Die Hartz-Gesetze – Ein Schweineschwanz
Posted by flatter under Best of , Politik[55] Comments
02. Aug 2010 14:33
Ein “Teufelskreis” ist schon mal per se keiner. Eine Rückkopplungsschleife beschreibt nicht wirklich einen Kreis, und die Unentrinnbarkeit wird spätestens dann von der mystischen Macht zur perfiden Farce, wenn die Bedingungen selbst gemacht und so gewollt sind. Und genau so sind die Hartz-Gesetze angelegt. Eine Schweinerei, deren Strategie darin besteht, Arbeit gleichzeitig zu glorifizieren und faktisch zu entwerten. Derart wird der besitzlose Nichtarbeiter zum Minderleister, der sein Leben nicht verdient hat. Schon zur Strafe drängt man ihn in Beschäftigungsverhältnisse zu Bedingungen, die kein souveräner Arbeiter akzeptieren würde. Womit ein Konkurrenzdruck auf ehemals reguläre Arbeitsverhältnisse entsteht, dem diese kaum standhalten können.
Anstatt aber diesen Mechanismus zu durchbrechen, setzen die zu kaum mehr als solch zynischer Propaganda fähigen Politikverkäufer noch einen drauf. Mit einem beliebten Slogan hausiert die Bundesarbeitsministerin derzeit wieder: “Hartz IV darf nicht attraktiver werden als Arbeit“. Dies freilich ist ein rhetorischer Knoten, der selbst in vier Dimensionen kaum auflösbar wird.
Zumutung Arbeit
Hartz IV macht Arbeit unattraktiv, Hartz IV ist unattraktive Arbeit. In jeder Hinsicht. Es ist ja nicht allein die Lohndrückerei, die durch erzwungene Minijobs ganz folgerichtig zu der Frage führt, ob man 40 Stunden malochen geht, um nachher keinen Cent mehr zu haben. Es ist nicht minder die Sklaven(halter)mentalität, die sich durch den dauernden Zwang ausgebreitet hat. Niemand will einen Job annehmen, weil er “zumutbar” ist. Nicht einmal für gutes Geld und schon gar nicht für Peanuts.
Für die meisten Arbeitgeber ist das System genauso unattraktiv. Ich habe die Zwangssituation aus beiden Perspektiven kennengelernt, als Ausschreibender und als Bewerber. An letzeres gewöhnt man sich vielleicht, so unangenehm das auch ist: Sich auf Stellen zu bewerben, die man nicht haben will oder für die man nicht qualifiziert ist. Noch nerviger aber waren die Bewerber, die mir von der Agentur geschickt worden waren. Nicht bloß, daß man sich mit Vorgängen aufhält, die man sich sparen kann. Natürlich gibt es noch zusätzlich Post von der “Agentur”, und regelmäßig ruft ein Spitzel an, ob die Mündel auch artig waren. Das macht solche Bewerber ungemein attraktiv.
Damit sind wir noch nicht einmal bei “Hartz IV”. Hier ist der Zwang noch einmal größer. Es droht Hunger – zumindest der Gang zur “Tafel” – und das Spektrum des “Zumutbaren” ist per definitionem unendlich. Das wissen auf der anderen Seite natürlich vor allem die Leuteschinder, die am liebsten gar keine Löhne zahlen würden und Tätigkeiten “anbieten”, für die jemand, der noch etwas zu entscheiden hat, zumindest eine fürstliche Entlohnung fordern würde. Die dorthin geschickt werden, haben aber gar nichts mehr zu sagen. Dementsprechend sieht die Arbeit aus, die ihnen angeboten, nein, “zugemutet” wird. Was soll da das Gerede vom “attraktiver” Arbeit?
Eine Masse von Sozialzombies
Flankiert, dies sei wiederholt erwähnt, wird das Ganze von der Weigerung, faire Mindestlöhne einzuführen. Und natürlich im selben Atemzug das “Lohnabstandsgebot” beschworen. Das ist schon nicht mehr absurd, das ist psychotisch.
Wem nutzt das? Wie gesagt nicht einmal den meisten Arbeitgebern. Auch nicht der Wirtschaft, die auf zahlungsfähige Konsumenten angewiesen ist. Schon gar nicht der ‘Gesellschaft’, die das alles noch subventioniert, dafür aber in eine Masse von Sozialzombies umgewandelt wird, deren ‘Solidarität’ in Neid, Konkurrenz und Statuskämpfen besteht.
Die Hartz-Gesetze befördern ein Gesellschaftsmodell, das Arbeiter rigoros zu Befehlsempfängern macht. Attraktive Arbeit, wie sie geschaffen werden müßte, um souveräne Arbeiter zum Verkauf ihrer Arbeitskraft zu animieren, ist darin überhaupt nicht vorgesehen, im Gegenteil. Er soll sich nicht verkaufen können, er hat sich zu fügen, um leben zu dürfen. Daraus kann nur folgen, daß der unattraktiven Arbeit eine möglichst unerträgliche Wirklichkeit als Arbeitsloser folgen soll, der zumutbaren Arbeit ein unzumutbares Leben als Unbeschäftigter.
Schmarotzertum und Inquisition
Dieses Programm wiederum ist für Arbeitslose nur zu durchbrechen, indem sie sich halt unters Minimum kürzen lassen und sich nebenbei ein paar Euros ‘schwarz’ verdienen. Es wird also genau das Sozialschmarotzertum gefördert, das am lautesten angeprangert wird, um es natürlich öffentlich zu verfolgen und zu bestrafen. So hat die Inquisition schon immmer gearbeitet.
Dagegen wäre tatsächlich nur ein Mittel wirksam: Attraktive Arbeit. Wer die Zustände verbessern will und die Motivation der Arbeiter, muß wirklich attraktiver Arbeit den Weg bereiten. Ordentlich bezahlt und menschlich gestaltet. Das Programm dafür wäre ziemlich genau das Gegenteil der Hartz-Gesetze.
August 2nd, 2010 at 15:05
die einen peitscht man zu sklavenarbeit, so, wie es einst die weisen im süden der usa taten, und von den anderen behauptet man, eine million euro jahresverdienst seien zu wenig, um die leistungsträger zur arbeit zu motivieren. allein dieses beispiel zeigt, wie tief die kluft in dieser gesellschaft bereits ist.
erst priol hat ende juli wieder erklärt, wofür laternen da sind.
August 2nd, 2010 at 15:09
[...] https://archiv.feynsinn.org/?p=4145#comment-13938 [...]
August 2nd, 2010 at 15:49
Ich wäre ja für ein weit schärferes und grundsätzlicheres Programm, nämlich das System der ‘Erwerbstätigkeit’, des Verkaufs der Arbeitskraft erstmal selbst auf den Prüfstand zu verfrachten. Um zunächst mal herauszufinden, ob sich damit überhaupt noch etwas ‘Attraktives’ bewerkstelligen lässt, wenigstens für die Andeutung einer Mehrheit. Ich glaube nicht daran, geschweige denn ‘Wohlstand für alle’, und von weiteren Risiken und Nebenwirkungen ebenfalls zu schweigen.
