinen Fall mittragen wird. Was ist denn mit völkerrechtskonformen Kriegen?
Statt der ursprünglich konsequenten “Hartz-IV-muss-weg”-Forderung setzt die LINKE jetzt auf den von den Sozialverbänden vorgeschlagenen Mindestsatz von “deutlich über 400 Euro” (Siehe Home-Page Gesine Lötzsch!). Die LINKE sind die GRÜNEN in rot. Nix anderes.
Geh mich doch wech!
November 5th, 2010 at 10:23
-> altautonomer: Wenn die Meldung denn so stimmt, dann beziehen einige Abgeordnete der Linken wenigstens eine klare Position: “Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 20 Abgeordnete” (https://www.focus.de/politik/deutschland/castor-schottern-staatsanwaltschaft-ermittelt-gegen-20-abgeordnete_aid_563291.html)
Der spon spricht währenddessen von einer Revolution der anderen Art: “Schäuble plant Steuerrevolution” (https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,727373,00.html)
Ansonsten bin ich ebenfalls bar jeglicher Ironie gespannt auf flatters Vorschläge. Vor allem interessiert mich, wen wir um die Aufnahme in die Agenda bitten sollen.
Joo, geh fort!
-> unbequemer: Zu deinem Stichwort ‘Währungsreform’ hat mich folgende Meldung diese Woche erstaunt: “Warum wir eine globale Geldordnung brauchen”: https://www.zeit.de/wirtschaft/2010-11/g20-wechselkurse
November 5th, 2010 at 11:10
Der Krieg als Bedingung für wirkliches Wirtschaftswachstum der Zukunft…Schön herausgearbeitet.
Nach dem nächsten schönen Krieg können sich endlich alle freuen, weil Wachstum dann wieder tatsächlich etwas mit der verbesserung der Lebensumstände des einzelnden zu tun hat. Wie sollte es nach einem Krieg auch viel schlimmer werden, ne?
Wer in ständigem Wachstum eine Lösung für die gesllsschaftlichen Fragen sieht dem fehlt’s an Phantasie und anderem mehr…
Viel arbeiten, viel verdienen, viel kaufen -> viel gut! Na dann: Gute Fahrt!
November 5th, 2010 at 11:50
R@iner: Gegen Einzelpersonen habe ich im Zweifel auch nichts. Nur gegen die Meinungsführer und innerparteilichen Stimmungsmacher, die jetzt schon mehr zu verlieren haben, als nur ihre Ketten.
Ulla Jelpke sehe ich z. B. mit mir auf Dortmunds Strassen, wenn es gegen Nazis zu demonstrieren gilt. Katja Kipping und Sarah Wagenknecht habe ich auch schon positiv bei Podiumsdiskussionen erlebt. G. Gysi wird dagegen eines Tages von seiner Eitelkeit korrumpiert. Wetten werden noch angenommen.
November 5th, 2010 at 12:01
ich für mein teil, tentiere eher zu letzteren, als bürger, wird man von den politikern, doch nur noch wahrgenommen, wenn es um steuern, wahlen oder kürzungen, heißt, zahlungen in form von irgendwelchen sparmassnahmen geht, ansonsten, sind wir für die doch nur lästiges fussvolk, irgendwie, müssen die so hohl in der birne sein, dass sie nicht begreifen, wenn es die arbeiter nicht gäbe, hätten sie keine steuerzahler, keine produktion, somit keinen eigenen wohlstand und sie müssten sich, die eigenen finger dreckig machen, um überleben zu können, die breite masse des volkes, respektive die arbeiter, haben es in der hand, den hochnäsigen versagern der lumpenelite zu zeigen, wer die wirkliche macht ist, nur, müssen sie endlich aufwachen aus ihrer lethargie und die faust, nicht nur in der tasche, ballen und kräftig auf den tisch hauen, das aber so schnell als möglich, warten sie noch lang, ist es zu spät, diese regierung, hat mit dem vertrag von lissabon, den ersten schritt getan, um das volk zu unterdrücken, sie arbeitet an weiteren massnahmen um unruhen im keim zu ersticken, auch werden sie alles dafür tun, um ihre interessen, und die ihrer klientel zu schützen, dabei ist es ihnen völlig egal, was aus dem volk wird, hauptsache, sie behalten ihre machtoption und schützen sich und ihre lakaien, somit vor dem eigenen volk, ihr machtgehabe ist zur zeit noch lang nicht ausgeschöpft, einige trümpfe, die sie gegen das volk ausspielen können, haben sie noch im ärmel, da sie wissen, wacht der deutsche michel auf, ergeht es ihnen schlecht, wäre ja auch nicht die erste regierung, die zum teufel gejagt wurde, dieses potenzial, hat das deutsche volk, nur muss es dieses auch nutzen und nicht, angesichts der vorgespielten macht und überlegenheit, die aber äusserst zerbrechlich ist, sich blenden lassen und in starre verfallen.
