Verfassungsfeind zu allem entschlossen
Posted by flatter under PolitikKommentare deaktiviert
05. Feb 2007 23:54
Die Bedrohung ist nicht nur real, die Bombenleger am Fundament der Verfassung geben nicht auf und sind bereits dort, wo sie den größten Schaden anrichten können. Allein die Justiz kann sie noch aufhalten, wenn sie es kann. Die Rede ist von denen, deren Werk die Veralltäglichung des Ungesetzlichen ist, die Rede ist vom Extremisten Schäuble und seinen Spießgesellen. Er will es nicht lassen, und wenn er noch so oft von Bundesrichtern was auf die ungewaschenen Finger kriegt. Nicht nur Flugzeuge und Schiffe will er abschießen dürfen, nicht nur permanenten Alarm schlagen und die Bundeswehr im Innern einsetzen, er will jetzt auch heimlich Computer überwachen lassen. Wie immer beweist er damit, daß er Grundrechte nicht leiden kann und überdies keine Ahnungvon der Materie hat. Justizministerin Zypries weist nicht zu unrecht darauf hin, daß es die Möglichkeit gibt, Computer zu beschlagnahmen, womit man auch gleich Beweismaterial in der Hand hätte. Aber nein, Schäuble will keine Haussuchung, er will eine Bespitzelung, die einer heimlichen Durchsuchung gleichkommt. Genial, denn wie soll man sich gegen eine Maßnahme wehren, von der man nichts weiß? Mit diesem neuerlichen Faustschlag ins Gesichts des Rechtsstaats ist er exakt auf Stasi-Niveau. Womöglich Jahre später könnten unschuldige Opfer solcher Überwachungsmaßnahmen dann in Akten lesen, was andere bereits alles über sie wissen. Permanent würden privateste Daten in ungeheuren Mengen erhoben, ohne daß die Betroffenen etwas davon wüßten. Dem Mißbrauch der derart erhobenen Daten wären Tür und Tor geöffnet, denn es wäre völlig unkontrollierbar, wer wann wem auf die Festplatte geschaut hat. Schließlich gäbe es nur zwei Gruppen, die effektiv vor solchem Zugriff geschützt wären: Computerexperten und Leute, die damit rechnen, bespitzelt zu werden.
Wer schützt die Verfassung vor Schäuble? Wann schmeißt die Kanzlerin diesen Freak endlich aus dem Kabinett?
Februar 8th, 2007 at 21:40
Passend zu Deinem Beitrag ein aktuelles Interview mit dem Innenminister aus der heutigen TAZ: https://www.taz.de/pt/2007/02/08/a0169.1/text .
Wer das Interview mit Schäuble liest, ist versucht, nach den ersten Antworten an eine Persiflage zu denken. Ganz sicher bin ich mir immer noch nicht, was die Authentizität des Gesprächs anlangt. Aber wenn es authentisch ist, bietet der Verfassungsminister gegenwärtig den größten Anlaß zur Besorgnis, soweit es um den Schutz der Verfassung und der darin verankerten Grundrechte geht.
Offenbar ist Schäuble schon zu lange in öffentlichen Ämtern, er kann wohl gar nicht mehr anders, als sich den Bürger reduziert auf eine zu verwaltende Größe vorstellen. Bei Otto Schily war der gleiche Effekt zu beobachten.
Das hat dann Aussagen zur Folge, die Sprachlosigkeit hervorrufen. Etwa die, daß es eine Garantie von rechtlich abgesicherten Ermittlungsmethoden nicht einmal mittelfristig geben könne, schließlich müsse man sich aus ermittlungstechnischer Sicht alle Möglichkeiten offen halten.
Wer sich auf Maßnahmen festlege, sei undemokratisch und stelle sich “außerhalb des Rechtsstaates”.
Nach solchen Sprüchen neigt der Leser dazu, Kleinigkeiten wie das nachträgliche Bedauern über die Zustimmung zu der Regelung, die die Nutzung von Mautdaten zur allgemeinen Kriminalitätsbekämpfung verbietet, ihrem Urheber nachzusehen.
Der Gipfel des grundrechtsrelativistischen Geschwätzes ist aber erreicht, wenn Schäuble dartut, daß die Aufgabe des Innenministers allein darin bestehe, das Maximum an innerstaatlicher ‘Sicherheit’ zu garantieren.
Nach diesen Worten müsste sich Schäuble eigentlich fragen lassen, ob er den Verstand verloren hat.
Den rechten Bezug zur Verfassung und zu den Grundrechten, deren Schutz seine vornehmste Pflicht wäre, hat er ganz sicher verloren.
Februar 8th, 2007 at 22:08
Daher ist der Name “Schäuble” auch einer der am häufigsten genannten (und geschmähten) in diesem Blog. Den Mann wird man nicht mehr in einen Demokraten verwandeln, aber ich frage mich, warum es im Kabinett und im Parlament nicht den entsprechenden Gegenwind gibt. Die Kanzlerin schweigt, und alte Weggefährten stoßen in dasselbe Horn (siehe https://archiv.feynsinn.org/?p=384). Muß man noch paranoid sein, um allmählich zu befürchten, daß der Rechtsstaat sehr ernsthaft in Gefahr ist? Haben die Leute nicht die Phantasie dafür, was passiert, wenn Schäubles Ideen Wirklichkeit werden und vielleicht einmal sehr absichtsvoll ausgenutzt?