Die Millionen Arbeitsloser werden in Deutschland traditionell von einem Personal verwaltet, das nichts Gutes ahnen läßt. So kam es dann ja auch in den letzten Jahrzehnten: Vermittlung war rar, als Ausgleich wurde Schlampagner zum Zahlensalat gereicht. Der letzte Chef des Arbeitsamtes, Bernhard Jagoda, mußte seinen Hut nehmen nach einem Skandal, der seinesgleichen sucht. Ob bis 2002 Vermittlung überhaupt stattfand, war nicht mehr nachvollziehbar, weil die ‘Erfolgsbilanzen’ der Arbeitsämter nach Strich und Faden gefälscht worden waren.
Dem Fälscher auf der Spur
In der Folge mußte Jagoda seinen Hut nehmen. Dem braven CDU-Mann und Vertriebenenfunktionär folgte einer jener “Sozialdemokraten”, die ein amerikanisches Verständnis von “Eigenverantwortung” mit der Muttermilch aufgesogen haben: Florian Gerster. Gerster, engagiertes Mitglied der INSM, fand im Gefolge von Schröder und Clement genau darin auch gleich die Lösung des Problems: Wen die inzwischen “Agentur” genannte Behörde nicht vermittelt bekommt, der ist selber schuld. Man läßt die Leute Bewerbungen schreiben, bis die Schwarte knackt, und wer nicht mitmacht, kriegt kein Geld mehr.
Die Statistik lag auch ihm dabei sehr am Herzen. Der Umbau der “Agentur” nach den Hartz-Gesetzen brachte vor allem ‘saubere’ Zahlen hervor – die freilich nach wie vor frisiert waren, weil nun alle möglichen Kandidaten herausgerechnet wurden. Die sinnlosesten Weiterbildungen sprossen aus dem Boden, millionenfach absolvierte Bewerbungstrainings, hunderttausende Schweißerscheine, nichts war zu teuer oder überflüssig, um Leute zusammen zu treiben, die für eine Zeit “dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung” standen. Gleichzeitig wurde durch den radikalen Ausbau von Leih-und Zeitarbeit ein ‘Jobwunder’ auf Kosten der Arbeitnehmer und Beitragszahler geschaffen. Die neue Struktur subventioniert unter dem Begriff “Aufstocker” Sklavenlöhne.
Der Feudalherr
Diese Arbeitsverhältnisse und die totale Entrechtung der Arbeitslosen waren Gerster eine echte Herzensangelenheit. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt verdingte er sich als “Präsident des Verbandes privater Postzusteller”, der seine Sklaven zwang, eine “Gewerkschaft” zu gründen, um Niedriglöhne durchsetzen zu können.
Ansonsten gefiel Gerster sich in der Rolle des Großmoralisten, dies freilich, nachdem er die Chefetage der “Agentur” zum Selbstbedienungsladen umfunktioniert hatte und daraufhin gegangen worden war.
Ihm folgte die aktuelle Besetzung, Frank-Jürgen Weise. Was ihn qualifiziert: Er ist ein Kumpel von Gerster aus Studienzeiten, CDU-Mitglied und im Kuratorium der evangelikalen Veranstaltung “ProChrist”, jener schrägen Clique, der u.a. auch Erwin Teufel, Christine Lieberknecht, Günther Beckstein und der Herr Bundespräsident angehören. Außerdem ist Weise ehemaliger Berufssoldat und Frühaufsteher. Er weiß: “Prekäre Arbeit ist besser als keine Arbeit”.
Sein Stil ist anders als der seines Vorgängers, das Resultat freilich dasselbe. Weise laviert und sitzt aus. So spricht er sich etwa gegen den Wildwuchs befristeter Stellen aus, im eigenen Haus aber findet er die ganz prima. Daß die Statistiken nach wie vor wichtiger sind als das Wohl und Wehe der “Kunden”, dokumentierten BA-Mitarbeiter derweil öffentlich. Weil das alles aber nach seinem Geschmack bestens läuft, reformiert er im Nebenjob die Bundeswehr.