November 5th, 2010 at 12:11
@altautonomer: Ich weiß gar nicht, was dir fehlt. In Stuttgart hat sich doch gezeigt, wer die Gewaltfrage stellt und sie auch gleich beantwortet. Das hat inzwischen ja sogar die Mittelschicht kapiert.
Ich mag Gewalt nicht und meide sie. Diskutieren kann man mit mir vieles, aber ich habe auch noch keine Idee gehört, wieso ein Volk, das sich halbwegs einig ist, Gewalt anwenden müsste. Und eine Minderheit, die gewalttätig wird, schwächt sich bloß selbst. Das heißt selbstverständlich nicht, dass der Bürger die Pflicht hätte, sich wehrlos verprügeln zu lassen.
November 5th, 2010 at 12:53
@flatter: Leider unterliegst Du vermutlich auch der Annahme, dass Gewalt etwas Besonderes, eine Ausnahme sei. Das ist nicht so, Gewalt ist der alltägliche Normalzustand in unserer Gesellschaft. Dies wäre doch mal ein “Tabuthema”.
Es gab Zeiten, da wurde man für die Benutzung des Begriffs “strukturelle Gewalt” (gemeint war damit das Verhältnis zwischen den industriellen Überflussländern und dem Trikont)in linksliberalen Kreisen bereits als “diskussionsUNwürdig links” diskriminiert.
Was spricht z. B. dagegen, wenn in D. Bundeswehrfahrzeuge abgefackelt werden? (Aus dem Bekennerbrief: Was in D. brennt, kann in Afghanistan keinen Schaden mehr anrichten!)
Na ja, lassen wir dass. Du bist der Hausherr und möchtest nicht darüber diskutieren. Akzeptiert. Vielleicht läßt sich das eine oder andere Argumentlein von mir ja noch an passender Stelle in die kommende Debatte einfügen!
November 5th, 2010 at 13:48
Ich weiß nicht, ob das die Lösung wäre.
Wir haben keinen Mangel an Ideen von neuen und alternativen Gesellschaftssystemen, sondern einen Mangel an Werten und Normen, die sich am Menschen orientieren und auch so gelebt werden.
Bevor sich also das Menschenbild und die Perspektive der Herrschenden nicht ändert, bringt das vermeintlich “beste” Gesellschaftssystem rein gar nichts. Denn auch das wird korrumpiert werden.
November 5th, 2010 at 14:37
@altautonmer: Das ist durchaus ein Thema. Bei Gewalt gegen Material sind wir zwar in einer Sphäre zwischen struktureller Gewalt und physischer. Hier bin ich aber entschieden der Ansicht, dass von den Befürwortern gern der kommunikative Aspekt genauso übersehen wird wie der Strategische. das Ding geht nach hinten los, fördert Entsolidarisierug und nützt nix. An deinem Beispiel schön zu sehen: Die Medien sprächen von “Terror” (siehe “mg”) und für ein kaputtes Fahrzeug würden zwei neue gebaut – aus Steuermitteln. Und glaubt irgendwer, das würde die Situation in Afghanistan ändern?
November 5th, 2010 at 14:53
@ flatter – du sagst es, terror feeds terror und umgekehrt. es würden mehr drohnen gebaut, areitsplätze gesichert und kriege ausgeweitet.
November 5th, 2010 at 16:52
Sorry – Nein!
Die Mittelschicht, die Kleinbürger (auch die ‘gefühlten’) werden nicht einmal was ändern, wenn sie kein Auto mehr haben.
So lange Menschen davon träumen, daß sie sich durch Geld ihre verschiedenen Wünsche und Träume erfüllen (lassen) können, würde da sogar bei einem ganz großen ‘Krawumm’, so da noch Menschen übrig blieben, höchstens eine DDR 2.0 herauskommen!!!
