Die Wiedergeburt des Charakters?
Posted by flatter under PolitikKommentare deaktiviert
11. Jul 2007 13:08
In aktuellen Umfragen kriegt’s die SPD derzeit knüppeldick, sie liegt noch bei gerade 24%, während die Union auf 39% kommt. Damit hätte Schwarzgelb derzeit die Nase vorn. Hätte, denn bei einer Wahl kommt es bekanntlich anders. Dennoch ist dieses historische Tief der Spezialdemokraten ein Zeichen, und wie ich finde, kein schlechtes.
Daß die Union trotz oder gerade wegen des Raubbaus am Grundgesetz, den ihr Innenminister mit Zustimmung der Kanzlerin treibt, sich recht gut hält, zeigt zweierlei: Erstens ist das Klientel nicht unzufrieden, ihnen geht Sicherheit vor Recht. Zweitens: Es ist nützlich, ein Freak zu sein. Besser unangenehem auffallen und sich überall Feinde machen, als aalglatt jeden Blödsinn abzunicken und es nachher als Erfolg zu verkaufen.
Genau das ist nämlich derzeit die Strategie der SPD, und sie fährt damit von Wand zu Wand. Man wundert sich, daß von der alten Mühle überhaupt noch etwas übrig ist und wäre nicht überrascht, wenn sie demnächst drittstärkste Kraft im Bund wäre.
Kurz zu den anderen: Die “Linke” ist schwer im Aufwind, ihre Anhänger sind entsprechend begeistert, und Zulauf sorgt für Zulauf. Das wird sich wieder einpendeln, aber sicher deutlich über fünf Prozent. Mit ihnen muß in den nächsten Jahren gerechnet werden.
Die F.D.P. hat ihr Stammklientel, das sich von der Koalition am schlechtesten regiert fühlt. Ihre Anhänger stehen Gewehr bei Fuß, und wer etwas anderes will als die GroKo, ist bei ihr gut aufgehoben. Nichts Neues von daher. Strukturell hat die F.D.P. einen so guten Stand, daß sie auch ohne fähiges Personal zurechtkommt. Das ist sehr bedauerlich, denn sie hätte eine Erneuerung dringend nötig. Wobei “Erneuerung” vor allem hieße, sich auf ihre Wurzeln zu besinnen. Die schwache Stimme der Brürgerrechtler wird bei ihnen nur von denen erhoben, die in der Partei wenig bis gar nichts zu sagen haben: Leutheuser-Schnarrenberger, Baum, Hirsch. Aber auch hier zeigt sich deutlich: Charakter wird von der Öffentlichkeit honoriert.
Ähnlich sieht es bei den Grünen aus, mit dem Unterschied, daß sie zwar nicht immer schreien, aber doch immer die Bürgerrechte verteidigen. Nur konsequent ist es daher, daß Claudia Roth als erste den Rücktritt Schäubles gefordert hat. Mit Christian Ströbele haben sie, quasi gegen ihren Willen, ein Aushängeschild, das sich durch einen eigenen Kopf sehr hervorgetan hat. Nach Joschka Fischer fehlt es hier an einem kantigen Charakter, der von der Partei auch getragen wird. Insgesamt aber sind die Grünen eine recht agile Truppe, der man nicht vorwerfen kann, sie bringe nur Funktionäre hervor. Auch das honoriert der Wähler nachhaltig.
Sie werden nicht vom Himmel fallen, die Querdenker, die Unangepaßten und Unbequemen. Im Gegenteil ist die Binnenstruktur der politischen Organisationen ja längst so bürokratisch, daß sie seelenlose Roboter fördert und Menschen mit einer echten Meinung abschreckt. Allerdings wird diese Struktur zunehmend zu einem Hemmnis für den Erfolg beim Volk. Lafontaine wird nicht zuletzt deshalb so angefeindet, weil er ein leidenschaftlicher Politiker ist. Und die Leute haben derart dem Kaffee auf von rhetorisch unterbelichteten Funktionsmöbeln, daß ihnen ein überzeugter Demagoge lieber ist als ein zurechtgebogener staatstragender Schwätzer. Die etablierten Parteien haben daher zwei Möglichkeiten: Entweder sie öffnen sich und lassen den Streit um die besten Ideen wieder zu oder sie setzen weiter auf Parteiräson und Fraktionszwang. Letzteres kann zu erschreckender Erosion führen.
