Ein “Teufelskreis” ist schon mal per se keiner. Eine Rückkopplungsschleife beschreibt nicht wirklich einen Kreis, und die Unentrinnbarkeit wird spätestens dann von der mystischen Macht zur perfiden Farce, wenn die Bedingungen selbst gemacht und so gewollt sind. Und genau so sind die Hartz-Gesetze angelegt. Eine Schweinerei, deren Strategie darin besteht, Arbeit gleichzeitig zu glorifizieren und faktisch zu entwerten. Derart wird der besitzlose Nichtarbeiter zum Minderleister, der sein Leben nicht verdient hat. Schon zur Strafe drängt man ihn in Beschäftigungsverhältnisse zu Bedingungen, die kein souveräner Arbeiter akzeptieren würde. Womit ein Konkurrenzdruck auf ehemals reguläre Arbeitsverhältnisse entsteht, dem diese kaum standhalten können.

Anstatt aber diesen Mechanismus zu durchbrechen, setzen die zu kaum mehr als solch zynischer Propaganda fähigen Politikverkäufer noch einen drauf. Mit einem beliebten Slogan hausiert die Bundesarbeitsministerin derzeit wieder: “Hartz IV darf nicht attraktiver werden als Arbeit“. Dies freilich ist ein rhetorischer Knoten, der selbst in vier Dimensionen kaum auflösbar wird.

Zumutung Arbeit

Hartz IV macht Arbeit unattraktiv, Hartz IV ist unattraktive Arbeit. In jeder Hinsicht. Es ist ja nicht allein die Lohndrückerei, die durch erzwungene Minijobs ganz folgerichtig zu der Frage führt, ob man 40 Stunden malochen geht, um nachher keinen Cent mehr zu haben. Es ist nicht minder die Sklaven(halter)mentalität, die sich durch den dauernden Zwang ausgebreitet hat. Niemand will einen Job annehmen, weil er “zumutbar” ist. Nicht einmal für gutes Geld und schon gar nicht für Peanuts.

aaFür die meisten Arbeitgeber ist das System genauso unattraktiv. Ich habe die Zwangssituation aus beiden Perspektiven kennengelernt, als Ausschreibender und als Bewerber. An letzeres gewöhnt man sich vielleicht, so unangenehm das auch ist: Sich auf Stellen zu bewerben, die man nicht haben will oder für die man nicht qualifiziert ist. Noch nerviger aber waren die Bewerber, die mir von der Agentur geschickt worden waren. Nicht bloß, daß man sich mit Vorgängen aufhält, die man sich sparen kann. Natürlich gibt es noch zusätzlich Post von der “Agentur”, und regelmäßig ruft ein Spitzel an, ob die Mündel auch artig waren. Das macht solche Bewerber ungemein attraktiv.

Damit sind wir noch nicht einmal bei “Hartz IV”. Hier ist der Zwang noch einmal größer. Es droht Hunger – zumindest der Gang zur “Tafel” – und das Spektrum des “Zumutbaren” ist per definitionem unendlich. Das wissen auf der anderen Seite natürlich vor allem die Leuteschinder, die am liebsten gar keine Löhne zahlen würden und Tätigkeiten “anbieten”, für die jemand, der noch etwas zu entscheiden hat, zumindest eine fürstliche Entlohnung fordern würde. Die dorthin geschickt werden, haben aber gar nichts mehr zu sagen. Dementsprechend sieht die Arbeit aus, die ihnen angeboten, nein, “zugemutet” wird. Was soll da das Gerede vom “attraktiver” Arbeit?

Eine Masse von Sozialzombies

Flankiert, dies sei wiederholt erwähnt, wird das Ganze von der Weigerung, faire Mindestlöhne einzuführen. Und natürlich im selben Atemzug das “Lohnabstandsgebot” beschworen. Das ist schon nicht mehr absurd, das ist psychotisch.
Wem nutzt das? Wie gesagt nicht einmal den meisten Arbeitgebern. Auch nicht der Wirtschaft, die auf zahlungsfähige Konsumenten angewiesen ist. Schon gar nicht der ‘Gesellschaft’, die das alles noch subventioniert, dafür aber in eine Masse von Sozialzombies umgewandelt wird, deren ‘Solidarität’ in Neid, Konkurrenz und Statuskämpfen besteht.

Die Hartz-Gesetze befördern ein Gesellschaftsmodell, das Arbeiter rigoros zu Befehlsempfängern macht. Attraktive Arbeit, wie sie geschaffen werden müßte, um souveräne Arbeiter zum Verkauf ihrer Arbeitskraft zu animieren, ist darin überhaupt nicht vorgesehen, im Gegenteil. Er soll sich nicht verkaufen können, er hat sich zu fügen, um leben zu dürfen. Daraus kann nur folgen, daß der unattraktiven Arbeit eine möglichst unerträgliche Wirklichkeit als Arbeitsloser folgen soll, der zumutbaren Arbeit ein unzumutbares Leben als Unbeschäftigter.

Schmarotzertum und Inquisition

Dieses Programm wiederum ist für Arbeitslose nur zu durchbrechen, indem sie sich halt unters Minimum kürzen lassen und sich nebenbei ein paar Euros ‘schwarz’ verdienen. Es wird also genau das Sozialschmarotzertum gefördert, das am lautesten angeprangert wird, um es natürlich öffentlich zu verfolgen und zu bestrafen. So hat die Inquisition schon immmer gearbeitet.

Dagegen wäre tatsächlich nur ein Mittel wirksam: Attraktive Arbeit. Wer die Zustände verbessern will und die Motivation der Arbeiter, muß wirklich attraktiver Arbeit den Weg bereiten. Ordentlich bezahlt und menschlich gestaltet. Das Programm dafür wäre ziemlich genau das Gegenteil der Hartz-Gesetze.