Das war eben nicht nur Stasi, Mauer und Stacheldraht – er war der Versuch einiger(!) nach Enteignung der Großindustriellen und Kriegsverbrecher einen ‘Staat für das Volk und die Werktätigen’ zu schaffen.
Was heute als Ergebnis davon in vielen, oft nicht teilgenommen habenden, Köpfen ist, ist nur das Ergebnis und die Konsequenz eines nur eben so angegangenen Versuches.
Wer ganz sicher kein Diener (mehr) sein will, muß genau das aber eben auch für jeden anderen wollen – sonst kommt in der Zeitspanne wieder nur das heraus, was wir hier, jetzt und heute haben!
… Und ich denke schon, bzw. schließe ganz bestimmt nicht aus, daß das auch ohne ‘Gewalt’ seitens der nicht-mehr-dienen-wollenden gehen könnte – aber eben nur und wenn dann ausschließlich nur von dieser Seite.
Es sind die kleinen Schritte… Antworten bzw. viel besser Lösungsvorschläge in die Köpfe tragen (Antworten vorgeben, schafft schon wieder den nächsten Kapo):
- Warum und wofür müssen wir ‘arbeiten’
- Warum sind alle Produkte da und noch qualitativ bessere könnten da sein, wenn Geld/Renditen das nicht behindern würden
- Wer ist in einer Gesellschaft ‘Transfer-Empfänger’ und warum.
- Weshalb sch…ietert der Deibel sein Geld immer auf den größten Haufen (Geld)
etc. pp.
Aber vor allendingen denke ich, muß jeder bei sich selbst anfangen – vielleicht mit anderen – aber eben nicht, weil ihm ein anderer das so vorgibt.
(Der ‘Traum von Lottogewinn und Zinsen aufs Sparbuch’ müßte wohl als einer der ersten im Kopf nachhaltig platzen – denn da warten die Diener von auch nur gefühlter Mittelschicht und Kleinbürger)
November 5th, 2010 at 20:56
“Die LINKE sind die GRÜNEN in rot. ”
Und die GRÜNEN sind die Schwarzen in gelb.
Sehr schön letzte Woche an einem Kommentar einer Grünen zu sehen, welche ncihts besseres im Sinn hatte als die Menschenrechtsfrage in Russland – wo Umweltschützer übrigens häufiger mal von Schlägertrupps der Wirtschaft UND der Polizei straffrei verwimmst werden – mit dem Schicksal von Chodorkowski zu verbinden.
Danach definierte sich “demokratischer Rechtstaat” daran, ob ausländische Investoren im Land staatlich gesichert Profit machen können oder nicht.
November 5th, 2010 at 22:07
@Benjamin13
Lieber Benjamin. Soweit so gut, ich verschone Dich mit meinem “aggressiven Optimismus”. Kleine Frage: Wenn Du die Wahl hast zwischen Pest und Colera, na! bröselt was, dann bleibst Du doch lieber gesund.
Nebenbei…..der Optimist sagt das Glas ist halbvoll, der Pessimist dagegen, es sei halbleer.
Aber warum kommt denn Keiner auf den Gedanken, daß hier uns falsch eingeschenkt wird?
Das nur mal so….also Aufklärungsarbeit, und weiter so.
salud
carlo
November 5th, 2010 at 22:17
@Wat #29
“Wer ganz sicher kein Diener (mehr) sein will, muß genau das aber eben auch für jeden anderen wollen – sonst kommt in der Zeitspanne wieder nur das heraus, was wir hier, jetzt und heute haben!“ Das ist nicht die Gefahr: Das ist die größte anzunehmende Wahrscheinlichkeit.
November 5th, 2010 at 23:05
@Vogel
Noch schlimmer – es ist (darf ich das bitte mal so deutlich sagen) – (mir) absolute Gewissheit.
November 6th, 2010 at 15:56
Der Markt versagt (jedenfalls in beachtlichen Ausmaß) auf dem Arbeitsmarkt, weil der Mensch im Kern ein Mensch ist – und eben keine Ware, der es herzlich egal sein kann, wenn sie einmal ein halbes Jahr unnachgefragt im Regal liegt.
