Es begab sich aber zu der Zeit, daß abgehalfterte Neoliberale Bücher bewarben, als ob sie geschätzt würden. Ist denn schon wieder Weihnachten? Nach seinem Genossen T.S. hat auch Peer Steinbrück jetzt einen verzichtbaren Schmöker veröffentlicht, mit dem er selbst aktiv an seiner Legende strickt. Es ist zu hoffen, daß das die letzte Runde ist, die wir noch ertragen müssen, denn der Anblick des Pappmachee-Superhelden ist ein gar zu trauriger.
Daß es immer noch Leute gibt, zumeist Journalisten, die ernsthaft glauben, er könne Kanzlerkandidat werden, ist wieder einmal ein schlechtes Zeugnis für die Zunft. Ja, Sigmar Gabriel hat auf eine Anfrage erklärt, er könne sich “jedes Amt” für Steinbrück vorstellen. Dies aber ist schon alles andere als Zustimmung von dem, der das entscheiden wird. Und die alte Regel, daß der, der als erster genannt wird, aus dem Rennen ist, wird sich einmal mehr bestätigen.
Der heldenhafte Bankenretter läßt sich das Ego von allen pinseln, die sich davor nicht ekeln, verweist stets kokett auf seine “Eitelkeit” und tut so, als sei es ganz unmöglich, daß er wirklich das wichtigste politische Amt antreten könnte. Was er noch nicht weiß: Das stimmt.
Safari Larifari
Wie dem auch sei, er läßt sich interviewen und bewundern und gibt dabei wenig Überraschendes von sich. Beispielhaft seine ‘Stellungnahme’ zur Rente:
“Das letzte Beispiel ist in der Tat die Rente mit 67, wo ich zwar die Argumentation von Sigmar Gabriel teile, die da lautet, wenn denn diejenigen, die bis 67 arbeiten sollen, keinen Job finden, dann ist das eine Rentenkürzung – ja. Damit hat er recht. Aber ich würde darüber die Rente mit 67 nicht suspendieren, sondern ich würde versuchen, dafür Sorge zu tragen, dass es solche Jobangebote gibt, auch über Umschulungen, über eine Berufsschule im Alter, was immer man sich da vorstellen kann.”
Ja, was man sich da so vorstellen kann. “Berufsschule im Alter” ist schon denkwürdig abstrus und legt den Verdacht nahe, daß die ganzen untauglichen Zwangsmaßnahmen aus den Hartz-Gesetzen jetzt auch über die Rentner kommen sollen. Wer im Alter keinen Job mehr hat, aber einen machen müßte, wird zur Schule geschickt. Damit ist er aus der Statistik, und wenn er diese Demütigung nicht mitmacht, dann gibt es halt kein Geld. Was man wirklich tun könne, selbst ob man etwas tun könnte, um Menschen länger in Jobs zu halten, dazu fällt ihm nichts ein. Das wären ja womöglich konkrete Ideen. Man lese sich einmal das Larifari durch, das er da von sich gibt. Pures Pustefix.
Das ist in diesem Interview übrigens kaum besser. Regulär komisch ist allerdings die Forderung, die er da, übermütig wie so oft, in den Raum stellt:
Versager gegen Versager
[TAZ:] Sie machen den hübschen Vorschlag, dass SPD-Abgeordnete ihr Mandat verlieren sollten, wenn sie im eigenen Wahlkreis mehrmals weniger Zuspruch erhalten, als die Partei insgesamt.
[Steinbrück:] Ja, ich habe Abgeordnete erlebt, deren Erststimmenergebnis regelmäßig viel schlechter ausfiel als das Zweitstimmenergebnis der Partei. Das hinderte sie aber nicht, im selbstreferentiellen System der SPD die lauteste Stimme zu führen. Mir würde dieser Widerspruch zu denken geben.