Graf Zahl
Ich möchte nur ein Beispiel aus dem SZ-Interview herausgreifen, um seine ‘Philosophie’ zu illustrieren:
Zur Lage alleinerziehender Mütter kann man vieles sagen, vielleicht ja darüber streiten, ob das nicht bereits ein Job ist, der entlohnt gehört. Weise sagt dazu, da sei bei den “Vermittlungsquoten noch ein Plus von zehn oder 20 Prozent drin.” Das ist alles, was ihm zu deren Situation einfällt.
Er hat überhaupt nie wirklich eine Meinung, es sei denn in Zahlen. “Die Politik entscheidet” ist sein Motto, er setzt dann um. Was das für die Betroffenen bedeutet, das geht ihn nichts an. Die Zahlen müssen stimmen.
Wenn sich Weise nun dazu aufschwingt, eine beinahe politische Äußerung zu tun, ist es völlig verfehlt, dies als Meinung zu werten. Schon gar nicht wäre ihm daran gelegen, Horst Seehofer zu widersprechen. Wenn der stramme Bürosoldat feststellt, wir bräuchten eine “gesteuerte Zuwanderung“, dann sorgt er sich um sein Menschenmaterial, das in adäquater Menge vorhanden sein muß:
“Heute haben wir 44 Millionen Erwerbsfähige, ohne Zuwanderung werden es 2050 etwa 26 Millionen sein. Deshalb brauchen wir auch eine gesteuerte Zuwanderung“. Da spricht die Zahl für sich, auch wenn es Unfug ist, eine Prognose über 40 Jahre zu machen.
Ein “Punktesystem” kann er sich vorstellen, die große Nummer darf rein, die kleine eben nicht. Es soll sich alles fügen ins Gute der richtigen Zahl. Das ist keine “dumme Quälerei ohne Sinn und Verstand“, sondern Sachzwang und blanke Rationalität, Zuwanderung nach Gebrauchswert eben. Den hat Frank-Jürgen Weise nämlich stets im Blick. Und wenn man sich umschaut unter denen, die bislang ins Amt des BA-Chefs zugewandert sind, kommt man sogar zu dem Schluß: Einen besseren hatten wir seit Jahren nicht, mehr ist nicht drin.
Der Rest, liebe Kunden, ist Eigenverantwortung.
Oktober 11th, 2010 at 15:55
Schon 1958 konstatierte Hannah Arendt, dass der Arbeitsgesellschaft die Arbeit ausgeht. Trotzdem halten unsere Politiker auch heute noch stramm am Ziel der Vollbeschäftigung fest.
Aber wenn man schon nicht Vollbeschäftigung hat, so muss die Zahl der Arbeitslosen wenigstens so sein, dass die Leute nicht auf die gleiche Erkenntnis wie Arendt kommen. Bei 3 Millionen Arbeitslosen denken die meisten dann tatsächlich auch, dass Arbeitslosigkeit ein Folge der Faulheit ist, vor allem bei Migranten natürlich.
Oktober 11th, 2010 at 16:00
Irgendwann empfand ich es als eine recht plausible Betrachtungsweise, dass der Sinn menschlicher Arbeit vornehmlich darin besteht, das Ausmaß der notwendigen Arbeit in der Zukunft zu verringern. Das Belegbild wurde der Schrank. Entweder ich wühle alles Benötigte immer wieder aus einem großen Haufen hervor, oder aber ich baue einen Schrank und finde es einigermaßen geordnet in dessen Fächern. Zweifellos weniger Arbeit.
Beständig fällt mir dieser Vergleich ein, wenn die „Schaffung“ von Arbeit plakatiert wird, dieses (Hammer, hurra Arbeit:) – dieses hammerbehämmerte „Arbeitsplätze, Arbeitsplätze, Arbeitsplätze!“ mit dem die „Arbeit“, Arbeit zu schaffen, beweihräuchert wird.