Es gibt auf dem sogenannten Arbeits”markt” eine Reihe von Besonderheiten, welche eine rein marktmäßige Betrachtung in vielerlei Hinsicht als inadäquat machen, angefangen übrigens bei der Würde der menschlichen Existenz.
Weiterhin ist der sogenannte Arbeits”markt” in seiner Struktur und Gestaltung (jedenfalls weitgehend) nicht Ergebnis von Marktprozessen, sondern Ausdruck auch von Macht- und Herrschaftsinteressen, sowie eienr Reihe sehr komplexer Zusammenhänge, wie die soziale und bildungsmäßige Herkunft eines Menschen.
Eine gewöhnliche Gurke muss nicht gesondert gebildet und/oder befähigt werden, man kann ihren Preis auch sorglos auf 5 Cent absenken, um das Verschimmeln einer Späternte zu verhindern, man kann eine halbe Ernte einfach wegkippen und auf diese Weise als Anbieter das Mengenangebot regulieren.
All dies geht nicht mit der sogenannten “Ware Arbeit”. Nicht nur, weil es inhuman wäre (z.B. im Fall von Jugendarbeitslosigkeit schicke man 20 Prozent der Jugend zum Abdecker…), sondern weil durch die Besonderheit des “Faktor Arbeit” wesentliche Marktmechanismen außer Kraft gesetzt werden. Dazu kommt auch, dass Massenarbeitslosigkeit weithin (und imho zurecht) als Marktversagen (genauer gesagt: als System- und Marktversagen) betrachtet werden muss, während ein unbeschäftigter bzw. nicht verkaufter Kugelschreiber nicht einmal ansatzweise eine Diskussion über ein eventuelles Marktversagen möglich macht.
Um für verdummte, mitlesende Neo”liberale” ein Argument zu liefern, das sie eventuell verstehen können: Am Arbeits”markt” ist es den Anbietern schlicht nicht möglich, kurzfristig (z.B. innerhalb von 3 Monaten) die angebotene Warenmenge zu verdoppeln (falls eine entsprechende Nachfrage vorhanden sein sollte), noch ist es möglich, die Angebotsmenge der Nachfrage im Fall einer geringen Nachfrage in kurzer Zeit zu reduzieren (z.B. durch Tötung überschüssiger Arbeitnehmer). Das heißt nichts anderes, als dass der Mengenmechanismus des Marktgeschehens am sogenannten Arbeitsmarkt weitgehend aufgehoben ist.
Darüber hinaus gibt es eine Reihe hochkomplexer weiterer Zusammenhänge. So ist eine Gurke beispielsweise stets nur eine Gurke.
(das sollte ein verdummter Neo”liberaler” anstandslos anerkennen können)
Ein Arbeitnehmer ist hingegen vieles zugleich! Er kann (wenn man über bestimmte psychische Voraussetzungen hinweg sieht) von einer Sekunde zur nächsten ein (angeblich) schwer integrierbarer Langzeitarbeitsloser (HartzIV) sein, im nächsten Moment könnte er aber bereits (durch totalen Zufall und keineswegs vermittelt über Marktprozesse) einen potentiellen Arbeitgeber als Sitznachbarn beim St. Pauli kennen lernen und ihn von seiner Eignung als Angestellter im Großhandel überzeugen. Schlagartig gälte er nun als qualifiziert und wäre womöglich sogar weit überdurchschnittlich bezahlt. Nach einer recht kurzen Zeit (sagen wir ein halbes Jahr) könnte unser ehemaliger Hartzvierling (inkl. gefälschten Lebensläufen – so viel Gerechtigkeit muss erlaubt sein) sich bereits als selbstständiger Berater verdingen, der dank seiner zufällig erworbenen Freunde nunmehr ein Heidengeld damit verdient, dass er Großhandelsfirmen berät. Und er verdient damit auf selbstständiger Basis 20.000 Euro im Monat und darf sich nun als potentieller FDP-Wähler und “Leistungsträger” fühlen.
Der beschriebene Weg ist wahrscheinlicher und machbarer, als es viele Leser hier glauben können – übrigens auch in die umgekehrte Richtung.