Das sagt der Mann, der nie ein Direktmandat für den Bundestag geholt hat. Der Mann, der bei seiner einzigen Wahl im Amt das Stammland NRW für die SPD verloren hat und nur Ministerpräsident geworden war, weil ein anderer die Wahl gewonnen hatte. Der Mann, der als Bundesminister für den historischen Niedergang seiner Partei mitverantwortlich ist. Das hindert ihn aber nicht, sich noch immer für einen ganz Großen zu halten.
Immerhin läßt das allgemeine Gejubel über den Scheinriesen merkbar nach. Mit Hans Peter Schütz rückt ihn im “Stern” endlich wieder einmal ein Journalist ins rechte Licht. Es ist sehr zu hoffen, daß die Zeiten, da er zum Alleinretter Deutschlands und der umliegenden Ortschaften verklärt wurde, bald endgültig passé sind.
September 17th, 2010 at 07:44
Vielleicht sieht Steinbrück was für Mist er gebaut hat. Sein Ego ist zu stark um ehrlich zuzugeben einen Fehler gemacht zu haben. Sein Gewissen diktiert ihm dann diese Aussage. Sie sagt ja sinngemäß “ihr hättet mich mit dieser Regel nicht gehabt”.
Das nennt man Schizophrenie denke ich.
September 17th, 2010 at 09:49
Steinbrück? Steinbrück…?
September 17th, 2010 at 11:01
ach flatter… hast nix kapiert!
Guck mal so: Wenn ein Vollversager wie Peer (der Held der Unterwelt) es bis zum bejubelten Finanzakrobaten bringt, dann denkt er natürlich, er sei ein genetischer Sonderfall wie einst der Typ mit dem roten Umhang vom Planeten Krypton.
Schließlich hat er keinerlei Leistungen vorzuweisen, auf die er stolz sein könne.
Wenn Versagen zur Grundlage einer Karriere wird, kommen solche Kreaturen dabei raus. Auch nicht neu…
September 17th, 2010 at 11:53
Eben bei fefe gesehen:
“Roland Koch stellt am 4. Oktober mit der Merkel zusammen in Berlin sein neues Buch vor. Das ‘Werk’ heißt ‘Konservativ – Ohne Werte und Prinzipien ist kein Staat zu machen’.”
(https://www.roland-koch.de/2010/09/15/buchvorstellung-am-4-oktober-in-berlin/)
September 17th, 2010 at 12:14
Zum Koch noch folgende Meldung: https://www.yoopress.com/de/weinnews/weinszene/menschen/3143.Womit_keiner_rechnete_Roland_Koch_verkauft_Biowein.html
September 17th, 2010 at 12:30
Wir brauchen Steinbrück nicht. Er hat seine Chance gehabt und zu wenig genutzt. Wer andauernd kritisiert, muss auch Vorschläge machen, wie es besser geht. Mein Vorschlag geht so (ist natürlich ein bisschen hypothetisch):
Also A geht einmal in der Woche zu B, um ihn zu kämmen. Dabei lässt er ein Paar Schuhe bei B, der sie bis zum nächsten Mal putzt. In der Zwischenzeit schreiben beide ihre jeweiligen Rechnungen und führen Mehrwertsteuer ab. Im Rahmen einer Initiative Arbeit 75 plus arbeiten im Zweijob A für B und B für A als Pflegekraft und Insolvenzverwalter. Ehrenamtlich letzteres.
Wenn Frau Merkel, assistiert von der Zielführenden sowie der Kryptischen Statistik, weiter wirtschaftsbewusst moderiert, wird dann absehbar Arbeitslosigkeit Null sein. Bereits im nächsten Jahr wird eine Zahl unter 3 Millionen angepeilt. Natürlich liegt darin politische Brisanz. Denn woraus sollen sich noch Erfolgsgeschichten speisen, wenn jeder unter siebzig mit mindestens ein, zwei Arbeitsplätzen unterwegs und der Arbeitsmarkt leergefegt ist? Da ist zum Beispiel A. A geht einmal in der Woche zu B… Aber das führte ich ja bereits aus.