Sozial ist, was Arbeit schafft, also beseitigt die Arbeit, die es nicht gibt.
Oktober 11th, 2010 at 16:14
In den späten 60ern habe ich als Kind gern Science-Fiction-Bilder angestaunt, in denen die Welt im Jahr 2000 gezeigt wurde: Fröhliche Menschen, die von Robotern versorgt werden. Womit diesen Menschen eine Grundversorgung gesichert wird, und wer die ganzen Roboter produziert und wie und von wem dafür entlohnt wird, darüber hat sich weder damals noch heute jemand Gedanken gemacht.
Oktober 11th, 2010 at 16:15
In meiner “Twen-zeit”, keine Ahnung ob hier noch jemand diese gute Zeitung von damals kennt, kam einmal die Frage auf, arbeitet man um zu leben oder lebt man um zu arbeiten?
Antwort – wir wollen arbeiten um zu leben. Also durch die Arbeit muss ein Einkommen erzielt werden, welches es ermöglicht, ein eigenverantwortliches Leben zu führen. Alles andere sei Sklaverei.
Dummerweise gibt es nun einmal Menschen, die brauchen Sklaven. Ohne Sklaven fühlen die sich nicht wohl, haben niemanden auf den sie herabblicken können.
Und wie sagt ein geflügeltes Wort: Die größten Feinde der Elche waren früher selber welche.
Übersetzt für “Denkfaule”. Die durch Wahlen zum Stellvertreter (also Abgeordnete) der Wähler die Interesssen des ganzen Volkes vertreten sollen, werden von den wirklich Mächtigen korumpiert. Und bisher hatte die Mehrheit der “Volksvertreter” immer einen Preis, der sie koruppt werden lies.
Neue Männer braucht das Land – auch so ein Slogan – wir brauchen neue “Lenker” an der Spitze, die sich nicht kaufen lassen, sondern wirklich ihren Eid ernst nehmen, im Interesse aller Deutschen zu regieren. Nicht für das Kapital und ihre Lakaien wie die von INSM.
Oktober 11th, 2010 at 17:12
die Dienstleistungsgesellschaft wurde propagiert, die Dienstbotengesellschaft eingeführt. Frei nach dem Motto: ARBEIT MACHT FREI! – das wird man ja wohl noch sagen dürfen…
Oktober 11th, 2010 at 17:32
Nicht nur im Finazsystem geht der Betrug weiter:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,722279,00.html
Leider ist Günter Wallraff kein aktiver Dokumentarfilmer mehr, der bei uns diese Zusammenhänge aufdecken könnte.
Private Sponsoren rückt Kohle raus für die Dokumentation.
Auch wenn dann in den Programmkinos sich nur 1000 diesen Film ansehen werden.
Von Protesten zu schweigen.
Beim Namen Gerster mußte ich kurz aufs Klo.
Oktober 11th, 2010 at 17:46
Neulich las ich ein altes Interview mit dem ollen Horkheimer, in dem dieser meinte, die Welt liefe auf totale Automatisierung und Verwaltung zu, wobei die jeweiligen Inhalte zunehmend egal seien und nur noch die Form bzw Formalisierung interessiere. Auf der Ebene der Konzernmanager haben wir das schon lange – denen sind die jeweiligen Branchen und Tätigkeiten der von ihnen ‘gelenkten’ Läden längst wurscht, und sie müssen auch überhaupt nichts davon verstehen. Im Gegenteil, das würde sie nur ablenken. Schon Brecht liess einmal einen Reishändler sagen, dass ihn nicht der Reis, sondern nur der Preis interssiere.
Nachdem nun auch ‘eigentlich’ öffentliche Institutionen wie zB die ‘Bundesagentur’ Vorstandsvorsitzende haben, ist es nur logisch, dass auch dort solche wie der Herr Weise anzutreffen sind, und ebenso folgerichtig ist es, dass es ihm auch egal ist bzw sein kann, ob es um Soldaten oder Arbeitslose geht. Ihn interessiert nur ‘die Effizienz der Struktur’, aber nichts mehr von dem, was ‘dahinter’ ist.