Ein Arbeitnehmer kann auch eine gemischte Qualifikation haben, wo jeder einzelne Anteil seiner Fähigkeiten (die aber erst einmal am “Markt” von potentiellen Arbeitgebern erkannt werd3en müssen) vielleicht nur Durchschnitt darstellen. Und – gemäß der neoliberalen Arbeitsmarkttheorie – er müsste also ein durchschnittliches Gehalt verlangen dürfen. Tjanun: Genau das wird kaum passieren. Entweder wird er potentielle Arbeitgeber verwirren, eben weil er so vieles (durchschnittlich) kann – und damit eher auf der Strecke bleiben. Oder aber er stößt auf einen Arbeitgeber, der genau seinen Fähigkeitenmix benötigt – und ihn dann weit überproportional entlohnt.
Was aber genau war nun der Wert dieses Arbeitsnehmers am “Markt” für Arbeit? Vor seiner Entdeckung (seiner besonderen Nützlichkeit) war dieser multitalentierte Arbeitnehmer eher weniger (!) wert für potentielle Arbeitgeber. Durch seine i.d.R. zufällige (!) und nicht am Markt gesteuerte Entdeckung jedoch wird aus unserem Durchschnittsmann von einer Sekunde zur anderen ein High-Potential mit höchsten Gehaltsansprüchen.
Es geht aber noch weiter mit den Besonderheiten des “Faktor Arbeit”: Der Mensch kann lernen und sich entwickeln!
Eine Gurke kann das nicht – sie bleibt in ihrer Wareneigenschaft, abgesehen von Alterungsprozessen, praktisch immer gleich: Eine Ware. Der Mensch als Arbeitnehmer, wollte man ihn als Ware betrachten, ist jedoch stets vieles zugleich, viele mögliche “Waren” zugleich – und kann sich zudem auch noch verändern und entwickeln.
Jede Wette: Das mögliche Potential eines Menschen (am Arbeits”markt”) sieht man ihm nicht an. Man kann es (weitgehend) sogar nicht bestimmen! Reiner Zufall spielt also eine Riesenrolle, welcher Mensch wiederum welche Rolle am Arbeits”markt” erhält. Und geringe Änderungen der Berufsentwicklung kann einen ehemals sehr fähigen und wertvollen Arbeitnehmer schon im nächsten Jahr dazu verdammen, HartzIV zu beziehen, und/oder schlimmer noch, seinen Nahrungsmittelbedarf aus Biotonnen zu beziehen, als vermeintlich “niedrig qualifizierter” und Minderleister. Kurzum: Der Faktor Zufall wirkt sich am sogenannten Arbeits”markt” so massiv aus, wie in kaum einen anderen Marktgeschehen. Wie also kann hier, wenn also die grundsätzlich “Güte” einer “Ware” nicht einmal ansatzweise vernünftig und objektiv bestimmt werden kann, überhaupt von einem möglichen (oder gar fairen) Marktgeschehen im Sinne der Neoklassik bzw. der moderneren Ökonomie gesprochen werden?
Das geht nicht. Pardon, liebe Neo”liberale”: Der Arbeitsmarkt ist in wesentlichen Bereichen alles andere als ein Markt.
Dazu kommen noch ein paar andere Faktoren, die das Werten und Beurteilen marktmäßiger Zusammenhänge auf dem Arbeits”markt” erschweren. Dazu gehören z.B. firmenspezifische Kenntnisse (übrigens: Gurken haben derartiges i.d.R. nicht), die am “Markt” von wirklich nicht dem geringsten objektivierbaren Wert sind, zumal im Fall, dass die betreffende Firma durch einen betrügerischen Konkurs ausgelöscht ist.
Die Entlassenen: Welchen “Wert” am Arbeits”markt” haben sie denn eigentlich? Es geht noch weiter: Wenn man einer Teilgruppe dieser frisch entlassenen Mut zuspricht und sie für fähig erklärt, sie umfangreich unterstützt, dann wird die “Performance am Arbeitsmarkt” deutlich besser sein, sogar sehr deutlich besser als die “Performance am Arbeitsmarkt”, wo ebenjene Menschen von Beginn an gezielt als “Sozialschmarotzer” und “bildungsferne Minderleister” diffamiert werden, um sie zusätzlich noch amtsmäßig zu schikanieren.
Aber, pardon: Was hat das – so deutlich es jederzeit (!) gezeigt werden kann – noch mit Markt zu tun? Kann eine Gurke Selbstvertrauen haben und damit ihre Marktchancen verbessern?
