Horst Köhler tritt also zurück. “Aus Mangel an Respekt” vor seinem Amt, meint er. Das ist originell, denn erstens hat auch ein Bundespräsident nicht den Anspruch, ohne Ansehen der Person und seiner Handlungen “respektiert” zu werden, und zweitens ist die Kritik an ihm und seinen Aussprüchen mehr als berechtigt. Was soll das überhaupt heißen, “Respekt vor dem Amt”? Hat irgendwer etwas gegen die Einrichtung eines Staatsoberhaupts? Ist Heinrich Lübke durch Richard von Weizsäcker rehablilitiert oder Karl Carstens durch Johannes Rau?

Der Bundespräsident hat eine überparteiliche Kontrollfunktion in der Republik und keine Richtlinienkompetenz, die eben der Kanzlerin obliegt. Seine Stellungnahmen zum politischen Tagessgeschäft und der Großwetterlage haben traditionell den Charakter eines Denkanstoßes und sollten daher entsprechend diplomatisch ausfallen. Was Köhler im Sinne der Militarisierung der Außenpolitik zu Protokoll gegeben hat, war weder diplomatisch noch präsidial. Gerade als ehemaliger Direktor des IWF mußte ihm klar sein, daß sein Wort von der “Wahrung der Interessen” schon richtig fehlinterpretiert werden würde.

Jetzt ist er also beleidigt, weil die Öffentlichkeit ihn ernster nimmt als er selbst sein Amt. Eine Freundin sagte mir eben: “Das ist doch nur konsequent, zurückzutreten, wenn er sein Amt nicht respektiert.” Dem ist nichts hinzuzufügen.