Die Notwendigkeit für ein Programm, etwas längst der Entwicklung hinderliches irgendwie doch noch wieder attraktiv machen zu wollen, sehe ich hingegen nicht. Es wäre in meinen Augen nur weitere Zeitverschwendung.
August 2nd, 2010 at 16:09
es wäre, glaube ich, kaum jemandem in den 60ern eingefallen, daß sich in diesem land einmal solch üble verhältnisse würden etablieren können.
schlimm allerdings ist auch, daß ausser geldgierigen kapitalisten, gekauften politgangstern und korrupten gewerkschaften auch die arbeitnehmer selbst mit äusserungen wie “besser schlechte arbeit, als gar keine” und der protestlosen verrichtung von jobs zu hungerlöhnen diese arbeitswelt als unveränderbar hinstellen.
August 2nd, 2010 at 16:15
Genau so wuerde ich das Unterschreiben. Es nutzt nur nichts weil die Politik immer genau das Gegenteil von dem macht.
August 2nd, 2010 at 16:39
@Peinhart: Ich mag deinen dezenten Radikalismus, aber in dem Fall bin ich nachgerade sicher, daß es besser ist, den ersten Schritt vor dem zweiten zu machen. Gerade weil selbst ein Eingeständnis ‘notwendiger’ Lohnarbeit über die Forderung nach wirklich attraktiver Arbeit den Begriff und seine Wirklichkeit zu verändern vermag. Das fängt übrigens schon in der Schule. Die ist m.E. nämlich so zu gestalten, daß die Kinder gern dorthin gehen. Wie gesagt geht es um das Menschenbild: Will ich entscheidungsfähige Menschen, die gemeinsam etwas schaffen oder gefügige Roboter, die einander die Butter auf dem Brot nicht gönnen?
August 2nd, 2010 at 17:03
sehr schöner Artikel…
Ich war vor ein paar Monaten auch mal wieder in der Situation einen neuen Job suchen zu müssen. Der Drang doch einfach IRGENDWAS zu nehmen, ist verdammt groß. Schon krass wenn man daran denkt dass ich gerade mal 1 Monat meiner mir eigentlich zustehenden 8 Monate ALG1 genutzt hab und schon da das einem permanent eingeredete, schlechte Gewissen gespürt hab.
August 2nd, 2010 at 17:04
@flatter
“…bin ich nachgerade sicher, daß es besser ist, den ersten Schritt vor dem zweiten zu machen.”
Dafür bin ich doch immer zu haben. :D Die Frage ist nur, was wäre der erste? Was wäre zB, wenn sich herausstellt, dass man ‘attraktive’ Lohnarbeit unter den ‘gegebenen’ (dh selbstgeschaffenen) Bedingungen gar nicht mehr hinbekommt? Führt das dann tatsächlich dazu, die Bedingungen in Frage zu stellen, und nicht dazu, die Forderung als ‘unrealistisch’ abzuhaken? Es wäre zu hoffen, und ‘nach aussen’ würde ich auch so argumentieren. Das System mit ‘vernünftigen’ Forderungen überziehen und nicht locker lassen – wieso auch, die Forderungen sind ja eben vernünftig. Nur müsste man eben, gelinde gesagt, damit rechnen, dass dieses System sie nicht mehr erfüllen kann, und sollte auch entsprechend gewappnet sein… Vielleicht fehlte nur die Andeutung dieser Möglichkeit. ;)
August 2nd, 2010 at 17:28
@ Peinhart:
Na damit würdest du ja die Frage nach dem ganzen Wirtschaftssystenm stellen. Kann man machen, aber wie gesagt wurde vielleicht erstmal kleiner anfangen. ;-)
Das Hauptproblem ist ja heute, dass die deutschen Arbeitgeber nicht mehr bereit sind, Löhne zu zahlen, die auch die Arbeitnehmer am Wirtschaftsaufschwung partizipieren lassen. Und der Staat hilft dabei, Arbeitslosen all ihre Rechte zu nehmen und sie in jedwede Form von Beschäftigung zu zwingen, um das Lohnniveau noch weiter zu drücken.
Konkrete Mittel dagegen wären eigentlich auch nicht schwer zu finden, etwa der erwähnte Mindestlohn oder natürlich höhere Sozialleistungen.
August 2nd, 2010 at 17:29
@ Peinhart: Fragt sich eben genau, wie ein solches “gewappnet Sein” dann aussehen soll.
August 2nd, 2010 at 17:30
Wow, in so wenigen Zeilen so viel Essentielles… Na ja, ein schönes Neusprech-Beispiel in diesem Kontext hat mir noch gefehlt: der sog. “Arbeitsmarkt”.
Es handelt sich dabei genauso sehr um einen “Markt”, wie wenn mir jemand die Pistole an den Kopf hält und sagt, ich soll mein Brot ab jetzt für 20€ den Laib kaufen.
Um Arbeiten wie Erziehrin, Krankenpfleger, Müllmann etc. attraktiv zu machen, müsste also zumindest die Bezahlung dafür exorbitant steigen (abgesehen mal von den Arbeitsbedingungen), um Leute dafür zu ziehen. 25€ Stundenlohn, da fahr ich auch mal gern aufm Müllauto rum! Und schaffe sicherlich mehr Mehrwert als ein Versicherungsvertreter oder Pharmalobbyist.
August 2nd, 2010 at 18:03
Klingelhella meint: “der sog. “Arbeitsmarkt”.
“Es handelt sich dabei genauso sehr um einen “Markt”, wie wenn mir jemand die Pistole an den Kopf hält und sagt, ich soll mein Brot ab jetzt für 20€ den Laib kaufen.”
In der Tat, realer und/oder “brutaler” kann man die Realität dieses so genannten deutschen “Arbeitsmarktes” – besser: Lohnsklavenmarktes! – wohl kaum noch beschreiben.
Das “Rad der Geschichte” dreht sich zumindest im unserem “Vaterland” verdächtig schnell zurück in unselige Zeiten.
August 2nd, 2010 at 18:59
@Peinhart
Ich hoffe das ich dir jetzt kein Unrecht zufüge, aber habe ich deine “Ausführungen” richtig verstanden?
[nämlich das System der ‘Erwerbstätigkeit’, des Verkaufs der Arbeitskraft erstmal selbst auf den Prüfstand zu verfrachten]
Also ein System auf das ca. 99% aller Herstellung, Produktion und Dienstleistung beruhen abschaffen bzw. Überprüfen ob diese noch Zeitgemäß sind ??
Nur mal zum besseren Verständnis das selbst ein wirtschaftspolitischer Querschläger wie Ackermann ja letztlich seine staatlich subventionierte “Vorstandsspende” mit “Verkauf der Arbeitskraft” versucht zu entschuldigen.
August 2nd, 2010 at 19:01
Ich will ja nichts sagen. Aber die waren 33 Jahre zu früh. Auch, wer zu früh kommt, den bestraft das Leben manchmal.