Dann gibt es noch eine Reihe systemischer Besonderheiten am sogenannten Arbeitsmarkt. Würde man beispielsweise Firmen (über 100 Personen z.B.) zwingen, mindestens 10 Prozent ihrer Belegschaft aus Langzeitarbeitslosen zu rekrutieren (anderenfalls bzw. bei Unterschreitung der Quote: massive Strafzahlungen, sowie bei Überschreitung der Quote: massive Belohnungszahlungen aus dem Strafzahlungsfond) – so hätte das ein gesamtwirtschaftlich paradoxes Ergebnis – ganz anders übrigens als ähnlich gelagerte Maßnahmen am Gurkenmarkt.
Man hätte ziemlich schlagartig in diesem Fall eine gesamtgesellschaftliche Konjunktur, deutlich sinkende Steuer- und Abgabenlasten und die Wirtschaft, die sich gegen diese Maßnahmen massiv gewehrt haben würde, die würde anschließen massiv “brummen”, nicht zuletzt wegen einer deutlich angeheizten Binnenkonjunktur. Wirtschaftswissenschaftler würden im Vorfeld vor “Überbeschäftigung” warnen – und das Ergebnis dieser Maßnahnmen anschließend als Geniestreich bewunden, ohne es systemisch bzw. im Rahmen der bisherigen Erklärungsmodelle der Ökonomie ausreichend erklären zu können.
(so würde es kommen, imho, ernsthaft!)
Ich könnte diese Latte von Marktbesonderheiten noch seitenweise fortsetzen, aber ich hoffe, ich habe schon ausreichend gezeigt, dass “die” Marktgesetze (die übrigens im Kern Menschenwerk sind) am Arbeitsmarkt anders oder sogar garnicht wirksam sind.
mit freundlichen Grüßen
John Dean
November 6th, 2010 at 16:15
Lieber Altautonomer
du schrubtest: LINKE auf keinen Fall mittragen wird. Was ist denn mit völkerrechtskonformen Kriegen?
Statt der ursprünglich konsequenten “Hartz-IV-muss-weg”-Forderung setzt die LINKE jetzt auf den von den Sozialverbänden vorgeschlagenen Mindestsatz von “deutlich über 400 Euro” (Siehe Home-Page Gesine Lötzsch!). Die LINKE sind die GRÜNEN in rot. Nix anderes.
Das ist aber doch nur sehr verkürzt dargestellt – es geht nicht darum die Forderung “Hartz Iv muss weg” aufzuheben, es geht darum diese Ansage zu konkretisieren, indem eben eine sanktionsfreie(!) Mindestgrundsicherung durchgesetzt werden muss! Dafür steht die LINKE nach wie vor, sie hat allerdings eingesehen, dass sie mit verkürzten Slogans nicht wirklich argumentiert.
siehe den schon zuvor von mir eingebrachten link:
https://dokumente.linksfraktion.de/inhalt/20101025-motor-fuer-politikwechsel.pdf
Aber klar ist auch, dass die LINKe keine Anarchotruppe ist. Sie setzt auf Bündnisse, wie sonst sollte etwas in diesem Land umgestaltet werden, was zur Besserung der Lebensumstände der Menschen beiträgt. Auch wenn all diese Ansätze noch nicht der eigenen hohen Visionen entsprechen mögen, so kann u. wird sich nichts bewegen, wenn wir uns nicht auch aufeinander zubewegen und dort ansetzen, wo die Not am Größten ist.
November 6th, 2010 at 19:07
Bürger oder Arbeitssklaven
Wer ist ein “Bürger”?
Ist das der Einwohner, ist das der Staatsbürger?
Nein, Bürger ist der Kapitalist.
Also der, der über so viel (frei) einsetzbares Eigentum verfügt, daß er es als Kapital in den Produktionsprozeß einfließen lassen kann.
Er muß das sogar tun, sonst würde dieses Eigentum wie jedes andere, einfach nur persönliche Eigentum (von der Zahnbürste bis zum allein und selbstgenutzen Wohnhaus) einfach aufgebraucht/verzehrt oder verfiele.
Dabei ‘helfen’ ihm Arbeitsklaven.
Wer ist nun wieder das? Jeder der ‘arbeitet’?
Nein, nicht jede Tätigkeit ist Arbeit in diesem Sinne.