Oder ein anderes Beispiel: Nehmen Sie mich. Ich gehe jetzt Koffer packen.
Man soll den Abend nicht vor dem Tag beginnen (wie z.B. Hartz vier). Vielleicht liegen Kanzlerin Merkels künftige Erfolgsgeschichten auch dort, wo man sie schon immer vermutet hat. Vielleicht werden wir international noch wettbewerbsfähiger. Oder der Chinese lässt nach, wodurch der Grieche sich aufrafft und der Franzose wieder ruhiger wird. Es ist zwar komplex, aber so komplex nun auch wieder nicht.
September 17th, 2010 at 12:36
Ich glaube, dass es ein prima Thema für eine Dissertation wäre, wenn man mal erörtert, inwiefern sich der Dunning-Kruger-Effekt (https://de.wikipedia.org/wiki/Dunning-Kruger-Effekt) im gruppendynamischen Prozess Betroffener verändert und sich beim Einzelnen verstärkt… Repräsentative Unfreiwillige Selbst(Feld)versuche gibt´s ja schon zu Hauf, leider.
@R@iner: Netter Fake und tolles Bild!
September 17th, 2010 at 12:51
-> attacy
Danke für deinen Link. Ich ahnte doch, daß es eine Bezeichnung dafür geben müßte.
Die Meldung ist für sich kein fake. Es handelt sich ja um eine real existierende Person gleichen Namens. Ich wollte den Koch damit nur in die Nähe von R. Brüderle rücken, der damals in Rheinland Pfalz beschäftigt, eine ganze Flasche Wein/Tag als gesundheitsfördernd pries. Deine Erklärung ist die bessere Wahl.
September 17th, 2010 at 12:57
Als Steinbrück noch Ministerpräsident in NRW war, war er vor allem berühmt dafür, den Kleinkrieg mit den Grünen in der Regierungskoalition fort zu setzen, den Wolfgang Clement vor ihm begonnen hatte – beide schienen in den Grünen größere Widersacher zu sehen als in der Opposition.
Jetzt, wo ich darüber nachdenke, erinnert mich Steinbrück ein wenig an Guttenberg, insofern beide ohne für mich erkennbaren Grund von der Presse geliebt werden.
Abgesehen davon, dass man an den Linken natürlich kein gutes Haar lassen darf, treffen sich die Spitzenvertreter der deutschen Medienlandschaft einmal im Quartal und würfeln aus, wen sie jetzt fertig machen, und wen sie grundlos in den Himmel loben.
September 17th, 2010 at 13:02
Crackpot ist ein oft abschätzig gemeinter Begriff für eine Person mit exzentrischen Ansichten, die dem Stand der Wissenschaft grundlegend widerspricht.[1]
….danke für den Link https://de.wikipedia.org/wiki/Dunning-Kruger-Effekt…..das hat mir den Tag gerettet!
September 17th, 2010 at 13:06
-> carlo
Das gute alte ymmd.
September 17th, 2010 at 13:20
Ah jetzt ja. Ich hatte ja das ‘Peter Prinzip’ ganz vergessen. “Nach einer gewissen Zeit wird jede Position von einem Mitarbeiter besetzt, der unfähig ist, seine Aufgabe zu erfüllen.”
September 17th, 2010 at 15:10
@ #2 Peinhart
Ja, genau der hier…
https://www.youtube.com/watch?v=U4H1fCNFfwQ !
September 17th, 2010 at 15:11
…aber das hier war seine eigentliche Meisterleistung…
https://www.youtube.com/watch?v=PSJA1Qx_F34 !!
Ich war mal davon ausgegangen, dass sich dahingehend etwas ECHTES bewegt. Stattdessen gibts von dem ein Buch, wie üblich mit Pauken und Trompeten! Sarrazin, Steinbrück … demnächst Koch – ich fasse das alles nicht mehr!
