hwsEr ist Lobbyist aus Leidenschaft – und gegen Bezahlung, wie man annehmen darf. Wer aber zitiert diesen losgelassenen Quacksalber noch? Hans-Werner Sinn, Atomlobbyist und neoliberale Allzweckwaffel, kurbelt weiterhin fleißig die Gebetsmühle durchs Land und findet immer wieder jemanden, der ihn auch noch anspricht. Wieder einmal trommelt der Umwelt-Dino für die Atomkraft, und das nach dem Absaufen der Asse und neuer Berechnungen, denen zufolge heute schon mehr als 10 Millliarden Euro Folgekosten aus der Kernkraft anstehen.

Das ficht den Hans-Werner freilich nicht an. Er hält Vorträge vor dem Atomforum, in dem sich Freunde und Förderer zu einem Eintrittspreis von 890 Euro einfinden. Ob davon ein klein wenig für ihn abgefallen ist? Dort dürfte jedenfalls aufmerksam geprüft werden, ob Käptn Iglo seine vorgestrigen Argumente, die allesamt widerlegt sind, noch schön auswendig aufsagen kann.

Die Zukunftsaussichten für die Kernkraft sind durchweg trostlos. Uralt-Meiler, die immer häufiger havarieren, eine sprichwörtlich kollabierte Endlagerung, eine Konkurrenz auf dem Energiemarkt, die sauber und flexibel einsetzbar ist und kalkulierbare wie geringe Folgekosten zeitigt. Dementgegen eine Technik, die nicht auf Bedarfsschwankungen reagieren kann, gigantische Gesamtkosten erzeugt und über zehntausende Jahre nachgesogrt werden muß. Immerhin hat die Atomlobby es geschafft, daß über Kernschmelzen nicht mehr gesprochen werden darf. Ein Ereignis, das nicht staffinden kann, weil es nicht stattfinden darf. Tausende Tote sind also kein Argument, auch nicht nach Tschernobyl.

windstrom

Für ein Genie wie “Professor” Sinn folgt daraus natürlich: Wir brauchen mehr Kernkraft. Der Mann ist uns aber auch um Jahrzehnte voraus. Schon vor Jahren kam er mit der vierdimensionalen Weisheit um die Ecke:

Konsum ist schädlich für das wirtschaftliche Wachstum und unnötig für die Konjunktur. Der derzeitige Boom der deutschen Wirtschaft ist der beste Beweis dafür, dass es für eine gute Konjunktur auf eine sofortige Erhöhung der Konsumgüternachfrage gar nicht ankommt.

Neulich hat er noch einen draufgelegt:

Wir brauchen nicht den Konsum oder den Export, um eine Binnenkonjunktur zu haben. Sie vergessen die Investition. Die Investitionsgüternachfrage nach Gütern aus laufender Produktion – also Bauleistungen, Maschinenausrüstungen – sind ein erheblicher Teil der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. Und dieser Teil hat in Deutschland in der Vergangenheit gefehlt.”

akwNachdem der Meister des Wirrsinns schon den Konsum aus der Wirtschaft eliminiert hatte, kommt er nunmehr auch noch ohne Exporte aus – denen die Sparsamkeit ja ursprünglich dienen sollte. Seine Idealvorstellung vom Kapitalismus sieht also so aus: Es werden keine Löhne bezahlt und keine Produkte mehr abgesetzt, und was wir dabei sparen, wird investiert – in Produktionsanlagen und heimische Finanzprodukte. Das spart sogar eine Menge Energie, und neben den ungenutzt verstaubenden Maschinenhallen fallen marode AKWs auch gar nicht mehr auf.

Im Ernst ist es aber unangemessen, Deutschlands nützlichstem Neoliberalen zu unterstellen, er wolle die geschilderten Zustände herbeiführen. Tatsächlich macht er sich überhaupt keine Vorstellung, er gibt bloß welche. Im Theater der INSM und der ihr angeschlossenen Kernkraftlobby ist ihm der Applaus ebenso sicher wie die Gage. Es wäre allerdings sehr zu begrüßen, wenn die Herren endlich unter sich blieben.