Juli 11th, 2007 at 13:49
also wenn ich mir anschaue, wie die grünen unter schröder eingeknickt sind, dann haben die sich bei vielen sympathien verschenkt.
welcher wähler der grünen hätte je damit gerechnet, das eine bundesregierung unter grüner beteiligung in kriege zieht oder völkerrechtswidrige angriffe zumindest toleriert?
mich wundert es jedes mal, das die grünen nicht weit unter die 10% absinken. so wie die sich mit schröder und erst recht fischer im wind gedreht haben,
Juli 11th, 2007 at 13:49
also wenn ich mir anschaue, wie die grünen unter schröder eingeknickt sind, dann haben die sich bei vielen sympathien verschenkt.
welcher wähler der grünen hätte je damit gerechnet, das eine bundesregierung unter grüner beteiligung in kriege zieht oder völkerrechtswidrige angriffe zumindest toleriert?
mich wundert es jedes mal, das die grünen nicht weit unter die 10% absinken. so wie die sich mit schröder und erst recht fischer im wind gedreht haben,
Juli 11th, 2007 at 16:00
Kreative Leute und Querdenker haben in der jeweiligen Parteien-Bürokratie sicherlich kaum eine Chance, andererseits fünktioniert politische Willensbildung innerhalb der Parteien.
Querdenker sollten sich aus der Parteienlandschaft heraushalten und sich statt dessen in Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur engagieren. Da ist es auch schwer, kreativ zu bleiben, aber nicht unmöglich. Der Einfluss, den man so auf öffentliche Meinungsbildung erlangen kann, ist aber weit größer als in Parteien. Und letztlich wird keine Partei an der öffentlichen Meinung vorbeikommen.
Juli 11th, 2007 at 16:00
Kreative Leute und Querdenker haben in der jeweiligen Parteien-Bürokratie sicherlich kaum eine Chance, andererseits fünktioniert politische Willensbildung innerhalb der Parteien.
Querdenker sollten sich aus der Parteienlandschaft heraushalten und sich statt dessen in Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur engagieren. Da ist es auch schwer, kreativ zu bleiben, aber nicht unmöglich. Der Einfluss, den man so auf öffentliche Meinungsbildung erlangen kann, ist aber weit größer als in Parteien. Und letztlich wird keine Partei an der öffentlichen Meinung vorbeikommen.
Juli 11th, 2007 at 16:38
@ kiesow: Im Prinzip hast du recht, aber sie sind vor allem gegnüber ihrem großen Führer Fischer “eingeknickt”. Hätte der sich quergelegt, wäre die Sache sicher anders ausgegangen. Von daher ist auch klar, daß Charaktere allein noch keine nachvollziebare Politik generieren. Im Gegenteil ist es gefährlich, wenn ein kapriziöser Führer eine Meute von Stiefelleckern hinter sich hat.
@Jörg Friedrich:
Auch das ist nicht falsch, aber wenn die “öffentliche Meinung”, gesiebt zur Demoskopie, die Einstellungen von Politikern beeinflußt, kommt nichts Brauchbares dabei herum. Und wie gesagt: Es keimt die schwache Hoffnung, daß der Bedarf an Profil Querdenkern irgendwann bessere Chancen verschafft.
Juli 11th, 2007 at 16:38
@ kiesow: Im Prinzip hast du recht, aber sie sind vor allem gegnüber ihrem großen Führer Fischer “eingeknickt”. Hätte der sich quergelegt, wäre die Sache sicher anders ausgegangen. Von daher ist auch klar, daß Charaktere allein noch keine nachvollziebare Politik generieren. Im Gegenteil ist es gefährlich, wenn ein kapriziöser Führer eine Meute von Stiefelleckern hinter sich hat.
@Jörg Friedrich:
Auch das ist nicht falsch, aber wenn die “öffentliche Meinung”, gesiebt zur Demoskopie, die Einstellungen von Politikern beeinflußt, kommt nichts Brauchbares dabei herum. Und wie gesagt: Es keimt die schwache Hoffnung, daß der Bedarf an Profil Querdenkern irgendwann bessere Chancen verschafft.
Juli 11th, 2007 at 19:51
Zumindest wird offensichtlich, daß ehemals als seriös anzusiedelnde Politiker wie Wolfgang Schäuble zunehmend unter Funktionsausfällen des Kopfes leiden, während ehemals belächelte Politiker wie Ströbele und Lafontaine langsam aber sicher eine Bastion der menschlichen Vernunft aufbauen. Der Feind, der Deutschland bedroht heißt nicht Terror sondern Extremismus. Da ist Benedetto mit Schäuble. Oettinger, Beckstein und Uhl ja in “guter” Gesellschaft…
Juli 11th, 2007 at 19:51
Zumindest wird offensichtlich, daß ehemals als seriös anzusiedelnde Politiker wie Wolfgang Schäuble zunehmend unter Funktionsausfällen des Kopfes leiden, während ehemals belächelte Politiker wie Ströbele und Lafontaine langsam aber sicher eine Bastion der menschlichen Vernunft aufbauen. Der Feind, der Deutschland bedroht heißt nicht Terror sondern Extremismus. Da ist Benedetto mit Schäuble. Oettinger, Beckstein und Uhl ja in “guter” Gesellschaft…
Juli 12th, 2007 at 00:20
Glueck Auf!