Innerhalb des Jetzt-Paradigmas kannst du nur noch abwarten, dass sich Geschichte wiederholt. Diese Parasiten haben sich in die Volkswirtschaft gekrallt wie eine wildgewordene Katze in einen Norwegerpulli.
Oder wie Herr Sauerland in seine Pensionsansprüche. Man bekommt sie mit guten Ideen auf demokratischem Wege nicht mehr vom Ruder.
August 2nd, 2010 at 20:00
@flatter
Das hiesse zu allererst eine Debatte darüber zu führen, wie man sich statt dessen organisieren könne und wie man da hingelangt.
@sokrates
Sicher doch. Wann, wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht wir? ;)
August 2nd, 2010 at 20:37
Irgendwie ist es politisch doch so gewollt:
https://meta.tagesschau.de/id/39023/was-unterm-strich-herauskommt-steht-im-herbst-fest#comment-128324
Schild um den Hals mit der Aufschrift:”Nehme jede Arbeit an” – nur damit man janicht irgendwie als Hartz4ler denunziert werden kann….
August 2nd, 2010 at 20:38
@sokrates : Vor allem wenn man berücksichigt, das riesige Teile der hergestellten Waren und Güter entweder ohnehin überflüssig oder zumindest massiv umweltzerstörend wirken.
Wie soll Arbeit denn da bitte als sinnstiftendes Element in einer Gesellschaft wirken und was bitteschön ist das für eine beschissene Form der Teilhabe?
Das hier ist wirklich “fake empire” um mal einen Song von der Band “The National” einzuflechten.
August 2nd, 2010 at 23:03
starker text. gehoert def. in die best of!
auf jeden job kommen 10 bewerber… ausgerechnet einen der drei, die absolut gar keinen bock haben, pruegelt man vor die kamera der qualitaetsmedien. fuck it!
August 2nd, 2010 at 23:07
Wenn Nationen gegeneinander konkurrieren, oder Regionen innerhalb Deutschlands, müssen die Steuern, Löhne, Sozialstandards,usw. immer tiefer sinken.
Jetzt sinken die Standards in unseren Nachbarländern, danach sinken sie bei uns, usw.
Wer in Europa ist die stärkste Wirtschaftsnation?
Wer setzt die Steuer -, Lohn- , Sozialstandards in Europa?
Das sind unsere Politiker.
DIE WIR GEWÄHLT HABEN!
KEINE BANGE ERST WIRD ALLES SCHLECHTER.
PS: Hartz IV ist ein Kombilohnmodell.
Steigende Sätze führen zu mehr Einkommen für Alle.
Es wird Kaufkraft zugunsten der strukturschwachen Regionen umverteilt.
Als erstes hat sich deshalb ein bayerischer Politiker gemeldet, mit schweren Bedenken.
August 2nd, 2010 at 23:40
das problem sind die medien. die leute dort sind offenbar im herdentrieb gefangen und haben keine lust, selbst nachzudenken oder sich zu profilieren. dabei wären die zeiten heute weit besser geeignet als früher, einfach mal etwas ganz anderes zu machen als der rest. das bringt schließlich aufmerksamkeit, das land und die gesellschaft gieren nach haltbarem, jenseits der plumpen synchronisations-wellen von spiegel und co.
August 2nd, 2010 at 23:56
Attraktive Arbeit? Gerne. “Menschlich gestaltet” stelle ich mir schon als schwieriger zu realisieren vor, herrscht doch im Lande eine ausgesprochen vergiftete Atmosphäre, um es mal vorsichtig auszudrücken. In den Kommentarspalten der Online-Qualitätsmedien ergießt sich fortwährend kübelweise Scheiße über die diejenigen, die ohnehin schon am Boden liegen. 30 Jahre Indoktrination des reinen Wettbewerbgedankens und der Verpflichtung auf absolute Leistung haben schon zu tiefe Spuren hinterlassen, als dass man da noch auf ein postives Menschenbild hoffen könnte.
Ein Treppenwitz dagegen, dass nun ausgerechnet dieser Hund(t) einen Mindestlohn für die Zeitarbeitsbranche fordert. Dem müsste es doch eigentlich recht sein, dass im kommenden Jahr Billigkräfte aus Osteuropa einen entscheidenden Beitrag zur Disziplinierung der heimischen Arbeitnehmer leisten.
August 3rd, 2010 at 01:29
Wer sich mal mit dem Thema Richtig beschäftigen will, sollte mal auf den beigefügten Link gehen.
Ich bin zwar nicht mit allen Schlussfolgerungen einverstanden aber seine Grund- und Substanzanalyse ist hervorragend, lückenlos und stichhaltig.
https://www.meudalismus.dr-wo.de/
August 3rd, 2010 at 03:55
Das Problem sind weder die Medien,man muss sich doch nur fragen wer die Macht darüber hat und wem sie gehören,noch andere weit hergeholte Faktoren,ein reales Problem sind möglicherweise Militär und Polizei dieses imperialistisch,faschistischen Europas,aber das eigentlich Problem sind doch wohl wir,die unterdrückten Massen,wer wollte uns denn wirklich aufhalten,wenn wir endlich gemeinsam aufstehen und dieses parasitäre Verbrecherpack beseitigen?
August 3rd, 2010 at 04:20
[...] Ein-Euro-Jobber soll es demnächst 1,10 Euro geben. Immerhin eine "Lohnexplosion" von 10 Prozent Die Hartz-Gesetze – Arbeit glorifizieren, obwohl man sie entwertet Das Spektrum des "Zumutbaren" ist per definitionem unendlich. Das wissen auf der anderen Seite [...]
August 3rd, 2010 at 05:12
@ Bakunin (12): “Das ‘Rad der Geschichte’ dreht sich zumindest in unserem ‘Vaterland’ verdächtig schnell zurück in unselige Zeiten.”
In der Tat. Und die unseligen Hartz-Entrechtungs-Gesetze sind da nur ein Mosaiksteinchen im großen Bild. Es ist doch überall glasklar zu sehen, dass der Zug zurück in den Faschismus donnert, von allen Seiten befeuert.
Das ist ein etwas subtilerer Faschismus als der aus dem letzten Jahrhundert, er tritt gerne “kultiviert” und mit Schlips auf, ist aber kein Quentchen verachtensunwürdiger. Von der Leyens Pläne zur “Bürgerarbeit” für Hartz-IV-Opfer sprechen da schon Bände (siehe z.B. meine Anmerkung dazu: https://narrenschiffsbruecke.blogspot.com/2010/08/burgerarbeit-die-fortfuhrung-der.html ).
Ein Punkt aus flatters Text ist aber besonders hervorzuheben, und der betrifft die so genannte Schwarzarbeit: Es liegt doch auf der Hand, dass jeder Mensch, der trotz verzweifelter Suche nach einem auskömmlichen Arbeitsplatz keinen solchen findet und sich mit der für ein Land wie Deutschland peinlichen “Grundsicherung” zufrieden geben soll, anderweitig um finanzielle Zugaben bemüht. Andere Alternativen werden ihm ja nicht gelassen! Es ist der pure Faschismus, einem Menschen zuerst gesetzlich die Lebensgrundlage zu entziehen, um ihm hernach vorzuwerfen, er verstoße ja gegen Gesetze, wenn er sich auf anderem Wege ein kleines Zubrot verdient.