Als Arbeit wird hier immer nur kapitalverwertbare Arbeit(-skraft) bezeichnet.
Und wer leistet nun wieder die?
Genau, der der eben kein (frei) einsetzbares Eigentum hat – außer eben sich selbst.
Derjenige wird versuchen (müssen) genau sich selbst zu verkaufen, er muß und will ja schließlich auch von irgendetwas leben (können dürfen).
Muß das so sein?
Warum kann der eine einfach ‘Eigentum arbeiten lassen’ und der andere muß das selbst tun.
Warum hat erster so viel mehr im Ergebnis als der Letztere, der ja nun persönlich richtig ackert.
Risiko kann es nicht sein – das ist Unsinn – siehe Bankenrettung. Da war überhaupt kein Risiko für die Eigentümer. Das Risiko übernehmen auch hier die Staatsbürger – und die sind in der Mehrheit keine großen Eigentümer.
Was ist mit denen, die sich nicht verkaufen können?
Sie können es ja deshalb nicht, weil mit immer weniger Arbeitsklaven Eigentum aufrecht erhalten und ausgebaut werden kann – Produktivitätssteigerung.
Essen die dann nichts mehr?
… Achja, Eigentum welches nicht eingesetzt wird, schrieb ich ja selbst weiter oben, zerfällt…
Seid Ihr immer noch für Eigentum, welches in der Produktion wegen Nicht-Zerfall eingesetzt werden muß?
Ich meine ausdrücklich jedes (Rechte, Sachen, Menschen)
Dann mal zu – auf zur x-ten Variante Kapitalismus.^^
November 6th, 2010 at 21:21
@ Wat
ja, klar ist das die xte variante kapitalismus.
aber den müsssen wir doch irgendwie ertmal überleben ;-) soll heißen, wenn der reiter tot ist, bringt ihn auch der schönste hengst nirgendwo hin :-)
ps. und absteigen kann er dann auch nicht mehr…
November 6th, 2010 at 23:28
Nee, sorry @Geheimrätin…
Erstmal überleben?
Überhaupt überleben…
Und ‘unser’ Überleben fällt überproportional zu der x-ten Variante, nicht wegen unseres Alters, wegen dessen (der x-ten Variante) ‘Vorhandensein’.
November 6th, 2010 at 23:51
Ach Wat
Theorie ist gut u. wichtig aber wir müssen auch endlich da anfangen wo wir sind. und die o.aufgeführten punkte der linken, wenn so umgesetzt, würde den kapitalismus weder zementieren noch aufslösen, noch für noch mehr Tote sorgen. Es würde uns aber Zeit und Gestaltungsspielraum schenken, dahingehend, weitere Ideen zu entwickeln und im kleinen auch umzusetzen.
Ich habe heute eine Frau im Radio gehört, eine “Bürgerin”, die früher für Atomkraft war, weil sie sich einfach keine großen Gedanken darüber gemacht hat, von dem Müll nix wusste, wisen wollte etc…Seit Stuttgart 21 und allem was sich ihr dort offenbart hat, denkt sie wirktlich nach, recherchiert, informiert sich und ist mittlweile zur Protestlerin geworden, die sich den Castor Transporten in den Weg stellt. Noch vor wenigen Jahren war sie CDU Wählerin!
Ich finde, kleine Schritte die zur Verbesserung beitrage und vor allem die möglich u. machbar sind, weil sie von den Menschen nachvollzogen werden können, allemal wichtiger als die perfekteste, durchdachteste Theorie
November 7th, 2010 at 00:05
Aber natürlich @Geheimrätin ;-)
Ich wollte nur … nee, nicht gegen eine Wand rennen, nur (auf-) zeigen, daß da eine ist.
November 7th, 2010 at 10:57
Liebe Leute! WIR sind heute alle Weltbürger und die Ausbeutung findet nicht entlang einer Hartzvierschranke statt sondern global. WIR haben unsere Arbeitssklaven und WIR schmarotzen.