Wir nähern uns hier einem ‘neoliberalen’ Zustand von Gesellschaft, der als einzig ‘verbindliche’ soziale Interaktion nur noch die mittels Preisen und Geld kennt, vom jeweiligen, aber immer nur kleinen persönlichen Umfeld (noch?) abgesehen. Weit ist es nicht mehr bis dorthin… die Würde des Menschen erschöpft sich im Regelsatz.
Oktober 11th, 2010 at 18:07
noch kurz eingebracht – (bin grad auf der Durchreise u. hab noch nicht alle komments gelesen) das neuerliche krminelle Hartz 5 Ding heisst ja auch, das absofort sanktioniert werden darf, ohne dies in einem Schreiben anzukündigen. Fazit – ich kann keinen Widerspruch einlegen. So ist das bei uns allerdings schon vor einigen Monaten passiert, als abermals die Reglesätze meiner Kinder “wegrationalisiert” und mit der eigentl. Miete verrechnet wurde. Und das obwohl wir erst vor 3 Jahren aufgrund der Mietangemessenheit hier eingezogen sind u. bis dato monatl. 25 Euro Darlehen für den Umzug (+ kaution, renov. etc…) abzwacken müssen und es keine (auch kleinere) Whg für diesen Mietpreis hier gibt, geschweige dem eine noch günstigere!. Vor meinen beiden jobs blieben uns dann sage u. schreibe 215 Euronen für 3 Personen Regelsatz übrig! Mit dem job dürfte die Miete grade drin sein (warte immer noch auf die erste Abrechnung) aber immer noch nicht genug zum Leben.
Es ist dasselbe was sie mit unseren Grundrechten veranstalten. Aus dem Grundgesetz geht eindeutig hervor, das diejenigen Grundrechte, die beschnitten werden, zitiert werden müssen. Denn nur so kann das bekloppte Sourverän Widerspruch einlegen. Es wird aber nicht zitiert, weswegen das SGB2 ungültig- sprich an sich schon verfassungswidrig ist!
https://sgb2.wordpress.com/
ich rufe hiermit alle betroffenen dazu auf, die Musterklage gegen Hartz IV zu stellen. Als Ausgangspunkt kann ein abgelehnter Widerspruch genutzt werden. mehr dazu siehe link oben
Wir werden von einer verfassungsfeindlichen kriminellen Verbrecherorganisation regiert! Freilich für die meisten hier nix neues…
Oktober 11th, 2010 at 18:15
Korrektur – ich kann allerdings auch gegen einen ALG2-Bescheid Widerspruch einlegen. Das ist das was ich mache. Wenn der dann abgelehnt wird, kann ich die Musterklage https://sgb2.wordpress.com/ einreichen
Oktober 11th, 2010 at 18:56
@ Geheimrätin
Du solltest den Beschäftigten dieser Behörde Deine volle Aufmerksamkeit widmen, und den Vorgang nicht an überlastete Gerichte übergeben. Nicht die Behörde tritt Deine Rechte mit Füssen, es sind die dort beschäftigten Menschen. Du weisst doch, die Sorte von Menschen, die schon jetzt sagen. “Wir können da auch nichts für, wir machen hier nur unseren Job.”