Das alles vor dem Hintergrund der maßlosen Bereicherung der “Elite” aus Steuergeldern, die jeden Tag aufs Neue dokumentiert wird (“Bankenrettungen”, Privatisierungen, Steuererleichterungen für Reiche etc.). Das ist so absurd, dass auch ein George Orwell nicht darauf gekommen ist.
Ich will nicht als Schwarzmaler erscheinen – aber meine Prognose lautet trotzdem: Sie werden einfach weitermachen, die Entrechtung und Versklavung der Menschen (zuerst die Arbeitslosen, dann auch der Rest) wird weitergehen, die Überwachung der Menschen wird verstärkt, und dann gibt es entweder irgendwann den “großen Knall”, oder die Menschheit versinkt dauerhaft im Konzentrationslager des Neoliberalismus.
Die Hartz-Gesetze sind die Blaupause für diesen Weg auf dem Gebiet des “Arbeitsmarktes”.
Noch ein Wort @ Maxim (21):
Was die Kommentare in unseren “Qualitätsmedien” betrifft, musst Du sehr vorsichtig sein. Da wird gelöscht und zensiert, dass sich die Balken biegen – Hinweise findest Du mannigfaltig im Netz. Die dort veröffentlichte “Bürgermeinung” dürfte zu nicht unerheblichen Teilen das Werk von Zensoren und PR-Agenturen sein, die im Auftrag der elitären Meinungsmache handeln.
So erklärt sich auch leicht der wahnwitzige Qualitätsunterschied zwischen Kommentaren beispielsweise bei Feynsinn und beim WDR.
August 3rd, 2010 at 07:42
[...] Die Hartz-Gesetze – Ein Schweineschwanz Ein “Teufelskreis” ist schon mal per se keiner. Eine Rückkopplungsschleife beschreibt nicht wirklich einen Kreis, und die Unentrinnbarkeit wird spätestens dann von der mystischen Macht zur perfiden Farce, wenn die Bedingungen selbst gemacht und so gewollt sind. Und genau so sind die Hartz-Gesetze angelegt. Eine Schweinerei, deren Strategie darin besteht, Arbeit gleichzeititg zu glorifizieren und faktisch zu entwerten. Derart wird der besitzlose Nichtarbeiter zum Minderleister, der sein Leben nicht verdient hat. Schon zur Strafe drängt man ihn in Beschäftigungsverhältnisse zu Bedingungen, die kein souveräner Arbeiter akzeptieren würde. Womit ein Konkurrenzdruck auf ehemals reguläre Arbeitsverhältnisse entsteht, dem diese kaum standhalten können. Anstatt aber diesen Mechanismus zu durchbrechen, setzen die zu kaum mehr als solch zynischer Propaganda fähigen Politikverkäufer noch einen drauf. Mit einem beliebten Slogan hausiert die Bundesarbeitsministerin derzeit wieder: “Hartz IV darf nicht attraktiver werden als Arbeit“. Dies freilich ist ein rhetorischer Knoten, der selbst in vier Dimensionen kaum auflösbar wird. Quelle: Feynsinn vollständiger Artikel: klick [...]
August 3rd, 2010 at 09:31
Vielen Dank für den Klasse Text! “Dank” aber auch an die Wähler bzw. Nichtwähler welche solche Zustände ermöglichen.
Solche Leute lesen hier aber nicht, sondern eher “Kicker” usw….
August 3rd, 2010 at 10:07
Übrigens – die Flagge im Text kommt meiner gefühlten Flagge dieses Landes schon recht nahe. Der Rahmen stimmt. Käme das abstrakte “A” nun noch als wirres Endloslabyrinth daher, wäre es geradezu perfekt.
Welcome to the Federal Republic of Absurdistan!
August 3rd, 2010 at 10:23
Es ist schon etwas her, da las ich einen Roman. Dort wurde die Sklaverei behandelt.
Fazit – Sklaverei ist besser, für die Abhängigen – denn, der Besitzer trägt die Verantwortung für sein “Kapital”, den Arbeitskräften. Er muss sie versorgen, ihnen Nahrung und Unterkunft stellen, denn sonst sind sie nicht “Leistungsfähig” und er schadet sich selber, da seine Arbeitskräfte weniger Leistung bringen.
Als “freier Mensch” muss er sich so billig wie möglich anbieten, davon sich selbst ernähren, eine Unterkunft finanzieren, weil er ÜBERLEBEN will.
Die Abschaffung der Sklaverei sei also nur ein Trick gewesen, die Kosten auch noch auf die “Skalven” abzuschieben. Sollen sie doch selber sehen, wie sie überleben.
Langsam kommt mir der Verdacht, der Schreiber hatte Recht. Denn wieviele Menschen versklaven sich heute selbst ganz freiwillig, aus ihrer Not heraus. Sklaven untereinander waren auch nicht immer solidarisch. Da gabs die Haus- und die Feldsklaven.
Heute kann man die “Haussklaven” mit den noch “normal Beschäftigten” vergleichen, der Rest ist in der Rolle des “Feldsklaven”.
Und Solidarität – ein schöner Traum. Ich bin WACH.
August 3rd, 2010 at 11:01
Grandioser Artikel, Danke!
“Er soll sich nicht verkaufen können, er hat sich zu fügen, um leben zu dürfen.” und eine ins Menschenbild passende “Bedarfsermittlung” und ein menschenbildgetreues “Gutscheinsystem” alles inklusive. Zu letzterem gab’s einen schönen Kommentar im DLF, Auszug: “[...] Macht die Regierung also alles richtig? Nein. Denn sie regiert anhand eines erschreckenden Menschenbildes.
Zum Vergleich: Unternehmer sollen nicht mit allzu vielen Regelungen gegängelt werden, weil Bürokratie ihre Produktivität dämpft. Spitzenverdienern soll nur wenig genommen werden, um ihre Freiheit, ihre Initiative nicht einzuschränken. Die finanzielle Elite kann sich eben ohne Vorschriften am besten entfalten.
Der mündige Bürger ist in diesem Weltbild jener, der sich privat krankenversichern und seine Kinder auf eine Privatschule schicken kann.
Die armen Leute dagegen, die können offenbar nicht mit Geld umgehen. Und wer mit Geld nicht umgehen kann – wer weiß, vielleicht ist er ja selbst schuld, dass er ganz da unten steht.
Wer Hartz-IV-Empfängern misstraut, der sollte allen gleichermaßen misstrauen: den Armen, der Mittelschicht, den Reichen, den Unternehmern und Konzernen. Und das würde bedeuten: zweckgebundene Gutscheine statt Steuererleichterungen; lückenlose Vorschriften statt freiwilliger Selbstverpflichtungen.
[...]
Auf alle angewandt würde schnell klar: Mit einem freiheitlichen Menschenbild hat diese Politik nicht viel zu tun.”
