Ich tue mich immer schwer mit Betroffenheitsaktivismus und hatte daher vor ziemlich genau drei Jahren auch darauf aufmerksam gemacht, daß ein paar tote Mönche in Ostasien die Welt nicht in Empörung versetzen werden. Überhaupt ist man ja fast geneigt, nicht auch noch außenpolitisch zu denken, wenn man sich daheim schon stets in Eimernähe aufhält.

freebuÜberrascht war ich zu lesen, daß Michael Mittermaier sich für einen Kollegen einsetzt, der in Myanmar im Haft sitzt. Es ist nicht nur herzerfrischend und medial gut vermittelbar, wenn sich jemand um Einzelschicksale kümmert, es weist ebenso darauf hin, daß sich die Gesamtsituation auch dann nicht bessert, wenn man damit Erfolg hat. Und was hat das überhaupt mit mir zu tun? Man kann ja doch nichts machen.

Da ich nur bedingt zu Depressionen neige, habe ich mir angewöhnt, mir ein wenig Entspannung in der Benennung gewisser Umstände zu verschaffen. Mir trägt das oft die Aufforderung ein, ich solle doch einmal “etwas Positives” schreiben. Und wenn es dann der HIV-Test ist, sind sie auch wieder nicht zufrieden.

Wie bereits in anderen Zusammenhängen, u.a. im Rahmen des Berichtes von der Haushaltsdebatte des Bundestags erwähnt, hat Außenpolitik leider Pause unter Schwarzgelb. Und wenn nicht, dann kriecht man unter die Teppiche der Wirtschaftsmächtigen, zu denen auch die Pekinger Kumpels der birmesischen Junta gehören. Was interessiert uns Birma, wenn wir schon Nordkorea ignorieren? Haben die Öl oder Gas? Lohnt sich das?

Und während sie um eine 20 Jahre alte Leiche ihren irrwitzigen Tanz vom “Unrechtsstaat” aufführen, sehen sie die Galgen nicht, unter denen sie ihre Empfänge feiern. Es täte doch sogar hervorragend in ihr antikommunistisches Geschwafel passen.
Aber da ist dann ganz schnell Schluß mit “konservativ” und “Werten”, wenn sie einfach nicht ins geschäftliche Kalkül passen. Von einem Außenminister Westerwelle etwas anderes zu erwarten, wäre allerdings auch tolldreist. IM Erika ihrerseits hatte schon immer sehr flexible Vorstellungen von ‘gut’ und ‘richtig’.

Ach ja, und dann sind wir noch immer und noch lange nicht bei den permanenten Menschenrechtsverletzungen durch unsere ‘Freunde’ und vermutlich auch die eigenen Truppen. Man hätte uns das vor 20 Jahren sagen sollen, dann wären wir vielleicht wirklich lieber der DDR beigetreten. Unter Gorbatschow wäre das eine echte Alternative gewesen.