Oktober 11th, 2010 at 19:38
@ katze
sagst du grad der richtigen ;-) hab bislang ja gar nicht geklagt sondern getobt!
ne, bei dieser klage geht es um was anderes: es geht darum den Karlsruher Richtern endlich deutlich zu machen, dass nicht sie es sind, die die Deutungshoheit über unsere Grundrechte haben, sondern dass wir diese selbst kennen und sie uns nicht länger rauben lassen. wenn diese musterklage massenhaft eingereicht wird, werden sie was merken. was dann passiert wird sich zeigen. es ist auch nur eine Aktion von vielen, die wir tätigen müssen…
Oktober 11th, 2010 at 20:21
Herr Pieper von der Süddeutschen weiß warum der Bankenpreis für VWL-Ideologie vergeben wurde:
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/wirtschafts-nobelpreis-die-theorie-zu-hartz-1.1010821
“Eine Schlussfolgerung der Forscher lautet etwa, dass höhere Transfers für Arbeitslose die Zeitspanne verlängert, bis sie einen neuen Job finden.”
Ich dagegen glaube, die Banken in Schweden wünschen sich dort eine Arbeitsmarktreform nach deutschem Vorbild.
Es dürfte klar sein, dass die Forscher nach den Vorgängen in den USA empirisch für immer widerlegt sind.
Man muß sich vorstellen, wären die Transferzahlungen 233 Dollar pro Woche nicht für Millionen dort verlängert worden, wären Millionen in einem der reichsten Länder verhungert.
Das sind Bestien in den Banken.
Herr Pieper und schon wieder mußte ich aufs Klo.
Der Held der Hayek-Gesellschaft.
Oktober 11th, 2010 at 20:22
@ Geheimrätin
Ich verstehe die Bedeutung, welche sich in eine mehrdeutige Symbolik ergibt und drücke Dir und allen anderen Nachahmern die Pfötchen. Vor all den Aktionen, die von der Ankündigung bis zur Ausführung propagiert werden, verliere ich nämlich allmählich den Überblick.
Meine Ansprechpartner, wären in solchen Fällen immer meine unmittelbaren Gegenüber. Es ist fraglich, ob ich, wäre ich selbst betroffen, es gestatten würde, dass sich solche Menschen hinter den Ergebnissen einer inkompetenten Politik verstecken können, während sie mir finanzielle Mittel für meine Existenz vorenthalten. Soetwas nehme ich nicht behördlich, oder staatlich, ich nehme es persönlich.
Oktober 11th, 2010 at 20:37
Man, was ein Haufen Kotzbrocken…
Wann kommt endlich die Freizeitgesellschaft???
Und die paar Workaholics, Frühaufsteher und Stresser können dann in Sonderbewirtschaftungszone Nr. 1 und die Roboter schrauben.
Nee, das kann ich so nicht sagen:)
Oktober 11th, 2010 at 21:03
Ich finde, dass die Herren mit dem Import williger Fachkräfte (warum sollten die allerdings in unser Schlaraffenland ziehen, statt unter kalifornischer Sonne zu leben?) eine sehr kluge Strategie fahren. Man sieht ja doch so langsam die ersten Zeichen einer nicht tolerablen Unbotmäßigkeit heraufziehen, das Volk ist faul und auch zunehmend unzufrieden. Da liegt es doch nahe, bis zum Jahre 2050 den kompletten Ausstausch der Bevölkerung durch noch vorurteilloses Menschenmaterial durchzuführen, zudem müssten die Semi-Fremden (du-nix-Muslim, du C++-Programmierer für-viel-gute-Roboter-in-Fabrik-ohne-Arbeiter)doch auch zur Dankbarkeit verpflichtet sein, weil man sie ja schließlich vor den Rohstoffminen und den Sweatshops unserer Multis (hallo Apple!) gerettet hat.
Der verhärmte Rest der ehemals eingeborenen Bevölkerung trifft sich dann jeweils auf verschiedenen Seiten des Schreibtisches in den Argen und unterhält sich mit Broschüren, auf denen entweder steht “du bist schuld an deinem Unglück” (für die Arbeitnehmer) oder “du kannst morgen auch gegenüber sitzen” (für die Sachbearbeiter).
Falls das dann hier für jemande zu anstrengend sein sollte, es wird da am Bodensee dieses germanische Pfahl-Dorf geben. Häuptling Sarazzin ist allerdings ein bischen wählerisch mit Haar- und Hautfarbe (schade Mustapha…).