Und: Dein Schluss ist zwingend weil logisch, erfahrungsgestützt und folglich “bewährt”. Er bedient halt die niedrigsten Instinkte und alle “Nichthartzies” (viele jedenfalls) freuen sich! *Grrrh*
August 3rd, 2010 at 12:05
[...] Zitat des Tages: Die Hartz-Gesetze befördern ein Gesellschaftsmodell, das Arbeiter rigoros zu Befehlsempfän…. [...]
August 3rd, 2010 at 13:58
# » Zitat des Tages zu Hartz IV Nachtwächter-Blah meint:
August 3rd, 2010 at 12:05
“[...] Zitat des Tages: Die Hartz-Gesetze befördern ein Gesellschaftsmodell, das Arbeiter rigoros zu Befehlsempfän…. [...]”
Wäre es nicht exakter. Arbeiter durch Lohnabhängige oder Lohn-bzw. Gehaltsempfänger zu ersetzen?
Denn durch Massenarbeitslosigkeit, massenhafter Unterbeschäftigung – insgesamt mind.(!) 9 Millionen erwerbsfähige Menschen – PLUS dieser asozialen Hartz 4 Gesetzgebung wurden doch praktisch alle Leute, welche ihre Arbeitskraft als WARE auf dem Arbeits(Sklaven)markt anbieten müssen um zu überleben, in sehr vielen Fällen zu Befehlsempfängern des Kapitals und deren Zuhälter-Argen.
Und zu diesen Befehlempfängern gehören eben nicht nur die Arbeiter, sondern ebenso eine Menge Leute, die sich so gern der “MITTE”, dem ominösen “Mittelstand” zurechnen möchten, obwohl auch sie nur mehr oder besser bezahlte Lohnknechte sind.
August 3rd, 2010 at 14:46
Rheinschiffer meint:
August 3rd, 2010 at 09:31
“Vielen Dank für den Klasse Text! “Dank” aber auch an die Wähler bzw. Nichtwähler welche solche Zustände ermöglichen.”
Die immer größere Zahl der Nichtwähler für die heutigen Zustände verantwortlich zu machen halte ich für maßlos übertrieben.
Wenn man schon mag, dann lediglich die aktiven Wähler von CDU/CSU/SPD/FDP/Grünen.
Bei der letzten Bundestagswahl machte dieser reaktionäre Ja-Sager Wählermob runde 52% ALLER Wahlberechtigten aus.
Dagegen sind die “Wähler” der “größten Partei” Deutschlands, nämlich die Nichtwähler, in ihrer Mehrheit schon lange helle genug und haben kapiert, dass mit diesen so genannten “freien Wahlen” (unter der Herrschaft, der Diktatur des Kapitals, einer fast schon totalen Meinungsmache, Verdummung….) in diesem Lande keine wirklichen Veränderungen möglich sind.
Manche mögen es Resignation nennen, ich nenne es auf Grund vieler persönlicher Erfahrungen einfach Einsicht in die Realitäten dieses Landes!
Und was diese Linkspartei, auf welcher eine Menge Hoffnungen ruhten und z.T. fälschlicherweise noch immer ruhen, in diesem System wirklich “wert” ist, was sie so alles “bewirkt”, nun man schaue nach MV, nach Berlin, oder jüngst nach Duisburg, Fall Adolf Sauerland…
Es gibt in diesem Lande augenblicklich weder Parteien noch Gewerkschaften, mit denen ein wirksamer Widerstand gegen die brutale Klassenpolitik von Oben organisiert werden könnte, ganz zu schweigen von einer Veränderung der festzementierten Machtverhältnisse in diesem Land.
Unter solchen Verhältnissen bedeutet eine jede Teilnahme an diesen “freien Wahlen”, ganz unabhängig von seiner persönlichen Wahl, letztlich immer ein JA zu den heutigen Verhältnissen.
Soll man nun die Nichtwähler für deren Weigerung zu diesem JA verurteilen?
August 3rd, 2010 at 15:29
Warum eine Mehrheit sich immer noch affirmativ oder zumindest resignierend gebärdet, da mag dieser Beitrag vielleicht etwas beitragen…
August 3rd, 2010 at 16:37
@Bakunin: Guxu mal hier: https://archiv.feynsinn.org/?p=3189#comment-11358
August 3rd, 2010 at 17:25
@Bakunin: Guxu mal hier: https://archiv.feynsinn.org/?p=3189#comment-11358
Hallo flatter, ich vermute mal, du meinst den Einwand von Andreas, oder?
Wenn ja, so meine ich: Es wird ganz einfach so lange keine Regierungsbeteiligung der PDL im Bund geben, wie sie sich nicht selbst “politikfähig” gemacht hat, zu einer der übrigen Systemparteien zu absoluten Diensten des Kapitals.
Ob Leute wie Ramelow,Bartsch, Ernst, Pau, Gysi u.a. unbedingt bald “Verantwortung” übernehmen wollen oder nicht, Kritiker(Wagenknecht u.a.) dieses Kurses noch dagegenhalten, ohne einen tiefgreifenden programmatischen Kurswechsel in dieser Partei wird ganz einfach keine der übrigen Parteien mit dieser PDL im Bund(!) koallieren.
Tun sie es aber doch wie zur Zeit in einigen BL, hat die PDL auch programmatisch bereits aufgegeben, kapituliert, dient nur als Feigenblatt der herrschenden neoliberalen Politik, siehe Berlin, Sachsen-Anhalt, MV.
Ich selbst habe seit 1994 immer die PDS/PDL gewählt, auch letztes Jahr, habe auch immer und überall wo möglich für die Wahl dieser Partei geworben, doch seit einiger Zeit beobachte ich bei denen eben bedenkliche Entwicklungen,leider!
Es gibt noch ein paar andere kleine linke Parteien, aber dort übt man sich meines Erachtens zu sehr in Ideologie-Akrobatik, setzt zu sehr auf das BELEHREN der “Arbeiter” und anderer “Unwissender”, also alles recht elitäre Sekten.
Einer dieser typischen Vetreter, dieser “Wissenden” trieb ja hier eine Weile sein Unwesen…
Ich stimme übrigens Peinhart(siehe weiter oben) völlig zu, zunächst Forderungen zu stellen, die auch INNERHALB dieses Systems von vielen normalen Menschen als vernünftig und durchführbar angesehen werden.
So kann man sehr wohl an die Menschen “herankommen”, sie zu eigenem Denken, eigenem Erkennen heranführen, ermuntern.
Vor allem muss man deren Sprache sprechen, sie nicht mit einem ideologischen “Kauderwelsch” NERVEN.
Kurzum: Man kann nicht bei jedem kleine Anlaß die “Systemfrage” aufwerfen, den “Kapitalismus” an den Pranger stellen, sondern muss ZUNÄCHST innerhalb dessen nach einer Abhilfe Ausschau halten.
Klappt dies dann nicht, kommen die Leute von ganz allein langsam darauf, dass an dieser “Ordung” mehr faul ist als die paar “Skandale” oder verlogene korrupte Politiker, “Bankster” etc..