Vorhin hat sich ein Bundespolizist mit der Dienstwaffe in seiner Unterkunft in Dannenberg suizidiert. Die Uranförderung, das heißt die Herstellung des Mülls, der als Brennstab bezeichnet wurde und durch “Abbrennen” zu “Atommüll” transmutierte und damit nochmals um ein Vielhunderttausendfaches gefährlicher wurde, hat zuvor in den Minen der Dritten Welt bereits Tote gefordert. Als der Castor gestern abend in Darmstadt an mir vorbei rauschte, taten mir die Begleitmannschaften ehrlich leid. Die tragen Dosimeter, die erst später im Labor ausgewertet werden…
WIR tragen alle Dosimeter.
November 7th, 2010 at 12:05
-> NochEiner: Obwohl wir heftigst ot sind, möchte ich deine Aussage an ein paar Stellen korrigieren.
Der Selbstmord des Polizisten fand schon gestern statt.
Zu deiner “dritten Welt” gesellen sich Kanada und Australien. Hatte schon mal einen Link zu einer Doku gepostet, welche die Folgen für das letztere Land erläutert. “Uranium – is it a country? Eine Spurensuche nach der Herkunft von Atomstrom.” (https://archiv.feynsinn.org/?p=4923)
“WIR tragen alle Dosimeter.” Interessante Metapher.
November 7th, 2010 at 13:37
@Noch einer
So ist es. Deswegen müssen wir bei uns anfangen, mit dem Ändern. Wo sonst?
ps. Was glaubst du wohl, warum man aufgehört hat in Deutschland Uran zu fördern?
https://www.wise-uranium.org/uwis.html
sorry, hier noch ein deutschsprachger link:
https://www.wise-uranium.org/uwispb.html
man lässt dann doch lieber weiter weg sterben. aber ich finde auch, dass das thema uranabbau zu wenig öffentl. diskutiert wird.
pps. ich erlaube mir noch einen link auf mein blog hier zu lassen, der mehr als sichtlich macht, wie mödrerisch unsere Wirtschaft und Kommunalpolitik wirklich ist
https://gheimraetinsarchive.wordpress.com/2010/11/06/99-luftballons-fur-die-rustungsindustrie/
November 7th, 2010 at 22:16
Wir stehen also an einer Umbruchstelle und suchen Alternativen. Aber bitte nicht die selben Fehler wiederholen. Und der größte Fehler war, Geld durch Kredite zu schaffen und dafür auch noch Zinsen zu verlangen und diese Macht auch noch in private Hände zu legen.
Geldsystem ändern!
Umlaufgesichertes Geld nach Silvo Gesell ist die Lösung. Alles Geld bleibt im Wirtschaftskreislauf und Geld ist somit wieder ein Tauschmittel!
Wer hat Angst vor Silvio Gesell?
November 7th, 2010 at 22:57
Angst?
Vor ‘nem Toten…
Der Herr Gesell hatte von Geld und Kapitalismus noch weniger Ahnung als ich – und das soll was heißen.
Schönen Abend.
November 8th, 2010 at 23:11
[...] Was also kann man in Deutschland tun, um dem Kapitalismus den Kollaps zu ersparen? Es ist eine Binsenweisheit, dass eine kapitalistische Wirtschaft darauf angewiesen ist, dass das Geld fluktuiert. Nun kann man sich darauf verlassen wollen, dass immer die anderen beim Exportweltmeister ihre Devisen abliefern, wie das schon in den vergangenen Jahrzehnten der Fall war. Das aber ist nicht nur parasitär, sondern auch eine Strategie, deren Gefahren spätestens 2009 offen zutage traten. Die Krise trifft die Exporteure zuerst. [...]
November 9th, 2010 at 17:14
Ich meine, dass die Frage was wir tun können, um eine “neue Welt” zu gründen ja erstmal auf der Annahme beruht, dass wir überhaupt in der Lage sind dieses System zu stürzen. Es wird sich halten. Der Kollaps ist im System integriert. Kollaps heißt in dem Fall ja nur noch mehr Armut für die Masse. Die Frage ist ganz ehrlich ab wann wir dazu bereit sind mit ALLEN MITTELN zu kämpfen. Ja ich weiß, dass eine friedliche Revolution dieser romantische Traum aller ist, aber er ist auch irgendwie naiv, sorry. Den Armen wird man noch in 100 Jahren erzählen, sie hätten einfach eine zu geringe Bildung, seien halt zu langsam, oder zu faul… und wer Geld hat, hat nunmal recht.
Gewalt ist… eine sehr traurige, gespenstische aber die einzige Perpektive die ich in diesem Konflikt noch sehe.