Hier sind echt alle irre.
Oktober 11th, 2010 at 22:06
Die beiden nachstehenden Erkenntnisse sind als Anregung gedacht, falls jemand einen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft gebrauchen kann.
1. Die verstärkten Bemühungen eines Arbeitslosen, eine neue Stelle zu erhalten, führen zur Verringerung der Chancen aller anderen Arbeitslosen.
2. Die Auszahlung hoher Abfindungen an Entlassene führen zu einer Verminderung der Intensität dieser Personen bei der Suche nach neuer Arbeit.
Aber auch das ist wichtig: beginnen Sie ihre Forschungen möglichst dreißig Jahre vor der Feststellung der Preiswürdigkeit.
Oktober 11th, 2010 at 22:24
@8 / Geheimrätin:
Verstehe ich das richtig – Du bist auf Weisung der ARGE in diese Wohnung gezogen, und jetzt kürzen die Dir wegen der Höhe der Miete den Regelsatz? Die haben doch nicht mehr alle Tässchen im Schränkchen.
Ich war selber mal eine Weile Sachbearbeiter in der Leistungsabteilung; so ein Fall ist mir nicht untergekommen (dafür andere, haarsträubende …). Wenn die Höhe laut Mietspiegel noch i.O. geht oder der Sachbearbeiter damals sein OK gegeben hat, gibt es für eine Kürzung schlicht keine Handhabe. Beschwer Dich bei seinem Vorgesetzten … als erste Maßnahme. Mit etwas Glück nimmt der seinen Job etwas ernster.
Oktober 12th, 2010 at 05:14
Wharg! Ich bin ja abgehärtet, aber dieser Artikel hat wirklich wieder den Brechreiz ausgelöst. Profitipp: man hätte für Auschwitz eigentlich noch Eintrittsgeld verlangen sollen.
Oktober 12th, 2010 at 06:35
@ flying circus
die miete hat sich zwischenzeitlich leicht erhöht – liegt aber immer noch unterm mietspiegel. es war ein glücksfall dass wir diese whg nach 1,5 jahren hungern gefunden hatte.nun ist vorrübergehend ein kind ausgezogen. allerdings nur für ein jahr! dann zieht sie wieder ein. es gibt hier keine günstigere wohnung! und ich ziehe auch erst wieder um, wenn alle meine Mädels ganz aus dem Haus sind, dann kann ich mich mit meinem jüngsten verkleinern .vorher macht es null Sinn, denn die Raten für das Darlehen würden das “eingesparte” ja wieder verzehren. Interessiert das job center aber nicht. die können nicht rechnen, nicht denken u. schon gar nicht richtig handeln!
ps. sorry für die einzelfallbeschreibung, aber es ist ein skandal sondersgleichen, dass noch nicht mal das ausgemauschelte “unantastbare existenzminimum” unantastbar ist! hartz 4/5 muss weg!!!
Oktober 12th, 2010 at 07:39
Wo kommen diese Typen eigentlich immer her. Selbst Affen sind klüger als die, denn sie erkennen immerhin ihr Spiegelbild. Bei den drei Typen bin ich mir nicht sicher was sie sehen, aber ganz sicher was sie nicht sehen. Sie sehen sich selbst definitiv nicht als durch Beziehungen hochgekrochene Schmarotzer, für die objektiv betrachtet Leistung ein Fremdwort ist. Wie gesagt ein Affe erkennt, dass er ein Affe ist.
Oktober 12th, 2010 at 07:51
[...] Dem Fälscher auf der Spur In der Folge mußte Jagoda seinen Hut nehmen. Dem braven CDU-Mann und Vertriebenenfunktionär folgte einer jener “Sozialdemokraten”, die ein amerikanisches Verständnis von “Eigenverantwortung” mit der Muttermilch aufgesogen haben: Florian Gerster. Gerster, engagiertes Mitglied der INSM, fand im Gefolge von Schröder und Clement genau darin auch gleich die Lösung des Problems: Wen die inzwischen “Agentur” genannte Behörde nicht vermittelt bekommt, der ist selber schuld. Man läßt die Leute Bewerbungen schreiben, bis die Schwarte knackt, und wer nicht mitmacht, kriegt kein Geld mehr. Quelle: Feynsinn Vollständiger Artikel: klick [...]