Solltest du aber meinen Hinweis auf das “Kommunistische Manifest” gemeint haben, jenen ganzen Beitrag, so war dieser natürlich vor allem an “Eingeweihte” gerichtet, Leute die sich mit dieser Materie schon länger beschäftig haben.
Aber wie schon gesagt, für den Alltagsgebrauch völlig ungeeignet!
Beste mal theoretisierende Grüße!
August 3rd, 2010 at 17:55
Ich meinte eigentlich, daß du gelesen haben mußt, warum ich Arbeiter “Arbeiter” nenne.
Du sagtest in (32): “Wäre es nicht exakter. Arbeiter durch Lohnabhängige oder Lohn-bzw. Gehaltsempfänger zu ersetzen?”
August 3rd, 2010 at 18:49
flatter meint:
August 3rd, 2010 at 17:55
Ich meinte eigentlich, daß du gelesen haben mußt, warum ich Arbeiter “Arbeiter” nenne.
Ja flatter, hab ich schon gelesen und verstanden. :-)
Und in diesem Blog als auch ähnlichen ist ja auch alles soweit ok mit diesem Begriff, jeder HIER dürfte ihn verstehen.
Doch im allgemeinen Bewusstsein dieser Gesellschaft(und in dieser schwimmen wir alle, so oder so!), d.h. im Bewusstsein der großen Masse der Menschen, ist der Begriff des Arbeiters weitgehend eingeschränkt auf Menschen, welche vor allem manuelle, körperlich anstrengende Tätigkeiten innerhalb des kapitalistischen Produktionsprozesses(MARX) ausüben.
Das ALLEIN ist für mich der Grund, in theoretischen Abhandlungen, Betrachtungen den Begriff des Arbeiters besser durch den viel allgemeineren, viel umfassenderen Begriff des Lohn- bzw. Gehaltsempfängers zu ersetzen.
Denn mit diesem Begriff haben wir alle ökonomisch vom Kapital Abhängigen “im Sack”, alle, welche ihre Arbeit verkaufen müssen, ob an einer Werkbank, als Reinigungskraft oder kaufmännischer Sachbearbeiter, Ingenieur, Techniker , Angestellter aller Art…
Sogar im 3. Reich sprach man in der Propaganda gern und oft von “Arbeitern der Stirn” und “Arbeitern der Faust” um so die gesamte “Gefolgschaft” eines Betriebes im Gegensatz zu dem “Betriebsführer” zu benennen.
Die “Volksgemeinschaft” im Betrieb, rein propagandistisch natürlich.
Doch mit dem Ende des Faschismus verschwand auch diese gleichsetzende Begrifflichkeit schnell wieder aus dem Bewusstsein der Masse der Menschen, begann man wieder schnell und ausgiebig zu unterscheiden zwischen “einfachen Arbeitern”, “besseren” Angestellten und Beamten.
August 4th, 2010 at 10:18
Hier hat der Herr Schölzel mal einen recht guten Text vorgelegt, mit Bezug auf die auch hier verhandelten ‘vernünftigen Forderungen. Zitat: “Allein die Einforderung von sozialen Rechtsregeln im Sinne Rousseaus [»Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit.«] führt aber gegenwärtig bereits unmittelbar zur Bedrohung der Eigentumsordnung.” Tja… ;)
@Bakunin: gute Beiträge hier. :)
August 4th, 2010 at 13:13
Achja, Hartz4. Hier schreibt einer derjenigen, die die Mehrheitsgesellschaft am liebsten einschläfern lassen würde, nämlich ein vielgehasster selbstverschuldeter Arbeitsloser.
In meiner letzen Arbeit wurde die Belegschaft von einem Psychopathen in der Position des “Assistenten der Geschäftsführung” gequält. Ich habe damals als Konsequenz entschieden, meinen Job aufzugeben.
Bspw. wurde rausgefunden, daß obiger Assistent mit Hilfe eines Technikers die Haustelefonanlage manipuliert hatte und sämtliche Gespräche der Belegschaft abhören konnte…Nur ein Beispiel der unsäglichen Aktionen, die in dieser Firma so abliefen.
Ich war damals von Beruf Systemadministrator und Chef der EDV und hatte daher ständig Kontakt sowohl mit der GL, als auch mit sämtlichen Angestellten.
Besonders ekelhaft war die Excel-Tabelle, in der mir gelegentlich die gekündigten Mitarbeiter wie erlegte Beute triumphierend vorgeführt wurden.
Mieses Gefühl, wenn man gerade durch seine eigene Arbeit, die ja auch in der Optimierung von IT-Systemen besteht, von so einer kranken Type dann grinsend die eingesparten Gehaltszahlen präsentiert bekommt. Z.B. alleinerziehende Mutter, Teilzeitstelle, durch Neuorganisiation der Arbeitsabläufe eingespart. Echt wahr, diesem Schwein hat das wirklich Spaß gemacht, Leute rauszukicken, der hat echt fett dabei gegrinst…
Diese Vorgänge haben sich übrigens nicht in einer Hinterhofklitsche, sondern bei einem gemeinnützigen Sozialunternehmen abgespielt. Inklusive machtlosem Verdi-Betriebsrat.
Wie dem auch sei. Ich hatte trotz Sperrzeit seit langem wieder einmal das geile Gefühl gehabt, frei zu sein. Endlich tun und lassen, was ICH wollte.
Tja, das Gefühl habe ich immer noch, leider bin ich aber mittlerweile verarmt weil ich nie mehr einen Job gefunden habe.
Ich glaub aber auch einfach, meine früher wirklich gute Motivation, denn ich hab meinen Beruf gerne gemacht, ist durch jene Stelle zerbrochen. Richtig Lust auf Arbeit habe ich seitdem nie mehr so wie früher. Wenn überhaupt, dann möcht ich irgendwas machen, wo ich keine Mitverantwortung für Entlassungen trage und keinen Chef in der Nähe ertragen muss. Fahrradkurier, LKW-Fahrer oder sowas. Aber da verdient man so mies, und/oder hat 12-16h-Arbeitstage und 60h-Wochen, das krieg ich bis jetzt nicht gebacken, anzufangen.
Übrigens habe ich die Erfahrung mit dem JC gemacht, daß die einen in Ruhe lassen, wenn man seine Zwangsbewerbungen “ordentlich” abgibt und nachweist.
Jedenfalls kümmert sich seit Jahren niemand groß um mich. Hab außerdem die 40 überschritten, die haben mich wahrscheinlich aufgegeben.
Es wird auch nie irgendein sinnvoller Plan oder sowas gemacht, um aus der Arbeitslosigkeit und Armut rauszukommen – alle 6 Monate die immergleiche EGV unterschreiben, das wars. Eine Farce. Man muss sich wie Münchhausen selbst aus dem Sumpf ziehen.