nun, meine persoenliche Abneigung gegen die Gruenen und Frau Roth im Besonderen dahin gestellt, meine (noch!) freie Meinung zu den im aktuellen Spiegel gespielten und auf der letzten SonntagsFrage basierenden Koalitionsfuegungen:
einmal Jamaica und die Gruenen sitzen nicht mehr im uebernaechsten Bundestag (auch mal nicht schlecht ;-)
und statt den Oskar zu verteufeln sollte ihn die aelteste Partei in diesem unserem Lande konstruktiv begegnen und sich vllt. ein Hintertuerchen offen halten …
die Liberalen haben das letzte Mal nur soviele gewaehlt (und diejenigen), die es nicht besser wussten oder wissen wollten – ohne CharakterKoepfe werden die bestimmt nicht zweistellig!
Angie muss also mit aller Gewalt auf Sieg spielen, sie hat zwar mehrere Optionen, die SPD aber immer eine mehr *gg*
btw wenn sich die Oekoliberalen durchsetzen bei den Gruenen und sie prozentual vor den “echten” Liberalen liegen (sehr unwahrscheinlich, wer waehlt schon das Plagiat, wenn das Original im Wahlkampf so suess lockt und die “echten” Oekolinken gleich Linksaussen waehlen) muss fuer Schwarz-Gruen oder Jamaica die CDU die Kohlen aus dem Feuer holen.
Fazit: die angepissten Pudel sind die AltVorderen, sie muessen noch zusammen, der SPD stecken wohl immer noch 16 Jahre Opposition (und 7 Jahre Schroeder ;-) in den Knochen, bei der CDU ist es umgekehrt (ausserdem werden die jetzt von einer “von Drueben” angefuehrt).
Die FDP will einfach wieder nur auf der RegierungsBank sitzen und wird sich wie eh und je verbiegen, Die Linke braucht eigentlich nur abwarten, was die SPD macht, wie 3 km vor einer FlachEtappe.
ana
ps. ach ja, fuer die Gruenen sehe ich schwarz – recht(s) so *gg*
pps. Frage: Was ist einfacher, Gruen-Rot-Roter (von rechts nach links aufgezaehlt ;-) oder Gelb-Gruen-Rot?
Juli 12th, 2007 at 00:20
Glueck Auf!
nun, meine persoenliche Abneigung gegen die Gruenen und Frau Roth im Besonderen dahin gestellt, meine (noch!) freie Meinung zu den im aktuellen Spiegel gespielten und auf der letzten SonntagsFrage basierenden Koalitionsfuegungen:
einmal Jamaica und die Gruenen sitzen nicht mehr im uebernaechsten Bundestag (auch mal nicht schlecht ;-)
und statt den Oskar zu verteufeln sollte ihn die aelteste Partei in diesem unserem Lande konstruktiv begegnen und sich vllt. ein Hintertuerchen offen halten …
die Liberalen haben das letzte Mal nur soviele gewaehlt (und diejenigen), die es nicht besser wussten oder wissen wollten – ohne CharakterKoepfe werden die bestimmt nicht zweistellig!
Angie muss also mit aller Gewalt auf Sieg spielen, sie hat zwar mehrere Optionen, die SPD aber immer eine mehr *gg*
btw wenn sich die Oekoliberalen durchsetzen bei den Gruenen und sie prozentual vor den “echten” Liberalen liegen (sehr unwahrscheinlich, wer waehlt schon das Plagiat, wenn das Original im Wahlkampf so suess lockt und die “echten” Oekolinken gleich Linksaussen waehlen) muss fuer Schwarz-Gruen oder Jamaica die CDU die Kohlen aus dem Feuer holen.
Fazit: die angepissten Pudel sind die AltVorderen, sie muessen noch zusammen, der SPD stecken wohl immer noch 16 Jahre Opposition (und 7 Jahre Schroeder ;-) in den Knochen, bei der CDU ist es umgekehrt (ausserdem werden die jetzt von einer “von Drueben” angefuehrt).
Die FDP will einfach wieder nur auf der RegierungsBank sitzen und wird sich wie eh und je verbiegen, Die Linke braucht eigentlich nur abwarten, was die SPD macht, wie 3 km vor einer FlachEtappe.
ana
ps. ach ja, fuer die Gruenen sehe ich schwarz – recht(s) so *gg*
pps. Frage: Was ist einfacher, Gruen-Rot-Roter (von rechts nach links aufgezaehlt ;-) oder Gelb-Gruen-Rot?