Oktober 12th, 2010 at 08:23
Zum Thema auch ganz interessant: Arbeitsloser trifft Manager
Oktober 12th, 2010 at 08:53
Fand dazu in meinem Archiv noch den folgenden Text von Ina Deter und fragte mich, wann sich die ersten Amokläufer in den ARGEN ein Stelldichein geben?
“Wie viele Finger braucht eine Faust,
bis man sie endlich sieht,
und wie viele Fäuste braucht ein Kampf,
bis er endlich geschieht,
und die Antwort ist,
für euch ganz allein,
wir werden kommen,
und werden dann,
Hunderttausende sein.
Wie viele Kämpfe braucht ein Sieg,
wenn er was ändern soll,
nach wie vielen Kämpfen ist der Sieg
wieder hoffnungsvoll,
und die Antwort ist,
für euch ganz allein,
wir werden kommen,
und werden dann,
Hunderttausende sein.
Nach wie vielen Siegen hofft man umsonst,
daß der Haß abnimmt,
nach wie vielen Lügen weiß man nicht mehr,
ob die Wahrheit stimmt,
und die Antwort ist,
für euch ganz allein,
wir werden kommen,
und werden dann,
Hunderttausende sein.
Und wie verlogen muß Wahrheit sein,
bis sich jemand empört,
und wie laut müssen Schreie sein,
bis sie ein anderer hört,
und die Antwort ist,
für euch ganz allein,
wir werden kommen,
und werden dann,
Hunderttausende sein.
Wie viele Schläge hält einer aus,
bis man die Wunden entdeckt,
und wie viele Tode stirbt einer noch,
bevor er langsam verreckt,
und die Antwort ist,
für euch ganz allein,
wir werden kommen,
und werden dann,
Hunderttausende sein”
Oktober 12th, 2010 at 10:45
noch 2 schöne links zum thema:
Bundesregierung bestätigt Tricks bei Hartz-IV-Bemessung. Nur ein Viertel der Referenzgruppe in Lohn und Brot
https://www.jungewelt.de/2010/10-12/051.php
——————————————
Die Kölner ARGE will in verschiedenen Projekten des Kölner “Möbelverbund” (Verbund gemeinnütziger Kölner Möbellager e.V.) 120 MAE-Stellen einrichten (Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung – besser bekannt als “1EURJobs”). Die Arbeitslosen sollen u.a. bei Umzügen und Entrümpelungen eingesetzt werden. Den Projekten entstehen für diese ArbeiterInnen keine Lohnkosten, und sie bekommen für die Arbeit der Arbeitslosen sogar noch zusätzliche Gelder von der ARGE (“Arbeitsgemeinschaft”, der Zusammenschluss von Arbeitsamt und Sozialamt zwecks Verwaltung der EmpfängerInnen von Arbeitslosengeld 2). Von den Kunden brauchen diese Entrümpler dann nicht mehr viel zu verlangen – ist ja alles schon aus öffentlichen Geldern bezahlt. Die ARGE betreibt damit Lohndumping; die Löhne in diesem Bereich werden noch weiter gedrückt werden. Für Selbsthilfegruppen wie SSK und SSM könnte das ökonomisch das Ende bedeuten. Die ARGE schafft keine Arbeitsplätze, im Gegenteil: sie zerstört vorhandene.
https://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=1062
ja so sand’s holt, unsre Sklavenhändler…
Oktober 12th, 2010 at 15:42
kurze offtopic Frage
klicke ich heute den “spätzle-conneticon” artikel im handelsblatt,
https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/moeglicher-interessenkonflikt-mappus-stuttgart-21-und-die-spaetzle-connection;2670355
kriege ich folgende meldung:
Als attackierend gemeldete Webseite!