Ist manchmal echt zum verzweifeln. Keine Arbeit zu haben find ich eigentlich nicht schlimm, kann mich echt sehr gut selbst beschäftigen und motivieren (Bin z.B. NR / NT und Sportler mit nem KF-Anteil von 15% – ganz im Gegensatz zum Unterschichten-Hartzi-Klischee). Auch mit der Armut kann ich mich irgendwie arrangieren, noch ärmer sind schliesslich die meisten Menschen auf dem Planeten. Das Schlimme aber ist die politisch gewollte Ausgestossenheit und gesellschaftliche Verachtung. Die Drohung mit Arbeitslosigkeit, um Arbeitnehmer gefügig zu machen. Das war und ist echt furchtbare Politik.
August 4th, 2010 at 14:34
Wie sagte die gute Frau von der Leyen so trefflich? “Nun, wir müssen berechnen, was ein Mensch zum Leben braucht.”
Werte Frau Arbeitsministerin, ich bin höchst überrascht. Wer hätte das gedacht? Und das immerhin geschlagene 6 Monate nach dem Urteil des BVerfG.
Wie einfach wäre es doch gewesen, sich einfach die Untersuchung “Was der Mensch braucht” vorzunehmen und dort mal nachzuschlagen. Dort steht alles drin. Sogar transparent, wie das BVerfG gefordert hatte. Auch ohne hunderte hauptamtliche Mitarbeiter, die sich sich nun schon seit 6 Monaten die Köpfe heiß rechnen, wie sie denn den Regelsatz trotz des BVerfG-Urteils möglichst tief ansetzen und begründen könnten.
Hier zum Beispiel zum Nachlesen: https://www.tacheles-sozialhilfe.de/aktuelles/2010/Hausstein-Mindestsicherung-2010.pdf Ich weiß aber auch sehr wohl, dass die Untersuchung auch im BT-Ausschuss “Arbeit und Soziales” angekommen und dort bekannt ist.
Wenn man allerdings eine Sache so gar nicht möchte, ist EINE äußerst erfolgreiche Taktik: Ignorieren. Frau von der Leyen, aber eines Tages können sie die Millionen Menschen nicht mehr ignorieren, die ganz persönlich an ihre Tür klopfen werden, um mit Ihnen über ihre Verantwortung zu reden, die sie durch ihr Ignorieren auf sich geladen haben. Indem Sie diesen ihre Existenzgrundlage geraubt haben, ihr Recht auf ein menschenwürdiges Dasein.
August 4th, 2010 at 16:12
@Lutz Hausstein
Hab Deine Untersuchung abgespeichert. Munition für meine Mehlaktionen *harrharr* macht richtig Spaß! Heute rief die Sekretärin “meines” MdB an: Ich möchte mich noch etwas gedulden, der Herr Seif ist bis zum 16ten in Urlaub. 1) sei im gegönnt, 2) immerhin … 3) am 17ten: *Feuer_tattattattatt*
Wenn Du geneigt bist: Hätte gerne Deine Mehladresse – hier, wie Du mich erreichen kannst:
August 4th, 2010 at 16:44
Lutz Hausstein meint:
August 4th, 2010 at 14:34
Wie sagte die gute Frau von der Leyen so trefflich? “Nun, wir müssen berechnen, was ein Mensch zum Leben braucht.”….
Wir dürfen mit guten Recht davon ausgehen, dass unsere “demokratischen” Politiker sehr gut wissen, dass diese Hartz 4 Regelsätzes keinesfalls zu einem soziokulturell angemessenen Leben ausreichen, insbesonderen in Haushalten mit schulpflichtigen Kindern.
Nur für angemessene Regelsätze zu sorgen ist leider keinesfalls die Aufgabe dieser Politiker, sondern die massenhafte Verbilligung der menschlichen Ware Arbeitskraft im Interesse des in Deutschland mächtige Profite generierenden deutschen und ausländischen Großkapitals, deren Renditeziele, exorbitanten Profiterwartungen.
Diese Wahrheit wurde übrigens bereits zu Beginn 2003 von den damaligen Politikern und zahlreichen anderen Leute ganz offiziell ausgeplaudert, Schröder tat dies sogar in einer Regierungserklärung vor dem Bundestag.
Viele Leute hätten DAMALS nur besser zuhören sollen!
Und da sind wir schon beim Knackpunkt dieser ganzen “Agenda 2010″, von Hartz 4.
Wie vertragen sich angemessene Lohnersatzleistungen für Arbeitslose, vermindert Erwerbsfähige mit dem Ziel einer breiten Senkung der Löhne für Millionen(!) von Beschäftigten?
Nach den eigentlichen Urhebern dieser “Reform” aus den Unternehmer think tanks wie INSM, Bertelsmannstiftung, BDI, DIHT etc.. natürlich gar nicht!
Und deren “Agenden”, deren Interessen haben unsere angeblich “demokratischen” Politiker, in Wahrheit aber gekauften, bestochenenen, in vielen Abhängigkeiten zappelnden Handlanger des Großkapitals mit meist rein zufälligen Parteibüchern von CDU/CSU/SPD/FDP/Grünen zu dienen.
Es ist doch ganz klar, dass diese gekauften und abhängigen Halunken sich wie Schlangen winden bei der kleinsten Idee einer Verbesserung der von Hartz 4 gepeinigten Menschen.
Dass sie dabei ganz vorsätzlich und wissentlich auch die Zukunft so vieler junger Menschen, Kinder und Jugendlichen zerstören, nehmen alle diese Polit- Ganoven mehr als nur billigend in Kauf.
Dennoch hilft hier kein ewiges Jammern und Klagen. Vernünftige Forderungen nach einer Erhöhung der Arbeitslosenunterstützung für alle Arbeitslosen, ob ALG I oder ALG II, parallel dazu die Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn für alle in Höhe von zunächst wenigstens(!) 10 EUR Brutto pro Stunde müssen immer wieder erhoben, in die Öffentlichkeit gebracht werden.
Wie kann es sein, dass in einem “kapitalistischen” EU-Land wie Dänemark die UNTERSTEN Löhne bei umgerechnet 13 EUR und einigen Cents beginnen, in Deutschland dagegen die Löhne weit und breit ins maßlose nach unten fallen?
Wie kann es sein, dass in anderen EU-Ländern Leiharbeiter für gleiche Arbeit gleichen Lohn erhalten, in einigen sogar extra Zuschläge, während sie bei uns schamlos als praktisch rechtlose Billiglöhner ausgebeutet werden, weit ab von den Einkommen der “Stammarbeiter”?
Warum sind in anderen vergleichbaren Ländern Dinge möglich die bei als “zu teuer”, “wettbewerbsfeindlich” dargestellt werden?
Dass bei allen diesen so notwendigen Forderungen Gewerkschaften und PDL so kleinlaut versagen, sich lediglich mit völlig harm-und bedeutungslosen “Presseerklärungen” begügen ist natürlich mehr als beschämend.
Dennoch sollten wir überall wo immer möglich für diese Forderungen eintreten, in einfachen klaren überzeugenden Worten.
August 4th, 2010 at 16:59
@Bakunin: Und wenigen? ;-)
August 4th, 2010 at 19:02
@ flatter: So, jetzt könntest Du die Mehladresse wieder rauslöschen. Ist erledigt.