Na, noch habe ich ja die Hoffnung, mich lediglich in einem nicht enden wollenden sehr sehr häßlichen Albtraum zu befinden.
September 17th, 2010 at 15:47
-> Frank F.
Aber, aber: Kochs Buch wird doch endlich die langersehnte brutalmöglichste aller Aufklärungen sein. Wenn sein Buch die kritische Marke von 2,60 Euro unterschreitet – das ist bei amazon der aktuelle Preis der Reclam-Ausgabe von Eichendorffs ‘Aus dem Leben eines Taugenichts’ – dann kauf ichs. Vielleicht aber eher nicht.
Zu deinem ersten Link: Aus den Kommentaren erkennt man, daß Steinbrück als ‘Klartexter’ beim youtube-Volk gut ankommt. “Hol’ mir ‘mal ‘ne Flasche Bier” sach ich da nur.
Was ich bei den Jungs durch die Reihe vermisse, ist das Eingeständnis, Glück gehabt zu haben und eine Aüßerung gefühlter Dankbarkeit, lange Jahre protegiert worden zu sein. Die müssen am Ende glauben, alles Erreichte hätten sie nur ihren außerordentlichen Fähigkeiten zu verdanken.
September 17th, 2010 at 16:46
Noch einer: ‘Peer Steinbrück zur Pendlerpauschale’:
https://www.youtube.com/watch?v=3nW3r1C3iQM
Versteht hier jemand, warum die Leute am Schluß klatschten? Die Folgen der Gehirnwäsche sind auch im Kleinen immer wieder köstlich anzuhören.
September 17th, 2010 at 16:57
Irgendwann hatte ich mal in einem englischen Film den Namen Cracklite, oder gar Cracklight aufgenommen, es ging da um einen debilen und übergewichtigen Architekten, aber das ist zu lange her. Dennoch frage ich: Warum fällt mir nur sowas zu “STEINBRÜCK” ein, muß ja wohl einen Grund haben?
September 17th, 2010 at 18:02
warum fällt mir zu steinbrück die letzte szene aus dem klassischen dracula-film mit christopher lee ein:
der dracula-jäger zieht die vorhänge auf, sonnenlicht fällt in den raum, und dracula zerfällt zu staub, dissolves into dust.
September 17th, 2010 at 18:04
“Griechenland wird ohne eine Umstrukturierung seiner Kredite nicht wieder auf die Beine kommen”, erklärt Peer Steinbrück in einem aktuellen Interview im Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Es führe nach Ansicht des ehemaligen Bundesfinanzministers kein Weg daran vorbei, dass “die Gläubiger dem Land einen Teil seiner Schulden durch Laufzeitverlängerungen, Zinserlass oder – wie es im Fachjargon heißt – einen `Haircut´ abnehmen müsse”.
[...]
Zu den möglichen Folgen eines ”Haircuts” für die involvierten Banken, wie zum Beispiel die verstaatlichte Hypo Real Estate sagt er: “Dann werden die Banken Abschreibungen vornehmen müssen”. Er erachte es als schweren Fehler, “aus Rücksicht auf einige Banken das Unvermeidliche zu Lasten der Steuerzahler immer weiter hinauszuzögern”.
Ein Problem hat Steinbrück auch mit den Anleihenkäufen der Europäischen Zentralbank.”Wird die Europäische Zentralbank auf Umwegen zu einer Bad Bank für Staatsanleihen?”, fragt der frisch gebackene Buchautor (“Unterm Strich”) im Spiegel-Interview.”
Nanu…
September 17th, 2010 at 20:53
@ Peinhart
Ich tu mal so, als ob ich verstehe, was du sagst. Und hoffe, du hast dafür Verständnis.
September 18th, 2010 at 00:18
Immer wenn ich sehe, was Steinbrück mit dem Mund macht, wenn er gerade nicht spricht, möchte ich ihm ein Aquarium schenken.