Die Webseite auf http://www.handelsblatt.com wurde als attackierende Seite gemeldet und auf Grund Ihrer Sicherheitseinstellungen blockiert (…)
war gestern noch nicht so!
Frage: kriegen auch andere diese Meldung? Ist das Zensur, oder spinnt mein Rechner schon wieder????
Oktober 12th, 2010 at 15:54
Gheimrätin: Es funzt alles unter dem Link.
Oktober 12th, 2010 at 15:58
Wird bei mir auch so gemeldet. Kann man aber ignorieren.
Oktober 12th, 2010 at 17:06
Diamond, der diesjährige Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, fordert neue Konjunkturprogramme von Obama.
Es soll helfen im öffentlichen Dienst Arbeitende dort beschäftigt zu halten.
Dass ist das Gegenteil von dem, was Nikolaus Pieper und Marc Beise von der Süddeutschen fordern.
Oktober 12th, 2010 at 19:28
Hier ist noch ein Interview mit dem Herrn Weise:
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ba-chef-weise-im-gespraech-warum-sollte-jemand-ausgerechnet-zu-uns-kommen-1.1010420
Zitat:”Andererseits klappt das Fördern und Fordern in der Tat noch nicht optimal, aber es ist auch ein sehr individuelles Geschäft. Ein Berater muss herausfinden, welchem jungen Menschen er mit Strenge begegnen muss, damit der sich Mühe gibt und es sich nicht im System bequem macht. Dem armen Teufel, der von der Familie keine Anerkennung und Unterstützung kriegt, der in der Schule versagt, muss er Selbstbewusstsein und Aufmerksamkeit geben. Am schwersten tun wir uns mit denen, die in ihren Familien keine Sprachkenntnisse, keine Unterstützung und keine Anleitung bekommen. Da ist unser Niveau nicht zufriedenstellend.”
Mir fehlt da die Erfahrung, aber bekommen Sachbearbeiter beim Jobcenter auch einen Sozialarbeiter oder Pädagogen Crashkurs?!?
@Flattr: Gibt es eine Möglichkeit die Quotetags klickfreundlich einzubauen?
Oktober 13th, 2010 at 04:25
[...] 20 statt bisher zehn Prozent für sich behalten dürfen – ein Mehr von maximal 20 Euro im Monat. Die Generäle der Arbeitsbrigade Bernhard Jagoda, Florian Gerster, Frank-Jürgen Weise… all diese feinen Chefs der Arbeitsagentur, [...]
Oktober 13th, 2010 at 19:54
Gerade gehört, dass die Mine und Chile nach der Rettung der Bergarbeiter dicht gemacht werden soll – das ist ein Fehler. Wir sollten dort lieber unserer Eliten entsorgen. Ich bin sicher, die ganze Welt würde mitfiebern.
Oktober 17th, 2010 at 00:43
[...] also das Prinzip “Zuwanderung nach Nutzen” sein, wie sie querbeet vertreten wird, von BA-Chef Weise über Seehofer bis hin zu Kanzlerin Merkel und FDP-Chef Westerwelle. Der fühlt sich dabei noch [...]
Oktober 25th, 2010 at 18:30
[...] völlig fachfremde Frank-Jürgen Weise, im richtigen Leben als Chef der Bundesagentur für Arbeit Herr über die auch in Berlin allseits [...]
Oktober 25th, 2010 at 23:03
Vom großen Geld und dicken Wummen…
Der völlig fachfremde Frank-Jürgen Weise, im richtigen Leben als Chef der Bundesagentur für Arbeit Herr über die auch in Berlin allseits beliebten Jobcenter, hat sich Gedanken über das Militär gemacht. Nun soll das Verteidigungsministerium (BMVg) ganz …