August 4th, 2010 at 19:06
Done.
August 4th, 2010 at 19:13
Lutz Hausstein: In welchem Zusammenhang ist diese Arbeit eigentlich entstanden? Hälst du das Copyright?
August 4th, 2010 at 19:55
flatter # 47:
Der Zusammenhang ist, dass ich mich seit über 5 Jahren sehr intensiv mit sozialer Gerechtigkeit beschäftige. Und mich auch an den verschiedensten Stellen dafür einsetze und eingesetzt habe. Und da ich außer jahrelangem süßlichem Gesäusel aus der Politik immer noch nichts Konkretes feststellen durfte, bin ich einfach mal in die Offensive gegangen. Ich hatte einfach die Nase voll von diesem ganzen Neusprech.
Copyright. Wenn man es so nennen will. :-) Ist mir aber eher relativ egal. Mir ist wichtig, dass sich endlich etwas ändert. Im Interesse der Betroffenen natürlich. Also darf es jeder nutzen, der will. Es darf halt nur nicht sinnentstellend gekürzt werden. Naja, und ein Hinweis auf den Autor sollte gegeben sein.
Wenn Du mehr wissen möchtest, kannst Du mir ja ´ne Mail schreiben. Meine Adresse solltest Du ja als Blogbetreiber haben. Mir geht es ja nicht um meine Person, sondern um die Sache selbst.
August 4th, 2010 at 20:58
flatter meint:
August 4th, 2010 at 16:59
@Bakunin: Und wenigen? ;-)
Dass ich bei diesem Thema nochmals so “ausschweifend” wurde liegt allein daran, dass ich bei vielen Komentatoren hier und in anderen Blogs oft den Eindruck habe, den Zusammenhang zwischen beschämend niedrigen Hartz 4 Regelsätzen einerseits und dem Programm eines massenhaten Lohndumpings in Deutschland andererseits nicht klar erkannt zu haben, oft nicht klar sehen können, dass Hartz 4 vor allem auch eine “Geisel” gegen alle noch(!) in Lohn und Brot stehenden ist, vor allem auch diesen “das Zittern”, totale Devotheit beigebracht werden soll.
Sorry…! :-)
August 4th, 2010 at 21:37
Bakunin, ich gehe mal davon aus, dass wir hier in unserem Kreis uns darüber einig sein dürften, dass beides gemeinsam durchgesetzt werden muss: Eine angemessene, mit dem Grundgesetz vereinbare soziale Mindestsicherung und ein allgemeiner Mindestlohn. Denn das Fehlen eines dieser Teile wirkt sich negativ auf den anderen Teil aus.
Perspektivisch auch ein Recht auf Arbeit und dessen konkrete Umsetzung. Doch solange dies nicht erreicht ist, müssen erstere die Sicherung für die Menschen darstellen.
August 4th, 2010 at 21:43
@Bakunin: “sorry” ist nicht nötig, ich muß ja nicht alles so genau lesen und weiß, daß du wenigstens das schreibst, was du selber denkst. Aber in der Tat finde ich es wichtig, auf die Leute nicht einzureden - ein Fehler, den ich selbst häufig mache – sondern sich nach Möglichkeit kurz zu fassen, sodaß man die ‘Message’ noch findet.
August 5th, 2010 at 10:56
Aus dem besagten Text von Lutz Hausstein: “Nur der Aufbau eines eindeutig festgelegten Warenkorbes, welcher in seinen Inhalten, Mengen und zugrunde gelegten Preisen in vollem Maße der praktischen Realität entspricht, kann das im Grundgesetz verbürgte Recht garantieren.”
Es ist erschreckend, peinlich, beschämend, (Liste bitte selbst ergänzen) dass auf derartige Selbstverständlichkeiten hingewiesen werden muss. Genau dieser Art sind aber die Forderungen, die es ‘hartnäckig und unermüdlich’ zu wiederholen gilt. Genauso gilt es, den üblichen politischen Formeln zu widersprechen, zB ‘Der Sozialetat ist einer der größten Posten, natürlich müssen wir da ran, wenn wir sparen wollen’. Nein. Eine Mindestsicherung ist eine Mindestsicherung ist eine Mindestsicherung. Und wenn die Einnahmen nicht ausreichen, müssen sie eben erhöht werden. Dieses ‘Argument’ ist keins.
“Perspektivisch auch ein Recht auf Arbeit und dessen konkrete Umsetzung.”
Da wäre ich vorsichtiger, denn das kann eben erstmal nur ein ‘Recht auf Lohnarbeit’ sein – die man damit in gewisser Weise aber auch zementieren würde. Ich würde es vielmehr auch hier mit dem ‘Recht auf Teilhabe’ halten – wozu mE eben auch gehört, an dem allgemeinen gesellschaftlichen ‘tätigen Stoffwechsel mit der Natur’ teilzuhaben, aber eben nicht notwendig in der Form der Lohnarbeit. Man sollte die Anliegen bzw Forderungen mE schon so gestalten, dass sie auch als ‘Brückenköpfe’ dienen können.
August 5th, 2010 at 11:06
(52)Peinhart meint:
August 5th, 2010 at 10:56
Mit einem “Recht auf Arbeit” bzw. Lohnarbeit wäre ich unter den heutigen Umständen auch mehr als vorsichtig.
Denn es könnte sehr schnell zu einem “Recht” auf billigste Zwangsarbeit für das Kapital umfunktioniert werden.
Ansätze sind ja schon mit den 1, 50 JObs gegeben.
August 5th, 2010 at 17:38
@ Peinhart, Bakunin:
Wie ich es gemeint habe, dürfte ja aber auf jeden Fall klar sein. Und es käme dann sicherlich, bei diesen ganzen Euphemisten, auf die exakte Formulierung an. Aber ein “Recht auf Arbeit” ist ja eigentlich ziemlich eineindeutig. Ein klar formuliertes Recht lässt sich normalerweise NICHT in eine Pflicht umdeuten. Und damit dürfte das dann auch nicht zu diesem “arbeiten um jeden Preis” missbraucht werden können.
@ Peinhart #52:
Es gibt übrigens schon den nächsten “Schlager”, diesmal aus Kreisen der Sozialexperten. “Da sich die Experten schon Anfang der 90-er Jahre auf die EVS-Methode geeinigt haben, ist die Warenkorbmethode zur Berechnung abzulehnen.” Das ist dann Begründung genug.
Dass aber bei einer Berechnung aufgrund der EVS-Methode, erst recht, wenn man wie die vergangenen und aktuellen Regierungen noch dubiose Abzüge vornimmt, das dann so ausgerechnete Geld in der Praxis eben gerade nicht zum Leben ausreicht, ist ja völlig egal. Weil die Praxis ja irrelevant ist. Entscheidend ist die Theorie.
Gaga. Mehr fällt mir dazu jetzt nicht ein. Einwas vielleicht. Ich “liebe” Experten.
August 8th, 2010 at 12:17
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